Geognostisches Gemälde von Süd-Amerika. Von Herrn Alexander v. Humboldt. ( Voyage aux régions équinoxiales du nouveau continent. Tom. Xme, p. 249.) Geognostische Thatsachen und Meinungen dürfen nicht mit einander verwechselt werden; ich lasse darum die Schilderung der Gebirgs-Formazionen des südlichen Amerika auf einander folgen, ohne die allgemein angenommene Abtheilung derselben in fünf Gruppen — Ur-, Uebergangs-, Flöz-, terziäre und vulkanische Felsarten — zu berücksichtigen. Mir ward das Glück zu Theil, die Typen jeder Gruppe in Gegenden zu entdecken, wo, vor meiner Reise, kein Gestein genannt worden war. Die alten Klassifikazionen haben den großen Nachtheil, daß sie den Geognosten nöthigen, selbst da scharf zu trennen, wo Zweifel bleiben, wenn nicht in Betreff der Lagerung oder Ueberlagerung, dennoch in Hinsicht der Zahl nicht entwickelter Formazionen. Wie soll man, unter diesen oder jenen Umständen, über die Analogieen absprechen, welche ein, an Versteinerungen sehr armer, Kalk mit dem Uebergangskalke und dem Zechsteine, ein auf Urfelsarten ruhender Sandstein mit dem bunten oder mit dem Quader-Sandsteine, oder ein salzführender Thon mit dem red Marl der Engländer und dem Steinsalze der terziären Gebilde Italiens, darbieten können? Bedenkt man die unermeßlichen Fortschritte, welche die Kenntniß von der Ueberlagerung der Gesteine seit fünf und zwanzig Jahren gemacht, so kann es keine Verwunderung erregen, wenn die Meinung, welche ich gegenwärtig in Betreff des relativen Alters der Formazionen von Aequinokzial-Amerika ausspreche, nicht mit derjenigen im Einklange ist, die im Jahre 1800 von mir dargelegt wurde. Meinungs-Beständigkeit im Geognostischen wäre Gedanken-Trägheit, ein Stillestehen in der Mitte der Vorschreitenden. Was an irgend einer Stelle der Erde, hinsichtlich der Zusammensezzung der Felsarten, beobachtet wird, über die untergeordneten Lager, welche sie einschließen, oder über ihre Lagerungs-Folge, Alles dieses sind Thatsachen von unabänderlicher Wahrheit, und unabhängig von den Fortschritten positiver Geognosie in andern Gegenden, während die systematischen Namen, zur Bezeichnung dieser oder jener Formazion Amerikas angewendet, sich nur auf die vorausgesetzten Analogieen der Europäischen und Amerikanischen Formazionen gründen. Nun können aber diese Namen nicht die nämlichen bleiben, wenn, nach mehr sorgsamer Untersuchung, die Gegenstände der Vergleichung nicht ihren vormaligen Plaz in der geognostischen Reihe behalten haben, wenn die einsichtsvollsten Gebirgsforscher jezt für Uebergangskalk und für Greensand annehmen, was ihnen vordem als Zechstein oder bunter Sandstein galt. Das sicherste Mittel, um geognostische Beschreibungen die Aenderungen überleben zu lassen, welche die Wissenschaft während ihres Vorschreitens erfährt, scheint mir, vorläufig an die Stelle der systematischen Namen rother Sandstein, bunter Sandstein, Zechstein und Jurakalk, in den Beschreibungen der Formazionen die von Amerikanischen Fundorten entlehnten Benennungen (Sandstein der Llanos , Kalk von Cumanacoa und von Caripe ) treten zu lassen, und sonach die Aufzählung der, mit der Ueberlagerung der Gebilde in Beziehung stehenden, Thatsachen von den Erörterungen über die Analogieen dieser Gebilde selbst mit jenen des alten Festlandes zu scheiden. I. Dem Granit, Gneiß und Glimmerschiefer koordinirte Formazionen. Es gibt Landstriche — in Frankreich die Gegend um Lyon , in Deutschland Freiberg, Naundorf — wo die Granit- und Gneiß-Formazionen sehr deutlich auftreten: in andern im Gegentheile findet man die geognostischen Grenzen zwischen jenen Formazionen wenig ausgesprochen, Granit, Gneiß und Glimmerschiefer scheinen lagenweise zu wechseln und in einander überzugehen. Diese Wechsel-Lagerungen, diese Uebergänge dürften in den Kordilleren des Küstenlandes von Venezuela minder häufig seyn, als in der Sierra Parime . In dem ersten dieser beiden Gebirgs-Systeme, zumal in der, der Küste zunächst liegenden, Kette, erkennt man nach und nach, als herrschende Gesteine aus W. nach O., den Granit, den Gneiß und den Glimmerschiefer; allein bei Betrachtung des Ganzen der geognostischen Konstituzion des Küstenlandes und der Sierra Parime, wird man vorziehen, die Formazionen des Granites, Gneißes und Glimmerschiefers, wenn nicht als eine einzige, dennoch als drei koordinirte, im engen Verbande mit einander stehende, Formazionen zu betrachten. Der Ur-Thonschiefer ist dem Glimmerschiefer untergeordnet, und nur Modifikazion desselben. Er bildet im neuen Festlande, eben so wenig wie in den Alpen und Pyrenäen , ein unabhängiges Gebiet. 1. Der Granit, welcher nicht in Gneiß übergeht, stellt sich am häufigsten dar im westlichen Theile der Kette des Küstenlandes, zwischen Turmero, Valencia und Porto-Cabello , desgleichen in der Umgegend der Sierra Parime , beim Encaramada und am Pic Duida. Er ist grobkörnig, und umschließt schöne Feldspath-Krystalle von 1 [Formel] ″ Länge am Rincon del Diablo , zwischen Mariara und Hacienda de Cura und am Chuao . Man sieht ihn säulenförmig zerklüftet durch senkrechte Spalten, oder sehr regelmäßig geschichtet, gleich dem Flözkalke, zu las Trincheras , an der Enge von Baraguan , im Orinoko-Thale, und unfern Guapasoso , an den Ufern des Atabapo. Der geschichtete Granit von Trincheras, aus welchem sehr heiße Quellen (90°, 3 Cent.) hervortreten, hat das Ansehen nach der Neigung seiner Schichten, als sey er dem Gneiße aufgelagert, welcher, weiter gegen S., auf dem Eilande des Sees von Valencia zu Tag ausgeht; allein solche Muthmaßungen, die Ueberlagerung betreffend, welche sich nur auf die Hypothese einer nicht näher bestimmten Schichten-Verlängerung stüzzen, sind wenig verlässig, und es ist möglich, daß die granitischen Massen, eine abgesonderte kleine Zone in der nördlichen Reihe der Kordilleren des Küstenlandes ausmachend, durch den Gneiß empor gehoben worden. Das leztere Gestein herrscht, sowohl beim Hinabsteigen vom Rincon del Diablo gegen S. nach den heißen Quellen von Mariara und nach den Ufern des Sees von Valencia , als beim Vordringen in östlicher Richtung gegen die Gruppen von Buenavista , nach der Silla von Caracas hin, und nach dem Cap Codera . In der Region der Kette des Küstenlandes von Venezuela, wo der Granit eine selbstständige Formazion von 15 bis 16 Meilen Länge zusammen zu sezzen scheint, habe ich keine fremdartigen oder untergeordneten Lager von Gneiß, Glimmerschiefer oder Urkalk wahrgenommen. Die Sierra Parime ist eines der am meisten ausgedehnten Granit-Gebiete auf der Erde : aber der Granit, welcher an den Berg-Gehängen, wie in den dieselben verbindenden Ebenen zu Tage ausgeht, verlauft sich häufig in Gneiß. Am beständigsten in seinem körnigen Gefüge, und als unabhängige Formazion, trifft man denselben unfern des Encaramada , an der Enge von Baraguan und in der Umgegend der Mission von Esmeralda . Häufig umschließt er, gleich dem Granite der Pyrenäen und jenen des südlichen Tyrol, einzeln zerstreute Hornblende-Krystalle, ohne daß deshalb Uebergänge in Syenit Statt haben. Diese Modifikazionen sind beobachtbar an den Ufern des Orinoko , des Caßiquiare , des Atabapo und des Tuamini . Die Aufhäufung von Blöcken, welche in Europa auf dem Kamme granitischer Berge ( Riesen-Gebirge, Ochsenkopf ) gefunden wird, zeigt sich zumal in dem nordwestlichen Theile der Sierra Parime , zwischen Caycara, Encaramada und Uruana; in den Wasserfällen von Maypures, und an der Mündung des Rio Vichada . Unentschieden bleibt, ob diese aufgehäuften Massen, welche die Gestalt von Zylindern haben, von an den Kanten abgerundeten Parallelepipeden, oder von Kugeln mit 40 bis 50′ Durchmesser, Folgen allmählichen Zersezzens sind, oder einer heftigen und augenblicklichen Emporhebung. Der Granit des südöstlichen Theiles der Sierra Parime geht zuweilen in Pegmatit (Schriftgranit) über. Untergeordnete Lager habe ich keine andern, als von Gneiß darin gesehen; aber zwischen Javita, San Carlos del Rio Negro und dem Pic Duida wird der Granit von zahlreichen Gangspalten durchsezt, deren Wände mit Berg-Krystall, schwarzem Turmalin, und mit Kiesen überkleidet sind. Diese offenen Gänge werden, wie es scheint, häufiger im O. des Pic Duida , in der Sierra Pacaraina , besonders zwischen dem Xurumu und Rupunuri . Lechenault de la Tour hat am Mana-Flusse, in Französisch Guyana , die nämlichen Granit-Gneiße (mit etwas Hornblende) gesammelt, welche von mir, in 300 Meilen westlicher Entfernung, beim Zusammenflusse des Orinoko und Guaviare getroffen wurden. 2. Der Gneiß herrscht längs den Kordilleren des Küstenlandes von Venezuela mit allem Anscheine einer selbstständigen Formazion, in der nördlichen Kette, von Cerro del Chuao und dem Meridian von Choroni bis zum Cap Codera; in der südlichen Kette vom Meridian von Guigue bis zur Mündung des Rio Tuy . Das Cap Codera , die große Masse der Silla , des Galipano und das Land zwischen Guayra und Caracas , das Plateau von Buenavista , die kleinen Inseln des Sees von Valencia , die Berge zwischen Guigue, Maria Magdalena und dem Cerro de Chacao bestehen aus Gneiß; indessen sieht man, in der Mitte dieses Gneiß-Gebietes, im Valle de Caurimare , in der alten Provincia de les Mariches; am Cabo Blanco , im W. der Guayra; bei Caracas und Autimano , vorzüglich aber zwischen dem Plateau von Buenavista und den Thälern von Aragua , im Berge de las Cocuyzas und an der Hacienda del Tuy , Glimmerschiefer eingeschlossen. Innerhalb der bezeichneten Grenze, wo der Gneiß herrschend auftritt, geht derselbe zuweilen in Glimmerschiefer über, während eine scheinbare Annäherung zum Granite nur auf dem Gipfel der Silla de Caracas Statt findet, und überdieß müßte eine sorgfältigere Untersuchung, als mir vergönnt gewesen, entscheiden, ob die Granite des St. Gotthard und der Silla de Caracas wirklich auf Glimmerschiefer ruhen, oder ob sie dieses Gestein nur durchbrochen haben, indem dieselben unter der Gestalt von Nadeln oder von Kuppeln empor stiegen. Der Gneiß der Kordilleren des Küstenlandes enthält in der Provinz Caracas fast ausschließlich Granat, Rutil und Graphit durch das Ganze seiner Masse verbreitet; ferner umschließt derselbe Lager körnigen Kalkes, und einige erzführende Gänge. Ob der Serpentin mit Granaten im Plateau von Buenavista im Gneiße eingelagert ist, oder ob er, diesem Gesteine nur aufgesezt, nicht vielmehr einer Weißstein- (Granulit-) Formazion angehört, ähnlich der von Penig und von Mitweyda in Sachsen, will ich unentschieden lassen. In dem von Bonpland und mir durchwanderten Theile der Sierra Parime, bildet der Gneiß eine minder scharf begrenzte Zone, und schwankt vielmehr zwischen Granit und Glimmerschiefer. Granaten sind mir im Gneiße von la Parime nicht vorgekommen; der Granit-Gneiß des Orinoko dürfte hin und wieder etwas goldführend seyn. 3. Der Glimmerschiefer macht mit dem Thonschiefer ein zusammenhängendes Gebiet in der nördlichen Kette des Küstenlandes von Araya bis jenseit des Meridians von Cariaco , desgleichen in der Insel la Marguerite . Er umschließt auf der Halbinsel Araya Granaten und Disthen, und da, wo er in Thonschiefer übergeht, kleine Alaun-Schichten. Von dem, eine selbstständige Formazion bildenden, Glimmerschiefer muß der dem Gneiß-Gebiete, im O. des Cap Codera , untergeordnete, unterschieden werden. Der leztere enthält, im Tuy-Thale, Lager von Urkalk und von Zeichnenschiefer; zwischen dem Cap Blanc und Catia , Schichten von Granaten führendem Chloritschiefer und von Hornblendeschiefer, und zwischen Caracas und Antimano zeigt derselbe die denkwürdige Erscheinung von Gneiß-Gängen, in welchen Granaten-reiche Diorit-Kugeln eingeschlossen sind. In der Sierra Parime , herrscht der Glimmerschiefer nur im östlichsten Theile. Der Hornblendeschiefer von Angostura und die Massen von Diorit aus Kugeln mit konzentrischen Lagen, unfern Muitaco , scheinen nicht auf Glimmerschiefer, sondern unmittelbar auf Granit-Gneiß zu ruhen. Indessen habe ich nicht deutlich beurtheilen können, ob nicht ein Theil dieses kieshaltigen Diorites, an den Ufern des Orinoko und in der Meerestiefe bei Cabo Blanco , so wie an der Montanna de Avila in dem Gesteine selbst eingeschlossen ist, auf welchem derselbe ruht. Sehr mächtige Gänge eignen sich häufig das Ansehen nicht weit erstreckter Lager an, und die, zu Hügeln aufgehäuften, Diorit-Kugeln könnten wohl, nach den Analogieen so vieler Basalt-Kegel, aus Spalten hervorgetreten seyn. Die Glimmerschiefer, die Chlorit- und die Hornblendeschiefer enthalten Magneteisen-Theile in den tropischen Regionen von Venezuela , wie in den nördlichsten Regionen Europas. Die Granaten sind fast gleichmäßig verbreitet im Gneiße (Caracas), im Glimmerschiefer (Halbinsel von Araya ), im Serpentine ( Buenavista ) und im Diorite ( Antimano ): wir werden später diese Granaten in den trachytischen Porphyren wieder auftreten sehen, welche den berühmten Erzberg von Potosi krönen, und in den schwarzen, augitischen Massen des, dem Chimborazo angelehnten, kleinen Vulkanes Yana-Urcu . Das Erdöl — und diese Thatsache ist gewiß besonders denkwürdig — tritt aus dem Glimmerschiefer-Gebiete im Meeresbusen von Cariaco hervor. Wenn, mehr gegen O., an den Ufern des Areo und unfern Cariaco dasselbe aus Flözkalk-Formazionen zu quellen scheint, so dürfte dieß wohl nur darum der Fall seyn, weil jene Formazionen auf Glimmerschiefer ruhen. Auch die heißen Quellen von Venezuela entspringen in Urfelsarten, oder vielmehr unterhalb derselben. Man sieht sie aus Granit hervortreten ( las Trincheras ), aus Gneiß ( Mariara und Onoto ), und aus dem, die primitiven Felsarten überdeckenden, Kalk- und Sandsteine ( Morros de St. Juan, Bergantin, Cariaco ). Die Erschütterungen der Erde und die unterirdischen Detonazionen, deren Siz man ohne Grund in den Kalk-Gebirgen von Cumana gesucht, wurden am heftigsten in den granitischen Gebieten von Caracas und vom Orinoko verspürt. Die vulkanischen Phänomene, insofern ihr Vorhandenseyn sich wirklich bestätigt, werden von den Eingebornen den Granit-Piks vom Duida und Guaraco , und dem Kalkberge von Cuchivano zugeschrieben. Aus der Gesammtheit dieser Beobachtungen ergibt sich, daß der Granit-Gneiß in der unermeßlichen Gebirgs-Gruppe der Parime herrscht, wie der Gneiß-Glimmerschiefer in den Kordilleren des Küstenlandes; daß, in beiden Systemen, das Granit-Gebiet, ohne Gneiß und Glimmerschiefer, nur eine sehr kleine Strecke einnimmt, und daß, in der Kette des Küstenlandes, die Formazion des Thonschiefers, des Glimmerschiefers, des Gneißes und Granites in einem Striche aus O. nach W. auf einander folgen (indem ihre Schichten sich sehr gleichmäßig und regelrecht gegen NW. senken), daß, nach der Hypothese einer unterirdischen Verlängerung der Schichten, man den Granit von las Trincheras und vom Rincon del Diablo , als dem Gneiße von Villa de Cura, Buenavista und Caracas aufgelagert, und diesen Gneiß wiederum, als auf dem Glimmer- und Thonschiefer von Maniquarez und von Chuparuparu auf der Halbinsel Araya ruhend, annehmen müßte. Ich habe bereits bemerkbar gemacht, daß eine solche, gewissermaßen unbestimmte, Verlängerung jeder Felsart, gestüzt auf den Neigungswinkel, welchen ihre Schichten an der Oberfläche des Bodens zeigen, nicht zulässig ist, und daß, nach einer ähnlichen gewagten Voraussezzung, man genöthigt wäre, die Ur-Gesteine der Schweizerischen Alpen, als der Formazion des dichten Kalkes (Uebergangskalk oder identisch mit Zechstein?) aufgelagert, und diesen als auf der Molasse des terziären Gebietes ruhend zu betrachten. II. Formazion des Thonschiefers von Malpasso. Hätte ich, in der Darstellung der Formazion von Venezuela , der bekannten Abtheilung in Ur-, Uebergangs-, Flöz- und terziäre Gebiete folgen wollen, so würde ich im Zweifel geblieben seyn über die Stelle, welche der lezten Glimmerschiefer- Lage auf der Halbinsel Araya zukommt. Diese Lage geht in der Schlucht ( Arayo ) von Robalo unmerklich in einen Kohlenstoff-haltigen, glänzenden Schiefer, in wahren Alaunschiefer über. Streichen und Fallen der Schichten bleiben unverändert, und der Thonschiefer, welcher das Ansehen eines Uebergangs-Gesteines erhält, ist nur Modifikazion der primitiven Glimmerschiefer von Maniquarez , welche Granaten, Disthen und Rutil enthalten. Diese unmerklichen Uebergänge des Ur-Gebietes in das Transizions-Gebiet durch Thonschiefer, welche Kohlenstoff aufnehmen, während ihnen gleichförmige Lagerung zum Glimmerschiefer und Gneiße bleibt, wurden zu mehreren Malen in Europa beobachtet . Man kann selbst Zweifel anregen über das Vorhandenseyn einer unabhängigen Ur-Thonschiefer-Formazion, d. h. einer Formazion, welche nach der Teufe hin, nicht mit Fels-Schichten im Verbande stände, die einige Abdrücke von Monokotyledonen umschließen. v. Oeynhausen’s Beschreib. von Oberschlesien; 57, 62, 413. Das kleine Gebiet des Thonschiefers von Malpasso (in der südlichen Kette der Küsten-Kordilleren) ist vom Gneiß-Glimmerschiefer durch eine gleichzeitige Serpentin- und Diorit-Formazion geschieden. Man sieht dasselbe in zwei Lagen getheilt; die obere besteht aus grünen, talkigen, mit Hornblende gemengten Schiefern; in der untern sind die Schiefer blaulichschwarz und von zahlreichen Quarzadern durchzogen. Lager von Grauwacke oder Kieselschiefer sind mir nicht vorgekommen, auch habe ich keinen Chiastolith gesehen. Der Kieselschiefer gehört in diesen Gegenden einer Kalk- Formazion an, deren Beschreibung folgt; von Chiastolith sah ich schöne Stücke, welche die Indianer als Amulete tragen, und die aus der Sierra Nevida de Merida gebracht werden . Diese Substanz kommt hier wahrscheinlich in einem Uebergangs- Thonschiefer vor; Rivero und Boussingault beobachteten den Thonschiefer in 2120 Toisen Höhe, in der Paramo de Mucuchies , zwischen Truxillo und Merida. In Galizien , in Spanien , sahe ich den, Chiastolith einschließenden, Thonschiefer mit Grauwacke wechseln; aber der Chiastolith gehört ohne Zweifel auch Gesteinen an, welche von allen Geognosten bis jezt dem Ur-Gebiete beigezählt werden, Glimmerschiefern, die als Lager im Granite vorkommen, und solche, welche ein selbstständiges Gebiet ausmachen ( Charpentier, essay géogn. sur les Pyrénées; 143, 193.) III. Serpentin- und Diorit-Formazion (Grünstein von Juncalito). Es ist weiter oben die Rede gewesen von einem, im Gneiße von Buenavista eingeschlossenen, vielleicht auch demselben aufgesezten Lager von Granaten-reichem Serpentine: hier handelt es sich um ein wahrhaftes Serpentin-Gebiet, wechselnd mit Diorit, welchem eine Verbreitung von der Schlucht von Tucutunemo bis nach Juncalito zusteht. Der Diorit bildet die größte Masse dieses Gebietes; er ist schwärzlichgrün, kleinkörnig und frei von Quarz: kleine Feldspath-Krystalle im Gemenge mit Hornblende-Krystallen sezzen die Masse desselben zusammen. In Folge der Verwitterung überdeckt sich dieses Diorit-Gestein auf seiner Außenfläche mit einer gelblichen Rinde, ähnlich jener der Basalte und Dolerite. Der Serpentin, von dunkel-olivengrüner Farbe, im Bruche eben, gemengt mit blaulichem Speckstein und mit Hornblende, zeigt, wie fast alle gleichzeitigen Diorit- und Serpentin-Formazionen ( Schlesien, Fichtelgebirge, Baigorry- Thal in den Pyrenäen , Eiland Cypern ), Spuren von Kupfererzen. Da, wo der, zum Theil kugelig abgesonderte, Diorit sich den grünen Schiefern von Malpasso nähert, finden sich wahre grüne Schiefer-Lager eingeschlossen im Diorite. Der schöne Saussurit, von welchem ich in Hoch-Orinoko Bruchstücke in den Händen der Eingebornen sah, scheint die Gegenwart eines, dem Granit-Gneiße oder dem Hornblendeschiefer des östlichen Theiles der Sierra Parime aufgelagerten, Euphotid-Gebietes anzudeuten. IV. Körniger und Glimmer führender Kalk der Morros de San Juan. Die Morros de San Juan steigen gleich zerfallenen Thürmen aus der Mitte eines Diorit-Gebietes auf. Sie bestehen aus einem grünlichgrauen, kavernösen, krystallinischen, mit einigen Glimmer- Blättchen gemengten, versteinerungsfreien Kalke. Man findet darin Massen verhärteten Thones, schwarz, schieferig, eisenreich, überdeckt mit einer gelben Verwitterungsrinde, wie solche im Basalte und im Hornblende-Gesteine vorkommen. Ein dichter Kalk mit Muschel-Resten ist dem körnigen Kalke der Morros de San Juan angelagert. Wahrscheinlich dürften bei genauerer Untersuchung dieses Gebietes, zwischen Villa de Cura und Ortiz , woselbst ich nur während eines einzigen Tages sammeln konnte, mehrere Phänomene aufgefunden werden, übereinstimmend mit jenen, die L. v. Buch neuerdings in Tyrol nachgewiesen . Boussingault bezeichnet das Gestein von Morros in einem ungemein lehrreichen Aufsazze, welchen er mir kürzlich übersendet hat, mit dem Ausdrucke »kalkhaltiger, problematischer Gneiß.« Diese Benennung dürfte andeuten, daß die Glimmer-Blättchen stellenweise mehr nach einer gleichmäßigen Richtung sind, wie im grünlichen Dolomite von Val Toccia . Taschenb. für Mineral.: XVIII, 272 ff. V. Feldspathiger Sandstein vom Orinoko . Das Granit-Gneiß-Gebiet der Sierra Parime wird in seinem westlichsten Theile (zwischen Encaramada und der Enge von Baraguan , wie auf dem Eilande Guachaco ) durch Streifen eines braunlichgrünen Sandsteines bedeckt, welcher Quarz-Körner und Feldspath-Bruchstücke, durch ein thoniges und sehr dichtes Bindemittel zusammengehalten, umschließt. Das Bindemittel ist, da, wo es in großer Häufigkeit vorhanden, muschelig und geht in Jaspis über. Kleine Gänge von Braun-Eisenstein durchziehen die Felsart. Aus der Gegenwart des Feldspathes scheint hervorzugehen, daß diese kleine Sandstein-Formazion — die einzige von allen Flöz- Formazionen, welche bis jezt in der Sierra Parime bekannt ist — dem rothen oder Kohlen-Sandsteine angehöre. Ich habe sie nicht mit dem Sandsteine der Llanos zu verbinden gewagt, dessen relatives Alter ich bis jezt weniger entschieden achte. VI. Formazion des Sandsteines der Llanos von Calabozo . Ich lasse die Formazionen in der Ordnung auf einander folgen, welche ich, nach dem ersten Eindrucke, an Ort und Stelle zu erkennen glaubte. Die Kohlenstoff-haltigen Schiefer der Halbinsel Araya verbinden die primitiven Granit-Gneiße und Gneiß- Glimmerschiefer dem Uebergangs-Gebiete (blaue und grüne Schiefer; Diorit und Serpentin, gemengt mit Hornblende; grünlichgrauer, körniger Kalk) von Malpaßo, Tucutunemo und San Juan . Auf diesem Uebergangs-Gebiete ruhen gegen S. die Sandsteine von Llanos , frei von Muscheln, und bestehend (Savannen von Calabozo ) aus abgerundeten Bruchstücken von Quarz und Kieselschiefer, welche durch ein grünlichbraunes, eisenreiches Thon-Zäment zusammengehalten werden. Man findet darin Holz-Theile, meist von Monokotyledonen, und Massen von Braun-Eisenstein. Einige Lagen (Mesa de Paja) zeigen sehr feine Quarz-Körner; Bruchstücke von Porphyr oder von Kalk sind mir nicht darin vorgekommen. Diese unermeßlichen Sandstein-Gebiete, welche die Llanos des niederen Orinoko und des Amazonenlandes überdecken, verdienen die größte Aufmerksamkeit der Reisenden. Durch ihr Ansehen nähern sie sich den Nagelfluen, in denen ebenfalls Kalk-Trümmer vermißt werden ( Schottwyll und Diesbach in der Schweiz ): allein nach ihren Lagerungs-Verhältnissen schienen mir dieselben mehr zum rothen Sandsteine zu gehören. An keiner Stelle kann man sie mit der Grauwacke verwechseln, welche durch Boussingault und Rivero längs den Kordilleren von Neu-Granada , die Steppen gegen W. begrenzend, gefunden wurden. Deuten die Abwesenheit der Bruchstücke von Granit, Gneiß und Porphyr, das häufige Vorhandenseyn versteinten Holzes , mitunter von Dikotyledonen abstammend, darauf hin, daß dieser Sandstein neuen Formazionen angehöre, welche die Ebenen zwischen den Kordilleren der Parime und des Küstenlandes füllen, wie die Schweizer Molasse den Raum zwischen dem Jura und den Alpen einnimmt? Ich habe über das Problem an einem andern Orte geredet : allein die gesammelten Materialien sind bis jezt noch zu unvollständig. Es ist nicht leicht über das Alter von Sandstein abzusprechen, wenn mehrere Formazionen sich nicht entwickelt haben. Selbst auf dem klassischen Boden der Geognosie, in Deutschland, sind die geübtesten Beobachter nicht im Einverständnisse über die Sandsteine des Schwarzwaldes und der Länder im SW. des Thüringer Wald-Gebirges . Boussingault , welcher einen Theil der Steppen von Venezuela lange nach mir durchwandert hat, glaubt, daß die Sandsteine der Llanos von San Carlos , jene des Thales von San Antonio de Cucuta , und die der Plateaus von Barquisimeto, Tocuyo, Merida und Truxillo, zur Formazion des alten rothen, oder des Kohlen-Sandsteines gehören. Und in der That trifft man wahre Kohle bei Carache und im SW. des Paramo de las Rosas . In Deutschland schließen Sandsteine, welche unzweifelhaft zum rothen Sandsteine gehören, ebenfalls Geschiebe und abgerundete Bruchstücke ein ( Wiederstedt in Thüringen; Freiesleben, geogn. Arb.: IV, 77). Sie wurden darum selbst mit dem Ausdrucke Nagelflue bezeichnet. ( Meinecke, Naturforscher; St. 17, S. 48.) Ich will die, dem rothen Sandsteine der Pyrenäen untergeordneten, Brekzien nicht anführen, weil das Alter dieser, keine Steinkohlen führenden, Felsart als zweifelhaft gelten dürfte. ( v. Charpentier, a. a. O.; S. 427.) Lagen von rundlichen, sehr feinen Quarz-Körnern sind im Todt-Liegenden von Thüringen eingeschlossen ( Freiesleben, a. a. O.; S. 97) und in jenen von Oberschlesien ( v. Oeynhausen , a. a. O.; S. 119). Meissner, Ann. der allgem. Schweiz. Gesellsch.; I, 49. Das Volk schreibt diese Hölzer dem Bowdichia virgiloides, oder Alcornoco ( Nova Gen. et Spec.; III, 377) zu. Man glaubt in Venezuela, wie in Aegypten, daß die versteinten Hölzer noch heutiges Tages gebildet werden. Ich muß bei dieser Gelegenheit bemerken, daß die versteinten Dikotyledonen von mir nur an der Oberfläche des Bodens gefunden wurden, und nicht eingeschlossen im Sandsteine der Llanos . Caillaud hat das Nämliche zwischen Siwa und der Oasis beobachtet. Die Baumstämme von 90′ Länge, eingeschlossen im rothen Sandsteine des Kiffhäusers in Thüringen , gehören, zu Folge neuerer Untersuchungen von L. v. Buch , den Monokotyledonen an. Sur le gisement des roches; 230. Ehe ein Theil der unermeßlichen Ebenen von Amerika geognostisch untersucht worden, hätte man glauben können, ihre gleichmäßige und beständige Horizontalität rühre vom angeschwemmten Gebiete her, oder doch von sandsteinartigen, terziären Gebieten. Der Sand, in den baltischen Ländern und im ganzen nördlichen Deutschlande den Grobkalk und die Kreide überdeckend, schien diese systematischen Ansichten zu rechtfertigen, welche man nicht unterließ auf Sahara und die Steppen Asiens auszudehnen. Allein die gesammelten Beobachtungen reichen hin, um zu beweisen, daß in beiden Welttheilen, Ebenen, Steppen und Wüsten zugleich eine große Zahl von Formazionen des verschiedensten Alters enthalten, und daß diese Formazionen daselbst zu Tage ausgehen, ohne durch Anschwemmungen bedeckt zu werden. Jurakalk, Steinsalz (Ebenen von Meta und von Patagonien ) und Kohlen-Sandstein zeigen sich in den Llanos des südlichen Amerika; Quader-Sandstein (Wüste zwischen Arkansas und Canadian-River ), ein salzführendes Gebiet, Steinkohlen-Lagen (Abhänge der Aleghanis , Ufer des Ohio ) und Uebergangskalk mit Trilobiten Missoury , oberhalb Council Bluff ) erfüllen die weit erstreckten Ebenen von Louisiana und von Canada . Beim Untersuchen der Felsarten, welche Caillaud in den Wüsten Lybiens und bei Oasis von Siwa gesammelt, erkennt man Sandstein, ähnlich dem von Theben; Bruchstücke versteinter Dikotyledonen von 30 bis 40′ Länge, mit Ueberbleibseln von Zweigen und mit konzentrischen Mark-Lagen, vielleicht aus terziärem Braunkohlen-Sandsteine abstammend; Kreide mit Spatangen und Ananchyten; Jurakalk mit Nummuliten; einem andern feinkörnigen Kalk , der zum Baue des Jupiter Ammon-Tempels (Omm-Beydale) verwendet worden; Steinsalz mit Schwefel und Bitumen. Diese Beispiele beweisen zur Genüge, daß die Ebenen ( Llanos ), die Steppen und Wüsten nicht die Einförmigkeit terziärer Gesteine darbieten, welche man ihnen zu allgemein zuschreibt. Gehören die schönen Jaspis- Stücke (Cailloux d’Egypte), welche Bonpland in den Savannen von Barcelona (bei Curataquiche ) sammelte, dem Sandsteine der Llanos de Calabozo, oder einem, diesen Sandstein überdeckenden, Gebiete an? Die erste dieser Voraussezzungen würde, nach der Analogie der, durch Rosière in Aegypten gemachten, Beobachtungen, den Sandstein von Calabozzo der terziären Nagelflue näher bringen. Die eigenthümlichen physiognomischen Verhältnisse, das Pyramiden- und Mauern-Aehnliche, die Absonderung in würfeligen Blöcken, scheinen allerdings den Quader-Sandstein zu bezeichnen; allein der Sandstein der östlichen Gehänge der Montagnes rocheuses , in welchen James Salzquellen fand, Lager von Gyps, aber keine Kohlen, dürften eher zum bunten Sandsteine gehören. Diese Kohlen überlagern, wie in Belgien , unmittelbar die Grauwacke, oder den Uebergangs-Sandstein. Der Uebergangskalk wird, in den Ebenen des hohen Missoury, von einem andern, Turritellen enthaltenden, Flözkalke bedeckt, welchen man dem Jurakalke beizählen zu dürfen glaubt, während ein Gryphitenkalk, reich an Bleierzen, und den ich für älter hielt, als den oolithischen Kalk, und dem Lias analog, nach James, seine Stelle über der jüngsten Sandstein-Formazion einnimmt. Ist diese Ueberlagerung außer allem Zweifel? Molassen-Formazion. L. v. Buch fragt mit Recht: ob dieser Kalk, so ähnlich dem Marmor von Paros und dem, durch Berührung mit dem syenitischen Granite von Predazzo körnig gewordenen, Kalke, eine Modifikazion des Nummuliten-Kalkes von Siwa sey? Die Urgebirge, aus denen man glauben könnte, daß jener körnige Kalk abstamme, sind weit entfernt von der Oasis von Siwa. VII. Formazion des dichten Kalkes von Cumanacoa . Ein blaulichgrauer, dichter Kalkstein, fast frei von Versteinerungen, häufig durchzogen mit kleinen Kalkspath-Gängen, bildet die sehr jähen Berge. Seine Schichten haben das nämliche Streichen und Fallen ( Punta Delgada, im Osten von Cumana ), wie jene des Glimmerschiefers von Araya . Da, wo die Seiten der Kalk-Berge Neu-Andalusiens besonders steil sind, sieht man, wie am Achsenberg unfern Altorf in der Schweiz, die Schichten seltsam gewunden und gebogen. Die Farben des Kalkes von Cumanacoa wechseln vom Schwärzlichgrauen bis zum Blaulichweißen ( Bordones; Cerro del Impossibile; Cocollar; Turimiquiri; Montanna de Santa Maria ). Er geht zuweilen vom Dichten bis ins Körnige über. Als zufällige Einschlüsse findet man darin Braun-Eisenstein, Eisenspath und selbst Berg- Krystall; als untergeordnete Lager kommen darin vor: 1. zahlreiche Schichten Kohlenstoff-haltiger, schieferiger Mergel mit Kiesen ( Cerro del Cuchivano bei Cumanacoa ); 2. quarziger Sandstein wechselnd mit sehr dünnen Schieferthon-Lagen ( Quetepe im S. von Cumana; Cerro del Impossibile; Plateau des Cocollar; Cerro de Saca Manteca bei Catuaro; wahrscheinlich auch das Becken des Guarda de St. Augustin und der Purgatorio ); dieser Sandstein schließt Quellen ein; im Allgemeinen bedeckt er nur den Kalk von Cumanacoa , stellenweise aber schien derselbe mir auch darin eingelagert; 3. Gyps mit Schwefel ( Guire im Golfo Trieste auf der Küste von Paria ). Da ich die Lagerungs-Verhältnisse des gelblichweißen, feinkörnigen Gypses nicht an Ort und Stelle untersuchen konnte, so erlaube ich mir auch nicht über sein relatives Alter abzuurtheilen. Der Zechstein des Großörner in Thüringen enthält ebenfalls Berg-Krystalle. ( Freiesleben, a. a. O.; III, S. 17.) Die einzigen versteinten Muscheln, welche ich in dieser Kalk-Formazion gefunden, sind Haufwerke von Turbiniten und Trochiten, auf dem Abhange des Turimiquiri , in mehr als 680 Toisen Höhe, und einen Ammoniten von 7″ Durchmesser an der Montanna de Santa Maria , im NNW. von Caripe . Nirgends sahe ich den Kalk von Cumanacoa auf dem Sandsteine der Llanos gelagert: hätte ein solches Verhältniß Statt, so müßte man es beim Herabsteigen vom Plateau des Cocollar gegen die Mesa de Amana finden. Auf der Südküste des Meeresbusens von Cariaco bedeckt die Kalk-Formazion ( Punta Delgada ) wahrscheinlich, und ohne daß eine Zwischen-Lagerung von einem andern Gesteine Statt hätte, den, in Kohlenstoff-haltigen Thonschiefer übergehenden, Glimmerschiefer. Im nördlichen Theile des Golfes habe ich diese schieferige Formazion, in 2 bis 3 Klaftern Tiefe, deutlich im Meere gesehen. Die warmen untermeerischen Quellen schienen aus dem Glimmerschiefer hervorzutreten, desgleichen die Erdölquellen von Maniquarez . Wenn es übrigens zweifelhaft bleibt, welches Gestein die unmittelbare Unterlage des Kalkes von Cumanacoa ausmacht, so sind dagegen die denselben überdeckenden Gesteine wohl nachzuweisen; es müssen dahin gezählt werden: 1. der terziäre Kalk von Cumana , unfern Punta Delgada , und am Cerro de Meapire; 2. der Sandstein von Quetepe und von Turimiquiri , welcher, da er Lager im Kalke von Cumanacoa ausmacht, wahrscheinlich dem lezteren Gebiete angehört; 3. der Kalk von Caripe, dem Jurakalke identisch, von dem im folgenden Artikel die Rede seyn wird. VIII. Formazion des dichten Kalkes von Caripe. Beim Hinabsteigen vom Cuchilla de Guanaguana , gegen das Kloster von Caripe , sieht man der Formazion des blaulichgrünen Kalkes von Cumanacoa eine andere neue Formazion folgen, weiß, mit ebenem oder unvollkommen muscheligem Bruche, und in sehr dünne Schichten abgetheilt. Ich bezeichne die leztere vorläufig mit dem Ausdrucke Kalk-Formazion von Caripe, in Beziehung auf die Höhle dieses Namens, welche von vielen Tausenden von Nachtvögeln bewohnt wird. Dieser Kalk hat mir übereinstimmend geschienen: 1. mit dem Kalke vom Morro de Barcelona und von den Chimanas-Inseln, welcher kleine Lagen schwarzen Kieselschiefers umschließt, frei von Quarzadern ist, und in parallelepipedische Bruchstücke zerspringt; 2. mit dem graulichweißen, im Bruche ebenen Kalke von Tinao, welcher den Sandstein der Llanos überdecken dürfte. Man findet die Formazion von Caripe auf dem Eilande Cuba (zwischen la Havanna und Batabano, zwischen dem Hafen la Trinidad und Rio Guaurabo ) wieder, desgleichen auf den Caymans-Inseln. Ich habe bis jezt die Kalk-Formazion der Kette des Küstenlandes beschrieben, ohne sie mit systematischen Namen zu bezeichnen, wodurch dieselbe den Formazionen Europas verbunden werden könnte. Während meines Aufenthaltes in Amerika galt mir der Kalk von Cumanacoa für Zechstein, oder Alpenkalk, jener von Caripe für Jurakalk. Die Kohlenstoff-haltigen, etwas bituminösen Mergel von Cumanacoa , analog den Lagen bituminöser Schiefer, welche in den Alpen von Süd- Baiern sehr häufig sind , schienen mir die erste jener Formazionen zu bezeichnen; während die blendende Weiße des Höhlen-Gebietes von Caripe, und die Gestalt-Verhältnisse seiner Felsmassen, den Jurakalk von Streitberg in Franken , oder von Oizzow und Krzessowice in Oberschlesien lebhaft ins Gedächtniß zurückriefen. In Venezuela fehlen verschiedene Gebiete, die, im alten Festlande, den Zechstein vom Jurakalke scheiden. Der Sandstein von Cocollar, wovon der Kalk von Cumanacoa zuweilen überlagert ist, könnte für bunten Sandstein gelten; allein es ist wahrscheinlicher, daß, da er lagenweise wechselt mit dem Kalke von Cumanacoa , derselbe mitunter nach der oberen Grenze der Formazion zurückgedrängt wurde, welcher er angehört. Der Europäische Zechstein umschließt ebenfalls sehr quarzigen Sandstein . Beide Kalk- Gebiete von Cumanacoa und von Caripe folgen einander unmittelbar (wie dieß auch beim Alpen- und Jurakalke der Fall) auf dem West-Abhange des Plateaus von Mexiko , zwischen Sopilote , Mescala und Tehuilotepec . Diese Formazionen gehen vielleicht gegenseitig in einander über, so, daß die leztere nur eine obere Zechstein-Lage wäre. Diese unmittelbare Ueberlagerung , dieß Unterdrücktseyn von Zwischen-Gebieten, jene Einfachheit der Struktur, und jene Abwesenheit oolithischer Schichten wurden auch in Oberschlesien und in den Pyrenäen beobachtet. Von der andern Seite könnte die unmittelbare Auflagerung des Kalkes von Cumanacoa auf Glimmerschiefer und Uebergangs-Thonschiefer, das Seltene der, noch nicht mit zureichender Sorgfalt untersuchten, Versteinerungen, die, in Lydischen Stein übergehende, kieselige Lage, zum Glauben führen, daß die Gebiete von Cumanacoa und von Caripe einer weit älteren Formazion angehören, als die Gesteine der Flözzeit. Es kann nicht auffallen, daß die Zweifel, welche dem Geognosten sich darbieten, wenn er über das relative Alter des Kalkes der Hoch-Gebirge, Pyrenäen, Apenninen (südwärts vom Perugia-See) oder der Schweizer Alpen, aburtheilen soll, auch auf die Kalk-Gebiete der erhabenen Berge von Neu- Andalusien sich erstrecken, und überhaupt auf jene Berge von Amerika, wo die Gegenwart des rothen Sandsteines nicht deutlich erkannt worden. In den Peruanischen Andes fand ich dieselben bei Montau in 1600 Toisen Höhe. Essai geogn.; 257. Loc. cit.; 281, 291. Oeynhausen, a. a. O.; 258, 450; Charpentier; 444, 446. (Fortsezzung folgt.) Geognostisches Gemälde von Süd-Amerika. Von Herrn Alexander v. Humboldt. ( Voyage aux régions équinoxiales du nouveau continent. Tom. Xme, p. 249.) (Beschluß. S. Augustheft S. 221.) IX. Sandstein vom Bergantin . Ein quarziger Sandstein überdeckt, zwischen Nueva Barcelona und las Cerro del Bergantin , den (Jura-) Kalk von Cumanacoa . Ist derselbe eine, dem Greensande analoge, Felsart, oder gehört er zum Sandsteine von Cocollar? Im lezteren Falle dürfte sein Vorhandenseyn auf noch deutlichere Weise darthun, daß die Kalke von Cumanacoa und von Caripe nichts sind, als zwei Lagen eines und des nämlichen Systemes, welches im Wechsel mit Sandstein erscheint, der bald quarzig, bald schieferig sich zeigt. X. Gyps der Llanos von Venezuela. Ablagerungen blätterigen Gypses, zahlreiche Mergel-Schichten umschließend, stellen sich als einzelne Streifen in den Steppen von Caracas und von Barcelona dar; so unter andern auf dem Plateau von San Diego, ferner zwischen Ortiz und la Mesa de Paja und unweit der Mission von Cachipo . Sie scheinen den (Jura-) Kalk von Tisnao zu überdecken, welcher jenem von Caripe analog ist; Massen von Fasergyps kommen häufig darin vor. Ich habe weder den Sandstein vom Orinoco , noch jenen vom Cocollar oder vom Bergantin, und eben so wenig den Gyps der Llanos mit dem Ausdrucke Formazionen bezeichnet, denn nichts beweist die Selbstständigkeit dieser Sandstein- oder Gyps-Gebilde. Wie ich vermuthe, wird man einst zur Ueberzeugung gelangen, daß der Gyps der Llanos nicht blos den (Jura-) Kalk der Llanos überdeckt, sondern daß er auch zuweilen davon umschlossen wird, wie der Gyps des Golfo Triste vom (Alpen-) Kalke. Vielleicht gehören die großen Schwefel-Massen, welche in den gänzlich thonigen Lagen der Steppen vorkommen ( Guayuta; Thal von San Bonifacio; Buen Pastor; Zusammenfluß des Rio Pao mit dem Orinoco ), den Mergeln des Gypses von Ortiz an? Diese thonigen Lagen verdienen um so mehr die Aufmerksamkeit reisender Gebirgsforscher, als die schönen Beobachtungen des Herrn v. Buch und anderer berühmter Geognosten über die Kavernosität des Gypses, über das Regellose seines Schichten-Falles, über seine Lagerung parallel den beiden Abhängen des Harzes und der (emporgehobenen) Alpenkette, so wie über die gleichzeitige Gegenwart von Schwefel und Eisenglanz , und die Dämpfe schwefeliger Säuren, welche der Bildung der Schwefelsäure vorangegangen sind, das Einwirken der Gewalten darzuthun scheinen, welche ihren Siz in großer Tiefe im Innern der Erdfeste haben . Gyps mit Eisenglanz im bunten Sandsteine, südwärts von Dax (Departement des Landes.) L. v. Buch, Resultate geognost. Forsch.; 1824, 471 bis 473; Fr. Hoffmann, Beitr. zur geognost. Kenntniß von Nord-Deutschland; 85, 92; Boué, Mém. sur les terrains second. du versant nord des Alpes; 14. Freiesleben, geognost. Arbeiten; II, 124; Breislack, Geol.; I, 255. XI. Formazion des Salz-führenden Thones (mit Bitumen und blätterigem Gyps) in der Halbinsel Araya . Dieses Gebiet läßt eine überraschende Analogie mit dem Salzthone oder Lebersteine wahrnehmen, welche, wie ich gezeigt habe; das Steinsalz unter allen Himmelsstrichen begleitet . In den Salzwerken von Araya ( Haraia ), hatte er die Beachtung von Pedro Martys d’Anghiera schon seit dem Anfange des XVI. Jahrhunderts erregt. Sehr wahrscheinlich ist, daß durch ihn die Zerreißung des Landes und die Bildung des Busens von Cariaco erleichtert wurde. Das Gestein ist ein rauchgrauer Thon, durchdrungen von Erdöl, gemengt mit blätterigem und linsenförmigem Gypse, und zuweilen durchzogen von Fasergyps-Adern. Dieser Thon umschließt eckige Massen von minder zerreiblichem, braunlichschwarzem Thone von schieferigem Gefüge, und zuweilen mit muscheligem Bruche. Steinsalz findet sich darin in, dem unbewaffneten Auge nicht sichtbaren, Theilchen. Die Lagerungs- oder Ueberlagerungs-Beziehungen dieses Gebietes zu den terziären Gesteinen sind mir nicht deutlich genug gewesen, als daß ich über dieses wichtigste Verhältniß der positiven Geognosie absprechen könnte. In beiden Erdhälften zeigen die, mit einander vorkommenden, Schichten von Steinsalz, von Salzthon und von Gyps die nämlichen, schwierig zu lösenden Aufgaben; überall lassen diese Massen, deren Gestalt-Verhältnisse höchst ungeregelt sind, Spuren erlittener, großer Umwälzungen wahrnehmen. Beinahe nie sieht man sie von selbstständigen Formazionen überlagert; und, nachdem man lange Zeit auf dem Europäischen Festlande den Glauben gehegt, das Steinsalz sey ausschließliches Eigenthum des Alpen- und des Uebergangs-Kalkes, nimmt man gegenwärtig, theils nach Schlüssen auf Analogieen gestüzt, theils nach Muthmaßungen über die Verlängerung der Schichten, noch mehr allgemein an, die wahre Lagerstätte des Steinsalzes sey im bunten Sandsteine. Mitunter scheint das Steinsalz zwischen dem bunten Sandsteine und dem Muschelkalke zu schwanken . Essai géognost.; 241. Leonhard, Charakt. der Felsarten; 362. Kleinschrod, Leonhard ’s Taschenb. für Min.; 1821, S. 48. Humboldt, Essai géognost.; 271. Hausmann, jüngeres Flöz-Geb.; 177. Vielleicht schwankt das Steinsalz zugleich zwischen dem bunten Sandsteine und dem Alpenkalke, und zwischen jener Felsart und dem Muschelkalke. Oeynhausen weist ihm seine Stelle in den untersten Schichten des Muschelkalkes an. ( Karsten ’s Archiv; 1824, 8. St., S. 11.) — S. auch Dechen, Oeynhausen und La Roche in der Zeitschrift Hertha; I, 27. Ich habe die Halbinsel Araya zweimal besucht. Das erste Mal war ich geneigt, den Salzthon als dem (unläugbar der terziären Formazion zugehörigen) Konglomerate vom Barigon und vom Berge des Schlosses von Cumana untergeordnet zu betrachten, weil ich, in geringer Entfernung von lezterem Schlosse, Schichten eines verhärteten Thones fand, die blätterigen Gyps enthielten, und mitten im terziären Gebiete eingeschlossen waren. Ich glaubte, der Salzthon könnte mit dem kalkigen Konglomerate von Barigon wechseln. In der Nähe kleiner Fischer-Hütten, dem Macanao gegenüber, scheinen Konglomerat-Felsen aus den Thon-Schichten hervorzutreten. Bei einer zweiten Wanderung nach Maniquarez und nach den Alaunschiefern von Chaparuparu kam mir das Verband zwischen dem terziären Gebiete und dem Thone mit Bitumen ziemlich räthselhaft vor. Ich untersuchte die Gegend der Peñas negras , unfern vom Cerro de la Vela , im OSO. des zerstörten Schlosses von Araya genauer. Der Kalk jener Peñas ist dicht, blaulichgrau und fast frei von Versteinerungen. Er schien mir bei weitem älter, als das terziäre Konglomerat vom Barigon , und ich sah denselben, in gleichförmiger Lagerung, einen, dem Salzthone ziemlich analogen, schieferigen Thon überdecken. Ich gefiel mir darin, den Salzthon mit den Schichten Kohlenstoff-haltigen Mergels, welche der Alpenkalk von Cumanacoa einschließt, in nähere Verbindung zu bringen. Nach den, heutiges Tages am meisten verbreiteten, geognostischen Ansichten könnte man die Felsart der Peñas negras , als den Muschelkalk vertretend, betrachten, und den salzhaltigen und bituminösen Thon von Araya als Repräsentant des bunten Sandsteines: allein diese Probleme werden sich erst entscheiden lassen, wenn in diesen Gegenden eigentliche bergmännische Arbeiten Statt gefunden. Einige Gebirgsforscher, welche der Meinung sind, daß in Italien das Steinsalz fast stets in die, den Jurakalk, und selbst die Kreide überlagernden, Gebilde vordringe, werden geneigt seyn, den Kalk der Peñas negras für eine solche Schicht dichten Kalkes zu nehmen, die frei von Quarz und von Petrefakten, und ähnlich denen ist, welche man häufig in der Mitte des terziären Konglomerates vom Barigon und vom Castillo de Cumana trifft. Den Salzthon von Araya werden sie für analog mit dem Pariser Töpferthone (Argile plastique) halten, oder mit den thonigen Lagen (dief et tourtia) des sekundären Braunkohlen-Sandsteines , welche, in Belgien und Westphalen Salzquellen enthalten . So schwierig es ist, vereinzelt die Schichten von Mergel und Thon zu unterscheiden, welche dem bunten Sandsteine, dem Muschelkalke, dem Quader-Sandsteine, dem Jurakalke, dem Green- und Ironsande (gres secondaire à lignites) und dem terziären Gebiete über der Kreide angehören, so bin ich dennoch der Meinung, daß das Bitumen, welches überall das Steinsalz begleitet, und noch häufiger selbst Salzquellen, den Salzthon der Halbinsel Araya und des Eilandes la Marguerite , als zu den, unterhalb des terziären Gebietes befindlichen, Formazionen gehörig bezeichnet. Ich sage nicht, daß sie älter sind, als dieses Gebiet; denn seit Hrn. v. Buch ’s Beobachtungen über Tyrol bekannt geworden, ist es nicht mehr gestattet, dasjenige, was dem Raume nach unterhalb ist, als unbedingt älter, hinsichtlich des Zeitraumes seiner Bildung zu betrachten. Ohne Salz- und Erdöl-Gehalt? Rel. hist.: II, 337. Grès tertiaire à lignites; Molasse d’ Argovie. Buff, Noeggerath ’s Rheinl. Westph.; III, 53. Bitumen und Erdöl treten noch heutiges Tages, wie dieses an einem andern Orte dargethan worden , aus Glimmerschiefer hervor: diese Substanzen werden jedesmal ausgeworfen, so oft die Erde (zwischen Cumana, Cariaco und dem Golfo Triste ) erschüttert wird. Demselben Urgebiete aber ist, in der Halbinsel Araya , wie auf dem Eilande Marguerite , der, mit Bitumen geschwängerte, Salzthon angelagert, ungefähr wie in Calabrien das Steinsalz streifenweise in Becken erscheint, welche von Granit und Gneiß umschlossen werden . Dienen diese Umstände zur Unterstüzzung des scharfsinnigen Systemes , nach welchen die zusammengehörigen Formazionen von Gyps, Schwefel, Bitumen und Steinsalz (stets wasserfrei) von Emportreibungen abzuleiten sind, welche durch Spaltungen Statt gefunden, die oxydirte Rinde unseres Planeten durchziehend, und bis zum Sizze der vulkanischen Akzion vordringend? Die ungeheuern Massen von salzsauerm Natron, welche der Vesuv neuerdings ausschleuderte , die kleinen Salz-Gänge, welche ich oft die neuesten, steinigen Laven durchsezzen sahe, und deren (durch Sublimazion Statt gehabter) Ursprung jenem des Eisenglanzes ähnlich scheint, den man in den nämlichen Spalten trifft; die Schichten von Steinsalz und von Salzthon, welche das trachytische Gebiet der Ebene von Peru und in der Umgegend des Vulkanes der Andes von Quito aufzuweisen hat, verdienen alle Beachtung von Seiten der Geognosten, die über den Ursprung der Formazion aburtheilen wollen. Rel. hist.; II, 364; IX, 119, 122. Melograni, Descr. géol. di Aspromonte; 1823, p. 255, 276, 287. Breislack, Geologia; I, 350. Boué, sur les Alpes; 17. Laugier et Gaillard in den Ann. du Mus. 5eme Année, Nro. 12, p. 435. Die 1822 ausgeschleuderten Massen waren so beträchtlich, daß die Bewohner mehrerer Dörfer, in der Umgegend des Vesuv , solche sammelten und zum häuslichen Gebrauch verwendeten. Gay-Lussac, über die Wirkung der Vulkane, in Ann. de Chim.; XXII, 418. Essai géognost.; 251. XII. Kalkiges Konglomerat des Barigon , des Schlosses von Cumanà und der Gegend um Porto-Cabello . Eine sehr verwickelte Formazion; sie stellt das Gemenge und die periodische Wiederkehr von dichtem Kalke, von quarzigem Sandsteine und von kalkigen Brekzien dar, welche, unter allen Himmelsstrichen, das terziäre Gebiet besonders bezeichnen. Sie sezt den Berg des Schlosses St. Antoine zusammen, unfern der Stadt Cumana, ferner das südwestliche Ende der Halbinsel Araya , den Cerro- Meapire , im S. von Cariaco , und die Umgegend von Porto-Cabello. Sie umschließt: 1. einen dichten, meist graulichweißen, oder gelblichgrauen Kalkstein (Cerro del Barigon), dessen sehr geringmächtige Schichten sich theils versteinerungsfrei zeigen, theils viele Petrefakten enthalten, wie unter andern Karditen, Ostraziten, Pektiniten u. s. w.; 2. eine Brekzie, in welcher eine unermeßliche Menge Meeresmuscheln mit Quarz-Körnern untermengt, und vermittelst eines kalkigen Teiges gebunden erscheinen; 3. einen kalkigen Sandstein aus rundlichen, sehr feinen Quarz-Körnern bestehend ( Punta Cerenas , im W. des Dorfes Maniquarez ), welcher nierenförmige Braun-Eisenstein-Massen einschließt; 4. Bänke von Mergel und von schieferigem Thone, frei von Glimmer-Blättchen, aber häufig Gypsspath führend. Diese Thon-Lagen scheinen stets das Tiefste zu bilden. Demselben terziären Gebiete gehören auch der Kalktuff der Thäler von Aragua , unfern la Victoria , an, und das Trümmer-Gestein von Cabo Blanco , im W. des Hafens von la Guayra . Ich wage nicht die leztere Felsart mit dem Namen Nagelflue zu bezeichnen, weil dieser Ausdruck abgerundete Trümmer andeutet, während die Bruchstücke der Brekzie von Capo Blanco meist eckig sind, und aus Gneiß und Chloritschiefer bestehen, welche ein Kalkteig zusammenhält. Dieses Bindemittel umschließt sandiges Magneteisen , Madreporiten und Bruchstücke zweischaaliger Meeres-Muscheln. Die verschiedenen Streifen terziären Gebietes, welche ich in der Küsten-Kordillere von Venezuela auf beiden Abhängen der nördlichen Kette gefunden habe, scheinen bei Cumana (zwischen Bordones und Punta Delgada ), im Cerro de Meapire dem Alpenkalke von Cumanacoa , und zwischen Porto-Cabello und dem Rio-Guayguaza , so wie in den Thälern von Aragua dem Granite aufgelagert; am westlichen Abhange des Hügels, welcher Cabo Blanco bildet, nehmen sie ihre Stelle über Gneiß ein, und in der Halbinsel Araya über salzführendem Thone. Das leztere Verhältniß ist indessen vielleicht nur eine An- und keine Auflagerung. Beabsichtigt man eine Reihung der verschiedenen Glieder des terziären Gebietes nach dem Bildungs-Alter, so muß, meiner Meinung zu Folge, die Brekzie vom Cabo Blanco mit Bruchstücken primitiver Gesteine, als ältestes Glied betrachtet werden, darauf folgen sodann der sandige Kalk vom Schlosse von Cumana , frei von Hornstein-Einschlüssen, aber sonst dem Pariser Grobkalke ziemlich ähnlich, und das Süßwasser-Gebilde von la Victoria. Der thonige Gyps, untermengt mit Madreporen, Karditen und Austern führenden, kalkigen Trümmer-Gesteinen, welche ich zwischen Carthagena und dem Cerra de la Popa gefunden, und die, gleichfalls jugendliche, Kalke von Grande Terre de la Guadeloupe und von Barbados (Kalke erfüllt von See-Muscheln, denen ähnlich, welche noch gegenwärtig in dem Meere der Antillen leben), beweisen, daß das terziäre Gebiet (terrain de sédiment supérieur) sich sehr weit gegen W. und gegen N. erstrecke. Ohne Zweifel vom Chloritschiefer abstammend, welcher in dieser Gegend den Meeresboden ausmacht. Moreau de Jonnes, hist. phys. des Antilles franç.; I, 564, und Brongniart, descript. géol. des environs de Paris, 1822, p. 201. Diese neuen Formazionen, so reich an organischen Wesen, bieten dem Reisenden, vertraut mit den geologischen Merkmalen der Felsarten, ein großes, noch wenig bebautes Feld. Die Untersuchung jener Ueberreste, eingeschlossen in den, gleich Stockwerken einander überlagernden, Schichten, heißt die Fauna verschiedener Zeiten studiren und vergleichen. Die Geographie der Thiere bezeichnet die Grenzen im Raume nach dem Mannichfachen der Klimate, welche den gegenwärtigen Stand der Vegetazion auf unserem Planeten bedingen. Die Geologie der organischen Körper, im Gegentheile, ist ein Bruchstück der Naturgeschichte, den Ausdruck Geschichte im eigentlichen Sinne genommen; die Geschichte schildert die Bewohner der Erde nach der Folge der Zeiten. In Museen lassen sich Geschlechter und Gattungen erkennen; aber die Faunen verschiedener Zeiten, das Vorherrschende gewisser Muscheln, die numerischen Beziehungen, welche das Thierreich und die Vegetazion eines Ortes oder einer Epoche bezeichnen, vermag man nur durch Selbstansicht der Formazion zu studiren. Seit langer Zeit hat es mir geschienen , daß unter den Wendekreisen, wie unter der gemäßigten Zone, die einschaaligen Muscheln zahlreicher an Gattungen sind, als die zweischaaligen. Durch dieses Uebergewicht bietet die fossile organische Welt, unter allen Breiten, eine Analogie mehr mit den Muscheln (coquilles intertropicales), welche heutiges Tages in dem Meere leben. Hr. Defrance erkennt in seinem, an neuen und geistvollen Ideen reichen, Werke jenes Uebergewicht einschaaliger Muscheln in der Zahl der Geschlechter nicht nur an, sondern er erinnert auch, daß unter 5500 Gattungen versteinter ein- und zweischaaliger und vielfächeriger Muscheln, die seine Sammlungen aufzuweisen haben, 3066 einschaalige, 2108 zweischaalige und 326 vielfächerige sind; so, daß die Einschaaligen zu den Zweischaaligen sich, wie 3 : 2, verhalten. Essai géogn.; p. 42. Tableau des corps organisés fossiles; 1824, p. 51, 125. XIII. Formazionen von augitischem Mandelsteine und von Phonolith zwischen Ortiz und Cerro de Flores. An das Ende der Formazionen von Venezuela stelle ich das Gebiet des augitischen Mandelsteines und des Phonolithes, nicht als die einzigen Felsarten, welche ich für vulkanisch gebildet ansehe, sondern als solche, deren gänzlich feueriger Ursprung wahrscheinlich neuer ist, als das terziäre Gebiet. Dieses Resultat ergibt sich nicht aus den Beobachtungen, die ich an dem südlichen Abhange der Kordilleren des Küstenlandes zwischen dem Morros de San Juan, Parapara und den Llanos von Colabozo angestellt habe. In dieser Region würden örtliche Verhältnisse vielmehr dahin führen, die Mandelsteine von Ortiz als dem Systeme der Uebergangs-Felsarten — hornblendiger Serpentin, Diorit und kohlenstoffhaltige Schiefer — verbunden zu betrachten; aber der Ausbruch der Trachyte durch Felsarten neuerer Entstehung, als die Kreide in den Euganeen und in andern Gegenden von Europa, und die gänzliche Abwesenheit von Bruchstücken augitischen Porphyres, Trachytes, Basaltes und Phonolithes , in den Konglomeraten, oder in den Trümmer-Gesteinen älter, als die neuesten terziären Gebiete, machen glaubhaft, daß die Erscheinung der Trapp-Felsarten auf der Oberfläche des Bodens Wirkung einer der lezten Umwälzungen unseres Planeten ist, selbst da, wo die Erupzion durch gangartige Spalten Statt hatte, welche den Granit- Gneiß oder Uebergangs-Gesteine durchziehen, die man nicht von Flöz- oder terziären Formazionen überdeckt sieht. Die Trümmer dieser Gesteine finden sich nur in den Tuffen oder Konglomeraten, welche dem basaltischen Gebiete wesentlich angehören, oder in solchen, welche die neuesten Vulkane umlagern. Jede vulkanische Formazion umgibt sich mit ihren Brekzien, die Wirkungen des Ausbruches selbst sind. Das kleine vulkanische Gebiet von Ortiz bildet das alte Ufer des weiten Beckens der Llanos von Venezuela . Es besteht, an den Stellen, wo dasselbe von mir untersucht worden, nur aus zwei Felsarten, nämlich aus Mandelstein und aus Phonolith. Der graulichblaue Mandelstein ist blasig, und schließt rissige Krystalle von Augit und Mesotyp ein. Er sezt Kugeln mit konzentrischen Lagen zusammen, deren plattgedrückter Kern fast die Härte des Basaltes hat. Weder Olivin noch Hornblende sind darin wahrnehmbar. Ehe der Mandelstein als selbstständiges Gebiet auftritt, und sich in kleinen, konischen Hügeln erhebt, scheint derselbe lagenweise mit dem nämlichen Diorite zu wechseln, von welchem weiter oben die Rede gewesen, und der dem kohlenstoffhaltigen Schiefer und dem hornblendigen Serpentine vergesellschaftet ist. Solche innige Verbindungen von scheinbar sehr verschiedenartigen Gesteinen, und so geeignet, den Gebirgsforscher verlegen zu machen, gewährte der Gegend von Ortiz ein großes Interesse. Wenn die Diorit- und Mandelstein-Massen, welche uns als Lager erscheinen, sehr mächtige Gänge sind, so kann man solche als gleichzeitig gebildet und erhoben betrachten. Man kennt gegenwärtig zwei Mandelstein-Formazionen; die eine, am häufigsten vorkommend, ist dem Basalt-Gebiete untergeordnet; die andere, bei weitem seltener , gehört dem augitischen Porphyre an. Der Mandelstein von Ortiz nähert sich, durch seine oryktognostischen Kennzeichen, der ersten jener Formazionen, und man ist fast überrascht, denselben nicht dem Basalte, sondern dem Phonolithe angelagert zu finden , einem, im höchsten Grade feldspathigen, Gesteine, in welchem man wohl einige Hornblende-Krystalle, aber nur sehr sparsam Augit und nie Olivin trifft. Der Cerro de Florès ist ein Hügel, bedeckt mit tafelartigen Blöcken von grünlichgrauem Phonolithe, der in die Länge gezogene (nicht rissige) Krystalle glasigen Feldspathes einschließt, und dem gleichnamigen Gesteine aus dem Mittel-Gebirge Böhmens durchaus analog ist. Die Felsart sieht man umgeben von augitischem Mandelsteine; in der Teufe würde sich ohne Zweifel das unmittelbare Emporsteigen aus dem Granit-Gneiße wahrnehmen lassen, wie solches der Fall bei dem Phonolithe des Biliner-Steines in Böhmen, welcher Gneiß-Bruchstücke in seiner Masse eingebacken enthält. Beispiele der lezteren trifft man in Norwegen ( Vardekullen bei Skeen ), in dem Thüringer-Walde , im südlichen Tyrol , zu Ilefeld am Harze , zu Bolannos in Mexiko u. s. w. Schwarzer Porphyr des Hrn. v. Buch. Es gibt Phonolithe des basaltischen Gebietes (die am ältesten bekannten), und Phonolithe des trachytischen Gebietes ( Andes von Mexiko ). S. Essai géogn.; p. 347. Die ersten finden sich im Allgemeinen über Basalt; und in dieser Verbindung sind die außerordentliche Entwickelung des Feldspathes, und die Abwesenheit des Augites mir immer als sehr denkwürdige Phänomene erschienen. Ist in Süd-Amerika noch eine andere Gruppe von, vorzugsweise mit dem Namen vulkanischer Gebilde bezeichnete, Felsarten, welche eben so entfernt wäre von der Andes-Kette, wie die Gruppe, welche die Steppen von Calabozo begrenzt? Ich bezweifle es, wenigstens was den Theil des Festlandes im N. des Amazonen-Stromes betrifft. Häufig wurde die Aufmerksamkeit der Geognosten von mir auf den Mangel des augitischen Porphyres, des Trachytes, des Basaltes und der Laven (ich reihe diese Formazionen nach ihrem relativen Alter) in ganz Amerika, ostwärts der Kordilleren, geleitet. Die Gegenwart des Trachytes ist selbst noch nicht einmal in der Sierra Nevada de Merida dargethan, welche die Andes mit der Küstenkette von Venezuela verbindet. Man könnte sagen, daß das vulkanische Feuer, nach der Bildung der primitiven Gesteine, im östlichen Amerika nicht mehr durchzubrechen vermochte. Vielleicht hängt der, in denselben Gegenden beobachtete, geringere Reichthum, und die minder bedeutende Häufigkeit Silber führender Gänge mit der Abwesenheit neuerer vulkanischer Phänomene zusammen . Herr von Eschwege hat in Brasilien einige Diorit-Lager (Gänge?) gesehen, aber weder Trachyt, noch Basalt, noch Dolerit, noch Mandelstein: um desto auffallender war ihm, in der Gegend um Rio Janeiro , eine isolirte Phonolith-Masse, durchaus ähnlich den Böhmischen, und das Gneiß-Gebiet durchbrechend. Ich bin geneigt zu glauben, daß Amerika, im O. der Andes , thätige Vulkane besizzen würde, wenn, in der Nähe des Küstenlandes von Venezuela , von Guyana und von Brasilien, die Reihe ursprünglicher Gesteine von Trachyten unterbrochen wären. Es sind die Trachyte, welche durch ihr Zerrissenseyn, durch ihre offenen Spalten, jene dauernde Verbindung zwischen der Oberfläche des Bodens und dem Innern der Erdrinde zu errichten scheinen, die unerläßliches Bedingniß des Daseyns eines Vulkans ist. Wenn man von der Küste von Paria , über die Granit-Gneiße der Silla de Carracas, über den rothen Sandstein von Barquisimeto und von Tocuyo , über die Schiefer-Gebirge der Sierra Nevada de Merida und der östlichen Kordillere von Candinamarca , gegen Popayan und Pasto sich bewegt, indem man der Richtung aus W. und SW. folgt, so zeigen sich, in der Nähe jener beiden Städte, die ersten, noch entzündeten Krater der Andes, die nördlichsten von ganz Süd-Amerika; dazu kommt, daß diese Krater da getroffen werden, wo die Kordilleren beginnen Trachyte aufzuweisen, in einer Entfernung von 18 oder 25 Meilen von der gegenwärtigen Küste des stillen Ozeans . Dauernde Verbindungen zwischen der Atmosphäre und dem Erdinnern, oder wenigstens solche, die in einander sehr nahen Epochen sich erneuen, haben sich nur längs der unermeßlichen Spalte zu erhalten gewußt, über welcher die Kordilleren erhoben wurden; allein die unterirdischen, vulkanischen Gewalten zeigen darum, im östlichen Amerika, nicht weniger Thätigkeit, sie erschüttern den Boden in der Kordillere des Küstenlandes von Venezuela und in der Gruppe von la Parime . Die elastischen Gewalten, welche die Erde beben machen, heiße und schwefelige Quellen, die mitunter Flußsäure enthalten, das Daseyn des Asphalts und der Naphtha im Ur- Gebiete, Alles leitet uns nach dem Innern unseres Planeten, dessen hohe Temperatur selbst in unsern, wenig tiefen, Gruben-Gebäuden wahrnehmbar. Essai géogn.; p. 118, 120. Ich glaube, daß die frühesten Hypothesen über die Beziehungen zwischen der Thätigkeit der Vulkane und der Nähe des Meeres in einem, mit großer Beredsamkeit verfaßten, wenig bekannten Werke des Kardinals Bembo enthalten sind: Aetna dialogus (S. Opera omnia Petr. Bembi, T. III, p. 60, und in Vicenti Aliarii Crucii Vesuvius ardens, 1632; p. 164 und 235. S. v. Hoff ’s klassisches Werk: Geschichte der natürlichen Veränderungen der Erd-Oberfläche; II, 516.