Notizen aus Briefen des Freihrn. Alex. von Humboldt und des Hrn. Leop. von Buch an den Herausgeber. Paris, kais. Sternw., d. 23. Dec. 1810. -- -- Gay-Lussac und Thenard finden sich geschmeichelt durch die Hoffnung, daß Sie einen Theil Ihrer Muße der Uebersetzung ihres neuen Werks bestimmen wollen. Der Titel desselben ist: Experiences physico-chimiques, und es werden zwei Bände, jeder von 25 bis 30 Bogen. Es enthält Versuche über die Stärke der Ladung des elektromotorischen Apparats, und über dessen Bau; Versuche über die Metalle der Alkalien, die Boraxsäure, die Flußsäure und die Salzsäure, und Untersuchungen über die Analyse vegetabilischer Substanzen. Wir schicken Ihnen mit der Post das erste vollendete Exemplar nach Halle. Ich glaube, es ist das reichhaltigste chemische Buch, welches seit Scheele erschienen ist, und Sie werden große Freude daran haben . Mein Freund Malus hat mir für Sie seine Preisschrift: Theorie de la double refraction, einen Quartband von beinahe 400 Seiten, gegeben. Das Verschicken von Büchern ist hier mit vieler Mühe verbunden. -- -- Erst nach Ansicht dieses Werkes, -- das, nach den Bruchstücken zu urtheilen, welche davon schon bekannt geworden sind, so viel versprechend ist, daß ich mich durch freie Uebertragung desselben in unsere Muttersprache um die Wissenschaft verdient zu machen glaube, -- werde ich mich über die Art und Gestalt, wie dieses am besten geschehen könne, bestimmen, und dann dem Leser den Plan dazu vorlegen. Gilbert. v. Humboldt. -- -- Ich befinde mich bei Alex. von Humboldt, und in einem kleinen sehr geistvollen Kreise jüngerer Mitglieder des Institut des Sciences; nicht mit Unrecht werden Sie mir diese Lage beneiden. Herr von Humboldt arbeitet eifrig an seinen Reisen, und hat das große gehaltreiche Werk über Mexiko jetzt beendigt. Nun denkt er den schon fertigen Reisebericht dem Publikum zu übergeben, ein Monument, unvergänglicher als Erz. Können wir unser Zeitalter anklagen, in welchem es uns mit solchen Männern nicht bloß zu leben, sondern auch mit ihnen in Beziehung zu seyn vergönnt ist? Möchten das die bedenken, welche von eisernen Zeiten reden. Welche Aussichten! welche durch diese Männer erregte Thätigkeit in Forschungen und wissenschaftlichem Streben. Und das ist dann wohl das sicherste und bestimmteste Mittel gegen jedes Eingreifen in den Gang des Fortschreitens. -- -- Die Werke von Malus und von Gay-Lussac und Thenard sind die wichtigsten, welche hier jetzt erscheinen. Hr. Malus hat eine nicht-gedruckte, sehr gemäßigte Kritik von Göthen's: Zur Farbenlehre, gemacht, welche dem Buche wenig günstig ist; sie wird aber wohl nicht bekannt gemacht werden. Herr von Humboldt und ich denken daran, gemeinschaftlich eine Uebersicht der geognostischen Constitution der Erdoberfläche zu geben; unser Freund hat auch hierin eine sehr reiche Erfahrung. -- -- Leopold v. Buch.