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Alexander von Humboldt: „Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1823-Ueber_den_Bau-01> [abgerufen am 29.03.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1823-Ueber_den_Bau-01
Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.
Titel Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen
Jahr 1823
Ort Erfurt; Weimar; Leipzig
Nachweis
in: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde 4:4/70 (März 1823), Sp. 49–54.
Entsprechungen in Buchwerken
„Über den Bau und die Wirkungsart der Vulcane in verschiedenen Erdstrichen, von Alexander von Humboldt. Gelesen in der öffentlichen Versammlung der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 24. Januar 1823“, Separatum. Berlin: Krause 1823, 36 Seiten.

Alexander von Humboldt, Ansichten der Natur, Zweite, verbesserte und vermehrte Ausgabe, Stuttgart und Tübingen: Cotta 1826, Band 2, S. 126–186.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Spaltensatz; Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: IV.37
Dateiname: 1823-Ueber_den_Bau-01
Statistiken
Seitenanzahl: 3
Spaltenanzahl: 6
Zeichenanzahl: 13114

Weitere Fassungen
Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen (Erfurt; Weimar; Leipzig, 1823, Deutsch)
On the Constitution and Mode of Action of Volcanoes, in different Parts of the Earth (London, 1823, Englisch)
On the Constitution and Mode of Action of Volcanoes, in different parts of the Earth (New York City, New York, 1823, Englisch)
Ueber den Bau und die Wirksamkeit der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen (Frankfurt am Main, 1824, Deutsch)
Über den Bau und die Wirkungsart der Vulcane in verschiedenen Erdstrichen. (Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 24. Januar 1823) (Berlin, 1825, Deutsch)
O budowie i sposobie działania Wulkanów w róźnych częściach ziemi (Warschau, 1828, Polnisch)
Essay on the Structure and Action of Volcanoes in different regions of the Earth (Edinburgh, 1828, Englisch)
Ueber den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in den verschiedenen Erdstrichen. (Gelesen in der öffentlichen Versammlung der kön. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 24. Januar 1823) (Leipzig, 1839, Deutsch)
Bau und Wirkungsart der Vulkane (Zürich, 1847, Deutsch)
Liquid Fire in the Interior of the Earth (Manchester, 1849, Englisch)
Facts respecting Volcanos (London, 1850, Englisch)
Facts Respecting Volcanos (Canterbury, 1850, Englisch)
Phenomena connected with an Eruption of Vesuvius (London, 1850, Englisch)
Устройство и дѣятельность вулканов. (Изъ новаго изданiя « Гумбольдтовыхъ картинъ природы [sic].) [Ustrojstvo i dějatelʹnostʹ vulkanov. (Iz novago izdanija Gumbolʹdtovych kartin prirody.)] (Sankt Petersburg, 1852, Russisch)
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Zwei Bruchſtuͤcke aus der am 24. Jan. in derBerliner Akademie gehaltene Vorleſung desHrn. Alexander von Humboldt: „Über denBau und die Wirkungsart der Vulkane inverſchiednen Erdſtrichen.“

1. „Wenn es ein ruͤhmliches Geſchaͤft gelehrter Geſell-ſchaften iſt, den cosmiſchen Veraͤnderungen der Waͤrme,des Luftdrucks, der magnetiſchen Richtung und Ladungbeharrlich nachzuſpuͤren, ſo iſt es dagegen die Pflichtdes reiſenden Geognoſten bei Beſtimmung der Uneben-heiten der Erdoberfläche hauptſaͤchlich auf die veraͤnder-liche Hoͤhe der Vulkane Ruͤckſicht zu nehmen. Was ichvormals in den mexikaniſchen Gebirgen, am Toluca Nauhcampatepetl und Xorullo in den Anden von Quito am Pichincha verſucht, habe ich Gelegenheit gehabt, ſeitmeiner Ruͤckkehr nach Europa, zu verſchiedenen Epochenam Veſuv zu wiederholen. Sauſſure hatte dieſen Bergim Jahre 1773 in einer Zeit gemeſſen, wo beide Raͤn-der des Craters, der norweſtliche und ſuͤdoͤſtliche, ihmgleich hoch ſchienen. Er fand ihre Hoͤhe uͤber der Mee-resflaͤche 609 Toiſen. Die Eruption von 1794 verur-ſachte einen Abſturz gegen Suͤden, eine Ungleichheit derCraterraͤnder, welche das ungeuͤbteſte Auge ſelbſt in gro-ßer Entfernung unterſcheidet. Wir maßen, Herr vonBuch, Gay-Luſſac und ich, im Jahr 1805 den Veſuv dreimal, und fanden den noͤrdlichen Rand, der derSomma gegenuͤber ſteht, la Rocca del Palo, genau wie Sauſſure; den ſuͤdlichen Rand aber 71 Toiſen niedri-ger, als 1773. Die ganze Hoͤhe des Vulkans hatte ge-gen Torre del Greco hin, (nach einer Seite, gegenwelche ſeit 30 Jahren das Feuer gleichſam vorzugsweiſehinwirkt) um \( \frac{1}{9} \) abgenommen. Der Aſchenkegel verhaͤltſich zur ganzen Hoͤhe des Berges am Veſuv wie 1 zu 3,am Pichincha wie 1 zu 10, am Pico von Teneriffa wie1 zu 22. Der Veſuv hat alſo verhaͤltnißmaͤßig den hoͤch-ſten Aſchenkegel, wahrſcheinlich ſchon darum, weil er,als ein niedriger Vulkan, am meiſten durch ſeinen Gi- |50| pfel gewirkt hat. Vor wenigen Monaten iſt es mir ge-gluͤckt, nicht bloß meine fruͤheren Barometer-Meſſun-gen am Veſuv zu wiederholen, ſondern auch, bei drei-maliger Beſteigung des Berges, eine vollſtaͤndigere Be-ſtimmung aller Craterraͤnder zu unternehmen. DieſeArbeit verdient vielleicht darum einiges Intereſſe, weilſie die Epoche großer Eruptionen von 1805 — 1822umfaßt, und vielleicht die einzige in allen ihren Theilenvergleichbare Meſſung iſt, welche man bisher von einemVulkan bekannt gemacht hat. Sie beweißt, daß die Raͤn-der der Crater, nicht blos da, wo ſie (wie am Pic vonTeneriffa und an allen Vulkanen der Andeskette) ſichtbaraus Trachyt beſtehen, ſondern auch ſonſt uͤberall ein weitbeſtaͤndigeres Phaͤnomen ſind, als man bisher geglaubthat. Einfache Hoͤhenwinkel aus denſelben Punkten be-ſtimmt, eignen ſich zu dieſen Unterſuchungen noch mehr,als vollſtaͤndige trigonometriſche und barometriſche Meſſun-gen. Nach meinen letzten Beſtimmungen hat ſich dernordweſtliche Rand des Veſuvs ſeit Sauſſure, alſo ſeit49 Jahren, gar nicht, der ſuͤdoͤſtliche Rand, gegen Bo-ſche-tre-Caſe hin, welcher 1794 um 400 Fuß niedrigerward, uͤberaus wenig veraͤndert.“ „Wenn man in oͤffentlichen Blaͤttern, bei der Be-ſchreibung großer Auswuͤrfe, ſo oft der gaͤnzlich veraͤn-derten Geſtalt des Veſuvs erwaͤhnt findet, wenn mandieſe Anſichten durch die pittoresken Anſichten bewaͤhrtglaubt, welche in Neapel von dem Berge entworfenwerden, fo liegt die Urſache des Irrthums darin, daßman die Umriſſe der Craterraͤnder mit den Umriſſen derAuswurfskegel verwechſelt, welche zufaͤllig in der Mittedes Craters auf dem durch Daͤmpfe gehobenen Bodendes Feuerſchlundes ſich bilden. Ein ſolcher Auswurfske-gel, von Rapilli und Schlacken locker aufgethuͤrmt, warin den Jahren 1816 und 1818 allmaͤhlich uͤber demſuͤdoͤſtlichen Craterrand ſichtbar geworden. Die Eruptionvom Monat Februar 1822 hatte ihn dergeſtalt vergroͤ-ßert, daß er ſelbſt 70 bis 80 Fuß hoͤher, als der nord-weſtliche Craterrand (die Rocca del Palo) geworden war.Dieſer merkwuͤrdige Kegel nun, den man ſich in Nea- |Seitenumbruch| |51| pel als den eigentlichen Gipfel des Veſuvs zu betrachtengewoͤhnt hatte, iſt bei dem letzten Auswurf, in der Nachtvom 22. Oktober, mit furchtbarem Krachen eingeſtuͤrzt,ſo daß der Boden des Craters, der ſeit 1811 ununter-brochen zugaͤnglich war, gegenwaͤrtig 750 Fuß tieferliegt, als der noͤrdliche, 200 Fuß tiefer als der ſuͤdlicheRand des Vulkans. Die veraͤnderliche Geſtalt und rela-tive Lage der Auswurfskegel, deren Öffnungen man janicht, wie ſo oft geſchieht, mit dem Crater des Vulkansverwechſeln muß, giebt dem Veſuv zu verſchiedenen Epo-chen eine eigenthuͤmliche Phyſionomie, und der Hiſtorio-graph des Vulkans koͤnnte aus dem Umriſſe des Berg-gipfels, nach dem bloßen Anblicke der Hackertſchen Land-ſchaften im Pallaſte von Portici, je nachdem die noͤrd-liche oder ſuͤdliche Seite des Berges hoͤher angedeutetiſt, das Jahr errathen, in welchem der Kuͤnſtler dieSkizze zu ſeinem Gemaͤlde entworfen hat.“ „Einen Tag nach dem Einſturz des 400 Fuß hohenSchlackenkegels, als bereits die kleinen aber zahlreichenLavaſtroͤme abgefloſſen waren, in der Nacht vom 23.zum 24. Oktober, begann der feurige Ausbruch der Aſcheund der Rapilli. Er dauerte ununterbrochen 12 Tagefort, doch war er in den erſten 4 Tagen am groͤßten.Waͤhrend dieſer Zeit wurden die Detonationen im In-nern des Vulkans ſo ſtark, daß die bloße Erſchuͤtterungder Luft (von Erdſtoͤßen hat man durchaus nichts ge-ſpuͤrt) die Decken der Zimmer im Pallaſte von Portici ſprengte. In den nahe gelegenen Doͤrfern Roſina, Torre del Greco, Torre dell’ Annunciata und Boſche treCaſe zeigte ſich eine merkwuͤrdige Erſcheinung. DieAtmoſphaͤre war dermaßen mit Aſche erfuͤllt, daß dieganze Gegend, in der Mitte des Tages, mehrere Stun-den lang in das tiefſte Dunkel gehuͤllt blieb. Man gingmit Laternen in den Straßen, wie es ſo oft in Quito,bei den Ausbruͤchen des Pichincha geſchieht. Nie wardie Flucht der Einwohner allgemeiner geweſen. Manfuͤrchtet Lavaſtroͤme weniger als einen Aſchenauswurf,ein Phaͤnomen, das in ſolcher Staͤrke hier unbekanntiſt, und durch die dunkle Sage von der Zerſtoͤrungs-weiſe von Herculanum, Pompeji und Stabi die Ein-bildungskraft der Menſchen mit Schreckbildern erfuͤllte.“ „Der heiße Waſſerdampf, welcher waͤhrend derEruption aus dem Crater aufſtieg, und ſich in die At-moſphaͤre ergoß, bildete beim Erkalten ein dickes Ge-woͤlk um die 9000 Fuß hohe Aſchen- und Feuerſaͤule.Eine ſo ploͤtzliche Condenſation der Daͤmpfe, und wie Gay-Luſſac gezeigt hat, die Bildung des Gewoͤlkes ſelbſt,vermehrten die elektriſche Spannung. Blitze fuhrenſchlaͤngelnd nach allen Richtungen aus der Aſchenſaͤuleumher, und man unterſchied deutlich den rollenden Don-ner von dem innern Krachen des Vulkans. Bei keinemandern Ausbruche war das Spiel der elektriſchen Schlaͤgeſo auffallend geweſen. Am Morgen des 26. Oktobersverbreitete ſich die ſonderbare Nachricht: ein Strom ſie-denden Waſſers ergieße ſich aus dem Crater und ſtuͤrzeden Aſcheniegel herab. Monticelle, der eifrige und ge- |52| lehrte Beobachter des Vulkans, erkannte bald, daß eineoptiſche Taͤuſchung dies irrige Geruͤcht veranlaßt habe.Der vorgebliche Strom war eine große Menge trockenerAſche, die aus einer Kluft in dem oberſten Rande desCraters, wie Triebſand hervorſchoß. Nachdem eine dieFelder veroͤdende Duͤrre dem Ausbruch des Veſuvs vor-hergegangen war, erregte, gegen das Ende deſſelben, dasſo eben beſchriebene vulkaniſche Gewitter, einen wol-kenbruchartigen, aber lang anhaltenden Regen. Solcheine Erſcheinung charakteriſirt, unter allen Zonen, dasEnde einer Eruption. Da waͤhrend derſelben gewoͤhnlichder Aſchenkegel in Wolken gehuͤllt iſt, und da in ſeinerNaͤhe die Regenguͤſſe am ſtaͤrkſten ſind, ſo ſieht manSchlammſtroͤme von allen Seiten herabfließen. Der er-ſchrockene Landmann haͤlt dieſelben fuͤr Waſſer, die ausdem Innern des Vulkans aufſteigen, und ſich durch denCrater ergießen; der getaͤuſchte Geognoſt glaubt in ihnenMeerwaſſer zu erkennen, oder kothartige Erzeugniſſe desVulkans, ſogenannte eruptions boueuses, oder wie diealten franzoͤſiſchen Syſtematiker ſagten, Produkte einerfeurig-waͤßrigen Liquefaction.“ — — — — 2. „Es iſt oft die Frage aufgeworfen worden, was inden Vulkanen brenne, was die Waͤrme errege, bei derErde und Metalle ſchmelzend ſich miſchen. Die neuereChemie antwortet: was da brennt, ſind die Erden, dieMetalle, die Alkalien ſelbſt, das heißt die Metalloidedieſer Stoffe. Die feſte bereits oxydirte Erdrinde ſchei-det das umgebende ſauerſtoffhaltige Luftmeer von denbrennbaren unoxydirten Stoffen im Innern unſeres Pla-neten. Die Erfahrungen, die man unter allen Zonenin Bergwerken und Hoͤhlen gemacht, und die ich mitHerrn Arago in einer eigenen Abhandlung zuſammenge-ſtellt, beweiſen, daß ſchon in geringer Tiefe die Waͤrmedes Erdkoͤrpers um vieles hoͤher, als an demſelben Ortedie mittlere Temperatur des Luftkreiſes iſt. Eine ſomerkwuͤrdige und faſt allgemein bewaͤhrte Thatſache ſtehtin Verbindung mit dem, was die vulkaniſchen Erſchei-nungen uns lehren. Laplace hat ſogar ſchon die Tiefezu berechnen verſucht, in welcher man den Erdkoͤrper alseine geſchmolzene Maſſe betrachten koͤnne. Welche Zwei-fel man auch, trotz der gerechten Verehrung, die einemſo großen Namen gebuͤhrt, gegen die numeriſche Richtig-keit einer ſolchen Rechnung erheben kann, ſo bleibt esdoch wahrſcheinlich, daß alle vulkaniſchen Erſcheinungenaus einer ſehr einfachen Urſache, aus einer ſteten odervoruͤbergehenden Verbindung zwiſchen dem Innern undÄußern unſeres Planeten entſtehen. Elaſtiſche Daͤmpfedruͤcken die geſchmolzenen, ſich oxydirenden Stoffe durchtiefe Spalten aufwaͤrts. Vulkane ſind ſo zu ſagen, in-termittirende Erdquellen; die fluͤſſigen Gemenge von Me-tallen, Alkalien und Erden, die zu Lavaſtroͤmen erſtar-ren, fließen ſanft und ſtille, wenn ſie, gehoben, irgend-wo einen Ausgang finden. Auf aͤhnliche Weiſe ſtelltenſich die Alten (nach Platon’s Phaͤdon), alle vulkaniſchen |Seitenumbruch| |53| Feuerſtroͤme, als Ausfluͤſſe des Pyriphlegethon vor.Dieſen Betrachtungen ſey es mir erlaubt, eine anderenoch gewagtere anzuſchließen. Vielleicht liegt auch in derinneren Waͤrme des Erdkoͤrpers, auf welche Thermome-ter-Verſuche und Beobachtungen uͤber die Vulkane hin-deuten, die Urſach eines der wunderbarſten Phaͤnomene,welche die Petrefactenkunde uns darbietet.“ „Tropiſche Thiergeſtalten, baumartige Farrenkraͤu-ter, Palmen und Bambus-Gewaͤchſe liegen vergrabenim kalten Norden. Uͤberall zeigt uns die Urwelt eineVertheilung organiſcher Bildungen, mit der die derma-lige Beſchaffenheit der Climate im Widerſpruch ſteht.Zur Loͤſung eines ſo wichtigen Problem’s hat man meh-rerlei Hypotheſen erſonnen, Annaͤherung eines Cometen, veraͤnderte Schiefe der Ecliptik, vermehrte Intenſitaͤtdes Sonnenlichtes. Keine derſelben hat den Aſtronomen,den Phyſiker und den Geognoſten zugleich befriedigenkoͤnnen. Ich meines Theils laſſe gern unveraͤndert dieAxe der Erde, oder das Licht der Sonnenſcheibe, ausderen Flecken ein beruͤhmter Sternkundiger Fruchtbarkeitund Mißwachs der Felder erklaͤrt hat, aber ich glaubezu erkennen, daß in jeglichem Planeten, unabhaͤngig vonſeinen Verhaͤltniſſen zu einem Centralkoͤrper und von ſei-nem aſtronomiſchen Stande, mannichfaltige Urſachen derWaͤrmeentbindung liegen, durch Oxydationsproceſſe, Nie-derſchlaͤge und chemiſch veraͤnderte Capacitaͤt der Koͤrper,durch Zunahme elektriſch-magnetiſcher Ladung, durch ge-oͤffnete Communikation zwiſchen den innern und aͤußerenTheilen.“ „Wo in der Vorwelt die tiefgeſpaltete Erdrinde ausihren Kluͤften Waͤrme ausſtrahlte, da konnten vielleichtJahrhunderte lang, in ganzen Laͤnderſtrecken, Palmenund baumartige Farrenkraͤuter und alle Thiere der hei-ßen Zone gedeihen. Nach dieſer Anſicht der Dinge, dieich in einem eben erſchienenen Werke: Geognoſti-ſcher Verſuch uͤber die Lagerung der Gebirgs-arten in beiden Hemiſphaͤren bereits angedeutethabe, waͤre die Temperatur der Vulkane die des innernErdkoͤrpers ſelbſt und die Urſache, welche jetzt ſo ſchauer-volle Verwuͤſtungen anrichtet, haͤtte einſt auf der neuoxydirten Erdrinde, auf den tiefzerkluͤfteten Felsſchichten,unter jeglicher Zone den uͤppigſten Pflanzenwuchs hervor-rufen koͤnnen.“ „Iſt man geneigt anzunehmen, um die wunderbareVertheilung der Tropenbildungen in ihren alten Grab-ſtaͤtten zu erklaͤren, daß langbehaarte elephantenartigeThiere, jetzt von Eisſchollen umſchloſſen, einſt den noͤrd-lichen Climaten urſpruͤnglich eigen waren, und daß aͤhn-liche, demſelben Haupttypus zugehoͤrige Bildungen,wie Loͤwen und Luchſe, zugleich in ganz verſchiedenenClimaten leben konnten, ſo wuͤrde eine ſolche Erklaͤrungs-weiſe ſich doch wohl nicht auf die Pflanzenprodukte aus-dehnen laſſen. Aus Gruͤnden, welche die Phyſiologieder Gewaͤchſe entwickelt, koͤnnen Palmen, Piſang-Ge-waͤchſe und baumartige Monocotyledonen nicht die nordi-ſche Kaͤlte ertragen, und in dem geognoſtiſchen Problem, |54| das wir hier beruͤhren, ſcheint es mir ſchwer, Pflanzen-und Thierbildungen von einander zu trennen. DieſelbeErklaͤrungsart muß beide Bildungen umfaſſen.“