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Alexander von Humboldt: „Auszug aus dem ‚Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich durch Aegypten, Dongola, etc. etc. in den Jahren 1820–1825.‘ Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1827-Bericht_ueber_die-5> [abgerufen am 25.04.2024].

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Titel Auszug aus dem ‚Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich durch Aegypten, Dongola, etc. etc. in den Jahren 1820–1825.‘ Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften
Jahr 1828
Ort Berlin
Nachweis
in: Journal für die neuesten Land- und Seereisen und das Interessanteste aus der Völker- und Länderkunde zur angenehmen Unterhaltung für gebildete Leser aus allen Ständen 58 (1828), S. 272–283.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken; Schmuck: Trennzeichen.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: IV.77
Dateiname: 1827-Bericht_ueber_die-5
Statistiken
Seitenanzahl: 12
Zeichenanzahl: 18555

Weitere Fassungen
Bericht über die naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich durch Aegypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820–1825. Gelesen in der königlichen preußischen Akademie der Wissenschaften (Stuttgart; Tübingen, 1827, Deutsch)
Extrait du Rapport der M. le baron de Humboldt, sur les Voyages entrepris pour l’Histoire naturelle par MM. Ehrenberg et Hemprich, en Égypte, à Dongola, en Syrie, en Arabie, et le long de la pente orientale du haut pays de l’Abyssinie, dans les années 1820 à 1825 (Paris, 1827, Französisch)
Rapport sur le voyage fait par MM. Ehrenberg et Hemprich en Égypte, Dongola, Syrie, Arabie, et à la pente orientale du plateau de l’ Abyssinie, de 1820 à 1824; lu à l’Académie des sciences de Berlin (Paris, 1827, Französisch)
Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich, durch Aegypten, Dongola, Syrien, Arabien, und den östlichen Abfall des Habessinian Hochlandes, in den Jahren 1820–1825. Gelesen in der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Acadmie der Wissenschaften. 1826 [...] (Boston, Massachusetts, 1828, Englisch)
Auszug aus dem ‚Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich durch Aegypten, Dongola, etc. etc. in den Jahren 1820–1825.‘ Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften (Berlin, 1828, Deutsch)
Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich (Berlin, 1829, Deutsch)
A Scientific Harvest (London, 1830, Englisch)
A Scientific Harvest (London, 1830, Englisch)
A Scientific Harvest (Edinburgh, 1830, Englisch)
|272|

Auszug aus dem „Bericht uͤber die Naturhiſtori-ſchen Reiſen der Herren Ehrenberg undHemprich durch Aegypten, Dongola, ꝛc. ꝛc.in den Jahren 1820 — 1825.Geleſen in der Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften vonAlexander von Humboldt *).

Als im Jahre 1820 der Herr General Menu vonMinutoli ſich entſchloſſen hatte, eine Reiſe in den Orient,
*) Die erſte Haͤlfte des erſten Bandes obiger Reiſebeſchrei-bung iſt, wie uns Herr Dr. Ehrenberg meldet, fertiggedruckt, und wird zur Oſtermeſſe ausgegeben werden. Esiſt daher wohl an der Zeit, das Publicum auf dieſes vater-laͤndiſche Werk aufmerkſam zu machen, was wir nicht beſ-ſer thun zu koͤnnen glauben, als indem wir obigen Auszugunſern Leſern mittheilen. Red.
|273| deren Hauptzweck antiquariſche Unterſuchungen waren, zuunternehmen, trug er bei der Akademie darauf an, daß ihmeinige junge wiſſenſchaftliche Maͤnner auf Koſten des Staatsbeigeſellt wuͤrden. Das Koͤnigliche Miniſterium erlaubtedem Profeſſor der Architectur Herrn Liman ſich der Unter-nehmung anzuſchließen, und die Akademie der Wiſſenſchaf-ten bewilligte den Doctoren der Medicin Herren Ehren-berg und Hemprich, zwei Naturforſchern, die ſich ſchondurch eigene Arbeiten ausgezeichnet hatten, die Geldmittel,welche zur Erreichung des beabſichteten Zweckes fuͤr die er-ſten Jahre hinlaͤnglich ſchienen. Jn Rom vermehrte ſichdurch die Liberalitaͤt Sr. K. H. des Prinzen Heinrichvon Preußen die Geſellſchaft der Reiſenden durch denOrientaliſten und Doctor der Philoſophie, Herrn Scholtz.Der Plan des Generals Freiherrn von Minutoli war,Aegypten mit ſeinen Oaſen, die Cyrenaika, Dongola, dieHalbinſel des Sinai, Palaͤſtina, Syrien und einen Theilvon Kleinaſien zu bereiſen, und uͤber Griechenland nachDeutſchland zuruͤckzukehren. Die Naturforſcher erhieltenvon der Akademie der Wiſſenſchaften eine kurze ſchriftlicheJnſtruction, wie auch einzelne Fragen uͤber Gegenſtaͤnde,die in jenen fernen Laͤndern vorzuͤglich zu beruͤckſichtigenwaͤren. Jn dem Anfange des Monats Auguſt traf dieganze Geſellſchaft, mit Ausnahme des Profeſſors Limanin Trieſt zuſammen, und wurde auf zwei Schiffe vertheilt,die im September in den Hafen von Alexandrien einliefen.Erkundigungen uͤber die Moͤglichkeit einer Reiſe nach Cyre-naika wurden von denen, die der Gegend kundig waren, ſobeantwortet, daß das Unternehmen ohne ſtoͤrende Gefahrmoͤglich ſchien. Herr Drovetti, der als franzoͤſiſcher Kon-ſul viele Jahre in Aegypten gelebt, und der ſelbſt die Oaſe|274| von Siwa beſucht hatte, leitete mit zuvorkommender Gefaͤl-ligkeit die Ausruͤſtung der Caravane, welche aus ſechs undfunfzig Kameelen und fuͤnf und zwanzig bewaffneten Bedul-nen beſtand, worunter ein Araberfuͤrſt und ſeine Verwand-ten. Ein großherrlicher Firman und ſpecielle Empfehlungs-briefe des Paſcha von Aegypten an Halil Bey von Derna,welche der General von Minutoli ſich verſchafft hatte,ließen die Entfernung aller politiſchen Hinderniſſe erwarten.Der Profeſſor Liman war nach Abreiſe der Caravane inAlexandrien angekommen, und erreichte ſie erſt bei Abufir.Uebergroße Eile hatten ihn die Sorge fuͤr zweckmaͤßige Klei-dung verſaͤumen laſſen, und ohnerachtet ſeine Reiſebegleiteralles aufboten, um dieſem Mangel abzuhelfen, ſo hat der-ſelbe doch wahrſcheinlich viel zu der traurigen Zerruͤttungſeiner Geſundheit beigetragen. Die Boͤsartigkeit der freienBeduinen erregte taͤglich ernſthaften Zwiſt in der Caravane.Sie gehoͤrten zu verſchiedenen Staͤmmen, und als man ſchonweit in der libyſchen Wuͤſte vorgedrungen war, erklaͤrte derBeduinenfuͤrſt Hadſchi Endaui ſelbſt, daß er uͤber dieſeverſchiedenen Staͤmme keine Gewalt ausuͤben koͤnne. SeineUngeduld war eben ſo groß, als die der Reiſenden. Unterdieſen unguͤnſtigen Umſtaͤnden, welche Nachtwachen auszu-ſtellen noͤthig machten, gelangte die Caravane bis an einenPunkt, der nur eine Tagereiſe von der Grenze des Tripoli-taniſchen Gebiets entfernt iſt. Der Beduinenfuͤrſt erklaͤrte,daß er ohne die ausdruͤckliche Erlaubniß von Halil Beyin Derna die Grenze nicht uͤberſchreiten koͤnne. Botenwurden deshalb mit den Empfehlungsſchreiben vorausge-ſandt. Da die Uneinigkeit unter den Beduinen taͤglich zu-nahm, ſo wurde die Caravane dergeſtalt getheilt, daß derGeneral von Minutoli mit dem Beduinenfuͤrſten und|275| dem Hauptdollmetſcher uͤber das Ammonium nach Kahirazuruͤckkehrte, der andere Theil der Caravane aber, zu demdie Naturforſcher und Kuͤnſtler gehoͤrten, ſich entſchloß, dieRuͤckkehr der ausgeſandten Boten abzuwarten. Dieſe Tren-nung der Reiſenden geſchah bei Bir el Kor. Siebzehn Tageharrte man vergebens in der Wuͤſte. Die Boten erſchienennicht und Reiſende, auf die man ſtieß, erzaͤhlten, daß Ha-lil Bey von Derna uͤber die Ankunft einer Caravane, inder ſich ein General befand, ſehr beſtuͤrzt waͤre. Bei laͤn-gerer Zoͤgerung wuͤrde der Zeitraum, fuͤr welchen die Ka-meele gemiethet waren, abgelaufen ſein. Man beſchloß da-her, ſich nach der Oaſe von Siwa zu begeben, wo man vorden eigenen Beduinen Schutz erwartete. Ein anſehnlichesGeſchenk wurde einem Fuͤhrer, der in einem Beduinenlagerzuruͤckblieb, verheißen, wenn er eine guͤnſtige Antwort desBey von Derna nach Siwa bringen koͤnnte. Jn allen die-ſen Hoffnungen ſah man ſich abermals getaͤuſcht. Die Ca-ravane zog faſt ununterbrochen fuͤnf Tage und fuͤnf Naͤchtelang durch die Wuͤſte. Jn Siwa erklaͤrten die Haͤupter,welche in der Oaſe die Obergewalt ausuͤbten, die Reiſendenfuͤr Spione und droheten, auf ſie ſchießen zu laſſen, wennſie die Grenzen eines ihnen angewieſenen Raumes uͤbertre-ten wuͤrden. Auf der Ruͤckreiſe nach Alexandrien erkrank-ten, als Folge der eingetretenen kuͤhlen Witterung und derermuͤdenden Maͤrſche, Profeſſor Liman und WilhelmSoͤllner, der Gehuͤlfe der Naturforſcher. Beide gelangtenzwar noch bis Alexandrien, erlagen aber dort im Anfangedes Monats December, als Opfer ihrer muͤhſeligen Anſtren-gungen. Der Orientaliſt Herr Scholtz trennte ſich in Ka-hira von den Naturforſchern und nahm ſeinen Weg nachPalaͤſtina. Ehrenberg und Hemprich verfolgten von|276| nun an allein den ihnen vorgeſchriebenen Reiſeplan. Eineim Monat Maͤrz unternommene Excurſion nach der ProvinzFajum wurde durch ein dreimonatliches Nervenfieber desDoktor Ehrenberg, unter einem Zelte am Fuß der großenPyramide von Sakhara unterbrochen. Nur die ſorgfaͤltigſtePflege ſeines Freundes konnte ihn retten. Erſt am Endedes Julius 1821 war es moͤglich, die Reiſe durch Fajumfortzuſetzen. Sie wurde fuͤr die Entomologie von groͤßererAusbeute, als irgend eine andere. Durch Erkaͤltung imSee Moeris bei einer Waſſerjagd ſtarb der Gehuͤlfe FranzKreyſel, ein Schleſier aus Auras, der Soͤllners Stellevertreten ſollte, an der Ruhr.
Die Geldſummen, welche die Akademie der Wiſſenſchaf-ten aus ihren eigenen Mitteln gewaͤhrt hatte, waren nunerſchoͤpft, und die Reiſe haͤtte ſchon ihr Ende erreicht, wennnicht die Wuͤnſche der Akademie durch den Koͤnigl. Staats-miniſter Freiherrn von Altenſtein auf das Thaͤtigſte be-guͤnſtigt worden waͤren. Die Reiſenden entſchloſſen ſich, inder gerechten Hoffnung, neue Formen von Naturkoͤrpern inden ſuͤdlichen Laͤndern zu entdecken, der ſiegreichen ArmeeMehemed Ali’s zu folgen. Sie zogen nun von Auguſt1821 bis Februar 1823 durch Nubien nach Dongola. AlleErwartungen, welche dieſe von Naturforſchern nie betrete-nen Laͤnder erregen konnten, wurden auf das gluͤcklichſte er-fuͤllt. Ehrenberg und Hemprich gelangten durch Nubienbis in die Wuͤſte bei Embukol und Corti, welche Sennaar,Cordofan und Dongola trennt. Verminderung der Geld-mittel und der Wunſch, die ſchon geſammelten Naturalien inSicherheit zu bringen, bewogen die Reiſenden, ſich hier zutrennen. Doktor Hemprich ſuͤhrte die Sammlungen nachAlexandrien, wo er, ſtatt des gehofften Geldes, Befehl zur|277| Ruͤckkehr fand. Doktor Ehrenberg, der in Dongola ge-blieben war, verließ dieß Land, welches durch eine Revolu-tion und die Ermordung von Jsmael Paſcha in großeVerwirrung gerathen war. Seine Geſundheit hatten tro-piſche Wechſelfieber geſchwaͤcht. Auf dieſer Reiſe ertrank derJtaliener Vincenzo im Nil und der Dollmetſcher Jbra-him ſtarb an der Peſt. Ehrenberg und Hemprich wa-ren nun gezwungen, in Aegypten ihre Kameele und Effectenzu verkaufen. Jndem ſie ſich ſchon zu der befohlenen Ruͤck-reiſe ruͤſteten, kam die freudige Nachricht, daß die Regierungihnen neue betraͤchtliche Vorſchuͤſſe zur Fortſetzung ihrerUnternehmung bewilligen werde. Um die Zeit nuͤtzlich an-zuwenden, welche bis zum Empfang derſelben verlaufenkoͤnnte, beſchloſſen ſie den Meerbuſen von Suez, das Sinai-Gebirge und die Jnſeln laͤngs der Kuͤſte von Akaba bisMoile zu beſuchen. Dieſe Ausflucht dauerte uͤber neunMonate vom Mai 1823 bis Maͤrz 1824. Hemprichkehrte zuerſt mit den auf der Halbinſel gemachten Samm-lungen nach Alexandrien zuruͤck, fand aber nur die Haͤlfteder Summe welche er erwartete. Ehrenberg blieb fuͤnfMonate lang in Tor und leider in ſo großer Verlegenheit,daß er an den erſten Lebensbeduͤrfniſſen Mangel litt. Derfruͤher entworfene Plan, nach welchem beide Reiſende ſich inTor nach Habeſſinien einſchiffen ſollten, mußte nun aufge-geben werden, und erſt bei Ehrenberg’s Ruͤckkehr nachAlexandrien klaͤrte ſich das Dunkel auf, das uͤber der An-kunft der neuen, vom Staate bewilligten Gelder ſchwebte.Es lief die traurige Nachricht ein, daß der preußiſche Kon-ſul in Trieſt, bei welchem die Summen niedergelegt waren,fallirt und ſich entleibt haͤtte. Nun blieb den Naturfor-ſchern nichts uͤbrig, als neue Befehle und Vorſchuͤſſe abzu-|278| warten. Die Peſt wuͤthete in Aegypten, und es ſchien er-ſprießlicher, ſtatt abgeſchieden in Unthaͤtigkeit zu leben, inder guͤnſtigſten Jahreszeit den zur See nur zwoͤlf Tagerei-ſen entfernten Libanon zu beſuchen.Ein Aufenthalt von drei Monaten war hinlaͤnglich, umden Schneebedeckten Ruͤcken dieſes Gebirges zweimal zu uͤber-ſteigen, einmal uͤber Sanin durch Coͤleſyrien nach den Rui-nen von Balbeck und das zweitemal von Balbeck uͤber Bi-ſcherra und den libanotiſchen Cedernwald nach der Kuͤſtevon Tripolis. Jm Anfang des Monats Auguſt 1724 er-reichten die Reiſenden wieder Damiatte und Alexandrien,doch erlitt die Geſellſchaft einen neuen Verluſt. Auf derRuͤckkehr aus Syrien ſtarb ein Europaͤiſcher Gehuͤlfe amWechſelfieber. Gluͤcklicher Weiſe waren indeß in Aegyptendie neuen Geldmittel und neue Befehle zur Fortſetzung derReiſe angekommen. Mit wiederbelebtem Muthe beſchloſſenEhrenberg und Hemprich ſogleich die laͤngſt gewuͤnſchteReiſe nach Habeſſinien anzutreten. Das rothe Meer ver-ſprach ihnen einen großen Reichthum von Corallenthieren,Anneliden und Mollusken; die fragmentariſchen Bemerkun-gen, welche aus Forskal’s Papieren gerettet worden ſind,machten neue Unterſuchungen uͤber die Jchthyologie jenerwarmen Gewaͤſſer wuͤnſchenswerth. Am 27. November1824 konnte die Reiſe nach Habeſſinien angetreten werden.Sie ging zuerſt zur See von Suez nach Dſchedda, wo eineExcurſion gegen Mecca gemacht wurde, um die beruͤhmteBalſampflanze zu beſtimmen. Weiter gegen Suͤden in Gum-fude, im wuͤſten Arabien, zeigte ſich ein tuͤrkiſcher Gouver-neur dankbar fuͤr die aͤrztliche Huͤlfe, die er von den Rei-ſenden empfing. Er gab ihnen ein militaͤriſches Geleite,mit dem ſie das nahe gelegene Gebirge Derban ſicher unter-|279| ſuchen konnten. Bei Fortſetzung der Seefahrt waren wich-tige Gegenſtaͤnde der Beobachtung: die vulkaniſche Felſenin-ſel Ketumbul und eine andere, in der Gazellen umherſtrei-fen, und die von den Einwohnern Farſan genannt wird.Letztere fehlt in der Karte, die Lord Valenzia’s Reiſe be-gleitet. Von Giſan aus, einem Grenzorte zwiſchen demgluͤcklichen und wuͤſten Arabien, zogen die Naturforſchernach Loheia, in deſſen Naͤhe der ungluͤckliche Forskal ſichruͤhmt, den groͤßten Schatz arabiſcher Pflanzen geſammeltzu haben. Suͤdlicher wurden Kameran, Hauakel und Da-lac beſucht, und erſt am 24. April 1825 wurde der HafenMaſſaua erreicht. Hier erhebt ſich gegen Suͤd-Weſten dasHabeſſiniſche Hochland, welches das eigentliche Ziel der Reiſeſein ſollte. Hemprich machte eine Excurſion nach demGedamgebirge. Ehrenberg gelangte im Tarantagebirgebis an die heißen Quellen von Eilet. An dem Abhangedes Hochlandes von Habeſſinien wurden Naturprodukte ge-ſammelt, die ſchon ihrem Standorte nach, zu den ſeltenſtengehoͤren, welche ein Europaͤiſches Muſeum beſitzen kann.Leider wurden ſo vielverſprechende Ausſichten bald durchneue Ungluͤcksfaͤlle getruͤbt. Eine epidemiſche Krankheitherrſchte in Maſſaua. Sie koſtete dem Gehuͤlfen der Na-turforſcher (Niemeyer, aus Braunſchweig gebuͤrtig) das Le-ben; alle uͤbrigen Reiſenden, den Jtaliener Finzi ausgenom-men, der als Maler beſoldet war, erkrankten und ſchwebtenlange in großer Gefahr. Doktor Hemprich von der be-ſchwerlichen Bergreiſe ermuͤdet, unterlag am 30. Junius,nachdem er fuͤnf Jahre lang Beweiſe eines ausgezeichnetenTalents, einer raſtloſen Thaͤtigkeit und des perſoͤnlichenMuthes gegeben hatte, ohne den kein Unternehmen imOrient ausgefuͤhrt werden kann. Doktor Ehrenberg|280| durch den Verluſt ſeines Freundes tief niedergeſchlagen,dachte nun auf ſeine Ruͤckkehr und nach zehnmonatlicherAbweſenheit reiſte er uͤber Dſchedda, Coſſir und Kahira nachAlexandrien, wo er ſich am Anfang des Novembers 1825nach Trieſt einſchiffte.Dies iſt die allgemeine Ueberſicht der Laͤnderſtriche, indenen die Beobachtungen geſammelt worden ſind. Jn derAufzaͤhlung deſſen, was die Reiſenden fuͤr Botanik undGeographie der Pflanzen, fuͤr Zoologie und vergleichendeAnatomie, fuͤr Geognoſie und Mineralogie, fuͤr Laͤnder- undVoͤlkerkunde geleiſtet haben, werden Ehrenberg’s undHemprich’s Arbeiten nie von einander getrennt werden,da beide Naturforſcher, durch die engſten Bande der Freund-ſchaft verbunden, vor der Reiſe und waͤhrend derſelben denWunſch ausgeſprochen haben, daß alles Beobachtete alsihnen gemeinſam angeſehen werde.
Bei dem Zweck dieſer Reiſe ſind Beobachtungen uͤberVoͤlker- und Laͤnderkunde, ſo wie graphiſche Verſuche dieſerArt nur als Nebenarbeiten zu betrachten; doch wird diekurzgefaßte Erwaͤhnung deſſen, was auch in dieſem Fachegeſchehen iſt, lehren, daß die Reiſenden, ohne Huͤlfe aſtro-nomiſcher Ortsbeſtimmungen, durch haͤufige Meſſung derWinkel, welche die wichtigſten Punkte mit dem magnetiſchenMeridian machen, durch Schaͤtzen der Abſtaͤnde und durchſorgfaͤltig gefuͤhrte Jtinerarien doch viele wichtige topogra-phiſche Materalien zuſammengetragen haben. Am Eingangedes Meerbuſens von Akaba und bei Giſan hat Herr Eh-renberg die Umriſſe mehrerer Jnſeln gezeichnet, welche inValentia’s Karten gaͤnzlich fehlen. Die Jnſel Farſan|281| von drei Tagereiſen im Umfange mit drei Doͤrfern undmehreren Haͤfen fuͤr kleine Schiffe, iſt als eine neue geogra-phiſche Entdeckung zu betrachten. Eine beſondere Aufmerk-ſamkeit verdienen ferner die Reiſerouten von Tor nach demSinai und Suez; uͤber Bir Beda nach dem Schilfſumpfeohnweit dem Berge Goaͤbe; von Suez bis zur Jnſel Ca-meran laͤngs der Oſtkuͤſte des rothen Meeres, wo eine MengeAnkerplaͤtze den Geographen unbekannt waren; von Gum-fude in das Land der Wechabiten bis zum Berge Derban;von Maſſaua in Habeſſinien bis zu dem Tarantagebirgeund den warmen Quellen bei Eilet; von den beiden Schnee-ſpitzen des Libanon durch Coͤleſyrien nach Balbek und vonda nach der Kuͤſte von Tripolis; von Alexandrien nach Birel Kor und von da nach der Oaſe von Siwa. Jn dennoͤrdlichen Kuͤſtenlaͤndern des rothen Meeres wurden geogra-phiſche Beobachtungen geſammelt, welche fuͤr die aͤlteſtenund ehrwuͤrdigſten Traditionen des Menſchengeſchlechts auf-klaͤrend ſind. So ſahen die Reiſenden Bir Beda, wahr-ſcheinlich das bisher noch unbeſtimmt gebliebene Bedea derheiligen Schrift und das Schilfmeer Jam ſuf. Das alteMidian, Moſes Aufenthaltsort, wird noch durch die Lagevon Magne, wo Haͤuſer, von Gaͤrten umgeben, liegen, be-zeichnet. Bei Tor erkannten Ehrenberg und Hemprichin dem warmen Quell Rhalim die Station der JſraelitenElim. Brunnen ſind in dieſen Laͤndern bleibendere Denk-maͤler der Natur, als Waͤlder und Sandhuͤgel. Außer die-ſen geographiſchen Notizen haben die Reiſenden noch nachEuropa geſandt:
  • 1) ein Verzeichniß ſaͤmmtlicher Ortſchaften der Maronitenim noͤrdlichen Theile des Libanon in arabiſcher undlateiniſcher Orthographie, 619 an Zahl, geſchrieben|282| von einem Secretair des Emir Bſchir, Prinzen desLibanon.
  • 2) ein Namenverzeichniß ſaͤmmtlicher Ankerplaͤtze, Jnſeln,Corallenriffe und Ortſchaften an der Oſtkuͤſte des ro-then Meeres zwiſchen Suez und Cameran 287 an Zahl,großentheils in arabiſcher Sprache.
  • 3) ein aͤhnliches Namenverzeichniß, (86 an Zahl) fuͤr dieWeſtkuͤſte des rothen Meeres.
  • 4) die von einem Araber, in der Armee des Paſcha vonAegypten aufgenommene Karte des Landes der Wecha-biten von Taife (bei Mecca) bis Aſſir und Gumfude.
  • 5) Profile der gebirgigten Oſtkuͤſte des rothen Meeres,des Sinai, des Libanon und der Jnſel Cypern, vonDoktor Ehrenberg gezeichnet.
Wir erwaͤhnen nicht der Bemerkungen uͤber Menſchen-raçen, Sitten und Sprache, welche die Tagebuͤcher der Na-turforſcher enthalten. Sie haben uͤberall den Einfluß derKlimate auf den Organismus beobachtet, und gegen 800Thermometer-Beobachtungen in Gegenden angeſtellt, uͤberderen mittlere Temperatur, innerhalb der Tropen oder ander ſuͤdlichen Grenze der temperirten Zonen, (wo noch einebetraͤchtliche Winterkaͤlte eintritt) man bisher ſo wenig be-ſtimmte Erfahrungen hat. Fuͤr die Koͤnigliche Sammlungenſind viele Menſchen- und Thier-Mumien, zwei griechiſchePapyrus-Rollen in Aegypten gefunden, ſieben arabiſche Ma-nuſcripte und eine habeſſiniſche Bibel (die Pſalmen in derAmhara-Sprache) wichtige Bereicherungen geworden.
Es wird unſern Leſern nicht unwillkommen ſein, zu er-fahren, welchen Plan ſich Herr Doktor Ehrenberg fuͤr|283| die oͤffentliche Mittheilung der von ihm und ſeinem verſtor-benen Freunde geſammelten Materialien vorgezeichnet hat.Er gedenkt dieſelben in zwei groͤßern Abtheilungen un-ter dem gemeinſamen Titel:Naturgeſchichtliche Reiſen in Nord-Afrika undWeſt-Aſienbekannt zu machen. Die erſte derſelben wird die eigent-liche Reiſebeſchreibung, die andere die ausfuͤhrlicheDarſtellung und Beſchreibung der beobachtetenNaturkoͤrper enthalten.Die Reiſebeſchreibung zerfaͤllt nach einer vorangeſchick-ten Einleitung in folgende ſechs Abſchnitte: 1) Reiſe vonAlexandrien gegen die Cyrenaica; 2) Reiſe nach Ober-Aegypten, dem Fajum und Dongola; 3) Bemerkungenuͤber Aegypten; 4) Reiſe auf das Sinai-Gebirge;5) Reiſe nach Syrien und dem Libanon; 6) Reiſe nachArabien und Habeſſinien.