Neue Untersuchungen über die Gesetze, welche man in der Vertheilung der Pflanzenformen bemerkt. Von Alex von Humboldt. Schon in einer früheren Abhandlung habe ich die Botaniker auf die numerischen Verhältnisse der Pflanzenformen aufmerksam gemacht und in meinem gleichzeitigen Werk, Prolegomena de distributione geographica plantarum, secundum coeli temperiem et altitudinem montium, die Materialien, deren ich bey jener Arbeit mich bediente, angegeben. Mit der Vertheilung der organischen Wesen verhält es sich wie mit jedem anderen Phänomen der physischen Welt. Mitten in der Regellosigkeit, welche durch den Einfluß einer Menge von Localumständen erzeugt zu werden scheint, erblickt man doch die unwandelbaren Gesetze der Natur, sobald man eine ganze Strecke Landes betrachtet oder eine ganze Masse von Thatsachen nimmt, wo die theilweisen Störungen sich wechselseitig aufheben. Ich habe das Vergnügen gehabt, diese Arbeit in Deutschland, England, Italien und neulich auch in Dänemark einer genauen Prüfung unterworfen zu sehen. Einer der größten Botaniker unserer Zeit und aller Jahrhunderte, Hr. Brown, hat jedes numerische Resultat mit denen verglichen, welche die reichsten Herbarien, aus denen er sich Raths erholen konnte, ihm darboten. Viele Zahlen sind berichtiget worden, bey anderen fand sich eine fast unerwartete Uebereinstimmung. Die Masse der Thatsachen wird gerade dadurch vermehrt, daß man die Resultate, auf welche ich mich bezogen hatte, entkräften oder unterstützen wollte. So zwingen in den physikalischen Wissenschaften allgemeine Ideen, die anfangs nur von wenigen Thatsachen abgeleitet waren, den Beobachter zu Vervielfältigung der Thatsachen. Bereichert mit diesen Materialien und immer dasjenige benutzend, was die strengste Critik meiner Werke wahres und brauchbares enthält, habe ich den numerischen Resultaten, woraus das Tableau der Pflanzenformen besteht, einen Grad von Genauigkeit geben können, den ich bis daher kaum erwarten konnte. Es liegt in der Natur dieser Art von Untersuchungen, daß die Coefficienten nur nach und nach berichtiget werden können, so wie die Beobachtungen sich vermehren. Ich werde hier nur im Allgemeinen die Grundsätze entwickeln. Da bey dieser botanischen Arithmetik die Verhältnisse jeder Pflanzenfamilie zur ganzen Masse der Phanerogamen ganz genau untersucht werden müssen, so habe ich diese Untersuchungen in besondere Noten gebracht, die (Dictionnaire des sciences naturelles, redig. par les Profess. du Jardin des Plantes tom. XVIII, p. 432--436) bekannt gemacht sind. Es ist vorauszusehen, daß meine Arbeit über die Pflanzenfamilien dereinst mit Nutzen auf mehrere Classen von Wirbelthieren angewandt werden wird. Aus den ungeheuren Sammlungen im naturhistor. Museum zu Paris ergibt es sich daß auf der ganzen Erde bereits bekannt sind, 56000 Gattungen (Species) Cryptogamen und Phanerogamen, 44000 Insecten, 2500 Fische, 700 Lurche, 4000 Vögel, und 500 Gattungen Säugethiere. Nach den Untersuchungen, die ich mit Hrn. Valenciennes angestellt habe, sind allein in Europa ungefähr 80 Gattungen Säugthiere, 400 Vögel und 30 Lurche; es gibt also unter dieser gemäßigten nördlichen Zone, 5 mal so viele Gattungen Vögel als Säugethiere, so wie es auch hier (in Europa) 5 mal so viele compositae, als amentaceae und coniferae, 5 mal so viel Leguminosen als Orchiden und Euphorbiaceen gibt. Hr. Delalande's neulich vom Cap mitgebrachten schönen Sammlungen beweisen (wenn man sie mit Herr Temmink und Levaillants Werke vergleicht), daß auch in jenem Theil der gemäßigten südlichen Zone die Säugethiere zu den Vögeln sich verhalten wie = 1 : 4, 3. Eine solche Uebereinstimmung zwischen zwey entgegengesetzten Zonen ist sehr auffallend. Die Vögel und besonders die Lurche nehmen gegen die äquatorial Zone ungleich mehr zu als die Säugethiere. Nach den Entdeckungen von Cuvier über die fossilen Knochen möchte man glauben, daß diese Verhältnisse nicht zu allen Zeiten dieselben gewesen sind und daß bey den alten Revolutionen unseres Planeten weit mehr Säugethiere als Vögel untergegangen sind. Latreille hat in einer vortrefflichen Abhandlung über die geograph. Vertheilung der Insecten, nicht die Zahl der gegliederten Thiere mit der der Pflanzen und mit der Zahl der verschiedenen Classen von Wirbelthieren, welche dieselben Climate bewohnen, verglichen; allein er hat auf eine sehr interessante Art gezeigt, welche Gruppen von Insecten sich vermehren oder geringer werden, so wie man vom Pol zum Aequator hin geht. Ich übergehe hier die mühsamen Untersuchungen von H. Illiger über die Geographie der Vögel (Abh. der berliner Academie für 1812 und 1813). Er untersucht den Aufenthalt von mehr als 3800 Gattungen, allein er betrachtet sie nur nach ihrer Vertheilung auf den 5 Erdtheilen; was eine ganz unphilosophische Methode ist und nicht zur Kenntniß des Einflusses des Climas auf die Entwickelung der organischen Wesen führt. Alles veste Land, mit Ausnahme Europa's, breitet sich aus von der gemäßigten Zone zur Aequatorial- Zone hin; die Gesetze der Natur können sich also nicht deutlich zeigen, wenn man die Phänomene nach willkührlichen Abtheilungen gruppirt, und die, so zu sagen, nur allein von der Verschiedenheit der Meridiane abhängen. Es gehört nicht zu meinem Zweck diese Betrachtungen über die numerischen Verhältnisse zwischen den Thieren verschiedener Classen weiter fortzusetzen, ich habe nur die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf einen Zweig der Naturphilosophie hinlenken wollen, der mir näherer Untersuchung werth zu seyn scheint. Es ist begreiflich wie auf einem angegebenen Landstriche, die Individuen verschiedener Pflanzen- und Thier-Zünfte numerisch begränzt werden können; wie aus hartnäckigem Kampfe und langem Schwanken ein Zustand von Gleichgewicht hervorgeht, erzeugt von dem Bedürfniß der Nahrung und der Lebensgewohnheiten; die Ursachen aber, welche diese Formen beschränkt haben, sind verborgen hinter jenem Schleyer, der unseren Augen den eigentlichen Ursprung aller Dinge, die erste Entwickelung des Lebens verhüllt. Die numerischen Verhältnisse der Pflanzenformen lassen sich auf zwey sehr unterschiedene Arten betrachten. Wenn man die Pflanzen nach natürlichen Familien gruppirt studiert, ohne auf ihre geographische Vertheilung Rücksicht zu nehmen, so wird man die Frage aufwerfen: Welches sind die Typen der Organisation, nach welchen die meisten Gattungen gebildet worden sind? Sind auf der Erde mehr Glumaceen als Compositae: Machen diese beyden Zünfte von Pflanzen den vierten Theil der Phanerogamen aus, was ist für ein Verhältniß zwischen den Monocotyledonen und den Dicotyledonen? Diese Fragen wirft die allgemeine Phytologie auf, eine Wissenschaft, welche die Organisation der Pflanzen und ihre gegenseitige Verkettung untersucht. Betrachtet man die Gattungen, welche nach der Analogie ihrer Formen zusammengestellt sind, nicht abstract, sondern nach ihren climatischen Verhältnissen oder ihrer Vertheilung über die Erdfläche, so entstehen noch weit interessantere Fragen. Welche Pflanzen-Familien herrschen über die anderen Phanerogamen mehr vor in der heißen Zone, als unter dem Polarkreiß? Sind die compositae häufiger, sey es in derselben geographischen Breite, in demselben Isothermenstrich, im neuen oder im alten Continent? Folgen die Typen, welche weniger vorherrschen vom Aequator zum Pol, demselben Abnahms-Gesetze je höher man zum Gipfel der Aequatorial-Berge hinaufgeht? Wechseln die Verhältnisse der Familien unter einander nicht unter gleichbenannten Isothermenlinien, in den gemäßigten Zonen nördlich und südlich vom Aequator? Diese Fragen gehören zur eigentlichen Pflanzen-Geographie und sie schließen sich an die wichtigsten Probleme der Metereologie und Physik des Erdballs im allgemeinen. Von dem Uebergwicht gewisser Pflanzenfamilien hängt auch der Character einer Landschaft, der Anblick einer freundlichen und majestätischen Natur ab. Die Menge der Gramineen, wodurch die ungeheuren Savannen gebildet werden, die Menge der Palmbäume und Nadelhölzer haben einen mächtigen Einfluß auf den gesellschaftlichen Zustand der Völker, auf ihre Sitten und auf die schnellere oder langsamere Entwickelung der Künste der Industrie gehabt. Wenn man die geographische Vertheilung der Formen studiert, so kann man bey den natürlichen Gattungen, Sippen und Familien stehen bleiben (Humboldt Proleg. in Nov. gen. tom. 1. pag. 13, 51 und 33). Oft deckt eine einzige Pflanzengattung, besonders von denen, die ich sociales genannt habe, einen weitläuftigen Strich Landes. Dergleichen sind im Norden, die Haiden- und Fichtenwälder; in den Aequinoctial-Gegenden von America, die Cactus, Croton, Bambusa und Brathys derselben Gattung. Es ist merkwürdig diese Verhältnisse von Vermehrung und organischer Entwickelung zu untersuchen: man kann hier fragen, welche Gattung, in einer angegebenen Zone, die meisten Pflanzen liefert; man kann auf die Familien hinweisen, zu welchen unter verschiedenen Climaten die Gattungen gehören, welche unter den anderen vorherrschend sind. Besonders fällt das Uebergewicht gewisser Pflanzen auf, welche man wegen ihrer leichten Fortpflanzung und wegen der großen Menge von Individuen, die dieselben Charactere haben, für die gemeinsten Pflanzen dieser oder jener Zone hält. In einer nördlichen Region, wo die Compositae und die Farrenkräuter zu den Phanerogamen sich verhalten wie 1 : 13 oder 1 : 25 (d. h. wo man dieß Verhältniß findet, wenn man die Totalzahl der Phanerogamen mit der der Gattung der Compositae und Farrenkräuter dividirt), kann eine einzige Gattung von Farrenkräutern zehn mal so viel Land einnehmen als alle Gattungen von Compositae zusammen. In diesem Fall sind die Farrenkräuter vorherrschend vor den Compositen in Ansehung der Masse, durch die Zahl der Individuen, die zu denselben Gattungen von Pteris oder Polypodium gehören; allein sie sind nicht vorherrschend, wenn man mit der Totalsumme der Gattungen der Phanerogamen die verschiedenen Formen vergleicht, welche die beyden Gruppen von Farrenkräuter und Compositen darbieten. Da nicht alle Gewächse bey ihrer Vermehrung denselben Gesetzen folgen und da nicht alle gleich viele Individuen erzeugen, so hängt auch nicht von den durch Division der Totalsumme der Phanerogamen mit der Zahl der Gattungen der verschiedenen Familien erhaltenen Quotienten allein das äußere Ansehen, ich mögte sagen, die Art von Monotonie der Natur in den verschiedenen Regionen des Erdkreises ab. Wenn auf der anderen Seite die Reisenden die öftere Wiederholung derselben Gattungen, der Anblick derer, die über die anderen durch die Masse vorherrschen, überrascht, so verwundert er sich nicht weniger über die Seltenheit der Individuen einiger anderen, der menschlichen Gesellschaft nützlichen Gattungen. In den Regionen, wo die Rubiaceen, die Leguminosen und die Therebinthaceen ganze Wälder bilden, fällt die Seltenheit der Stämme aus gewissen Zünften der Cinchona, Haematoxylum und Balsambäume auf. Bleibt man bey den Gattungen stehen, so kann man, ohne auf ihre Vermehrung und auf die größere oder geringere Anzahl ihrer Individuen zu sehen, unter jeder Zone absolut die zu verschiedenen Familien gehörigen Gattungen vergleichen. Diese interessante Vergleichung hat Candolle angestellt in seinem großen Werke (Regni vegetabilis systema naturae, t. 1. p. 128, 396, 439, 464, 510). Kunth hat sie versucht bey mehr als 3300 bis jetzt bekannter Compositen (Nov. gen. T. IV. p. 238). Diese Vergleichung gibt nicht an, welche Familie unter demselben Grade über die anderen einheimischen Phanerogamen vorherrscht, sowohl in Ansehung der Masse von Individuen als der Anzahl der Gattungen; sondern sie zeigt die numerischen Verhältnisse zwischen den Gattungen einer und derselben, verschiedenen Ländern angehörigen Familie. Nach dieser Methode fallen die Resultate gewöhnlich genauer aus, weil man sie erhält ohne die Total-Masse der Phanerogamen auszurechnen, wenn man nur vorher genau einige einzelne Familien studiert hat. Die abwechselndsten Formen, z. B. der Farrenkräuter, finden sich unter den Wendezirkeln, in den bergigen, gemäßigten, feuchten und schattigen Regionen der Aequatorial- Zone finden sich die meisten Gattungen von Farrenkräutern. Unter der gemäßigten Zone gibt es deren weniger als unter der tropischen, und je weiter man zum Pole kömmt je geringer wird ihre absolute Zahl. Da aber die kalte Region, z. B. Lappland, Farrenkräutergattungen erzeugt, die mehr der Kälte widerstehen als die große Masse von Phanerogamen, so herrschen auch die Farrenkräuter, in Ansehung ihrer Gattungen in Lappland mehr über die anderen Pflanzen vor als in Frankreich und in Deutschland. Die numerischen Verhältnisse, in der Tabelle, welche ich in meinen Prolegomena de distributione geographica plantarum gegeben habe und die hier, durch Herrn R. Browns große Arbeiten verbessert, wieder erscheint, weichen gänzlich von den Verhältnissen ab, welche die absolute Vergleichung der unter verschiedenen Zonen wachsenden Pflanzen, gibt. Die Abwechselung, welche man vom Aequator zum Pole hin bemerkt, ist also in den Resultaten beyder Methoden nicht dieselbe. Bey der Methode der Brüche, welche H. Brown und ich anwenden, sind zwey veränderliche Größen, weil, bey Veränderung der Breite, oder vielmehr der Isothermen-Zone, man nicht bemerkt, daß die Totalzahl der Phanerogamen in demselben Verhältnisse abwechselt, als die Zahl der Gattungen, welche dieselbe Familie bilden. Geht man nun von den Gattungen oder von den Individuen von gleicher Form, die nach feststehenden Gesetzen sich erzeugen, zu den Abtheilungen der natürlichen Methode über, die nichts als verschiedene graduirte Abstractionen sind, so kann man bey den Sippen, Familien oder noch allgemeineren Sectionen stehen bleiben. Es gibt einige Sippen und Familien, die gewissen Zonen, einem besonderen Zusammentreffen climatischer Bedingungen, ausschließlich angehören; allein es gibt eine weit größere Anzahl von Sippen und Familien, die unter allen Zonen und auf allen Höhen ihre Repräsentanten haben. Die ersten Untersuchungen, welche über die geographische Vertheilung der Formen gemacht worden sind, die von Treviranus nämlich, in seiner Biologie (t. II. p. 47, 63, 83 und 128), hatten den Zweck, die Sippen über die Erde zu repartiren. Diese Methode ist weniger geeignet zu allgemeinen Resultaten als jene, welche die Zahl der Gattungen jeder Familie, oder die Hauptgruppen derselben Familie mit der Totalmasse der Phanerogamen vergleicht. In der Eiszone vermindert sich die Verschiedenheit der sippischen Formen nicht in demselben Grade, als die der Gattungen; man findet da mehrere Sippen bey einer geringeren Anzahl von Gattungen (de Candolle Theorie element. p. 190, Humboldt Nov. gen. t. I. p. 17 und 50). Fast eben so verhält es sich auf den Gipfeln der hohen Berge, wo einzelne Pflanzen aus einer Menge Sippen vorkommen, die nach unserer Meynung ausschließlich der Vegetation der Ebenen angehören. Ich glaubte die verschiedenen Gesichtspuncte angeben zu müssen, aus denen man die Gesetze der Pflanzenvertheilung betrachten kann. Nur die Verwechselung dieser Gesichtspuncte macht, daß man Widersprüche zu finden glaubt, die doch nur anscheinend sind und mit Unrecht auf Unsicherheit der Beobachtungen geschoben werden (Berliner Jahrbücher der Gewächskunde, d. t. I. p. 18, 21, 30). Bedient man sich folgender Ausdrücke, "diese Form oder diese Familie verliert sich gegen die Eiszone; ihr wahres Vaterland ist unter dieser oder jener Parallele; dieß ist eine südliche Form, sie ist häufig in der gemäßigten Zone;" so muß man bestimmt ausdrücken, ob man auf die absolute Zahl der Gattungen, ihre absolute, mit den Breiten steigende oder fallende Häufigkeit sieht, oder ob man von den Familien spricht, welche unter einem bestimmten Grade über die übrigen Phanerogamen vorherrschen. Solche Ausdrücke sind richtig, und sie geben einen bestimmten Sinn, wenn man die verschiedenen Methoden unterscheidet, nach welchen man die Verschiedenheit der Formen studieren kann. Die Insel Cuba (um ein analoges und aus der politischen Oeconomie gezogenes Beyspiel anzuführen) hat weit mehr Individuen von africanischer Race als die Insel Martinique, und den- noch herrscht die Masse dieser Individuen auf dieser letzten Insel weit mehr über die Zahl der Weissen vor als auf Cuba. Die schnellen Fortschritte, welche die Geographie der Pflanzen seit 12 Jahren durch die Arbeiten von Brown, Wahlenberg, v. Candolle, Leopold v. Buch, Parrot, Ramond, Schouw und Hornemann gemacht hat, verdanken wir größtentheils den Vorzügen der natürlichen Methode des Herrn Jussieu. Folgt man, wenn auch nicht gerade den künstlichen Classificationen des Sexualsystems, sondern den nach schwankenden und irrigen Grundsätzen aufgestellten Familien (Dumosae, Corydales, Oleraceae); so findet man nicht mehr die großen physischen Gesetze in der Vertheilung der Pflanzen über den Erdball. Herr Brown hat in einer vorzüglichen Abhandlung über die Vegetation von Neuholland die ersten ächten Verhältnisse zwischen den großen Vertheilungen des Pflanzenreichs, der Acotyledonen, Monocotyledonen und Dicotyledonen angegeben (Brown in Flinder's Voyage to Terra australis. Tom. II. p. 538 und Observ. Syst. and geographical on the herbal of the Congo p. 3). Ich habe 1815 versucht, diese Art von Untersuchungen fortzusetzen und sie auf unterschiedene Ordnungen und natürliche Familien auszudehnen. Die Physik des Erdballs hat ihre numerischen Elemente, wie das Weltsystem, und nur durch die vereinten Arbeiten reisender Botaniker kann es gelingen, die wahren Gesetze der Pflanzenvertheilung zu entdecken. Es kommt nicht bloß auf Zusammenhäufung von Thatsachen an; sondern man muß, um bestimmtere Approximationen zu erlangen (wir verlangen nur Approximationen), die verschiedenen Umstände erwägen, unter welchen die Beobachtungen angestellt wurden. Ich denke wie Brown, man müsse die von beträchtlich ausgebreiteten Ländern, deren Floren man genau kennt, z. B. von Frankreich, England, Deutschland und Lappland hergenommene Beyspiele, denen Berechnungen vorziehen, die nach unvollkommenen Verzeichnissen aller bekannt gemachten Pflanzen gemacht sind. Es wäre zu wünschen, man hätte schon eine vollständige Flora von den beyden Erdstrichen von 20,000 Quadrat Meilen (französ.), die, ohne Berge und Bergebenen, zwischen den Wendezirkeln der alten und neuen Welt liegen. So lange bis dieser Wunsch erreicht ist, muß man sich mit den großen Herbarien der Reisenden, die in jenen Gegenden sich aufgehalten haben, begnügen. Die Standorte der Pflanzen sind in den weitläuftigen Compilationen, die unter dem Namen Systema vegetabilium und Species plantarum bekannt sind, so unbestimmt und unrichtig angegeben, daß es sehr gefährlich wäre, sich derselben ausschließlich zu bedienen. Ich habe dergleichen Verzeichnisse mich nur zur Aushülfe bedient, um die aus einzelnen Floren und Herbarien erhaltenen Resultate etwas zu vergleichen und zu ändern. Die Anzahl der Aequinoctial-Pflanzen, welche Bompland und ich nach Europa gebracht und die unser gelehrter Mitarbeiter, Hr. Kunth, bald vollends wird herausgegeben haben, ist wahrscheinlich an Zahl größer als irgend ein zwischen den Wendekreisen gemachtes Herbarium; allein es sind lauter Pflanzen aus den Ebenen und den Bergflächen der Anden. Die Alpenpflanzen sind dort sogar beträchtlicher als in den Floren von Frankreich, England und den beyden Indien, wo sich auch die Erzeugnisse verschiedener zu derselben Breite gehöriger Climate vereinigen. In Frankreich scheinen die Gattungen, welche ausschließlich über 500 Toisen Höhe wachsen, nur der ganzen Masse von Phanerogamen zu betragen (de Candolle in Memoires de la Societe d'Arcueil Tom. III. p. 295). Es wäre vortheilhaft, wenn man einst die Vegetation der Wendekreise und die der gemäßigten Zone, zwischen den Parallelen von 40° und 50° nach zwey verschiedenen Methoden betrachtete, indem man entweder die numerischen Verhältnisse in dem Ganzen der Ebenen und der Berge, welche die Natur in einem großen Strich Landes zeigt, aufsuchte, oder ausschließlich nur diese Verhältnisse in der temperirten und in der heißen Zone bestimmte. Da unsere Herbarien die Einzigen sind, welche, nach einer barometrischen Nivellirung, für mehr als 4000 Aequinoctialpflanzen die Höhe jeder Station über dem Meer angeben, so kann man, wenn unser Werk, Nova genera, fertig ist, die numerischen Verhältnisse in der von mir hier angegebenen Tabelle dadurch berichtigen, daß man von den 4000 Phanerogamen, die Kunth bey dieser Arbeit benutzt hat (Proleg. p. 16) diejenigen Pflanzen abzieht, welche über 1000 Toisen wachsen, und die Totalsumme der Nicht Alpen-Pflanzen durch die Zahl der Gattungen jeder Familie dividirt, welche, zwischen den Wendekreisen, unter 1000 Toisen wachsen. Diese Verfahrungsart muß, wie ich es zeige, auf diejenigen Familien besonders angewandt werden, in denen viele Alpengattungen vorkommen, z. B. die Gramineen und Compositen. Auf einer Höhe von 1000 Toisen ist die Temperatur auf dem Rücken der Ardennen 17° Centim, wie sie im Julius zu Paris ist. Obgleich man auf den Bergebenen der Cordillieren die nämliche jährliche Temperatur findet, wie auf den hohen Breiten (weil die Isothermen-Linie von 17°, z. B. auch die in den Breiten durch Durchschneidung der Isothermenfläche von 17° mit der Oberfläche der Sphäroide der Erde bezeichnete Linie ist); so muß man doch nicht zu sehr diese Analogieen der temperirten Climaten auf den äquinoctial Bergen und in den niederen Regionen der Zone um den Pol allgemein machen. Diese Analogien sind nicht so groß wie man glaubt; sie werden modificirt durch den Einfluß der partiellen Vertheilung der Wärme in die verschiedenen Abtheilungen des Jahres ( Proleg. p. 54; meine Abhandl. über die Isothermenlinien p. 137). Die Quotienten verändern sich, wenn man von den Ebenen zu den unfruchtbaren Berggipfeln hinaufgeht, nicht immer eben auf die Art, als wenn man zum Pole hingeht; so verhält es sich bey den Monocotyledonen im Allgemeinen, so bey den Farrenkräutern und den Compositen (Prol. p. 51--52. Brown on Congo p. 5). Man sieht außerdem, daß die Entwickelung der Pflanzen verschiedener Familien und die Vertheilung der Formen weder von den geographischen noch von den Isothermen- Breiten allein abhängt, sondern daß die Quotienten sich in derselben Isothermenlinie der gemäßigten Zone in den Ebenen von America und in den der alten Welt nicht immer gleich sind. Unter den Wendekreisen findet sich in America, Indien und den Westküsten von Africa eine merkwürdige Verschiedenheit. Die Vertheilung der organischen Wesen über unsere Erde hängt nicht allein von sehr verwickelten climatischen Umständen ab, sondern auch von geologischen Ursachen, die uns ganz unbekannt sind, weil sie sich auf den ersten Zustand unseres Planeten beziehen. Die großen Pachydermen fehlen jetzt in der neuen Welt, da wir sie doch noch häufig im analogen Clima in Africa und in Asien finden. In der Aequinoctialzone von Africa gibt es wenige Palmenarten in Vergleich mit der Menge derselben im südlichen America. Diese Verschiedenheiten müssen uns nicht von der Untersuchung der Gesetze der Natur abwenden, sondern vielmehr anreizen, diese Gesetze in allen ihren Verwickelungen zu studieren. Die Linien von gleicher Wärme bleiben nicht parallel mit dem Aequator: sie haben, wie ich dieß schon anderwärts zu beweisen gesucht habe, convexe und concave Gipfel, welche sehr regelmäßig über den Erdball vertheilt sind und verschiedene Systeme längs den östlichen und westlichen Küsten der alten und neuen Welt im Mittelpunct der Continente und in der Nähe der großen Meerbecken bilden. Wahrscheinlich wird man, wenn erst physicalische Botaniker eine weitere Strecke durchreist haben, finden, daß oft die Linien der maxima der Zusammengruppirungen (Linien, die durch die Puncte gezogen sind, wo die Brüche auf die kleinsten Nenner reducirt worden) Isothermen-Linie werden. Theilt man den Erdball nach zwischen zwey Meridianen liegenden Streifen, und vergleicht die numerischen Verhältnisse unter denselben Isothermenbreiten, so findet man, daß verschiedene Zusammengruppirungs-Systeme da sind. Schon bey dem, was wir jetzt wissen, können wir 4 Pflanzensysteme unterscheiden, das des neuen Continents, das von West-Africa, von Indien und das von Neuholland. So wie ungeachtet des regelmäßigen Steigens der Wärme vom Pole zum Aequator doch das maximum der Wärme nicht identisch ist in den verschiedenen Regionen nach verschiedenen Länge- Graden, so gibt es auch Oerter, wo gewisse Familien sich mehr entwickeln, wie an allen anderen Orten. So ist es bey der Familie der Compositen in der gemäßigten Region von Nordamerica. Diese theilweisen Zusammenhäufungen bestimmen die Physiognomie der Vegetation; sie sind das, was man im Allgemeinen characteristische Züge einer Landschaft nennt. Aus meinen Untersuchungen geht hervor, daß in der ganzen gemäßigten Zone die Glumaceen und die Compositen zusammen mehr als 1/4 der Phanerogamen ausmachen, und daß die Formen der organisirten Wesen wechselseitig von einander abhängen. In der Natur herrscht eine solche Einheit, daß die Formen nach feststehenden, unwandelbaren Gesetzen sich unter einander begränzen. Wenn von irgend einem Punct des Erdballs die Zahl der Gattungen einer großen Familie bekannt ist (z. B. von den Glumaceen, den Compositen oder den Leguminosen), so läßt sich sowohl die Totalzahl der Phanerogamen als auch die Gattungszahl der anderen Pflanzenfamilien mit vieler Wahrscheinlichkeit berechnen. Auf die Art kann man, wenn unter der gemäßigten Zone die Zahl der Cyperaceen oder der Compositen bekannt ist, die der Gramineen oder der Leguminosen errathen. Diese Berechnungen zeigen auch in Ansehung welcher Pflanzenzunft die Floren eines Landes noch unvollkommen sind, und sie werden um so sicherer, jemehr man die Verwechselung der zu verschiedenen Pflanzensystemen gehörigen Quotienten vermeidet. Die Pflanzengeographie kann als ein Theil der Physik des Erdballs betrachtet werden. Wären auch die Gesetze, nach welchen die Natur die Pflanzenformen vertheilt hat, noch verwickelter, als sie beym ersten Anblick es scheinen, so müßten sie doch nichts desto weniger genauen Forschungen unterworfen werden. So oft man Einbuchtungen der Flüsse oder Unregelmäßigkeiten der Küsten bemerkte, wurden die Charten benutzt. Die Gesetze des Magnetismus haben sich dem Menschen geoffenbart gleich als man anfieng Linien gleicher Abweichung und gleicher Neigung zu zeichnen, und eine große Menge Beobachtungen, die anfangs widersprechend schienen, verglich. Man würde vergessen, auf welchem Wege die physicalischen Wissenschaften sich stufenweise bis zu sicheren Resultaten erhoben haben, wenn man glauben wollte, es sey noch nicht Zeit die numerischen Elemente der Pflanzen-Geographie zu suchen. Bey dem Studium eines verwickelten Phänomens, fängt man immer mit einer allgemeinem Uebersicht der Bedingungen an, welche dieses Phänomen bestimmen oder modificiren. Hat man eine gewisse Anzahl Verhältnisse entdeckt, so sieht man, daß die ersten Resultate, bey denen man stehen blieb, nicht genug von Orts-Einflüssen frey sind. Nun verbessert man die numerischen Elemente, und bemerkt nun Regelmäßigkeit selbst in den Wirkungen der partiellen Störungen. Die Critik erstreckt sich auf alles, was vorläufig als ein allgemeines Resultat angegeben worden, und der Geist der Critik, wenn er einmal geweckt ist, begünstiget die Forschung nach Wahrheit und beschleuniget die Fortschritte der physical. Wissenschaften. Anmerkungen. 1. Bey Vergleichung der beyden Zusammengruppirungs-Systeme in den beyden Welten, findet man gewöhnlich in der neuen Welt unter der Aequatorialzone weniger Cyperaceen und Rubiaceen und mehr Compositen; unter der gemäßigten Zone, weniger Juncaceen, Labiaten, Umbelliferen und Cruciferen und mehr Compositen, Ericineen und Amentaceen als in den entsprechenden Zonen der alten Welt. Die Familien der Glumaceen, Ericineen und Amentaceen werden vom Aequator nach dem Pole hin stärker (nach der Bruch-Methode), und vom Pole zum Aequator hin werden die Familien der Leguminosen, Rubiaceen, Euphorbiaceen und die Malvaceen schwächer; das Maximum unter der gemäßigten Zone scheinen zu erreichen die Compositen, die Labiaten, die Umbelliferen und die Cruciferen. 2. Obgleich ich die Hauptresultate meiner Arbeit in einer Tabelle zusammengestellt habe, so müssen die Physiker doch jedesmal wenn die partiellen Zahlen ihnen zweifelhaft scheinen zu den Erklärungen über die verschiedenen Familien ihre Zuflucht nehmen. Die Quotienten der Wendezirkel sind so modificirt, daß sie auf die Regionen sich beziehen, welche eine mittlere Temperatur von 28° bis 20° haben (von 0 bis 750 Toisen Höhe). Die Quotienten der gemäßigten Zone sind dem centralen Theile dieser Zone angefügt zwischen 13° und 10° mittlerer Temperatur. In der Eiszone ist die mittlere Temperatur 0° oder 1°. Dieser Tabelle der Quotienten oder der Brüche könnte noch eine andere Tabelle angehängt werden, in welcher die absoluten Zahlen der Gattungen unter einander verglichen würden. Ich gebe hier eine Probe davon, sie umfaßt nur die temperirte und die Eiszone. Frankreich Nord-Amerika Lappland Glumaceen 460 365 124 Compositen 490 454 38 Leguminosen 230 148 14 Cruciferen 190 46 22 Umbelliferen 170 50 9 Cariophylleen 165 40 29 Labiaten 149 78 7 Rhinantheen 147 79 17 Amentaceen 69 113 23 Diese absoluten Zahlen sind aus den Floren der Hrn. de Candolle, Pursh und Wahlenberg gezogen. Die Masse der beschriebenen Phanerogamen in Frankreich verhält sich zu der von Nordamerica wie 1 1/3 zu 1, zu der von Lappland wie 7 zu 1. 3. Wenn man einzeln alles untersucht, was wir schon wissen über das Verhältniß der Monocotyledonen zu den Dicotyledonen, so findet man, daß der Nenner progressionsweise (und mit der größten Regelmäßigkeit) kleiner wird vom Aequator bis zum 62° nördl. Breite; vielleicht wird er wieder größer in den weiter nördlichen Regionen, auf der Küste von Grönland, wo die Gramineen sehr selten scheinen (Congo p. 4). Das Verhältniß verändert sich von 1/5 zu 1/6 in den verschiedenen Theilen der Wendekreise. Von 3880 Phanerogamen, welche Herr Bonpland und ich im äquator. America blühend und in Frucht gefunden haben, sind 654 Monocotyledonen und 3226 Dicotyledonen: es würde also die große Abtheilung der Monocotyledonen 1/6 der Phanerogamen ausmachen. Nach Hrn. Brown ist dieß Verhältniß in der alten Welt (in Indien, dem äquator. Africa und in Neuholland) 1/5 . Unter der gemäßigten Zone findet man (nach meinen Prolegom. p. XII und in den vom Hrn. de Candolle im Dict. des sciences nat. t. XVIII. p. 594--597 bekannt gemachten einzelnen Angaben) das Verhältniß der Monocotyledonen zu den Dycotyledonen. In der Barbarei = 1 : 4 , 8 In Aegypten * = 1 : 5 , 0 Auf Caucasus und in der Crimm * = 1 : 6, 0 Im Königreich Neapel = 1 : 4 , 7 In dem venetianischen Staate = 1 : 4 , 0 In Frankreich = 1 : 4 , 7 In Deutschland = 1 : 4 , 0 In der Schweitz = 1 : 4 , 3 Auf den brittannischen Inseln * = 1 : 3 , 6 Im nördlichen America = 1 : 4 , 6 In der Eiszone ist folgendes Verhältniß; In Lappland = 1 : 2 , 8 In Island = 1 : 2 , 8 Von den Wendezirkeln zum Pole hin ist also, wie man sieht, die regelmäßige Zugabe der Monocotyledonen sehr regelmäßig. Da die Monocotyledonen die Feuchtigkeit lieben, so sind sie häufiger auf den brittannischen Inseln, und seltener in Aegypten und den dürren Gebirgen des Caucasus. Ich habe schon bemerkt daß auf den schweizer Alpen, über der Region der Rhododendra sich die Monocotyledonen verhalten zu den Phanerogamen wie = 1:7,1 da sie in den Ebenen wie = 1 : 4 , 3 sind, (Prolegom. p. 52.). 4. In dem fruchtbarsten Theile von Europa, im Mittelpunct der gemäßigten Zone, wachsen in einem Raume von 30000 (franz.) Quadrat-Meilen an 6000 Gattungen Pflanzen, unter denen 2200 Acotyledonen oder Cryptogamen und 3800 Phanerogamen sind. Unter den letzteren sind fast 500 Compositen, 300 Gramineen (mit Ausschluß der Cyperoiden und Juncaceä); 250 Leguminosen und 200 Cruciferen? allein nur 70 Amentaceen, 50 Euphorbiaceen und 25 Malvaceen. Die großen Familien bilden bis 1/20, die kleinen unter 1/50 der Totalmasse der Phanerogamen: dieß ist, so zu sagen, der mittlere Stand der Vegetation in Europa, in den fruchtbaren Gegenden zwischen 42° und 50° nördl. Breite. Um auch die Ungläubigsten von der Wahrheit der festen Verhältnisse oder der Regelmäßigkeit zu überzeugen, die man in Europa in der Vertheilung der Formen, unter derselben Zone findet; will ich hier die Verhältnisse zwischen zwey aneinander gränzenden Ländern, Frankreich und Deutschland, angeben. Man kann die in folgender Tabelle angegebenen Zahlen als Coefficienten jeder Familie ansehen; denn, wenn man die Zahl der Phanerogamen der gemäßigten europäischen Zone multiplicirt mit 0,076 oder 0,053, so findet man die Zahl der Gattungen, welche die Familien der Gramineen oder der Cruciferen ausmachen. Compositen in Frankreich -- , 4 = 0 , 135 Deutschland. -- 1/8 = 0 , 125 / Glumaceen Fr. -- -- , 9 = 0 , 127 D. -- -- , 1 = 0 , 141 / Gramineen allein, Fr. -- -- 1/13 = 0 , 077 D. -- -- 1/13 = 0 , 077 / Leguminosen Fr. -- -- 1/16 = 0 , 063 D. -- -- 1/18 = 0 , 056 / Cruciferen Fr. -- -- 1/19 = 0 , 052 D. -- -- 1/18 = 0 , 056 / Umbelliferen Fr. -- -- 1/21 = 0 , 048 D. -- -- 1/22 = 0 , 046 / Labiaten Fr. -- -- 1/24 = 0 , 042 D. -- -- 1/26 = 0 , 038 / Cyperaceen * allein, Fr. -- -- 1/27 = 0 , 037 D. -- -- 1/18 = 0 , 056 / Amentaceen Fr. -- -- 1/50 = 0 , 020 D. -- -- 1/40 = 0 , 025 / Orchideen * Fr. -- -- 1/67 = 0 , 015 D. -- -- 1/43 = 0 , 023 / Boragineen Fr. -- -- 1/74 = 0 , 014 D. -- -- 1/72 = 0 , 014 / Rubiaceen Fr. -- -- 1/73 = 0 , 014 D. -- -- 1/70 = 0 , 014 / Euphorbiaccen* Fr. -- -- 1/70 = 0 , 014 D. -- -- 1/100 = 0 , 010 / Juncaceen Fr. -- -- 1/85 = 0 , 012 D. -- -- 1/94 = 0 , 011 / Ericineen Fr. -- -- 1/125 = 0 , 008 D. -- -- 1/90 = 0 , 011 / Malvaceen * Fr. -- -- 1/140 = 0 , 007 D. -- -- 1/230 = 0 , 004 / Coniferen Fr. -- -- 1/192 = 0 , 005 D. -- -- 1/269 = 0 , 004 / Diese Uebereinstimmung in den meisten Resultaten ist um so auffallender, da die Coefficienten von ganz ungleichen Pflanzenmassen erhalten worden sind. In Frankreich nahm man 3645, in Deutschland nur 1884 Phanerogamen, um die einzelnen Verhältnisse der Familien zu bestimmen. Obgleich beyde Länder aneinander gränzen, so sind doch bey weiten nicht die Gattungen einerley. Die Uebereinstimmung der Resultate in so engen Gränzen (öfters unter 1/8 Unterschied) beweißt zwey gleich merkwürdige Thatsachen: 1) daß die 17 bis 1800 Phanerogamen, um welche der französ. Pflanzencatalog reicher ist, als der treffliche von Hrn. Schrader für Deutschland entworfene, unter die verschiedenen Familien ungefähr in demselben Verhältniß vertheilt sind, welches man zwischen den, beyden Ländern gemeinschaftlichen Pflanzen findet; 2) daß die Gattungen vou Leguminosen, Cruciferen und Umbelliferen, welche Deutschland ausschließlich zu haben scheint, in Frankreich durch eine fast gleiche Anzahl Gattungen derselben Familie ersetzt werden. Allenthalben wo man sehr merkliche Abweichungen findet, kann man sie dem Umstande zuschreiben, daß Deutschland nördlicher liegt als Frankreich. Bekanntlich steigt die Anzahl der Cyperaceen und Ericineen gegen Norden so schnell, daß unter der gemäßigten Zone 1/20 Cyperaceen und 1/100 Ericineen sind, da man unter der Eiszone Cyperaceen und 1/25 Ericineen zählt. Auf der anderen Seite steigt das Verhältniß der Orchiden, Malvaceen und Euphorbiaceen gegen Süden mit gleicher Schnelligkeit. Vergleicht man vorstehende Tabelle mit der Tabelle der 3 Zonen (heißen, gemäßigten, Eis- Zone), so finden sich dieselben Gesetze. In der vergleichenden Tabelle von Frankreich und Deutschland sind Pfeile beygesetzt worden, welche, in der allgemeinen Tabelle, die Richtungen des Steigens vom Pole zum Aequator und vom Aequator zum Pole anzeigen. Merkwürdig ist auch, daß die Coefficienten der Familien sich nicht viel verändern, wenn man anstatt weitläuftige Striche, die 2600 bis 3800 Phanerogamen haben, zu untersuchen, seine Nachforschungen auf eine Strecke von einigen Quadrat Meilen (franz.) beschränkt; z. B. auf die Flora von Berlin, die, nach Kunths Werke nicht mehr als 900 Gattungen enthält. Auf dieser kleinen Erdstrecke betragen die Leguminosen 1/19 (auf ganz Frankreich 1/16, auf ganz Deutschland 1/18), die Glumaceen 1/6 (Frankreich 1/79; Deutschland ) von der Total-Masse der Phanerogamen. 5. So wie das climatische System des neuen Continents wesentlich von dem des alten unterschieden ist, wegen der ungleichen Wärme-Vertheilung unter den verschiedenen Jahrestheilen; eben so zeigt auch das Zusammengruppirungs-System der americanischen Pflanzen seine Eigenthümlichkeiten. Den neuen Untersuchungen der botan. Arithmetik verdanken wir die Kenntniß dieser Contraste zwischen der temperirten Zone beyder Welttheile. In der folgenden Tabelle habe ich die Resultate der americanischen Flore von Pursh und der französ. von Candolle zusammengestellt. Auch habe ich einige Coefficienten der europäischen Eiszone beygefügt, um zu beweisen, wie weit das gemäßigte America in den 5 Familien der Ericineen (und der Rhododendra), der Coniferen, Amentaceen, Umbelliferen und Labiaten einen nördl. Character hat. Compositen im gemäß. America 1/6 Frkr. Glumaceen -- -- -- 1/8 -- 9 Gramineen allein -- -- 1/13 Juncaceen allein -- 1/152 -- 1/85 Cyperaceen allein -- 1/40 -- 1/27 Cruciferen -- -- -- 1/62 -- 1/19 Leguminosen -- -- 1/19 -- 1/16 Malvaceen -- -- -- 1/125 -- 1/140 Labiaten -- -- -- 1/40 -- 1/24 Lappl. 1/70 Ericineen und Rhododendra 1/36 -- 1/125 -- 1/25 Umbelliferen -- -- 1/57 -- 1/20 -- 1/55 Amentaceen -- -- -- 1/25 -- 1/50 -- 1/21 Coniferen -- -- -- 1/103 -- 1/200 -- 1/160 Die aus diefer Tabelle sich ergebenden Unterschiede beziehen sich nicht allein auf die 5 letzten Familien, die man nordliche Formen nennen könnte, sondern auch auf die Cruciferen, Juncaceen und Cyperaceen, welche unter der heißen Zone wie unter der gemäßigten des neuen Continents gleich selten sind. 6. Untersuchungen über die numerischen Verhältnisse der Pflanzenfamilien werden, wie man leicht einsieht, weit interessantere Resultate liefern, wenn die Floren der verschiedenen Länder auf bestimmtere geographische Gränzen werden beschränkt seyn und die Botaniker sich besser über die Principe vereinigt haben, nach welchen die Verschiedenheiten und die Gattungen unterschieden werden müssen. Die Verzeichnisse, welche man unter dem vagen Namen Flora der vereinigten Staaten von America findet, begreifen Länder, die unter sehr verschiedenen Climaten, von 18° bis 9° mittlerer Temperatur, liegen. Dieses ist ein climatischer Unterschied wie er in Europa zwischen Calabrien und Oesterreich statt findet. Wenn dereinst mit gleicher Genauigkeit und einzeln die Vegetationen vom südlichen Carolina, von Pensylvanien und von Neu-England werden beschrieben seyn, dann wird man ein regelmäßiges Steigen und Fallen in den numerischen Verhältnissen der Familien von Süden nach Norden bemerken. Jetzt kennen wir nur das allgemeine Mittel dieser einzelnen Verhältnisse. Mehrere Gegenden scheinen uns reicher an Pflanzen, weil die Botaniker dort ohne genauere Prüfung Varietäten zu Gattungen machen. Auch vernachlässigen die Botaniker öfters die Pflanzen, welche sie mit denen ihres Landes für einerley halten. Wenn man aber bey großen Abtheilungen stehen bleibt und eine ziemliche Anzahl von Gattungen vergleicht, so werden solche Untersuchungen durch Compensationen erleichtert. So sind nach den neueren, ungleich vollkommneren, von Pursh und Wahlenberg herausgegebenen Floren von America und Lappland, die numerischen Verhältnisse der alten Floren von Michaux und Linne nicht sehr verändert (Berl. Jahrb. d. Gewächse. B. I. S. 24). Welche Berichtigungen man auch an meiner Arbeit machen wird, so bin ich doch überzeugt daß jemehr genaue Beobachtungen man zusammenstellen wird, desto mehr wird es sich zeigen, daß in derselben Hemisphäre, in demselben Zusammengruppirungs-System, die einzelnen Veränderungen der Coefficienten nicht plötzlich, sondern nach unveränderlichen Gesetzen geschehen. Es kann das tropische Verhältniß der Malvaceen 1/32 oder 1/33 seyn, statt 1/35; es ist aber nicht weniger gewiß, daß die Leguminosen, Malvaceen gegen den Aequator, so wie die Juncaceen und Ericineen gegen den Pol hin steigen. Die Quantität der Veränderungen, die Raschheit des Steigens kann in Zweifel gezogen werden, aber nicht dessen Richtung. 7. Bey Vergleichung der Coefficienten, die zu denselben Familien unter verschiedenen Zonen gehören, lernt man in der Raschheit des Steigens sehr bezeichnende Contraste kennen. Im alten Continent verändern sich die Verhältniße der Gramineen, der Leguminosen und der Euphorbiaceen von der gemäßigten Zone zum Aequator hin weniger als von der gemäßigten Zone zum Pole hin. 8. Die Gelehrten, welche jede Erscheinung gerne so viel wie möglich absolut isolirt betrachten, die die mittleren Temperaturen der Oerter, die Gesetze, welche man in den Veränderungen des Erdmagnetismus bemerkt, die Verhältnisse zwischen Gebornen und Gestorbenen, für gewagte Hypothesen, für schwankende theoretische Speculationen halten, werden vielleicht die in dieser Abhandlung angestellten Untersuchungen für gering achten; hingegen diejenigen, welche gerne die wechselseitige Verkettung der organisierten Wesen anschauen, welche wissen, daß die numerischen Resultate durch Accumulation und sorgfältiges Studium der einzelnen Thatsachen sich berichtigen lassen, werden gewiß eine Untersuchungs-Art günstig aufnehmen, welche Licht bringt in die Oeconomie der Natur, über die zwischen den Climaten und der Form der Geschöpfe bemerkte Verbindung, über die Vertheilung der Pflanzen und der Thiere in die verschiedenen Regionen unseres Planeten. Nur durch numerische Untersuchung und durch Vergleichung der Gattungen kann man sich eine richtige Idee bilden von dem Zustand der Vegetation in einem gegebenen Lande; von dem allgemeinen Einfluß der Temperatur auf das Häufigseyn gewisser Formen am Aequator, unter der mittleren Parallele und gegen den Polarkreiß; von den characteristischen Zügen, welche unter den Isothermen-Zonen die beyden Zusammenhäufungssysteme des alten und des neuen Continents haben.