Digitale Ausgabe

Download
TEI-XML (Ansicht)
Text (Ansicht)
Text normalisiert (Ansicht)
Ansicht
Textgröße
Originalzeilenfall ein/aus
Zeichen original/normiert
Zitierempfehlung

Alexander von Humboldt: „A. von Humboldt’s Untersuchungen über die Vertheilung der Pflanzenformen“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1820-Sur_les_lois-5-neu> [abgerufen am 24.04.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1820-Sur_les_lois-5-neu
Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.
Titel A. von Humboldt’s Untersuchungen über die Vertheilung der Pflanzenformen
Jahr 1838
Ort Stuttgart
Nachweis
in: Heinrich Berghaus, Allgemeine Länder- und Völkerkunde. Nebst einem Abriß der physikalischen Erdbeschreibung. Ein Lehr- und Hausbuch für alle Stände, 5 Bände, Stuttgart: Hoffmann’sche Verlags-Buchhandlung 1837–1840, Band 3 (1838), S. [40]–67.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur; Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken; Tabellensatz.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: IV.4
Dateiname: 1820-Sur_les_lois-5-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 28
Spaltenanzahl: 5
Zeichenanzahl: 64490

Weitere Fassungen
Sur les lois que l’on observe dans la distribution des formes végétales (Paris; Strasbourg, 1820, Französisch)
[Sur les lois que l’on observe dans la distribution des formes végétales] (Stuttgart; Tübingen, 1821, Deutsch)
Nouvelles recherches sur les lois que l’on observe dans la distribution des formes végétales (Jena, 1822, Französisch)
Ueber die Gesetze, welche man in der Vertheilung der Pflanzenformen beobachtet (Breslau, 1831, Deutsch)
A. von Humboldt’s Untersuchungen über die Vertheilung der Pflanzenformen (Stuttgart, 1838, Deutsch)
|40|

A. von Humboldt’s Unterſuchungen über die Vertheilung der Pflanzenformen.


Hr. von Humboldt hat in einer beſondern Abhandlung, welche einenTheil ſeiner Pflanzengeographie bilden ſollte, die Geſetze entwickelt, nachwelchen die hauptſächlichſten Familien in den verſchiedenen Zonen auftreten.Der Hauptinhalt dieſer ausgezeichneten Arbeit, die durch neüere Unter-ſuchungen nicht allein keine weſentliche Modifikation erfahren hat, ſondernderen Reſultate im Gegentheil immer mehr und mehr beſtätigt werden,ſoll den Gegenſtand unſeres gegenwärtigen Kapitels bilden. Die numeriſchen Verhältniſſe der Pflanzenformen können unter zweiſehr verſchiedenen Geſichtspunkten betrachtet werden. Studirt man diePflanzen, in ihrer Anordnung nach natürlichen Familien, ohne auf ihregeographiſche Vertheilung Rückſicht zu nehmen, ſo fragt man: welchesſind die Grundformen ihrer Organiſation, nach denen die meiſten Artengebildet ſind? Giebt es mehr Spelzblüthige (Glumaceen) als Compoſitenauf der Erde? Machen dieſe beiden Pflanzenordnungen, zuſammen genom-men, den vierten Theil aller Phanerogamen aus? Wie iſt das Verhält-niß der Monokotyledonen zu den Dikotyledonen? Dieſe Fragen betreffendie allgemeine Phytologie, derjenigen Wiſſenſchaft, welche die Organiſationder Gewächſe und ihre wechſelſeitige Verkettung unterſucht. Betrachtet man dagegen die Arten, welche man nach der Ähnlichkeitihrer Geſtalt vereinigt hat, nicht auf abſtrakte Weiſe, ſondern nach ihrenklimatiſchen Verhältniſſen, oder ihrer Vertheilung auf der Erdoberfläche,ſo bieten die Fragen, welche man aufzuwerfen beabſichtigt, ein weitmanchfaltigeres Intereſſe dar. Welches ſind die Pflanzenfamilien, welchein der heißen Zone gegen die übrigen Phanerogamen mehr das Überge-wicht haben, als unter dem Polarkreiſe? Sind die Compoſiten, entweder |41| unter gleicher geographiſcher Breite oder in dem nämlichen Iſothermgürtel,in der Neüen Welt zahlreicher als in der Alten Welt? Folgen dieGrundformen, deren Herrſchaft vom Äquator gegen den Pol ſchwächerwird, demſelben Geſetz der Abnahme, wenn man die unterm Äquator lie-genden Gebirge beſteigt? Weichen die Verhältniſſe der Familien untergleichnamigen Iſothermkurven in den gemäßigten Zonen diesſeits undjenſeits des Gleichers von einander ab? Dieſe Fragen gehören ſo recht eigentlich in das Gebiet der Pflanzen-geographie und reihen ſich den wichtigſten Problemen der Meteorologie,und der Phyſik der Erde im Allgemeinen, an. Studirt man die geographiſche Vertheilung der Formen, ſo kann mandie Arten, die Gattungen und die natürlichen Familien in’s Auge faſſen.Oft bedeckt eine einzige Pflanzenart, beſonders von denjenigen, welcheHr. von Humboldt die geſelligen genannt hat, eine weite Strecke Landes.Dahin gehören, im Norden, die Heiden und die Kieferwälder, im tro-piſchen Amerika die Gruppirungen einer und derſelben Art von Cactus,Croton, Bambuſa und von Brathys. Intereſſant iſt es, dieſe Verhält-niſſe der Vermehrung und der organiſchen Entwickelung zu unterſuchen;man kann fragen: welche Art erzeügt, unter einer gegebenen Zone, diemeiſten Individuen, oder man kann die Familien nachweiſen, denen,unter verſchiedenen Klimaten, die Arten angehören, welche die Herrſchaftüber die andern haben. Unſere Einbildungskraft erhält einen außeror-dentlichen Eindruck von dem Übergewicht gewiſſer Pflanzen, die man,wegen ihrer leichten Reproduktion und der großen Zahl von Individuengleicher ſpecifiſcher Merkmale, als die alltäglichſten Pflanzen dieſer oderjener Zone betrachtet. In einer nördlichen Gegend, wo die Compoſitenund die Farrnkraüter zur Summe aller Phanerogamen ſich verhalten wie1:13, und wie 1:25 (d. h. wo man dieſe Verhältniſſe findet, wennman die Geſammtzahl der Phanerogamen durch die Anzahl der Speciesaus den Familien der Compoſiten und der Farrnkraüter dividirt), kanneine einzige Farrnkraut-Art zehn Mal mehr Bodenfläche bedecken, als alleArten der Compoſiten zuſammengenommen. In dieſem Falle herrſchendie Farrnkraüter über die Compoſiten durch die Maſſe, durch die Anzahlder Individuen, welche zu denſelben Arten von Pteris oder Polypodium gehören; herrſchen aber nicht vor, wenn man mit der Summe aller Pha-nerogamen nur die verſchiedenen Formen vergleicht, welche die beidenGruppen der Farrnkraüter und Compoſiten darbieten. Da die Verviel-fältigung bei allen Arten nicht denſelben Geſetzen folgt und nicht allegleich viel Individuen erzeügen, ſo ſind es die Quotienten, die man erhält, |42| wenn die Geſammtheit der Individuen durch die Zahl der Arten der ver-ſchiedenen Familien dividirt wird, nicht allein, welche über die Phyſiogno-mie, man möchte faſt ſagen, über die Art der Einförmigkeit der Naturin den verſchiedenen Gegenden des Erdbodens entſcheiden. Fällt demReiſenden die haüfige Wiederholung derſelben Arten, der Anblick derjeni-gen auf, die durch ihre Maſſe herrſchen, ſo findet dieſer Eindruck nichtminder durch die Seltenheit Statt, in welcher manche andere, dem Men-ſchen nützliche Arten auftreten. In den Gegenden, wo die Rubiaceen,die Hülſenpflanzen oder die Terebinthaceen die Wälder bilden, iſt manerſtaunt, die Stämme gewiſſer Arten von Cinchona, Hämatoxylum undBalſambaümen ſo ſparſam anzutreffen. Bei Betrachtung der Arten kann man auch, ohne Rückſicht auf ihreVervielfältigung und auf die mehr oder minder große Zahl der Indivi-duen, auf eine abſolute Art die Arten vergleichen, welche in jeder Zoneden verſchiedenen Familien angehören. Dieſe intereſſante Vergleichunghat Decandolle vorgenommen, und Kunth hat ſie mit mehr als 3300 bis jetzt bekannter Compoſiten verſucht. Sie zeigt nicht an, welche Fa-milie durch Maſſe der Individuen oder Zahl der Arten über die anderninheimiſchen Phanerogamen vorherrſcht, ſondern ſie giebt die numeriſchenVerhältniſſe zwiſchen den Arten einer und derſelben Familie, welche ver-ſchiedenen Ländern angehört. Die Reſultate dieſer Methode ſind, imGanzen, genauer, weil man dazu nach ſorgfältigem Studium einzelnerFamilien gelangen kann, auch ohne die ganze Maſſe der Phanerogamenzu kennen. Die manchfaltigſten Formen, z. B. der Farrnkraüter, findenſich zwiſchen den Wendekreiſen; in den gemäßigten, feüchten und ſchatti-gen Berggegenden der Äquatorialzone enthält dieſe Familie die meiſtenArten. Im gemäßigten Erdgürtel ſind deren weniger als unter den Tro-pen, und ihre abſolute Zahl vermindert ſich noch mehr, je weiter mangegen den Pol vorſchreitet; weil aber die kalte Zone, z. B. Lappland,Arten der Familie ernährt, die der Kälte beſſer widerſtehen, als die mei-ſten übrigen Phanerogamen, ſo herrſchen dennoch die Farrnkraüter, durchdie Zahl der Arten, über die andern Pflanzen in Lappland mehr vor, alsin Deütſchland und in Frankreich. Die hieraus ſich ergebenden Zahlen-verhältniſſe weichen gänzlich von den Verhältniſſen ab, welche aus demVergleich der abſoluten Anzahl der Arten, die in den verſchiedenen Zonenleben, hervorgehen. Die Abweichung vom Äquator nach den Polen iſtmithin in den Reſultaten der beiden Methoden nicht gleich. Bei derMethode der Brüche, welcher wir folgen, giebt es zwei veränderliche Grö-ßen; denn geht man aus einem Breitenkreiſe in den andern, oder vielmehr |43| aus einer Iſothermkurve in die andere über, ſo ſieht man die Total-ſumme der Phanerogamen nicht in demſelben Verhältniſſe ſich ändern,als die Zahl der Arten einer und derſelben Familie. Wenn man von den Arten oder Individuen von gleicher Form, dieſich nach konſtanten Geſetzen wiedererzeügen, zur Betrachtung der Abthei-lungen der natürlichen Methode übergeht, ſo kann man ſein Augenmerkauf die Gattungen, auf die Familien, oder noch größere Gruppen, richten.Es giebt einige Gattungen und einige Familien, welche ausſchließlich ge-wiſſen Zonen angehören und nur unter einer eigenthümlichen Vereinigungklimatiſcher Bedingungen gedeihen; doch ſind die Gattungen und Fami-lien, welche in allen Zonen und in allen Höhen-Regionen ihre Repräſen-tanten haben, weit zahlreicher. Die erſten Unterſuchungen über die geo-graphiſche Vertheilung der Pflanzenformen, die von Treviranus, hattendie geographiſche Vertheilung der Gattungen auf der Erde zum Gegen-ſtande. Dieſe Methode iſt weniger geeignet, allgemeine Reſultate zu lie-fern, als diejenige, welche die Anzahl der Arten jeder Familie, oder dergroßen Gruppen einer nämlichen Familie mit der Totalmaſſe der Phane-rogamen vergleicht. In der kalten Zone nimmt die Manchfaltigkeit derGattungsformen nicht in demſelben Maaße ab, als die Manchfaltigkeitder Arten; man findet daſelbſt mehr Gattungen in einer geringern An-zahl von Arten; und faſt eben ſo verhält es ſich auf dem Gipfel hoherGebirge, welche Koloniſten aus einer großen Menge von Gattungen auf-nehmen, von denen wir glauben, daß ſie ausſchließlich der Vegetation desebenen Landes angehören. Dies ſind die verſchiedenen Geſichtspunkte, aus welchen man dieGeſetze der Vertheilung der Pflanzen betrachten kann. Nur durch eineVerwechſelung derſelben kann man Widerſprüche zu finden glauben, dieaber nur ſcheinbar, und mit Unrecht der Unſicherheit der Beobachtungenzugeſchrieben worden ſind. Sagt man: „Dieſe Form, oder dieſe Familie„verliert ſich gegen die kalte Zone hin; ſie hat ihr wahres Vaterland„unter dem und dem Parallelkreiſe; es iſt eine ſüdliche Form; ſie iſt in„der gemäßigten Zone überwiegend;“ — ſo muß ausdrücklich hinzugefügtwerden, ob man die abſolute Anzahl der Arten, ihre mit den Breiten-kreiſen wachſende oder abnehmende abſolute Haüfigkeit betrachtet, oder obman von den Familien ſpricht, welche, unter demſelben Breitengrade,das Übergewicht über die andern phanerogamiſchen Gewächſe haben.Dieſe Ausdrücke ſind richtig; ſie geben einen beſtimmten Sinn, wennman die verſchiedenen Methoden, nach denen ſich die Manchfaltigkeit derFormen ſtudiren läßt, gehörig unterſcheidet. |44| Die Entwickelung der Pflanzen verſchiedener Familien, ſo wie dieVertheilung der Formen, hangen weder von den geographiſchen Breiten,noch ſelbſt von den Iſothermbreiten allein ab, denn man bemerkt, daßdie Quotienten auf einer gleichnamigen Iſothermkurve der gemäßigtenZone nicht immer gleich ſind in den Ebenen Amerika’s und den Flach-ländern der Alten Welt. Unter den Tropen beſteht ein ſehr merklicherUnterſchied zwiſchen Amerika, Oſtindien und den weſtlichen Küſten vonAfrika. Die Vertheilung der organiſirten Weſen auf der Erde richtet ſichnicht blos nach ſehr verwickelten klimatiſchen Umſtänden, ſondern auchnach geologiſchen Urſachen, welche uns ganz unbekannt ſind, weil ſie mitdem urſprünglichen Zuſtande unſeres Planeten zuſammenhangen. Soiſt, um nur bei den Pflanzen ſtehen zu bleiben, in der Äquatorialzonevon Afrika die Familie der Palmen wenig zahlreich im Vergleich mit dergroßen Menge von Arten in Südamerika. Wenn einſt Phyſico-Botanikereinen größeren Raum der Erde durchforſcht haben, ſo wird ſich ſehrwahrſcheinlich ergeben, daß die Linien der Maxima der Pflanzengruppi-rungen (d. h. die Linien, welche durch die Punkte gezogen werden, wodie Brüche auf den kleinſten Nenner reduzirt ſind) oft Iſothermkurvenwerden. Theilt man die Erde in Longitudinalſtreifen ein, die von zweiMeridianſtreifen begränzt ſind, und vergleicht ihre numeriſchen Pflanzen-verhältniſſe unter gleichen Iſothermkurven, ſo wird man die Exiſtenz ver-ſchiedener Gruppirungsſyſteme erkennen. Hr. von Humboldt unterſcheidet vorlaüfig vier Haupt-Vegetations-Syſteme: — Das der Neüen Welt, des weſtlichen Afrika, das vonOſtindien, endlich das Syſtem von Neüholland. Wie, trotz der regel-mäßigen Zunahme der mittlern Jahreswärme vom Pole nach dem Äqua-tor, das Maximum der Wärme in den verſchiedenen Gegenden unterverſchiedenen Meridianen nicht gleich iſt, ſo giebt es auch Orte, wo ge-wiſſe Pflanzenfamilien eine größere Entwickelung erreichen, als irgendwoanderwärts. Dies iſt der Fall bei den Compoſiten in der gemäßigtenZone von Nordamerika und beſonders am Südrande von Afrika. Dieſetheilweiſen Anhaüfungen beſtimmen die Phyſiognomie der Vegetation undbilden das, was man die karakteriſtiſchen Züge einer Landſchaft nennt. Es verhält ſich übrigens mit der Vertheilung der organiſchen Weſen,wie mit allen andern Phänomenen der phyſiſchen Welt. Mitten in derſcheinbaren Unordnung, welche aus dem Einfluß einer großen Mengevon örtlichen Urſachen hervorgeht, erkennt man die unwandelbaren Geſetzeder Natur, ſobald man den Blick auf einen großen Theil der Erdober-fläche wirft, oder eine Maſſe von Thatſachen anwendet, in der ſich die |45| partiellen Störungen gegenſeitig ausgleichen. Der Gang der phyſiſchenWiſſenſchaften bringt es mit ſich, daß die allgemeinen Reſultate, welcheAnfangs nur aus einer kleinen Anzahl von Beobachtungen hergeleitetwerden konnten, die Naturforſcher zwingen, die einzelnen Angaben zuvermehren. A. von Humboldt’s Arbeiten haben dieſen Erfolg in mehrals einem Zweige der Naturkunde gehabt. So insbeſondere auch in dieſenpflanzengeographiſchen Unterſuchungen, in dieſer botaniſchen Arithmetik,wie er ſie nennt, in der Statiſtik der Gewächſe, wie die hier in Redeſeiende Unterſuchung auch anderweitig genannt worden iſt; denn es liegtin der Natur dieſer Forſchungen, daß die Koeffizienten, oder die Ver-hältnißzahlen der Pflanzenfamilien nur allmälig, wie die Beobachtungenſich mehren, berichtigt werden können. — Wenden wir uns nach dieſeneinleitenden Betrachtungen zur Statiſtik der Pflanzen ſelbſt, ſo haben wirzunächſt die folgende, von Decandolle, dem jüngern, mitgetheilte Tafelzu betrachten, welche die

Summe der Pflanzen-Arten,

der Phanerogamen ſowol als Kryptogamen, nach mehreren Floren, ent-hält und darthut, daß die Artenzahl auf gleichem Raume gegen denÄquator hin zunimmt.
Länder. Latitudo. Flächenraum. ZahlderArten.
Lappland ....... 71° bis 64° N. 3500 Q. Meilen. 1087
Schweden (mit Schwe-diſch-Lappland) .. 69 „ 56 etwa 7500 „ 2327
Deütſchland ...... 55 „ 46 12 bis 13000 „ 6977
Frankreich ...... 51 „ 41 10150 „ 7194
Baleariſche Inſeln .. 40 „ 39 691
Mauritius-Inſel ... 20° S. 65 Seemeilen imUmfang. 830
Norfolk-Inſel ..... 29 5 „ 152
Triſtan da Cunha .. 36 6 „ 110
Falklands-Inſeln ... 51° bis 52° S. 90 M. ungefähr. 214
Es ſcheint eine Eigenthümlichkeit in der Vertheilung der Pflanzenzu ſein, auf welche hier merkſam gemacht werden muß, daß nämlich dieInſeln eine ärmere Vegetation beſitzen als die Kontinente, und um deſtoweniger Arten auf einem gegebenen Raume zählen, je weiter ſie, nichtallein vom Äquator, ſondern auch von den Feſtländern entfernt ſind, |46| Hr. von Buch hat dieſe Anſicht zuerſt von den Canariſchen Inſeln vor-getragen; ſie iſt ſpäter von Leſſing (an den Loffoden) und von Adolf De-candolle (an Neüſeeland) unterſtützt worden, allein weder Schouw nochMeyen wollen ſie gelten laſſen. Wie die Arten, ſo nehmen auch die Gattungen und Familien, mitwachſender Wärme und Feüchtigkeit, gegen den Äquator zu. In größernLändern zählen ſie mehr Arten als in kleinen: Lappland hat 297 Gat-tungen, Schweden 566, Frankreich 1108 Gattungen; in Lappland kommen 3,6 Arten auf die Gattung, in Schweden 4,1, in Frankreich 6,5. Englandhat, nach Henslow, 1501 Species in 503 Gattungen und 94 Familien;in der Grafſchaft Cambridge allein ſind 866 Arten in 382 Gattungenund 87 Familien; ſo daß alſo im ganzen Königreich 15,9, in Cambridge 9,9 Species durchſchnittlich auf die Familie kommen. In den Verhältniſſen der Arten erkennt man vier beſtimmte Geſetze: 1ſtes Geſetz: Die Zahl der Kryptogamen nimmt im Verhältniß zuden Phanerogamen mit der Entfernung vom Äquator zu. Dieſes beweistdie nachſtehende Tabelle:
Länder. Latitudo. Abſol. Zahl der Prozente. Autoren.
Phaner. Krypt. Phaner. Krypt.
Lappland ... 71° bis 64° N. 496 591 45,7 54,3 Wahlenberg.
Schweden .. 69 „ 56 1165 1171 49,9 50,8 Derſelbe.
Nord-England 55° 1037 1250 45,3 54,7 Winch.
Deütſchland . 51° bis 46° 2816 4161 40,3 59,1 Bluff, Fingerhuttund Wallroth.
Frankreich .. 51 „ 41 3614 3580 50,2 49,7 Decandolle undDuby.
Madeira ... 34 „ 33 411 98 80,8 192 L. von Buch undRob. Brown.
Mauritius .. 20° S. 619 211 74,6 25,4 Gaudichaud undNéraud.
Norfolk-Inſel 29 102 50 67,0 33,0 Endlicher.
Neüſeeland .. 35° bis 47° 211 169 55,5 44,5 A. Richard.
Triſtan da Cunha 36° 35 75 31,9 68,1 Petit Thouars,Carmichael.
Falklands-Inſeln 51° bis 52° 119 95 55,6 44,4 d’Urville, Gaudi-chaud.
Chriſt. Smith’s Herbarium von Congo (Lat. 6° bis 9° S.) enthältunter 606 Pflanzen nur 33 Kryptogamen, worunter 22 Farrnkraüter.R. Brown nimmt an, daß die Kryptogamen in der heißen Zone nur 1 15 |47| (im ebenen Lande) bis ⅕ (auf Gebirgen) aller Pflanzen ausmachen.Nach Humboldt betragen die von ihm aus dem tropiſchen Amerika, vonGebirgen und Ebenen, mitgebrachten Kryptogamen ⅑ aller dort geſam-melten Pflanzen. Beſonders verſchwinden die Mooſe in heißen Ländern,während die Farrnkraüter, und die, die Mitte zwiſchen den Mooſen undFarrnkraütern haltenden Lykopodiaceen, beide oft baumartig, dort, beſon-ders auf Gebirgen und Inſeln, gemeiner werden, dergeſtalt, daß ſie aufletztern, wenn die Inſeln von geringem Umfange ſind, ⅓ aller Pflanzenausmachen. Die geographiſche Vertheilung der Farrnkraüter hangt voneiner eigenthümlichen Vereinigung lokal-klimatiſcher Umſtände ab, unterdenen Schatten, Feüchtigkeit und mäßige Wärme die Hauptmomente bil-den. Brown findet für die Farrnkraüter der heißen Zone, indem er dasebene Land vom Gebirgslande nicht trennt, den Quotienten 1 20 . InArabien, Indien, Neüholland und Weſtafrika, innerhalb der Wendekreiſe,iſt er 1 26 . Humboldt’s Herbarien von Amerika geben nur 1 38 ; aberdort ſind auch die Farrnkraüter ſelten in den ſehr breiten Stromthälernund auf den öden Bergebenen der Andes, wo ſich der berühmte Reiſendemit ſeinem Freünde Bonpland lange aufzuhalten genöthigt ſah. NachDecandolle machen die Filices
der Kryptog. aller Pflanzen der Kryptog. aller Pflanzen
Am Congo .... 0,66 0,36 In Frankreich .. 0,10 0,066
Norfolk-Inſel .. 0,66 0,22 „ Deütſchland . 0,11 0,008
Triſtan da Cunha 0,34 0,23 „ Labrador .. 0 0
In der gemäßigten Zone überhaupt iſt, nach Humboldt’s Beſtim-mung, der Koeffizient der Farrnkraüter 1 70 in Bezug auf alle Pflanzen;aüßerſt ſelten iſt dieſe Pflanzengruppe auf dem Atlas und fehlt in Ägyp-ten faſt ganz. 2tes Geſetz: Das Verhältniß der Dikotyledonen gegen die Monoko-tyledonen nimmt zu, wie man ſich dem Äquator nähert. Dieſes Geſetzläßt ſich auch ſo ausdrücken: Je mehr man ſich dem Gleicher nähert,deſto mehr ſind die Pflanzen mit zahlreichen und complicirten Organenbegabt, mithin ſind auch ihre phyſiologiſchen Funktionen manchfaltiger,ſie erſcheinen dem Auge des Naturforſchers um ſo vollkommener. — Inder heißen Zone, bemerkt Hr. von Humboldt, ſchwankt das Verhältnißdieſer beiden Hauptabtheilungen der Phanerogamen, nach den verſchiede-nen Gegenden zwiſchen ⅕ und ⅙. Unter den 3880 Phanerogamen,welche er mit Bonpland in den Äquatorial-Ländern von Amerika ſam-melte, befinden ſich 654 Mono- und 3226 Dikotyledonen, die erſteren |48| machen alſo ⅙ aller phanerogamiſchen Gewächſe aus. In der Alten Welt(in Oſtindien, dem tropiſchen Afrika und Neüholland) iſt das Verhältniß⅕, nach Brown’s Beſtimmung. Für die gemäßigte Zone fand Hum-boldt, ſeinen eigenen Unterſuchungen und denen von Decandolle, demVater, zufolge, das Verhältniß der Monokotyledonen zu den Dikoty-ledonen:
In der Berberei ........ = 1:4,8
In Ägypten .......... = 1:5
Im Kaukaſus und der Krimm = 1:6
Im Königreich Neapel ..... = 1:4,7
In Venedig .......... = 1:4
In Frankreich ......... = 1:4,7
In Deütſchland ......... = 1:4
In der Schweiz ........ = 1:4,3
In Großbritannien ...... = 1:3,6
In Nordamerika ........ = 1:4,6
In der kalten Zone iſt das Verhältniß beider, und zwar in Lappland= 1:2,2, auf Island ebenfalls = 1:2,2, nach Schouw. Man ſieht, fügt Hr. von Humboldt hinzu, daß von den Tropen nachdem Pole die relative Vermehrung der Monokotyledonen ſehr regelmäßigiſt. Da ſie die Feüchtigkeit lieben, ſo finden ſie ſich zahlreicher auf denbritiſchen Inſeln, ſeltener in Ägypten und auf den öden Bergen desKaukaſus. In den Schweizer Alpen, oberhalb der Region der Rhodo-dendrons, verhalten ſich die Monokotylen zu den Phanerogamen = 1:7,während dies Verhältniß auf der Ebene, am Fuße der Alpen 1:4,3 iſt.— Der jüngere Decandolle hat die nachſtehende Tafel zur Begründungdes in Rede ſeienden Geſetzes gegeben:
Länder. Latitudo. Monokot. Dikotyl. Monokot.verhaltenſich: Dik. AnzahlderSpecies. Autoren.
Melville-Inſeln 75° bis 74° N. 20 47 1:2,3 67 Robert Brown.
Lappland ... 71 „ 64 156 340 1:2,2 496 Wahlenberg.
Labrador ... 58 „ 56 35 134 1:3,8 169 E. Meyer.
Schweden ... 63 „ 56 318 845 1:2,6 1163 Wahlenberg.
Nord-England *) 55° 249 788 1:3,1 1037 Winch.
Deütſchland . 55° bis 46° 549 2267 1:4,1 2876 Bluff, Fingerh.

*) Nach Henslow (bei Watſon) hat Großbritannien 359 Mono- und 1158Dikotyledonen; davon England beziehungsweiſe 322 und 1048, Schottland 276und 879 Species.
|49|
Länder. Latitudo. Monokot. Dikotyl. Monokot.verhaltenſich: Dik. AnzahlderSpecies. Autoren.
Frankreich .. 51° bis 41° N. 677 2937 1:4,3 3614 Del. und Duby.
Baleariſche Inſ. 40 „ 39 116 538 1:4,6 654 Cambaſſudes.
Berberei ... 36° 296 1300 1:4,0 1557 Desfontaines.
Madeira ... 34° bis 33° 84 327 1:3,9 411 v. Buch, Brown.
Canariſche Inſ. 29 „ 27 76 458 1:6,0 534 v. Buch.
Congo .... 9 „ 6 S. 113 460 1:4,0 573 Smith, Brown.
Tropiſch. Amer. 654 3226 1:4,9 3880 Humb. u. Bonpl.
Neüholland .. 11° bis 43° S. 860 2900 1:3,4 3760 Brown.
Norfolk-Inſel. 29° 25 77 1:3,0 152 Bauer, Endlich.
Neüſeeland .. 35° bis 47° 55 158 1:2,9 380 Richard.
Triſtan da Cunha 36° 14 21 1:1,5 110 D. Petit Th., Carm.
Falklands-Inſ. 51° bis 52° 39 80 1:2,0 119 D’Urville.
In dieſer Tabelle ſind die Farrnkraüter unter den Monokotyledonennicht mit inbegriffen. 3tes Geſetz: Die abſolute Zahl und das Verhältniß der holzigenGewächſe nimmt mit der Annäherung an den Äquator zu. Sie machennach Decandolle in Lappland 1 100 , in Frankreich 1 80 , in Guiana ⅕aller Phanerogamen; denn man zählt, wenn man nur die über zwei Fußhohen rechnet, deren in Lappland 35, in Frankreich 269, im wenig ge-kannten Guiana 225. 4tes Geſetz: Die nur ein Mal blühenden (ein- und zweijährigen)Pflanzen haben ihr Maximum in den gemäßigten Strichen und nehmengegen die Pole und den Äquator ab. Sie betragen in Lappland 1 30 ,in Frankreich ⅙. in Guiana 1 17 aller phanerogamiſchen Gewächſe. Was die Vertheilung der Familien betrifft, ſo ſind die ſehr arten-reichen der Compoſiten, Leguminoſen, Gramineen auf der ganzen Erde;ihr Zu- oder Abnehmen nach den Parallelkreiſen iſt aber nicht ſo be-ſtimmt, als das der großen Klaſſen der Mono- und Dikotyledonen: ſohat Aſien unter gleicher Latitudo weniger Compoſiten als Amerika. Hr.von Humboldt hat, in ſeiner berühmten Denkſchrift, die wichtigeren Fa-milien folgendermaßen verglichen: Die ſpelzblüthigen Pflanzen, Glumaceen, die drei vereinigten Fa-milien der Junceen, Cyperaceen und Gramineen: Unter den Tropen ⅒;in der temperirten Zone ⅛; in der kalten Zone ¼. Die Vermehrung gegen den Norden rührt von den Simſen undHalbgräſern her, die, im Verhältniß zu den übrigen Phanerogamen, in |50| den temperirten Zonen und unter den Tropen ſeltener ſind. Vergleichtman die Arten, welche zu den drei Familien gehören, ſo findet ſich, daßdie Gräſer, Halbgräſer und Simſen, zwiſchen den Wendekreiſen ſich wiedie Zahlen 25, 7, 1, in dem gemäßigten Erdgürtel der Alten Welt wie 7, 5, 1, und unter dem Polarkreis wie 2⅖, 2⅗, 1 verhalten. InLappland giebt es eben ſo viele Gramineen als Cyperaceen; von dortgegen den Äquator vermindern ſich die Junceen und Cyperaceen weit ſtär-ker als die Gramineen, und die Simſenform geht unter den Tropen faſtganz verloren. Junceen allein: Tropen 1 400 ; Temper. 1 90 ; Kalte Z. 1 25 ; (Deütſch-land 1 94 , Frankreich 1 86 ). Cyperaceen allein: Tropiſches Amerika, kaum 1 57 ; Weſtafrika 1 18 ;Indien 1 25 ; Neüholland 1 14 . — Temperirte Zone, vielleicht 1 20 (Deütſchland 1 18 , Frankreich, immer nach Decandolle’s Arbei-ten, 1 27 , Dänemark 1 16 ). Kalte Zone ⅑; dies iſt das Ver-hältniß, welches in Lappland und Kamtſchatka gefunden wor-den iſt. Gramineen allein: Für die Tropen hat Humboldt 1 13 angenommen.Brown findet für Weſtafrika 1 12 , für Indien 1 12 . Hornemannblieb für denſelben Theil von Afrika bei ⅒ ſtehen. — Tempe-rirte Zone: Deütſchland 1 13 , Frankreich 1 13 . Kalte Zone ⅒. Compoſiten. Vermengt man die Pflanzen der Ebenen mit denGebirgspflanzen, ſo fanden A. von Humboldt und Bonpland im tropiſchenAmerika ⅙ bis ⅐; allein auf 534 Compoſiten ihrer Herbarien kommennur 94, welche vom ebenen Lande bis zur Höhe von 500 t wachſen, wodie mittlere Temperatur noch 21°,8 beträgt, gleich der von Cairo, Algierund der Inſel Madeira. Von den Äquatorial-Ebenen bis zu 1000 t Höhe,wo noch die mittlere Wärme von Neapel herrſcht, ſammelten die beidenReiſenden 265 Compofiten. Das zuletzt genannte Reſultat giebt das Ver-hältniß der Compoſiten in den Regionen des tropiſchen Amerika oberhalb 1000 t gleich ⅑ bis ⅒. Dieſer Werth iſt ſehr merkwürdig, weil er be-weist, daß innerhalb der Wendekreiſe, in der ſehr niedrigen und ſehrheißen Region des Neüen Kontinents es weniger, in der ſubalpiniſchenund temperirten Region dagegen es mehr Compoſiten giebt, als unterdenſelben Bedingungen in der Alten Welt. Brown findet für den Congound Sierra Leone 1 23 ; für Indien und Neüholland 1 16 . Was die tem-perirte Zone betrifft, ſo bilden daſelbſt die Compoſiten in Amerika ⅙(und das iſt vielleicht auch im tropiſchen Amerika das Verhältniß derCompoſiten auf ſehr hohen Gebirgen zu der ganzen Maſſe der alpiniſchen |51| Phanerogamen); am Kap der guten Hoffnung 1 15 ; in Frankreich ⅐(eigentlich 2 15 ); in Deütſchland ⅛. Innerhalb der kalten Zone findenwir die Compoſiten in Kamtſchatka mit dem Quotienten 1 13 ; in Lapplandmit 1 13 . Leguminoſen oder Hülſenpflanzen. Unter den Tropen, in Ame-rika 1 12 ; in Indien ⅑; in Neüholland ⅑; im weſtlichen Afrika ⅛.Innerhalb der gemäßigten Zone, in Frankreich 1 16 ; in Deütſchland 1 20 ;in Nordamerika 1 19 ; in Sibirien 1 34 . In der kalten Zone 1 35 . Labiaten oder Lippenblüthige (Labieen). Innerhalb der Wende-kreiſe 1 40 . In der gemäßigten Zone: Nordamerika 1 40 ; Deütſchland 1 26 ;Frankreich 1 24 . In der kalten Zone 1 70 . Die Seltenheit dieſer Familie,ſo wie auch der kreüzblüthigen in der temperirten Zone der Neüen Weltiſt eine ſehr auffallende Erſcheinung. Malvaceen. Unter den Tropen, in Amerika 1 47 ; in Indien undWeſtafrika 1 34 ; an der Küſte von Guinea allein 1 20 . In der gemäßig-ten Zone 1 200 . In der kalten Zone 0. Cruziferen oder kreüzblüthige. Es kommen deren faſt gar keineunter den Tropen vor, wenn man abſieht von den Gebirgsregionen ober-halb 1200 t bis 1700 t . In Deütſchland 1 18 , in Frankreich 1 19 , in Nord-Amerika 1 62 . Rubiaceen. Ohne die Familie in mehrere Abtheilungen zu zer-legen, findet man für die Tropen, in Amerika 1 29 , im weſtlichen Afrika 1 14 ; für die gemäßigte Zone, in Deütſchland 1 70 , in Frankreich 1 73 ;für die kalte Zone, in Lappland 1 80 . Brown theilt die große Familieder Rubiaceen in zwei Gruppen, welche ſehr beſtimmte klimatiſche Ver-hältniſſe darbieten. Die Gruppe der Stellaten, oder Sternblättrigen,ohne zwiſchengeſtellte Afterblätter, gehört hauptſächlich der gemäßigtenZone an, und fehlt, außer auf den Gebirgskämmen, faſt ganz innerhalbder Wendekreiſe. Die Gruppe der Rubiaceen mit gegenſtändigen Blät-tern und mit Afterblättchen gehört ganz beſonders der Äquinoxial-Zonean. Kunth hat die große Familie der Rubiaceen in ſieben Gruppen zer-legt (Handbuch der Botanik, S. 468), von denen eine einzige, die derCoffeaceen, ⅓ aller Rubiaceen des tropiſchen Amerika ausmacht. Eüphorbiaceen. Innerhalb der Tropen: Amerika 1 35 ; Indienund Neüholland 1 30 ; Weſtafrika 1 28 . Temperirte Zone: Frankreich 1 70 ;Deütſchland 1 100 . Kalte Zone: Lappland 1 500 . Ericeen und Rhododendra. Unter den Tropen: in Amerika 1 130 . In der gemäßigten Zone: Deütſchland 1 90 ; Frankreich 1 125 ; Nord-Amerika 1 36 . Kalte Zone: Lappland 1 25 . |52| Amentaceen, Kätzchentragende. Im tropiſchen Amerika 1 800 . Inder gemäßigten Zone: Frankreich 1 50 ; Deütſchland 1 40 ; Nordamerika 1 25 .Kalte Zone: in Lappland 1 20 . Umbelliferen, Doldenpflanzen, werden innerhalb der Tropen un-terhalb 1200 t Höhe faſt gar nicht gefunden; zählt man aber im äqui-noxialen Amerika die Ebenen und das Hochgebirge zuſammen, ſo ergiebtſich das Verhältniß 1 500 . In der gemäßigten Zone kommen ſie weitzahlreicher in der Alten als in der Neüen Welt vor: Frankreich 1 34 ,Nordamerika 1 57 , Lappland 1 60 . Vergleicht man Amerika mit der Alten Welt, ſo findet man dort,innerhalb der Wendekreiſe, im Allgemeinen weniger Cyperaceen und Ru-biaceen, und mehr Compoſiten; in der gemäßigten Zone weniger Labiatenund Cruciferen, und mehr Compoſiten, Ericeen und Amentaceen, als inden korreſpondirenden Zonen der Alten Welt. Die Familien, welche vomÄquator gegen den Pol zunehmen (nach der Methode der Bruchzahlen),ſind die Glumaceen, Ericeen und Amentaceen; die vom Pol nach demÄquator zunehmenden Familien ſind die Leguminoſen, Rubiaceen, Eüphor-biaceen und Malvaceen; die Familien endlich, welche das Maximum inder gemäßigten Zone zu erreichen ſcheinen, ſind die Compoſiten, Labiaten,Umbelliferen und Cruciferen. — Hr. von Humboldt hat die Hauptreſul-tate ſeiner Arbeit in folgender Tabelle überſichtlich zuſammengeſtellt:
Pflanzen-Gruppen,gegründet aufdie Ähnlichkeitder Formen. Verhältniſſe der Gruppen und Familien zur ganzen Maſſe der Phanerogamenin mehr oder minder großen Landſtrichen der RichtungderZunahme.
Heißen Zone;Lat. 0° bis 10°Höhe von 0 bis 750 t . Gemäßigten Zone;Lat. 45° bis 52°. Kalten Zone;Lat. 67° bis 70°.
Mittl. Temp. 28° bis 20° C. 10° bis 13°. 0° bis + 1° C.
Agamen (Farrn-kraüter, Flech-ten, Mooſe,Pilze) ... Ebenes Land 1:15 = 0,06 Gebirge .. 1:5 = 0,20 1:2 = 0,50 1:1 = 10
Farrnkraüterallein ... Wenig bergiges Land 1:20 = 0,05 Sehr bergig 1:3 bis 1:8 = 0,12 1:70 = 0,014 1:25 = 0,04 ← →
Monokotyledo-nen .... Alte Welt 1:5 = 0,20 Neüe Welt 1:6 = 0,16 1:4 = 0,25 1:3 = 0,33
Glumaceen(Junceen, Cy-per., Gram.) 1:11 = 0,09 1:8 = 0,125 1:4 = 0,25
Junceen allein 1:400 = 0,002 1:90 = 0,011 1:23 = 0,04
|53|
Pflanzen-Gruppen,gegründet aufdie Ähnlichkeitder Formen. Verhältniſſe der Gruppen und Familien zur ganzen Maſſe der Phanerogamenin mehr oder minder großen Landſtrichen der Richtungder Zunahme.
Heißen Zone;Lat. 0° bis 10°Höhe von 0 bis 750 t . Gemäßigten Zone;Lat. 45° bis 52°. Kalten Zone;Lat. 67° bis 70°.
Mittl. Temp. 28° bis 20° C. 10° bis 13°. 0° bis + 1° C.
Cyperaceenallein .. Alte Welt 1:22 = 0,045 Neüe Welt 1:50 = 0,02, 1:20 = 0,050 1:9 = 0,11
Gramineenallein 1:14 = 0,07 1:12 = 0,082 1:10 = 0,10
Compoſiten . Alte Welt 1:18 = 0,05 Neüe Welt 1:12 = 0,08 Alte Welt 1:8 = 0,12 Neüe Welt 1:6 = 0,16 1:13 = 0,076 → ←
Leguminoſen 1:10 = 0,10 1:18 = 0,055 1:35 = 0,028
Rubiaceen . Alte Welt 1:14 = 0,07 Neüe Welt 1:25 = 0,04 1:60 = 0,016 1:80 = 0,012
Eüphorbiaceen 1:32 = 0,03 1:80 = 0,012 1:500 = 0,002
Labiaten .. 1:40 = 0,025 Amerika .. 1:40 = 0,02 Eüropa .. 1:25 = 0,04 1:70 = 0,014 → ←
Malvaceen . 1:35 = 0,028 1:200 = 0,004 0
Ericeen undRhododendrous 1:130 = 0,007 Eüropa 1:100 = 0,010 Amerika 1:36 = 0,027 1:25 = 0,04
Amentaceen . 1:800 = 0,0012 Eüropa .. 1:45 = 0,022 Amerika . 1:25 = 0,04 1:20 = 0,05
Umbelliferen 1:500 = 0,002 1:40 = 0,025 1:60 = 0,015 → ←
Cruciferen . 1:800 = 0,0012 Eüropa .. 1:18 = 0,055 Amerika . 1:60 = 0,015 1:24 = 0,041 → ←
Erklärung der Zeichen: – ↗ Der Nenner des Bruchs nimmt ab vom Äquator gegen den Nordpol.
↙ Der Nenner vermindert ſich gegen den Äquator.
→ ← Der Nenner vermindert ſich vom Nordpol und vom Äquatorgegen die temperirte Zone.
← → Der Nenner nimmt ab gegen den Äquator und gegen den Nordpol.
Die in der vorſtehenden Tabelle zuſammengedrängten Reſultate vonHumboldt’s botaniſch-arithmetiſchen Unterſuchungen *) haben, wie der ge-lehrte Verfaſſer bemerkt, auf Geſetze geführt, die für beſtimmte Zonengelten. Wir ſehen Pflanzengruppen und Familien gegen die Pole zu rei-cher an Arten werden, andere gegen den Äquator zunehmen; noch andere,
*) Sie ſind ſpäter von Humboldt ſelbſt, von Schouw, Mirbel, Beilſchmied,Philippi u. A. weiter ausgeführt worden; daher die Abweichungen, welche ſich imVerlauf unſerer Darſtellung ergeben dürften.
|54| wie die Lippenblüthigen, Dolden- und Kreüzblüthigen, ſehen wir in dergemäßigten Zone am meiſten verbreitet und von da aus nach beiden Sei-ten ſeltener werden. Kennt man dies Geſetz einer beſtimmten Familiefür eine gegebene Zone, und weiß man die Zahl der Arten dieſer Fami-lie, z. B. der Gräſer, die in dieſer Zone oder in dieſem Lande wachſen,ſo kann man nicht nur die Geſammtzahl aller dort einheimiſchen Phane-rogamen, ſondern auch die Menge der Arten einer andern Familie, als:der Lippenblüthigen, der Doldenträger u. ſ. w., mit Hülfe der obigen Tabelleohne große Rechnung finden.
Die gemäßigte Zone von Nordamerika wird zwar nicht reicher ſeinan Arten, als der gleichnamige Gürtel auf unſerer Hemiſphäre, ſie zeich-net ſich aber durch Pracht der Gewächſe aus. Wo findet man auf demKontinent von Eüropa, beſonders zwiſchen den Parallelen von Lat. 43°und 45°, Baüme, deren Blüthen drei bis acht Zoll, und derenBlätter ein bis zwei Fuß lang ſind, wie Magnolia tripetala und M.glauca, die wegen ihrer großen, weißen Blüthen und glänzenden Blätterzu den ſchönſten bekannten Baümen gehören? In einer Zone, derenmittlere Temperatur der Jahreswärme von Paris oder Berlin entſpricht,wächst der Tulpenbaum (Liriodendron tupilifera) in der Neüen Weltwild mit einem Stamme, der eine Höhe von achtzig, ja hundertvierzigFuß erreicht. Noch drei andere Magnolien gedeihen in Nordamerikawild faſt bis zum Parallel von 40° N.; ſo die großblättrige bis Lat.35½°, M. macrophylla bis Lat. 36° 10′, M. auriculata bis 38° 40′ N.Zwei Laurineen, Paſſifloren, Bignonia radicans, Arten von Croton,Cymbidia, Limodora, Caſſia, Cactus Opuntia kommen in dem Gürtelzwiſchen Lat. 38° und 40° N. fort, der, wegen ſeiner Winterkälte, mitdem Klima von London korreſpondirt. Fehlen uns dieſe Pflanzenfor-men, fragt Hr. von Humboldt, weil das Mittelmeer uns von Afrika ab-ſchnitt? Der Balſambaum, Liquidambar Styraciflua, konnte ſich inAmerika von den Gebirgsabhängen in Lat. 18° bis 19° N. bis in dieEbenen von Boſton und Portsmouth, Lat. 43½° N., verbreiten. Nord-Amerika hat 137 Baüme, deren Stamm über dreißig Fuß hoch wird;ganz Eüropa zählt deren kaum 45. Die karakteriſtiſche Vermengung äquinoktialer Pflanzenformen mitden nördlichen, welche wir in Virginien, Carolina und Georgia finden,wiederholt ſich auch an den Oſtgeſtaden der Alten Welt, in Japan, Lat.33° bis 36° N., wo es im Winter friert, und wo dennoch in Wäldernund auf Ebenen Bambus, Sagu (Cyeas revoluta), Pinus sylvestris, |55| P. cembra, Mimosa arborea, Chamaerops excelsa, Begonien und Epi-dendraceen freündſchaftlich neben einander wachſen. Die gemäßigten Erdſtriche auf der ſüdlichen Halbkugel, in Afrika,Auſtralien und Amerika verhalten ſich an Größe wie 4:9 und 10. Siehaben, durch Seeluft in ihrem Winter gemildert, im Allgemeinen nochweiter gegen den Pol tropiſche Baüme, als die nördliche Hemiſphäre,z. B. baumartige Farrnkraüter und paraſitiſche Orchideen bis Lat. 46° S.Von den Coniferen, oder Zapfenbaümen, deren Richard 17 Gattungenzählt, kommen an der Oſtküſte von Auſtralien, in der Nähe des Stein-bock-Wendekreiſes, nur Ephedra, Altingia und Araucaria vor. Dieheiße Zone hat dagegen die verwandte Familie der Cykadeen in Menge.Die Strobuliferen oder Abietineen (die Kiefern, Fichten, Tannen ꝛc.), unddie Galbuliferen oder Cupreſſineen (Wachholder, Cypreſſe, Taxus, Lebens-baum ꝛc.), ſcheinen den Norden, die Podocarpeen, Araucarieen, und Cali-tris der Cupreſſineen die ſüdliche Halbkugel vorzuziehen; Südamerika hat Araucaria und Podocarpus, aber gar keine Kiefern und Tannen, wasA. von Humboldt um ſo auffallender war, als jenſeits der Landenge vonPanama, gegen Norden, auf dem Hochlande von Mejico, ſo wie auch inCanada, alſo in der heißen und in der gemäßigten Zone, dichte Wäldervon Zapfenbaümen auftreten, die mit Tannen, Wachholder, Cypreſſen undTaxus vermiſcht ſind. Die Coniferen machen, wie die ſpelzblüthigen Monokotyledonen, gegenden Pol und auf Berggipfeln, faſt die Gränze der baumartigen Gewächſe.Auf Neü-Caledonien und der Norfolk-Inſel fand man Araucaria excelsa, und von Auſtraliens Gattung Podocarpus haben ſich eine oder zwei Ar-ten, als Koloniſten, am Geſtade von Chili eingefunden. Solch’ eineÜbereinſtimmung der Pflanzen des weſtlichen Amerika’s mit denen desöſtlichen Auſtraliens ſieht man auch an den amerikaniſchen Proteaceen,die mit den afrikaniſchen weniger verwandt ſind, als mit denen derSüdländer. Schouw hat die folgenden Überſichten der Vegetationsverſchiedenheitengegeben, und zwar zunächſt in Abſicht auf

I. Die geographiſche Breite.

1) Die karakteriſirenden Pflanzenfamilien der verſchiede-nen Zonen. 1. — Der heißen Zone gehören faſt ausſchließlich an, und habenaußerhalb derſelben höchſtens nur einzelne Repräſentanten, die Familien |56| Palmae, Musae, Scitamineae, Piperaceae, Nopaleae, Melastomeae,Meliaceae, Guttiferae, Sapindaceae, Anonaceae. 2. — Folgende Familien haben zwar in der heißen Zone ihr Maxi-mum, kommen aber in der wärmeren temperirten Zone ſo haüfig vor,daß man die dort wachſenden Arten nicht als bloße Repräſentanten be-trachten kann: Aroideae, Laurineae, Apocyneae, Terebinthaceae,Aurantia. 3. — Die nachſtehenden Familien haben ihr Maximum ebenfalls inder heißen Zone, kommen aber bis zum Polarkreiſe vor: Filices (derenMaximum eigentlich bei den Wendekreiſen zu ſein ſcheint), Urticeae,Euphorbiaceae, Solaneae, Convolvulaceae, Leguminosae (wovon diezwei Gruppen Cassieae und Mimoseae faſt rein tropiſch ſind), Mal-vaceae. 4. — Von folgenden großen Familien ſind eine oder mehrere Grup-pen tropiſch, andere nicht: Von den Gräſern ſind die Sippſchaften Pani-ceae, Stipaceae, Chlorideae, Saccharineae, Oryzeae, Olyreae und Bambusaceae nach Kunth entweder ganz tropiſch, oder haben in derheißen Zone ihr Maximum. Von den Cyperaceen gilt dies von deneigentlichen Cyperaceis. Von den Orchideen iſt es mit den Epidendra-ceis der Fall. Von den Labiaten gehören hierher Verbenaceae; vonden Boragineen die non nuciferae; von den Rubiaceen diejenigen, welchenicht zu den Stellatis gehören. 5. — Im wärmeren Theil der temperirten Zone haben folgende Fa-milien ihr Maximum: Restiaceae, Liliaceae, Irideae, Thymelae, Pro-teaceae, Chenopodeae, Asperifoliae L. oder Boragineae nuciferae,Labiatae, Ericaceae, Compositae, Stellatae L. oder Rubiaceae stella-tae, Ficoideae (Mesembryanthemum, Tetragonia etc.), Myrtineae, Ge-ranieae, Coryophylleae. 6. — In der gemäßigten Zone überhaupt, ohne merklichen Unter-ſchied des kälteren und wärmeren Theils derſelben, haben ihr Maximum: Coniferae, Amentaceae, Campanulaceae, Umbelliferae, Rosaceae,Cruciferae, Ranunculaceae, und von den Gräſern die Gruppen: Bro-meae, Agrostideae, Hordeaceae Kth. 7. — In dem kältern Theil der gemäßigten, ſo wie in der ſubpola-ren Zone ſcheinen die Pilze und von den Halbgräſern die Cariceen einengrößern Quotient zu bilden. 8. — In der Polarzone ſcheinen ihr Maximum zu haben: Lichene-sae, Musci, Saxifrageae; von den Gentianeen Sectio 1ma R. Brown; von den Caryophylleen die Gruppe Alsineae DC.; von den Amentaceon |57| die Gruppe Saliceae Rich. Die meiſten dieſer Familien auch in derAlpenregion der temperirten Zone. 2) Die durch Zahl der Arten herrſchenden Familien ſind(vergleiche die obige Tabelle von Humboldt): 1. — In der heißen Zone: Leguminosae, Gramina, Rubiaceae,Compositae, Euphorbiaceae, Urticeae, und zwar in der hier gewähltenReihenfolge. Doch finden in den verſchiedenen Kontinenten und den ver-ſchiedenen Gegenden einige Abänderungen Statt. 2. — Im wärmeren Theil der gemäßigten Zone ſind die zahlreichſtenFamilien: Compositae, Leguminosae, Gramineae, und zwar in dernördlichen Hemiſphäre in dieſer Folge; in der ſüdlichen auch im Kap-lande; im Feſtland von Auſtralien aber übertreffen die Leguminoſen dieCompoſiten an Zahl. Nach dieſen drei Familien folgen in der nördlichenHalbkugel des Alten Kontinents: Labiatae, Caryophylleae, Cruciferae,Umbelliferae, und die Zahlen dieſer vier Familien weichen unter ſichnur wenig ab; in der Neüen Welt ſind es aber Amentaceae, Rosaceae,Cyperaceae, Vacciniaceae DC. In der ſüdlichen Halbkugel, und zwarim Kaplande: Geraniaceae, Ericaceae, Ficoideae, Proteaceae (die viel-leicht ſogar die Gramineen übertreffen); im Kontinent von Auſtralien: Myrtineae, Proteaceae, Cyperaceae, Epacrideae. 3. — Im kältern Theil der temperirten Zone ſind, wenigſtens inEüropa und Aſten: Gramineae, Compositae, Cyperaceae, Legumino-sae, Cruciferae, Amentaceae, Rosaceae, Umbelliferae und Caryo-phylleae die zahlreichſten Familien. In Nordamerika treten die Um-belliferen und Cruciferen ſehr zurück, die Amentaceen dagegen erhalteneinen höheren Platz. 4. — In der Polarzone ſcheinen unter den Phanerogamen Cypera-ceae (nämlich Cariceae), Gramineae, Compositae, Caryophylleae(Alsineae), Amentaceae (Saliceae) und Saxifrageae die größte Zahlvon Arten zu haben; doch werden alle dieſe Familien von den Mooſenund Flechten übertroffen. 3) Durch Zahl und Größe der Individuen (Maſſe der Vege-tation) herrſchen vor: 1. — In der heißen Zone wol die artenreichſten Familien überhaupt,weil dort, wie wir weiter unten näher ſehen werden, wenige geſelligePflanzen ſind. 2. — In der gemäßigten Zone: Gramineae und Amentaceae; imkältern Theil zugleich Coniferae; dann in der Alten Welt wol Erica-ceae; am Südrande von Afrika gewiß Proteaceae, Ericaceae, Ficoi- |58| deae, Irideae; im auſtraliſchen Feſtlande Proteaceae, Myrtineae, Epa-crideae. 3. — In den Polarländern bilden wahrſcheinlich die Gramina, Ca-riceae und Amentaceae den größten Theil der Vegetationsmaſſe. Die Zahl der holzartigen Gewächſe nimmt gegen den Äquator be-deütend zu. Die meiſten Familien, welche oben als der heißen Zoneeigenthümlich angeführt wurden, ſchließen nur Baüme und Straücher ein,und Familien, deren Arten in der gemäßigten Zone entweder völlig odergrößtentheils Kraüter ſind, wachſen unter den Tropen zu Straüchern undBaümen heran, wie die Leguminoſen, deren zwei tropiſche Gruppen Mi-moſeen und Caſſieen nur aus holzartigen Gewächſen beſtehen, die Mal-vaceen, Compoſiten und Farrnkraüter; ja ſelbſt Gräſer nähern ſich dortder Baumform. Zu den karakteriſtiſchen Zügen der Vegetation in der gemäßigtenund kalten Zone gehört, nach Schouw’s fernerer Darſtellung, auch derLaubfall. Während in der heißen Zone die Baüme und Straücher ihreBlätter das ganze Jahr hindurch behalten, fallen ſie in der gemäßigtenZone, beſonders in dem kältern Theil derſelben, ſo wie in der Polarzoneim Herbſte ab, und kommen im nächſten Frühling wieder zum Vorſchein.Nur die Nadelbaüme machen hiervon eine Ausnahme. Im wärmerenTheil der temperirten Zone zeigt ſich jedoch immer mehr und mehr dieAnnäherung zu der heißen, indem die Zahl der immergrünen Baümeund Straücher gegen Süden allmälig zunimmt. Die Blätter wachſen, je mehr man ſich dem Äquator nähert, anGröße, beſonders an Breite; ſo die großen Blätter der Palmen, undBananengewächſe, die vielen breitblättrigen Baüme aus den Familiender Anonaceen, Malvaceen, Melaſtomaceen; die Blätter werden auch zu-ſammengeſetzter, wie bei den Mimoſeen und andern tropiſchen Familien.Auch die Blumen werden dort größer; die größten bekannten ſind woldie der zur Familie der Aſarineen gehörenden Aristolochia, von denenHumboldt ſagt, eine einzige habe vier Fuß Umfang und die indiſchenKnaben zögen ſich dieſelbe bei ihren Spielen über den Scheitel; ſo wiedie Blüthe der Rafflesia, auf Djava, die faſt drei engl. Fuß Durchmeſſerhat und vierzehn Pfund wiegt. Außer dieſen haben die größten Blüthender Welt: Datura, Barringtonia, Carolinea, Nelumbium, Gustavia,Lecythis, Lisianthus, Magnolia und die Liliengewächſe. Auch an hohen,lebhaften Farben der Blumen übertreffen die Tropenpflanzen die Gewächſeder andern Zonen, obwol die Blumen der Polarzone ein reines Coloritbeſitzen; dagegen ſind in dem kältern Theil der temperirten Zone die |59| ſchmutzigen, blaſſen Farben vorherrſchend. Überhaupt nehmen die Pflan-zenformen an Vollkommenheit und höherer Entwickelung zu, je mehrman ſich dem Äquator, der Fülle der Wärme und der Feüchtigkeit,nähert. — Hinſichts

II. Der Vegetations-Verſchiedenheiten, welche ſich auf diegeographiſche Länge

gründen, führt Schouw folgende Thatſacheu an, die er in der Richtungvon Norden nach Süden aufzählt: 1) Polarzone. In dieſer Zone, ſo wie auch in den ſubpolarenLändern, iſt, nach Schouw, der Unterſchied der Vegetation auf verſchiede-nen Meridianen ſehr gering. Aus den Zahlenverhältniſſen der Pflanzen-familien auf der Oſtküſte von Labrador, Lat. 56° — 58° N., dann derMelville-Inſel, Lat. 75° N., ſo wie des mittleren Theils des arktiſchenAmerika und endlich Lapplands, welche E. Meyer berechnet hat, denenwir noch die Loffoden, Lat. 68° N., nach Leſſing’s vergleichender Flora,hinzufügen, ſchien hervorzugehen, daß nicht dieſelben Familien in allenarktiſchen Ländern im Verhältniſſe ihrer Artenzahl vorherrſchen, ſondernverſchiedene den Karakter der einzelnen Floren bedingen; die artenreich-ſten folgen nämlich, jenen Verhältniſſen zufolge, in nachſtehenden Reihenauf einander: |Spaltenumbruch|
Labrador:
1. Ericineae.
2. Gramineae.
3. Compositae.
4. Rosaceae.
5. Amentaceae.
6. Caryophylleae.
7. Scrofularinae.
8.{ Cyperoideae.Saxifrageae.
9.{ Junceae.Cruciferae.Ranunculaceae.
etc.
|Spaltenumbruch|
Melville-Inſel:
1. Gramineae.
2. Saxifrageae.
3. Cruciferae.
4.{ Compositae.Caryophylleae.Ranunculaceae.
5.{ Cyperoideae.Rosaceae.
6.{ Junceae.Polygoneae.Leguminosae.
etc.
|Spaltenumbruch|
Arkt. Amerika:
1. Compositae.
2. Cyperoideae.
3. Rosaceae.
4.{ Amentaceae.Cruciferae.
5.{ Gramineae.Ranunculaceae.
6. Leguminosae.
7. Ericineae.
8. Caryophylleae.
9.{ Scrofularinae.Saxifrageae.
etc.
|Spaltenumbruch|
Lappland:
1. Cyperoideae.
2. Gramineae.
3. Compositae.
4. Caryophyileae.
5. Amentaceae.
6. Cruciferae.
7.{ Ericineae.Rosaceae.
8.{ Junceae.Ranuncul.
9. Scrofularinae.
10. Leguminosae.
11. Saxifrageae.
etc.
|Spaltenumbruch|
Loffoden:
1. Gramineae.
2.{ Cyperoideae.Compositae.
3. Rosaceae.
4.{ Caryophylleae.Scrofularinae.
5.{ Saxifrageae.Polygoneae.
6.{ Ranunculaceae.Leguminosae.Filices.
7.{ Cruciferae.Ericineae etc.
8. Labiatae.
etc.
Denn es verhalten ſich in den genannten fünf Landſchaften, z. B. die
Gräſer = 1:10,5 1:4,8 1:19,0 1:10,1 1:10
Saxifr. = 1:24,1 1:6,7 1:37,2 1:38,3 1:33 ꝛc.
|60| Doch bilden alle jene artenreichſten den Geſammt-Karakter der ganzenarktiſchen Flora. Auch dürfte, nach Beilſchmieds Bemerkung, jene Ver-hältniß-Abweichung, z. B. der Gräſer, in der That wol nicht ſo großſein, denn der Umſtand, deſſen auch Meyer erwähnt, daß das minderAnſehnliche von Reiſenden nicht gerade zuerſt geſammelt wird, und danndie Zeit, in welcher die Reiſenden dieſen und jenen Landſtrich berühren,können etwas Einfluß gehabt haben, z. B. auf die geringe Zahl der mit-gebrachten Gräſer des arktiſchen Amerika, die nur 1 19 ausmachen.Dieſe Vermuthung wird durch Meyer’s fernere Unterſuchungen verſtärkt,woraus ſich ergiebt, daß zwar 1) die größere Anzahl in gleichem Parallel-kreis um den Pol ganz herumgeht, theils als bloße arktiſche Pflanzen,theils auch als Pflanzen, die der gemäßigten Zone gemeinſam ſind; an-dere hingegen, nicht alle Längengrade durchlaufend, eine mehr oder min-der große Lücke laſſen, die bald in Eüropa, bald in Aſien ꝛc. liegt; daßaber dann 2) unter denen, die ihr Centrum in Eüropa haben, viel Grä-ſer aufgezeichnet ſind, hingegen gerade die Lücke vieler Gräſer und ande-rer Spelzblüthigen auf die mittleren Gegenden des arktiſchen Amerikatrifft; und wenn 3) einige Pflanzen, zwar nicht Gräſer, bis jetzt nochdoppelte Lücken zeigen, ſo dürften obige Verhältniß- Unterſchiede, wie dieMehrfachheit der Lücken, nicht immer in dem Fehlen der Pflanzen, ſondernzum Theil in dem Nichtſammeln den Grund haben, dagegen durch ſpä-tere Reiſen ſich verringern und der gemeinſame Karakter augenſchein-licher werden. 2) Nördliche gemäßigte Zone. Die Vegetationsverſchiedenhei-ten, welche, innerhalb dieſer Zone, durch die Differenzen in der Longitudobedingt werden, laſſen ſich von drei Geſichtspunkten betrachten: 1. — Zwiſchen dem weſtlichen Theil der Alten Welt (Eüropa) unddem öſtlichen der Neüen Welt zeigen ſich, außer den oben, nach Humboldtberührten, folgende: (1) Die Cruciferen, Umbelliferen, Caryophylleen und Labiaten ſindweit zahlreicher in der Alten Welt. Die zuerſt genannte Familiebildet in Nordamerika 1 67 , in Eüropa nach einer Mittelzahl 1 20 (Schouw). Die übrigen drei Familien verhalten ſich folgender-maßen:
Nordamerika. Frankreich. Dänemark.
Humb. Schouw. Humb. Schouw. Schouw.
Umbelliferen 1 57 1 54 1 20 1 21 1 23
Caryophylleen 1 72 1 54 1 22 1 23 1 21
Labiaten 1 40 1 36 1 24 1 23 1 23
|61| (2) Von den Compoſiten ſind die Gruppen Cichoriaceae und Cyna-rocephalae weit ſparſamer in Nordamerika, dagegen hat dieſesdie höchſt artenreichen Gattungen Aſter und Solidago, die daſelbſtfaſt ⅓ aller Compoſiten bilden. (3) Campanulaceen ſind weit mehr in der Alten Welt; Lobeliaceendagegen haüfiger in Amerika; beide Familien ſubſtituiren einander. (4) Eben ſo verhalten, ſich die Vaccinicen und Ericeen; letztere fehlenganz in der Neüen Welt. (5) Coniferen und Amentaceen ſind in Nordamerika weit artenreicher.Doch iſt in Hinſicht der Individuen der Unterſchied wol wenigerbedeütend; in beiden Kontinenten bilden die Baüme dieſer Familiendie Hauptmaſſe der Wälder. (6) In Nordamerika ſind, wie bereits oben, nach Hrn. von Humboldt,bemerkt wurde, Repräſentanten mehrerer tropiſchen Familien, diein Eüropa und Nordafrika entweder fehlen, oder doch weit ſpar-ſamer vorkommen. 2. — Sibiriens Vegetation hat weit mehr Ähnlichkeit mit der eüro-päiſchen; doch zeigt ſie in einzelnen Gattungen eine Annäherung an dienordamerikaniſche Flora, ſo in Robinia, Phlox, Aesculus u. a. DenHauptkarakter der ſibiriſchen Flora bilden: (1) Artenreichthum der Gattung Astragalus; (2) Daß Artemisiae in ihr ihr Maximum erreichen; (3) Reichthum an Salzpflanzen, meiſt Chenopodieen, bedingt durch denſalzigen Boden; (4) Daß Cucurbitaceen, Polygoneen, und vielleicht auch Cynarocepha-len in Sibirien zahlreicher ſind als ſonſtwo. 3. — Der dritte Geſichtspunkt, unter welchem die Vegetationsver-ſchiedenheiten in der gemäßigten Zone, rückſichtlich der Längendifferenzen,betrachtet werden können, betrifft, in Ermangelung der Kenntniſſe überdie Vegetation von China, die Flora der Japaniſchen Inſeln, auf diewir bereits oben, nach Anleitung des Hrn. von Humboldt, aufmerkſamgemacht haben. Dieſe Flora ſcheint von der des weſtlichen Theils derAlten Welt eben ſo verſchieden zu ſein, als die nordamerikaniſche es iſt.Unter 358 Gattungen kommen 270 oder ⅘ in Eüropa oder Nordafrikavor, und eine gleiche Anzahl trifft man in Nordamerika. Von den 88Gattungen, welche in den weſtlichen Gegenden der Alten Welt fehlen,kommen 43 in Nordamerika vor; die übrigen hat Japan größtentheilsmit Indien gemein. Andererſeits hat Japan und der Weſten der AltenWelt 30 Gattungen gemeinſchaftlich, welche in Amerika vermißt werden. |62| Des tropiſchen Anſtrichs, welchen die Vegetation der Japaniſchen Inſelnannimmt, iſt bereits erwähnt worden. 3) Die heiße Zone. Hier haben wir zunächſt zu vergleichen: 1. — Den tropiſchen Theil von Aſien mit dem äquinoxialen Ame-rika. Die meiſten Familien ſind zwar beiden Kontinenten gemeinſamund zwiſchen beiden ungefähr gleichförmig vertheilt; indeſſen zeigen ſichdoch auch Familien-Verſchiedenheiten, von welchen Schouw folgende alsdie wichtigſten aufzählt: (1) Die Opuntiaceen Kth., Nopaleen Juſſ., oder Cacteen DC., ſindnur in Amerika zu Hauſe. Daß Cact. Opuntia auch in Nord-Amerika vorkommt, iſt bereits oben erwähnt worden; James führtüberhaupt fünf Cacteen an, in der Gegend des Arkanſaw-Fluſſes. (2) Die Piperaceen, Melaſtomeen und Solaneen haben in der NeüenWelt entſchieden ihr Maximum. Erſtere haben in Amerika denQuotienten 1 33 , in Indien nur 1 157 ; Humboldt meint, daß ⅞ derPiperaceen in der weſtlichen Hemiſphäre vorkommen. Die Sola-neen bilden in Südamerika etwa 1 34 , in Indien 1 57 der Vegeta-tion. Auch die Boragineen ſind in der Neüen Welt zahlreicherals in der Alten, ihr Quotient iſt für Amerika 1 28 , für Indien 1 89 ; daſſelbe gilt von den Paſſifloreen, welche in Aſien aüßerſtſparſam vorkommen. (3) Weniger überwiegend ſind in Amerika die Rubiaceen, hier 1 19 ,Indien 1 29 ; die Compoſiten, dort 1 18 bis 1 19 , hier 1 33 bis 1 34 ,ſo wie die Palmen. Von den Farrnkraütern und Orchideen läßtſich dies nicht wol behaupten, denn, nach Wallich, bilden jene inNepal ⅒ der Vegetation, und auch dieſe ſind ſehr zahlreich. (4) Die Scitamineen haben in Aſien entſchieden das Maximum, 77gegen 3 amerikaniſche. (5) Die Leguminoſen ſind zahlreicher in Aſien, denn ihr Quotient iſtdaſelbſt ⅛, in Amerika wahrſcheinlich ⅒ bis 1 11 . Auch die Fa-milien der Tiliaceen, Cucurbitaceen (mit Ausſchluß der Paſſiflo-reen) und Labiaten ſcheinen in Aſien zahlreicher zu ſein. Die Tropenländer von Amerika haben im Ganzen mehr Eigenthüm-lichkeit als die korreſpondirenden Gegenden von Aſien. Amerika’s heißeZone, die feüchter iſt als die afrikaniſche und auſtraliſche, übertrifft hierinvielleicht auch die Tropenländer von Aſien. 2. — Unter den drei großen Feſtländern ſcheint Afrika, mindeſtensſeine Küſten, den geringſten Grad von Eigenthümlichkeit zu beſitzen. DieWeſtküſte liefert nicht eine einzige eigenthümliche Pflanzenfamilie, und |63| keine hat daſelbſt ein entſchiedenes Übergewicht; die Familien-Ähnlichkeitiſt größer mit Aſien als mit der Neüen Welt. Man vermißt dort dieämerikaniſchen Familien der Cacteen, Piperaceen, Palmen, Paſſifloreen,oder ſie haben nur wenige Repräſentanten. Dagegen ſind die Legumi-noſen weit zahlreicher als in Amerika, ja übertreffen ſogar um etwas dieaſiatiſchen. In der Familie der Rubiaceen giebt ſich eine Annäherungan die Neüe Welt zu erkennen; ihr Quotient iſt in Guinea 1 15 . Diegrößere Ähnlichkeit mit Aſien zeigt ſich nicht minder in den Gattungen;von allen guineiſchen kommen ⅔, ja faſt ¾ auch in Oſtindien vor; dochzeigen die Gattungen Schwenkia, Elais, Paullinia, Malpighia u. a. An-näherung zur amerikaniſchen Flora. Zu den eigenthümlichen Gattungengehört Adansonia, der gewaltige Baobab, oder Affenbrodbaum, der Rieſeunter den dickſtämmigen Baümen, deſſen Stamm bei 12 Fuß Höhe zu-weilen 30 Fuß im Durchmeſſer hat, und der, wie man aus eingeſchnitte-nen Jahreszahlen aus dem 15ten Jahrhundert in nur etwa fünf Fußdicken Stämmen berechnet hat, vielleicht mehrere Jahrtauſende alt ſeinmag, wenn er jene koloſſale Stärke hat. Der hohle Stamm giebt Woh-nungen für ganze, große Negerfamilien ab. 3. — Die innerhalb der Wendekreiſe liegenden Inſeln des GroßenOceans haben mehr Ähnlichkeit mit Oſtindien als mit Amerika; esſcheint auf ihnen keine eigenthümliche Familie und keine mit entſchiede-nem Maximum aufzutreten; die meiſten Arten aber ſind der Inſelwelteigenthümlich. 4. — Der tropiſche Theil des Feſtlandes von Auſtralien hat in ſeinerFlora große Ähnlichkeit mit der indiſchen. Selbſt mehrere Arten hatAuſtralien mit Oſtindien gemein. 4) Südliche gemäßigte Zone. Obgleich in der korreſpondiren-den Zone der nördlichen Hemiſphäre unter gleichem Parallel das Klimain den verſchiedenen Kontinenten ſo ſehr unter ſich abweicht, die Iſotherm-Kurven nämlich bedeütende Biegungen machen, und die Wärme-Verthei-lung ſo verſchieden iſt, während in der heißen Zone die Iſothermen mitdem Äquator parallel bleiben, ſo iſt dennoch die Vegetation umgekehrtnach den verſchiedenen Meridianen in gleicher Latitudo zwiſchen den Tro-pen weit mehr verſchieden, als außerhalb derſelben, was ſich wol zumTheil aus der größern Dürre Afrika’s erklärt. So nahm die Verſchie-denheit der Pflanzenwelt vom Nordpol bis zum Äquator immer mehrzu, und man würde, dem entſprechend, gegen den Südpol hin wieder mehrVerähnlichung der Floren in höhern Latituden erwarten; dies findet aberkeineswegs Statt. Die Erfahrung lehrt uns vielmehr, daß im Gegentheil |64| der Unterſchied der Kontinente in der ſüdlichen temperirten Zone größeriſt, als ſelbſt in der heißen, ein Phänomen, das Beilſchmied, wol mitRecht, dem großen, dazwiſchen liegenden Meere zuſchreibt. Vergleichtman zunächſt 1. — Das Kontinent von Auſtralien mit Südafrika, ſo findet ſich,daß: — (1) In Afrika die auſtraliſchen Familien der Epacrideen ( 1 24 derauſtraliſchen Phanerogamen), Caſuarineen, Stylidieen ( 1 68 in Au-ſtralien), Myoporineen, Tremandreen und Stackhouſeen gänzlichfehlen. An die Stelle der Epacrideen treten die verwandten Eri-caceen im Kaplande auf. (2) Die Myrtaceen, welche in Auſtralien durch Arten- und Individuen-Menge vorherrſchen (beſonders Eucalyptus, Melaleuca, Leptosper-mum), haben in Südafrika nur wenige Repräſentanten. (3) Von den Mimoſeen gilt daſſelbe, welche in Auſtralien durch die,dieſem Kontinent faſt eigenthümlichen, Akazien mit blattförmigenZweigen vorherrſchen. (4) Als Erſatz für jene auſtraliſchen, in Südafrika fehlenden Familienhat das Kapland die Ericeen ( 1 28 ) und die großen Gattungen Stapelia, Aloë u. a., welche in Auſtralien gänzlich vermißt werden. (5) Südafrika hat in Arten- und Individuen-Menge die in Auſtralienfaſt ganz fehlenden Iridieen ( 1 23 ), Geranieen ( 1 28 ), Oxalideen( 1 80 ), Ficoideen ( 1 34 meiſtens von der Gartung Mesembrianthe-mum), und andere Saftpflanzen, wie Stapelien ꝛc. (6) Die Compoſiten bilden in Südafrika faſt ⅕, in Auſtralien nur 1 12 bis 1 13 der Vegetation. Unter 437 auſtraliſchen Gattungen, welche Brown aufführt, kommennur 80 im Kaplande vor. Dieſer bedeütenden Verſchiedenheiten ungeachtet zeigen andererſeitsdie beiden Kontinente in vielen Stücken Übereinſtimmung. Ziemlich glei-ches Verhältniß haben in Südafrika und Auſtralien die großen und herr-ſchenden Familien der Proteaceen, Asphodeleen, Reſtiaceen, Polygaleenund Diosmeen, wodurch ſich dieſe Gegenden der ſüdlichen gemäßigtenZone von der temperirten Zone der nördlichen Hemiſphäre unterſcheiden,dagegen fehlen in Südafrika und Auſtralien die dieſe nördliche Zone ka-rakteriſirenden Familien der Cruciferen, Ranunculaceen, Roſaceen, Um-belliferen, Caryophylleen. In beiden Kontinenten der Süd-Hemiſphäreiſt größere Manchfaltigkeit, als in der nördlichen Halbkugel; beide haben,auf gegebenem Raume, die größte Anzahl Arten vielleicht auf dem ganzen |65| Erdboden. In Südafrika nehmen 280 Ericeen kaum ſo großes Areal ein,als die einzige Art Erica vulgaris, der kleine Strauch des gemeinenHeidekrauts, im nördlichen Eüropa, oder E. herbacea, die krautartigeHeide, in den Ländern am Mittelländiſchen Meere. Während die eüro-päiſchen Wälder aus wenigen Baumarten beſtehen, bilden in Auſtralien 100 Arten von Eucalyptus, 200 Arten von Proteaceen ꝛc. die Wälder.In Südafrika ſind nicht weniger Proteaceen, und eine ungeheüre Zahlvon Ixia, Mesembryanthemum, Stapelia etc. bedecken den Boden, undgewähren eine Manchfaltigkeit, welche in der gemäßigten Zone unſererHalbkugel nirgends angetroffen wird. 2. — Südamerika’s gemäßigte Zone ſcheint, an der Oſtſeite desKontinents, die für Auſtralien und das Kapland karakteriſtiſchen Formender Proteaceen, Epacrideen, Ericeen, Myrtaceen, Mimoſeen, Irideen, Fi-coideen ꝛc. entweder gar nicht, oder doch nur höchſt ſparſam zu beſitzen.Dagegen findet ſich eine auffallende Übereinſtimmung mit Eüropa; unter 109 Gattungen von Buenos-Ayres ſind 70 eüropäiſch, und 85 überhauptin der nördlichen gemäßigten Zone zu Hauſe. Eine Annäherung an dieſüdafrikaniſche Flora findet durch die Polygaleen, Oxydaleen, durch dieGattung Gomphrena der Amaranthaceen u. e. a. Statt. Patagonienhat eine ſehr einförmige Vegetation, d’Orbigny hat daſelbſt nur 115 Ar-ten bemerkt, meiſtens Kraüter und einige niedrige Straücher. Gräſer undCompoſiten ſind daſelbſt die vorherrſchenden Pflanzenfamilien, und erin-nern dadurch an die gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel. DieWeſtküſte des temperirten Südamerika beſitzt eine eigenthümliche Flora,die ſowol von der der Oſtküſte, als auch von der auſtraliſchen und der Kap-ländiſchen verſchieden iſt; doch zeigen ſich einige Proteaceen, welche maneher an der Oſtküſte geſucht hätte, und ſelbſt auſtraliſche Arten; währendWaldwieſen ein ziemlich eüropäiſches Anſehen haben. Die Flora an derMagelhaens-Straße ſcheint denen der beiden Seiten des temperirten Süd-Amerika ähnlich zu ſein, auch mit der eüropäiſchen Vegetation viele Be-rührungspunkte zu haben, die ſich ebenfalls auf die Falklands-Inſeln,mit artenarmer Vegetation, fortpflanzen; denn unter 128 Phanerogamen,die 80 Gattungen angehören, iſt der vierte Theil der letzteren eüropäiſch,und faſt die Hälfte beſteht aus Gräſern, Compoſiten und Cyperaceen; dieFalklands-Inſeln bilden nicht allein der gleichen Pflanzen, ſondern auchderſelben Thiere und der geognoſtiſchen Beſchaffenheit wegen einen inte-grirenden Theil von Amerika. 3. — Die Flora von Neüſeeland nähert ſich ziemlich der auſtraliſchenund ſüdafrikaniſchen. Sie enthält aus der erſteren die Gattungen Epacris, |66| Melaleuca etc., aus der letzteren Oxalis, Mesembryanthemum etc., unddie Familien der Proteaceen und Reſtiaceen, auch mehrere Arten, die ausAuſtralien und Vandiemensland bekannt ſind.

III. Vegetations-Verſchiedenheiten der nördlichen undſüdlichen Halbkugel.

Da unter den Tropen kein weſentlicher Unterſchied in der Vegetationder nördlichen und ſüdlichen Hemiſphäre beſtehen kann, ſo hat ſich Schouwauf die beiden gemäßigten Zonen beſchränkt. Was zunächſt die Maſſe der Vegetation anbelangt, verglichen näm-lich mit dem Flächenraum, ſo ſcheint keine auffallende Differenz obzu-walten; deſto größer iſt ſie aber, wie bereits oben erwähnt wurde, hin-ſichts der Manchfaltigkeit. Südafrika und das nicht-tropiſche Auſtralienſind ſehr wahrſcheinlich diejenigen Gegenden der Erde, welche auf einemgegebenen Areal die größte Menge von Arten aufzuweiſen haben, wenig-ſtens ſind ſie ohne Vergleich reicher als die korreſpondirenden Länder dernördlichen Hemiſphäre. Die wichtigſten Formen-Verſchiedenheiten der beiden gemäßigten Zo-nen dürften folgende ſein: 1. — Proteaceen, die im temperirten Auſtralien und ſüdlichen Afrikaeine Hauptfamilie ſind, in Südamerika dagegen nur ſparſam vorkommen,fehlen in der nördlichen Hemiſphäre durchaus. 2. — Daſſelbe gilt von Auſtraliens Epacrideen. 3. — Die Ficoideen, deren Hauptgattung Mesembryanthemum iſt,und die in Südafrika ihre Heimath haben, zeigen in dem ſüdlichen Theilver gemäßigten Zone unſerer Halbkugel, in Nordafrika, den afrikaniſchenInſeln, dem ſüdlichen Eüropa, nur Repräſentanten. 4. — Die Myrtaceen Auſtraliens, und die Irideen Südafrika’s tre-ten bei uns nur ſparſam hervor; dies gilt, wenn auch in geringeremGrade, ebenfalls von den Geranieen und Oxalideen. 5. — Die Thymalaceen, Polygaleen, Diosmeen, Reſtiaceen habenin der ſüdlichen gemäßigten Zone ein ziemlich entſchiedenes Maximum. 6. — Dagegen haben die beiden großen Familien der Coniferen undAmentaceen in der nördlichen Halbkugel ein ſo entſchiedenes Maximum,daß die der ſüdlichen Hemiſphäre nur als Repräſentanten zu betrachtenſind. Daſſelbe gilt von den Cruciferen, Umbelliferen, Ranunculaceen;und eben ſo, doch minder hervortretend, von den Roſaceen, Caryophylleen,Labiaten. |67| 7. — Auſtraliens Mimoſeen werden in der nördlichen Hemiſphärenur repräſentirt, die blattloſen fehlen hier gänzlich. Ferner haben inAuſtralien ¾ der Papilionaceen freie Staubfäden; in der nördlichen He-miſphäre iſt dies nur bei ſehr wenigen Arten der Fall. 8. — Von den Compoſiten ſind die Gruppen der Cichoriaceen undCynerocephaleen zahlreich in der nördlichen, ſehr arm in der ſüdlichenHalbkugel. 9. — In der ſüdlichen kommen mehr holzartige Gewächſe vor, ſelbſtaus Familien, die bei uns nur Kraüter aufweiſen. Hierin nähert ſichNordamerika mehr als Eüropa dem öſtlichen Theil der ſüdlichen Halbkugel. 10. — In ihr finden ſich mehr Saftpflanzen, beſonders im Kaplande;aber auch mehr ſchmale, trockene, ſpitzige Blätter; und nur ſelten ſaft-volle eßbare Früchte, was hauptſächlich daher rührt, daß die Roſaceen-Gruppe der Pomaceen fehlt. Beide gemäßigte Zonen ſtimmen aber überein in dem Mangel anGliedern tropiſcher Familien; im Beſitze vieler Familien und Familien-Abtheilungen, die in der heißen Zone theils fehlen, theils gegen denÄquator abgenommen hatten, ſelbſt nördliche ſubpolare kommen aufSüdamerika’s ſüdlichem Ende und auf Neüſeeland vor.