Beobachtung eines Nordlichts in Berlin; von Hrn. Alexander von Humboldt. Heute, den 8. September, Abends um 8 Uhr 40 Minuten, als ich eben beſchäfigt war, bei ſehr hellem Mondſchein und gänzlich unbewölktem Himmel meine Verſuche über die Wärmeſtrahlung der oberen Sandſchichten auf einem freien Platze zu machen, ſah ich in Nordweſten weiße Lichtſäulen bis zur Höhe des Arcturs aufſteigen. Mehrere Perſonen, die neben mir ſtanden, bemerkten ebenfalls die Erſcheinung und hielten Sie für Wirkung einer entfernten Feuersbrunſt. Dieſen erſten Lichtſäulen folgten noch drei andere, minder hohe. Das Azimuth derſelben war etwa 2° öſtlich vom Arctur. Die Lichtſäulen waren weiß, wie Thierkreislicht. Ihre Breite ſchien mir etwas über einen halben Grad. Der Horizont in N N W blieb mir durch Gebäude verdeckt; aber gegen Norden war der Horizont bis 3° oder 4° Höhe ſchwach und etwas röthlich erleuchtet. Dort erfolgte keine bemerkbare Lichtſtrahlung. Die ganze ſonderbare Erſcheinung dauerte nur 4 bis 5 Minuten. Gewiß war es ein Nordlicht, von dem ich, bei dem hellen Mondſcheine, nur diejenigen Strahlen ſehen konnte, welche die größte Lichtſtärke hatten. Das Zodiakallicht unter den Tropen hat keine ſchönere Weiße. Um 9 Uhr 40 Minuten bewölkte ſich der Himmel. Berlin 8. September 1827.