Bemerkungen über das gelbe Fieber, und dessen Zusammenhang mit der Temperatur, von Alexander von Humboldt . Nach dessen Essai politique sur le Roy. de la Nouvelle Espagne, Paris 1811. 8. t. 4. p. 477--564, und nach der Bibl. britann. 1811 frei dargestellt von Gilbert. 1. Das gelbe Fieber, oder, wie die Spanier es nennen, das schwarze Erbrechen (vomito prieto oder negro), herrscht fast alle Jahre an der flachen Ostküste Neu-Spaniens, und man hält die Stadt Vera Cruz für den hauptsächlichsten Sitz desselben. Diese berühmte Seestadt wird von 16000 Menschen bewohnt , ist der einzige für Kriegsschiffe brauchbare Hafen, den es an der Ostküste von Neuspanien giebt, und auf die Befestigung desselben sind von der Regierung 50 Millionen Piaster verwendet worden. Und dennoch ist es seit dem Jahre 1801 mehrmals in Anregung gekommen, diese Stadt als den Hauptsitz des gelben Fiebers, zu schleifen, und die Einwohner nach der 20 franz. Meilen entfernten Stadt Xalapa zu versetzen, welche auf der Höhe der Cordilleren-Ebne liegt, und einen ewigen Frühling genießt. Nach der Schätzung von Don Quiros, welche Hr. von Humboldt in den Zusätzen nachträgt, hatte Vera Cruz im J. 1806 beständige Einwohner 20000, Matrosen und Seeleute 3640, Maulthiertreiber aus dem Innern zum Handel mit dem Innern, der 49139 Maulthiere beschäftigte, 7370, Fremde, Reisende und Soldaten 4500, zusammen 35,510 Seelen. G. Wenn sich der Typhus, den man das gelbe Fieber nennt, zuerst in diesem Theile Amerikas gezeigt hat, ist schwer auszumachen. Der Abt Clavigero giebt in seiner Geschichte von Mexico das Jahr 1725 an; in Vera Cruz und in Mexico herrscht aber unter den Einwohnern allgemein die Sage, die alte Stadt Vera Cruz, welche jetzt nur noch als Dorf Namens la Antigua vorhanden ist, sey am Ende des 16ten Jahrhunderts wegen der Krankheit verlassen worden, von der dort die Europäer weggerafft wurden. Der portugiesische Arzt Juan Ferreyra de Rosa beschreibt schon das gelbe Fieber in seinem zu Lissabon 1694 gedruckten Tractat über die Pest in Fernambuk; er hatte es zu Olinda in Brasilien beobachtet, wo es seit 7 Jahren wüthete, und bald nachdem eine portugiesische Armee Fernambuk von den Holländern erobert hatte, ausbrach. Wir wissen ferner mit Gewißheit, daß das gelbe Fieber 1691 auf der Insel Barbados unter dem Namen Fieber von Kendal herrschte; daß es durch Schiffe von Fernambuk dorthin gebracht worden sey, daran fehlt es ganz an Beweisen. Zu St. Martha und zu Carthagena in Südamerika scheint diese Krankheit indeß erst seit 1729 oder 1730, und zu Guayaquil seit 1740 bekannt zu seyn. Seitdem hat es sich wiederholt auch außerhalb der Antillen und des spanischen Amerika gezeigt, am Senegal, in den vereinigten Staaten Nordamerikas (1741, 47, 62 und seit 1793 fast alle Jahre), zu Malaga (1741, 1803, 4), zu Cadix (1731, 33, 34, 44, 46, 64 und von 1800 bis 1803), zu Livorno und selbst auf Minorca. Daß das gelbe Fieber dieser Orte ein anderes sey, als das zu Vera Cruz, oder daß es von den afrikanischen Küsten nach der Insel Granada und von dort nach Philadelphia eingeführt worden sey, sind völlig grundlose Meinungen. Auf ähnliche Weise glaubte man ehemals, eine von Siam kommende Flotte habe das schwarze Erbrechen nach Amerika gebracht. Pringle, Lind und einige andere berühmte Aerzte sind der Meinung gewesen, die galligten Krankheiten, welche sich bei uns im Sommer und im Herbste einfinden, seyen der erste Grad des gelben Fiebers . In der That haben die von Lancisi, Torti und neuerlich von dem berühmten Frank beschriebenen bösartigen intermittirenden Fieber, welche in Italien herrschen, eine geringe Aehnlickeit mit dem gelben Fieber; in der Gegend um Rom will man selbst von Zeit zu Zeit Einzelne haben sterben sehn, mit fast allen pathognomischen Kennzeichen dieses Typhus, Gelbsucht, Erbrechen, Blutflüssen u. dergl. Solche Aehnlichkeiten sind aber nur zufällig, und man kann das gelbe Fieber überall, wo es den Charakter einer epidemischen Krankheit hat, als einen Typhus eigner Art betrachten, welchen Franck mit dem Namen febris gastrico-nervosa bezeichnet. Daher sind die stationairen Gallen- und bösartigen intermittirenden Fieber, welche an den Ufern des Oronoco, an der Seeküste von Cumana bis Cap Codera, im Thale des Magdalenenflusses, zu Acapulco und in vielen andern feuchten und ungesunden Gegenden, welche ich auf meiner Reise besucht habe, herrschen, wesentlich verschieden von dem vomito prieto oder dem gelben Fieber, das die westindischen Inseln, Neu-Orleans und Vera-Cruz verheert. Lind üb. die Krankh. der Europaer in den heißen Ländern S. 14, und Berthe Precis histor. de la malad. qui a regne en Andalousie en 1800. p. 17. De curandis hominum morbis t. 1. p. 150. Es ist von Einigen, doch ohne allen Grund, behauptet worden, das gelbe Fieber habe sich nie in der südlichen Hemisphäre gezeigt, und sie haben die Ursache davon in der größern Kälte dieser Halbkugel gesucht. Zwar ist um den Südpol unstreitig mehr Eis als um den Nordpol gelagert, der Einfluß desselben erstreckt sich aber schwerlich bis über 48° Breite herab. Der in der temperirten Zone liegende Theil Südamerikas hat das Klima einer nach Süden zu sich verengernden Halbinsel; die Sommer sind dort minder heiß und die Winter minder strenge, als unter gleichen Breiten in den Ländern der nördlichen Halbkugel, welche nach Norden zu immer breiter werden. Die Temperatur in Buenos Ayres ist kaum von der in Cadix verschieden. In den ersten Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts wüthete aber das gelbe Fieber selbst in dem wegen seiner Gesundheit sonst so berühmten Monte Video. Ueberall wo Menschen, welche in einem kalten Klima geboren sind, sich in die niedrigen Gegenden der heißen Zone, oder andre sehr heiße Küsten begeben, und die von Miasmen angesteckte Luft täglich zu athmen gewagt haben, scheint das gelbe Fieber ausbrechen zu können. Seit etwa sechzig Jahren ist Panama fast der einzige Ort an den Küsten der Südsee, wo sich das gelbe Fieber eingefunden hat. Hier, wie zu Callao (dem Hafen von Lima in Peru), treten die großen Epidemieen oft mit der Ankunft von Schiffen aus Chili zusammen. Nicht daß sie aus diesem Lande, einem der gesegnetsten und gesundesten auf der Erde, mitgebracht würden, (dort sind sie unbekannt); sondern weil die Einwohner desselben, wenn sie sich in die heiße Zone versetzen, den schädlichen Einfluß ausnehmend heißer, mit Ausflüssen aus faulenden Körpern beladener Luft nicht weniger als die Nordländer empfinden. Panama liegt auf einer dürren Pflanzenleeren Landzunge, wo bei der Ebbe jedesmal eine große Strecke der Bucht aus dem Wasser hervortritt. Die Seepflanzen und gallertartigen Mollusken, mit der diese bedeckt bleibt, zersetzen sich in der Gluth der Sonne sehr schnell, und es steigen aus ihnen Miasmen hervor, welche auf die Eingebornen fast ohne Einwirkung sind, aber in kälteren Gegenden Amerikas und in Europa Geborne mächtig ergreifen. Zu Portobelo, welches an der Westseite der Landenge von Panama liegt, steigen die fauligen Ausflüsse, welche die hier herrschenden intermittirenden Gallenfieber erzeugen, nicht aus dem Meere hervor, denn hier sind Ebbe und Fluth kaum merklich, sondern aus den Wäldern, die sich vor wenigen Jahren noch bis dicht an die Thore von Portobelo zogen, und erst vor Kurzem rund um die Stadt ausgerodet worden sind, um ihr gesundere Luft und Schutz vor den Affen zu verschaffen, von denen sich Nachts ganze Schaaren in die Gärten schlichen und die Früchte stahlen. Schon lange vor Cortez wurde Neuspanien von einer oft wiederkehrenden pestartigen Epidemie verheert; einem Gallenfieber, welches noch jetzt dort häufig wüthet, und in seinen Complicationen manches Aehnliche mit dem gelben Fieber hat, sich von diesem jedoch darin wesentlich unterscheidet, daß es die Eingebornen oder die kupferfarbne Race ergreift, und im Innern des Landes wüthet, in 7200 bis 7800 par. Fuß Höhe über dem Meere, wo das Thermometer am Tage nur auf 10 oder 12° C. steht; indeß das gelbe Fieber blos an den Küsten herrscht, und allein diejenigen ergreift, welche nicht an das brennende und ungesunde Klima der niedrigen Küsten gewöhnt sind, und nicht die Eingebornen dieser Küstengegend. Nie verbreitet es sich weiter vom Meere, als höchstens 10 franz. Meilen Landeinwärts, und der Pachthof l'Encero, der 5568 par. Fuß über dem Meere unweit Vera Cruz liegt, ist die obere Gränze, bis zu welcher das schwarze Erbrechen hinaufgeht. In dieser Höhe ist zugleich die untere Gränze der mexikanischen Eiche, welche in der zur Entwickelung jenes Krankheitsstoffs nöthigen Wärme nicht ausdauert. Wer in Vera Cruz geboren und erzogen ist, ist in dieser Stadt vor dem gelben Fieber sicher; etwas Aehnliches gilt von Havannah. Wohl aber hat man gesehen, daß Kaufleute aus der Insel Cuba während des Augusts oder Septembers in Vera Cruz vom gelben Fieber ergriffen wurden, und daß Eingeborne des spanischen Amerika zu Havannah, in Jamaica und in den vereinigten Staaten am schwarzen Erbrechen starben. Doch sind das eben so seltene Fälle, als daß Neger an dieser Krankheit sterben. Die Eingebornen, welche von ihrer ersten Kindheit an an der großen Hitze der Küsten von Mexico, und an den Miasmen gewöhnt sind, mit denen die Luft um Vera Cruz erfüllt ist, erreichen häufig ein hohes Alter. Es darf uns nicht wundern, daß ein Fieber, welches die Nicht-Acclimatisirten in den Antillen ergreift, die Aufmerksamkeit der europäischen Aerzte in den früheren Zeiten so wenig auf sich gezogen hat. Im 16ten und 17ten Jahrhundert richtete es weit weniger Verheerungen an, als jetzt. Die tropischen Gegenden Amerikas wurden damals jährlich nur von sehr wenigen Europäern, und fast nur von Spaniern und Portugiesen besucht, denen die heißen Klimate minder gefährlich sind, als den Bewohnern des nördlichen Europa, welche jetzt Westindien besuchen. Die ersten europäischen Ansiedler lebten auf Kuba, Jamaika und Haity nicht in volkreichen Städten zusammengedrängt, wie jetzt, und die Spanier überhaupt bauten sich anfangs mehr im Innern Amerikas auf den hohen Gebirgsebnen an, wo sie eine ihrem Vaterlande ähnliche Temperatur fanden, als an den heißen und feuchten Küsten. Die Häfen von Panama und von dem 1584 verlaßnen Nombre de Dios, welches östlich von Portobelo lag, waren anfangs, nach der Eroberung Amerikas, die einzigen Küstenorte, wo zu gewissen Zeiten des Jahrs ein großer Zusammenfluß von Fremden Statt fand; der Aufenthalt in Panama wurde aber auch von den Europäern seit 1535 eben so gefürchtet, als jetzt der Aufenthalt zu Vera Cruz, zu Omoa oder zu Portocaballo. 2. An den Küsten von Mexico zeigt sich zwischen dem Gang der Krankheiten und den Variationen der Luft-Temperatur der genauste Zusammenhang. Vera Cruz liegt unter 19° 11' 52" nördlicher Breite. Man kennt dort nur zwei Jahrszeiten, die Jahrszeit der Nord-Stürme (los nortes), welche von der Herbst- bis zur Frühlings-Nachtgleiche herrscht, und die Jahrszeit der Süd-West-Winde (brizas), welche ziemlich regelmäßig vom März bis in den September wehen. Der Januar ist zu Vera Cruz der kälteste Monat des Jahrs, weil die Sonne am 16. Mai und am 27. Juli dort durch das Zenith geht, und der Januar von diesen beiden Zeitpunkten am weitesten absteht. Das gelbe Fieber fängt in der Stadt gewöhnlich nicht eher an um sich zu greifen, als bis die mittlere Temperatur des Monats auf 24° nach der Centes. Scale (19° R.) gestiegen ist. Im December, Januar und Februar erreicht sie diese Gränze nicht; auch ist es ein sehr seltner Fall, daß das gelbe Fieber während dieser Jahrszeit nicht ganz verschwindet, in welcher häufig eine empfindliche Kälte herrscht. Im Monat März fängt die große Hitze an, und mit ihr die Epidemie, die in der Regel bis an das Ende Octobers anhält. Der Mai ist zwar heißer als der September und October, in diesen beiden Monaten wüthet aber doch das gelbe Fieber am stärksten, denn in allen Epidemieen geht eine gewisse Zeit darauf hin, bis der Keim der Krankheit sich in seiner ganzen Stärke entwickelt; auch scheint die Regenzeit, welche vom Juni bis in den September dauert, zur Erzeugung des Miasma um Vera Cruz mit zu wirken. Wenn das gelbe Fieber den Sommer über so heftig wüthet, wie im J. 1802, so hält es den ganzen Winter über an. Um den Einfluß der Temperatur auf das gelbe Fieber außer Zweifel zu setzen, habe ich während meines Aufenthaltes zu Vera Cruz über 21000 meteorologische Beobachtungen, welche der Hafen- Capitain Don Bernardo de Orta von 1788 bis 1802 dort angestellt hatte, mit der größten Sorgfalt verglichen, und daraus die mittleren Temperaturen der einzelnen Monate zu Vera Cruz abgeleitet. Sie findet man in der folgenden Tabelle, und daneben die Zahl der Kranken, welche im J. 1803 im St. Sebastians-Hospitale monatlich an dem gelben Fieber nieder lagen, so wie derer, die daran starben. In den Listen der andern viel ansehnlicheren Hospitäler fanden sich die Krankheiten nicht angegeben. Die mittleren Temperaturen von Mexiko und von Paris, welche ich zur Vergleichung beigefügt habe, stehn in einem auffallenden Contraste mit den mittleren Temperaturen der Ostküsten von Neu-Spanien. Ich habe die ersteren aus den Beobachtungen gezogen, welche Hr. Alzate im J. 1769, doch nur während der letzten 9 Monate angestellt hat; im Januar kömmt das Thermometer zu Mexico auf 5 bis 6° C. und selbst noch tiefer herab . Die mittleren Temperaturen von Paris sind aus dem von Hrn. Cotte für die Jahre von 1765 bis 1808 berechneten Calendrier de Montmorency entlehnt . -- Gern hätte ich noch ähnliche Data von Philadelphia hinzugefügt, wo der Sommer so heiß als in Neapel und der Winter so strenge als in Preußen ist, ich habe mir aber die mittleren Temperaturen der einzelnen Monate, und die Zahl der an dem gelben Fieber monatlich Erkrankten und Gestorbenen von dorther nicht verschaffen können. Aus den höchsten und niedrigsten Ständen, welche das Thermometer in den einzelnen Monaten oder Jahren erreicht hat, läßt sich nichts auf die mittleren Temperaturen der Luft, und was damit zusammenhängt, schließen . Observaciones meteorologicas de los ultimos nueve meses del A. 1769. Mexico 1770. Journal de Phys. 1809. p. 382. Dieses scheint der großen Zahl von Aerzten entgangen zu seyn, welche die Frage verhandelt haben, ob die Epidemieen des gelben Fiebers, welche in den Jahren 1800 bis 1805 an den südlichen Küsten von Spanien gewüthet haben, durch einen im südlichen Europa ungewöhnlichen Grad von Hitze verursacht worden seyn oder nicht. Man findet in vielen Büchern angegeben, das Jahr 1790 sey um 2° C. wärmer gewesen als die Jahre 1799 und 1800, weil in diesen beiden letzten Jahren das Thermometer in Cadix nur bis auf 28° und 30°, 5 C., im J. 1790 dagegen bis auf 32° C. gestiegen sey . Aus einer solchen isolirten Beobachtung läßt sich aber nichts auf die mittlere Wärme schließen. Die schönen meteorologischen Beobachtungen des Chevalier Chacon, welche Hr. Arejula (de la fiebre amarilla de Cadiz 2 Voll.) bekannt gemacht hat, werden darüber sicher mehr Belehrung geben, wenn man sich der Mühe unterziehn will, aus ihnen die Mittel jedes Monats abzuleiten. v. H. Zeit der Nord-Winde Mittlere Temperaturen der Luft nach der Centes. Scale zu Kranke am gelb. Fieber im St. Sebastians- Hospit. zu Vera Cruz Vera Cruz Mexico Paris hinein gek. gestorben Januar 21°,7 1°, 2 7 1 Februar 22,6 4,3 6 2 März 23,3 8,0 19 5 Zeit der Süd- West-Winde u. des gelb. Fiebers April 25,7 18°,6 10,5 20 4 Mai 27,6 18,8 14,1 73 11 Juni 27,5 16,9 18,0 49 6 Juli 27,5 17,0 19,4 51 11 August 27,6 17,0 20,2 94 16 September 27,4 15,8 16,4 68 8 October 26,2 16,4 12,0 29 3 Zeit der Nord-Winde November 24,0 14,4 6,5 9 2 December 21,1 13,7 3,8 3 0 Mittel aus dem ganzen Jahre 25,4 17,0 (?) 11,3 auf 6,2 1 Ich füge hier die mittleren Temperaturen der Monate in Genf, nach den Beobachtungen von 1800 bis 1810, nach dem Vorbilde des Hrn. Odier in der Bibl. brit. bei. Mittel des ganzen Jahrs 10°,06 C. oder 8°,05 R. "Diese Mittel, sagt Hr. Odier, sind aber nur aus zwei Beobachtungen täglich, die eine bei Aufgang der Sonne, die andere um 2 Uhr Nachmittags, hergeleitet. Um recht genaue Mittel zu haben, müßte man wahrscheinlich, meint er, mehr Beobachtungen täglich genommen haben. Das Mittel von 1796 bis 99, wo man eine Beobachtung mehr, beim Untergang der Sonne, mitgenommen habe, sey nur 9°,90 C. oder 7°, 92 R. gewesen; wäre täglich noch eine vierte Beobachtung angestellt worden, so würde man vielleicht noch eine niedrigere mittlere Temperatur erhalten haben. Doch wären freilich diese vier Jahre kälter als gewöhnlich gewesen." Aber eben dadurch, daß man die Temperatur jedes Tags nur aus dem höchsten und dem niedrigsten Thermometerstande berechnet hat, ist man zu etwas Zuverlässigem und Constantem gelangt, wie Hr. von Buch sehr richtig bemerkt hat (siehe Annal. B. 40. S. 273). Gilbert. Januar 0°,69 C. Juli 18,91 C. Februar 1,70 August 19,23 März 5,13 Septemb. 15,62 April 8,84 Octob. 10,32 Mai 14,63 Novemb. 6,02 Juni 17,36 Decemb. 1,64 Zu Cumana, zu la Guayra, auf den östlichen Antillen, welche mit Vera Cruz unter einerlei Parallelkreis liegen, und überall in dieser Zone, wo der Nordwind nicht bläst, ist die mittlere Temperatur des Januar über 25° C. Zu Vera Cruz herrscht der Nordwind manchmal noch den April über, und fängt schon im October wieder an. Die Europäer, welche von dem schwarzen Erbrechen ergriffen zu werden fürchten, sehn die Jahre, in denen der Nordwind bis in den März mit Heftigkeit bläst, und sich schon im September spüren läßt, für sehr glücklich an. Nachdem die Sonne am 16. Mai durch das Zenith von Vera Cruz nördlich gegangen ist, beginnt im Juni die Regenzeit; sie hört im September auf, nachdem die Sonne auf ihrer südlichen Wanderung am 27. Juli durch das Zenith zurückgegangen ist. Der Mai und August sind die heißesten Monate des Jahrs; die mittlere Temperatur des Augusts beträgt in Vera Cruz 27,6, in Rom 26°, in Upsala 15°,6 der Centesimal-Scale. In dem ganzen Theile von Mexico, der zwischen den Wendekreisen, und selbst bis 28° nördlicher Breite hinauf liegt, giebt es überhaupt nur zwei Jahrszeiten, die Regenzeit (estacion de las aguas), die vom Anfang des Juni oder Juli bis in den September oder October dauert, und die trockne Zeit (el estio), welche die andern acht Monate vom October bis Anfang Mai anhält. Gewöhnlich fängt der Regen an auf dem östlichen Abhange der Cordillere, an den Küsten von Vera Cruz, wo er unter heftigen electrischen Explosionen 15 oder 20 Tage eher als auf der Bergebne im Innern des Landes um Mexico eintritt; in Guadalaxara fängt die Regenzeit noch später an, und zuletzt auf der Westküste. Die chemische Wirkung, durch die sie erzeugt wird, pflanzt sich von Ost nach West, in der Richtung des Passatwindes fort. In den Monaten November, December und Januar ist der Regen in den Gebirgen, selbst in Höhen, die nicht 6000 Fuß betragen, mit Hagel und Schnee gemischt; diese Regen dauern aber höchstens 4 oder 5 Tage. Ungeachtet ihrer Kälte hält man sie für sehr fruchtbar für Weizen und für künstliche Wiesen. Auch in Mexico, wie in Europa, regnet es in den bergigen Gegenden im Ganzen am mehrsten. Von 24 bis 30° Breite sind Regen seltner und von kürzerer Dauer, dafür schneit es über 26° Breite hinaus ziemlich viel. Zu große Feuchtigkeit ist in Mexico etwas sehr Seltenes. In den letztern Jahren hatte es vielmehr weniger und später geregnet, und bei meiner Anwesenheit in Mexico verspätete sich der Anfang der Regenzeit um drei volle Monate, fing erst im September an, und dauerte nur bis in die Mitte Novembers. Die ausnehmende Dürre, welche vom Juni bis in den September herrscht, zwingt die Einwohner, ihre Felder und Wiesen künstlich zu wässern. Wo das nicht geschieht, verschwindet alles Gras im April, wenn der heiße und dürre Südostwind sich häufig einzustellen anfängt, und nicht gewässerter Weizen leidet besonders im Mai. Die ersten Regengüsse im Juni bringen aber das Grün auf den Feldern und die Blätter der Bäume wieder hervor. In Vera Cruz fällt das Jahr über mehr als 1,870 Metres Regen. In dem einzigen Monat Juli 1803 fing ein genauer Beobachter, der Ingenieur-Oberst von Constanzo, über 0,380 Meter Regen auf, also zwei Drittel von der Regenmenge, welche in London das ganze Jahr über fällt . Der Verdünstung dieses Regenwassers ist es zuzuschreiben, daß bei dem zweiten Durchgang der Sonne durch das Zenith von Vera Cruz der Wärmestoff dort nicht stärker als bei dem ersten Durchgange angehäuft ist. Der November und December sind dagegen in Vera Cruz so trockne Monate, daß in ihnen die Regenmenge im J. 1803 nicht 14 Millimeter betrug, während dort am 18ten August und am 14ten September in 24 Stunden über 70 Millimeter Regen gefallen waren. Die mittlere Menge des Regens und Schnees, welche in Genf das ganze Jahr über fällt, beträgt nur 31 Zoll 3 [Formel] Linie, also nicht ganz 0,852 Meter; s. Bibl. britann. B. 31 und 46. In Vera Cruz, wie überhaupt in den tropischen Gegenden, fürchtet man sich am mehrsten für den Anfang und für das Ende der Regenzeit. Denn zu große Feuchtigkeit hält die Fäulniß der in morastigen Gegenden angehäuften vegetabilischen und thierischen Körper fast eben so sehr, als große Trockenheit zurück. 3. Wenn gleich das gelbe Fieber sich nur in Ländern und in Jahrszeiten äußert, in welchen die mittlere Temperatur der Sommermonate auf 24° der Centesimalscale steigt, so halte ich doch keineswegs große Hitze für die einzige und die wahre Ursache dieser Krankheit. Es scheinen dazu noch andre Ursachen mitwirken zu müssen. Die Gegend um Vera Cruz ist schrecklich dürr. Kaum ziehn sich die Wälder, welche den östlichen Abhang der Cordillere bedecken, bis zu dem Pachtgute l'Encero herab; dort fängt eine minder dichte Holzung an, die sich 5 bis 6 Lieues von der Küste allmählig verliert. Einige Cocosbäume in den Gärten des Dorfs la Antigua sind von Xalapa her die letzten großen Bäume, die man in dieser Wüste erblickt. Bewegliche Sandhügel (Meganos), welche die heftigen Winde zusammen blasen, und die die Stadt an der Süd- und Südwest-Seite umgeben, vermehren noch die ausnehmende Hitze zu Vera Cruz. Diese kegelförmigen Dünen sind bis 50 par. Fuß hoch. Bei ihrer größern Oberfläche werden sie von der Sonne ausnehmend stark erhitzt, und sie behalten die den Tag über erhaltene Temperatur die ganze Nacht über. So häuft sich in ihnen die Hitze immer mehr an, so daß im Juli ein Thermometer in dem Sande dieser Dünen bis auf 48 oder 50° C. steigt, während die Temperatur in der freien Luft im Schatten sich auf 30° C. erhält. Diese Dünen strahlen die Hitze ringsumher aus, wie Oefen, und hindern überdieß die freie Circulation der Luft. In den Sandebnen um die Stadt finden sich überdieß Moräste, in welchen das Regenwasser sich ansammelt, das durch die Dünen durchsickert. Die Aerzte sehn sie mit Recht als eben so viel Quellen der Verpestung an. Am Fuße der Dünen stehn nur kleine Sträucher, deren Stängel und Blüthen kaum aus dem dürren Sande hervorragen, der sie bedeckt. Wo ihn das Wasser der in der Regenzeit austretenden Sümpfe benetzt, ist die Vegetation kräftiger. Mehrere Pflanzen, die einen feuchten und salzigen Boden lieben, bedecken ihn an einzelnen Stellen; und diese niedrigen und sumpfigen Stellen sind um so mehr zu fürchten, da sie nicht immer unter Wasser stehn. Die abgestorbenen Blätter, Früchte, Wurzeln, Insectenlarven und andre thierische Ueberreste werden durch die brennenden Strahlen der Sonne in Fäulniß gesetzt; die Natur der Pflanzen, die an solchen Stellen wachsen, trägt ebenfalls dazu bei, das Miasma zu vermehren. Die Fäulniß von Pflanzen ist vorzüglich zu fürchten, wenn sich darunter viel adstringirende befinden, die in ihrer Rinde und Wurzel viel mit dem Gerbstoff verbundne thierische Materie enthalten, wie Hr. Vauquelin in seinem Aufsatze über die Verbindung des Gerbstoffs mit Gallert und Eyweißstoff in den Annal. du Museum t. 15. p. 77. gezeigt hat. Ich werde an einem andern Orte die Versuche bekannt machen, welche ich zu Cumana über die Einwirkung befeuchteter und dem Lichte ausgesetzter Wurzeln des Manglier angestellt habe, aus denen sich die merkwürdige und seit langer Zeit in beiden Indien bekannte Erfahrung erklärt, daß unter allen Orten, wo der Manglier und der Mancenillier kräftig wachsen, die ungesundesten diejenigen sind, wo die Wurzeln dieser Bäume nicht immer mit Wasser bedeckt sind. In der Stadt Vera Cruz selbst fehlt es nicht an Ursachen, welche sie ungesund machen. Sie ist für ihren geringen Umfang zu volkreich; 16000 Einwohner sind darin auf einem Raume von 500000 Quadratmeter zusammen gedrängt; denn Vera Cruz hat die Gestalt eines Halbkreises von nicht 600 Metern Halbmesser. Die mehrsten Häuser haben über dem Erdgeschoß nur eine einzige Etage; vom gemeinen Volke leben daher viele in Einem Zimmer. Die Straßen sind zwar breit und gerade, und die längsten laufen nach Nordwest; da aber die Stadt von einer hohen Mauer umgeben ist, findet in den Straßen fast keine Circulation der Luft Statt. Den Wind, welcher den Sommer über nur sanft aus Südost und Ost-Süd-Ost bläst, verspürt man nur auf den Dächern der Häuser; in den Straßen athmet man dann eine stehende und glühende Luft. Die Nordwinde dagegen stürmen im Winter so heftig, daß man oft nicht über die Straße gehen kann. Die Unreinlichkeit der Einwohner hat man sehr übertrieben. Seit einiger Zeit laßt es sich die Policey angelegen seyn, die Gesundheit der Luft zu erhalten, und schon ist Vera Cruz minder schmuzig als viele Städte im südlichen Europa. Oder vielmehr, wie wir oben S. 257 gesehn haben, 35500 Menschen. G. 4. Es ist merkwürdig, daß sich das gelbe Fieber noch nicht auf der Westküste Neu-Spaniens gezeigt hat, obgleich zu Acapulco dieselben Ursachen der Ungesundheit, und noch in höherem Grade, als zu Vera Cruz herrschen. Es ist von Erdbeben und Orkanen heimgesucht; die Einwohner athmen eine glühende, mit Insekten erfüllte und von fauligen Emanationen verdorbene Luft, und während eines großen Theils des Jahrs sehn sie die Sonne nur durch eine olivenfarbne Dunstlage, welche auf ein Hygrometer, das sich in den untern Regionen der Luft befindet, nicht einwirkt. Die Häuser stehn an einer Felsenmauer, die durch Reverberiren die Luft noch mehr erhitzt, und das Bassin des Hafens ist so von Bergen umgeben, daß der Gouverneur des Schlosses, Don Josef Barreiro, nach Nordwesten einen Durchschnit in den Bergen hat machen lassen, um während der Sommerhitze dem Seewinde einigen Zugang zu verschaffen. Dieses kühne Unternehmen ist nicht ohne Erfolg geblieben; der kleine Luftzug, der sich durch diese Bresche einfindet, ist für Acapulco um so heilsamer, da östlich bei der Stadt eine Lache liegt, deren Wasser alle Jahr vertrocknet, und dann eine unzählige Menge kleiner, mit einer Schleimhaut umgebner Fische zurückläßt, die in Haufen faulen, und deren Emanationen galligte Faulfieber erzeugen und Acapulco zu einem der ungesundesten Orte des neuen Continents machen . Ueberhaupt herrschen in der ganzen Küstengegend, von der Mündung des Rio Papagallo bis San Blas, gastrische Fieber, welche häufig in adynamische Fieber ausarten, und in diesen dürren und brennenden Ebnen voll kleiner Lachen, welche Krokodillen zu Schlupfwinkeln dienen, ist eine galligte Constitution fast einheimisch. In Acapulco raffen Gallenfieber und die cholera morbus, deren Symptome so erschrekkend sind, jährlich viele Mexikaner weg, welche aus dem Gebirgslande nach Acapulco des Handels wegen herabsteigen. Zwar stehn mehrere Kalkofen zwischen der Lache und der Stadt und calciniren eine Menge Madreporen, und nach der Lehre des Hrn. Mitchill's in Neu-York soll das Princip der bösartigen Fieber und der Wechselfieber (nach ihm das Stickstoffoxyd, welches er Septon nennt) vom Kalke verschluckt werden, -- daher der Kalkboden in Frankreich, England und Sicilien der gesundeste sey, -- Acapulco ist aber nichts desto weniger höchst ungesund. Es fallen mir dabei die Träume des Abts Soulavie ein, daß Basalt und Mandelstein die electrische Ladung der Luft vermehren, und dadurch auf das Moralische der Einwohner Einfluß haben, und sie leichter, revolutionärer und ihre alte Religion aufzugeben geneigter machen sollen. -- In Nordamerika haben es Mitchill's Speculationen dahin gebracht, daß, als wir von den Antillen nach Philadelphia kamen, Gesundheitsbeamte erschienen, und die Fallthürsluke, durch die man unter das Verdeck steigt, mit Kalkwasser einen Fuß breit umpinseln ließen, damit sich das Septon oder das Miasma des gelben Fiebers von Havannah, das sich im Innern unsers Schiffs befinde, darin sigiren solle. Es war sehr natürlich, daß unsere spanischen Matrosen diese vorgebliche Desinficirung für ein Zaubermittel hielten. v. H. Acapulco liegt noch um 3° südlicher als Vera Cruz; überdieß halten die hohen Cordilleren von Mexico die Strömung kalter Luft davon ab, welche von Canada nach den Küsten von Tabasco fließt. Selbst das Meer ist dort heißer als zu Vera Cruz, denn ich fand es im März 1803 auf der Rhede von Acapulco 28 bis 29° C. warm, während es im Februar 1804 zu Vera Cruz nur eine Wärme von 20 bis 22°, und an den Küsten von Peru nur von 15 bis 16° hatte. Ich habe mich überzeugt, daß überhaupt die Temperatur des Meers einen bedeutenden Einfluß auf die Temperatur der benachbarten Küste hat; sie richtet sich aber nicht blos nach der Breite, sondern auch nach der Menge der Untiefen und nach der Geschwindigkeit der Strömungen, welche das Wasser andrer Klimate herbeiführen. Außerhalb des Stroms, der von der magellanschen Meerenge nach dem Cap Parinna mit Macht fließt, hat der große Ocean in der Gegend der Linie eine Temperatur von 25 bis 26° C. Im Sommer erhält sich während des Tags die Temperatur der Luft zu Acapulco fast immer auf 30 bis 36°, und selbst im Februar bei ruhigem Wetter auf 28 bis 30° C., während ich das Thermometer an der Ostküste von Mexico in diesem Monate ganze Tage lang unter 21° habe stehn, und die Luft sich manchmal plötzlich durch Nordwinde bis 17° abkühlen sehn. Doch giebt es auch zu Acapulco alle 24 Stunden einen Augenblick, wo sich eine außerordentliche Kühlung spüren läßt; nämlich unmittelbar vor dem Aufgang der Sonne. An das Klima nicht Gewöhnte, welche des Nachts an diesen Küsten leicht bekleidet reisen, oder an der freien Luft schlafen, laufen daher große Gefahr. Zu Cumana und an andern Orten des tropischen Amerika nimmt die Temperatur gegen Sonnenaufgang nur um 1 oder 2° C. ab; in Acapulco habe ich dagegen häufig das Thermometer, welches am Tage auf 28 oder 29° C. und während der Nacht auf 26° C. stand, von 3 Uhr Morgens an schnell fallen, und bei Sonnenaufgang bei 17 oder 18° stehn sehn; eine Veränderung, welche einen großen Eindruck auf die Organe macht. Nirgends anders zwischen den Wendekreisen habe ich eine so große Kälte während des letzten Theils der Nacht empfunden; man glaubt plötzlich aus dem Sommer in den Herbst versetzt zu seyn; kaum ist aber die Sonne aufgegangen, so muß man wieder über Hitze klagen. In einem Klima, in welchem die Gesundheit hauptsächlich auf die Functionen der Haut beruht, und die geringsten Veränderungen der Temperatur die Organe afficiren, bewirkt eine Abkühlung der Luft um 10 bis 12 Grade eine Unterdrückung der Transpiration, welche den nicht acclimatisirten Europäern sehr gefährlich ist. Wenn zu Guayaquil, wo sich die Temperatur fast immerfort zwischen 29 und 32° C. erhält, das Thermometer plötzlich auf 23 bis 24° herabgeht, beklagen sich die Einwohner über Kälte. Wahrscheinlich liegt die Ursache, daß Acapulco bis jetzt vom gelben Fieber verschont geblieben ist, darin, weil nur Schiffe von Manilla, Guayaquil und andern Seestädten der heißen Zone diesen Hafen besuchen. Gingen dahin Schiffe von Chili oder von der Nordwestküste Amerikas, und würde die Stadt zugleich von mehrern Europäern oder von Bewohnern des hohen Plateau von Mexico besucht, so würden dort die Gallenfieber sich wahrscheinlich bald in gelbes Fieber umstalten. Der Keim dieser letzten Krankheit dürfte sich dann zu Acapulco noch fürchterlicher als zu Vera Cruz entwickeln, und das gelbe Fieber dort das ganze Jahr hindurch herrschend werden, wie z. B. auf Trinidad, auf St. Lucie und in la Guayra, wo die mittlere Temperatur der Monate auch nur um 2 bis 3° variirt . Die mittlere Temperatur des wärmsten Monats ist von der des kältesten Monate verschieden, zu Umea in Schweden unter 63° 50' Breite um 28°,5; in Deutschland unter 50° 5' Br. um 23°,2; in Frankreich unter 48 50' Br. um 21°, 4; in Italien unter 41° 54' Br. um 20°,6; im südlichen Amerika unter 10° 27' Br. nur um 2°,7. (Siehe Thomson's Chemie nach Riffault's Uebersetzung T. 1. p. 106.) v. H. 5. Ist das gelbe Fieber ansteckend? Diese wichtige Frage hat unter den Aerzten große Debatten veranlaßt. Da auf Schiffen, die nicht reinlich erhalten werden, unter einer zahlreichen Besatzung leicht bösartige Fieber einreißen, ist es ein ziemlich häufiger Fall, daß der Anfang einer Epidemie sich von der Ankunft einer Flotte herschreibt. Statt aber dann das Uebel der verdorbenen Luft in einem Schiff, worin der Luftwechsel fehlt, oder der Einwirkung eines brennenden und ungesunden Klimas auf die eben angekommene Mannschaft zuzuschreiben, pflegt man zu behaupten, die Epidemie sey von einem andern Hafen, den die Flotte auf ihrer Fahrt von Europa nach Amerika berührt habe, mitgebracht worden. So hörte man oft in Mexico, das Kriegsschiff, mit welchem der und der Vicekönig in Vera Cruz angekommen sey, habe das gelbe Fieber mitgebracht, welches schon mehrere Jahre ausgeblieben war; und während der Zeit der großen Hitze beschuldigen Havannah, Vera Cruz und die nordamerikanischen Häfen einander wechselseitig, die Epidemie eine von der andern erhalten zu haben. Gerade so meinte man in Spanien, das gelbe Fieber sey dorthin mit einer Polacre aus Vera Cruz oder mit einer Corvette aus Havannah gekommen; dieses ließ sich aber so wenig darthun, daß drei ausgezeichnete Aerzte zu Cadix erklärten, das gelbe Fieber habe sich in Spanien selbst entwickelt. Und eben so schreiben die Einwohner von Aegypten den in den Morgenländern unter dem Namen der Pest bekannten tödtlichen Typhus den griechischen Schiffen zu, die ihn mitbringen sollen, während man in Griechenland und in Constantinopel von derselben Pest behauptet, sie komme aus Rosette oder aus Alexandrien . Pugnet sur les fievres du Levant et des Antilles p. 97 et 331. Es ist außer Zweifel, daß das schwarze Erbrechen in Vera Cruz nicht ansteckend ist. In den mehrsten Ländern sieht das Volk Krankheiten für ansteckend an, die das nicht sind; und dennoch glaubt man in Mexico nicht, daß es für jemand, der nicht acclimatisirt ist, im mindesten gefährlich sey, sich beim gelben Fieber dem Kranken zu nähern, sich dem Hauch des Sterbenden auszusetzen, oder ihn zu berühren. Auf dem zwischen den Wendekreisen liegenden Theile des Continents von Amerika, ist diese Krankheit nicht mehr ansteckend, als in Europa das Wechselfieber. Den Erkundigungen, welche ich selbst in Nordamerika eingezogen habe, und den Beobachtungen aller Aerzte, die in den Antillen und in den verein. Staaten practisirt haben, zu Folge, bin ich geneigt zu glauben, daß diese Krankheit in Amerika weder in der gemäßigten, noch in der heißen Zone, ihrer Natur nach ansteckend ist, daß sie aber wohl unter gewissen Einflüssen des Klimas und der Jahrszeiten, bei Aufeinanderhäufung der Kranken, oder bei individueller Disposition derselben, einen ansteckenden Charakter annehmen kann. Diese Ausnahmen scheinen in der heißen Zone äußerst selten, in der gemäßigten dagegen häufiger zu seyn. Denn in Spanien, wo im Jahre 1800 über 47000 und im J. 1804 über 64000 Menschen an dem gelben Fieber gestorben sind, war diese Krankheit ansteckend, jedoch blos an den Orten, wo sie wüthete. Denn es ist durch viele, vorzüglich zu Malaga, Alicante und Carthagena beobachtete Thatsachen erwiesen, daß Angesteckte die Krankheit in den Dörfern, zu denen sie sich geflüchtet hatten, nicht verbreitet haben, obgleich diese Dörfer dasselbe Klima als die angesteckten Städte hatten. Dieses ist das Urtheil der HH. Dumeril, Bally und Nysten, welche die französische Regierung im J. 1805 nach Spanien geschickt hatte, um dort der Art, wie diese Epidemieen entstanden sind, nachzuforschen . Wenn gleich in den Theilen Amerikas zwischen den Wendekreisen, in den vereinigten Staaten, und in Spanien während mehrerer Sommermonate eine gleiche Temperatur herrscht, zeigt doch das gelbe Fieber sich hier sehr verschieden. Zwischen den Wendekreisen ist der nicht-contagiöse Charakter desselben fast allgemein anerkannt. In den nordamerikanischen Staaten wird dieser Charakter schon sehr bestritten von der medicinischen Facultät der Universität zu Philadelphia, und von den HH. Wistar, Blane, Cathral und andern ausgezeichneten Aerzten. In Spanien ist das gelbe Fieber ohne allen Zweifel ansteckend, wie das Beispiel derer lehrt, die sich mitten im Sitze des Uebels durch völliges Isoliren von der Krankheit frei erhalten haben. Bally Opinion sur la contagion de la fievre jaune 1810. p. 40. Daß das gelbe Fieber von Vera Cruz oder von der Havannah durch Schiffe nach Spanien gebracht worden sey, ist eine nicht erwiesene Meinung; drei ausgezeichnete Aerzte zu Cadix, die HH. Ammeller, Delon und Gonzales, glaubten vielmehr, es habe sich von selbst in Spanien entwickelt. Eine Krankheit kann ansteckend seyn, ohne daß sie von außen her eingeführt ist. v. H. Es ist ausgemacht, daß selbst zu Vera Cruz das gelbe Fieber sich nur zu gewissen Epochen zeigt; doch hat man bis jetzt die Modificationen der Atmosphäre, welche in der heißen Zone diese periodischen Veränderungen erzeugen, noch nicht zu entdecken vermocht. Auch zweifle ich, daß dieses so bald gelingen werde. Nach den interessanten Versuchen der HH. Thenard und Dupuytren reicht eine Beimischung von [Formel] Schwefelwasserstoffgas hin, daß in der atmosphärischen Luft ein Hund erstickt, und die Erscheinungen des Lebens werden von vielen Ursachen modificirt, von denen die mächtigsten sich unsern Sinnen entziehn. Wir sehen überall, wo mit Feuchtigkeit durchzogne und von der Sonne erhitzte organische Körper an freier Luft liegen, Krankheiten entstehn. In der heißen Zone werden die stehenden Lachen um so gefährlicher, je dürrer und sandiger der Boden umher ist, je mehr er folglich die umgebende Luft erhitzt. Einige der Bedingungen, unter welchen luftförmige Ausflüsse, die wir Miasmen nennen, entstehn, lassen sich errathen; aber die chemische Natur dieser Miasmen ist uns noch unbekannt; es ist sehr möglich, daß es dreifache oder vierfache Verbindungen sind. Indeß dürfen wir jetzt wenigstens nicht mehr Wechselfieber einer Anhäufung von Wasserstoffgas an feuchten und heißen Orten, Faulfieber ammoniakalischen Ausflüssen, und Entzündungskrankheiten einem Uebermaaß von Sauerstoff in der Luft zuschreiben; die neuere Chemie, der wir so viel positive Wahrheiten verdanken, hat uns auch gelehrt, daß uns noch vieles unbekannt ist, was wir lange mit Gewißheit zu wissen meinten. Die Geschichte der gelben Fieber-Epidemieen zu Vera Cruz geht nicht über ein halbes Jahrhundert hinauf, nämlich nicht bis über das Jahr 1762, weil das große Militär-Hospital zu Vera Cruz erst im J. 1764 errichtet ist. Das gelbe Fieber wüthete von 1762 bis 1775, dann verschwand es, und erschien erst wieder im J. 1794. Es ist merkwürdig, daß in den 8 vorhergehenden Jahren auch nicht ein einziger Fall des schwarzen Erbrechens vorgekommen war, ungeachtet des außerordentlichen Zusammenflusses von Europäern und Mexikanern aus dem Innern, der großen Ausschweifungen der ankommenden Matrosen, und der viel größern Unreinigkeit der Stadt, und obgleich das gelbe Fieber diese Jahre über in der Havannah und auf den Antillen wüthete, und jährlich einige hundert Schiffe von diesen Orten nach Vera Cruz kamen, wo keins derselben in Quarantaine gesetzt wurde. Die fürchterliche Epidemie von 1794 schrieb sich von der Ankunft dreier Kriegsschiffe her, die in Portorico angelegt hatten, und eine Menge junger an das Klima nicht gewöhnter Seeleute mitbrachten. Von 1794 bis 1804 ist die Krankheit jährlich wieder erschienen, sobald die Nordwinde zu wehen aufhörten. Das große Militair-Hospital, wohin alle zur See ankommende Kranke gebracht werden, hat in den 7 Jahren von 1787 bis 1794 nur 16835, in den 9 Jahren von 1794 bis 1803 dagegen 57213 aufgenommen. Vor der Epidemie von 1794 starben in demselben nur 2 [Formel] auf 100 Kranke, seitdem 6 bis 7, obgleich viele, die dahin kommen, nur unbedeutende Krankheiten haben. Ich habe die mittlere Temperatur des Jahrs 1794 Monat vor Monat aus den meteorologischen Beobachtungen des Hrn. Orta ausgezogen und mit denen der beiden vorhergehenden und des folgenden Jahrs verglichen, und es ergiebt sich daraus, daß es diese Jahre keineswegs an Hitze übertraf, wie die folgende Tafel zeigt: Mittlere Temperatur zu Vera Cruz im Jahr 1792 1793 1794 1795 Januar 21°,5 20°,8 20°,6 20°,7 Februar 21,5 22,3 22,8 21,0 März 23,7 22,8 22,6 22,5 April 24,2 26,1 25,3 24,0 Mai 27,3 27,9 25,3 26,3 Juni 28,5 27,8 27,5 27,2 Juli 27,5 26,9 27,8 27,7 August 28,3 28,1 28,3 27,8 September 27,5 28,1 27,1 26,1 October 26,3 25,5 26,1 25,0 November 24,7 24,4 23,0 24,3 December 21,9 22,1 21,7 21,9 des ganzen Jahrs 25,2 25,2 24,8 24,5 Hitze und Feuchtigkeit der Luft können auf zwei sehr verschiedne Arten zur Entwickelung der Epidemieen mitwirken, indem sie entweder die Erzeugung von Miasmen befördern, oder blos die Erregbarkeit der Organe erhöhen und dadurch zur Krankheit prädisponiren. Die Temperatur hat zwar einen nicht zu bezweifelnden Einfluß auf den Fortgang des gelben Fiebers zu Vera Cruz; wir haben aber keinen Beweis dafür, daß, wenn es mehrere Jahre aufgehört hatte, ein sehr heißer und sehr feuchter Sommer hingereicht habe, es wieder zu erwecken. Auch ist es nicht die Hitze allein, welche das hervorbringt, was man gallichte Constitution nennt . Einige Aerzte in Neu-Spanien behaupten, in der heißen Zone sey die Epidemie des gelben Fiebers, wie die der Pocken periodisch, und sind der hoffnungsvollen Meinung, daß wir uns am Ende der epidemischen Periode befinden. Ungeachtet die Haut des am schwarzen Erbrechen Erkrankten gelb wird, so ist es doch gar nicht wahrscheinlich, daß die Galle dabei in das Blut übergehe, und daß das Leber- und Pfortader-System die Hauptrolle in dem gelben Fieber spiele, wie man angenommen hat. Die schwarze Materie, welche der Kranke im gelben Fieber ausbricht, hat nur wenig Aehnlichkeit mit Galle. Sie gleicht dem Kaffeesatze, und ich habe mehrmals gesehn, daß sie auf Wäsche und an Mauern unauslöschliche Flecke zurück ließ. Wenn man sie mäßig erhitzt, so entbindet sich daraus Schwefel-Wasserstoffgas. Nach den Versuchen des Hrn. Stubin Firth zu New-Yersey (on malignant fever 1804 p. 37, 47.) soll sie keinen Eyweißstoff enthalten, sondern ein Harz, ein Oehl und phosphorsaure und salzsaure Kalk- und Kali-Salze. Dagegen besteht die menschliche Galle nach Herrn Thenard in 1100 Theilen aus 1000 Th. Wasser, 42 Th. Eyweißstoff und 58 Th. Harz, gelbe Materie, Natron und Salz. Derselbe Anatom hat dadurch, daß in mehreren Leichen, die er öffnete, der Magenmund vollkommen verstopft war, dargethan, daß diese schwarze Materie nicht aus den Gefäßen der Leber komme, sondern, durch die in der Schleimhaut sich verbreitenden Arterien in den Magen gebracht werde, und er versichert, man finde die schwarze Materie nach dem Tode noch in diesen Gefäßen. von Humboldt. Wenn das gelbe Fieber in Vera Cruz mit Heftigkeit wüthet, ist der kürzeste Aufenthalt in der Stadt oder in der sie umgebenden Atmosphäre hinreichend, daß Nicht-Acclimatisirte davon ergriffen werden. Wenn Einwohner der Stadt Mexico nach Europa reisen, pflegen sie sich aus Furcht vor diesem Uebel bis zur Abfahrt des Schiffs in Xalapa, welches auf den Bergen liegt, aufzuhalten, und sich während der Kühle der Nacht in einer Senfte durch Vera Cruz tragen zu lassen, um sogleich in einer Schaluppe an Bord zu gehn. Manchmal hilft aber diese Vorsicht nicht, und sie sind die einzigen, welche wenige Tage nach dem Anfang der Seereise am gelben Fieber sterben. Daß sie nicht etwa erst am Bord des Schiffs, das im Hafen gelegen hat, sondern beim Durchgange durch die verpestete Küstengegend die Krankheit in sich aufgenommen haben, davon geben Europäer den Beweis, die gleich nach Ankunft ihres Schiffs in den Hafen, in einer Senfte die Reise nach Perotte angetreten haben, und doch am gelben Fieber erkrankt sind. Man sollte daraus schließen, das gelbe Fieber sey in allen Himmelsstrichen ansteckend. Wie wäre aber eine solche Ansteckung in die Ferne damit zu vereinigen, daß es in Vera Cruz bei unmittelbarer Berührung gewiß nicht ansteckt? und ist es nicht viel natürlicher anzunehmen, daß die Atmosphäre um Vera Cruz faulende Ausflüsse enthält, welche die Functionen des Lebens in Unordnung bringen, wenn man sie auch nur kurze Zeit über einathmet? Die Weißen und die Mestizen, welche die Bergebene im Innern von Mexico bewohnen, wo die mittlere Temperatur 16 bis 17° C. ist, und das Thermometer manchmal bis zum Frostpunkt herab sinkt, werden, wenn sie sich in die flache Küstengegend um Vera Cruz herabwagen, von dem gelben Fieber noch eher als die Europäer und die Nordamerikaner ergriffen. Da diese zu Schiffe dahin kommen, gewöhnen sie sich allmählig an die große Hitze, indeß die Mexikanischen Spanier in einigen Stunden das Klima der gemäßigten, mit dem der heißen Zone vertauschen. Besonders groß ist die Sterblichkeit unter den Mauleseltreibern, die sich großen Strapazen in den Gebirgswegen, welche denen über den St. Gotthard ähnlich sind, aussetzen müssen, und unter den Recruten der Garnison von Vera Cruz. Umsonst ließ man diese einige Wochen in Xalapa, um sich allmählig zu acclimatisiren, beorderte sie nur Nachts zu marschiren, und quartirte sie in luftige Zimmer ein; sie starben darum nicht minder schnell. Durch einen Zusammenfluß von außerordentlichen Umständen starben vor wenigen Jahren von 300 Mexicanischen Recruten, welche 18 bis 20 Jahr alt waren, in drei Monaten in Vera Cruz 272, daher man auch bei meiner Abreise Willens war, Neger und acclimatisirte farbige Menschen hierher als Besatzung zu legen. Die mehresten Europäer, welche nach Neu- Spanien während der Zeit des gelben Fiebers kommen, pflegen während ihres Aufenthalts in Vera Cruz die ersten Symptome der Krankheit zu spüren, nemlich Schmerzen in der Gegend der Lenden, Färbung des Weißen des Auges in gelb, und Congestionen nach dem Kopfe . Indeß pflegt die Krankheit erst auszubrechen, wenn sie Xalapa oder la Pileta erreicht haben, welches in der Fichten- und Eichenregion 1600 bis 1800 Meter über dem Meere liegt. Einer meiner Mexicanischen Bekannten hatte sich bei seiner ersten Ankunft aus Europa nur sehr kurze Zeit in Vera Cruz aufgehalten, kam in Xalapa ohne alles Uebelbefinden an, und ließ sich dort rasiren. "Sie werden noch heute Abend das schwarze Erbrechen bekommen, (sagte ihm beim Einseifen der Raseur, ein Amerikaner,) die Seife trocknet indem ich sie über das Gesicht verbreite, und das ist ein Zeichen, welches niemals trügt; ich rasire die ankommenden Europäer, die durch diese Stadt reisen, nun schon zwanzig Jahre lang; von 5 sterben ihrer 3." In der That brach das gelbe Fieber nach wenigen Stunden aus, als der Reisende auf dem Wege nach Perote war, er mußte sich nach Xalapa zurück bringen lassen, und entging mit genauer Noth dem Tode. Dr. Rush bemerkte während der Epidemie des gelben Fiebers, welche im J. 1793 zu Philadelphia herrschte, daß auch bei vollkommen Gesunden, ja selbst bei Negern, das Weiße im Auge gelb war, und der Puls außerordentlich schnell ging. v. H. In Vera Cruz bleiben nicht nur die Eingebornen vom gelben Fieber ganz verschont, sondern auch Europäer und Einwohner gemäßigter Klimate erhalten dort und in der heißen Zone das gelbe Fieber nur einmahl. Die Einwohner der Nordamerikanischen Staaten bleiben an ihrem Geburtsorte nicht frei von der Ansteckung, und es ist sehr gewöhnlich, daß es jemand dort zweimahl bekömmt; Fälle, die in den Antillen nur sehr selten vorkommen, und in Vera Cruz, wie es scheint, gar nicht, da sich dort niemand, der das gelbe Fieber einmahl gehabt hat, bei folgenden Epidemieen fürchtet. Für das weibliche Geschlecht ist die Krankheit in Vera Cruz minder gefährlich als für das männliche. Dasselbe fand in Spanien Statt, wo im J. 1800 in Cadix 1577 Weiber und 5810 Männer, und in Sevilla 3672 Weiber und 11013 Männer weggerafft wurden. Es ist irrig, daß Gicht, intermittirende Fieber und syphilitische Krankheiten vor dem gelben Fieber schützen. Daß der Erkrankende schon nach 30 bis 40 Stunden stirbt, ist in der heißen Zone ein seltnerer Fall als in der gemäßigten. In Spanien erfolgte manchmal in 6 bis 7 Stunden der Tod. In diesem Fall zeigt sich die Krankheit in der einfachsten Gestalt, und scheint blos das Nervensystem zu ergreifen; auf die Erregung desselben erfolgt eine vollkommene Abspannung der Kräfte, und das Lebensprincip erlöscht mit furchtbarer Schnelligkeit. Die gallige Complexion kann sich dann nicht äußern, und der Kranke stirbt unter starken Blutflüssen, doch ohne gelb zu werden, und ohne die sogenannte schwarze Galle auszubrechen. In Vera Cruz liegt der Kranke, ehe er stirbt, gewöhnlich 6 bis 7 Tage und länger, und diese Zeit reicht völlig hin, daß der auf das Verdauungssystem wirkende Reiz den wahren Charakter des adynamischen Fiebers verlarven kann. Die Sterblichkeit ist in Vera Cruz geringer als man erwarten sollte, weil das gelbe Fieber nur die in kältern Gegenden gebornen, und nie die Eingebornen von Vera Cruz befällt. Bei den großen Epidemieen sind in den Ringmauern der Stadt nicht über 1500 Menschen gestorben. In dem am besten verwalteten Hospital von Vera Cruz, dem von St. Sebastian, welchem ein berühmter Arzt vorsteht, sterben nur 12 bis 15 von 100, die am gelben Fieber krank sind; im großen Hospital der Mönche von San Juan de Dios, wo die Kranken in einem engen Raume zusammengehäuft lagen, stieg dagegen in den letzten 15 Jahren die Sterblichkeit während starker Epidemieen auf 30 bis 35 von 100; man beklagt sich aber auch allgemein über die Curart dieser Mönche. Im Jahr 1806 sind in Vera Cruz, die Hospitale mitgerechnet, überhaupt 663 Menschen gestorben. Da nun nach Quiros Berechnung die Stadt damals 35,510 Einwohner hatte, so stieg die mittlere Sterblichkeit dieses Jahrs, in welchem die Epidemie des gelben Fiebers nicht herrschte, nur auf 1,8 von Hundert. Im J. 1805 starben 1049 und war die Einwohnerzahl 36230, es betrug also die mittlere Sterblichkeit im Jahre 2,8 auf Hundert. Man sieht daher, daß die Seestadt Vera Cruz in gewöhnlichen Jahren, wenn das gelbe Fieber dort nicht wüthet, nicht ungesunder ist, als es die mehrsten Seestädte der heißen Zone sind . Als in Spanien das gelbe Fieber wüthete, war dort die Sterblichkeit viel größer. Es starben nach den von Hrn. Dumeril mir mitgetheilten Nachrichten während der Epidemie Dieser Sterblichkeit zu Folge würde vielmehr Vera Cruz eine der gesundesten Städte auf der Erde seyn, belehrte uns nicht das Einwohner-Verzeichniß S. 257, daß die Zahlen sich nicht unmittelbar mit Sterblichkeitszahlen andrer Städte vergleichen lassen. G. des Jahrs 1800 zu Cadiz von 48520 Kranken, 9977 zu Sevilla -- 76000 20000 zu Xeres -- 30000 12000 1801 zu Sevilla -- 4100 660 1802 zu Alicante -- 9000 2472 zu Cadiz -- 5000 2000 Nach Herrn Arejula (de la Febre p. 148, 433.) starben von 100 Kranken im Jahr 1800 zu Sevilla 19, zu Alikante 26, und im Jahr 1803 zu Malaga 40, und im Jahr 1804 eben daselbst über 60. Die spanischen Aerzte, fügt er hinzu, können sich rühmen im Ganzen 3/5 der Kranken, mit denen es schon bis zum schwarzen Erbrechen gekommen war, geheilt zu haben. Dieser Angabe eines berühmten praktischen Arztes zu Folge, würde die Sterblichkeit, wenn die Krankheit recht bösartig ist, auf 40 von 100 Kranken steigen. Man darf indeß bei allen diesen Angaben nicht übersehn, daß das gelbe Fieber nicht alle Jahre gleich bösartig ist, so wenig als selbst die Pest, die in Aleppo nach Dr. Russels Bemerkungen manchmal unter so mildernden atmosphärischen Einflüssen eintritt, daß die daran Erkrankenden nicht einmal bettlägrig werden. Die Behandlung des gelben Fiebers hat sich sehr verbessert, seitdem man von dem ehemals in den spanischen und französischen Colonieen ausnehmend großen Mißbrauch der Aderlässe, Purganzen und schwächenden Mittel zurück gekommen ist; ein Verdienst, welches dem Brown'schen System zukömmt, das in Mexico noch enthusiastischere Anhänger als in Edinburg, Wien und in Mailand gefunden hat. Aderlässe, die der Dr. Rush so eifrig empfiehlt, hält man in Vera Cruz für schädlich; der Uebergang aus dem entzündeten Zustande in den der Erschlaffung oder den Typhus ist in der heißen Zone so schnell, daß Blutverlust das gänzliche Abspannen der Kräfte nur beschleunigt. Keins von allen als Specificum gegen das gelbe Fieber gerühmten Mitteln hat in Vera Cruz den Erfolg gehabt, den man davon erwartete, weder die China, die sich doch oft in den Antillen und in Spanien bewährt hat (einige ziehn ihr die Cortex angustura d. h. die Rinde der Bonplandia trifoliata vor), noch der in Philadelphia und auf Jamaika in Ruf stehende Calomel, noch der Ananassaft und der Aufguß von Palo mulato (einer zum Geschlecht Amyris gehörenden Pflanze). Unterrichtete Aerzte beschränken sich darauf, während der ersten Periode der Krankheit Bäder, gelinde Abführungen, Sorbets, und besonders Wasser mit Eis zu empfehlen . Wenn die Kräfte sehr erschlafft sind, nehmen sie zu den kräftigsten Erregungsmitteln ihre Zuflucht, und fangen mit den stärksten Dosen an, die sie allmählig vermindern. Herr Comoto, Arzt des St. Sebastian-Hospitals, hat in einer Stunde bis auf 100 Tropfen Schwefel- Aether, oder 60 bis 70 Tropfen Laudanum liquidum reichen lassen, mit außerordentlichem Erfolg. In allen Perioden der Krankheit zeigt sich das Einreiben von Baumöhl, welches berühmte Aerzte empfohlen haben, von Nutzen. Man hat in Vera Cruz eine Schneepost (Posta de nieve) eingerichtet, welche mit Hagel vermischten Schnee von dem Abhange des Vulkans von Oribaza, in größter Geschwindigkeit nach Vera Cruz bringt. Der Schnee wird in altes Laub und Asche eingewickelt, und die Maulesel laufen damit im vollen Trab. Dennoch schmilzt auf dem 20 Lieues langen Wege, etwa die Hälfte, da das Thermometer auf 29 bis 30 C. Grade zu stehen pflegt. Die Einwohner können daher täglich Sorbets und Wasser mit Eis haben, welches ein außerordentlicher Vorzug dieses von so viel Europäern und Mexicanern aus dem Innern besuchten Hafens ist, den die Antillen, Carthagena und Panama entbehren. v. H. Indeß auch bei der besten Behandlung bleibt das gelbe Fieber immer eine höchst gefährliche Krankheit, die sich häufig in Vera Cruz einfinden und dort Verwüstungen anrichten wird, bis man es wird dahin gebracht haben, die Ungesundheit der Luft durch Austrocknen der die Stadt umgebenden Moräste zu mindern, den Einwohnern trinkbares Wasser zuzuleiten, die Hospitäler und Kirchhöfe aus den Ringmauern zu entfernen, in den Krankensälen, in den Kirchen, und besonders am Bord der Schiffe tägliche Räucherungen mit oxygenirt-salzsaurem Gas einzuführen, und die Stadtmauern niederzureißen, welche die Einwohner zwingen, sich in einem zu kleinen Raume zusammen zu drängen, und den Luftzug hindern, ohne dem Schleichhandel abzuhelfen.