Gelbes Fieber in Neu-Spanien. (Bruchſtück aus Alexander von Humboldts „Neu-Spanien.“) Da eine außerordentliche Hitze die Thätigkeit des Gallenſyſtems vermehrt, ſo muß der Gebrauch des Eiſes unter der heißen Zone nothwendig ſehr wohlthätig ſeyn. Man hat daher Relais angelegt, um den Schnee mit größter Schnelligkeit auf Maulthieren vom Abhang des Vulkans von Orizaba nach dem Hafen von Verakruz herabzuſchaffen. Der Weg, den die Schneepoſt (posta de nieve) durchläuft, beträgt achtundzwanzig Meilen. Die Indianer wählen Stücke von Schnee, die mit zuſammengeballtem Hagel vermiſcht ſind. Nach einem alten Gebrauch umgeben ſie dieſelben mit dürren Kräutern, und manchmal auch mit Aſche, zwey Subſtanzen, welche bekanntlich ſchlechte Wärmeleiter ſind. Ungeachtet die, in Orizaba mit Schnee beladenen, Maulthiere in vollem Trab in Verakruz ankommen, ſo ſchmilzt doch mehr als die Hälfte davon unterwegs, da die Temperatur der Atmoſphäre im Sommer beſtändig 29° bis 30° iſt. Trotz dieſen Hinderniſſen können die Bewohner der Küſte täglich Sorbete und Eiswaſſer haben. Dieſer Vortheil, deſſen man auf den Antillen, in Carthagena und in Panama beraubt iſt, hat für eine Stadt, welche immer von Europäern und auf dem Centralplateau von Neu-Spanien gebornen Menſchen beſucht wird, einen unendlich hohen Werth. Obſchon das gelbe Fieber in Verakruz durch unmittelbare Berührung nicht anſteckend, und es keineswegs wahrſcheinlich iſt, daß es jemals von außen hereingekommen, ſo iſt doch eben ſo gewiß, daß es ſich nur zu beſtimmten Zeiten zeigt, ohne daß man bis jetzt entdecken konnte, welche Modifikationen der Atmoſphäre dieſe periodiſchen Veränderungen unter der heißen Zone erzeugen. Es iſt zu bedauern, daß die Geſchichte der Epidemien nicht über ein halbes Jahrhundert hinaufreicht. Das große Militär-Hoſpital von Verakruz wurde im December 1764 errichtet; aber kein Dokument der Archive deſſelben thut von Krankheiten Erwähnung, welche dem Vomito von 1762 vorangeangen wären. Letztere Epidemie, welche unter dem Vice-König, Marquis de Croix, angefangen, ſetzte ihre Verheerungen bis 1775 fort, wo man die Straßen von Verakruz pflaſterte, und einige ſchwache Polizey-Mittel zur Verminderung der außerordentlichen Unreinlichkeit der Stadt anwandte. Die Einwohner ſtellten ſich im Anfang vor, daß das Straßenpflaſter die Ungeſundheit der Luft vermehre, indem es durch das Zurückprallen der Sonnenſtrahlen die unerträgliche Hitze im Innern der Stadt vergrößere; allein als ſie geſehen, daß ſich das Vomito von 1776 bis 1794 nicht mehr gezeigt hatte, ſo glaubten ſie, das Pflaſter habe ſie nun für immer davor bewahrt, und dachten nicht daran, daß die Lachen von ſtehendem Waſſer, ſüdlich und öſtlich von der Stadt, unaufhörlich faule Dünſte in die Atmoſphäre gießen, welche man in Verakruz jeder Zeit als den beſondern Herd der tödtlichen Miasmen betrachtet hat. Es iſt indeß eine ſehr merkwürdige Thatſache, daß die letzten acht Jahre vor 1774 nicht ein einziges Beyſpiel vom Vomito vorkam, ungeachtet das Zuſammenſtrömen der Europäer und Mexikaner aus dem Innern äußerſt groß war, die nicht akklimatiſirten Matroſen ſich den nämlichen Ausſchweifungen überlieſſen, welche man ihnen heut zu Tag vorwirft, und die Stadt nicht ſo reinlich war, als ſie es ſeit 1800 iſt. Die grauſame Epidemie, welche ſich 1794 zeigte, fing mit der Ankunft von drey Kriegsſchiffen, dem Linienſchiff el Mino, der Fregatte Venus, und dem Huker Santa Vibiana an, welche Portorico berührt hatten. Da dieſe Fahrzeuge eine Menge junger, noch nicht akklimatiſirter Seeleute enthielten, ſo begann das Vomito in Verakruz mit größter Heftigkeit. Von 1794 bis 1804 erſchien die Krankheit jedes Jahr, ſo wie die Nordwinde aufhörten, wieder. Darum ſehen wir auch, daß das Militär- Hoſpital von 1787 bis 1794 nur 16,835 Kranke aufnahm, da ihre Zahl hingegen von 1795 bis 1802 ſich auf 57,213 belief. Die Mortalität war beſonders aber im Jahr 1799 ſehr ſtark, weil der Vice-König, Marquis von Branciforte, aus Beſorgniß einer Landung der Engländer auf den Oſtküſten, viele Truppen in einem ſehr ungeſunden Ort, zu Aroyo Moreno, dritthalb Meilen von Verakruz, kantoniren ließ. Es iſt übrigens zu bemerken, daß das gelbe Fieber in der Periode vor 1794 nie auf der Havanah und den übrigen Antillen, mit welchen die Kaufleute von Verakruz unaufhörlich in Handlungverkehr ſtehen, zu wüten aufgehört hat. Mehrere hundert Schiffe kamen jährlich von dieſen angeſteckten Orten, ohne daß ſie unter Quarantaine geſetzt wurden, und dennoch äußerte ſich das Vomito in Verakruz nie unter den Europäern. Ich habe in den meteorologiſchen Regiſtern von Herrn Orta die Temperatur des Jahrs 1794 Monat für Monat unterſucht; aber ſtatt höher zu ſeyn, war ſie niedriger, als in den vorigen Jahren. Hitze und Feuchtigkeit der Luft können auf zwey verſchiedne Weiſen auf die Entwicklung der Epidemien wirken; ſie können die Erzeugung der Miasmen begünſtigen, oder auch blos die Reizbarkeit der Organe vermehren, und als prädiſponirende Urſachen wirken. Nach den oben angegebenen Thatſachen iſt der Einfluß der Temperatur auf die Fortſchritte des Vomito in Verakruz nicht zu läugnen; aber nichts beweist auch, daß die Krankheit, wenn ſie mehrere Jahre aufgehört hat, blos durch einen ſehr heiſſen und ſehr feuchten Sommer wieder erzeugt werden könne; auch bewirkt die Hitze allein das nicht, was man, ziemlich unbeſtimmt, eine gallige Conſtitution nennt. Ungeachtet die Haut der Kranken eine gelbe Farbe annimmt, ſo iſt es doch nicht wahrſcheinlich, daß die Galle in das Blut übergeht, und daß die Leber und das Pfort-Aderſyſtem eine Hauptrolle im gelben Fieber ſpielen, wie man angenommen hat. Die ſchwarzen Materien, welche man im Vomito prieto von ſich gibt, haben nur eine ſchwache Analogie mit der Galle; ſie gleichen dem Kaffeeſatz, und ich habe geſehen, daß ſie zuweilen unauslöſchbare Flecken in der Leinwand und auf Mauern zurücklaſſen. Erhitzt man ſie nur wenig, ſo entwickelt ſich mit Schwefel verbundener Waſſerſtoff daraus. Nach Herrn Pfirth’s Verſuchen enthalten ſie keinen Eiweißſtoff, ſondern ein Harz, eine öhlige Materie, phosphorſaures Salz, phosphor- und ſalzſauern Kalk und Soda. Derſelbe Anatomiker hat durch die Oeffnung von Kadavern, in welchen das rechte Mundloch des Magens völlig obſtruirt war, bewieſen, daß die Materie des Vomito nicht durch die hepatiſchen Kanäle geliefert, ſondern durch die Arterien, welche ſich in die Schleimhaut verbreiten, in den Magen gegoſſen wird. Er verſichert, was ſehr auffallend iſt, daß man nach dem Tode dieſe ſchwarze Materie noch in denſelben Gefäßen findet. (Der Beſchluß folgt.) Gelbes Fieber in Neu-Spanien. (Fortſetzung.) Einige neu-ſpaniſche Aerzte nehmen an, daß die Epidemien des Vomito, gleich den Pocken, in der heißen Zone periodiſch ſind, und daß die glückliche Zeit bereits nahe iſt, wo die Europäer auf den Küſten von Verakruz landen können, ohne größere Gefahr daſelbſt zu laufen, als in Tampico, in Coro und Cumana, oder überall, wo das Klima ſehr heiß, aber auch ſehr geſund iſt. Wird dieſe Hoffnung erfüllt, ſo iſt es von größter Wichtigkeit, die Modifikationen der Atmoſphäre, die Veränderungen, welche auf der Oberfläche des Bodens ſtattfinden können, das Austrocknen der Lachen, kurz alle Phänomene, welche mit dem Ende der Epidemie zuſammentreffen, ſorgfältig zu unterſuchen. Deſſenungeachtet würde ich mich doch nicht wundern, wenn dieſe Unterſuchungen zu keinem poſitiven Reſultat führten. Die ſchönen Verſuche der Herrn Thenard und Dupuytren haben uns belehrt, daß außerordentlich geringe Quantitäten von geſchwefeltem Waſſerſtoff in Vermiſchung mit atmoſphäriſcher Luft hinreichend ſind, um Aſphyrien hervorzubringen. Die Phänomene des Lebens werden durch eine Menge von Urſachen, unter denen die mächtigſten unſern Sinnen entgehen, modificirt. Ueberall ſehen wir Krankheiten entſtehen, wo organiſche Subſtanzen, bey einem gewiſſen Grad von Feuchtigkeit von der Sonne erhitzt, im Contakt mit der atmoſphäriſchen Luft ſind. Unter der heißen Zone aber werden die kleinen Lachen um ſo gefährlicher, da ſie, wie in Verakruz und in amerikaniſch Carthagena, mit dürrem Sandboden umgeben ſind, welcher die Temperatur der ſie umgebenden Luft ſteigert. Wir errathen zwar einige der Bedingungen, unter denen ſich Gasdünſte, welche man Miasmen nennt, entwickeln; aber wir kennen ihre chemiſche Zuſammenſetzung noch nicht. Man darf die Wechſelfieber nicht mehr dem Waſſerſtoff beymeſſen, der ſich an heißen und feuchten Orten anhäuft; eben ſo wenig die ataxiſchen Fieber den Amoniakaldünſten, und die Entzündungkrankheiten einer Vermehrung des Sauerſtoffs in der atmoſphäriſchen Luft. Auch hat uns die neuere Chemie, der wir ſo viele poſitive Wahrheiten verdanken, belehrt, daß wir eine Menge Dinge nicht wiſſen, mit deren völliger Kenntniß wir uns lange geſchmeichelt haben. Wie groß aber auch unſre Unwiſſenheit über die Natur der Miasmen ſeyn mag, welche vielleicht dreyfache oder vierfache Combinationen ſind, ſo iſt doch nicht weniger gewiß, daß die Ungeſundheit der Luft in Verakruz auffallend abnehmen würde, wenn es gelänge, die Lachen, welche die Stadt umgeben, auszutrocknen; wenn man den Bewohnern Trinkwaſſer anſchaffte, die Hoſpitäler und Gottesäcker von ihnen entfernte, häufig in den Krankenzimmern, in den Kirchen, und beſonders in den Schiffen, ſalzſaure Räucherungen anſtellte; und wenn man endlich die Mauern der Stadt abtrüge, welche die Bewohner nöthigen, ſich in einem engen Raum zu concentriren, und die Cirkulation der Luft hindern, ohne dem Schleichhandel Einhalt zu thun. Wendet die Regierung hingegen das äußerſte Mittel an, eine Stadt zu zerſtören, deren Bau ſo viele Millionen gekoſtet hat; und zwingt ſie die Kaufleute, ſich in Xalapa niederzulaſſen, ſo wird die Mortalität in Verakruz doch nicht ſo ſehr abnehmen, als man auf den erſten Blick glauben ſollte. Freylich könnten die ſchwarzen oder die an der Küſte gebornen Maulthiertreiber die Waaren bis nach dem Pachthof vom Encero ſchaffen, welcher die obere Gränze des Vomito iſt, und die Bewohner von Queretaro und Puebla brauchten nicht mehr bis zum Hafen herabzukommen, um ihre Einkäufe zu machen; allein die Seeleute, unter welchen das Vomito immer die größten Verheerungen anrichtet, wären doch immer gezwungen, in dem Hafen zu bleiben. Diejenigen, welche man zum Aufenthalt in Xalapa zwänge, würden gerade ſolche ſeyn, die an das Klima von Verakruz gewöhnt ſind, weil ſie ſchon lange durch Handlung-Intereſſen an die Küſten gefeſſelt waren. Wir unterſuchen hier die große Schwierigkeit nicht, mit welcher Geſchäfte, die jährlich ein Kapital von 250 Millionen Livres umfaſſen, ſo fern vom Hafen und den Magazinen gemacht werden müſſten; denn die ſchöne Stadt Xalapa, wo man einen ewigen Frühling genießt, iſt über zwanzig Meilen von der Küſte entlegen. Zerſtört man Verakruz, und errichtet eine Meſſe in Xalapa, ſo fällt der Handel aufs Neue in die Hände einiger mexikaniſchen Familien, die ungeheure Reichthümer dabey gewinnen; der kleine Handelsmann kann die Koſten nicht erſchwingen, welche die häufigen Reiſen von Xalapa nach Verakruz und die doppelte Niederlaſſung auf den Gebirgen und an den Küſten erfordert. Einſichtvolle Männer haben dem Vizekönig die Nachtheile fühlbar gemacht, welche aus der Zerſtörung von Verakruz entſtehen würden; aber ſie ſchlugen auch zugleich vor, daß man den Hafen während der heißeſten Monate ſchließen, und die Schiffe nur im Winter einlaufen laſſen ſollte, wo die Europäer beynahe nichts in demſelben vom gelben Fieber zu fürchten haben. Dieſe Maßregel ſcheint ſehr weiſe, wenn man nur die Gefahr berückſichtigt, welche die ſchon im Hafen angekommen Seeleute zu laufen haben; allein man darf auch nicht vergeſſen, daß dieſe Nordwinde, welche die Atmoſphäre abkühlen, und den Keim der Infektion erſticken, die Schifffahrt im Golf von Mexiko ſehr gefährlich machen. Würden alle Schiffe, welche jährlich in dem Hafen von Verakruz einlaufen, im Winter ankommen, ſo dürften die Schiffbrüche, ſowol auf den amerikaniſchen als auf den europäiſchen Küſten, äußerſt häufig werden. Aus dieſen Betrachtungen ergibt es ſich alſo, daß, bevor man zu ſo gewöhnlichen Maßregeln ſchreitet, erſt alle andre Mittel verſucht werden müſſen, die Ungeſundheit einer Stadt zu vermindern, deren Erhaltung nicht nur mit dem individuellen Glück ihrer Bewohner, ſondern auch mit dem allgemeinen Wohl von Neu-Spanien zuſammenhängt. (Der Beſchluß folgt.) Gelbes Fieber in Neu-Spanien. (Beſchluß.) In der Jahrszeit, in welcher das Vomito ſehr ſtark herrſcht, reicht der kürzeſte Aufenthalt in Verakruz oder der, die Stadt umgebenden, Atmoſphäre für nicht akklimatiſirte Menſchen hin, um davon befallen zu werden. Die Einwohner von Mexiko, welche nach Europa reiſen wollen, und ſich vor den ungeſunden Küſten fürchten, halten ſich gewöhnlich bis zum Augenblick ihrer Abreiſe in Xalapa auf; ſie begeben ſich ſodann während der Nachtkühlung auf den Weg, und paſſiren Verakruz in einer Sänfte, bis ſie ſich in der Schaluppe, welche ſie an dem Molo erwartet, einſchiffen. Deſſenungeachtet ſind dieſe Vorſichtmaßregeln zuweilen vergeblich, und es geſchieht, daß dergleichen Perſonen unter allen Reiſenden dem Vomito, während der erſten Tage der Ueberfahrt, zuerſt unterliegen. Man könnte annehmen, daß ſie die Krankheit in dieſem Fall an Bord des Schiffes, welches in dem Hafen von Verakruz gelegen hat, und tödtliche Miasmen enthält, erhalten habe; allein die Schnelligkeit der Anſteckung iſt viel unbeſtreitbarer durch die häufigen Beyſpiele von wohlhabenden Europäern bewieſen, welche an dem Vomito geſtorben ſind, ungeachtet ſie bey ihrer Ankunft am Molo von Verakruz bereits Sänften beſtellt fanden, um ſogleich die Reiſe auf den Perote vorzunehmen. Dieſe Thatſachen ſcheinen auf den erſten Blick für das Syſtem zu ſprechen, dem zu Folge das gelbe Fieber unter allen Zonen für anſteckend angeſehen wird. Aber wie iſt es zu beweiſen, daß eine Krankheit ſich in großen Entfernungen mittheilt, während die in Verakruz entſchieden durch unmittelbare Berührung nicht kontagiös iſt? Nimmt man nicht beſſer an, daß die Atmoſphäre von Verakruz faule Dünſte enthält, welche bey’m kürzeſten Einathmen derſelben die Lebensfunktionen in Unordnung bringen? Die meiſten neuangekommenen Europäer fühlen während ihres Aufenthalts in Verakruz die erſten Symptome des Vomito, das ſich durch einen Schmerz in den Lendengegenden, durch die Gelbfärbung des Weiſſen im Aug’ und durch Anzeigen von Kongeſtionen gegen den Kopf ankündigt. Bey mehrern Individuen erklärt ſich die Krankheit erſt, wenn ſie in Xalapa oder auf den Gebirgen der Pileta in der Region der Pinien und Eichen ſechszehn bis ſiebenzehnhundert Meter über der Meeresfläche angekommen ſind. Leute, die lange in Xalapa gelebt haben, glauben es den Zügen der Reiſenden, welche von den Küſten auf das Plateau im Innern heraufkommen, anzuſehen, wenn ſie, ohne es ſelbſt noch zu fühlen, bereits den Keim der Krankheit in ſich tragen. Die Niedergeſchlagenheit des Geiſtes und die Furcht vermehren natürlich die Prädispoſition der Organe, um die Miasmen aufzunehmen; und dieſe Urſachen machen den Anfang des gelben Fiebers viel heftiger, wenn man dem Kranken unvorſichtigerweiſe die Gefahr verkündigt, der er ausgeſetzt iſt. Ich kann in dieſer Rückſicht einen um ſo merkwürdigern Zug anführen, da er zugleich das Phlegma und die Gleichgültigkeit der Eingebornen von der kupferfarbigen Raçe ſchildert. Ein Mann, mit dem ich während meines Aufenthalts in Mexiko in genauer Bekanntſchaft ſtand, war auf ſeiner erſten Reiſe von Europa nach Amerika nur ſehr kurze Zeit in Verakruz geblieben, und kam in Xalapa an, ohne etwas zu ſpüren, das ihn über die Gefahr, die auf ihn wartete, belehrt hätte. „Sie kriegen das Vomito heut’ Abend;” ſagte ein indianiſcher Barbier, indem er ihn einſeifte, zu ihm; „die Seife trocknet, wie ich ſie auflege. Dies iſt ein ſicheres Zeichen; denn ſchon zwanzig Jahre raſiere ich alle Chapetons, die durch unſre Stadt nach Mexiko gehen. Von fünfen ſterben immer drey.” Dieſes Todesurtheil machte natürlich einen ſtarken Eindruck auf den Reiſenden. Er mochte dem Indianer vorſtellen, wie er wollte, daß ſeine Rechnung übertrieben ſey und daß eine erhitzte Haut keine Infektion beweiſe; der Barbier blieb bey ſeiner Behauptung. Und wirklich äußerte ſich die Krankheit wenige Stunden nachher, und der Reiſende, welcher ſich ſchon auf dem Weg nach Perote befand, muſſte ſich nach Xalapa zurückbringen laſſen, wo er beynah’ der Heftigkeit des Vomito unterlag.