Von einigen physischen und geologischen Phänomenen, welche die Cordillera de los Andes bei Quito und der westliche Theil des Himalih-Gebirges darbieten. (Eine Denkschrift, welche der Akademie der Wissenschaften von Hrn. Alex. v. Humboldt in den Sitzungen vom 7ten und 14ten März 1825 vorgetragen ist.) Erster Theil. In der letzten Denkschrift, welche ich die Ehre hatte der Akademie vorzulegen, habe ich die geometrischen Verfahrungsweisen dargelegt, nach denen man die verticalen Schnitte, welche eine große Strecke Landes vorstellen, zeichnet. Ich erinnerte daran, daß, wenn man die relative Stellung der Punkte, deren verschiedene Systeme die vielseitige Form der Erdoberfläche bestimmen, durch Projektion ausdrückt, man diese Punkte entweder auf einer und der nämlichen Fläche entwerfen, oder auch dieselben in mehrere einzelne Profile vertheilen kann, welche nach dem Laufe der Wege, die ein Reisender verfolgt hat, orientirt werden. Diese graphischen Methoden, diese verticalen Durchschnitte eines Landes sehr großem Umfange, wovon ich, in meinem Atlas von Mexiko , das erste Beispiel gegeben zu haben glaube, ergänzen die Vorstellungen, welche man sich durch die geometrischen Abbildungen des Erdbodens bereits früher erworben hatte. Auf eine höchst einfache Verfahrungsweise gegründet, erfordern sie zu gleicher Zeit die Kenntniß von den Krümmungen des Niveau's, und die Anwendung von Instrumenten, die geeignet sind, die Durchschnitte der partialen Profile, welche als Rotations-Achsen dienen, astronomisch, nach Länge und Breite, zu bestimmen, und welche eben so viele Punkte angeben, in denen die Richtung des zurückgelegten Weges verändert worden. Ich habe eine Reihe von verticalen Schnitten bekannt gemacht, welche, da sie in dem Geiste der nämlichen Methode entworfen sind, nothwendig auch die nämliche Gleichförmigkeit der Ansicht (Aspekts) haben, welche die ausschließlich sogenannten geographischen Charten darbieten, diejenigen nämlich, welche die respektive Lage der auf einer wagerechten Fläche bezeichneten Gegenden abbilden. Auf diesen letzteren ist das Verhältniß zwischen den Maaßstäben der Breite und Länge, zwischen den Theilungen der Meridiane und der Parallelen, durch die Natur der Projektion, die man gewählt, unveränderlich bestimmt. Bei den geographischen Schnitten oder vertikalen Sektionen dagegen ist das Verhältniß der Maaßstäbe von Entfernung und Höhe veränderlich. Die Dimensionen, an welche die Zeichnung gebunden ist, erlauben selten zweien Maaßstäben die nämliche Geltung zu geben, und die Neigungen der Abdachungen, wie sie in der Natur sind, darzustellen. Die meisten Profile entstellen die Umrisse, aber sie entstellen dieselben in allen ihren Theilen auf eine gleichförmige Weise, ein Vorzug, welchen die Projektion Mercator's auf den geographischen Charten nicht darbietet. Indem die Schnitte das Verhältniß der Maaßstäbe von Höhe und Abstand nach Zahlen anzeigen, bieten sie uns bestimmte Größen dar, nach denen man die wirkliche Neigung der Abdachungen berechnen kann. Aus diesen Betrachtungen geht hervor, daß das mehr oder weniger angenehme Ansehen, welches die Bildung des verticalen Schnittes von einem sehr großen Lande zeigt, ganz und gar von dem Verhältniß zwischen den beiden Maaßstäben der Höhe und Entfernung abhängt. In der Einleitung zu dieser Denkschrift glaubte ich die vornehmsten Grundlagen einer graphischen Methode in Erinnerung bringen zu müssen, welche, nach dem Beispiele meiner Mexikanischen Profile und des Gemäldes von der Geographie der Aequinoxial-Pflanzen, von den Herren Parrot und Engelhardt auf die Kette des Kaukasus, vom Herrn Wahlenberg auf die Alpen in der Schweiz und auf die Karpathen, von den Herren Schübler und Hofmann auf Deutschland's Gebirge, von den Herren v. Oeynhausen und Decken auf die Gebirge Frankreich's, von dem Herrn v. Eschwege auf das Gebirge der Capitania Minas Geraes, und von den Ingenieur-Officieren, welche der von dem Major Lambton geleiteten Triangulirung in Indien beigesellt sind, auf die Hochebene von Mysore und die Gats von Malabar nach und nach angewendet ist . Dieser Durchschnitt der Bergebene von Mysore, wovon der gelehrte Naturforscher, Herr Leschenault , eine handschriftliche Kopie zurückgebracht hat, erstreckt sich von der Mündung des Palaurflusses durch Velore, die Gats von Coromandel , Mysore (südlich von Seringapatam), bis an die Gats von Malabar und an das Dily-Gebirge durch die Parallelen von 12° 1' bis 12° 50' der Breite und 72° 53' bis 77° 9' der Länge östlich von Paris. Die Bergebene von Mysore hat eine mittlere Höhe von 420 bis 460 Toisen über die Fläche des Meeres, und ist folglich fast 100 Toisen höher als die Bergebene in Spanien zwischen Almanza und Astorga; aber die Länge der letzteren ist zweimal größer. Damit man sich einen genauen Begriff von der mittlern Höhe der Europäischen Festlande bilden könne, trage ich hier folgende data ein: die niedrigen Ebenen von dem Innern Frankreich's und der Lombardei, 80 Toisen; die Bergebene von dem mittlern Rußland um Moskau, 145 Toisen; von Schwaben, 150 Toisen; von Auvergne, 174 Toisen; von der Schweiz, 220 Toisen; von Baiern, 260 Toisen; von Tyrol (das Becken von Inspruck), 307 Toisen; von Spanien 350 Toisen. Die Elemente dieser graphischen Methode sind die Resultate eines barometrischen oder geodätischen Nivellements, die genaue Kenntniß der Entfernungen, die astronomische Bestimmung der Durchschnittspunkte oder Rotations-Achsen der einzelnen Profile, endlich die Richtung der schneidenden Flächen (plans secans), das heißt der Winkel, den jede Fläche der Projektion mit dem Meridian bildet. So wie die eigentlich sogenannten topographischen Charten eine größere oder kleinere Oberfläche in horizontaler Projektion umfassen können, eben so bietet auch das Abbilden des Bodens im Profil ein allgemeines oder besonderes physisches Bild dar. Zu dieser letzteren Klasse gehört die Arbeit, welche ich die Ehre habe der Akademie vorzulegen, und wovon diese Denkschrift nur eine sehr kurz gefaßte Analyse ist. In dem westlichsten Theil von Südamerika, zwischen den Parallelen von 1°--2° östlicher Breite, erheben sich die höchsten Gipfel der Anden. Die Bergebenen von Quito und Hambato, welche man das Tibet der neuen Welt nennen kann, und welche von zahllosen Heerden der Llamas, die man ehemals peruanische Schaafe nannte, bedeckt sind, erstrecken sich von Norden nach Süden zwischen dem Knoten der Affuay-Gebirge und dem Knoten von Chisinche . Diese Bergebenen haben eine Höhe von mehr als drei tausend Meter über die Fläche des Oceans. Von den beiden Kettengliedern, welche dieselben begränzen, nenne ich das östliche den Ring von Cotopaxi , das westliche den Ring von Chimborazo . Der verticale Schnitt zeigt in ihren wahren und richtigen Dimensionen, die Bergebene von Hambato und Calpi, die Lage einiger Alpen-Seen und das ganze westliche Kettenglied bis an die Küste des Südmeeres. Nicht von der Vorstellung eines ganzen Landes, wie in meinem Profil der Spanischen Halbinsel , sondern von der geometrischen Abbildung einer Gegend von wenigem Umfange ist hier die Rede; eine Vorstellung, die mit meinem idealen Schnitt von Amerika unter dem Aequator, den ich in der Folge meiner Geographie der Pflanzen von 1805 herausgab, nichts als die Identität der graphischen Methode gemein hat. Die Specialcharten und die physischen Gemälde einer einzigen Provinz haben den Vorzug, daß sie die Begriffe genauer bestimmen, und die Phänomene so vorstellen, wie dieselben durch die Ortsbeschaffenheiten modificirt werden. Ehe man sich zu allgemeinen Ansichten erhebt, muß man, in allen Zweigen der Wissenschaften, eine große Anzahl einzelner Thatsachen sammeln, und dieselben in ihren individuellesten Verhältnissen betrachten. Die auf dem Profil eingezeichneten Pflanzen sind nicht diejenigen, welche in der ganzen, Aequinoxial-Region der Anden wachsen; es sind die der Flora von Quito eigenen Pflanzen, welche Herr Bonpland und ich, in dem Zeitraum von zehn Monaten, von der Fläche des Südmeeres bis zu der Höhe von 5,600 Meters gesammelt haben. Die bloße Ansicht des Profils reicht hin, um zu gleicher Zeit die astronomische Stellung der Gegenden, die Gestalt des Bodens, die Vertheilung der Gewächse nach der Verschiedenheit der natürlichen Familien, die Schneegränze, die Abnahme des Wärmestoffes, die Verminderung des Druckes der Atmosphäre, endlich die Vergleichung der höchsten Gipfel der Anden mit den Gipfeln des Himalih-Gebirges in Erinnerung zu bringen. Der große Vorzug der graphischen Methoden, bei ihrer Anwendung auf die verschiedenen Gegenstände der Naturphilosophie, besteht darin, daß dieselben dem Geiste jene innerliche Ueberzeugung gewähren, welche immer die Vorstellungen begleiten, die wir unmittelbar durch die Sinne empfangen. Nach dem Ganzen dieser Betrachtungen würde es überflüssig seyn, hier das näher zu entwickeln, was die bloße Ansicht meiner Zeichnung hinreichend kennen lehrt: ich werde mich daher auf eine kleine Anzahl Bemerkungen beschränken, die auf Gegenstände, welche noch nicht genug erörtert sind, Bezug nehmen. Die verticalen Schnitte eines Landes, eben so wie die Charten in horizontaler Projektion, können nur in so fern Zutrauen einflößen, als sie von einer Beweisschrift begleitet sind. Vergleichung der Gipfellinie der Anden und des Himalih- Gebirges. Niemand zweifelt heutiges Tages mehr daran, daß der zwischen den Flüssen Gundhuk und dem Sutledge sich hinziehende Theil von der Kette des Himalih nicht bedeutend höher sey, als die höchsten Spitzen der Cordillera-Anden. Schon die ersten Messungen des Obristen Crawford, des Lieutenant Webb und des Ingenieur en chef Herrn Colebrook, der ein Bruder von dem berühmten Orientalisten dieses Namens ist, hatten diese Thatsache sehr wahrscheinlich gemacht: aber noch fünf Jahre nach meiner Rückkehr von Quito, glaubte man, in dem eilften Bande der asiatic researches bei dem einfachen Schlusse stehen bleiben zu müssen, "daß einige Gipfel des Himalih dem Chimborazo an Höhe wenigstens gleich kämen. Man entbehrte um jenen Zeitpunkt einer genauen barometrischen Messung, die geeignet gewesen wäre, die Erhöhung der Bergebene (plateau) zu bestimmen, auf welcher die Basis und die Winkel gemessen waren; man fürchtete vor allem den veränderlichen Einfluß der Erd-Refraktionen auf die Höhe-Winkel von 2° bis 3°. Diese Zweifel wurden in Europa von Personen, die mit der Theorie der geodätischen Messungen keinesweges vertraut waren, ungemein vergrößert. Ich habe in zwei Denkschriften über die Gebirge Indien's die Gränzen der Irrthümer, welche die ersten Messungen des Herrn Webb betroffen haben können, untersucht, und bewiesen, daß, um zu glauben, die Maxima der Gipfellinie des Himalih seyen niedriger als die höchsten Punkte der Cordillera-Anden, der Coefficient der Refraktion [Formel] , fast [Formel] hätte seyn müssen, statt [Formel] und [Formel] , welche für so mittägliche Breiten und für so hohe Bergebenen aus dem sehr genauen Verfahren des Obristen Lambton herauskommen. -- Siehe Annales de Chemie et Physique, tom. 3, pag. 297 et tom. 14. pag. 5. Seit dem Jahre 1815, in welchem die Landschaft Nepaul zu der Britischen Herrschaft in Indien kam, haben der Hauptmann Hodgson und der Lieutenant Herbert eine Triangulirung vorgenommen, welche die ganze westliche Seite des Himalih-Gebirges umfaßt: die Refraktions-Coefficienten sind durch wechselseitige Beobachtungen bestimmt, die Höhe-Winkel sind zu verschiedenen Stunden des Tages gemessen, und die Erhöhung der Grundlinien (bases) über die Meeresfläche ist ausgemittelt, indem man sich mehrerer mit einander verglichenen Barometer bediente, und eine große Anzahl zusammenstimmender Beobachtungen, die in den nämlichen Stunden zu Calcutta und zu Seharampoor gemacht wurden, benutzte. Alle Zweifel über die erstaunenswürdige Höhe der Gebirge Indien's sind dergestalt gehoben; aber, nach den verschiedenen, zu Calcutta und in England erschienenen Denkschriften, nach den widersprechenden Angaben der neuesten Charten, ohne diejenige davon auszunehmen, welche unter Anführung des Obristen Blacker , General-Direktors der geodätischen Operationen in Hindostan, neulich bekannt gemacht worden, blieb man noch ungewiß über folgende Fragen: welcher ist der Gipfel des Himalih, der das Maximum von Höhe erreicht? Welchen Namen soll man diesem Gipfel geben? Ist unter den Bergspitzen, welche in den Meridianen von Benares und von Almora den ersten Rang einnehmen, die höchste mit der nämlichen Genauigkeit, als die unmittelbar darauf folgende, gemessen? Diese zweifelhaften Fragen beziehen sich nicht auf wenig bedeutende Größen, sondern auf mehr als 1,200 Meter der Höhe. Dazu kommt noch, daß die in England, Frankreich und Deutschland erscheinenden Charten und Zeitschriften die Verwirrung der Zahlergebnisse täglich vermehren. Die Beobachter haben, zu verschiedenen Zeitpunkten, dem nämlichen Gebirge verschiedene Höhen gegeben. Oft hat man die Erhöhungen über die Bergebene von Gorukpoor für die Erhöhungen über die Fläche des Meeres genommen; oft hat man sich, bei der Reduktion der Englischen Maaße in Französische, geirrt; endlich hat man Berge, die nur durch Nummern, oder, was noch schlimmer ist, durch den Namen der Stationen, von wo aus ihr Azimuth bestimmt wurde, bezeichnet waren, mit einander verwechselt. Durch die graphische Methode, die ich bei der bildlichen Vorstellung des Bodens anwende, genöthigt, mich nur an genaue Data zu halten, habe ich alle Materialien, die sich auf die Messung der verschiedenen Theile des Himalih, von dem Hindu-Khu bis an das Thal von Bramaputra beziehen, gesammelt. Ich habe diese Messungen unter sich verglichen, und über die Ergebnisse dieser Vergleichungen einen berühmten Gelehrten, den sein Aufenthalt in Indien, seine geodätischen Arbeiten und seine umfassende Gelehrsamkeit in der ältern und neuern Geographie Asien's mit dem Gegenstand, den ich behandeln wollte, am meisten vertraut gemacht haben, um Rath gefragt. Folgendes sind die zuverlässigsten Data, bei denen ich, zugleich mit dem Herrn Colebrook , in eine Denkschrift, welche ich für die Asiatische Gesellschaft ausarbeite, stehen geblieben bin. Man muß unterscheiden zwischen den Gipfeln, deren Höhe durch trigonometrische Operationen, die nichts zu wünschen übrig lassen, bestimmt ist, und einigen noch höhern Spitzen, deren Messung sich nur auf Höhen-Winkel gründet, und zwischen Aufnahmen, die in Gegenden, deren astronomische Lage und folglich auch die Verschiedenheit der Breite und der Länge hinreichend bekannt zu seyn schienen, vorgenommen wurden . Die Herren Herbert und Hodgson drücken sich über diesen Unterschied zwischen der Gewißheit der Messungen vom Jawahir und vom Dhawalagiri mit großer Genauigkeit aus: "Man kennt, sagen sie, keine Höhe von Bergspitzen, die sich südöstlicher von 29° 49' 43" Breite und von 81° 2' Länge östlich von Greenwich befinden." ( Asiat. Res. tom. 14, p. 189.) Diese geschickten Beobachter schließen folglich diejenigen trigonometrischen Messungen aus, die nicht auf direkt gemessenen Grundlinien (Bases) gegründet sind. Zu der ersten Klasse gehört der Jawahir , gelegen 30° 22' 19" der Breite, südwestlich von dem heiligen See Manassarowar; zu der zweiten Klasse, der Dhawalagiri oder weiße Berg (denn dhawala bedeutet im Sanskrit weiß, und giri Berg), südöstlich von dem heiligen See, 28° 40' der Breite. Der Jawahir hat 7,840 Meter (4,026 Toisen), der Dhawalagiri 8,556 Meter (4,390 Toisen) an Höhe. Nimmt man das Ergebniß meiner Messung vom Chimborazo (6,530 Meter) an, so findet man, daß der Gipfel des Himalih, mit der größten Genauigkeit gemessen, 1,318 Meter; der Gipfel, durch Annäherung gemessen, 2,026 Meter, also höher als der Chimborazo ist. Bei der Messung des Jawahir (welches die Kuppe A. No. 2 ist, aufgenommen von dem platten Dache des Tempels zu Surkandra, und die Kuppe No. 14 auf der Höhentabelle des Hauptmanns Webb ) würden die von den Herren Hodgson und Herbert erhaltenen Resultate nur noch um 136 Meter wechseln, wenn die Refraktion in den äußersten Gränzen von [Formel] und [Formel] oscillirte, während direkte Beobachtungen bewährt haben, daß, unter dieser Zone und auf dieser Höhe, sie sich zwischen [Formel] bis [Formel] ziemlich allgemein behaupten. Die Höhe-Bestimmung des Dhawalagiri hängt von einer größern Anzahl ungewisser Elemente, von der astronomischen Lage der Gegenden nach Länge und Breite, von den Azimuthen und der Refraktion ab: dennoch geben zwei auf einander folgende Messungen des Hauptmann Webb und des Hauptmann Blake kaum eine Differenz von 150 Meter. Der Hauptmann Webb giebt dieser Kuppe No. 14 die Höhe von 25,669 Englische Fuß, indem er dieselbe unter 30° 21' 51' der Breite und 79° 48' 31" der Länge östlich von Greenwich stellt. ( Asiat. Res., vol. 13 pag. 306.) Die Herren Herbert und Hodgson weisen ihr unter Breite 30° 22' 19", Länge 79° 57' 22" ihre Stelle an. Erst schrieb man ihr die Höhe von 25,589 Englischen Fuß zu ( Asiat. Res. tom. 14, p. 311--316), und nachher 25,749 Englische Fuß = 4,026 Toisen, weil die Höhe der Bergebene von Belville anfänglich zu 853 Fuß, und durch genauere barometrische Beobachtungen zu 1,013 Fuß über die Fläche des Meeres angenommen wurde. Es giebt drei Kuppen von einer ungeheuern Höhe, welche in der Richtung von Südwest nach Nordost auf einander folgen, und welche man von dem Plattdach (plate-forme) des Tempels von Surkandra wahrnehmen kann. Diese Kuppen sind, auf der Charte des Herrn Herbert , durch die Namen Jawahir-peaks A No 1, A No. 2 und A No. 3 oder P bezeichnet. Die mittlere Kuppe ist die höchste von allen. Mehr nach Nordwesten sieht man die kolosalen Gebirge Kedarnath und Jamnautri. Der Dhawalagiri , auch, durch Verdrehung des Namens, Dhulagir oder Gasakoti genannt, giebt, auf seiner südlichen Abdachung, dem Flusse Ghandaki seine Entstehung . Es ist an den Ufern dieses Flusses, wo man, in einem Uebergangslager, die berüchtigten Ammonshörner (Salagrana) sammelt, welche die Gläubigen unter den Hindostanern als Bilder der Fleischwerdung Wischnu's während der Fluth der großen Gewässer ansehen. Wenn man den Puy-de-Dome auf den Chimborazo stellt, so hat man die Höhe vom Jawahir; stellt man den Sanct-Gotthard auf den Chimborazo, so hat man die Höhe vom Dhawalagari . Wenn wir von der Tiefe der Ebenen und der Furchen, welche unsere Anpflanzungen bedekken, aus, die höchsten Gipfel der Alpen und der Anden betrachten, so gerathen wir sogleich über die ungeheuere Verschiedenheit, welche die Höhe der Gebirge darbietet, in Erstaunen; wir vergessen, daß ein Nachbar-Planet, von welchem man die Messung der Höhenunterschiede auf der Oberfläche (nivellement) an der ganzen, den Bewohnern der Erde sichtbaren Seite vorgenommen hat, dieselben Wunder und noch größere, darbietet. Auf Analogien, die nur scheinbar sind, gestützt, bilden wir uns eine unbestimmte Vorstellung von dem Maximum der Höhe, welche die Berggipfel unserer Erdkugel erreichen können, als ob es uns möglich wäre, die elastischen Kräfte, welche die oxidirte Rinde unseres Planeten erhoben, zu messen; als ob die Thätigkeit, welche jene Felsenmauern, die wir Alpen und Pyrenäen nennen, über Klüften hervorgebracht, den Kräften, welche unter der Kette der Anden und des Himalih, unter dem Mauna Roa und dem Pik von Teneriffa wirksam waren, Gränzen gesetzt hätte. Warum sollte man nicht eines Tages nördlich vom Himalih, zwischen dieser Kette und der Kette von dem Zungling, oder zwischen der Kette vom Zungling und der Kette von Thianschan oder den Himmelgebirgen, Felsengipfel entdecken, die höher wären, als der Dhawalagiri, wie dieser den Chimborazo und der Chimborazo den Mont- Blanc an Höhe übertrifft? Selbst die organisirten Wesen bieten uns diese erstaunenswürdige Verschiedenheit der Größe dar. Als ich die Blume der Aristolochia cordiflora, deren Diameter 18 Zoll ist, für die größte aller Blumen hielt, so vermuthete man noch nicht das Daseyn der Rafflesia, deren Blume drei Fuß an Oeffnung hat. In den Augen des Geologen, der die Massen und die allgemeine Gestaltung der Erd-Sphäroide nicht aus den Augen verliert, ist die Höhe der Gebirge ein wenig bedeutendes Phänomen: er sieht in dem Maximum der Gipfel von den Pyrenäen, Alpen, Cordilleren und dem Himalih nur eine wachsende Zahlreihe, wie die Zahlen 1, 1 [Formel] , 2 und 2 [Formel] . Asiat. Res., vol. 12, p. 266. -- Journ. of the Royal Inst., vol. 11, pag. 240. Die Länge des Dhawalagiri ist 83° 20' östlich von Greenwich; seine Höhe ist 28,077 Englische Fuß = 8,556 Meter = 4,390 Toisen. Die ersten Aufnehmungen hatten, bei den ungünstigsten Voraussetzungen von Abstand und Refraktion, ein Minimum von 26,872 Englische Fuß gegeben. Ich bleibe bei den höchsten Punkten eines jeden Systems stehen, denn die mittlere Höhe der Gipfellinien, durch die Mittelhöhe der Engpässe (cols) und Durchgänge bestimmt, ist ein abgezogener, und auch ziemlich unbestimmter Begriff, sobald eine Gruppirung von Gebirgen und nicht eine fortlaufende Kette da ist. Herr Ramond , der in allen Zweigen der Naturwissenschaften, die er behandelt hat, sich zu allgemeinen Ansichten erhoben, hatte schon bemerkt, daß der Gipfel der Pyrenäen fast nicht niedriger ist, als die mittlere Höhe der Alpen, und daß, was diese letztere Bergkette besonders auszeichnet, die relativ große Erhöhung ihrer Spitzen ist, das heißt das Verhältniß derselben zu der mittlern Höhe der Gipfellinie. Nach meinen Untersuchungen, kommt diese mittlere Größe auf den Anden den höchsten Punkten der Pyrenäen, auf dem Himalih, den höchsten Punkten der Alpen, gleich. Die Geognosie hat ihre Zahlenelemente eben so, wie alle diejenigen Wissenschaften, welche von der Gestalt und Ausdehnung der Bergketten und Becken, von der Vertheilung der organisirten Wesen und von den Ursachen, welche die Veränderungen der Isothermlinien modificiren, handeln. In einer geologischen Denkschrift, welche ich bald die Ehre haben werde der Akademie zu überreichen, werde ich einige merkwürdige Eigenschaften dieser Zahlenelemente darlegen, welche sich auf die höchsten Punkte und auf den Flächenumfang (l'aire) der Horizontal-Schnitte der Ketten beziehen. Es ist genug hier anzuzeigen, daß das Verhältniß der mittlern Höhe der Bergrücken sich zu der Höhe der höchsten Gipfel auf den Pyrenäen wie 1:1 [Formel] , auf den Alpen = 1:2, auf den Anden und dem Himalih = 1:1 [Formel] verhält. In Amerika vereinigt ein einziges Bergsystem, das Andische, in einem schmalen und drei Tausend Lieues langen Gürtel, alle Gipfel, welche über 2,700 Meter hoch sind, während man in Europa, auch wenn man (nach einigen systematischen Ansichten) die Alpen und Pyrenäen als eine einzige Gipfellinie betrachtet, noch einzeln sehr weit von dieser Linie oder diesem Hauptrand (in der Sierra- Nevada von Granada, in Sicilien, Griechenland, auf den Apenninen, vielleicht auch in Portugal), Gipfel von 1,900 und 3,500 Meter an Höhe findet. Diese ungleiche Vertheilung der Kulminations- Punkte, die bald mitten in den Becken der Meere und auf den Ebenen der Festlande vereinzelt und zerstreut, bald in Gruppen vereinigt oder in geraden Reihen gereihet vorgefunden werden, steht in Verbindung mit der Form und Masse der Festlande, die (wenn man sie mit dem Meergrunde vergleicht) selbst nur ungeheure Bergebenen sind. Wenn die Höhe der Bergkuppen dem Geologen wenig Interesse gewährt, so verhält es sich anders mit den Schätzungen des Volums der Gebirgsrükken (aretes), verglichen mit dem Umfange der Oberfläche der niedern Regionen. Dieser Theil der Orographie, auf den meine verticalen Schnitte einiges Licht werfen, ist sogar von großer Wichtigkeit in den Untersuchungen über den Mechanismus des Himmels. Herr de Laplace hat neulich nachgewiesen: "daß die Harmonie, welche die mittelst des Pendels gemachten Versuche mit der, durch die Messungen der Erdgrade und die Ungleichheiten des Mondes, gegebenen Abplattung an den Tag legen, beweise, daß die Oberfläche beinahe ganz gleichförmig (celle de l'equilibre) seyn würde, wenn diese Oberfläche in einen flüssigen Zustand geriethe. Aus dieser Uebereinstimmung der Ergebnisse folge, daß die kleine mittlere Tiefe der Meere nach den nämlichen Gesetzen als die mittlere Höhe der Festlande und Inseln gebildet seyn müsse . Nun hängt aber diese mittlere Höhe weit weniger von den Kettengliedern oder den in die Länge laufenden Bergrücken von geringer Breite, von jenen höchsten Punkten oder Kuppen, welche die Neugierde der Menge anziehen, als von der allgemeinen Gestalt der Bergebenen ab, von diesen sanft sich erhebenden Ebenen mit abwechselnden Abdachungen, welche, durch die Größe ihrer Masse, auf die Stellung einer mittlern Oberfläche wirken, das heißt auf die Höhe einer so gestellten Fläche, daß die Summe der positiven Ordinaten der Summe der negativen Ordinaten gleich sey. Die physische Geographie, eben so wie die Meteorologie und die Kenntniß der Klimate, kann nur in dem Maaße Fortschritte machen, als man die Phänomene in ihrem Zusammenhange betrachtet, und sich abgewöhnt, entweder auf jene höchsten Punkte, welche auf einer Gipfellinie einzeln angetroffen werden, oder auf jene Extreme der Temperatur, welche der Wärmemesser an einem einzigen Tage im Jahre erreicht, zu viel Gewicht zu legen. Mecanique celeste Tom V, p. 14. Zweiter Theil. Ich habe in dem ersten Theil dieser Denkschrift die Vortheile gezeigt, welche die graphische Methode der vertikalen Schnitte darbietet, wenn man dieselbe auf einen großen Länderumfang anwendet; ich habe in Erinnerung gebracht, daß nur diese Art von Projektion, die nur zu lange vernachlässigt ist, eine genaue Kenntniß von der mittlern Höhe der Festlande und Inseln gewähren kann, ein Element, das für den Mechanismus des Himmels nicht ohne Interesse ist, und welches die mittelst des Pendels gemachten Beobachtungen mit der Kenntniß von dem Maximum der Meerestiefe in Verbindung zu setzen scheinen. Ich habe zu gleicher Zeit gezeigt: 1) daß diese mittlere Höhe der Festlande, den Untersuchungen gemäß, welche ich bis jetzt habe anstellen können, als Gränzzahlen 120 und 160 Meter hat; 2) daß die auf der Bergebene von Seharampoor angestellten geodätischen Operationen unzweifelhaft erhärten, daß eine von den Spitzen der Gipfellinie des Himalih (die Kuppe Jawahir), westlich vom See Manassarowar gelegen, den höchsten Punkt der Anden um 676 Toisen übersteigt; 3) daß es auf der nämlichen Kette des Himalih, aber südöstlich vom See Manassarowar, einen andern Gipfel giebt, von den Eingebornen das weiße Gebirg (Dhawalagiri) genannt, der noch höher als der Jawahir ist; 4) daß zwei Messungen dieses Mont-Blanc Indien's , die an verschiedenen Standörtern und zu verschiedenen Zeitpunkten geschahen, bis auf den Unterschied von 12 Toisen, die nämliche ungeheure Höhe von 4,390 Toisen gegeben haben; daß aber, dieser ohne Zweifel zufälligen Uebereinstimmung ungeachtet, der Dhawalagiri nicht mit der nämlichen Genauigkeit, wie der Jawahir, gemessen ist, indem die Länge der Basis, auf welche sich die Winkel stützen, nur durch astronomische Mittel bestimmt wurde. 5) daß, um zu glauben, daß der Jawahir den Chimborazo an Höhe nicht übersteige, man gezwungen wird einen Coefficienten der Erd-Refraktion anzunehmen, den man sich nicht ein Mal im Norden von Europa ohne Ungereimtheit denken kann; 6) daß, in mehreren Theilen von Indien, der Werth des Refraktions-Coefficienten, durch wechselseitige Beobachtungen, bestimmt worden sey; daß dieser Coefficient, in den niedrigen Breitegraden und auf den Bergebenen von Nepaul im Allgemeinen von [Formel] bis [Formel] ist, und daß, indem man die äußersten Gränzen von [Formel] und von [Formel] annähme, die Höhe der Bergkuppe von Jawahir sich dennoch nur um 136 Meter verändern würde, das heißt um [Formel] der ganzen Höhe; eine Abweichung, die man nicht als sehr erheblich betrachten kann, wenn man sich erinnert, daß Operationen, die, zu verschiedenen Zeitpunkten und in verschiedenen Entfernungen von, mit Recht berühmten, Astronomen unternommen sind, um die Höhe des Monte-Rosa zu bestimmen, [Formel] von der gemessenen Höhe abweichen, und also, der Geschicklichkeit der Beobachter zum Trotz, sehr weit von der großen Uebereinstimmung, die man neulich, hinsichtlich des Mont-Blanc, zwischen den Beobachtungen der Hrn. Tralles, Carlini, Coraboeuf und L'Ostende gefunden, entfernt sind; 7) daß, da jede geodätische Messung einer im Innern eines Festlandes gelegenen Bergkette, ihrer Natur nach, theils geometrisch, theils barometrisch ist, es wichtig ist das Verhältniß dieser beiden Elemente, welches mit der Kleinheit der Höhenwinkel gewöhnlich sich ändert, zu kennen; daß aber, bei der Bestimmung der höchsten Spitzen des Himalih, die barometrische Messung, auf die gleichzeitige Anwendung von sechs Barometern und einer großen Anzahl zusammenstimmender Beobachtungen (zu Seharanpoor und zu Calcutta) gegründet, sich nur auf eine Höhe von 300 Meter erstreckt; 8) daß die höchsten Punkte oder die Gipfellinien von den vornehmsten Bergketten in Europa, Amerika und Asien, sich wie die Zahlen 10, 14, 18, 24, zu einander verhalten; daß aber auf den sieben Ketten der Alpen, der Anden, des Himalih, des Kaukasus, der Alleghanen und von Venezuela, das Verhältniß der Kämme (cretes) zu den Spitzen, das heißt das Verhältniß zwischen der mittlern Höhe der Gipfel und den Kulminationspunkten, sich sehr regelmäßig wie 1 zu 1 [Formel] oder wie ein zu zwei verhält. Die Masse der Hochpyrenäen ist im Allgemeinen höher als die Masse der Hochalpen, obgleich die Höhe der Kuppen, wovon die Pyrenäen beherrscht werden, viel geringer ist. Indem ich die mittlere Höhe von drei und zwanzig, mit großer Genauigkeit, gemessenen Pässe (passages) berechnete, fand ich für die Pyrenäen 1,217 Toisen, für die Alpen nur 1,168 Toisen, oder 49 Toisen weniger. Die Pässe (passages oder cols auf den Pyrenäen, ports oder hourques genannt), sind schwache Einschnitte oder örtliche Niederdrückungen der Gipfel. Sie geben eine Gränzzahl, ein Minimum der Gipfelhöhe; während die Linie des ewigen Schnee's, welche die mittlere Höhe des Kamms nicht erreicht, eine andere Gränzzahl für das Maximum giebt. Die mittlere Höhe der Gipfel ist folglich zwischen diesen beiden Extremen enthalten. Nun sind aber die Spitzen der Pyrenäen so wenig erhaben, daß das Verhältniß der Kämme zu diesen höchsten Punkten daselbst nur von 1 zu 1 [Formel] , statt von 1 zu 2, steht, wie es sechs andere Hauptketten der beiden Festlande geben. Es ist fast überflüssig hinzuzusetzen, daß die eben angegebenen Zahlenverhältnisse nicht mehr die nämlichen bleiben würden, wenn das Niveau der Meere sich änderte, oder, wenn man die höchsten Punkte der Krummlinien (courbes) mit dem Mittelpunkte der Erde vergliche. Nachdem ich diese allgemeinen Resultate, die für die physische Geographie nicht ohne Interesse sind, wiederholt habe, werde ich zu dem zweiten Theil dieser Denkschrift übergehen, welche als eine Rechtfertigungsschrift für die neue Charte in verticalen Sektionen, die ich der Akademie, bei ihrer letzten Sitzung, zu überreichen die Ehre hatte, angesehen werden kann. (Schluß folgt.) Von einigen physischen und geologischen Phänomenen, welche die Cordillera de los Andes bei Quito und der westliche Theil des Himalih-Gebirges darbieten. (Fortsetzung und Schluß.) Geognostische Beschaffenheit. Auf der Kette des Himalih-Gebirges, ist der Hauptmann Gerard zu der nämlichen Höhe emporgestiegen (zu nahe an 5,900 Metern), zu welcher die Herren Bonpland, Carlos Montufar und ich auf dem Abhang des Chimborazo gekommen sind; sie besteht, so weit man es bis jetzt hat untersuchen können, nicht aus Porphyrfelsen , wie der Kaukasus, sondern aus Granit, Gneiß, Glimmerschiefer mit Cyanit und aus jenen Amphiboliten, welche man gemeiniglich unter dem Namen des Urgrünsteins (Diorites) bezeichnet. Die Messungen der Gebirge Indien's, von denen die genauesten erst von dem Jahre 1816 datiren, haben folglich wieder nachgewiesen, daß die Kulminationspunkte der Erdoberfläche dem Gebiete der Urbildungen angehören, und diejenigen unter den Geognosten, welche die Cordilleras als mittels elastischer Kräfte, durch die in mehr oder weniger Verzweigungen geöffneten Risse oder Furchen, in die Höhe gehoben betrachten, glauben in der erstaunlichen Höhe der Gebirge Indien's einen Beweis der Behauptung zu finden, daß die ersten oder ältesten Erhebungen der oxydirten Kruste unseres Planeten auch die bedeutendsten und heftigsten gewesen. Wenn man die geognostische Zusammensetzung des Himalih, zwischen den Meridianen von dem See Manassarowar und dem Eisgebirge, wo der Ganges entspringt, untersucht, so ist man über die vollkommene Aehnlichkeit erstaunt, welche dieselbe mit der geognostischen Beschaffenheit der Alpen, um den St. Gotthard herum, darbietet. Dagegen ist der Theil der Anden von Quito, wovon ich den vertikalen Schnitt gezeichnet, fast ganz von Trapp-Porphyr zusammengesetzt. Es ist ein Ausbruch von Trapp-Porphyren, welcher, auf der westlichen Abdachung der Anden, mitten durch Formationen von Glimmerschiefer und Gneiß, die talkartig geworden, eine Dicke von mehr als 6,500 Meter erreicht. Indem ich die Positions-Winkel auf eine in der Ebene von Riobamba-Nuevo gemessene Basis stützte, bestimmte ich mit Sorgfalt den Umfang des Chimborazo, und fand den Durchmesser der Trappporphyrkuppel da, wo der ewige Schnee anfängt, 6,700 Meter, und in der großen Höhe von 5,900 Metern, folglich nahe an der höchsten Spitze, noch 1,300 Meter betragend . Es wäre zu wünschen, daß man, auf eine ähnliche Weise, den Umfang des Mont-Blanc und einiger Kuppen des Himalih bestimmt hätte. Wenn man von den Wäldern Cinchona's, welche bis an die Stadt Loxa reichen, gegen Norden vorrückt, so übersteigt man zuerst den Knoten der Assuay-Gebirge, eine Gruppe Trapp-Porphyrfelsen, welche einen häufig betretenen Uebergang über die Anden darbietet. Ich fand den Kulminationspunkt des Passes 2,428 Toisen erhoben: es ist eine Einhöhlung, eine Niederdrückung des Anden-Gipfels, deren Tiefe der Gipfel-Höhe des Mont-Blanc fast gleich kommt. Auf diesen Knoten folgt jener Paß der Cordillera- Kette, der, durch die Arbeiten der Französischen Akademiker, die bald auf dem einen, bald auf dem andern der zwei Kettenglieder ihre Signale stellten, berühmt wurde. Das westliche ist das Kettenglied von dem Chimborazo, dem Carguairazo und Iliniza; das östliche, das Kettenglied von dem feuerspeienden Berg Sangay, dem Collanes und dem Tungurahua. Letzterer ist durch den Rio Pastara (Pastara-Fluß) durchbrochen; denn, trotz der veralteten Lehren der Geographen, öffnen die höchsten Gebirge der Welt, der Himalih und die Anden, Flüssen ihre Durchgänge. Das Becken, welches die Kettenglieder des Chimborazo und des Tungurahua begränzen, ist gegen Norden durch den Knoten der Chisinche-Gebirge geschlossen; er bildet eine Art Damm von Trapp-Porphyr, von geringer Höhe, der die Gewässer zwischen dem Atlantischen Oceane und dem Australoceane teilt . In dieser Region ist das System der Trappporphyr-Felsen von dem Systeme der Basaltfelsen ganz geschieden. Dieses ist in der Provinz Quito sehr selten, und nur in deren nördlichsten Theil, anzutreffen; es ist durch das Vorhandenseyn des Olivins ausgezeichnet, welcher in den Trappporphyr der Anden, die zugleich an länglichten und vielgespaltenen Krystallen von glasigem Feldspath und an Hornblende und Pyroxen reich sind, ganz fehlt. Der Trappporphyr ist oft sehr regelmäßig geschichtet, zum Beispiel auf dem Chimborazo und dem Assuay, aber er wechselt gruppenweise in der Richtung und Neigung seiner Lagen, eben so, wie die Phonoliten des Basalt-Systems. Am häufigsten kommt der säulenartige Bau des Trappporphyrs auf der östlichen Abdachung des Chimborazo vor; ich habe da, auf der Höhe von 2,180 Toisen, fünfseitige und siebenseitige Prismen von außerordentlich dünnen grau-grünlichen Trappporphyr von 50 Fuß Länge gesehen. Dieser Trappporphyr gab sehr merkbare Zeichen von Polarität, indem die magnetische Achse senkrecht zu der in die Länge gehenden Achse der Prismen läuft. Auf den Anden, wie auf dem alten Festlande, bietet jeder Trappporphyrkegel, seiner Zusammensetzung nach verschiedenartige Felsen dar, je nachdem der eine oder der andere Grundstoff vorherrscht. Der schwarze Glimmer kömmt in dem Trappporphyr des Cotopaxi, welcher zugleich auch an halb glasartigen Massen und Obsidian großen Ueberfluß hat, am gewöhnlichsten vor: die Hornblende hat in dem Trappporphyr des Antisana die Oberhand; der Pyroxen in der mittlern und niedern Region des Chimborazo. Der Trappporphyr dieses letzteren Gebirges enthält zu gleicher Zeit Eisenkies, ein wenig Quarz, zwei Arten Feldspath, den glasigen und den gewöhnlichen und, was sehr merkwürdig ist, Granaten. Ich sammelte von diesen Granaten nahe an der Seitenöffnung des Yanaurcu; dieß ist ein Hügel, den ich auf meinem Profil dargestellt habe, und der, nach einer in der Gegend unter den Bergbewohnern von Indischer Abstammung, sehr verbreiteten Sage, durch den Fall eines Aerolithen einst in Brand gerathen ist. Herr Beudant hat ebenfalls Granaten gefunden, aber nicht in dem Trappporphyr, sondern mitten unter den Trappporphyrbreccien in Ungarn. Eine Felsart, in welchem der kompakte Feldspath das Maximum seiner Entwickelung, den Phonolith, erreicht, befindet sich mitten unter den Trappporphyr des Chimborazo: denn es giebt Trappporphyr-Phonolithen, so wie es Basalt Phonolithen giebt. Die letztern bilden die größten Massen auf den beiden Kontinenten, und sie sind immer über die Basalt-Schichten gelagert. Ein Theil des Kettengliedes, welches dem Trappporphyr-Gliede des Chimborazo gegenüber steht, zeigt eine Formation von Gneiß-Glimmerschiefer, reich mit Rothgültig- und Glanzerz durchzogen. Indem ich den immer brennenden Vulkan Tungurahua bestieg, traf ich sogar schwarze und halbglasartige Trappporphyre an, oder über, einem grünlichen Glimmerschiefer mit einer gestreiften und seidenartigen Oberfläche welche Granaten enthielten. Dieser Glimmerschiefer ruht auf einem specksteinartigen Granit, der aus blättrigem, grünlichem und grobkörnigem Feldspath, etwas weißem Quarz, sechseitigen Tafeln von schwarzem Glimmer und aus einigen dünnen und länglichten Hornblende Krystallen, besteht. Nur auf diesem Punkte sieht man Trappporphyr die gewöhnlich so genannten Urfelsen durchschießen. Abnahme des Wärmestoffes. Temperatur der verschiedenen über einander liegenden Zonen. Der klimatische Stufenleiter, der links an dem Profil der Anden von Quito gestellt ist, weicht von dem, welchen das physische Gemälde, das den Versuch über die Geographie der Pflanzen begleitet, darbietet, ganz ab. Er gründet sich auf die sämmtlichen Beobachtungen, welche ich auf verschiedenen Höhepunkten von den Küsten des Südmeeres bis zu der Höhe von 2,550 Toisen angestellt habe. Ich habe die mittlern Temperaturen und die Veränderungen der Temperatur am Tage und des Nachts angegeben. Diese Tafel beweist , wie es Herr Oriani schon vor langer Zeit vermuthet hatte, daß, in dem mittlern Stand der Atmosphäre, die Temperatur nicht gleichförmig in arithmetischer Progression abnimmt. Ich habe an einem andern Orte (in der Denkschrift über die Isotherm-Linien) gezeigt, daß das Abnehmen der Wärme (diese Thatsache verdient Aufmerksamkeit) zwischen 1,000 und 3,000 Metern, besonders zwischen 1,000 und 2,500 Metern der Höhe, wo die erste Wolkenlage sich befindet, langsamer von Statten geht, und daß es sich nachher wieder beschleunigt. Herr Doctor Young hat neuerlich die Wirkungen dieser Beschleunigung auf die Refraktionen der Atmosphäre untersucht . Leider sind alle Beobachtungen über die Temperatur, welche man in dieser Art Berechnung anwenden kann, auf der Abdachung der Anden oder des Himalih selbst, und nicht in Luftschiffen, angestellt worden. Sie sind örtlich, durch die Wirkungen der Strahlenwerfung des Bodens, deren Einfluß schwer zu bestimmen ist, modificirt. Mittlere Temperatur: in gleicher Ebene mit der Fläche des Südmeeres 27°,5 Therm. hund.; bei 500 Toisen Höhe 21°,8; bei 1,000 Toisen 18°; bei 1,500 Toisen 14°,3; bei 2,000 Toisen 7°; bei 2,500 Toisen 1°,5. Dieß letztere Resultat gründet sich nur auf eine kleinere Anzahl Beobachtungen. Journ. of the Royal Instit., vol. XI., p. 360. Astronomische Standpunkte, geeignet die äußersten Gränzen der vertikalen Sektion zu bestimmen. Diese äußersten Gränzlinien sind das Indische Dorf Calpi und die Insel Puna auf den Küsten des Südmeeres bei Guayaquil. Ich habe Calpi mit der Stadt Quito (deren Länge, vor meiner Reise, auf allen Charten und auf allen Tabellen über geographische Ortsbestimmungen fast um einen Grad zu weit nach Osten angegeben war), durch Uebertragung der Zeit in Verbindung gebracht. Die Ortsbestimmung von Guayaquil gründet sich auf zwei Sternbedeckungen, und auf meine Beobachtung des Merkurs Durchgangs durch die Sonnenscheibe, die ich in dem Haven von Lima (Callao) anstellte, indem ich die Differenz der Länge zwischen Callao und der Insel Santa-Clara (im S.S.O. vom Haven der Stadt Guayaquil) so annahm, wie sie durch die Expedition des Malaspina, durch mich und neulich durch Capt. Basil Hall chronometrisch bestimmt worden. Eine Tabelle von Ortsbestimmungen, welche dieser Seefahrer seiner interessanten Reise an den Küsten von Chile und Mexiko beigefügt hat, schien von neuem einige Zweifel über die Längengrade von Callao und Valparaiso zu werfen. Diese Zweifel mußten um so mehr die Aufmerksamkeit der Geographen festhalten, da Herr Givry , Ingenieur- Hydrograph bei der königlichen Seemacht, in einer lichtvollen Abhandlung, welche in die Schrift: "Connaissance des temps pour l'annee 1827" eingerückt ist, das Resultat meiner Beobachtung von Merkurs Durchgang, durch zahlreiche Reihen von Monddistanzen, bestätigt, und Valparaiso, Arica und die Hauptpunkte der Küste des stillen Oceans auf die Länge von Callao reducirt ...... Die Lage dieser Insel ist, nach den Charten des Deposito hidrographico de Madrid, 82° 35' 0"; nach meinem Chronometer (Rec. d'obs. astr., tom. II., pag. 439), 82° 37' 44"; nach der Angabe des Hauptmanns Basil Hall ( Extracts from a Journal written on the coasts of Chili, Peru etc., tom II. pag. 379), 82° 34' 48" westlich von dem Pariser Meridian (Maximum der Differenzen 12" in Zeit). Das Ganze dieser östlichen und westlichen Monddistanzen, genommen von dem Herrn Lartigue, Schiffs- Fähndrich, giebt Callao 79° 29'; mein Durchgang des Merkur, 79° 34' 30". ( Conn. des temps pour 1827, p. 257.) (Der Verfasser hat geglaubt, die fernern Auseinandersetzungen hier unterdrücken zu dürfen, weil sie nur für eine sehr kleine Anzahl Leser Interesse gehabt haben würden). Die astronomische Erdbeschreibung von einem großen Theil der Südamerikanischen Küsten ist gegenwärtig so weit fortgeschritten (die Gränzen der Abweichungen betragen unter 4 bis 5 Minuten), daß sie in den wichtigsten Punkten, durch chronometrische Bestimmungen, oder durch Monddistanzen mit Instrumenten von kleinen Dimensionen genommen, nur unbedeutend vervollkommnet werden kann; um aber nicht stille stehen zu bleiben, bedarf sie zahlreicher Beobachtungen von Sternbedeckungen, Sonnenfinsternissen, Planetendurchgängen und von den Ein- und Austritten der zwei ersten Trabanten des Jupiter. Wachsthum der Pflanzen in der Landschaft Quito. Der Schnitt, wovon ich eine kurz gefaßte Beschreibung gebe, bietet eine Skizze der Geographie der Pflanzen auf den Anden von Quito, von dem Aequator bis 4 Grade östlicher Breite, dar. Es ist eine Specialcharte, worauf ich die bemerkenswürdigsten Gattungen, nach der Höhe, auf welcher Herr Bonpland und ich sie sammelten, eingeschrieben habe. Wir konnten nur in den temperirten und kalten Theilen dieser Gegend der Sonnenwende mit Genauigkeit botanisiren. Seit den mühsamen Nachsuchungen des Herrn von Saint- Hilaire in Brasilien, enthalten unsere Herbaria vielleicht nicht die größte Anzahl Aequinoxial-Gattungen, die man nach Europa gebracht; aber die unermeßliche Arbeit des Herrn Kunth , die jetzt vollkommen beendigt ist, und sieben Bände Nova Genera bildet, bietet nicht allein die größte Masse von tropischen Pflanzen dar, die man je bekannt gemacht, oder durch die Zergliederung der Fruktifikations-Theile erläutert hat; sondern dieses Werk ist auch das einzige, worin die Geographie der Pflanzen, durch genaue Messungen in Bezug auf den Stand von viertausend fünfhundert Gattungen Phanerogamen, bestimmt worden ist. In meiner Abhandlung de Distributione geographica plantarum, secundum coeli temperiem et altitudinem montium, habe ich mich nur annähernder Resultate bedienen können: erst jetzt, nachdem Herr Kunth seine Nova Genera mit jener Geistesüberlegenheit, wovon ihm die großen Meister der Kunst die ehrenvollsten Zeugnisse gegeben, beendigt hat, haben wir den Plan fassen können, eine so große Menge ganz neuer Materialien zu benutzen, um die Zahlen-Coefficienten einer jeden Gruppe zu finden, um die Pflanzen nach Floren, welche gleichsam durch Stockwerke auf einander folgen, einzutheilen, um dieselben auf Specialcharten einzutragen, und um ein allgemeines Werk über die Geographie der Pflanzen auf den beiden Festlanden , in dem Laufe dieses Jahres, gemeinschaftlich herauszugeben. Dieser Schrift wird mein "Versuch über die Klimate, nach ihren Verhältnissen zu den Inflexionen der Isotherm-Linien betrachtet ", vorangehen. Die Geographie der Pflanzen ist, so zu sagen, eine gemischte Wissenschaft. Auf der Gränze der beschreibenden Botanik und der Lehre von den Klimaten gestellt, entlehnt sie von beiden Zweigen dieser physikalischen Wissenschaften ihre Hülfsmittel. Herr v. Humboldt hat dieß sonderbare Phänomen des sich Gleichbleibens der Zahlenverhältnisse, in einer, in den achtzehnten Band des Dictionnaire des Sciences naturelles eingerückten Denkschrift, unter dem Titel: "Neue Untersuchungen über die Gesetze, welche man in der Vertheilung der Gewächsformen wahrnimmt ", entwickelt. "Die Formen der organisirten Wesen, sagt er, befinden sich in einer gegenseitigen Abhängigkeit. So groß ist die Einheit der Natur, daß sich die Formen, nach feststehenden und unveränderlichen Gesetzen, gegenseitig begränzt haben. Sobald man, auf irgend einem Punkte der Erdkugel, die Zahl der Gattungen, die eine große Familie (z. B. die Familien der Glumaceae, der Compositae oder der Leguminosae) darbietet, kennt, so kann man sowohl die ganze Summe der Phanerogamen, als die Zahl der Gattungen, welche die übrigen Familien des Gewächsreichs bilden, mit großer Wahrscheinlichkeit schätzen. Wenn man also, unter der temperirten Zone, die Zahl der Cyperaceae oder der Compositae kennt, so kann man auf die Zahl der Gramineae oder der Leguminosae schließen. Diese Schätzungen zeigen uns, in welchen Pflanzenordnungen die Flora eines Landes noch unvollständig ist: sie sind um so viel weniger unsicher, als man es vermeidet, die Quotienten, welche verschiedenen Gewächs-Systemen angehören, mit einander zu verwechseln. Die Arbeit, welche ich über die Pflanzen versucht habe, wird ohne Zweifel einmal mit Erfolg auf die verschiedenen Klassen der Thiere mit Wirbelbeinen angewandt werden. In den temperirten Zonen z. B. giebt es fünf Mal so viele Vögel als Säugethiere, und die Anzahl dieser nimmt, wenn man sich dem Aequator nähert, weit weniger, als die Zahl der Vögel und der kriechenden Thiere, zu. Wir begreifen, wie, auf einem gegebenen Raum, die zu verschiedenen Thier- und Pflanzenordnungen gehörenden Individuen sich, der Zahl nach, wechselseitig beschränken können; wie, nach einem hartnäckigen Kampf, und nach langen Schwankungen, ein Zustand des Gleichgewichts, durch die Bedürfnisse der Nahrung und durch Lebensgewohnheiten erzeugt, sich bildet; aber die Ursachen, welche die Formen begränzt haben, sind unter dem undurchdringlichen Schleier verborgen, der unsern Blicken alles, was mit dem Ursprung der Dinge, der ersten Entwickelung des organischen Lebens zusammenhängt, entrückt." Die Gränzen dieser Denkschrift erlauben mir nicht, in die Einzelnheiten der Betrachtungen, welche die Beschreibung der Gewächse auf dem westlichen Abhang der Cordilleren von Quito veranlaßt, tiefer einzudringen. Es mag hinreichen, hier zu erinnern, daß der ewige Schnee daselbst auf der Höhe des Mont-Blanc, d. h. zu einer Höhe von 2,460 Toisen, anfängt, während auf dem nördlichen Abhang des Himalih, unter 30° bis 31° der Breite, er 140 Toisen höher gefunden wird. Dieser Umstand macht ungeheuere Landstrecken, welche, ohne die wohlthätige Wirkung der Wärme-Strahlung auf den Bergebenen Asien's, unter einer dikken Lage von Schnee und Eis begraben seyn würden, für eine Menge Mongolischer und Tartarischer Völkerschaften bewohnbar. Herr Colebrooke hat, seit sehr kurzer Zeit, neue geodätische Messungen aus Indien erhalten, welche das, was ich an einem andern Orte dargethan über die Verschiedenheit der Höhe, worauf sich der Schnee auf den südlichen und nördlichen Abdachungen des Himalih erhält, bestätigen. Obgleich man auf der Bergebene der Cordilleren von Quito die nämliche jährliche Temperatur als unter den hohen Breiten findet, so darf man doch diese Analogien zwischen den temperirten Klimaten der Gebirge unter und um den Aequator und den Klimaten der niedern Regionen um die Pole nicht gar zu sehr generalisiren. Diese Analogien werden durch den Einfluß der partialen Wärmevertheilung in den verschiedenen Theilen des Jahres modificirt. In Masse angesehen haben die Formen der Alpenpflanzen auf dem Chimborazo und Antisana eine Physiognomie, die man Europäisch nennen könnte. Ich will nur die Gattungen Plantago, Geranium, Arenaria, Ranunculus und die Saxifragae als Beispiel anführen. Die Malvaceae, Rubiaceae und Labiatae nehmen ab, während die Compositae, Umbelliferae und Cruciferae an Zahl zunehmen. Auf den Anden von Neu-Grenada und Quito erkennt das Volk die Nähe der Region des ewigen Schnee's durch einzelne Büschel zweier Pflanzen mit flockigen Blättern aus der Familie der Compositae. Es ist Fraylejon, zu den beiden Gattungen der Culcitium und Espeletia gehörig. Dem Schnee ganz nahe wachsen Stereocaulon botryoides, Bryum argenteum, Polytrichum juniperinum, Eudema rupestris, Gentiana rupestris, Culcitium nivale, Culcitium rufescens, Lysipomia reniformis, Ranunculus Gusmanni, Geranium acaule, Sida piohinchensis, Eudema nubigena, Cenomyce vermicularis, Stellaria serpyllifolia, Festuca dasyantha, Deyeuxia rigida, etc. Unter den Pflanzen, die wir in der kalten Region des Vulkans Antisana gesammelt, hat Herr Kunth die Montia fontana, die man in dem ganzen temperirten Europa findet, erkannt. Die Zeichnung, welche ich die Ehre habe der Akademie zu übergeben, enthält eine Vereinigung der physischen Phänomene mit den Erzeugnissen des Pflanzenreichs. Die Ursachen und Wirkungen sind so innig mit einander verbunden, daß kein einziges Phänomen für sich allein betrachtet werden darf. Das allgemeine Gleichgewicht, welches mitten unter den Störungen und einer scheinbaren Verwirrung herrscht, ist das Resultat einer unzähligen Menge mechanischer Kräfte und chemischer Anziehungen, welche einander das Gegengewicht halten , und, wenn es von Nutzen ist, jede Reihe von Thatsachen einzeln in Betrachtung zu ziehen, um darin ein besonderes Gesetz zu erkennen, so kann das Studium der Natur, das die große Aufgabe der allgemeinen Physik ist, nur durch die Vereinigung aller derjenigen Kenntnisse, die auf die Modifikationen der Materie Bezug haben, zu höherer Vollkommenheit gebracht werden. Humboldt et Bonpland, Essay sur la Geographie des Plantes equinoxiales, 1807, p. 43. Da der Schnitt des westlichen Theiles der Anden von Quito, welcher diese Denkschrift begleitet, nicht in ein kleines Format gebracht werden konnte, so hat man sich hier darauf beschränkt, der Arbeit des Herrn von Humboldt die vertikale Sektion, welche das Verhältniß der Bergrücken zu den höchsten Spitzen auf den Pyrenäen, Alpen, Anden und auf dem Himalih zeigt, beizufügen. Hier unten folgen die Zahlengrößen, worauf sich die Zeichnung des Herrn von Humboldt gründet. Pyrenäen. Pässe. Toisen. Port de Rat .. 1,169 Col de la Couillade 1,016 Port de la Vieillat . 1,286 Port de la Picade . 1,243 Port de Benasque . 1,235 Port de la Glere . 1,192 Port de Plan .. 1,151 Port de Vieil .. 1,314 Port de Pinede .. 1,280 Col de Pimene .. 1,291 Port de Gavarnie . 1,190 Port de Campbiel . 1,333 Col de Tourmalet . 1,126 Mittlere Höhe der Pässe ... 1,217 Kulminationspunkt (m) 1,787 Rücken (n) .. 1,250 n : m =1 : 1, 4. Alpen. Pässe. Toisen. Col de Seigne . 1,263 Col de Terret .. 1,191 Mont Cenis .. 1,060 Kleiner St. Bernhard 1,125 Großer St. Bernhard 1,246 Simplon .., 1,129 St. Gotthard .. 1,065 Col de la Fourche . 1,250 Grimsel ... 1,314 Julier-Pass .. 1,138 Mittlere Höhe der Pässe ... 1,178 Kulminationspunkt(m) 2,462 Rücken (n) .. 1,200 n : m :: 1 : 2. Anden. Pässe. Toisen. Quindiu ... 1,798 Guanacas ... 2,300 Guamani ... 1,713 Micuipampa .. 1,817 Montan ... 1,780 Von Mendoza nach Valparaiso ... 1,987 Mittlere Höhe (ohne Guanacas) .. 1,819 Kulminationspunkt(m) 3,350 Rücken (n) .. 1,850 n : m = 1: 1, 8. Himalih. Pässe. Toisen. Bamsaru ... 2,416 Nitce Gbaut .. 2,629 Rol-Ghati .. 2,345 Gunass ... 2,413 Baspa ... 2,360 Mittlere Höhe der Pässe ... 2,432 Kulminationspunkt? 4,390 Rücken ... 2,432 n : m=1 : 1, 8. Die Kette von Venezuela. Toisen. Maximum: Silla de Caracas ... 1,350 Rücken ... 750 n : m = 1 : 1, 8. Kaukasus. Maximum: Elburz 2,783 Rücken ... 1,330 n : m = 1 : 2. Alleghanis. Toisen. Maximum: Mt. Washington . 1,040 Rücken ... 560 n : m = 1 : 1, 8. Pyrenäen .. 1:1, 4 Alpen ... 1:2, Anden ... 1:1, 8 Venezuela .. 1:1, 8 Alleghanis .. 1:1, 8 Kaukasus .. 1:2 Himalih ... 1:1, 8 Pyrenäen. Alpen. Anden. Himalih. Gipfel 1,0 1,4 1,8 2,4 Mittel 1 1 [Formel] 2 2 [Formel] Man vergleiche die anliegende Steindrucktafel. Abbildungen