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Alexander von Humboldt: „Ueber den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in den verschiedenen Erdstrichen. (Gelesen in der öffentlichen Versammlung der kön. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 24. Januar 1823)“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1823-Ueber_den_Bau-08-neu> [abgerufen am 26.04.2024].

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Titel Ueber den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in den verschiedenen Erdstrichen. (Gelesen in der öffentlichen Versammlung der kön. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 24. Januar 1823)
Jahr 1839
Ort Leipzig
Nachweis
in: Oskar Ludwig Bernhard Wolff, Encyclopädie der deutschen Nationalliteratur oder biographisch-kritisches Lexicon der deutschen Dichter und Prosaisten seit den frühesten Zeiten; nebst Proben aus ihre Werken, 8 Bände, Leipzig: Otto Wigand 1835–1842, Band 4 (1839), S. 190–194.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur; Spaltensatz; Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: IV.37
Dateiname: 1823-Ueber_den_Bau-08-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 5
Spaltenanzahl: 10
Zeichenanzahl: 42517

Weitere Fassungen
Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen (Erfurt; Weimar; Leipzig, 1823, Deutsch)
On the Constitution and Mode of Action of Volcanoes, in different Parts of the Earth (London, 1823, Englisch)
On the Constitution and Mode of Action of Volcanoes, in different parts of the Earth (New York City, New York, 1823, Englisch)
Ueber den Bau und die Wirksamkeit der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen (Frankfurt am Main, 1824, Deutsch)
Über den Bau und die Wirkungsart der Vulcane in verschiedenen Erdstrichen. (Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 24. Januar 1823) (Berlin, 1825, Deutsch)
O budowie i sposobie działania Wulkanów w róźnych częściach ziemi (Warschau, 1828, Polnisch)
Essay on the Structure and Action of Volcanoes in different regions of the Earth (Edinburgh, 1828, Englisch)
Ueber den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in den verschiedenen Erdstrichen. (Gelesen in der öffentlichen Versammlung der kön. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 24. Januar 1823) (Leipzig, 1839, Deutsch)
Bau und Wirkungsart der Vulkane (Zürich, 1847, Deutsch)
Liquid Fire in the Interior of the Earth (Manchester, 1849, Englisch)
Facts respecting Volcanos (London, 1850, Englisch)
Facts Respecting Volcanos (Canterbury, 1850, Englisch)
Phenomena connected with an Eruption of Vesuvius (London, 1850, Englisch)
Устройство и дѣятельность вулканов. (Изъ новаго изданiя « Гумбольдтовыхъ картинъ природы [sic].) [Ustrojstvo i dějatelʹnostʹ vulkanov. (Iz novago izdanija Gumbolʹdtovych kartin prirody.)] (Sankt Petersburg, 1852, Russisch)
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Ueber den Bau und die Wirkungsart derVulkane in den verſchiedenen Erdſtrichen *).(Geleſen in der öffentlichen Verſammlung der kön. Akademie derWiſſenſchaften zu Berlin am 24. Januar 1823.)

Wenn man den Einfluß betrachtet, den ſeit Jahrhundertendie erweiterte Erdkunde und wiſſenſchaftliche Reiſen in entfernteRegionen auf das Studium der Natur ausgeübt haben, ſo er-kennt man bald, wie verſchiedenartig derſelbe geweſen iſt, jenachdem die Unterſuchung auf die Formen der organiſchen Weltoder auf das todte Erdgebilde, auf die Kenntniß der Felsarten,ihr relatives Alter und ihre Entſtehung gerichtet war. AndereGeſtalten von Pflanzen und Thieren beleben die Erde in jeglicherZone, ſei es wo in der meergleichen Ebene die Wärme des Luft-kreiſes nach der geographiſchen Breite und den mannigfaltigenKrümmungen der iſothermen Linien, oder wo ſie faſt ſcheitel-recht, an dem ſteilen Abhange der Gebirgsketten, wechſelt. Dieorganiſche Natur giebt jedem Erdſtrich ſeinen eigenen phyſiono-miſchen Charakter; nicht ſo die unorganiſche, da wo die feſteRinde des Erdkörpers von der Pflanzendecke entblößt iſt. Die-ſelben Gebirgsarten, gruppenweiſe ſich anziehend und abſtoßend,erſcheinen in beiden Hemiſphären vom Aequator an bis zu denPolen hin. In einem fernen Eilande, von fremdartigen Ge-wächſen umgeben, unter einem Himmel, wo nicht mehr diealten Sterne leuchten, erkennt oft der Seefahrer, freudig er-ſtaunt, den heimiſchen Thonſchiefer, die wohlbekannte Gebirgs-art des Vaterlandes. Dieſe Unabhängigkeit der geognoſtiſchen Verhältniſſe vonder gegenwärtigen Conſtitution der Klimate mindert nicht denwohlthätigen Einfluß, welchen zahlreiche, in fremden Weltgegen-den angeſtellte Beobachtungen auf die Fortſchritte der Gebirgs-kunde und der phyſikaliſchen Geognoſie ausüben; ſie giebt derſel-ben nur eine eigenthümliche Richtung. Jede Expedition berei-chert die Naturkunde mit neuen Pflanzen und Thiergattungen.Bald ſind es organiſche Formen, die ſich an längſt bekannteTypen anreihen, und uns das regelmäßig gewebte, oft ſcheinbarunterbrochene Netz belebter Naturbildungen in ſeiner urſprüng-lichen Vollkommenheit darſtellen. Bald ſind es Bildungen, dieiſolirt auftreten, als entkommene Reſte untergegangener Ge-ſchlechter, oder als unbekannte, Erwartung erregende Glieder nochzu entdeckender Gruppen. Eine ſolche Mannigfaltigkeit gewährtfreilich nicht die Unterſuchung der feſten Erdrinde. Sie offen-bart uns vielmehr eine Uebereinſtimmung in den Gemengtheilen,in der Auflagerung verſchiedenartiger Maſſen und in ihrer perio-diſchen Wiederkehr, welche die Bewunderung des Geognoſtenerregt. In der Andeskette, wie in dem Centralgebirge Europa’s,ſcheint eine Formation gleichſam die andere herbeizurufen. Gleich-namige Maſſen geſtalten ſich zu ähnlichen Formen: in Zwillings-berge, Baſalt und Dolorit; als prallige Felswände, Dolomit,Quaderſandſtein und Porphyr; zu Glocken oder hochgewölbtenDomen der glaſige, feldſpathreiche Trachyt. In den entfern-teſten Zonen, ſondern ſich gleichartig, wie durch innere Ent-wickelung, größere Kryſtalle aus dem dichten Gewebe der Grund-maſſen ab, umhüllen einander, treten in untergeordneteLager zuſammen, und verkündigen oft, als ſolche, die Näheeiner neuen unabhängigen Formation. So ſpiegelt ſich, mehroder minder klar, in jedem Gebirge von beträchtlicher Ausdeh-nung die ganze unorganiſche Welt; doch um die wichtigen Er-ſcheinungen der Zuſammenſetzung, des relativen Alters und derEntſtehung der Gebirgsarten vollſtändig zu erkennen, müſſenBeobachtungen aus den verſchiedenſten Erdſtrichen mit einanderverglichen werden. Probleme, die dem Geognoſten lange inſeiner nordiſchen Heimath räthſelhaft geſchienen, finden ihreLöſung nahe am Aequator. Wenn die fernen Zonen, wie ſchon
*) Aus A. v. Humboldt’s „Anſichten der Natur“, 2r Band.,Stuttgart und Tübingen 1826.
|191| |Spaltenumbruch| oben bemerkt ward, uns nicht neue Gebirgsarten liefern, dasheißt unbekannte Gruppirungen einfacher Stoffe, ſo lehren ſieuns dagegen die großen, überall gleichen Geſetze enthüllen, nachdenen die Schichten der Erdrinde ſich wechſelſeitig tragen, ſichgangartig durchbrechen, oder mittelſt elaſtiſcher Kräfte gehobenwerden.
Bei dem ſo eben geſchilderten Nutzen, den unſer geognoſti-ſches Wiſſen aus Unterſuchungen zieht, welche große Länder-ſtrecken umfaſſen, darf es uns nicht befremden, daß eine Claſſevon Erſcheinungen, mit der ich dieſe Verſammlung vorzugsweiſezu unterhalten wage, lange um ſo einſeitiger betrachtet wor-den iſt, als die Vergleichungspuncte ſchwieriger, man könntefaſt ſagen, mühevoller aufzufinden ſind. Was man bis gegendas Ende des verfloſſenen Jahrhunderts von der Geſtalt derVulkane und dem Wirken ihrer unterirdiſchen Kräfte zu wiſſenglaubte, war von zwei Bergen des ſüdlichen Italiens, demVeſuv und dem Aetna hergenommen. Da der erſte zugänglicheriſt, und (wie alle niedrigen Vulkane) häuſiger auswirft, ſo hatein Hügel gleichſam zum Typus gedient, nach welchem manſich eine ganze ferne Welt, die mächtigen an einander gereihtenVulkane von Mexiko, Süd-Amerika, und den aſiatiſchen Inſelngebildet dachte. Ein ſolches Verfahren mußte mit Recht anVirgil’s Hirten erinnern, der in ſeiner engen Hütte das Vorbildder ewigen Stadt, des königlichen Roms, zu ſehen wähnte. Allerdings hätte eine ſorgfältigere Unterſuchung des ganzenMittelmeeres, beſonders der öſtlichen Inſeln und Küſtenländer,wo die Menſchheit zuerſt zu geiſtiger Cultur und edleren Ge-fühlen erwachte, eine ſo einſeitige Naturanſicht vernichten kön-nen. Aus dem tiefen Meeresgrunde haben ſich hier, unter denSporaden, Trachytfelſen zu Inſeln erhoben, dem azoriſchenEilande ähnlich, das in drei Jahrhunderten dreimal, faſt ingleichen Zeitabſtänden, periodiſch erſchienen iſt. Zwiſchen Epi-daurus und Trözene bei Methone hat der Peloponnes einenMonte nuovo, den Strabo beſchrieben, und Dodwell wiedergeſehen hat, höher als der Monte nuovo der phlegräiſchen Fel-der bei Bajae, vielleicht ſelbſt höher als der neue Vulkan vonXorullo in den mexikaniſchen Ebenen, den ich von mehrerenTauſend kleinen, aus der Erde herausgeſchobenen, noch gegen-wärtig rauchenden Baſaltkegeln umringt gefunden habe. Auchim Becken des Mittelmeeres bricht das vulkaniſche Feuer nichtblos aus permanenten Cratern, aus iſolirten Bergen aus, dieeine dauernde Verbindung mit dem Innern der Erde haben,wie Stromboli, der Veſuv und der Aetna. Auf Iſchia, amEpomäus und wie es nach den Berichten der Alten ſcheint, auchin der lelantiſchen Ebene bei Chalcis ſind Laven aus Erdſpaltengefloſſen, die ſich plötzlich geöffnet haben. Neben dieſen Erſchei-nungen, die in die hiſtoriſche Zeit, in das enge Gebiet ſichererTraditionen fallen, und welche Ritter in ſeiner meiſterhaftenErdkunde ſammeln und erläutern wird, enthalten die Küſtendes Mittelmeeres noch mannigfaltige Reſte älterer Feuerwir-kungen. Das ſüdliche Frankreich zeigt uns in Auvergne eineigenes geſchloſſenes Syſtem an einander gereiheter Vulkane,Trachytglocken, abwechſelnd mit Auswurfskegeln, aus denenLavaſtröme bandförmig ſich ergießen. Die lombardiſche ſeegleicheEbene, welche den innerſten Buſen des adriatiſchen Meeres bil-det, umſchließt den Trachyt der euganeiſchen Hügel, wo Domevon körnigem Trachyt, von Obſidian und Perlſtein ſich erheben,drei auseinander ſich entwickelnde Maſſen, die den feuerſtein-haltigen Jurakalk durchbrechen, aber nie in ſchmalen Strömengefloſſen ſind. Aehnliche Zeugen alter Erdrevolutionen findetman in vielen Theilen des griechiſchen Continents und in Vor-der-Aſien, Länder, die den Geognoſten einſt reichen Stoff zuUnterſuchungen darbieten werden, wenn das Licht dahin zurück-kehrt, von wo es zuerſt über die weſtliche Welt geſtrahlt, wenndie gequälte Menſchheit nicht mehr unter der wilden Barbareider Osmanen erliegt. Ich erinnere an die geographiſche Nähe ſo mannigfaltigerErſcheinungen, um zu bewähren, daß der Keſſel des Mittel-meeres mit ſeinen Inſelreihen dem aufmerkſamen Beobachteralles hätte darbieten können, was neuerlichſt unter mannigfal-tigen Formen und Bildungen in Süd-Amerika, auf Teneriffa,oder in den Aleuten, der Polargegend nahe, entdeckt wordeniſt. Die Gegenſtände der Beobachtung fanden ſich zuſammen-gedrängt, aber Reiſen in ferne Klimate, Vergleichungen großerLänderſtriche in und außerhalb Europa waren nöthig, um dasGemeinſame der vulkaniſchen Erſcheinungen und ihre Abhängig-keit von einander klar zu erkennen. Der Sprachgebrauch, welcher oft den erſten irrigen Anſich-ten der Dinge Dauer und Anſehen giebt, oft aber auch inſtinct-mäßig das Wahre bezeichnet, der Sprachgebrauch nennt vul-kaniſch alle Ausbrüche unterirdiſchen Feuers und geſchmolzenerMaterien: Rauch- und Dampfſäulen, die ſporadiſch aus denFelſen aufſteigen, wie bei Colares nach dem großen Erdbebenvon Liſſabon; Salze oder feuchten Koth, Asphalt und Hy-drogen auswerfende Lettenkegel, wie bei Girgenti in Sicilien |Spaltenumbruch| und bei Turbaco in Süd-Amerika, heiße Geiſer-Quellen, dievon elaſtiſchen Dämpfen gedrückt, ſich erheben, ja im Allge-meinen alle Wirkungen wilder Naturkräfte, die ihren Sitz tiefim Innern unſeres Planeten haben. In Mittel-Amerika (Gua-temala) und in den philippiniſchen Inſeln unterſcheiden dieEingebornen ſogar förmlich zwiſchen Waſſer- und Feuer-Vulkanen, Volcanes de agua y de fuego. Mit demerſten Namen bezeichnen ſie Berge, aus welchen bei heftigenErdſtößen und mit dumpfen Krachen von Zeit zu Zeit unter-irdiſche Waſſer ausbrechen. Ohne den Zuſammenhang der ſo eben genannten Phäno-mene zu läugnen, ſcheint es doch rathſam, dem phyſiſchen wiedem oryktognoſtiſchen Theile der Geognoſie eine beſtimmtereSprache zu geben, und mit dem Worte Vulkan nicht bald einenBerg zu bezeichnen, der ſich in einen permanenten Feuerſchlundendigt, bald jegliche unterirdiſche Urſache vulkaniſcher Erſchei-nungen. Im gegenwärtigen Zuſtande der Erde iſt freilich inallen Welttheilen die Form iſolirter Kegelberge (die des Veſuvs,des Aetna, des Pic’s von Teneriffa, des Tunguragua und Co-topaxi) die gewöhnlichſte Form der Vulkane; ich habe ſie vondem niedrigſten Hügel bis zu 17,700 Fuß über der Meeresflächeanwachſen ſehen; aber neben dieſen Kegelbergen findet manauch permanente Feuerſchlünde, bleibende Communicationen mitdem Innern der Erde auf langgedehnten zackigen Rücken undzwar nicht einmal immer in der Mitte ihrer mauerartigenGipfel, ſondern am Ende derſelben gegen den Abfall hin. Soder Pichincha, der ſich zwiſchen der Südſee und der StadtQuito erhebt, und den Bouguer’s früheſte Barometerformelnberühmt gemacht haben; ſo die Vulkane, die in der 10,000 Fußhohen Steppe de los Paſtos ſich erheben. Alle dieſe Gipfelvon mannigfaltigen Geſtalten beſtehen aus Trachyt, ſonſt Trapp-Porphyr genannt, einem körnigen, riſſig zerklüfteten Geſteinevon glaſigem Feldſpath und Hornblende, welchem Augit, Glim-mer, blättriger Feldſpath und Quarz nicht ganz fremd ſind.Wo die Zeugen des erſten Ausbruches, ich möchte ſagen, dasalte Gerüſte ſich vollſtändig erhalten hat, da umgiebt die iſolir-ten Kegelberge circusartig eine hohe Felsmauer, ein Mantelaus aufgelagerten Schichten zuſammengeſetzt. Solche Mauernoder ringförmige Umgebungen heißen Erhebungs-Crater, eine große wichtige Erſcheinung, über welche der erſte Geognoſtunſerer Zeit, Leopold von Buch, aus deſſen Schriften ich auchin dieſer Abhandlung mehrere Anſichten entlehne, unſerer Aka-demie vor 5 Jahren eine denkwürdige Abhandlung vorgelegt hat. Mit dem Luftkreiſe durch Feuerſchlünde communicirende Vul-kane, koniſche Baſalthügel und glockenförmige, craterloſe Tra-chytberge, letztere bald niedrig wie der Sarcouy, bald hoch wieder Chimborazo, bilden mannigfaltige Gruppen. Hier zeigt unsdie vergleichende Erdkunde kleine Archipele, gleichſamgeſchloſſene Bergſyſteme, mit Crater und Lavaſtrömen in dencanariſchen Inſeln und den Azoren; ohne Crater und ohneeigentliche Lavaſtröme in den Euganeen und dem Siebengebirgebei Bonn: dort beſchreibt ſie uns Vulkane, in einfachen oderdoppelten Ketten an einander gereiht, viele hundert Meilenlange Züge, bald der Hauptrichtung der Gebirge parallel, wiein Guatemala, Peru und Java, bald die Axe der Gebirgeſenkrecht durchſchneidend, wie im Lande der Azteken, wo feuer-ſpeiende Trachytberge allein die hohe Schneegrenze erreichen,und wahrſcheinlich auf einer Kluft ausgebrochen ſind, die ineiner Länge von 105 geographiſchen Meilen den ganzen Conti-nent, vom ſtillen Meer bis zum atlantiſchen Ocean durch-ſchneidet. Dieſes Zuſammendrängen der Vulkane bald in einzelnerundliche Gruppen, bald in doppelte Züge, liefert den entſchei-denſten Beweis, daß die vulkaniſchen Wirkungen nicht von klein-lichen, der Oberfläche nahen Urſachen, abhängen, ſondern großetiefbegründete Erſcheinungen ſind. Der ganze öſtliche, an Me-tallen arme Theil des amerikaniſchen Feſtlandes, iſt in ſeinemgegenwärtigen Zuſtande ohne Feuerſchlünde, ohne Trachytmaſ-ſen, wahrſcheinlich ſelbſt ohne Baſalte mit Olivin. Alle ame-rikaniſchen Vulkane ſind, in dem Aſien gegenüber liegendenTheile vereinigt, in der meridianartig ausgedehnten, 1800 geo-graphiſche Meilen langen Andes-Kette. Auch iſt das ganzeHochland von Quito, deſſen Gipfel Pichincha, Cotopari undTunguragua bilden, ein einziger vulkaniſcher Heerd. Das un-terirdiſche Feuer bricht bald aus der einen, bald aus der an-dern dieſer Oeffnungen aus, die man ſich als abgeſonderteVulkane zu betrachten gewöhnt hat. Die fortſchreitende Be-wegung des Feuers iſt hier ſeit drei Jahrhunderten von Nor-den gegen Süden gerichtet. Selbſt die Erdbeben, welche ſofurchtbar dieſen Welttheil heimſuchen, liefern merkwürdige Be-weiſe von der Exiſtenz unterirdiſcher Verbindungen, nicht bloszwiſchen vulkanloſen Ländern, was längſt bekannt iſt, ſondernauch zwiſchen Feuerſchlünden, die weit von einander entferntſind. So ſtieß der Vulkan von Paſto öſtlich vom Fluße Guay-tara drei Monate lang im Jahr 1797 ununterbrochen eine |192| |Spaltenumbruch| hohe Rauchſäule aus. Dieſe Säule verſchwand in demſelbenAugenblick, als 60 Meilen davon das große Erdbeben vonRiobamba und der Schlammausbruch der Moya dreißig bisvierzigtauſend Indianer tödteten. Die plötzliche Erſcheinung derazoriſchen Inſel Sabrina, am 30. Januar 1811, war der Vor-bote der fürchterlichen Erdſtöße, welche weiter weſtlich vom Mo-nat Mai 1811, bis zum Junius 1813 faſt unaufhörlich, erſtdie Antillen, dann die Ebenen des Ohio und Miſſiſippi undzuletzt die gegenüberſtehenden Küſten von Venezuela erſchütter-ten. Dreißig Tage nach der gänzlichen Zerſtörung der StadtCaraccas erfolgte der Ausbruch des Vulkans von Sanct Vin-cent in den nahen Antillen. In demſelben Augenblick als dieſeExploſion erfolgte, am 30. April 1811, wurde ein Schreckenerregendes, unterirdiſches Getöſe in allen Theilen einer Land-ſtrecke von 2200 geogr. Quadratmeilen vernommen. Die An-wohner des Apure, beim Einfluß des Rio Nula, verglichendies Getöſe eben ſo, als die fernſten Küſtenbewohner, mit derWirkung ſchweren Geſchützes. Nun werden aber von dem Ein-fluß des Rio Nula in den Apure, durch welchen ich in denOrinoco gekommen bin, bis zum Vulkan von Sanct Vincent,in gerader Richtung 157 geogr. Meilen gezählt. Dies Getöſe,welches ſich gewiß nicht durch die Lüfte fortpflanzte, muß einetiefe unterirdiſche Urſache gehabt haben. Seine Intenſität warkaum größer an den Küſten des antilliſchen Meeres, dem aus-brechenden Vulkan näher, als in dem Innern des Landes. Es würde zwecklos ſein, die Zahl dieſer Beiſpiele zu ver-mehren, aber um an eine Erſcheinung zu erinnern, die fürEuropa hiſtoriſch wichtiger geworden iſt, gedente ich nur nochdes bekannten Erdbebens von Liſſabon. Gleichzeitig mit dem-ſelben, am 1. Nov. 1755, wurden nicht nur die ſchweizerSeen und das Meer an den ſchwediſchen Küſten heftig be-wegt; ſelbſt in den öſtlichen Antillen, um Martinique, Antigua,und Barbados, wo die Fluth nie über 28 Zoll erreicht, ſtiegſie plötzlich 20 Fuß hoch. Alle dieſe Phänomene beweiſen, daßdie unterirdiſchen Kräfte entweder dynamiſch, ſpannend und er-ſchütternd im Erdbeben, oder producirend und chemiſch verän-dernd in den Vulkanen ſich äußern. Sie beweiſen auch, daßdieſe Kräfte nicht oberflächlich, aus der dünnen Erdrinde, ſon-dern tief aus dem Innern unſeres Planeten durch Klüfte undunausgefüllte Gänge nach den entfernteſten Punkten der Erd-fläche gleichzeitig hinwirken. Je mannigfaltiger der Bau der Vulkane, das heißt derErhebungen iſt, welche den Kanal umſchließen, durch welchendie geſchmolzenen Maſſen des innern Erdkörpers an die Ober-fläche gelangen, deſto wichtiger iſt es, dieſen Bau mittelſt ge-nauer Meſſungen zu ergründen. Das Intereſſe dieſer Meſſun-gen, die in einem andern Welttheile ein beſonderer Gegenſtandmeiner Unterſuchungen geweſen ſind, wird durch die Betrach-tung erhöht, daß das zu meſſende an vielen Punkten eine ver-änderliche Größe iſt. Die philoſophiſche Naturkunde iſt bemüht,in dem Wechſel der Erſcheinungen die Gegenwart an die Ver-gangenheit anzureihen. Um eine periodiſche Wiederkehr, oderüberhaupt die Geſetze fortſchreitender Naturveränderungen zuergründen, bedarf es gewiſſer feſter Punkte, ſorgfältig ange-ſtellter Beobachtungen, die an beſtimmte Epochen gebunden, zunumeriſchen Vergleichungen dienen können. Hätte auch nurvon tauſend zu tauſend Jahren die mittlere Temperatur desLuftkreiſes und der Erde in verſchiedenen Breiten, oder diemittlere Höhe des Barometers an der Meeresfläche beſtimmtwerden können, ſo würden wir wiſſen, in welchem Verhältnißdie Wärme der Klimate zu- oder abgenommen, ob die Höheder Atmoſphäre Veränderungen erlitten hat. Eben dieſer Ver-gleichungspunkte bedarf man für die Neigung und Abweichungder Magnetnadel, wie für die Intenſität der magnetiſch-elektri-ſchen Kräfte, über welche im Kreiſe dieſer Akademie zwei treff-liche Phyſiker, Seebeck und Erman, ein ſo großes Licht ver-breitet haben. Wenn es ein rühmliches Geſchäft gelehrter Ge-ſellſchaften iſt, den kosmiſchen Veränderungen der Wärme, desLuftdrucks, der magnetiſchen Richtung und Ladung beharrlichnachzuſpüren, ſo iſt es dagegen die Pflicht des reiſenden Geo-gnoſten bei Beſtimmung der Unebenheiten der Erdoberflächehauptſächlich auf die veränderliche Höhe der Vulkane Rückſichtzu nehmen. Was ich vormals in den mexikaniſchen Gebirgen,am Toluca, Nauhcampatepetl und Xorullo, in den Anden vonQuito am Pichincha verſucht, habe ich Gelegenheit gehabt,ſeit meiner Rückkehr nach Europa, zu verſchiedenen Epochenam Veſuv zu wiederholen. Sauſſure hatte dieſen Berg imJahr 1773 in einer Zeit gemeſſen, wo beide Ränder des Cra-ters, der nordweſtliche und ſüdöſtliche, ihm gleich hoch ſchienen.Er fand ihre Höhe über der Meeresfläche 609 Toiſen. DieEruption von 1794 verurſachte einen Abſturz gegen Süden,eine Ungleichheit der Crater-Ränder, welche das ungeübteſteAuge ſelbſt in großer Entfernung unterſcheidet. Wir maßen,Herr von Buch, Gay-Luſſac und ich, im Jahr 1805 den Ve-ſuv dreimal und fanden den nördlichen Rand, der der Somma |Spaltenumbruch| gegenüber ſteht, la Rocca del Palo, genau wie Sauſſure; denſüdlichen Rand aber 75 Toiſen niedriger als 1773. Die ganzeHöhe des Vulkans hatte gegen Torre del Greco hin (nacheiner Seite, gegen welche ſeit 30 Jahren das Feuer gleichſamvorzugsweiſe hinwirkt) um ⅛ abgenommen. Der Aſchenkegelverhält ſich zur ganzen Höhe des Berges am Veſuv wie 1 zu3, am Pichincha wie 1 zu 10, am Pic von Teneriffa wie 1zu 22. Der Veſuv hat alſo verhältnißmäßig den höchſten Aſchen-kegel, wahrſcheinlich ſchon darum, weil er, als ein niedri-ger Vulkan, am meiſten durch ſeinen Gipfel gewirkt hat. Vorwenigen Monaten iſt es mir geglückt, nicht blos meine frühe-ren Barometer-Meſſungen am Veſuv zu wiederholen, ſondernauch, bei dreimaliger Beſteigung des Berges, eine vollſtän-digere Beſtimmung aller Crater-Ränder zu unternehmen. DieſeArbeit verdient vielleicht darum einiges Intereſſe, weil ſie dieEpoche großer Eruptionen von 1805 bis 1822 umfaßt, undvielleicht die einzige in allen ihren Theilen vergleichbare Meſ-ſung iſt, welche man bisher von irgend einem Vulkan bekanntgemacht hat. Sie beweiſt, daß die Ränder der Crater, nichtblos da, wo ſie (wie am Pic von Teneriffa und an allen Vul-kanen der Andeskette) ſichtbar aus Trachyt beſtehen, ſondernüberall ein weit beſtändigeres Phänomen ſind, als man bishernach flüchtig angeſtellten Beobachtungen geglaubt hat. Ein-fache Höhenwinkel aus denſelben Punkten beſtimmt, eignen ſichzu dieſen Unterſuchungen noch mehr, als vollſtändige trigono-metriſche und barometriſche Meſſungen. Nach meinen letztenBeſtimmungen hat ſich der nordweſtliche Rand des Veſuvs ſeitSauſſure, alſo ſeit 49 Jahren, vielleicht gar nicht, der ſüd-liche Rand, gegen Boſche Tre Caſe hin, welcher 1794 um 400Fuß niedriger ward, kaum um 10 Toiſen verändert. Wenn man in öffentlichen Blättern, bei der Beſchreibunggroßer Auswürfe, ſo oft der gänzlich veränderten Geſtalt desVeſuvs erwähnt findet, wenn man dieſe Behauptungen durchdie pittoresken Anſichten bewährt glaubt, welche in Neapel vondem Berge entworfen werden, ſo liegt die Urſache des Irr-thums darin, daß man die Umriſſe der Crater-Ränder mitden Umriſſen der Auswurfskegel verwechſelt, welche zufällig inder Mitte des Craters auf dem durch Dämpfe gehobenen Bo-den des Feuerſchlundes ſich bilden. Ein ſolcher Auswurfskegel,von Rapilli und Schlacken locker aufgethümt, war in den Jah-ren 1816 und 1818 allmählig über dem ſüdöſtlichen Craterrandſichtbar geworden. Die Eruption vom Monat Februar 1822hatte ihn dergeſtalt vergrößert, daß er ſelbſt 100 bis 110 Fußhöher, als der nordweſtliche Craterrand (die Rocca del Palo)geworden war. Dieſer merkwürdige Kegel nun, den man ſichin Neapel als den eigentlichen Gipfel des Veſuvs zu betrachtengewöhnt hatte, iſt bei dem letzten Auswurf, in der Nachtvom 22. October, mit furchtbarem Krachen eingeſtürzt, ſo,daß der Boden des Craters, der ſeit 1811 ununterbrochen zu-gänglich war, gegenwärtig 750 Fuß tiefer liegt, als der nördliche,200 Fuß tiefer, als der ſüdliche Rand des Vulkans. Die ver-änderliche Geſtalt und relative Lage der Auswurfskegel, derenOeffnungen man ja nicht, wie ſo oft geſchieht, mit dem Craterdes Vulkans verwechſeln muß, giebt dem Veſuv zu verſchiede-nen Epochen eine eigenthümliche Phyſionomie, und der Hiſto-riograph des Vulkans könnte aus dem Umriß des Berggipfels,nach dem bloßen Anblicke der Hackert’ſchen Landſchaften imPallaſte von Portici, je nachdem die nördliche oder ſüdlicheSeite des Berges höher angedeutet iſt, das Jahr errathen, inwelchem der Künſtler die Skizze zu ſeinem Gemälde entwor-fen hat. Einen Tag nach dem Einſturz des 400 Fuß hohen Schlak-kenkegels, als bereits die kleinen, aber zahlreichen Lavaſtrömeabgefloſſen waren, in der Nacht vom 23. zum 24. October,begann der feurige Ausbruch der Aſche und der Rapilli. Erdauerte ununterbrochen 12 Tage fort, doch war er in denerſten 4 Tagen am größten. Während dieſer Zeit wurden dieDetonationen im Innern des Vulkans ſo ſtark, daß die bloßeErſchütterung der Luft (von Erdſtößen hat man durchaus nichtsverſpürt) die Decken der Zimmer im Pallaſte von Porticiſprengten. In den nahe gelegenen Dörfern Reſina, Torre delGreco, Torre dell’ Annunziata und Boſche Tre Caſe zeigteſich eine merkwürdige Erſcheinung. Die Atmoſphäre war der-maßen mit Aſche erfüllt, daß die ganze Gegend, in der Mittedes Tages, mehrere Stunden lang in das tiefſte Dunkel ge-hüllt blieb. Man ging mit Laternen in den Straßen, wie esſo oft in Quito, bei den Ausbrüchen des Pichincha, geſchieht.Nie war die Flucht der Einwohner allgemeiner geweſen. Manfürchtet Lavaſtröme weniger als einen Aſchenauswurf, ein Phä-nomen, das in ſolcher Stärke hier unbekannt iſt, und durchdie dunkle Sage von der Zerſtörungsweiſe von Herculanum,Pompeji und Stabiä die Einbildungskraft der Menſchen mitSchreckbildern erfüllt. Der heiße Waſſerdampf, welcher während der Eruptionaus dem Crater aufſtieg und ſich in die Atmoſphäre ergoß, |193| |Spaltenumbruch| bildete beim Erkalten ein dickes Gewölk um die neun tauſendFuß hohe Aſchen- und Feuerſäule. Eine ſo plötzliche Conden-ſation der Dämpfe und, wie Gay-Luſſac gezeigt hat, die Bil-dung des Gewölkes ſelbſt vermehrten die elektriſche Spannung.Blitze fuhren ſchlängelnd nach allen Richtungen aus der Aſchen-ſäule umher und man unterſchied deutlich den rollenden Donnervon dem innern Krachen des Vulkan’s. Bei keinem andernAusbruche war das Spiel der elektriſchen Schläge ſo auffallendgeweſen. Am Morgen des 26. Octobers verbreitete ſich die ſonder-bare Nachricht: ein Strom ſiedenden Waſſers ergieße ſich ausdem Crater und ſtürze den Aſchenkegel herab. Monticelli, dereifrige und gelehrte Beobachter des Vulkans, erkannte bald,daß eine optiſche Täuſchung dies irrige Gerücht veranlaßt habe.Der vorgebliche Strom war eine große Menge trockener Aſche,die aus einer Kluft in dem oberſten Rande des Craters, wieTriebſand, hervorſchoß. Nachdem eine die Felder verödendeDürre dem Ausbruch des Veſuvs vorangegangen war, erregte,gegen das Ende deſſelben, das ſo eben beſchriebene vulka-niſche Gewitter einen wolkenbruchartigen, aber lang an-haltenden Regen. Solch’ eine Erſcheinung charakteriſirt, unterallen Zonen, das Ende einer Eruption. Da während derſel-ben gewöhnlich der Aſchenkegel in Wolken gehüllt iſt und dain ſeiner Nähe die Regengüſſe am ſtärkſten ſind, ſo ſieht manSchlammſtröme von allen Seiten herabfließen. Der erſchrockeneLandmann hält dieſelben für Waſſer, die aus dem Innern desVulkans aufſteigen und ſich durch den Crater ergießen; der ge-täuſchte Geognoſt glaubt in ihnen Meerwaſſer zu erkennen oderkothartige Erzeugniſſe des Vulkans, ſogenannte eruptions boueuses, oder wie die alten franzöſiſchen Syſtematiker ſagten, Producteeiner feurig-wäſſrigen Liquefaction. Wenn die Gipfel der Vulkane (wie dies meiſt in der An-deskette der Fall iſt) über die Schneeregion hinausreichen, odergar bis zur zwiefachen Höhe des Aetna anwachſen, ſo werden,des geſchmolzenen und einſinternden Schnees wegen, die ſoeben beſchriebenen Inundationen überaus häufig und verwü-ſtend. Es ſind Erſcheinungen, die mit den Eruptionen derVulkane meteorologiſch zuſammenhängen, und durch die Höheder Berge, den Umfang ihrer ſtets beſchneiten Gipfel und dieErwärmung der Wände der Aſchenkegel vielfach modificirt wer-den: aber als eigentliche vulkaniſche Erſcheinungen dürfen ſienicht betrachtet merden. In weiten Höhlen, bald am Abhange,bald am Fuß der Vulkane entſtehen unterirdiſche Seen, die mitden Alpenbächen vielfach communiciren. Wenn Erdſtöße, dieallen Feuerausbrüchen der Andeskette vorhergehen, die ganzeMaſſe des Vulkans mächtig erſchüttern, ſo öffnen ſich die unter-irdiſchen Gewölbe und es entſtürzen ihnen zugleich Waſſer,Fiſche und tuffartiger Schlamm. Dies iſt die ſonderbare Er-ſcheinung, welche der Wels der Cyclopen (Pimelodes Cyclo-pum) gewährt, den die Bewohner des Hochlandes von QuitoPreñadilla nennen und den ich kurz, nach meiner Rückkunft,beſchrieben habe. Als nördlich vom Chimborazo in der Nachtvom 19. zum 20. Junius 1698 der Gipfel des 18000 Fußhohen Berges Carguairazo einſtürzte, da bedeckten Schlammund Fiſche, auf faſt zwei Quadratmeilen, alle Felder umher.Eben ſo wurden, ſieben Jahr früher, die Faulfieber der StadtIbarra einem ähnlichen Fiſchauswurfe des Vulkans Imbaburuzugeſchrieben. Ich erinnere an dieſe Thatſachen, weil ſie über den Un-terſchied zwiſchen dem Auswurf trockener Aſche und ſchlamm-artiger, Holz, Kohle und Muſcheln umwickelnder Anſchwem-mungen von Tuff und Traß einiges Licht verbreiten. DieAſchenmenge, welche der Veſuv neuerlichſt ausgeworfen, iſt,wie alles, was mit den Vulkanen und andern großen, ſchrecken-erregenden Naturerſcheinungen zuſammenhängt, in öffentlichenBlättern übermäßig vergrößert worden, ja zwei neapolitaniſcheChemiker, Vicenzo Pepe und Giuſeppe di Nobili, ſchrieben ſo-gar, trotz der Widerſprüche von Monticelli und Govelli, derAſche Silber- und Gold-Gehalt zu. Nach meinen Unterſu-chungen hat die in 12 Tagen gefallene Aſchenſchicht gegenBoſche Tre Caſe hin, am Abhange des Conus, da wo Rapillibeigemengt waren, nur drei Fuß, in der Ebene höchſtens 15bis 18 Zoll Dicke erreicht. Meſſungen dieſer Art müſſen nichtan ſolchen Stellen geſchehen, wo die Aſche, wie Schnee oderSand, vom Winde zuſammengeweht, oder durch Waſſer brei-artig angeſchwemmt iſt. Die Zeiten ſind vorüber, wo man,ganz nach Art der Alten, in den vulkaniſchen Erſcheinungennur das Wunderbare ſuchte, wo man, wie Kteſias, die Aſchedes Aetna bis nach der indiſchen Halbinſel fliegen ließ. EinTheil der mexikaniſchen Gold- und Silber-Gänge findet ſichfreilich in trachytartigem Porphyr: aber in der Veſuvaſche,die ich mitgebracht und die ein vortrefflicher Chemiker, HerrHeinrich Roſe, auf meine Bitte unterſucht hat, iſt keine Spurvon Gold oder Silber zu erkennen. So entfernt auch die Reſultate, die ich hier entwickele und |Spaltenumbruch| welche Monticelli’s genauern Beobachtungen entſprechen, vondenen ſind, die man in den letzten Monaten verbreitet hat, ſobleibt doch der Aſchenauswurf des Veſuvs vom 24. zum 28.October der denkwürdigſte, von dem man, ſeit des älterenPlinius Tode, eine ſichere Nachricht hat. Die Menge iſt viel-leicht dreimal größer geweſen, als alle Aſche, welche man hatfallen ſehen, ſo lange vulkaniſche Erſcheinungen mit Aufmerk-ſamkeit beobachtet werden. Eine Schicht von 15 bis 18 Zollſcheint, auf den erſten Anblick, unwichtig gegen die Maſſe, mitder wir Pompeji bedeckt finden; aber ohne auch der Regen-güſſe und Anſchwemmungen zu gedenken, die freilich wohl dieſeMaſſe, ſeit Jahrhunderten, vermehrt haben mögen, ohne denlebhaften Streit wieder aufzuregen, der jenſeit der Alpen überdie Zerſtörungsurſachen der campaniſchen Städte mit vielemSkepticismus geführt worden iſt, darf man wohl hier in Er-innerung bringen, daß die Ausbrüche eines Vulkans, in weitvon einander entfernten Zeitepochen, ihrer Intenſität nach, kei-nesweges mit einander zu vergleichen ſind. Alle auf Analogieengeſtützte Schlüſſe ſind unzureichend, wenn ſie ſich auf quanti-tative Verhältniſſe, auf Menge der Lava und Aſche, auf Höheder Rauchſäulen, auf Stärke der Detonationen beziehen. Aus der geographiſchen Beſchreibung des Strabo und ei-nem Urtheil des Bitruvius über den vulkaniſchen Urſprung desBimſteins, erſieht man, daß bis zu Vespaſian’s Todesjahre,das heißt bis zum Ausbruch, der Pompeji bedeckte, der Veſuvmehr einem ausgebrannten Vulkan, als einer Solfatara ähn-lich ſah. Wenn plötzlich nach langer Ruhe die unterirdiſchenKräfte ſich neue Wege eröffneten, wenn ſie Schichten von ur-anfänglichem Geſtein und Trachyt wiederum durchbrachen, ſomußten Wirkungen ſich äußern, für welche die ſpäter erfolgtenkein Maß abgeben können. Aus dem bekannten Briefe, inwelchem der jüngere Plinius den Tod ſeines Oheims dem Ta-citus berichtet, erſieht man deutlich, daß die Erneuerung derAusbrüche, man könnte ſagen die Wiederbelebung des ſchlum-mernden Vulkans mit Eruption der Aſche anſing. Eben dieswurde bei Xorullo bemerkt, als der neue Vulkan im Septem-ber 1759, Syenit- und Trachytſchichten durchbrechend, ſichplötzlich in der Ebene erhob. Die Landleute flohen, weil ſieauf ihren Hüten Aſche fanden, welche aus der überall gebor-ſtenen Erde hervorgeſchleudert ward. Bei den gewöhnlichenperiodiſchen Wirkungen der Vulkane endigt dagegen der Aſchen-regen jede partielle Eruption. Ueberdies enthält der Brief desjüngeren Plinius eine Stelle, welche deutlich anzeigt, daßgleich anfangs, ohne Einfluß der Anſchwemmungen, die ausder Luft gefallene trockene Aſche eine Höhe von 4 bis 5 Fußerreichte. „Der Hof, heißt es im Verfolg der Erzählung,durch den man in das Zimmer trat, in welchem Plinius Mit-tagsruhe hielt, war ſo mit Aſche und Bimſtein angefüllt, daßwenn der Schlafende länger gezögert hätte, er den Ausgangwürde verſperrt gefunden haben.“ In dem geſchloſſenen Raumeeines Hoſes kann die Wirkung Aſche zuſammenwehender Windewohl eben nicht beträchtlich geweſen ſein. Ich habe es gewagt, meine vergleichende Ueberſicht derVulkane durch einzelne, am Veſuv angeſtellte Beobachtungenzu unterbrechen, theils des großen Intereſſes wegen, welchesder letzte Ausbruch erregt hat, theils aber auch weil jederſtarke Aſchenregen uns faſt unwillkührlich an den klaſſiſchen Bo-den von Pompeji und Herculanum erinnert. In einer Bei-lage, deren Leſung für dieſe Verſammlung nicht geeignet iſt,habe ich alle Elemente der Barometermeſſungen und Notizenüber die geognoſtiſche Sammlung zuſammengedrängt, welcheich am Ende des letztverfloſſenen Jahres am Veſuv, und inden phlegräiſchen Feldern bei Puzzoli zu machen Gelegenheitgehabt habe. Dieſe kleine Sammlung, ſo wie die Gebirgsar-ten, welche ich aus den Euganeen und aus dem von Hr. v.Buch früher und gründlicher unterſuchten Fleimſerthale, zwi-ſchen Cavaleſe und Predazzo (im ſüdlichen Tyrol) mitgebrachthabe, werden dem königlichen Muſeum einverleibt werden,eine Anſtalt, die durch ihre Gemeinnützigkeit ganz den edlen Ab-ſichten des Monarchen entſpricht und deren geognoſtiſcher Theil,die fernſten Erdſtriche umfaſſend, ſchon in dieſer Hinſicht alleähnlichen Sammlungen übertrifft. Wir haben bisher die Geſtalt und die Wirkungen derjeni-gen Vulkane betrachtet, die durch einen Crater in einer dauern-den Verbindung mit dem Inneren der Erde ſtehen. IhreGipfel ſind gehobene, durch Gänge mannigfaltig durchſchnitteneMaſſen von Trachyt und Laven. Die Permanenz ihrer Wir-kungen läßt auf eine ſehr zuſammengeſetzte Structur ſchließen.Sie haben, ſo zu ſagen, einen mehr individuellen Charakter,der in langen Perioden ſich gleich bleibt. Nahe gelegene Bergegeben meiſt ganz verſchiedene Producte, Leucit- und Feldſpath-laven; Obſidian mit Bimſtein und olivinhaltige, baſaltartigeMaſſen. Sie gehören zu den neueren Erſcheinungen der Erde,durchbrechen meiſt alle Schichten des Flözgebirges, und ihreAuswürfe und Lavaſtröme ſind ſpäteren Urſprungs, als unſere |194| |Spaltenumbruch| Thäler. Ihr Leben, wenn man ſich dieſes figürlichen Ausdrucksbedienen dürfte, hängt von der Art und Dauer ihrer Verbin-dung mit dem Innern des Erdkörpers ab. Sie ruhen oftJahrhunderte lang, entzünden ſich plötzlich wieder und endenals Waſſerdampf, Gasarten und Säuren ausſtoßende Solfa-taren. Bisweilen, wie an dem Pic von Teneriffa, iſt ihrGipfel bereits eine ſolche Werkſtatt regenerirten Schwefels ge-worden, und doch entfließen noch mächtige Lavaſtröme den Sei-ten des Berges, baſaltartig in der Tiefe, obſidianartig mitBimſtein nach oben hin, wo der Druck geringer iſt. Unabhängig von dieſen mit permanenten Cratern verſehe-nen Vulkanen, giebt es eine andere Art vulkaniſcher Erſchei-nungen, die ſeltener beobachtet werden, aber vorzugsweiſe be-lehrend für die Geognoſie, an die Urwelt, das heißt an diefrüheſten Revolutionen unſers Erdkörpers erinnern. Trachyt-berge öffnen ſich plötzlich, werfen Lava und Aſche aus undſchließen ſich wieder, vielleicht auf immer. So der mächtigeAntiſana in der Andeskette, ſo der Epomäus auf Iſchia imJahre 1302. Bisweilen geſchieht ein ſolcher Ausbruch ſelbſt inder Ebene, wie im Hochlande von Quito, in Island fern vomHecla, und in Euboca in den lelantiſchen Gefilden. Viele dergehobenen Inſeln gehören zu dieſen vorübergehenden Erſchei-nungen. Die Verbindung mit dem inneren Erdkörper iſt dannnicht permanent, die Wirkung hört auf, ſobald die Kluft, dercommunicirende Kanal, wiederum geſchloſſen iſt. Gänge vonBaſalt, Dolerit und Porphyr, welche in verſchiedenen Erd-ſtrichen faſt alle Formationen durchſchneiden, Syenit, Augit-porphyr und Mandelſteinmaſſen, welche die neueſten Schichtendes Uebergangsgebirges und die älteſte Schicht des Flözgebirgescharakteriſiren, ſind wahrſcheinlich auf eine ähnliche Weiſe ge-bildet worden. In dem Jugendalter unſeres Planeten drangendie flüſſig gebliebenen Stoffe des Innern durch die überall ge-borſtene Erdrinde hervor; bald erſtarrend als körniges Gang-geſtein, bald ſich überlagernd und ſchichtweiſe verbreitend. Wasdie Urwelt von ausſchließlich ſogenannten vulkaniſchen Gebirgs-arten uns überliefert hat, iſt nicht bandartig, wie die Lavenunſerer iſolirten Kegelberge, gefloſſen. Die Gemenge von Au-git, Titaneiſen, glaſigem Feldſpath und Hornblende mögen zuverſchiedenen Epochen dieſelben geweſen ſein, bald dem Baſalt,bald dem Trachyt näher: die chemiſchen Stoffe mögen ſich (wiees Herr Mitſcherlich’s neue wichtige Arbeiten und die Analogiekünſtlicher Feuerproducte uns lehren) in beſtimmten Miſchungs-verhältniſſen kryſtalliniſch an einander gereiht haben; immer er-kennen wir, daß ähnlich zuſammengeſetzte Stoffe auf ſehr ver-ſchiedenen Wegen an die Oberfläche der Erde gekommen ſind,entweder bloß gehoben, oder mittelſt temporärer Spalten durchältere Gebirgsſchichten, das heißt durch die früher oxydirte Erd-rinde hervorbrechend, oder aus Kegelbergen, die einen perma-nenten Crater haben, als Lavaſtröme ergoſſen. Die Verwech-ſelung dieſer ſo verſchiedenartigen Erſcheinungen führt die Geo-gnoſie der Vulkane in das Dunkel zurück, dem eine große Zahlvergleichender Erfahrungen ſie allmählig zu entreißen ange-fangen hat. Es iſt oft die Frage aufgeworfen worden, was in denVulkanen brenne, was die Wärme errege, bei der Erde undMetalle ſchmelzend ſich miſchen. Die neuere Chemie antwor-tet: was da brennt, ſind die Erden, die Metalle, die Alkalienſelbſt, das heißt die Metalloide dieſer Stoffe. Die feſte, bereitsoxydirte Erdrinde ſcheidet das umgebende ſauerſtoffhaltige Luft-meer von den brennbaren unoxydirten Stoffen im Innern un-ſeres Planeten. Die Erfahrungen, die man unter allen Zonenin Bergwerken und Höhlen gemacht und die ich mit HerrnArago in einer eigenen Abhandlung zuſammengeſtellt, bewei-ſen, daß ſchon in geringer Tiefe die Wärme des Erdkörpersum vieles höher, als an demſelben Orte die mittlere Tempe-ratur des Luftkreiſes iſt. Eine ſo merkwürdige und faſt allge-mein bewährte Thatſache ſteht in Verbindung mit dem, wasdie vulkaniſchen Erſcheinungen uns lehren. Laplace hat ſogarſchon die Tiefe zu berechnen verſucht, in welcher man denErdkörper als eine geſchmolzene Maſſe betrachten könne. WelcheZweifel man auch, trotz der gerechten Verehrung, die einem ſogroßen Namen gebührt, gegen die numeriſche Gewißheit einerſolchen Rechnung erheben kann, ſo bleibt es doch wahrſchein-lich, daß alle vulkaniſchen Erſcheinungen aus einer ſehr einfachen |Spaltenumbruch| Urſache, aus einer ſteten oder vorübergehenden Verbindungzwiſchen dem Innern und Aeußern unſeren Planeten entſtehen.Elaſtiſche Dämpfe drücken die geſchmolzenen, ſich oxydirendenStoffe durch tiefe Spalten aufwärts. Vulkane ſind, ſo zu ſa-gen, intermittirende Erdquellen; die flüſſigen Gemenge vonMetallen, Alkalien und Erden, die zu Lavaſtrömen erſtarren,fließen ſanft und ſtille, wenn ſie, gehoben, irgendwo einenAusgang finden. Auf ähnliche Weiſe ſtellten ſich die Alten (nachPlaton’s Phädon) alle vulkaniſchen Feuerſtröme als Ausflüſſedes Pyriphlegethon vor. Dieſen Betrachtungen ſei es mir erlaubt, eine andere nochgewagtere anzuſchließen. Vielleicht liegt auch in der innernWärme des Erdkörpers, auf welche Thermometerverſucheund Beobachtungen über die Vulkane hindeuten, die Urſacheeines der wunderbarſten Phänomene, welche die Petrefacten-kunde uns darbietet. Tropiſche Thiergeſtalten, baumartigeFarrenkräuter, Palmen und Bambusgewächſe liegen vergrabenim kalten Norden. Ueberall zeigt uns die Urwelt eine Ver-theilung organiſcher Bildungen, mit der die dermalige Beſchaf-fenheit der Klimate im Widerſpruch ſteht. Zur Löſung einesſo wichtigen Problems hat man mehrerlei Hypotheſen erſon-nen, Annäherung eines Kometen, veränderte Schiefe derEkliptik, vermehrte Intenſität des Sonnenlichtes. Keine der-ſelben hat den Aſtronomen, den Phyſiker und den Geognoſtenzugleich befriedigen können. Ich meines Theils laſſe gern un-verändert die Axe der Erde, oder das Licht der Sonnenſcheibe,aus deren Flecken ein berühmter Sternkundiger Fruchtbarkeitund Mißwachs der Felder erklärt hat, aber ich glaube zu er-kennen, daß in jeglichem Planeten, unabhängig von ſeinen Ver-hältniſſen zu einem Centralkörper und von ſeinem aſtronomiſchenStande, mannigfaltige Urſachen der Wärmeentbindung liegen,durch Oxydationsproceſſe, Niederſchläge und chemiſch veränderteCapacität der Körper, durch Zunahme elektriſch-magnetiſcherLadung, durch geöffnete Communication zwiſchen den innerenund äußeren Theilen. Wo in der Vorwelt die tiefgeſpaltene Erdrinde aus ihrenKlüften Wärme ausſtrahlte, da konnten vielleicht Jahrhundertelang, in ganzen Länderſtrecken, Palmen und baumartige Far-renkräuter und alle Thiere der heißen Zone gedeihen. Nachdieſer Anſicht der Dinge, die ich in einem eben erſchienenenWerke: „Geognoſtiſcher Verſuch über die Lagerungder Gebirgsarten in beiden Hemiſphären“ bereitsangedeutet habe, wäre die Temperatur der Vulkane die desinneren Erdkörpers ſelbſt, und dieſelbe Urſache, welche jetzt ſoſchauervolle Verwüſtungen anrichtet, hätte einſt, auf der neuoxydirten Erdrinde, auf den tiefzerklüfteten Felsſchichten, unterjeglicher Zone den üppigſten Pflanzenwuchs hervorrufen können. Iſt man geneigt anzunehmen, um die wunderbare Ver-theilung der Tropenbildungen in ihren alten Grabſtätten zu er-klären, daß langbehaarte elephantenartige Thiere, jetzt von Eis-ſchollen umſchloſſen, einſt den nördlichen Klimaten urſprünglicheigen waren und daß ähnliche, demſelben Haupttypus zuge-hörige Bildungen, wie Löwen und Luchſe, zugleich in ganzverſchiedenen Klimaten leben konnten, ſo würde eine ſolche Er-klärungsweiſe ſich doch wohl nicht auf die Pflanzenproducte aus-dehnen laſſen. Aus Gründen, welche die Phyſiologie derGewächſe entwickelt, können Palmen, Piſanggewächſe undbaumartige Monokotyledonen nicht die nordiſche Kälte ertragenund in dem geognoſtiſchen Problem, das wir hier berühren,ſcheint es mir ſchwer, Pflanzen- und Thierbildungen von ein-ander zu trennen. Dieſelbe Erklärungsart muß beide Bildungenumfaſſen. Ich habe am Schluß dieſer Abhandlung den Thatſachen,die in den verſchiedenſten Weltgegenden geſammelt worden ſind,unſichere hypothetiſche Vermuthungen angereiht. Die philoſo-phiſche Naturkunde erhebt ſich über die Bedürfniſſe einer bloßenNaturbeſchreibung. Sie beſteht nicht in einer ſterilen Anhäufungiſolirter Beobachtungen. Dem neugierig regſamen Geiſte desMenſchen ſei es bisweilen erlaubt, aus der Gegenwart in dieVorzeit hinüberzuſchweifen, zu ahnen, was noch nicht klar er-kannt werden kann, und ſich an den alten, unter vielerleiFormen wiederkehrenden Mythen der Geognoſie zuergötzen.