Bei Gide fils zu Paris, rue St. Marc-Feydeau, Nr. 20., wird von der Reiſe der Herrn von Humboldt und A. Bonpland erſcheinen: die Geographie der Pflanzen nach der Vergleichung der Erſcheinungen, welche die Vegetation der beiden Feſtlande darbietet, von den Herrn Alexander von Humboldt und Karl Kunth. Ein Folioband auf geglättetem Jeſus-Velin, mit (meiſt kolorirten) Kupferplatten. Davor ein phyſikaliſches Gemälde der Aequinoktialgegenden von A. von Humboldt und Aimé Bonpland. Folgender Proſpektus iſt ausgegeben worden: Neben die eigentliche Botanik, welche die Karaktere, die organiſche Beſchaffenheit und die Verwandtſchaft der Gewächſe unterſucht, tritt eine andre, noch kein halbes Jahrhundert alte, Wiſſenſchaft. Unter dem etwas unbeſtimmten Namen Geographie der Pflanzen knüpft ſie die beſchreibende Botanik an die Klimatenkunde; ſie giebt die Zahl, das Ausſehen und die Vertheilung der Gewächſe unter den verſchiedenen Zonen an, vom Aequator bis zum Polarkreis, von den Tiefen des Ozeans und der Gruben mit den Keimen kryptogamiſcher Pflanzen bis zu der nach der Breite und nach der Beſchaffenheit der umliegenden Länder verſchiedenen Schneelinie. Unvollſtändig wie die Geologie, aber jünger als dieſer Theil unſrer phyſikaliſchen Kenntniſſe, war ſie von Anfang an weniger jenem Trug der Sinne, jenen ſyſtematiſchen Traumbildern ausgeſetzt, durch welche des Menſchen Einbildungskraft ſo gern in Ermangelung wirklicher Kenntniß aushilft. Der Gang der Wiſſenſchaften folgt immer dem Geiſte des Jahrhunderts, in welches ihre Entwicklung fällt, und die Geographie der Pflanzen wurde am eifrigſten zu der Zeit betrieben, wo der Geſchmack an Beobachtung vorherrſchend geworden und alle Zweige der Naturerkenntniß ſtrengere Methoden angenommen haben. Den Reiſenden, welche einen großen Strich Landes durcheilten, an fernen Küſten landeten oder Bergketten erklimmten, auf deren Abhang ſich die Verſchiedenheit von gleichſam in Stockwerken übereinander liegenden Klimaten zeigt, fielen jeden Augenblick die merkwürdigen Erſcheinungen der geographiſchen Gewächſevertheilung auf: man möchte ſagen, ſie ſammelten Materialien für eine Wiſſenſchaft, deren Name kaum ausgeſprochen war. Eben die Gewächſe-Zonen, deren Ausdehnung und Aufeinanderfolge auf den Seiten des Aetna Kardinal Bembo im ſechszehnten Jahrhundert mit allem Reize lateiniſcher Beredſamkeit beſchrieb, fand der unermüdliche und ſcharfſinnige Tournefort, als er auf den Gipfel des Ararat ſtieg. Er verglich die Floren der Berge mit denen in den Ebenen unter verſchiedener Breite, und erkannte zuerſt, daß die Höhe über dem Meeresſpiegel auf die Vertheilung der Pflanzen wirkt, wie die Entfernung vom Pol oder die Verſchiedenheit der Breite. Der Geiſt Linné’s befruchtete die Keime einer entſtehenden Wiſſenſchaft; weil er aber in der Ungeduld ſeines Eifers die Gegenwart und Vergangenheit, die Geographie der Pflanzen und ihre Geſchichte umfaßte, ſo gab er ſich in ſeiner Abhandlung De telluris habitabilis incremento und in den Coloniæ plantarum kühnen Vermuthungen hin. Er wollte zum Urſprung der durch zufälliges Abarten des Urtypus vermehrten Gattungen zurückkehren, die Veränderungen der beſtehend gewordnen Varietäten verfolgen, den alten nackten Zuſtand der Steinkruſt unſers Planeten malen, wie ſie nach und nach von einem gemeinſchaftlichen Mittelpunkte und nach langen Wanderungen die Gewächſe erhielt. Haller, Gmelin, Pallas, und beſonders Reinhold und Georg Forſter ſtudirten mit unabläſſiger Aufmerkſamkeit die geographiſche Vertheilung einiger Gattungen: da ſie aber die ſtrenge Prüfung der von ihnen eingeſammelten Pflanzen vernachläſſigten, ſo geriethen bei ihnen oft die Alpen-Erzeugniſſe des gemäßigten Europa’s unter die der Ebenen von Lappland. Voreilig nahm man Identität dieſer letztern mit, den magellaniſchen Ländern und andern Theilen der ſüdlichen Halbkugel eigenthümlichen, Gattungen an. Schon Adanſon hatte die außerordentliche Seltenheit der doldenartigen Gewächſe unter der heißen Zone geahndet und ſomit auf die Bekanntſchaft mit einer Reihe heut zu Tage allgemein erkannter Phänomene vorbereitet. Die Beſchreibung der Gewächſe nach den Eintheilungen eines künſtlichen Syſtems hat lange Zeit das Studium ihres Verhältniſſes zu den Klimaten in Stocken gebracht. Seitdem die Gattungen in natürliche Familien geſondert wurden, hat man die Zu- und Abnahme der Formen vom Aequator nach dem Polarkreis nachweiſen können. Menzel, der Verfaſſer einer nicht herausgegebenen Flora von Japan, hatte das Wort Geographie der Pflanzen ausgeſprochen. Es giebt Wiſſenſchaften, deren Name, ſo zu ſagen, vor der Wiſſenſchaft ſelbſt vorhanden war. So vor 50 Jahren die Meteorologie, das Studium der Phyſiognomie und Pathologie der Pflanzen, faſt möchte man auch die Geologie dazufügen. Der von Menzel ausgeſprochene Name ward gegen 1783 faſt zu gleicher Zeit von Giraud Soulavie gebraucht und vom Verfaſſer der Etudes de la nature, welches Werk neben bedeutenden Irrthümern über die Naturkunde der Erdkugel die geiſtreichſten Anſichten über Form, geographiſches Verhältniß und Beſchaffenheit der Pflanzen enthält. Dieſe beiden Schriftſteller von ſo ungleichem Talent und Verdienſt überließen ſich zu oft den Eingebungen der Einbildung. Mangel an poſitiven Kenntniſſen hinderte ſie auf einer Laufbahn, deren Ausdehnung ſie nicht ermeſſen konnten, vorzuſchreiten. Giraud Soulavie wollte die in ſeiner Géographie de la nature auseinandergeſetzten Grundſätze auf die Géographie physique des végétaux de la France méridionale anwenden; aber der Inhalt des Buches entſprach kaum einem ſo ſelbſtgefälligen Titel. Man ſucht in dieſem Werke, das ſich für eine Geographie der Pflanzen ausgiebt, vergebens die Namen der wild wachſenden Gattungen oder die Angabe der Höhe ihres Wachsthums. Der Verfaſſer beſchränkt ſich auf einige Bemerkungen über die angebauten Pflanzen, welche Bemerkungen ſpäter Arthur Young mit größerem Scharfſinn und mehr Sachkenntniß entwickelt hat. Er unterſcheidet in einem Scheitelprofil des Berges Mezin, wobei ſich ein Maßſtab, nicht nach Toiſen, ſondern nach der Queckſilberhöhe im Barometer findet, die drei übereinander befindlichen Zonen der Oelbäume, Weinſtöcke und Kaſtanienbäume. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hat die genauere Beſtimmung der mittleren Temperatur und die Vervollkommnung der Barometermeſſungen Mittel an die Hand gegeben, den Einfluß der Erhebung auf Vertheilung der Gewächſe in den Alpen und Pyrenäen ſtrenger zu unterſuchen. Was Sauſſure nur hie und da in Bemerkungen hinwerfen konnte, führte Ramond mit dem überlegnen Talente, wovon ſeine Werke das Gepräge tragen, aus. Zugleich Botaniker, Phyſiker und Geologe gab er in den Observations faites dans les Pyrénées, in ſeinem Voyage à la cime du Mont-Perdu und in ſeinem Mémoire sur la végétation alpine koſtbare Aufſchlüſſe über die Geographie der Pflanzen von Europa zwiſchen 42° ½ und 45° Br. Vervielfacht wurden dieſe Aufſchlüſſe durch Lavy, Kielmann und beſonders durch Hrn. Decandolle in ſeiner Einleitung zur dritten Ausgabe der Flore française. Gelehrte und unerſchrockne Reiſende, Babillardière, Desfontaines und Du Petit-Thouars befragten die Natur, faſt zu gleicher Zeit, in der Südſee, auf dem Rücken des Atlas und auf den afrikaniſchen Inſeln. Allgemeine Fragen der Pflanzengeographie wurden von zwei ausgezeichneten deutſchen Gelehrten behandelt. In einer akademiſchen Abhandlung (Historiae vegetabilium geographicae specimen) verſuchte Herr Stromeyer den Plan der ganzen Wiſſenſchaft durch bündige Aufzählung deſſen, was ihm darunter begriffen werden zu müſſen ſchien, zu zeichnen; während Herr Treviranus in ſeinen biologiſchen Unterſuchungen auf eine ſehr geiſtreiche Weiſe einige Vermuthungen über die klimatiſche Vertheilung nicht der Spezies, ſondern der Genera und Familien entwickelte. Dies waren alle in den Reiſeberichten und Abhandlungen einiger franzöſiſchen, deutſchen und engländiſchen Naturforſcher zerſtreut liegenden Materialien, als H. von Humboldt mit Hülfe der wichtigen Arbeiten des H. Bonpland nach ſeiner Rückkunft in Europa den Essai sur la Géographie des plantes, fondée sur des mesures qui ont été exécutées depuis les 10° de latitude boréale jusqu’aux 10° de latitude australe herausgab. Es war das erſte ſpezielle Werk zur Betrachtung der Vegetation in ihrem Verhältniß zur mittleren Temperatur der Stellen ſammt Druck, Feuchtigkeit, Durchſichtigkeit und elektriſcher Spannung der umgebenden Atmosſphäre; zur Beſtimmung dieſes Verhältniſſes nach unmittelbaren Meſſungen und zum Entwerfen des Gemäldes der Aequinoktialpflanzen von der Meeresfläche bis zu einer Höhe von 5000 Mètres. Um die karakteriſtiſchen Züge dieſes Gemäldes mehr hervortreten zu laſſen, übernahm es der Verfaſſer, die Erſcheinungen in der Vegetation der Tropenländer mit denen in der kalten und gemäßigten Region zu vergleichen. Eine Arbeit dieſer Art mußte ſehr unvollſtändig bleiben; dennoch iſt das Werk des H. von Humboldt, vielleicht durch die impoſante Größe der Gegenſtände und durch die Verkettung der Erſcheinungen, welche es der Einbildungskraft vorlegt, mit ehrenvollem Beifall aufgenommen worden und hat dazu beigetragen, die Luſt zum Studium der Pflanzengeographie anzuregen. In den letzten 15 Jahren haben Robert Brown, Leopold von Buch, Kriſtian Smith, Decandolle, Wahlenberg, Ramond, Wildenow, Schouw, Hornemann, Delile, Kasthofer, Link, Lichtenſtein, Schrader, Gieſecke, Chamiſſo, Winch, Boſſi, Lambert, Wallich, Govan, Walker Arnott, Hornſchuh, Hooker, Lamourour, Leſchenault, Bory de Saint-Vincent, Pollini, Caldas, Clave, Buſtamante, Auguſte de Saint-Hilaire, Martius, Mirbel, Nees von Eſenbek, Moreau de Jonnès, Bartling, Boué, Steven, Bieberſtein, Parrot, James, Sabine, Edwards, Fiſcher, Gaudichaud, d’Urville, Leſſon, Richardſon, Steinwardt, Horsfield, Burchell, Nuttal, Schübler, Ringier und Viviani entweder Fragen, welche jene Wiſſenſchaft betreffen, behandelt oder Materialien zur weiteren Ausdehnung derſelben geliefert. Robert Brown, deſſen Name mit dem herrlichſten Glanze in der Geſchichte der Botanik ſteht, hat durch vier berühmte Abhandlungen über die Proteaceen der ſüdlichen Halbkugel und über die geographiſche Vertheilung der Pflanzen von Neuholland, der Weſtküſte von Afrika und der Nordpolarländer mehr als irgend einer dazu beigetragen. Er unterſuchte zuerſt ſtrenge die Arten, welche in den beiden Hemisſphären gleich ſind; er iſt der erſte, welcher durch in Zahlen gefaßte Schätzung das wahre Verhältniß der großen Abtheilungen des Pflanzenreichs, der Akotyledoneen, Monokotyledoneen und Dikotyledoneen kennen lehrte. Hr. von Humboldt iſt dieſer Forſchungsart gefolgt, indem er ſie (in ſeinem Werke De distributione geographica plantarum secundum coeli temperiem et altitudinem montium und in mehren nach einander herausgegebenen Abhandlungen) auf die natürlichen Familien und ihr Uebergewicht unter verſchiedenen Zonen ausdehnte. Zunahme vom Aequator gegen den Pol hin zeigt ſich bei den Ericineen und Amentaceen, Abnahme vom Pol gegen den Aequator zu bei den hülſenartigen Gewächſen, den Rubiaceen, Euphorbiaceen und Malvaceen. Vergleicht man die beiden Feſtlande, ſo findet man im Allgemeinen unter der gemäßigten Zone der neuen Welt weniger Lippenblumen und Crucifers, mehr Kompoſiten, Ericineen und Amentaceen als in den gleichen Zonen der alten Welt. Von der Vertheilung der Gewächſe-Formen, von jenem Ueberwiegen gewiſſer Familien hängt die Eigenthümlichkeit der Landſchaft, das Anſehen einer ernſten oder lachenden Natur ab. Reichthum an Gramineen, geſelligen Pflanzen, welche weite Sawanen bilden, an Palm- und Zapfenbäumen haben jederzeit auf den geſelligen Zuſtand der Völker, auf ihre Sitten und die mehr oder weniger langſame Entwicklung der Ziviliſation Einfluß gehabt. Ja noch mehr: die Einheit in der Natur iſt dergeſtalt, daß ſich die Formen einander nach den beſtehenden, unwandelbaren, noch nicht durch die menſchliche Einſicht ergründeten Geſetzen ausgeſchloſſen haben. Kennt man auf irgend einem Punkte der Erdkugel die Zahl der Arten einer großen Familie, z. B. der Glumaceen, Kompoſiten oder hülſenartigen Gewächſe, ſo kann man mit einiger Wahrſcheinlichkeit ſowohl die Totalmenge der phanerogamiſchen Pflanzen, als auch die Anzahl der Arten, woraus die andern Gewächſe- Stämme beſtehen, ſchätzen. Mit unermüdlicher Ausdauer hat Wahlenberg die Floren von Lappland, den Karpaten und Schweizer-Alpen umfaßt. Auf genaue barometriſche Meſſungen gegründet, angeknüpft an Decandolle’s Arbeiten über Frankreich und an die von Parrot und Engelhardt über den Kaukaſus, haben uns die Werke Wahlenbergs die untern und obern Gränzen der Gewächſe in der gemäßigten und kalten Zone kennen gelehrt. Es fehlte ein Mittelglied zwiſchen den Beobachtungen in Europa und der heißen Zone. Dieſe Lücke wurde von einem berühmten Geologen, Hrn. Leopold von Buch, ausgefüllt. Nachdem dieſer Gelehrte die Höhe des ewigen Schnee’s jenſeit des Polarkreiſes gemeſſen, entwarf er vereint mit dem unglücklichen norwegiſchen Botaniker Smith das Gemälde der Pflanzengeographie im kanariſchen Archipel. Engländiſche Reiſende haben durch unternehmenden Muth mit der Vegetation des Himalaya bekannt gemacht, deſſen nördlicher Abfall durch das Zurückwerfen der Hitze in den umliegenden Hochebenen ſchneelos und bis zu einer außerordentlichen Höhe phanerogamiſchen Arten zugänglich iſt. Seefahrten bereicherten den Schatz dieſer Kenntniſſe. Die von Kruſenſtern, Kotzebue, Freycinet, Scoresby, Roß, Parry, King und Duperrey haben die Beobachtungen für botaniſche Geographie von den Maluinen und Marianen bis nach Unalaska und der Barrowſtraße vervielfacht, Gegenden, welche ſchon durch die Arbeiten von Commerſon, Banks, Solander, Georg Forſter und Gieſecke berühmt geworden waren. So viele Materialien in Abhandlungen, die in verſchiedenen Sprachen geſchrieben ſind, verdienten ohne Zweifel ſorgfältig zuſammengeleſen, unter einander verglichen und zur Bereicherung einer der ſchönſten Theile der Naturwiſſenſchaft benutzt zu werden. Die erſte Ausgabe des Essai sur la Géographie des Plantes, welche vornan im Werke der Hrn. von Humboldt und Bonpland ſteht, iſt ſeit mehren Jahren vergriffen. Man hatte vor, ſie mit einigen Zuſätzen wiederaufzulegen; aber H. von Humboldt zieht vor, ſie durch ein ganz anderes Werk, eine Geographie der Pflanzen zu erſetzen, welche beide Hemisſphären umfaßt und wofür er ſeit mehren Jahren Materialien geſammelt hat. Das alte Werk beſchäftigte ſich ſpeziell bloß mit der Aequinoktial-Vegetation der neuen Welt. So zu ſagen im Angeſicht der Gegenſtände, am Fuße der Kordilleren, verfaßt, erſchien es lange vor der großen Arbeit Nova Genera et Species plantarum aequinoctialium Orbis Novi, worin Herr Kunth 4500 Spezies von den Hrn. von Humboldt und Bonpland eingeſammelter Tropenpflanzen beſchrieben hat. Dieſe Arbeit (ſieben Bände in Folio mit 725 Kupferplatten) wird nicht bloß dazu dienen, die Angabe der Spezies in dem 1805 entworfenen Gemälde der Aequinoktialregionen zu berichtigen und zu vervollſtändigen, ſondern auch nach der Erörterung der barometriſchen Meſſungen und der gewiſſenhaften Unterſuchung einer größeren Menge von Spezies, als man je zu gleichem Zwecke hatte gebrauchen können, beſtimmte Data und Zahlen-Koeffizienten geben über die Vertheilung der Aequinoktialpflanzen in den Ebenen und auf den Bergen, letztre in, 500 Mètres breite, Zonen getheilt. Schon hat H. Kunth im letzten Bande der Nova Genera die ſpeziellen Floren von Venezuela, Kundinamarka, Quito und Mexiko gegeben. Das Werk, welches wir ankündigen, wird nicht nur eine zweckgemäße Zuſammenſtellung deſſen ſein, was bis jetzt in den in Europa und Amerika herausgegebenen Abhandlungen zerſtreut liegt, es wird auch durch inedirte Materialien bereichert werden, welche der Verfaſſer der Freundſchaft mehrer Botaniker und Reiſenden, die das Gebiet unſrer Kenntniſſe vergrößert haben, verdankt. Die Geographie der Pflanzen iſt eine gemengte Wiſſenſchaft, die auf keiner feſten Grundlage ſtehen kann, wenn ſie nicht zugleich von der beſchreibenden Botanik, der Meteorologie und der eigentlichen Geographie Hülfe entlehnt. Wie will man die intereſſante Aufgabe, welche kryptogamiſche Pflanzen, welche Gramineen, welche Dikotyledoneen in der alten und neuen Welt, unter der ſüdl. und nördl. gemäßigten Zone völlig identiſch ſind, auflöſen, ohne in den Herbarien die benachbarten Spezies nachzuſehen, ohne die genauſte Kenntniß vom Bau und den weſentlichen Karakteren der Spezies zu beſitzen? Wie will man über den Einfluß, den von außen die Natur und Erhebung des Bodens, die Atmosſphäre, ihre Temperatur, ihr Druck, ihre Feuchtigkeit, Elektrizität, das Verlöſchen der Lichtſtralen, die durch die oberen Luftlagen ſtreichen, auf die Pflanzenwelt äußert, ohne den gegenwärtigen Zuſtand der Meteorologie und der Phyſik überhaupt zu kennen? Wie die Naturgeſetze erkennen, nach welchen die Gewächsgruppen über Feſtlande und im Meeresſchooße unter verſchiedener Breite und in verſchiedener Höhe verbreitet ſind, ohne mit Inſtrumenten zum Meſſen der Alpenſtationen, der Hitzabnahme auf den Bergabhängen und in den Waſſerlagen des Ozeans, der Einbeugung der Linien gleicher Wärme und der ungleichen Temperaturvertheilung in den verſchiedenen Jahreszeiten auf der Küſte und im innern Feſtlande, verſehen zu ſein? Hat die Geographie der Pflanzen bis jetzt nicht die ſchnellen Fortſchritte gemacht, welche man nach einer ſolchen Menge wiſſenſchaftlicher Reiſen hätte erwarten ſollen, ſo liegt der Grund einerſeits darin, daß den Botanikern oft die Mittel zur Unterſuchung der Höhe und Atmosſphäre fehlen, andrerſeits die Phyſiker entweder nicht die zur Beſtimmung der Spezies unentbehrlichen botaniſchen Kenntniſſe beſitzen oder an den Punkten, deren abſolute Höhe ſie durch gute hypſometriſche Methoden beſtimmt haben, Herbarien anzulegen vernachläſſigen. Hr. von Humboldt, der 5 Jahre lang bald allein, bald vereint mit Hr. Bonpland in den Aequinoktialregionen Pflanzen geſammelt hat, wurde, ſeit ſeiner Rückkunft in Europa, durch andre Beſchäftigung vom Studium der beſchreibenden Botanik abgehalten. Da ſein beſtändiger Wunſch iſt, in ſeinem Werke die Unvollkommenheiten ſo viel als möglich zu heben, ſo hat er ſich mit Hr. Kunth verbunden, welcher durch ſeine Talente und durch die Wichtigkeit ſeiner zahlreichen Arbeiten eine der erſten Stellen unter den Botanikern unſerer Zeit einnimmt. Der Text des Werkes wird von Hrn. von Humboldt ſein; die von Hrn. Kunth hinzugefügten Abhandlungen oder erklärenden Noten werden mit dem Namen dieſes Gelehrten unterzeichnet ſein. Die Géographie des plantes, rédigée d’après la comparaison des phénomènes que présente la vegétation dans les deux continens wird einen Folioband von ungefähr 100 Blatt ausmachen. Kein allgemeines Werk dieſer Art iſt noch in Frankreich erſchienen. Der Essai élémentaire de Géographie botanique von Hrn. Decandolle enthält viele neue und geiſtreiche Anſichten, aber der Verfaſſer mußte ſich auf eine geringe Anzahl Seiten beſchränken, da ſeine Abhandlung für den von den Profeſſoren des Jardin du Roi herausgegebenen Dictionnaire des sciences naturelles beſtimmt war. Nur Dänemark und Deutſchland beſitzen ein Werk von größerer Ausdehnung, die vortreffliche Schrift des Hrn. Schouw Elemente einer Univerſalgeographie der Gewächſe. Der ſchon durch eine Abhandlung De sedibus originariis plantarum vortheilhaft bekannte Verfaſſer hat die Maſſe des vorher bekannten vermehrt. Er gehört zu jener kleinen Anzahl von Reiſenden, welche zugleich Botaniker und Phyſiker, wie Ramond, Wahlenberg, Decandolle, Parrot, Leopold von Buch, Ch. Smith und Pollini, zu gleicher Zeit die Spezies, die Höhe des Standpunkts und die mittlere Temperatur des Orts beſtimmt haben. H. Schouw hat mit einem edlen wiſſenſchaftlichen Eifer die Vegetation von Europa von der ſkandinaviſchen Halbinſel bis zum Gipfel des Aetna ſtudirt. Seine vor 3 Jahren herausgegebenen Elemente würden noch verdienen, ins Franzöſiſche überſetzt zu werden. Es iſt ein botaniſcher Atlas dabei, und das Werk trägt das Gepräge eines höchſt genauen und ſcharfſinnigen Geiſtes. In dem däniſchen Werke finden ſich ſorgfältig die Bemerkungen über botaniſche Geographie, die Hr. v. Humboldt nach einander bekannt machte, zuſammengeſtellt. Seinerſeits wird dieſer nun in den Elementen des Hrn. Schouw alles Neue und Wichtige, was ſie enthalten, ſchöpfen; aber die beiden Werke werden nichts mit einander gemein haben, außer in wiefern dies bei der Erörterung eines Theils der nämlichen Fragen nothwendig iſt. Zur Geographie der Pflanzen der Hrn. von Humboldt und Kunth werden wenigſtens 20 Kupferplatten gehören, worunter einige auf das Ausſehen der Vegetation oder die Phyſiognomie der Pflanzen Bezug haben. Die Kupfer werden nach den Zeichnungen ausgeführt werden, die Hr. Rugendas unlängſt in den Wäldern Braſiliens verfertigte. Dieſer junge verdienſtvolle Künſtler hat 5 Jahre lang mitten im Reichthume der tropiſchen Pflanzenwelt gelebt. Er wurde durchdrungen vom Gefühl, daß in der wilden Fülle einer ſo wunderbaren Natur, der maleriſche Effekt in der Zeichnung immer durch die Wahrheit und treue Nachahmung der Formen entſteht. Das neue Werk gehört weſentlich zum Voyage aux régions équinoxiales der Hrn. von Humboldt und Bonpland; es iſt eine Art Fortſetzung der von Hr. Kunth herausgegebenen Nova Genera. Da es über die größten Probleme der Natur handelt, ſo hat es nicht bloß wiſſenſchaftliches Intereſſe für Botaniker und Phyſiker, es empfiehlt ſich auch denen, welche gerne Gebirge beſuchen oder den Reiſenden in der Erzählung über die weite Ferne folgen. Die botaniſche Geographie ſpricht zugleich zum Geiſte und zur Einbildungskraft; wie die Geſchichte jener antiken Pflanzenwelt, die im Schooße der Erde vergraben liegt, wird ſie zum höchſt anziehenden Studium. Sind die einzelnen Erſcheinungen dargeſtellt und die beſonderen Beobachtungen beſchrieben, ſo iſt es erlaubt, ſich zu allgemeinen Ideen zu erheben; auf eine unfruchtbare Anhäufung von Erfahrungen den Fortſchritt der Wiſſenſchaften beſchränken wollen, das hieße die Beſtimmung des menſchlichen Geiſtes verkennen. Es werden nur 140 Exemplare gedruckt werden, 125 auf Jeſuspapier, 15 auf großem Colombier. Das Werk wird in 4 Lieferungen erſcheinen. Jede Lieferung koſtet für den Subſkribenten ebenſoviel als die von Nova Genera et Species plantarum, nämlich 180 Franken auf Jeſuspapier, 200 Franken auf groß Colombier. Bei Gide fils, rue St. Marc-Feydeau, Nr. 20., zu Paris.