Ueber die Beziehungen, welche in der Vertheilung der Pflanzen-Samen beobachtet werden. (Auszug aus einer Abhandlung von Alexander von Humbold.) Den interreſſanten Unterſuchungen Al. v. Humbolds uͤber die geographiſche Vertheilung des Pflanzenreichs verdanken wir die Entwickelung der Verbreitungs-Geſetze der allgemeiner vorkommenden Pflanzen-Familien uͤber die Oberflaͤche der Erde. Dadurch wurden Decandolle, Wahlenberg, Brown, Schouw, Zegetſchweiler, und andere neuere Botaniker zu naͤhern Unterſuchungen uͤber die Geſetze der geographiſchen Vertheilung der Pflanzen mehrerer Laͤnder beſtimmt. Die allgemeinen Verbreitungs-Verhaͤltniſſe verdienen daher um ſo mehr Aufmerkſamkeit, als auf ihnen zugleich mehrfache Beziehungen der Pflanzengeographie beruhen, welche jeder Gewaͤchs-Gruppe ihre Hoͤhe, ihre Graͤnzen und Klimate beſtimmt: denn die Worte Alpenpflanzen, Pflanzen heißer Laͤnder, Meerpflanzen &c. finden ſich in allen Sprachen, ſelbſt in denen der wildeſten Voͤlker am Ornikko und beweiſen, daß die Aufmerkſamkeit der Menſchen beſtaͤndig auf die Vertheilung der Pflanzen, und auf deren Beziehungen zu der Lufttemperatur, auf die Erhebung des Bodens, und auf die Natur der von ihnen bewohnten Landſtriche gerichtet war. Nachzuweiſen, wie am Abhange der hohen Gebirge Armeniens, Pflanzen verſchiedener Breiten aufeinander folgen, und wie daſelbſt verſchiedene Klimate uͤbereinander liegen, bedurfte keines großen Scharfſinnes. Die wiſſenſchaftlichen Bedingungen der Pflanzen-Geographie ſind in den Ideen begruͤndet, welche Tournefort zuerſt aufſtellte und Linné in zwei intereſſanten Diſſertationen entwickelte. Auch Menzel empfahl ſchon fruͤh den Reiſenden dringend, Unterſuchungen in Beziehung auf die Verbreitung der Pflanzen uͤber die verſchiedene Gegenden des Erdballes. Spaͤter jedoch, nachdem man angefangen hatte, die Hoͤhemeſſungen durch barometriſche Nivellements auf die Beſtimmungen der mittleren Temperatur zu vervollkommnen, oder was fuͤr die Entwicklung der Vegetation von großer Wichtigkeit iſt, — die Unterſchiede der Temperatur des Sommers und Winters, ſo wie der Tage und Naͤchte genauer anzugeben, erhob ſich des Studium der Pflanzen-Geographie zur Wiſſenſchaft, welche ſo raſche Fortſchritte machte, daß man durch die vereinigte Arbeiten vieler Reiſenden dahingekommen iſt, die Vegetations- Linien in Lappland, Norwegen, Schweden, in den Pyrenaͤen, auf dem Ruͤcken der Alpen und vielen andern zwiſchen dieſen Laͤndern liegenden Gegenden, dem Kaukaſus und in den Cordilleren beſtimmen zu koͤnnen. Die Forſtzeitung ſcheint bei ihrer großen Verbreitung die paſſendeſte Zeitſchrift, Humbolds Anſichten uͤber dieſen Gegenſtand allgemeiner bekannt zu machen, weßwegen ſie hier kurz mitgetheilt werden ſollen. Die uͤber die Oberflaͤche unſerer Erde verbreiteten Pflanzen bieten in Beziehung auf die Vertheilung der Formen, wenn man ſie nach Klaſſen oder natuͤrlichen Familien betrachtet, auffallende Unterſchiede dar. Beſchraͤnkt man ſich auf die Laͤnder, deren Pflanzenarten genau bekannt ſind, z. B. auf die durch Wahlenbergs, Luchs, Vamands, Decandolles und Schmitts mitgetheilte Beobachtungen Frankreichs, Lapplands, Englands und anderer Laͤnder, und theilt die ganze Anzahl in die Gruppen der Spelzbluͤthigen, Huͤlſentragenden, Zweilippigen, der Zuſammengeſetzten, u. ſ. w.; ſo findet man Zahlenverhaͤltniſſe, welche ſehr regelmaͤßige Reihen bilden. Man ſieht vom Aequator gegen die Pole hingehend, gewiſſe Formen gemeiner werden, wohin unter andern die Farrenkraͤuter, die Spelzbluͤthigen, die Heiden u. ſ. w. gehoͤren. Andere Formen, je naͤher man von den Polen dem Aequator koͤmmt, werden haͤufiger, und koͤnnen in der noͤrdlichen Erdhalbkugel wie mittaͤgliche Formen angeſehen werden, z. B. die Farbe-Kraͤuter, Pappeln, Ginſterarten, Euphorbien, Binſen, Heiden, Tannen, Wachholder &c. Andere dagegen erreichen ihr Maximum in der gemaͤßigten Zoone ſelbſt, und nehmen gegen den Aequator gleichmaͤßig ab, ſo wie gegen die Pole, wie die Salbei-Arten, Weiden, Eichen, Ulmen, Rettig, Kohl, Fenchel und andere. Es iſt bekannt, daß die 3 letztgenannten Familien in den Ebenen der heißen Zoonen faſt gaͤnzlich verſchwinden und ſich jenſeits des Polarkreiſes keine Pappeln befinden. Zur Kenntniß der herrſchenden Zahlenverhaͤltniſſen und theilweiſen Ausnahmen, welche das Vertheilungs-Geſetz der Pflanzenformen erleidet, gelangt man nur durch muͤhſame Unterſuchungen und durch Zuſammenſtellung vieler Beobachtungen. Ein ſolches Geſetz weiſt folgende allgemeine Tabelle in ſechzehn Pflanzenfamilien , welche in der heißen, gemaͤſſigten und kalten Zoone verbreitet ſind, nach. Pflanzenfamilien nach Analogie der Formen Verhaͤltniß zu der Geſammtzahl der Phanerogamen in den Beſondere Bemerkungen und Verhaͤltniſſe heißen Zone Miteltemp. 27° gemaͤß Zone Mitteltemp. 10 — 14° kalten Zone Mitteltemp. 1 — 10° Geſchlechtsloſe von blos zelligem Baue 1,5 1,2 1,1 Mooſe, Flechten, Pilſe, Schwaͤmme Farrenkraͤuter 1,60 1,25 in Dtſchl. 1,48 in Frankr. 1,73 Monocotyledonen 1,6 1,4 1,3 — unbeſtimmt — 1,4 in Nordam. 1,4 Binſengewaͤchſe 1,400 1,90 1,25 — 1,94 — 1,86 Lypergrasartige 1,60 1,30 1,9 — 1,18 — 1,27 Graͤſer 1,15 1,12 1,10 — 1,13 — 1,13 Spelzbluͤthige 1,11 1,8 1,4 dieſe enthalten die 3 vorhergehenden Lippenblumen 1,40 1,25 1,70 in Dtſchl. 1,26 in Frankr. 1,24 in Nordam. 1,40 Heidenartige und Rhododendron 1,130 1,100 1,25 — 1,90 — 1,128 — 1,36 Zuſammengeſetzt bluͤthigen 1,6 1,8 1,13 — 1,8 — 1,7 — 1,6 Faͤrberroͤthearten 1,29 1,60 1,80 — 1,70 — 1,73 Doldenpflanzen 1,2000 1,30 1,60 — — — 1,34 — 1,57 Kreuzbluͤthige 1,3000 1,18 1,24 — 1,18 — 1,19 — 1,62 Malvenbluͤthige 1,50 1,200 — — 1,233 — 1,145 — 1,125 Huͤlſentragende 1,12 1,18 1,35 — 1,18 — 1,16 — 1,19 Wolfsmilchartige 1,35 1,80 1,500 — 1,100 — 1,70 — 1,19 Kaͤtzchentragende 1,800 1,45 1,20 — 1,40 — 1,50 — 1,25 Aus dieſer Ueberſicht, geht deutlich hervor, wie in der organiſchen Natur die Formen konſtante Verhaͤltniſſe unter denſelben parallel- iſothermiſchen Linien d. h. unter Boͤgen, welche durch Punkte der Erde gezogen werden, die einer gleichen Waͤrme genießen, offenbaren. Die großartigen Pflanzen machen in England [Formel] , in Frankreich [Formel] , in Nordamerika [Formel] der Geſammtzahl aller dort einheimiſchen Phanerogamiſten aus. Die Pflanzen mit Spelzbluͤthen machen in Deutſchland [Formel] , in Frankreich [Formel] , in Nordamerika und nach den lehrreichen Beobachtungen Browns in Neuholland [Formel] der daſelbſt bekannten Phanerogamen aus. Auf der andern Seite bilden die Leguminoſen in Deutſchland [Formel] , in Frankreich [Formel] , in Nordamerika [Formel] aller phanerogamiſchen Gewaͤchſe. Die Pflanzen mit zuſammengeſetzten Blumen nehmen in der noͤrdlichen Haͤlfte des neuen Continentes etwas zu, denn nach der Flora von Purſch machen ſie zwiſchen den Parallelkreiſen von Georgien und Boſton [Formel] , in Deutſchland aber [Formel] und in Frankreich [Formel] der offenbluͤthigen aus. (Beſchluß folgt.) Ueber die Beziehungen, welche in der Vertheilung der Pflanzen-Samen beobachtet werden. (Auszug aus einer Abhandlung von Alexander von Humbold.) (Fortſetzung.) In der ganzen gemaͤßigten Zoone bilden die Spelzbluͤthigen und Zuſammengeſetzten, zuſammengenommen ohngefaͤhr [Formel] , dieſe beiden nebſt den Kreuzbluͤthigen und Huͤlſenfruͤchten zuſammen mit Ausſchluß den Kryptogamen [Formel] des Ganzen. Es geht aus dieſen Unterſuchungen hervor, daß die Formen des orgarniſirten Weſen in einer gegenſeitigen Abhaͤngigkeit von einander ſtehen und ſich nach conſtanten und leicht aufzufindenden Geſetzen begraͤnzen. Kennt man auf irgend einem Punkte der Erde die Zahl der Orten, welche daſelbſt aus einer großen Familie der Spelzbluͤthigen, Zuſammengeſetzten, Kreuzbluͤthigen, Huͤlſenfruͤchten u. ſ. w. wild wachſen, ſo kann man mit großer Wahrſcheinlichkeit die Geſammtzahl der Phanerogame und die Zahl der Arten einzelner Hauptgruppen angeben. So kann man z. B. von der Kenntniß der Zahl von Cyperaceen und Compoſitis in der gemaͤßigten Zoone auf die der Graͤſer und Huͤlſenpflanzen ſchließen. Die Zahl der beſchriebenen oder doch in den europäiſchen Herbarien befindlichen Pflanzenarten, beläuft ſich auf 44,000 wovon 6000 geſchlechtlos ſind. In dieſer Summe ſind die 3000 neue Arten phanerogamiſchen Pflanzen begriffen, welche durch Humbold und Bonpland aus Amerika herübergebracht wurden. Frankreich zählt nach Decandolle 3645 Phanerogamen, wovon 460 Spelzblüthige, 490 Zuſammengeſetzte, 320 Hülſenfruchtartige u. ſ. w. In Lappland gibt es nur 497 Pflanzen mit deutlichem Geſchlechte, unter welwelchen 124 Spelzblüthige, 38 Zuſammengeſetzte, 14 Hülſenfruchtartige, 23 Weiden-, Eichen- und Palmartigen u. ſ. w. ſind. Man vergl. Essai sur la Géographie des plantes par Humbold. Um ſich die Verſchiedenheiten zu erklaͤren, welche nach der obigen Tabelle in der Vegetations-Verhaͤltniſſen von Deutſchland, Frankreich und Nordamerika Statt finden, muß man auf die Klimate dieſer Laͤnder Ruͤckſicht nehmen. So erſtreckt ſich Frankreich von 42° 30′ bis nach 51° noͤrdlicher Breite. In ihm iſt die jaͤhrliche Mitteltemperatur 10,5 — 17° und die mittlere Waͤrme der Sommermonate 19° — 24°. Deutſchland liegt zwiſchen 46° und 54° der noͤrdlichen Breite, und hat in ſeinen Graͤnzen eine mittlere Waͤrme von 8° — 12° 5′, die mittlere Waͤrme der Sommermonate belaͤuft ſich auf 18° — bis 21°. Nordamerika bietet bei ſeiner ſehr großen Ausdehnung mehrere Klimate dar. Man vergleiche hierüber verſchiedene Aufſätze über Temperatur in der Zeitſchrift fürs Forſtweſen und in dieſer Zeitung. Purſch lehrt uns 2900 Phanerogamen kennen, welche zwiſchen dem 35ſten bis 44ſten Grad der Breite und einer mittleren jaͤhrlichen Temperatur von 7° bis 16° wachſen. Die Flora Nordamerikas iſt aus mehreren verſchiedenen Floren zuſammengeſetzt; die ſuͤdlichen Gegenden haben einen Ueberfluß an Malven und zuſammengeſetzten Blumen, die noͤrdlichen, welche viel kaͤlter ſind als die europaͤiſchen Laͤnder unter denſelben Breitegraden, bereichern die Flore dagegen mit Rhododendren, kaͤtzchentragenden Pflanzen und Zapfenbaͤumen. Die Nelkenfamilie, die Dolden-Gewaͤchſe und die Kreuzbluͤthigen ſind im Allgemeinen in Nordamerika ſeltener als in den gemaͤßigten Zoonen des alten Continentes. Dieſe conſtanten Verhaͤltniſſe, welche man in den Ebenen vom Aequator bis zu den Polen findet, begegnen dem Beobachter auch an den Graͤnzen des ewigen Schnees auf den Gipfeln der Gebirge; man kann im Allgemeinen annehmen, daß auf den Cordilleren in der heißen Zoone die noͤrdlichen Formen gemeiner werden. So ſieht man in Quito auf dem Ruͤcken der Anden, nie Heiden, Rhododendren und Graͤſer vorherrſchen. Im Gegentheile werden die Lippen-Blumen, die Rubiaceen, Malven und Wolfsmilch-Arten ſo ſelten, als ſie in Lappland ſind. In Ruͤckſicht auf die Zuſammengeſetzten aber, und auf die Farrenkraͤuter tritt kein aͤhnliches Verhaͤltniß ein. Die erſteren ſind haͤufig auf dem Ruͤcken der Anden, waͤhrend die letzteren ſich allmaͤhlig verlieren, wenn man uͤber 10800′ ſteigt. Auch iſt das Klima der Anden dem des noͤrdlichen Europa nur in Bezug auf die mittlere Temperatur des ganzen Jahres aͤhnlich. Die Vertheilung der Waͤrme in die verſchiedene Jahreszeiten iſt ein ganz anderer, und aͤuſſerſt maͤchtig ihr Einfluß auf die Erſcheinungen der Vegetation. Im Allgemeinen ſind, nach Humbolds Unterſuchungen, diejenigen Formen, welche unter den Alpen-Pflanzen herrſchen: 1) In der heißen Zoone die Graͤſer (Aegopagon, Podosaemum etc. Die Zuſammengeſetzten (Calcituim, Espeletia, Asten, Baesaris und die Nelken- Familie Arenaria Stellaria. 2) In der gemaͤßigten Zoone herrſchen die Zuſammengeſetzten, Senecio Leontadon Aster. Hieracium die Nelkenblumen (Cerustium Chelenna) Silene und die Kreutzblumen (Dralea Lepidium Sisymbrium.) 3) In den kalten Zoonen dagegen die Nelken, Stellaria Alsine, die Heidenartigen, Andromeda und Ranunkelartigen. Dieſe Unterſuchungen uͤber das Geſetz der Verbreitung der Formen fuͤhrten natuͤrlich auf die Frage, ob es Gewaͤchſe gaͤbe, welche den beiden Continenten gemeinſchaftlich zukomme? Dieſe Frage erregt um ſo mehr Intereſſe, als ſie unmittelbar eines der wichtigſten Problemen der Zoonomie beruͤhrt. Man weiß ſeit langer Zeit, und dieſes iſt eines der ſchoͤnſten Reſultate der Geographie der Thiere, daß kein Quadrupſed, kein Landvogel und wie es ſich aus den Unterſuchungen von Latreille zu ergeben ſcheint, kein Inſekt den Aequatorial-Gegenden der beiden Continente eigen iſt. Cuvier hat ſich durch treffende Beobachtungen uͤberzeugt, daß dieſe Regel ſelbſt in Bezug auf die Reptilien Statt findet, er hat erwieſen, daß die Boa condrictar nur Amerika eigenthuͤmlich iſt. Bezuͤglich der Gegenden außerhalb des Wendekreiſes hat Buͤffon die Zahl der Thiere, welche Europa, Amerika und dem noͤrdlichen Aſien eigenthuͤmlich ſind, uͤber das wahre Verhaͤltniß vermehrt angegeben. Es iſt gewiß, daß der Auerochs, der Hirſch und das Reh, von Amerika, ſo wie das Kaninchen, die Moſchusratte, der Fiſchotter, der Maulwurf, die Spitzmaus, der Baͤr, die Fledermaͤuſe, der Marder und die Wieſel Amerikas von den europaͤiſchen Arten verſchieden ſind, obgleich Buͤffon das Gegentheil behauptete. Es bleiben nur der Vielfraß, Wolf und Eisbaͤr, der rothe Fuchs und vielleicht auch das Rennthier und das Elenn uͤbrig, die ſich durch keine hinreichende Charakterre von den europaͤiſchen Arten unterſcheiden. Unter den Pflanzen muß man unter denen der Geſchlechtsloſen und denen mit Krenlappen einen Unterſchied machen, und die letzteren noch ihre Haupt- Abtheilung als Monolocyledonen oder Dicodyledonen betrachten. Es iſt keinem Zweifel unterworfen, daß ſich viele Mooſe und Flechten, Funaria hygnometrica, Sicher hirtus u. ſ. w. zugleich im tropiſchen Amerika und in Europa finden; unſere Herbarien beweiſen dieß. Jedoch verhaͤlt es ſich anders bei den geſchlechtsloſen Pflanzen mit Spiralgefaͤßen als bei denen mit nur zelligem Baue. Die Formen und Gewaͤchſe aus der Familie des Sycopodium ſind nicht denſelben Geſetzen der Vertheilung unterworfen, welche bei den Mooſen und Flechten wahrgenommen werden. Vorzuͤglich die erſten zeigen nur ſehr wenig weit verbreitete Arten, und die in dieſer Hinſicht angefuͤhrten Beiſpiele ſind oft zweifelhaft. In Anſehung der Phanerogamen mit Ausnahme des Rhizophera Aricennia und einigen andern Uferpflanzen ſcheint das Geſetz Buͤffons in Bezug auf die Dicotyledonen zuzutreffen. Es iſt durchaus falſch, was ſo oft behauptet wurde, daß die Gebirgsebenen der Cordilleren von Peru, deren Klima einige Aehnlichkeit mit dem von Frankreich oder Schweden hat denen der letzteren Laͤnder aͤhnliche Pflanzen hervorbringen. Vergl. Lehrb. der math. phyſiſchen Geog. von Reuter S. 404. u. d. f. Die Eichen, Tannen, Eibenbaumarten, Ranunkel, Roſen, Valerianen, Meiricharten, und die Hungerblumen der peruvianiſchen und mexikaniſchen Anden, haben ohngefaͤhr dieſelbe Phyſiogonomie wie die Arten der naͤmlichen Gattungen, welche in dem noͤrdlichen Amerika, in Sibirien und Europa vorkommen. Aber alle dieſe Alpenpflanzen der Cordilleren unterſcheiden ſich ohne Ausnahme in einer Anzahl von 3000 — 4000, welche v. Humbold unterſuchte, weſentlich von den aͤhnlichen Arten der gemaͤßigten Zone des alten Continents. Im Allgemeinen ſind von den Pflanzen des tropiſchen Amerikas und Monocotyledonen, und von dieſen faſt ausſchließlich nur die Lippengraͤſer, und die wahren Graͤſer beider Welttheile gemein. (Beſchluß folgt.) Ueber die Beziehungen, welche in der Vertheilung der Pflanzen-Samen beobachtet werden. (Auszug aus einer Abhandlung von Alexander von Humbold.) (Beſchluß.) Dieſe beiden Familien machen daher eine Ausnahme von dem ſo eben eroͤrterten allgemeinen Geſetze, daß naͤmlich die organiſchen Weſen der Aequatorial- Gegenden in beider Continente ſpecifiſch von einander verſchieden ſind, welches fuͤr die Geſchichte der Kataſtrophen unſeres Erdkoͤrpers von großer Wichtigkeit iſt. In den Peolegamenen hat v. Humbold eine genaue Anzeige jener Monocotyledonen, welche den Ufern des Orinnokko, Deutſchland und Oſtindien gemeinſchaftlich zukommen. Ihre Anzahl ſteigt kaum auf 20 — 24 z. B. Cypenus mucronatos etc. In demjenigen Theile von Nordamerika, welcher außerhalb des noͤrdlichen Wendekreiſes liegt, iſt beinahe [Formel] der Geſammtzahl der Mono- und Dicotyledonen beiden Continenten gemein. Unter 2900 Arten, welche die Flora von Purſch aufzaͤhlt, ſind 390 europaͤiſch. Zwar darf man einigen Zweifel hegen, ſowohl in Bezug auf die Anzahl der Pflanzen, welche den Anbauern der einen Hemiſphaͤre aus der andern folgten, als auch auf diejenigen Arten, welche nach genauerer Unterſuchung als neu, und vorher noch unbeſchrieben, erkannt werden moͤchten. Doch iſt unmoͤglich, daß ſich dieſe Ungewißheit auf alles erſtrecke, und es iſt vielmehr anzunehmen, daß ſelbſt nach eindringenderen Forſchungen die Zahl der Pflanzenarten, welche der gemaͤßigten Zoone beider Continente gemeinſchaftlich angehoͤren, noch ſehr betraͤchtlich bleiben wird. Brown hat neulich uͤber die Pflanzen von Neuholland aͤhnliche Unterſuchungen angeſtellt. Von allen Monocotyledonen, welche bisher in dieſem Continente entdeckt wurden, iſt [Formel] England, Frankreich und Deutſchland gemein. Bei den Dicotyledonen iſt das Verhaͤltniß 1,200; neuer Beweis, daß die Graͤſer und Cyperaceen wegen der großen Schmiegſamkeit ihrer Organiſation am meiſten in den beiden Hemiſphaͤren verbreitet ſind. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß Zoologen auf aͤhnliche Weiſe unterſuchten, die Zahlenverhaͤltniſſe, die in der Vertheilung der Thiere uͤber die Erde herrſchen, auszumitteln. In der ſuͤdlichen Hemiſphaͤre erſtrecken ſich die Pflanzenformen der heißen Zoone weiter gegen den Pol hinab als in der noͤrdlichen; die baumartigen Farren gehen in Aſien und Amerika kaum uͤber den Wendekreis des Krebſes hinaus, waͤhrend in der ſuͤdlichen Haͤlfte unſeres Erdkoͤrpers die Dicksonia antarctica, deren Stamm ſich zu einer Hoͤhe von 19 Fuß erhebt, bis zum Van-Diemenslande in der Breite von 42° hinabwandert, ja es iſt ſogar in Neuſeeland in der Dasky-Bay unter gleichem Parallelkreiſe mit Lyon (42° 45′) gefunden worden. Andere nicht weniger prachtvolle Formen, welche man fuͤr ausſchließliches Eigenthum der Aequaturial- Flora halten moͤchte, die paraſitiſchen Orchideen, Epidendra u. ſ. w. finden ſich zwiſchen baumartigen Farren, weit uͤber dem Wendekreiſe des Krebſes hinaus, mitten in der gemaͤßigten Zone der ſuͤdlichen Erdhaͤlfte.