Ueber die große Cueva, oder die Felshöhle von Guacharo in Cumana gibt A. v. Humbold im II. In einem Lande, wo man das Wunderbare liebt, ist eine Felshöhle, aus der ein Fluß entspringt, und die von vielen tausend Nachtvögeln bewohnt wird, ein unerschöpflicher Gegenstand für Unterhaltung und Gespräche. Auch sind die ersten Dinge, von denen ein in Cumana eingetroffener Fremder sprechen hört, der Augenstein von Araya, der Landbauer von Arenas, welcher sein Kind säugte, und die Felsenhöhle von Guacharo, deren Länge man auf mehrere Meilen angibt. Ein lebhaftes Interesse an Naturerscheinungen erhält sich allenthalben , wo keine gesellschaftliche Verhältnisse vorhanden sind, und wo eine traurige Einförmigkeit des Lebens nur sehr einfache und die Neugier wenig beschäftigende Gegenstände bietet. Theile seiner Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents S. 102 ff. Nachrichten. Wir theilen unsern Lesern folgenden Auszug mit. "Die Höhle, welche die Eingebornen eine Fettmine nennen, befindet sich nicht im Thale von Caripe selbst, sondern in drei Meilen Entfernung vom Kloster, west-süd-westlich. Sie öffnet sich in ein Seitenthal, das nach der Sierra del Guacharo ausläuft. Am 18. Herbstmonat machten wir uns auf den Weg nach der Sierra. Ein schmaler Fußpfad führte anfangs anderthalb Stunden in südlicher Richtung durch eine liebliche, mit schönem Rasen bekleidete Ebene; nachher lenkten wir westlich ein längs eines Baches, welcher aus der Oeffnung der Höhle hervor kommt. Während [Formel] Stunden des Emporsteigens ungefähr, folgt man, bald im untiefen Wasser, bald zwischen dem Waldstrome und einer Felswand, einem sehr schlüpferigen und kothigen Pfade. Das Einsinken des Erdreichs, die vereinzelten Baumstämme, über welche die Maulthiere wegzuschreiten Mühe haben, die Ranken-Pflanzen von denen der Boden überdeckt ist, machen diesen Theil des Weges sehr ermüdend. Wo man sich am Fuße des hohen Guacharo-Berges, nur noch 400 Schritte von der Höhle entfernt befindet, erblickt man jedoch ihre Oeffnung noch nicht. Der Waldstrom fließt in einer vom Gewässer ausgehöhlten Schlucht, und der Pfad führt unter einem Felsgesims hin, dessen vorstehender Theil die Aussicht in die Höhe raubt. Wie der Bach, so schlängelt sich auch der Fußsteig; bei der lezten Krümmung steht man plözlich vor dem sehr geräumigen Eingange der Grotte. Dieser Anblick hat etwas Erhabenes, selbst für den, welcher an die mahlerischen Bilder der Hochalpen gewöhnt ist. Ich war damals mit den Berghöhlen des Pic von Derbyshire bekannt, wo man, in einem Boote liegend, unter der zwei Fuß hohen Wölbung über einen unterirdischen Fluß sezt. Ich hatte die schöne Grotte von Treshemienshiz in den Karpathen, und die Berghöhlen auf dem Harze besucht, auch die Höhlen in Franken, diese weiten Grabstätten für Knochengerippe von Tiegern, Hyänen und Bären, die an Größe unsern Pferden gleichen. Die Natur befolgt unter allen Zonen unwandelbare Gesezze, in Anordnung der Felsschichten, in der äußern Gestaltung der Berge, und selbst auch in den stürmischen Aenderungen, die der Rinde unsers Planeten zu Theil wurden. Eine so allgemeine Uebereinstimmung ließ vermuthen, es werde das Aussehen der Höhle von Caripe nur wenig von dem verschieden seyn, was ich auf meinen früheren Reisen zu sehen den Anlaß hatte: ich fand meine Erwartung weit übertroffen. Wenn einerseits die Gestaltung der Grotten, der Glanz der Stalaktiten, und alle Erscheinungen der unorganischen Natur auffallende Aehnlichkeit darbieten, so ertheilt andererseits der majestätische Pflanzenwuchs der Tropenländer, dem Eingange der Höhle einen eigenthümlichen Charakter. Die Cueva del Guacharo öffnet sich im senkrechten Durchschnitte eines Felsens. Der Eingang steht südwärts; ihr Gewölbe ist 80 Fuß breit, auf 72 Fuß Höhe . Wir maßen den Weg vermittelst eines Seils, und hatten 430 Fuß zurück gelegt, ehe Fackeln anzuzünden erforderlich waren . Hier, wo das Licht zu erlöschen anfängt, hört man noch entfernt das widrige Geschrei der Nachtvögel, von denen die Eingebornen glauben, sie werden ausschließlich in diesen unterirdischen Wohnungen angetroffen. Wir folgten, im Fortgange der Höhle, den Ufern des kleinen Flusses, der in ihr entspringt; seine Breite beträgt 28 bis 30 Fuß. Man wandert dem Ufer entlang, so weit die kalkigten Inkrustirungen es gestatten; öfters, wenn der Waldstrom zwischen hohen Stalaktiten-Massen sich durchschlingt, muß man in sein Bett hinabsteigen, das nur 2 Fuß Tiefe hat. Dieser unterirdische Fluß ist der Ursprung des Rio Caripe, welcher, in Entfernung etlicher Meilen, nachdem er sich mit dem kleinen Rio de Santa Maria vereinigt hat, für Piroguen schiffbar ist. Er ergießt sich unter dem Namen Canno de Terezen in den Strom von Areo . Die Grotte von Caripe behält in der genau gemessenen Entfernung von 1458 Fuß, vom Eingange, noch ihre ursprüngliche Richtung, die nämliche Weite und die gleiche Höhe von 60 bis 70 Fuß. Mir ist auf beiden Festlanden keine Berghöhle von so einförmiger und regelmäßiger Bildung bekannt. -- -- Weiter gelangt man zu der Stelle, wo der Boden plözlich unter einem Winkel von 60° in die Höhe steigt, und wo der Waldstrom einen kleinen unterirdischen Wasserfall bildet . An dieser Stelle bietet die der Grottenöffnung gegenüber liegende, reich bewachsene Landschaft, eine sehr mahlerische Ansicht. Man erblickt sie am Ausgange eines geradlinigten, 240 Toisen langen Kanals. Die vom Gewölbe herabhängenden und, in der Luft schwebenden Säulen gleichenden, Stalaktiten, stellen sich auf der grünen Fläche wundersam dar. Die Oeffnung der Grotte scheint um die Mitte des Tages sehr verengt, und wir sahen sie in jener hellen Beleuchtung, die das gleichzeitige Zurückwerfen des Lichts vom Himmel, von Pflanzen und Felsen hervor bringt. Die ferne Tageshelle stand in gewaltigem Abstiche mit der uns in diesen unterirdischen Räumen umzingelnden Finsterniß. Wir erstiegen mit einiger Mühe den kleinen Hügel, von welchem der unterirdische Bach herab fließt. Wir sahen die Grotte sich merklich verengern, indem sie nur noch 40 Fuß Höhe hat und sich nordwärts verlängert, ohne von ihrer ursprünglichen Richtung abzuweichen, die mit dem großen Thale von Caripe parallel lauft. In diesem Theile der Höhle sezt das Wasser des Flusses eine schwärzlichte Erde ab, derjenigen ähnlich, die man in der Höhle von Muggendorf in Franken, Opfererde der Grotte des hohlen Berges nennt. Wir konnten nicht entscheiden, ob diese feine und lockere Erdart durch Spalten, die mit der Oberfläche des Bodens zusammen hängen, herab fällt, oder ob sie von dem in die Höhle dringenden Regenwasser angeschlemmt wird. Es war eine Mischung von Kiesel-, Thon- und Dammerde. -- -- Das Erdreich, welches seit Jahrtausenden den Grund der Felsenhöhlen von Gaylenreuth und von Muggendorf in Franken deckt, dünstet jezt noch in gewissen Jahreszeiten, Mofetten oder gasartige Mischungen von Wasserstoff und Stickstoff aus, die zur Wölbung der Höhlen ansteigen. Diese Thatsache ist allen, welche jene Höhlen den Reisenden zeigen, wohl bekannt. Laugier fand im Erdreiche von Muggendorf, außer phosphorsauern Kalk, ein Zehntheil thierischen Stoff. Der stinkende und amoniakalische Geruch, welcher sich aus dieser Erde entwickelt, wenn sie auf glühendes Eisen gestreut wird, ist auffallend. Der Fels, der über der Grotte steht, ist mit Bäumen von gigantischem Wuchse besezt. Dieser üppige Pflanzenwuchs verschönert jedoch nicht nur die äußere Wölbung, er ist auch noch im Vordertheile der Grotte sichtbar und dehnt sich in die Höhle von Caripe aus, wie in jene tiefen Schichten der Anden, die nur einem halben Tageslichte zugänglich sind, und er hört im Innern der Grotte eher nicht als in der Entfernung von 30 bis 40 Fuß vom Eingange auf. Das Tageslicht dringt so weit vor, weil die Grotte einen einzigen Kanal bildet, der sich in unveränderter Richtung vonSO. nach NW. ausdehnt. Am Ufer des unterirdischen Flusses, findet sich eine große Menge Palmbaumholz, Ueberbleibsel der Stämme, welche die Indianer erklettern, um die an der Decke des Gewölbes hängenden Vogelnester zu ersteigen. Die von den Resten alter Blattstiele gebildeten Ringe, versehen gleichsam die Stufen einer senkrecht stehenden Leiter. Diese Erscheinung eines unterirdischen Wasserfalles trifft man in ungleich größerem Maßstabe auch in der Brittischen Grafschaft York, in der Nähe von Kingsdale, in Yordas-Cave. Sind die großen Weitungen, welche man ausschließlich Höhlen nennt, durch die nämlichen Ursachen entstanden, welche die Drusen der Gänge und Erzlager, oder die außerordentliche Erscheinung der Porosität der Felsen hervor brachten? Gehören die Grotten allen Formazionen an, oder nur dem Zeitpunkte, wo organische Geschöpfe die Oberfläche des Erdballs zu bewohnen anfingen? -- diese geologischen Fragen sind nur in so weit einer Beantwortung fähig, als sie den gegenwärtigen Zustand der Dinge, d. h. solche Thatsachen betreffen, die durch Beobachtung ausgemittelt werden können. Betrachtet man die Felsarten ihrer Zeitfolge nach, so zeigt es sich, daß in den Ur-Formazionen nur sehr wenige Höhlen vorkommen. Die großen Weitungen, welche man im ältesten Granite wahrnimmt, und die man Keller oder Gewölbe nennt, wenn ihre Wände mit Bergkrystallen besezt sind, entstehen meist aus der Vereinigung mehrerer gleichzeitiger Trümmer von Quarz, Feldspath oder kleinkörnigem Granit. Der Gneiß bietet, obwohl seltener, die nämliche Erscheinung, und in der Nähe von Wunsiedel im Fichtelgebirge findet man solche Klüfte von 2 bis 3 Fuß Durchmesser in einem von kleinen Gängen durchzogenen Theile des Felsens. -- -- Die Ausdehnung der Höhlungen, welche unterirdisches Feuer und vulkanische Ausbrüche, im Innern der Erde, in jenen Primitiv-Felsen hervor bringen konnten, welche viele Hornblende, Glimmer, Granaten, halbverkalktes Eisen und Titan enthalten, die ein höheres Alter als der Granit zu haben scheinen und deren Bruchstücke unter den vulkanischen Auswürfen angetroffen werden, ist unbekannt. Es können diese Höhlungen nur als einzelne und örtliche Erscheinungen angesehen werden, und ihr Daseyn steht in keinerlei Widerspruch mit den aus Maskelyne's und Cavendisch'ens schönen Versuchen über die mittlere Dichtheit der Erde sich ergebenden Säzzen. In den Ur-Gebirgen, welche wir untersuchen können, kommen eigentliche Grotten von einiger Ausdehnung nur in den Kalk-Formazionen, im kohlensauren und schwefelgesäuerten Kalksteine vor. Die Auflösbarkeit dieser Substanzen scheint seit Jahrhunderten die Wirkung der unterirdischen Wasser begünstigt zu haben. Im Ur-Kalksteine werden eben so geräumige Höhlen angetroffen wie im Uebergangs-Kalksteine , und in demjenigen, welchen man eigentlich Sekundär-Kalk nennt. Wenn diese Höhlen im ersteren seltener vorkommen, so liegt der Grund darin, daß dieß Gestein überhaupt nur dem Glimmerschiefer untergeordnete Lager, und kein besonderes System eigener Berge bildet, in die das Wasser eindringen und in weiten Räumen umlaufen könnte. Die Zerstörungen, welche dieses Element verursacht, sind gleichzeitige Wirkungen, theils seiner Menge, theils seines längeren oder kürzeren Verweilens, theils der, durch die Fällung bestimmten, Schnelligkeit seiner Bewegung, theils endlich der Auflösbarkeit des Gesteines. Im Allgemeinen wird das kohlensaure und schwefelgesäuerte Kalkgestein der Sekundär-Gebirge vom Wasser leichter angegriffen als der mit Kieselerde und Kohlenstoff stark gemengte Uebergangskalk. Untersucht man den inneren Bau, der die Wände der Höhlen bekleidenden Stalaktiten, so trifft man in denselben alle Merkmale eines chemischen Niederschlags. Der kohlensaure Kalk ist nicht blos mitgeführt in der Masse enthalten, er ist eigentlich darin aufgelöst . Wie man den Zeiten näher rückt, wo das organische Leben sich in mannichfacheren Gestalten entwickelt, kommt die Erscheinung der Höhlen häufiger vor. Mehrere derselben, die unter dem Namen Balmen (baumes) bekannt sind, befinden sich nicht im alten Sandsteine, zu welchem die große Steinkohlen-Formazion gehört, sondern im Alpen- und im Jurakalke, welcher öfters nur der Obertheil der Alpen-Formazion ist. Der Jurakalk zeigt sich im alten und im neuen Festlande dermaßen höhlenreich , daß mehrere Geognosten aus der Schule von Freiberg, ihm den Namen Höhlen-Kalkstein (calcaire a cavernes) ertheilt haben. Diese Felsart ist es, die den Lauf der Flüsse so oft unterbricht und sie gleichsam verschlingt, oder in ihr Inneres aufnimmt. Sie ist es auch, in der die Cueva del Guacharo und die übrigen Grotten des Caripethals vorkommen. Der salzführende Gyps sey es, daß er schichtenweise im Jura, oder im Alpenkalke vorkommt, oder daß er beide Formazionen trennt, oder daß er endlich zwischen dem Alpenkalke und dem thonigen Sandsteine gelagert ist, liefert gleichfalls, um seiner leichten Auflöslichkeit im Wasser willen, große Höhlungen. Sie hängen oft in der Entfernung mehrerer Meilen mit einander zusammen. Wenn die unterirdischen Becken mit Wasser angefüllt sind, so wird ihre Nähe den Bergleuten gefährlich, indem die Arbeiten derselben dadurch unvorhergesehenen Ueberschwemmungen ausgesezt werden; sind die Höhlen hingegen trocken und geräumig, so begünstigen sie das Austrocknen des Bergwerkes. In Geschoße eingetheilt, können sie das Wasser in ihren Obertheil aufnehmen, und zur Unterstüzzung der Kunstanlagen als durch die Natur ausgegrabene Abflußstellen gebraucht werden. Nach den Kalk- und Gyps-Formazionen wäre unter den Sekundär-Steinarten noch eine dritte Formazion, jene des thonichten Sandsteines , zu untersuchen, die jünger ist, als das Erdreich der Salzquellen; allein diese aus kleinen Quarzkörnern und thonichtem Bindungsmittel bestehende Felsart enthält selten Höhlen, und wo solche vorkommen, sind sie nur klein. Sie verengen sich allmählich gegen ihren Grund hin , und die Wände sind mit braunem Ocker überzogen. Im Urkalk-Gebirge finden sich das Küzzel-Loch bei Kaufungen in Schlesien, und wahrscheinlich mehrere Höhlen der Inseln des Archipels. Im Uebergangs-Kalksteine kommen vor: die Höhlen von Elbingerode, Rübeland und Scharzfeld auf dem Harz, jene von Salzflüh in Graubündten, und nach Greenough die von Torby in Devonshire. Bisweilen auch dem Gneiß, wie dies auf dem Simplon zwischen Dovredo und Crevola der Fall ist. Zwar zeigt sich bei den Versuchen in unsern chemischen Werkstätten diese Substanz nur in einem stark kohlengesäuerten Wasser auflöslich; aber die Naturerscheinungen, welche wir täglich in Höhlen und Quellen wahrnehmen, thun hinlänglich dar, daß eine kleine Menge Kohlensäure hinreicht, um das Wasser, nach langer Berührung, zur Auflösung einiger Theilchen des kohlensauren Kalkes fähig zu machen. Das Wort Balmen gehört dem Schweizer-Dialekte an, und die Balmen von Sentis, vom Mole und von Bratenberg am Ufer des Thuner Sees kommen im Alpenkalke vor. Hierher die Grotten vom Boudry, von Motiers-Travers und von Valorbe, im Jura, die Grotte vom Balme bei Genf, die Höhlen zwischen Muggendorf und Gailenreuth in Franken, Sowia Jama, Ogrodzimiec und Wlodowice, in Polen. Diese geologische Erscheinung hatte die Aufmerksamkeit der Alten vielfältig beschäftigt. Strabo , Geogr. lib. 6 (ed. Oxon, 1817, Tom I. p. 397). Gyps von Bottendorf (Schlottengyps). Kalkschlotten, in Thüringen. Sandstein von Weißenfels und von Nebra; Oolithen- Sandstein; bunter Sandstein. Dahin gehören die Heuscheune in Schlesien, der Diebskeller und der Kuhstall in Sachsen. Aus dem bisher Gesagten erhellt, daß die Gestalt der Höhle zum Theil von der Natur der Steinart abhängt, worin sie vorkommen, doch ist auch öfters der Fall, daß diese Gestalt in einer und der nämlichen Formazion durch äußere Einwirkungen sich verändert. Es verhält sich mit der Gestaltung der Höhlen wie mit den Umrissen der Berge, mit den Krümmungen der Thäler und mit vielen andern Erscheinungen, welche beim ersten Anblicke nur Regellosigkeit und Verwirrung zeigen. Die geordnete Gestalt wird offenbar, sobald man eine ausgedehnte Landschaft, die gewaltsame, aber gleichförmige und periodische Umwälzungen erlitten hat, beobachtend ins Auge fassen kann. Nach demjenigen, was ich in den Europäischen Gebirgen und in den Amerikanischen Kordilleren zu beobachten Gelegenheit hatte, lassen sich die Höhlen, ihrer inneren Beschaffenheit nach, in drei Klassen theilen. Die Gestaltung der einen zeigt weite Risse oder Spalten, den leeren Erzadern ähnlich, wie dieß bei der Rosenmüllerschen Grotte in Franken, bei derjenigen von Elderhole im Pic von Derbyshire und in den Sumideros von Chamarasapa in Mexiko der Fall ist. Andere Höhlen gehen zu beiden Endungen zu Tage aus; es sind dieß eigentliche durchbrochene Felsen, natürliche Stollen, die einen einzelnen Berg durchschneiden . Es ist eine schwere Aufgabe, die Entstehungsart dieser Kanäle zu erklären, die bisweilen unterirdischen Wassern zum Flußbett dienen. Sind die durchbrochenen Felsen durch die Kraft einer Strömung ausgehöhlt worden, oder soll man eher annehmen, es sey die eine der Höhlenöffnungen durch einen späteren Einsturz, durch eine Veränderung in der äußeren Gestaltung der Berge, wie z. B. durch ein neues in ihren Flanken eröffnetes Thal, entstanden? -- -- Eine dritte Grottenbildung, die am öftesten vorkommt, zeigt eine Reihenfolge von Höhlungen, ungefähr in gleicher Erhöhung und Richtung, und untereinander durch mehr und weniger schmale Gänge zusammenhängend. -- -- Zu diesen Verschiedenheiten allgemeiner Gestaltung gesellen sich noch andere, nicht weniger bemerkenswerthe Umstände. Es ist öfters der Fall, daß kleine Höhlen sehr weite Oeffnungen haben, während man durch sehr niedrige Wölbungen in die weitesten und tiefsten Höhlen kriechen muß. Die Gänge, welche einzelne Höhlen miteinander verbinden, sind meist wagerecht, jedoch sah ich auch solche, welche Trichtern oder Schächten glichen, und deren Entstehung man einer, sich durch die weiche Masse entwickelnden, elastischen Flüssigkeit zuschreiben könnte. Wenn Flüsse aus Höhlen hervorgehen, so bilden sie einen einzigen, wagerechten und zusammenhängenden Kanal, dessen Erweiterungen beinahe unmerklich sind. So zeigt sich die Cueva del Guacharo , welche oben beschrieben ward, und in den Mexikanischen Westkordilleren die Höhle San Felipe , bei Tehuilotepec. Betrachtet man diese Verschiedenheit der Höhlen-Gestaltung in beiden Welttheilen, so sieht man sich genöthigt, mehrere sehr verschiedene Ursachen ihrer Bildung anzunehmen. Wenn von Entstehung der Höhlen die Rede ist, so muß man zwischen zwei Systemen wählen, von denen das eine gewaltsame und plözliche Erschütterungen in Anspruch nimmt, wie z. B. die elastische Kraft der Dämpfe und vulkanische Ausbrüche, während das andere seine Zuflucht zu kleinen, beinahe unmerklich, durch allmähliche Entwickelung wirkenden Kräften nimmt. Bei diesen Hypothesen darf man jedoch die horizontale Richtung nicht außer Auge lassen, welche man so häufig auf großen Ausdehnungen der Gyps- und Kalkgebirge in Stellung der durch Zwischengänge mit einander verbundenen Höhlen wahrnimmt. Diese beinahe vollkommen wagerechte Richtung, diese sanfte und gleichförmige Senkung, scheinen Wirkung eines langen Aufenthalts von Wasser zu seyn, welche schon bestehende Risse, mittelst Durchfressung erweitern, und die feinsten Theilchen um so leichter entführen, als der Thon oder das salzsaure Natron (Steinsalz) mit dem Gyps oder dem Stinkstein , vermischt sind. Diese Wirkungen sind die nämlichen, da wo die Höhlungen eine lange zusammenhängende Reihenfolge bilden, oder wo mehrere solche Reihenfolgen übereinander liegen, wie dieß fast ausschließlich in den Gypsgebirgen der Fall ist. Was in den schalthierhaltigen oder neptunischen Gesteinen die Wirkung des Wassers ist, scheint hinwieder in den vulkanischen Steinarten zuweilen Wirkung gasartiger Ausdünstungen zu seyn, welche in der Richtung wirken, worin sie den mindesten Widerstand finden. Wenn eine geschmolzene Masse sich auf einem sehr sanften Abhange fort bewegt, so sind die Axen der durch die Entwickelung der elastischen Flüssigkeiten gebildeten Höhlen, mit der Fläche, worauf die fortgehende Bewegung statt findet, ungefähr horizontal oder parallel. Eine ähnliche Entwickelung von Dämpfen, verbunden mit der elastischen Kraft der Gase, welche die erweichten und aufgehobenen Schichten durchdringen, scheint bisweilen die große Erweiterung der Höhlen zu bestimmen, die man in den Trachiten oder trappartigen Porphyrfelsen antrifft. Diese Porphyrhöhlen werden in den Kordilleren von Quito und Peru mit dem Indischen Namen der Machays bezeichnet. Sie sind überhaupt nicht tief, inwendig mit Schwefel überzogen, und unterscheiden sich durch ihren ungemein weiten Eingang, von denen der vulkanischen Tuffsteine in Italien, auf Teneriffa und in den Anden. Reihet man auf diese Weise in Gedanken die primitiven, sekundären und vulkanischen Steinarten aneinander, und unterscheidet man die oxydirte Kruste des Erdballs vom inwendigen Kern, der vielleicht aus metallischen und entzündbaren Stoffen besteht, so trifft man überall Höhlen. Sie versehen im Haushalt der Natur die Stelle großer Behälter von Wasser und elastischen Flüssigkeiten. Die Gypshöhlen zeichnen sich durch den Glanz des krystallisirten Selenits aus. Glasartige, braun und gelbgefärbte Blätter lösen sich von einem gestreiften, aus Alabaster- und Stinkstein-Lagen bestehenden Grund ab. Die Kalkgrotten haben eine einförmigere Färbung. Sie sind um so schöner und reicher an Stalaktiten, als sie enger sind, und die Luft darin weniger freien Umlauf hat. Weil sie zu groß ist, und der Luft all zu offen steht, kommen in der Höhle von Caripe jene Inkrustazionen beinahe gar nicht vor, deren Bilderformen in andern Ländern die Neugier des Volks so sehr anregen. Auch sucht man darin vergeblich unterirdische Pflanzen und Kryptogamisten aus der Familie der Usneen, die zuweilen den Stalaktiten, wie der Epheu unsern Mauern anklebend, gefunden werden. Die Höhlen der Gypsberge enthalten öfters Bergschwaden und schädliche Gasarten. Es ist nicht der schwefelgesäuerte Kalk, welcher auf die atmosphärische Luft wirkt, sondern der einigermaßen kohlenstoffhaltige Thon und der Stinkstein, welche dem Gypse so oft beigemischt sind. Es läßt sich noch nicht entscheiden, ob der stinkende kohlenhaltige Kalk als Wasserschwefel oder vermöge eines bituminösen Grundstoffes wirkt . Sein Vermögen, den Sauerstoff zu absorbiren, ist ziemlich allgemein bekannt; es trifft solches zusammen mit der Wirkung des kohlenstoffhaltigen Thons der Gypsgrotten und der Sinkwerke, die man in den, durch eingeleitetes Süßwasser bearbeiteten Steinsalzminen anlegt. Die Höhlen der Kalkgebirge sind diesen Zersezzungen der atmosphärischen Luft nicht ausgesezt, insofern sie nicht etwa Knochengerippe vierfüßiger Thiere enthalten, oder das mit Bindestoff (Gluten) und phosphorsauerm Kalk vermischte Erdreich, aus welchem sich entzündbare und stinkende Gasarten entwickeln. Alles Nachforschens bei den Einwohnern von Caripe, von Cumanaroa und von Cariaro unerachtet, war keine Anzeige zu erhalten, daß in der Grotte von Guacharo jemals Ueberreste fleischfressender Thiere oder jene Knochen-Brekzien grasfressender Thiere angetroffen wurden, die in den Deutschen und Ungarischen Höhlen, oder in den Spalten der Kalkfelsen von Gibraltar vorkommen. Die fossilen Knochen des Megatheriums, der Elephanten und Mastodonten, die durch Reisende aus Südamerika gebracht wurden, gehören alle dem lockern Boden der Thäler oder Bergebenen an. Mit Ausnahme des Megalonix , einer Art Faulthier, das die Größe des Ochsen hat, und von Jefferson beschrieben ward, kennt man bis dahin kein Beispiel eines, in einer Amerikanischen Berghöhle wahrgenommenen, Thiergeripps . Die Grotte von Caripe ist eine der geräumigsten, die man im Kalkgebirge kennt. Ihre Länge beträgt wenigstens 2800 Fuß. Ueberhaupt sind es, dem ungleichen Verhältniß der Auflösbarkeit des Gesteins zufolge, nicht die Kalkgebirge, sondern die Gypsformazionen, welche die ausgedehntesten Reihenfolgen von Höhlen bilden. In Sachsen kommen bekanntlich deren in Gyps vor, die mehrere Meilen lang sind, zum Beispiel jene von Womelburg, die mit der Cresfelder Höhle zusammenhängt. Unter den Beobachtungen, zu denen die Grotten Anlaß geben, ist die genaue Bestimmung ihrer Temperatur für den Naturforscher am merkwürdigsten. Die Höhle von Caripe, die ungefähr unter dem 10° 10' der Breite, also im Mittelpunkt des heißen Erdstrichs liegt, ist 506 Toisen über der Wasserfläche im Golf von Cariaro erhöhet. Die Reisenden fanden in derselben, im Herbstmonat, die Temperatur der inneren Luft überall zwischen 18°,4 und 18°,9 des hundertgradigen Wärmemessers. Die äußere Atmosphäre zeigte 16°,2. Beim Eingang der Höhle erhielt sich das Thermometer in der Luft auf 71°,6; aber ins Wasser des kleinen unterirdischen Flusses getaucht, zeigte es bis in den tiefen Grund der Höhle 10°, 8. Diese Versuche sind besonders wichtig, wenn man über das Gleichgewicht der Wärme nachdenkt, das sich zwischen Wasser, Luft und Erde zu bilden strebt . Nahe bei Tusco und Tehuilotepec. Dahin gehören der hohle Berg von Muggendorf und die von den Otomiten-Indianern Dantoe genannte berühmte Höhle, der die Spanischen Amerikaner den Namen der Gottesmutterbrücke gaben. Calcaire fetide. Werner hat die Hypothese gewagt, der zufolge, im alten Gyps von Thüringen, die Höhlen durch Wegführung sehr großer Massen salzsaures Natrons entstanden seyn sollten. Auf dem Vesuv sah man im J. 1805, an Strömen frischer Lava, in der Strömungsrichtung ausgedehnte Höhlen, von sechs bis sieben Fuß Länge auf drei Fuß Höhe. Diese kleinen vulkanischen Höhlen waren mit Eisenglanz überzogen, welcher, zufolge der neuesten Arbeiten Gay-Lussac's über die Eisenoxyde den Namen fer oligiste nicht mehr behalten kann. Das Feuer wirkt oft dem Wasser gleich, indem es Massen wegführt. Die Höhlungen können die Wirkung einer feurigen Auflösung seyn, wie sie viel öfterer die Wirkung wässeriger Durchfressung oder Auflösung sind. Der Kapitän Flinders bringt eine Höhle auf Isle de France, in der Nähe der Pflanzung Menil, auf Rechnung einer, in Folge eines vulkanischen Ausbruchs geschmolzenen und weggeführten, Lage von Eisenglanz (fer speculaire). Der Stinkstein zeigt beständig eine braunschwärzliche Färbung; weiß wird er nur durch Zersezzung, und nachdem er auf die ihn berührende Luft eingewirkt hat. Mit dem Stinkstein, welcher zu den Sekundär-Formazionen gehört, muß ein körnigter, sehr weißer Urkalkstein, von der Insel Thasos, nicht verwechselt werden, welcher geschabt einen Geruch von geschwefeltem Wasserstoff zeigt. Dieser Marmor ist grobkörnigter als der Kararische. Der Megalonix ward in den Höhlen von Green-Briar, in Virginien, 1500 Meilen vom Megatherium entfernt angetroffen, das nur wenig von ihm verschieden ist, und die Größe des Rhinozeros hat. Die überaus große Seltenheit dieser geologischen Erscheinung wird um so weniger auffallend seyn, wenn man bedenkt, daß Frankreich, England und Italien ebenfalls zahlreiche Felsgrotten besizzen, in denen niemals Spuren fossiler Knochen angetroffen wurden. Zur Zeit, wo Hr. v. H. Europa verließ, bedauerten die Naturforscher, noch nicht hinlängliche Thatsachen über das, was man Etwas hochtönend die Temperatur vom Innern des Erdballs nannte, zu besizzen, und seit Kurzem erst ward mit einigem Erfolg an der Lösung dieser großen Aufgabe der unterirdischen Meteorologie gearbeitet. Die Steinlager, welche die Rinde unsers Planeten bilden, sind allein nur unsern Forschungen zugänglich, und man weiß jezt, daß die mittlere Temperatur dieser Lager nicht blos nach Breiten und Höhen verschieden ist, sondern daß sie, nach der Lage der Orte, während eines Jahres auch regelmäßige Schwingungen um die mittlere Wärme der Atmosphäre macht. Wir sind schon weit von dem Zeitpunkte entfernt, wo man verwundert war, in andern Erdstrichen die Wärme der Höhlen und Schächte von der, in den Kellern der Sternwarte zu Paris beobachteten, abweichend zu finden . Das gleiche Instrument, welches in diesen Kellern 12° zeigt, steigt in den unterirdischen Räumen der Insel Madera, nahe bei Funchal auf 16°,2; in den Brunnen von St. Joseph in Cairo auf 21°,2, in den Grotten der Insel Cuba auf 22° oder 23°. Dieses Wachsthum steht ungefähr im Verhältniß zu demjenigen der mittleren Temperaturen der Atmosphäre vom 48sten Breitegrad bis zum Wendekreis. Wir haben oben gesehen, daß in der Grotte von Guacharo das Wasser ihres kleinen Flusses beinahe um 2° kälter als die umgebende Luft der Höhle ist. Das Wasser, es mag sich zwischen Felsen durchziehen, oder über Steinbette hinfließen, nimmt ohne Zweifel die Temperatur dieser Lezteren an. Die in den Grotten verschlossene Luft hingegen ist nicht stillstehend, sondern mit der äußeren Luft in Verbindung. Obgleich unter der heißen Zone die Veränderungen der äußeren Temperatur nur klein sind, so bilden sich dennoch Strömungen, welche die Wärme der innern Luft periodisch ändern . Demnach ist es die Temperatur des Wassers von 16°,8, welche man als die Temperatur der Erde in diesen Bergen betrachten könnte, wenn man Gewißheit hätte, daß die Gewässer nicht etwa von den benachbarten höheren Bergen schnell herunter fließen. Aus diesen Zusammenstellungen ergibt es sich, daß, wenn auch ganz genaue Resultate nicht zu erhalten sind, doch wenigstens in jedem Erdstrich Grenzzahlen gefunden werden. Zu Caripe, in der Aequinoktialzone, auf 500 Toisen Erhöhung, beträgt die mittlere Temperatur der Erde nicht unter 16°,8; dies ergibt sich aus dem am Wasser des unterirdischen Flusses angestellten Versuche. Hinwieder kann dargethan werden, daß diese Temperatur der Erde nicht über 19°,7 beträgt, weil die Luft der Höhle im Herbstmonate 18°,7 zeigte. Da die mittlere Temperatur der Atmosphäre, im wärmsten Monat 19°,5 nicht übersteigt, so würde wahrscheinlich der Wärmemesser, in der Luft der Grotte aufgestellt, zu keiner Jahreszeit, über 19° ansteigen. Diese Resultate erscheinen unrichtig, wenn sie einzeln betrachtet werden; vergleicht man sie hingegen mit den neuerlich unter dem Polarkreis angestellten Beobachtungen der Herren v. Buch und Wahlenberg, so können sie, theils auf den Natur-Haushalt überhaupt, theils auf das Gleichgewicht der Temperatur, nach welchem Luft und Erde immerfort hinstreben, einiges Licht werfen. Es liegt außer Zweifel, daß in Lappland die Steinrinde des Erdballs um 3 bis 4 Grad über der mittleren Temperatur der Atmosphäre steht. Verursacht die in den Tiefen des Aequinoktial-Ozeans beständig herrschende Kälte, welche eine Wirkung der Polarströmungen ist, in den Tropenländern eine fühlbare Verminderung der Temperatur der Erde? Steht die Temperatur daselbst unter derjenigen der Atmosphäre?