Auszug aus dem „Bericht uͤber die Naturhiſtoriſchen Reiſen der Herren Ehrenberg und Hemprich durch Aegypten, Dongola, ꝛc. ꝛc. in den Jahren 1820 — 1825. Geleſen in der Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften von Alexander von Humboldt . Die erſte Haͤlfte des erſten Bandes obiger Reiſebeſchreibung iſt, wie uns Herr Dr. Ehrenberg meldet, fertig gedruckt, und wird zur Oſtermeſſe ausgegeben werden. Es iſt daher wohl an der Zeit, das Publicum auf dieſes vaterlaͤndiſche Werk aufmerkſam zu machen, was wir nicht beſſer thun zu koͤnnen glauben, als indem wir obigen Auszug unſern Leſern mittheilen. Red. Als im Jahre 1820 der Herr General Menu von Minutoli ſich entſchloſſen hatte, eine Reiſe in den Orient, deren Hauptzweck antiquariſche Unterſuchungen waren, zu unternehmen, trug er bei der Akademie darauf an, daß ihm einige junge wiſſenſchaftliche Maͤnner auf Koſten des Staats beigeſellt wuͤrden. Das Koͤnigliche Miniſterium erlaubte dem Profeſſor der Architectur Herrn Liman ſich der Unternehmung anzuſchließen, und die Akademie der Wiſſenſchaften bewilligte den Doctoren der Medicin Herren Ehrenberg und Hemprich, zwei Naturforſchern, die ſich ſchon durch eigene Arbeiten ausgezeichnet hatten, die Geldmittel, welche zur Erreichung des beabſichteten Zweckes fuͤr die erſten Jahre hinlaͤnglich ſchienen. Jn Rom vermehrte ſich durch die Liberalitaͤt Sr. K. H. des Prinzen Heinrich von Preußen die Geſellſchaft der Reiſenden durch den Orientaliſten und Doctor der Philoſophie, Herrn Scholtz. Der Plan des Generals Freiherrn von Minutoli war, Aegypten mit ſeinen Oaſen, die Cyrenaika, Dongola, die Halbinſel des Sinai, Palaͤſtina, Syrien und einen Theil von Kleinaſien zu bereiſen, und uͤber Griechenland nach Deutſchland zuruͤckzukehren. Die Naturforſcher erhielten von der Akademie der Wiſſenſchaften eine kurze ſchriftliche Jnſtruction, wie auch einzelne Fragen uͤber Gegenſtaͤnde, die in jenen fernen Laͤndern vorzuͤglich zu beruͤckſichtigen waͤren. Jn dem Anfange des Monats Auguſt traf die ganze Geſellſchaft, mit Ausnahme des Profeſſors Liman in Trieſt zuſammen, und wurde auf zwei Schiffe vertheilt, die im September in den Hafen von Alexandrien einliefen. Erkundigungen uͤber die Moͤglichkeit einer Reiſe nach Cyrenaika wurden von denen, die der Gegend kundig waren, ſo beantwortet, daß das Unternehmen ohne ſtoͤrende Gefahr moͤglich ſchien. Herr Drovetti, der als franzoͤſiſcher Konſul viele Jahre in Aegypten gelebt, und der ſelbſt die Oaſe von Siwa beſucht hatte, leitete mit zuvorkommender Gefaͤlligkeit die Ausruͤſtung der Caravane, welche aus ſechs und funfzig Kameelen und fuͤnf und zwanzig bewaffneten Bedulnen beſtand, worunter ein Araberfuͤrſt und ſeine Verwandten. Ein großherrlicher Firman und ſpecielle Empfehlungsbriefe des Paſcha von Aegypten an Halil Bey von Derna, welche der General von Minutoli ſich verſchafft hatte, ließen die Entfernung aller politiſchen Hinderniſſe erwarten. Der Profeſſor Liman war nach Abreiſe der Caravane in Alexandrien angekommen, und erreichte ſie erſt bei Abufir. Uebergroße Eile hatten ihn die Sorge fuͤr zweckmaͤßige Kleidung verſaͤumen laſſen, und ohnerachtet ſeine Reiſebegleiter alles aufboten, um dieſem Mangel abzuhelfen, ſo hat derſelbe doch wahrſcheinlich viel zu der traurigen Zerruͤttung ſeiner Geſundheit beigetragen. Die Boͤsartigkeit der freien Beduinen erregte taͤglich ernſthaften Zwiſt in der Caravane. Sie gehoͤrten zu verſchiedenen Staͤmmen, und als man ſchon weit in der libyſchen Wuͤſte vorgedrungen war, erklaͤrte der Beduinenfuͤrſt Hadſchi Endaui ſelbſt, daß er uͤber dieſe verſchiedenen Staͤmme keine Gewalt ausuͤben koͤnne. Seine Ungeduld war eben ſo groß, als die der Reiſenden. Unter dieſen unguͤnſtigen Umſtaͤnden, welche Nachtwachen auszuſtellen noͤthig machten, gelangte die Caravane bis an einen Punkt, der nur eine Tagereiſe von der Grenze des Tripolitaniſchen Gebiets entfernt iſt. Der Beduinenfuͤrſt erklaͤrte, daß er ohne die ausdruͤckliche Erlaubniß von Halil Bey in Derna die Grenze nicht uͤberſchreiten koͤnne. Boten wurden deshalb mit den Empfehlungsſchreiben vorausgeſandt. Da die Uneinigkeit unter den Beduinen taͤglich zunahm, ſo wurde die Caravane dergeſtalt getheilt, daß der General von Minutoli mit dem Beduinenfuͤrſten und dem Hauptdollmetſcher uͤber das Ammonium nach Kahira zuruͤckkehrte, der andere Theil der Caravane aber, zu dem die Naturforſcher und Kuͤnſtler gehoͤrten, ſich entſchloß, die Ruͤckkehr der ausgeſandten Boten abzuwarten. Dieſe Trennung der Reiſenden geſchah bei Bir el Kor. Siebzehn Tage harrte man vergebens in der Wuͤſte. Die Boten erſchienen nicht und Reiſende, auf die man ſtieß, erzaͤhlten, daß Halil Bey von Derna uͤber die Ankunft einer Caravane, in der ſich ein General befand, ſehr beſtuͤrzt waͤre. Bei laͤngerer Zoͤgerung wuͤrde der Zeitraum, fuͤr welchen die Kameele gemiethet waren, abgelaufen ſein. Man beſchloß daher, ſich nach der Oaſe von Siwa zu begeben, wo man vor den eigenen Beduinen Schutz erwartete. Ein anſehnliches Geſchenk wurde einem Fuͤhrer, der in einem Beduinenlager zuruͤckblieb, verheißen, wenn er eine guͤnſtige Antwort des Bey von Derna nach Siwa bringen koͤnnte. Jn allen dieſen Hoffnungen ſah man ſich abermals getaͤuſcht. Die Caravane zog faſt ununterbrochen fuͤnf Tage und fuͤnf Naͤchte lang durch die Wuͤſte. Jn Siwa erklaͤrten die Haͤupter, welche in der Oaſe die Obergewalt ausuͤbten, die Reiſenden fuͤr Spione und droheten, auf ſie ſchießen zu laſſen, wenn ſie die Grenzen eines ihnen angewieſenen Raumes uͤbertreten wuͤrden. Auf der Ruͤckreiſe nach Alexandrien erkrankten, als Folge der eingetretenen kuͤhlen Witterung und der ermuͤdenden Maͤrſche, Profeſſor Liman und Wilhelm Soͤllner, der Gehuͤlfe der Naturforſcher. Beide gelangten zwar noch bis Alexandrien, erlagen aber dort im Anfange des Monats December, als Opfer ihrer muͤhſeligen Anſtrengungen. Der Orientaliſt Herr Scholtz trennte ſich in Kahira von den Naturforſchern und nahm ſeinen Weg nach Palaͤſtina. Ehrenberg und Hemprich verfolgten von nun an allein den ihnen vorgeſchriebenen Reiſeplan. Eine im Monat Maͤrz unternommene Excurſion nach der Provinz Fajum wurde durch ein dreimonatliches Nervenfieber des Doktor Ehrenberg, unter einem Zelte am Fuß der großen Pyramide von Sakhara unterbrochen. Nur die ſorgfaͤltigſte Pflege ſeines Freundes konnte ihn retten. Erſt am Ende des Julius 1821 war es moͤglich, die Reiſe durch Fajum fortzuſetzen. Sie wurde fuͤr die Entomologie von groͤßerer Ausbeute, als irgend eine andere. Durch Erkaͤltung im See Moeris bei einer Waſſerjagd ſtarb der Gehuͤlfe Franz Kreyſel, ein Schleſier aus Auras, der Soͤllners Stelle vertreten ſollte, an der Ruhr. Die Geldſummen, welche die Akademie der Wiſſenſchaften aus ihren eigenen Mitteln gewaͤhrt hatte, waren nun erſchoͤpft, und die Reiſe haͤtte ſchon ihr Ende erreicht, wenn nicht die Wuͤnſche der Akademie durch den Koͤnigl. Staatsminiſter Freiherrn von Altenſtein auf das Thaͤtigſte beguͤnſtigt worden waͤren. Die Reiſenden entſchloſſen ſich, in der gerechten Hoffnung, neue Formen von Naturkoͤrpern in den ſuͤdlichen Laͤndern zu entdecken, der ſiegreichen Armee Mehemed Ali’s zu folgen. Sie zogen nun von Auguſt 1821 bis Februar 1823 durch Nubien nach Dongola. Alle Erwartungen, welche dieſe von Naturforſchern nie betretenen Laͤnder erregen konnten, wurden auf das gluͤcklichſte erfuͤllt. Ehrenberg und Hemprich gelangten durch Nubien bis in die Wuͤſte bei Embukol und Corti, welche Sennaar, Cordofan und Dongola trennt. Verminderung der Geldmittel und der Wunſch, die ſchon geſammelten Naturalien in Sicherheit zu bringen, bewogen die Reiſenden, ſich hier zu trennen. Doktor Hemprich ſuͤhrte die Sammlungen nach Alexandrien, wo er, ſtatt des gehofften Geldes, Befehl zur Ruͤckkehr fand. Doktor Ehrenberg, der in Dongola geblieben war, verließ dieß Land, welches durch eine Revolution und die Ermordung von Jsmael Paſcha in große Verwirrung gerathen war. Seine Geſundheit hatten tropiſche Wechſelfieber geſchwaͤcht. Auf dieſer Reiſe ertrank der Jtaliener Vincenzo im Nil und der Dollmetſcher Jbrahim ſtarb an der Peſt. Ehrenberg und Hemprich waren nun gezwungen, in Aegypten ihre Kameele und Effecten zu verkaufen. Jndem ſie ſich ſchon zu der befohlenen Ruͤckreiſe ruͤſteten, kam die freudige Nachricht, daß die Regierung ihnen neue betraͤchtliche Vorſchuͤſſe zur Fortſetzung ihrer Unternehmung bewilligen werde. Um die Zeit nuͤtzlich anzuwenden, welche bis zum Empfang derſelben verlaufen koͤnnte, beſchloſſen ſie den Meerbuſen von Suez, das Sinai- Gebirge und die Jnſeln laͤngs der Kuͤſte von Akaba bis Moile zu beſuchen. Dieſe Ausflucht dauerte uͤber neun Monate vom Mai 1823 bis Maͤrz 1824. Hemprich kehrte zuerſt mit den auf der Halbinſel gemachten Sammlungen nach Alexandrien zuruͤck, fand aber nur die Haͤlfte der Summe welche er erwartete. Ehrenberg blieb fuͤnf Monate lang in Tor und leider in ſo großer Verlegenheit, daß er an den erſten Lebensbeduͤrfniſſen Mangel litt. Der fruͤher entworfene Plan, nach welchem beide Reiſende ſich in Tor nach Habeſſinien einſchiffen ſollten, mußte nun aufgegeben werden, und erſt bei Ehrenberg’s Ruͤckkehr nach Alexandrien klaͤrte ſich das Dunkel auf, das uͤber der Ankunft der neuen, vom Staate bewilligten Gelder ſchwebte. Es lief die traurige Nachricht ein, daß der preußiſche Konſul in Trieſt, bei welchem die Summen niedergelegt waren, fallirt und ſich entleibt haͤtte. Nun blieb den Naturforſchern nichts uͤbrig, als neue Befehle und Vorſchuͤſſe abzuwarten. Die Peſt wuͤthete in Aegypten, und es ſchien erſprießlicher, ſtatt abgeſchieden in Unthaͤtigkeit zu leben, in der guͤnſtigſten Jahreszeit den zur See nur zwoͤlf Tagereiſen entfernten Libanon zu beſuchen. Ein Aufenthalt von drei Monaten war hinlaͤnglich, um den Schneebedeckten Ruͤcken dieſes Gebirges zweimal zu uͤberſteigen, einmal uͤber Sanin durch Coͤleſyrien nach den Ruinen von Balbeck und das zweitemal von Balbeck uͤber Biſcherra und den libanotiſchen Cedernwald nach der Kuͤſte von Tripolis. Jm Anfang des Monats Auguſt 1724 erreichten die Reiſenden wieder Damiatte und Alexandrien, doch erlitt die Geſellſchaft einen neuen Verluſt. Auf der Ruͤckkehr aus Syrien ſtarb ein Europaͤiſcher Gehuͤlfe am Wechſelfieber. Gluͤcklicher Weiſe waren indeß in Aegypten die neuen Geldmittel und neue Befehle zur Fortſetzung der Reiſe angekommen. Mit wiederbelebtem Muthe beſchloſſen Ehrenberg und Hemprich ſogleich die laͤngſt gewuͤnſchte Reiſe nach Habeſſinien anzutreten. Das rothe Meer verſprach ihnen einen großen Reichthum von Corallenthieren, Anneliden und Mollusken; die fragmentariſchen Bemerkungen, welche aus Forskal’s Papieren gerettet worden ſind, machten neue Unterſuchungen uͤber die Jchthyologie jener warmen Gewaͤſſer wuͤnſchenswerth. Am 27. November 1824 konnte die Reiſe nach Habeſſinien angetreten werden. Sie ging zuerſt zur See von Suez nach Dſchedda, wo eine Excurſion gegen Mecca gemacht wurde, um die beruͤhmte Balſampflanze zu beſtimmen. Weiter gegen Suͤden in Gumfude, im wuͤſten Arabien, zeigte ſich ein tuͤrkiſcher Gouverneur dankbar fuͤr die aͤrztliche Huͤlfe, die er von den Reiſenden empfing. Er gab ihnen ein militaͤriſches Geleite, mit dem ſie das nahe gelegene Gebirge Derban ſicher unterſuchen konnten. Bei Fortſetzung der Seefahrt waren wichtige Gegenſtaͤnde der Beobachtung: die vulkaniſche Felſeninſel Ketumbul und eine andere, in der Gazellen umherſtreifen, und die von den Einwohnern Farſan genannt wird. Letztere fehlt in der Karte, die Lord Valenzia’s Reiſe begleitet. Von Giſan aus, einem Grenzorte zwiſchen dem gluͤcklichen und wuͤſten Arabien, zogen die Naturforſcher nach Loheia, in deſſen Naͤhe der ungluͤckliche Forskal ſich ruͤhmt, den groͤßten Schatz arabiſcher Pflanzen geſammelt zu haben. Suͤdlicher wurden Kameran, Hauakel und Dalac beſucht, und erſt am 24. April 1825 wurde der Hafen Maſſaua erreicht. Hier erhebt ſich gegen Suͤd-Weſten das Habeſſiniſche Hochland, welches das eigentliche Ziel der Reiſe ſein ſollte. Hemprich machte eine Excurſion nach dem Gedamgebirge. Ehrenberg gelangte im Tarantagebirge bis an die heißen Quellen von Eilet. An dem Abhange des Hochlandes von Habeſſinien wurden Naturprodukte geſammelt, die ſchon ihrem Standorte nach, zu den ſeltenſten gehoͤren, welche ein Europaͤiſches Muſeum beſitzen kann. Leider wurden ſo vielverſprechende Ausſichten bald durch neue Ungluͤcksfaͤlle getruͤbt. Eine epidemiſche Krankheit herrſchte in Maſſaua. Sie koſtete dem Gehuͤlfen der Naturforſcher (Niemeyer, aus Braunſchweig gebuͤrtig) das Leben; alle uͤbrigen Reiſenden, den Jtaliener Finzi ausgenommen, der als Maler beſoldet war, erkrankten und ſchwebten lange in großer Gefahr. Doktor Hemprich von der beſchwerlichen Bergreiſe ermuͤdet, unterlag am 30. Junius, nachdem er fuͤnf Jahre lang Beweiſe eines ausgezeichneten Talents, einer raſtloſen Thaͤtigkeit und des perſoͤnlichen Muthes gegeben hatte, ohne den kein Unternehmen im Orient ausgefuͤhrt werden kann. Doktor Ehrenberg durch den Verluſt ſeines Freundes tief niedergeſchlagen, dachte nun auf ſeine Ruͤckkehr und nach zehnmonatlicher Abweſenheit reiſte er uͤber Dſchedda, Coſſir und Kahira nach Alexandrien, wo er ſich am Anfang des Novembers 1825 nach Trieſt einſchiffte. Dies iſt die allgemeine Ueberſicht der Laͤnderſtriche, in denen die Beobachtungen geſammelt worden ſind. Jn der Aufzaͤhlung deſſen, was die Reiſenden fuͤr Botanik und Geographie der Pflanzen, fuͤr Zoologie und vergleichende Anatomie, fuͤr Geognoſie und Mineralogie, fuͤr Laͤnder- und Voͤlkerkunde geleiſtet haben, werden Ehrenberg’s und Hemprich’s Arbeiten nie von einander getrennt werden, da beide Naturforſcher, durch die engſten Bande der Freundſchaft verbunden, vor der Reiſe und waͤhrend derſelben den Wunſch ausgeſprochen haben, daß alles Beobachtete als ihnen gemeinſam angeſehen werde. Bei dem Zweck dieſer Reiſe ſind Beobachtungen uͤber Voͤlker- und Laͤnderkunde, ſo wie graphiſche Verſuche dieſer Art nur als Nebenarbeiten zu betrachten; doch wird die kurzgefaßte Erwaͤhnung deſſen, was auch in dieſem Fache geſchehen iſt, lehren, daß die Reiſenden, ohne Huͤlfe aſtronomiſcher Ortsbeſtimmungen, durch haͤufige Meſſung der Winkel, welche die wichtigſten Punkte mit dem magnetiſchen Meridian machen, durch Schaͤtzen der Abſtaͤnde und durch ſorgfaͤltig gefuͤhrte Jtinerarien doch viele wichtige topographiſche Materalien zuſammengetragen haben. Am Eingange des Meerbuſens von Akaba und bei Giſan hat Herr Ehrenberg die Umriſſe mehrerer Jnſeln gezeichnet, welche in Valentia’s Karten gaͤnzlich fehlen. Die Jnſel Farſan von drei Tagereiſen im Umfange mit drei Doͤrfern und mehreren Haͤfen fuͤr kleine Schiffe, iſt als eine neue geographiſche Entdeckung zu betrachten. Eine beſondere Aufmerkſamkeit verdienen ferner die Reiſerouten von Tor nach dem Sinai und Suez; uͤber Bir Beda nach dem Schilfſumpfe ohnweit dem Berge Goaͤbe; von Suez bis zur Jnſel Cameran laͤngs der Oſtkuͤſte des rothen Meeres, wo eine Menge Ankerplaͤtze den Geographen unbekannt waren; von Gumfude in das Land der Wechabiten bis zum Berge Derban; von Maſſaua in Habeſſinien bis zu dem Tarantagebirge und den warmen Quellen bei Eilet; von den beiden Schneeſpitzen des Libanon durch Coͤleſyrien nach Balbek und von da nach der Kuͤſte von Tripolis; von Alexandrien nach Bir el Kor und von da nach der Oaſe von Siwa. Jn den noͤrdlichen Kuͤſtenlaͤndern des rothen Meeres wurden geographiſche Beobachtungen geſammelt, welche fuͤr die aͤlteſten und ehrwuͤrdigſten Traditionen des Menſchengeſchlechts aufklaͤrend ſind. So ſahen die Reiſenden Bir Beda, wahrſcheinlich das bisher noch unbeſtimmt gebliebene Bedea der heiligen Schrift und das Schilfmeer Jam ſuf. Das alte Midian, Moſes Aufenthaltsort, wird noch durch die Lage von Magne, wo Haͤuſer, von Gaͤrten umgeben, liegen, bezeichnet. Bei Tor erkannten Ehrenberg und Hemprich in dem warmen Quell Rhalim die Station der Jſraeliten Elim. Brunnen ſind in dieſen Laͤndern bleibendere Denkmaͤler der Natur, als Waͤlder und Sandhuͤgel. Außer dieſen geographiſchen Notizen haben die Reiſenden noch nach Europa geſandt: 1) ein Verzeichniß ſaͤmmtlicher Ortſchaften der Maroniten im noͤrdlichen Theile des Libanon in arabiſcher und lateiniſcher Orthographie, 619 an Zahl, geſchrieben von einem Secretair des Emir Bſchir, Prinzen des Libanon. 2) ein Namenverzeichniß ſaͤmmtlicher Ankerplaͤtze, Jnſeln, Corallenriffe und Ortſchaften an der Oſtkuͤſte des rothen Meeres zwiſchen Suez und Cameran 287 an Zahl, großentheils in arabiſcher Sprache. 3) ein aͤhnliches Namenverzeichniß, (86 an Zahl) fuͤr die Weſtkuͤſte des rothen Meeres. 4) die von einem Araber, in der Armee des Paſcha von Aegypten aufgenommene Karte des Landes der Wechabiten von Taife (bei Mecca) bis Aſſir und Gumfude. 5) Profile der gebirgigten Oſtkuͤſte des rothen Meeres, des Sinai, des Libanon und der Jnſel Cypern, von Doktor Ehrenberg gezeichnet. Wir erwaͤhnen nicht der Bemerkungen uͤber Menſchenraçen, Sitten und Sprache, welche die Tagebuͤcher der Naturforſcher enthalten. Sie haben uͤberall den Einfluß der Klimate auf den Organismus beobachtet, und gegen 800 Thermometer-Beobachtungen in Gegenden angeſtellt, uͤber deren mittlere Temperatur, innerhalb der Tropen oder an der ſuͤdlichen Grenze der temperirten Zonen, (wo noch eine betraͤchtliche Winterkaͤlte eintritt) man bisher ſo wenig beſtimmte Erfahrungen hat. Fuͤr die Koͤnigliche Sammlungen ſind viele Menſchen- und Thier-Mumien, zwei griechiſche Papyrus-Rollen in Aegypten gefunden, ſieben arabiſche Manuſcripte und eine habeſſiniſche Bibel (die Pſalmen in der Amhara-Sprache) wichtige Bereicherungen geworden. Es wird unſern Leſern nicht unwillkommen ſein, zu erfahren, welchen Plan ſich Herr Doktor Ehrenberg fuͤr die oͤffentliche Mittheilung der von ihm und ſeinem verſtorbenen Freunde geſammelten Materialien vorgezeichnet hat. Er gedenkt dieſelben in zwei groͤßern Abtheilungen unter dem gemeinſamen Titel: Naturgeſchichtliche Reiſen in Nord-Afrika und Weſt-Aſien bekannt zu machen. Die erſte derſelben wird die eigentliche Reiſebeſchreibung, die andere die ausfuͤhrliche Darſtellung und Beſchreibung der beobachteten Naturkoͤrper enthalten. Die Reiſebeſchreibung zerfaͤllt nach einer vorangeſchickten Einleitung in folgende ſechs Abſchnitte: 1) Reiſe von Alexandrien gegen die Cyrenaica; 2) Reiſe nach Ober- Aegypten, dem Fajum und Dongola; 3) Bemerkungen uͤber Aegypten; 4) Reiſe auf das Sinai-Gebirge; 5) Reiſe nach Syrien und dem Libanon; 6) Reiſe nach Arabien und Habeſſinien.