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Alexander von Humboldt: „Grund-Reichthum von Mexico in Vergleichung mit seinen metallischen Producten“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1811-Grund-Reichthum_von_Mexico-1-neu> [abgerufen am 19.04.2024].

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Titel Grund-Reichthum von Mexico in Vergleichung mit seinen metallischen Producten
Jahr 1811
Ort Tübingen
Nachweis
in: Europäische Annalen 2 (1811), S. 75–89.
Entsprechungen in Buchwerken
S. 75–81 = Alexander von Humboldt, Versuch über den politischen Zustand des Königreichs Neu-Spanien, 5 Bände, Tübingen: J. G. Cotta 1809–1814, Band 3, S. 176–180.

S. 82–89 = Alexander von Humboldt, Versuch über den politischen Zustand des Königreichs Neu-Spanien, 5 Bände, Tübingen: J. G. Cotta 1809–1814, Band 4, S. 134–140.

S. 75–81 = Alexander von Humboldt, Essai politique sur le royaume de la Nouvelle-Espagne. Avec un atlas physique et géographique, fondé sur des observations astronomiques, des mesures trigonométriques et des nivellemens barométriques, 2 Bände, Paris: F. Schoell [1808–] 1811, Band 2, S. 473–478.

S. 82–89 = Alexander von Humboldt, Essai politique sur le royaume de la Nouvelle-Espagne. Avec un atlas physique et géographique, fondé sur des observations astronomiques, des mesures trigonométriques et des nivellemens barométriques, 2 Bände, Paris: F. Schoell [1808–] 1811, Band 2, S. 575–581.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken; Tabellensatz.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: III.8
Dateiname: 1811-Grund-Reichthum_von_Mexico-1-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 15
Spaltenanzahl: 2
Zeichenanzahl: 23057

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Grund-Reichthum von Mexicoin Vergleichung mit ſeinen metalliſchen Producten.von Alex. von Humboldt.


Wir haben in dieſem Kapitel nur den wahren Natio-nal-Reichthum von Mexico unterſucht; denn die Produk-te des Bodens ſind die einzige Baſis eines daurendenWohlſtands und Ueberfluſſes. Es iſt troͤſtlich zu ſehn,daß ſich der menſchliche Fleiß, ſeit einem halben Jahr- |76|hunderte, mehr auf dieſe fruchtbare, unerſchoͤpfliche Quel-len gerichtet hat, als auf die Ausbeutung der Bergwerke,deren Reichthuͤmer keinen direkten Einfluß auf den oͤffent-lichen Wohlſtand haben, und blos den Nominal-werthder jaͤhrlichen Produkte des Bodens veraͤndern. DieTerritorial-Abgabe, welche der Clerus unter dem Na-men des Zehenten erhebt, giebt den Maasſtab fuͤr denUmfang dieſer Produkte, und zeigt, bei einer Verglei-chung der Epochen, zwiſchen denen ſich die Preiſe derArtikel nicht auffallend veraͤndert haben, die Fortſchritteder Agrikultur-Induſtrie aufs genauſte. Folgende Ta-belle enthaͤlt den Betrag der Zehenten *) in einer Neben-einander‒Stellung von zwo Jahren-Reihen, nemlichvon 1771 bis 1780, und von 1780 bis 1789.
Nahmen derDioͤceſen. Epochen. Werth desZehentenin Pia-ſtern. Epochen. Werth desZehentenin Pia-ſtern.
Mexico . 1770—1780 4,132,630 1781—1790 7,082,879
Puebla de losAngeles 1770—1779 2,965,601 1780—1789 3,508,884
Valladolid deMechoacan 1770—1779 2,710,200 1780—1789 3,239,400
Oaxaca . 1771—1780 715,974 1781—1790 863,237
Guadalaxara 1771—1780 1,889,724 1781—1790 2,579,108
Durango . 1770—1779 943,028 1780—1789 1,080,313
Dieſe Tabelle beweißt demnach, daß der Zehentenvon Neu-Spanien in den ſechs Dioͤceſen geſtiegen iſt:
*) Ich habe dieſe Tabelle aus einem handſchriftlichen Memoi-re des Herrn Maniao gezogen, der es nach officiellenPapieren unter dem Titel abgefaßt hat: Estado de laRenta de Real Hacienda de Nueva España, enun año commune del quin quenio de 1784hasta 1789. Die Zahlen dieſer Tabelle weichen etwasvon denjenigen ab, welche Herr Pinkerton (B. III. S.234.), nach Estalla’s Werk, das ich noch nicht bekommenkonnte, angegeben hat.
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Von 1771 bis 1779 auf .. 13,357,157 Piaſter
Von 1779 bis 1789 auf .. 18,358,821 ——
Die Total-Erhoͤhung betrug alſo in den zehen leztenJahren fuͤnf Millionen Piaſter, oder zwei Fuͤnftheile desTotal-Produkts. Dieſe Angaben beſtaͤtigen zugleich,um wie viel ſchneller die Fortſchritte der Agrikultur inden Intendantſchaften Mexico, Guadalaxaca, Pueblaund Valladolid ſind, als in der Provinz Oaxaca und inNeu-Biſkaya. Im Erzbisthum Mexico hat ſich der Zehen-ten nahe zu verdoppelt, denn, ſo wie er in den zehenJahren vor 1780 erhoben wurde, verhielt er ſich gegenden der zehen folgenden Jahre, wie 10 zu 17, in derIntendantſchaft Durango, oder Neu-Biscaya, hingegenwar die Erhoͤhung nur wie 10 zu 11. Der beruͤhmte Verfaſſer der Unterſuchungenuͤber den National-Reichthum, Adam Smith,hat das Territorial-Produkt von Groß-Britannien nachdem Ertrag der Grund-Taxe berechnet. In dem poli-tiſchen Abriß von Neu-Spanien, den ich dem Hof vonMadrid im Jahr 1803 vorlegte, hatte ich eine aͤhnlicheBerechnung nach dem Werth des an den Clerus entrich-teten, Zehenten gewagt. Aus dieſer Arbeit ergab ſich,daß das jaͤhrliche Produkt des Bodens in Mexico zumwenigſten 24 Millionen Piaſter betraͤgt. Die Reſulta-te, bei denen ich in dieſem erſten Abriß ſtehen blieb, wur-den mit vielem Scharfſinn in einer Denkſchrift abgewo-gen, welche die Municipalitaͤt der Stadt Valladoliddem Mechoacan im Oktober 1805, bei Veranlaſſungeines koͤniglichen Befehls in Bezug auf die Guͤter desClerus, der Regierung vorgelegt hat. Dieſer Denkſchriftzufolge, von der ich eine Kopie vor mir habe, muͤſſenzu dieſen 24 Millionen Piaſtern noch 3 Millionen fuͤrden Ertrag der Cochenille, der Vanille, der Jalappe,des Pfeffers von Tabasco und der Saſſaparille, welchekeinen Zehenten geben, und zwo Millionen fuͤr den Zu- |78| ker und Indigo, gerechnet werden, von denen ſtatt demganzen Zehenten, dem Clerus nur vier Procent Abgabebezahlt werden. Nach dieſen Angaben betraͤgt demnachdas Total-Produkt des Akerbau’s jaͤhrlich 29Millionen Piaſter, oder uͤber 145 Millionen Franken,die auf ein natuͤrliches Maas reduziert, und dengegenwaͤrtigen Preis des Getraides in Mexico, 10 My-riagrammen zu 15 Franken, als Baſis angenommen,96 Millionen Myriagrammen Getraide gleichſtehen: die ſaͤmmtlichen koſtbaren Metalle, welche jaͤhr-lich im Koͤnigreich Neu-Spanien gewonnen werden, be-tragen aber kaum 74 Millionen MyriagrammenGetraide, wodurch alſo der merkwuͤrdige Saz bewie-ſen wird: daß der Werth des Goldes und Silbers inden mexikaniſchen Bergwerken beinah ein Viertheil gerin-ger iſt, als der der Territorial-Produkte. Troz den Hinderniſſen welche die Cultur des Bodensauf allen Seiten einſchraͤnken, hat dieſer in den leztenZeiten doch um ſo anſehnlichere Fortſchritte gemacht, daungeheure Kapitalien von Familien, die ſich entwederin dem Handel von Veracruz und Acapulco, oder durchAusbeutung der Bergwerke bereichert haben, in Laͤnde-reien geſtekt worden ſind. Der Mexikaniſche Clerusbeſizt kaum fuͤr zwo bis drei Millionen Piaſter Werth inGrundſtuͤken (bienes raices); aber die Kapitalienwelche die Kloͤſter, Kapitel, Bruͤderſchaften, Hoſpitienund Hoſpitaͤler auf Laͤndereien ſtehen haben, betragen44½ Million Piaſter, oder uͤber 222 Millionen Lievrestournois. Folgende Tabelle enthaͤlt dieſe Kapitalien,welche man mit dem Namen Capitales de Capellariasy obras de la Jurisdiccion ordinaria, bezeichnet,nach einer offiziellen Schrift. *)
*) Representation de los ricinos de Valladolid al Excellen-tisimo Señor Virey en Fecha del 24 octubre del año 1805.(Handſchrift.)
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Erzbisthum Mexico ....... 9,000,000 Piaſter.
Bisthum Puebla ........ 6,500,000 ——
Bisthum Valladolid (ſehr genaue Angabe) 4,500,000 ——
Bisthum Guadalaxara ...... 3,000,000 ——
Die Bisthuͤmer von Durango, Monturyund Souora ........ 1,000,000 ——
Die Bisthuͤmer Oaxaca und Merida .. 2,000 000 ——
Die Obras pias der Ordens-Geiſtlichkeit 2,500,000 ——
Dotations-Fond der Kirchen und Manns-und Frauen-Kloͤſter ..... 16.000,000 ——
44,500,000 Piaſter.
Dieſe ungeheure Summe, welche ſich in den Haͤn-den der Grund-Eigenthuͤmer (Haciendados) be-findet, und auf liegende Gruͤnde hypothezirt iſt, waͤredem mexikaniſchen Ackerbau im Jahr 1804 beinah ent-zogen worden. Das ſpaniſche Miniſterium wußte keinMittel mehr, einem National-Bankerutt, der durch dieMenge von Papier-Geld (Vales) herbeigefuͤhrt wur-de, auszuweichen, und wagte deshalb eine ſehr kuͤhneOperation. Ein koͤnigliches Dekret vom 26ſten Decem-ber 1804 befahl nemlich, nicht nur das Grund-Eigen-thum des mexikaniſchen Clerus zu verkaufen, ſondernauch alle, der Geiſtlichkeit gehoͤrigen, Kapitalien zu-ſammen zu nehmen, und ſie nach Spanien zu ſchicken,um in eine Amortiſations-Kaſſe der koͤniglichen Staats-Papiere (Caxu de consolidation de valesreales) geworfen zu werden. Statt Vorſtellungengegen dieſes Dekret zu machen, und dem Monarchen zuzeigen, wie nachtheilig die Vollziehung deſſelben dem Acker-bau und dem allgemeinen Wohlſtand der Bewohner ſeynwuͤrde, fieng das Finanz-Conſeil, das von dem Vice-Koͤnig praͤſidirt wird, und den Nahmen Junta su-perior de Real Hacienda fuͤhrt, kuͤhn an,es in Ausuͤbung zu ſetzen. Allein die Grundeigenthuͤmerwiederſetzten ſich derſelben ſo nachdruͤcklich, daß die Amor- |80| tiſations-Kaſſe vom Mai 1805 bis zum Juni 1806nur die maͤſſige Summe vom 1,200,000 Piaſtern erhielt.Es iſt daher zu hoffen, daß nun, dieſe in die wahrenStaats-Intereſſen blickende, Adminiſtration inzwiſcheneine Operation aufgegeben hat, deren traurige Folgenſich auf der Stelle zeigen mußten. Ließt man das vortreffliche Werk uͤber die agra-riſchen Geſetze, welches dem Rath von Kaſtilien imJahr 1795 vorgelegt worden iſt, *) ſo ſieht man daßder mexikaniſche Ackerbau, trotz der Verſchiedenheit desClima’s und anderer Lokal-Umſtaͤnde, durch die nemli-chen politiſchen Urſachen eingeſchraͤnkt iſt, welche die Fort-ſchritte der Induſtrie in der Halb-Inſel verhindern. AlleFehler der Feudal-Regierung ſind von der einen Halb-kugel auf die andre verpflanzt, und die Misbraͤuche inMexico durch ihre Wirkungen um ſo gefaͤhrlicher gewor-den, das es fuͤr die hoͤchſte Autoritaͤt auch ſchwerer war,dem Uebel abzuhelfen, und in der groſſen Entfernungihre Energie zu zeigen. In Neu- wie in Alt-Spanien,befindet ſich der Boden groſſentheils im Beſiz einigermaͤchtiger Familien, welche nach und nach alles Privat-Eigenthum verſchlungen haben, und in Amerika, wiein Europa, ſind groſſe Kommunen einmal zur Weideund zu ewiger Unfruchtbarkeit verdammt. Allein wasden Clerus und ſeinen Einfluß auf die Geſellſchaft betrift,ſo ſind die Umſtaͤnde auf den beiden Continenten ver-ſchieden. Im ſpaniſchen Amerika iſt der Clerus weitnicht ſo zahlreich, wie auf der Halb-Inſel, und diegeiſtlichen Reichthuͤmer haben ſehr viel fuͤr die Ausbrei-tung des Akerbaus unter den wilden Voͤlkern gethan. DieEinfuͤhrung der Majoraten, die Verwilderung und tiefeVerarmung der Indianer ſind hier den Fortſchritten der
*) In Herrn von Labordés Itineraire déscriptif de l’Espagne,L. IV. S. 103 — 294, befindet ſich eine Ueberſetzung der-ſelben.
|81| Induſtrie weit hinderlicher, als die todte Hand derGeiſtlichkeit.
Die alte kaſtiliſche Geſezgebung verbietet den KloͤſternGrund-Eigenthum zu beſizen, und unerachtet dieſes wei-ſe Geſez oft genug verlezt worden iſt, ſo konnte der Cle-rus doch in einem Land, wo der Bigotismus die Gei-ſter nicht ſo ſtark beherrſcht, wie in Spanien, Portugalund Italien, keine ſo anſehnlichen Guͤter erwerben. SeitAufhebung des Jeſuiter-Ordens beſizt der mexikaniſcheClerus nur wenige Laͤndereien, und ſein eigentlicherReichthum beſteht in dem Zehenten und in den, auf denPachthoͤfen kleinerer Anbauer ſtehenden, Kapitalien.Dieſe Kapitalien ſind nuͤzlich angewendet, und vermeh-ren die Produktions-Kraft der National-Arbeit. Uebrigens muß man ſich wundern, daß die meiſtenKloͤſter, welche ſeit dem ſechszehenten Jahrhundert inallen Gegenden des ſpaniſchen Amerika’s geſtiftet wor-den ſind, in dem Innern der Staͤdte beiſammen liegen.Auf dem Felde zerſtreut, auf dem Ruͤken der Kordillerenliegend, haͤtten ſie auf die Kultur denſelben wohlthaͤtigenEinfluß haben koͤnnen, den ſie in Norden von Europa,an den Ufern des Rheins und in der Alpenkette gezeigthaben. Aber wer die Geſchichte ſtudiert hat, weiß zugut, daß die Moͤnche zu Philipps II Zeit denen desneunten Jahrhunderts nicht mehr aͤhnlich waren. DerLuxus der Staͤdte und das Klima beider Indien iſt denſtrengen Sitten und dem Geiſt der Ordnung entgegen,welche die erſten moͤnchiſchen Inſtitute charakteriſiren;aber wenn man die Gebuͤrgs-Wuͤſten von Mexico durch-reist, ſo vermißt man oft mit Unmuth jene einſamenAſyle Europa’s und Aſiens, wo der Reiſende eine wirth-liche Aufnahme bei den Kloſter-Geiſtlichen findet.
|82|

1. Ertrag der mexicaniſchen Bergwerke. (Fragmente aus H. v. Humboldts Werke uͤber Neu-Spanien.)

Wie groß iſt nun die Quantitaͤt von Gold und Sil-ber, die die Bergwerke von Neu-Spanien jaͤhrlich ab-werfen? Wie viel betragen die Schaͤtze, welche, ſeit derEntdeckung von Amerika, von Mexico nach Europa undAſien heruͤber gekommen ſind? Die genauen Angaben,die ich, waͤhrend meines Aufenthalts in den ſpaniſchenKolonien, aus den Regiſtern der Muͤnzen von Mexico,Lima, Santa Fe und Popayan ausgezogen habe, ſezenmich in den Stand, uͤber den Ertrag der Bergwerkebeſtimmtere und zuverlaͤßigere Nachrichten zu liefern,als bis jezt bekannt worden ſind. Ein Theil der Re-ſultate meiner Unterſuchungen iſt bereits in den Werkender Herrn Bourgoing, Brongniart, Laborde und Heronde Villefoſſe, denen ich ſie nach meiner Ruͤckkehr nachEuropa mit Vergnuͤgen mitgetheilt habe, bekannt worden. Die Quantitaͤt Silbers, welche jaͤhrlich aus denBergwerken von Neu-Spanien gewonnen wird, haͤngt(wie wir oben gezeigt haben) weniger von dem Ueber-fluß und dem innern Reichthum der Erze, als von derLeichtigkeit ab, womit ſich die Bergleute das, zur Amal-gamation noͤthige, Quekſilber verſchaffen koͤnnen. Mandarf ſich daher nicht wundern, daß die Zahl der MarkSilbers, das in der Muͤnze von Mexico zu Piaſterngepraͤgt wird, ſehr unregelmaͤßig wechſelt. Hat dasQuekſilber z. B. wegen eines Seekriegs, oder wegeneines andern Zufalls ein Jahr lang gefehlt, und kommtes im naͤchſten in deſto groͤßerer Menge, ſo folgt aufeine ſehr maͤßige Muͤnz-Auspraͤgung natuͤrlich ein ſehranſehnlicher Silber-Ertrag. In Sachſen hingegen, woman ſich das wenige, zur Amalgamation noͤthige Quek-ſilber mit Leichtigkeit verſchaft, iſt das Produkt der |83| Bergwerke von Freiberg von ſo bewundernswuͤrdigerGleichheit, daß es von 1793 bis 1799 nie unter 48,300,und nie uͤber 50,700 M. S. war; aber in dieſem Landehat eine große Duͤrre, welche den Gang der Raͤderwer-ker und das Ausſchoͤpfen des Waſſers hindert, denſel-ben Einfluß auf die Quantitaͤt des, zur Muͤnze geliefer-ten, Silbers, wie der Mangel an Quekſilber in Amerika. Von 1777 bis 1803 betrug die Quantitaͤt des,aus den mexikaniſchen Erzen gewonnenen, Silbers bei-nah fortdaurend uͤber zwei Millionen Mark Silbers.Von 1796 bis 1799 war ſie 2,700,000 M. S.; von1800 bis 1802 hingegen blieb ſie unter 2,100,000M. S. Man wuͤrde aber ſehr unrichtig ſchließen, wennman ſich durch dieſe Angaben zum Glauben verfuͤhrenließe, daß die Ausbeutung der mexikaniſchen Bergwerkein den lezten Zeiten minder bluͤhend geweſen ſey. Wirk-lich wurden 1801, in Gold und Silber, nur 16,568,000Piaſter gewonnen; da ſich die Muͤnzung im Jahr 1803dafuͤr, wegen des Ueberfluſſes an Quekſilber, auf23,166,906 Piaſter belief. Abgeſehen daher von allem Einfluß zufaͤlliger Urſa-chen, findet man, daß die Bergwerke und Waſchereiendes Koͤnigreichs Neu-Spanien gegenwaͤrtig in gewoͤhn-lichen Jahren 7000 Mark Goldes und 2,500,000 MarkSilbers betragen, deren Werth im Durchſchnitt 22 Mil-lionen Piaſter betraͤgt. Vor zwanzig Jahren ſtand dieſes Produkt nur von10 bis 16, vor 30 Jahren blos von 11 bis 12 Mil-lionen Piaſter, und im Anfang des achtzehenten Jahr-hunderts war die Quantitaͤt des in Mexico gemuͤnztenGolds und Silbers nur fuͤnf bis ſechs Millionen gewe-ſen. Die ungeheure Vermehrung, welche man in denleztern Zeiten in dem Produkt der Ausbeutung findet,muß einer Menge von Urſachen beigemeſſen werden, wel-che alle zuſammengewirkt haben, und unter denen der |84| Anwachs der Bevoͤlkerung des Plateau’s von Mexico,die Fortſchritte der Kenntniſſe und der National-Indu-ſtrie, die Handelsfreiheit, welche Amerika im Jahr 1778erhalten hat, die Leichtigkeit, ſich das noͤthige Eiſenund den Stahl zu verſchaffen, der geſunkene Preis desQuekſilbers, die Entdeckung der Bergwerke von Catorceund Valenciana, und die Gruͤndung des Tribunals deMineria oben anſtehen. 1796 und 1797 waren die beiden Jahre, in wel-chen der Ertrag von Gold und Silber ſein Maximumerreicht hat. Im erſtern praͤgte man in der Muͤnze zuMexico 25,644,000, und im zweiten 25,080,000 Pia-ſter. Um uͤber die Wirkung zu urtheilen, welche dieFreiheit des Handels, oder vielmehr das Aufhoͤren desMonopols der Gallionen, hervorgebracht hat, darf manſich blos daran erinnern, daß der Werth des in Mexicogemuͤnzten Golds und Silbers, von 1766 bis 1778,die Summe von 191,589,176, und von 1779 bis1791 aber 252,525,412 Piaſter betragen hat; ſo daßdemnach von 1778 an das Total-Produkt um ein Vier-theil geſtiegen iſt. Man findet in den Archiven der Muͤnze von Mexicogenaue Angaben uͤber die Quantitaͤt des von 1690 an da-ſelbſt gepraͤgten Golds und Silbers. Folgende Tabellenſind nach dieſen Angaben verfaßt. Die erſte zeigt denWerth des Goldes und Silbers in Piaſternausgedruͤckt; die zwote ſtellt die Quantitaͤt derMark Silbers dar, welches in die Muͤnze gekom-men, und in Piaſtern ausgepraͤgt iſt. |85|

Erſte Tabelle,

Gold und Silber, das aus den Bergwerken von Me-xico gewonnen, und in der Stadt dieſes Nahmensausgepraͤgt worden iſt, von 1690 bis 1803.
Jah-re. Werth inPiaſtern. Jah-re. Werth inPiaſtern. Jah-re. Werth inPiaſtern. Jah-er. Werth inPiaſtern.
1690 5,285,580 1720 7,874,323 1750 13,209,000 1780 17,514,263
1691 6,213,709 1721 9,400,734 1751 12,631,000 1781 20,335,842
1692 5,252,729 1722 8,824,432 1752 13,627,500 1782 17,581,490
1693 2,802,378 1723 8,107,348 1753 11,594,000 1783 23,716,657
1694 5,840,529 1724 7,872,822 1754 11,594 000 1784 21,037,374
1695 4,001,293 1725 7,370,815 1755 12,486,500 1785 18,575,208
1696 3,190,618 1726 8,466,146 1756 12,299 500 1786 17,257,104
1697 4,459,947 1727 8,133,088 1757 12,529,000 1787 16,110,340
1698 3,319,765 1728 9,228,545 1758 12,757,594 1788 20,146,365
1699 3,504,787 1729 8,814,970 1759 13,022,000 1789 21,229,911
1700 3,379,122 1730 9,745,870 1760 11,968,000 1790 18,063,688
1701 4,019,093 1731 8,439,871 1701 11,731,000 1791 21,121,713
1702 5,022,550 1732 8,726,465 1762 10,114,492 1792 24,195,041
1703 0,079,254 1733 10,009,795 1763 11,775,041 1793 24,312,942
1704 5,627,027 1734 8,506,553 1764 9,792,575 1794 22,011,031
1705 4,747,175 1735 7,922,001 1765 11,604,845 1795 24,593,481
1706 6,172,037 1736 11,016,000 1706 11,210 050 1796 25,644,566
1707 5,735,032 1737 8,122,140 1767 10,415,116 1797 25,080,038
1708 5,735,601 1738 9,490,250 1768 12,278,957 1798 24,004,589
1709 5,214,143 1739 8,550,785 1769 11,938,784 1799 22,053,125
1710 0,710,587 1740 9,556,040 1770 13,926,329 1800 18,685,674
1711 5,666,085 1741 8,668,000 1771 13,803,196 1801 16,568,000
1712 6,613,425 1742 16,677,000 1772 16,971,857 1802 18,798,600
1713 6,487,872 1743 9,384,000 1773 18,932,766 1803 23,166,906
1714 6,220,822 1744 10,285,000 1774 12,892,074
1715 6,368,918 1745 10,327,500 1775 14,245,286
1716 6,496,288 1746 11,509,000 1776 16,463,282
1717 6,750,734 1747 12,002,000 1777 21,600,020
1718 7,173,590 1748 11,628,000 1778 16,911,462
1719 7,258,706 1749 11,823,500 1779 19,435,457
Total-Summe von 1690 bis 1803 in Gold und Silber1,353,452,020 Piaſter.

|86|

Zweite Tabelle,

uͤber das Silber, das von 1690 bis 1800 aus denmexikaniſchen Bergwerken gezogen worden iſt.
Jah-re. MarkSilbers. Onces. Ochavas. Jah-re. MarkSilbers. Onces. Ochavas. Jah-re. MarkSilbers. Onces. Ochavas.
1690 621,833 4 0 1730 1,146,573 0 0 1770 1,638,391 5 6
1691 731,024 5 2 1731 992,926 0 0 1771 1,506,255 2 2
1692 629,732 6 7 1732 1,026,643 0 0 1772 1,996,689 1 1
1693 329,691 4 6 1733 1,177,623 0 0 1773 2,227,442 6 1
1694 687,121 1 0 1734 1,000,771 0 0 1774 1,516,714 5 5
1695 470,740 3 2 1735 932,001 1 6 1775 1,675,916 0 7
1696 375,366 7 3 1736 1,296,000 0 0 1776 1,936,856 6 2
1697 524,699 5 6 1737 955,545 7 2 1777 2,428,613 4 1
1698 390,560 5 4 1738 1,116,500 0 0 1778 2,334,765 7 2
1699 412,327 7 1 1739 1,005,963 0 0 1779 2,199,548 6 6
1700 397,543 6 2 1740 1,124,240 0 0 1780 1,994,073 4 7
1701 472,834 4 5 1741 1,016,962 0 0 1781 2,311,062 3 0
1702 590,900 0 1 1742 962,000 0 0 1782 2,014,545 1 1
1703 715,206 3 0 1743 1,014,000 0 0 1783 2,709,167 0 3
1704 685,532 5 1 1744 1,210,000 0 0 1784 2,402,965 7 7
1705 558,491 2 2 1745 1,215,000 0 0 1785 2,111,263 7 0
1706 726,122 0 5 1746 1,354,000 0 0 1786 1,978,844 5 6
1707 674,709 2 5 1747 1,412,000 0 0 1787 1,819,141 1 3
1708 675,012 7 6 1748 1,368,000 0 0 1788 2,293,555 5 3
1709 613,428 4 7 1749 1,391,000 0 0 1789 2,415,821 2 1
1710 789,480 7 3 1750 1,554,000 0 0 1790 2,045,951 6 6
1711 666,598 2 4 1751 1,486,000 0 0 1791 2,363,867 5 3
1712 783,932 3 2 1752 1,603,000 0 0 1792 2,724,105 3 6
1713 763,279 0 5 1753 1,364,000 0 0 1793 2,747,746 4 3
1714 731,861 4 1 1754 1,364,000 0 0 1794 2,488,304 1 0
1715 749,284 4 1 1755 1,469,000 0 0 1795 2,808,380 1 0
1716 767,969 1 6 1756 1,447,000 0 0 1796 2,854,072 6 4
1717 794,204 0 5 1757 1,474,000 0 0 1797 2,818,248 4 4
1718 843,951 6 3 1758 1,500,893 3 4 1798 2,697,038 2 2
1719 853,963 4 0 1759 1,532,000 0 0 1799 2,473,542 2 7
1720 926,390 7 6 1760 1,408,000 0 0 1800 2,098,712 5 1
1721 1,113,027 4 7 1761 1,386,000 0 0
1722 1,038,109 5 7 1762 1,189,940 2 3
1723 953,805 5 5 1763 1,385,298 7 4
1724 926,214 3 3 1764 1,152,063 5 6
1725 867,037 1 2 1765 1,365,275 7 7
1726 996,017 1 6 1766 1,318,829 4 1
1727 956,833 7 7 1767 1,225,307 6 2
1728 1,085,711 1 7 1768 1,444,583 1 6
1729 1,037,055 7 5 1769 1,404,564 0 4
Total-Summe von 1690 bis 1800 blos Silber 149,350,721 Mark. |87| Aus dieſen Tabellen, daß die Bergwerke von Neu-Spanien von 1690 bis 1800 die ungeheure Summevon 149,350,721 Mark Silbers, und bis 1803, anGold und Silber den Werth von 1,353,452,020 Piaſtern,oder 7,105,623,105 Livres Tournois, den Piaſter zu105 Sols franzoͤſiſche Muͤnze gerechnet, geliefert haben. Seit hundert und dreizehn Jahren hat die Ausbeu-tung der Bergwerke, die Zeit von 1760 bis 1767 al-lein abgerechnet, unaufhoͤrlich zugenommen. Dieſe Zu-nahme zeigt ſich, wenn man von 10 zu 10 Jahren dieQuantitaͤt koſtbarer Metalle vergleicht, welche in dieMuͤnze von Mexico gekommen ſind, wie dieß in fol-genden Tabellen geſchehen iſt, von denen die eine denWerth von Gold und Silber in Piaſtern, und die an-dre die Quantitaͤt vom Silber allein, in Marks ausge-druͤckt, darſtellt.
|88|

Fortſchritte der Ausbeutung der mexikaniſchen Bergwerke.

|Spaltenumbruch|
I. Gold und Silber.
Epochen. Werth desGoldes undSilbersin Piaſtern.
Von 1690 bis 1699 43,871,335
— 1700 bis 1709 51,731,034
— 1710 bis 1719 65,747,027
— 1720 bis 1729 84,153,223
— 1730 bis 1739 90,529,730
— 1740 bis 1749 111,855,040
— 1750 bis 1759 125,750,094
— 1760 bis 1769 112,828,860
— 1770 bis 1779 165,181,729
— 1780 bis 1789 193,504,554
— 1790 bis 1799 231,080,214
Zuſam. von 1690 bis 1799 1,276,232,840
|Spaltenumbruch|
II. Silber allein.
Epochen. Silber.
Marks. Onces. Ochavas.
Von 1690 bis 1699 5,173,099 2 7
— 1700 bis 1709 6,109,781 5 2
— 1710 bis 1719 7,744,525 2 6
— 1720 bis 1729 9,900,203 7 7
— 1730 bis 1739 10,650,546 1 0
— 1740 bis 1749 12,067,202 0 0
— 1750 bis 1759 14,793,893 3 4
— 1760 bis 1769 13,279,863 4 1
— 1770 bis 1779 19,461,194 6 1
— 1780 bis 1789 22,050,440 6 7
— 1790 bis 1799 26,021,257 6 3
Zuſam. von 1690 bis 1799 147,252,008 6 6
|89| Unterſcheidet man unter dieſen Epochen diejenigen,in welchen die Fortſchritte der Ausbeutung am ſchnellſtenwaren, ſo findet man folgende Reſultate:
Epochen. Werth in Goldund Silber ingewoͤhnlichenJahren zu Pia-ſtern gerechnet. Progreſſive Vermehrung.
1690 bis 1720 5,458,830 in 27 Jahren . 3,700,000 Piaſt.
1721 bis 1743 9,177,768
1744 bis 1770 11,854,825 in 25 —— . 2,000,000 ——
1777 bis 1782 17,223,916 in 19 —— . 5,300,000 ——
1783 bis 1790 19,517,081 in 12 —— . 2,300,000 ——
1791 bis 1803 22,325,824 in 10 —— . 2,800,000 ——
Dieſe Tabelle beweißt, in Verbindung mit den vo-rigen, daß die Epochen, in welchen die Bergwerke ammeiſten an Ergiebigkeit zugenommen haben, die von1736 auf 1745, von 1777 auf 1783, und von 1788auf 1798 geweſen ſind. Dieſe Zunahme war aber ſowenig verhaͤltnißmaͤßig gegen die Vergangenheit, daßdas Total-Produkt der Bergwerke betrug:
4 Millionen Piaſter im Jahr 1695
8 ——— —— — — 1726
12 ——— —— — — 1747
16 ——— —— — — 1776
20 ——— —— — — 1788
24 ——— —— — — 1795
woraus erhellt, daß dieſes Produkt ſich in zwei undfuͤnfzig Jahren verdreifacht, und in hundert verſechs-facht hat.