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Alexander von Humboldt: „Ueber die Bevölkerung von Amerika mit besonderer Rücksicht auf Religion und Sprache“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1825-Evaluation_numerique_de-22> [abgerufen am 25.04.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1825-Evaluation_numerique_de-22
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Titel Ueber die Bevölkerung von Amerika mit besonderer Rücksicht auf Religion und Sprache
Jahr 1825
Ort Stuttgart; Tübingen
Nachweis
in: Hertha, Zeitschrift für Erd-, Völker- und Staatenkunde 3:2 (1825), S. 30–34.
Postumer Nachdruck
Alexander von Humboldt, Ueber die künftigen Verhältnisse von Europa und Amerika. Politische und historographische Schriften zur Neuen Welt, herausgegeben von Oliver Lubrich, Hannover: Wehrhahn 2010, S. 32–36.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken; Tabellensatz.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: IV.51
Dateiname: 1825-Evaluation_numerique_de-22
Statistiken
Seitenanzahl: 5
Zeichenanzahl: 8217

Weitere Fassungen
Évaluation numérique de la population du Nouveau Continent, considérée sous les rapports de la différence des cultes, des races et des idiomes. (Extrait d’une lettre adressée à M. Charles Coquerel) (Paris, 1825, Französisch)
[Évaluation numérique de la population du Nouveau Continent, considérée sous les rapports de la différence des cultes, des races et des idiomes. (Extrait d’une lettre adressée à M. Charles Coquerel)] (Paris, 1825, Französisch)
[Évaluation numérique de la population du Nouveau Continent, considérée sous les rapports de la différence des cultes, des races et des idiomes. (Extrait d’une lettre adressée à M. Charles Coquerel)] (London, 1825, Englisch)
Population of America (London, 1825, Englisch)
Population of America (London, 1825, Englisch)
[Évaluation numérique de la population du Nouveau Continent, considérée sous les rapports de la différence des cultes, des races et des idiomes. (Extrait d’une lettre adressée à M. Charles Coquerel)] (Frankfurt am Main, 1825, Deutsch)
Population of America (Reading, 1825, Englisch)
Population of America (Belfast, 1825, Englisch)
Population of America (Cork, 1825, Englisch)
[Brief an einen Freund in Amsterdam über die Volksmenge Amerikas] (Prag, 1825, Deutsch)
[Brief an einen Freund in Amsterdam über die Volksmenge Amerikas] (Oslo, 1825, Norwegisch)
American Population (Northampton, 1825, Englisch)
[Évaluation numérique de la population du Nouveau Continent, considérée sous les rapports de la différence des cultes, des races et des idiomes. (Extrait d’une lettre adressée à M. Charles Coquerel)] (Augsburg, 1825, Deutsch)
Oversigt af Americas Befolkning (Aalborg, 1825, Dänisch)
[Évaluation numérique de la population du Nouveau Continent, considérée sous les rapports de la différence des cultes, des races et des idiomes. (Extrait d’une lettre adressée à M. Charles Coquerel)] (Thisted, 1825, Dänisch)
Lettera del celebre A. di Humboldt al sig. Coquerel su la popolazione, la religione e i linguaggi delle Americane regioni (Mailand, 1825, Italienisch)
America (London, 1825, Englisch)
American statistics (Cork, 1825, Englisch)
Amerika (Darmstadt, 1825, Deutsch)
America (London, 1825, Englisch)
Beiträge zur Statistik von Amerika (Frankfurt am Main, 1825, Deutsch)
Ueber die Bevölkerung von Amerika mit besonderer Rücksicht auf Religion und Sprache (Stuttgart; Tübingen, 1825, Deutsch)
American statistics (Sydney, 1826, Englisch)
Population de l’Amérique (Paris, 1826, Französisch)
Lettre de M. Alex. de Humboldt à M. Ch. Coquerel, pasteur à Amersterdam (Paris, 1827, Französisch)
Lettre de M. Alex. de Humboldt à M. Ch. Coquerel, pasteur à Amersterdam (Brüssel, 1828, Französisch)
Lettre de M. Alex. de Humboldt à M. Ch. Coquerel, pasteur à Amersterdam (Brüssel, 1827, Französisch)
Lettre de M. Alex. de Humboldt à M. Ch. Coquerel, pasteur à Amersterdam (Brüssel, 1829, Französisch)
Lettre de M. Alex. de Humboldt à M. Ch. Coquerel, pasteur à Amersterdam (Paris, 1834, Französisch)
|30|

Ueber die Bevoͤlkerung von Amerika mitbeſonderer Ruͤckſicht auf Religion und Sprache,

giebtHerr Alexander von Humboldt in einem Schreiben, das er |31| in die franzoͤſiſche Zeitſchrift „Revue protestante“ hat einruͤckenlaſſen, ſehr intereſſante Nachrichten. Dies Schreiben iſt an Herrn Coquerel, Prediger in Amſterdam, gerichtet und das Journal desDébats, aus welchem wir den Auszug mittheilen, bemerkt in Be-ziehung auf jene proteſtantiſche Zeitſchrift: daß es mit Vergnuͤgendieſe Gelegenheit ergreife, um auf eine ehrende Weiſe ein Journalzu erwaͤhnen, welches mit eben ſo viel Talent als Maͤßigung vonachtungswerthen Maͤnnern geſchrieben werde, deren religioͤſe Mei-nung es zwar nicht theile, denen aber dieſe unintereſſirte Huldigungund Achtung der bruͤderlichen Liebe zu bezeugen es ſich zur Pflicht mache. „Sie wuͤnſchen, — heißt es in dem Schreiben des Herrn vonHumboldt, — das Verhaͤltniß der Einwohner Amerika’s nach denverſchiedenen kriſtlichen Gemeinden kennen zu lernen. Zwar glaubeich ziemlich genaue Materialien uͤber das Verhaͤltniß der Katholikenund Proteſtanten zu beſitzen; allein auf die einzelnen Abtheilungender proteſtantiſchen oder evangeliſchen Kirche kann ich mich nichteinlaſſen. Nach muͤhſamen Arbeiten, die ich in den letzten Jahrenuͤber die Bevoͤlkerung der neuen Welt gemacht habe, hat ſich mirFolgendes ergeben: Einige allgemeine Schaͤtzungen, z. B.: die Anzahl der Katho-liken in Luiſiana, Maryland und in dem englaͤndiſchen Kanada duͤrften unſicher ſein; allein dieſe unſichern Angaben betreffen Groͤßen,welche auf das Endergebniß keinen großen Einfluß baben. Jch glaube,daß die Anzahl der Proteſtanten auf dem Kontinente und auf den Jnſelnvon Amerika von der aͤußerſten Spitze Chili’s bis nach Groͤnland ſich zu der der roͤmiſchen Katholiken wie 1:2 verhaͤlt. An der Weſtkuͤſte Nordamerika’s wohnen einige Tauſend Menſchen, welchezur griechiſchen Kirche gehoͤren. Die Anzahl der Juden in den ver-einigten Staaten (von N. A.) und auf den Antillen kenne ich nicht,ich halte ſie aber fuͤr unbetraͤchtlich. Die unabhaͤngigen Jndier, welchezu keiner kriſtlichen Kirche gehoͤren, verhalten ſich zu der kriſtlichenBevoͤlkerung wie 1 : 42. Jn dem dritten Bande meiner Reiſen in die Aequinoktial-Gegenden, welcher naͤchſtens erſcheinen wird, habe ich Bevoͤlkerungs-liſten mitgetheilt, aus denen hier folgender Auszug ſtehen mag: Ganze Bevoͤlkerung von Amerika 34.284.000 Seelen. I. Roͤmiſche Katholiken 22.177.000 a) Das ſpaniſche Amerika auf dem feſten Lande 15.985.000 S.; naͤmlich:
  • Weiße .......... 2.937.000
  • Jndier .......... 7.530.000
  • Vermiſchte Raſſen und Neger .. 5.518.000
|32|
  • Transport 15.985.000 S.
  • b) Das portugaliſche Amerika ....... 4.000.000 S.,naͤmlich:
  • Weiße ......... 920.000
  • Neger ......... 1.960.000
  • Vermiſchte Raſſen und Jndier . 1.120.000
  • c) Vereinigte Staaten, Nieder-Kanada, und das franzoͤſiſche Guyana ......... 536.000 S.
  • d) Haiti, Portoriko und die franzoͤſ. Antillen .. 1.656.000 —
  • Zuſammen: roͤmiſch-katholiſche Kriſten, wie oben 22.177.000 S.
II. Proteſtanten 11.287.000 Seelen.
  • a) Vereinigte Staaten von Nordamerika ... 9.990.000 S.
  • b) Englaͤndiſches Kanada, Neu-Scotland u. Labrador 260.000 —
  • c) Das englaͤndiſche und hollaͤndiſche Guyana .. 220.000 —
  • d) Die englaͤndiſchen Antillen ....... 734.500 —
  • e) Die hollaͤndiſchen, daͤniſchen u. ſ. w. Antillen . 82.500 —
  • Zuſammen: Evangeliſche Kriſten, wie oben . 11.287.000 S.
III. Unabhaͤngige Jndier, Nicht-Kriſten 820.000 Seelen. Bei der gegenwaͤrtigen Lage der Dinge *) vermehrt ſich dieproteſtantiſche Bevoͤlkerung in der neuen Welt viel raſcher als diekatholiſche. Es iſt wahrſcheinlich, daß trotz des Gedeihens, deſſenſich das ſpaniſche Amerika, Braſilien, Haiti durch Unabhaͤngigkeitund freie Verfaſſung erfreuen, das Verhaͤltniß von 1:2 ſich inweniger als einem halben Jahrhundert anſehnlich zu Gunſten derProteſtanten veraͤndern wird. Jch glaube, daß man in Europa beieiner Bevoͤlkerung von 198 Millionen ungefaͤhr 103 Millionenroͤmiſche Katholiken, 52 Millionen evangeliſche Kriſten, 38 Millionen,die zur griechiſchen Kirche gehoͤren und 5 Millionen zu der mohame-daniſchen Religion zaͤhlen kann. Das Verhaͤltniß der Proteſtantenzu denen, die ſich zur katholiſchen und griechiſchen Kirche halten, iſtdaher ungefaͤhr wie 1:2,7; das Verhaͤltniß der Proteſtanten zu denKatholiken allein wie 1:2, mithin in Europa wie in Amerika.
*) Nimmt man 34.284.000 fuͤr die ganze Bevoͤlkerung von Amerika an, ſogehoͤren davon nach meiner Berechnung 19.650.000 auf das Feſtland noͤrd-lich von dem Jſthmus von Panama; 2.473.000 auf die amerikaniſchen Jnſeln,12.161.000 auf das Feſtland ſuͤdlich vom Jſthmus von Panama. Das ſpaniſche Amerika zaͤhlt allein 16.165.000 Einwohner auf 371.380 QuadratMeilen, 20 auf einen Grad. Ganz Amerika hat 1.186.930 Quadrat Mei-len; Europa 804.700. A. v. H.
|33| Da die Verſchiedenheit der Raſſe, die Sprache, der haͤuslicheund buͤrgerliche Zuſtand großen Einfluß auf die Beſtimmung desMenſchen fuͤr dieſen oder jenen Kultus haben, ſo theile ich hieruͤbernoch Folgendes mit.
  • Die amerikaniſche Bevoͤlkerung beſteht gegenwaͤrtig aus:
  • Weißen ..... 13.162.000 .. 38 auf das 100,
  • Jndiern .... 8.610.000 .. 25 — — 100,
  • Negern ..... 6.223.000 .. 18 — — 100,
  • Vermiſchte Raſſen (Mu-latten, Meſtizen ꝛc.) 6.289.000 .. 19 — — 100,
  • Ganze Bevoͤlk. alſo, wie oben 34.284.000
Die ſchwarze Bevoͤlkerung von 6.223.000 (ohne Miſchung mitden Weißen und den Jndiern) beſteht aus 1.443.000 freien Schwar-zen und 4.780.000 Negerſklaven. Von den letztern leben auf denAntillen 1.152.000, in den vereinigten Staaten (von N. A.) 1.126.000, in Braſilien 1.800.000. Ueber die verſchiedenen Sprachen, welche in Amerika geſprochenwerden, kann ich nur folgende ungefaͤhre Angabe machen: Es wirdgeſprochen die
  • englaͤndiſche Sprache von ..... 11.297.500
  • ſpaniſche Sprache von ..... 10.174.000
  • indiſche Sprache von ..... 7.800.000
  • portugaliſche Sprache von .... 3.740.000
  • franzoͤſiſche Sprache von .... 1.058.000
  • hollaͤndiſche, daͤniſche, ſchwediſche und ruſſiſche von 214.500
  • Zuſammen 34.284.000
  • Hiervon kommen auf die
  • romaniſchen Sprachen von Europa ... 14.972.000
  • germaniſchen Sprachen — — ... 11.512.000
  • auf die europaͤiſchen Sprachen im Ganzen . 26.484.000
  • auf die indiſchen Sprachen — — .. 7.800.000
  • Abermalige Summe 34.284.000
Das Deutſche, Galiſche (Jrlaͤndiſche) und Baskiſche ſind nichterwaͤhnt worden, weil diejenigen, welche eine von dieſen drei Sprachenſprechen, zugleich die englaͤndiſche und ſpaniſche ſprechen. Die Zahlderjenigen, welche gegenwaͤrtig die indiſchen Sprachen ſprechen,verhaͤlt ſich zu der Anzahl derjenigen, welche die europaͤiſchenSprachen ſprechen, wie 1:3,2. Durch das raſchere Zunehmen derBevoͤlkerung in den vereinigten Staaten (von N. A.) werden diegermaniſchen Sprachen im Verhaͤltniß zu den romaniſchen nach undnach zunehmen; allein dieſe letzteren werden ſich durch die ſteigende |34| Bildung der ſpaniſchen und portugaliſchen Niederlaſſungen uͤber dieindiſchen Doͤrfer verbreiten, wo man vor zwanzig Jahren nochkein Wort ſpaniſch oder portugaliſch verſtand. Jch glaube, daß esnicht mehr als 7\( \frac{1}{2} \) Million amerikaniſche Ureinwohner giebt, dieihre eigene Sprache noch erhalten haben. Die kleine Anzahl derJndier (hoͤchſtens 1 Million), welche ihre eigenen Sprachen ganzvergeſſen haben, wohnen in den großen Staͤdten und den volkreichenDoͤrfern, welche in der Naͤhe der Staͤdte liegen. Unter denen,die in der neuen Welt franzoͤſiſch ſprechen, findet man mehr als700.000 afrikaniſche Neger, ein Umſtand, der, trotz der lobens-werthen Bemuͤhung der Regierung von Haiti um den Unterricht,nicht dazu beitraͤgt, die Reinheit der Sprache zu erhalten. Mankann im Allgemeinen annehmen, daß von den 6.223.000 Schwarzenin Amerika mehr als \( \frac{1}{3} \) (wenigſtens 2.360.000) die englaͤndiſche,mehr als \( \frac{1}{4} \) die portugaliſche, und \( \frac{1}{8} \) die franzoͤſiſche Spracheſprechen. Alle dieſe Angaben uͤber den Zuſtand der amerikaniſchen Geſell-ſchaft zu Ende des vergangenen Jahres (1824) ſind nur annaͤhernd.Es handelt ſich hier nur um große Maſſen. Die allgemeinen Ab-ſchaͤtzungen koͤnnen nach und nach genauer beſtimmt werden; ſoverhaͤlt es ſich mit allen nummeriſchen Elementen der Wiſſenſchaften.

Alexander von Humboldt.“