Beruͤhrungen der ruſſiſchen Macht mit den ſpaniſchen Colonien in Amerika, nebſt Nachrichten uͤber die neueſte Entdeckungs-Politik verſchiedener europaͤiſchen Maͤchte im Nord- Weſten dieſes Welttheils, aus Hrn. v. Humbolds Werke uͤber Mexiko. Die Kuͤſten, welche ſich von dem Hafen S. Francisco und dem Kap Mendocino bis nach den Niederlagen der Ruſſen in der Prinz Wilhelms-Bai (Prince William’s Sound) erſtrecken, wurden ſchon ſeit dem Ende des ſechszehnten Jahrhunderts von ſpaniſchen Schiffern befahren. Erſt 1774 aber ließen ſie die Vice-Koͤnige von Neu- Spanien ſorgfaͤltig unterſuchen. Eine ganze Zahl von Expeditionen, welche von den Haͤfen von Acapulco, San Blas und Montorey auf Entdeckungen ausgiengen, folgten ſich bis aufs Jahr 1692. Die Colonie, welche die Spanier auf Nutka gruͤnden wollten, hat einige Zeit lang die Aufmerkſamkeit aller europaͤiſchen Seemaͤchte auf ſich gezogen. Einige Schoppen, die man auf der Kuͤſte aufſchlug, eine erbaͤrmliche Baſtion, welche mit Steinſtuͤcken vertheidigt ward, und einiger Kohl, der man in einem Gehaͤge pflanzte, entzuͤndeten beinah einen Krieg zwiſchen Spanien und England, und nur durch die Zerſtoͤrung der Niederlaſſung auf der Quadra- und Vancouver-Inſel hat der Tays, oder Fuͤrſt von Nutka Macuina, ſeine Unabhaͤngkeit erhalten. Seit 1786 haben verſchiedene europaͤiſche Nationen dieſe Gegenden wegen des Handels mit See-Otter-Fellen beſucht. Allein da zu viele kamen, hatte es ſowohl fuͤr ſie ſelbſt, als fuͤr die Eingebohrnen nachtheilige Folgen. Der Preis des Pelzwerks ſtieg auf den Kuͤſten von Amerika, waͤhrend er in China außerordentlich ſank. Die Sittenverderbniß nahm bei den Indianern zu, und die Europaͤer ſuchten, im Geiſte derſelben Politik, welche die afrikaniſchen Kuͤſten mit ſo vielem Blute befleckt hat, aus der Uneinigkeit der Tays Nutzen zu ziehen. Verſchiedene Matroſen, und gerade die allerliederlichſten, rißen aus, und ließen ſich unter den Eingebohrnen nieder. Daher bemerkt man in Nutka, wie auf den Sandwich-Inſeln, bereits ein abſcheuliches Gemiſch von Barbarei der Urzeit mit den Laſtern des verfeinerten Europa’s. Unmoͤglich kann man glauben, daß die Bewohner fuͤr dieſe wirklichen Uebel durch einige Gemuͤße-Gattungen des alten Kontinents, welche die Reiſenden in dieſe fruchtbaren Gegenden verpflanzt haben, und die in der Liſte der Wohlthaten prangen, mit welchen die Europaͤer die Bewohner der Inſeln des großen Ozeans uͤberhaͤuft zu haben ſich ruͤhmen, entſchaͤdigt worden ſeyen. Im ſechszehenten Jahrhundert, in der ruhmvollen Zeit, da die ſpaniſche Nation, durch ein Zuſammentreffen außerordentlicher Umſtaͤnde beguͤnſtigt, alle Huͤlfsmittel ihres Genies und ihre ganze Charakterkraft in hoher Freiheit entwickelte, beſchaͤftigte das Problem einer Durchfahrt gegen Nord-Weſten, um den geraden Weg nach Oſtindien zu finden, die kaſtiliſchen Koͤpfe eben ſo warm, als es ſeit dreißig und vierzig Jahren den Geiſt anderer Nationen bewegt hat. Wir wollen die apogryphiſchen Reiſe-Beſchreibungen eines Ferrer, Maldonado, Juan de Fuca und Bartolomé Fonte nicht anfuͤhren, auf welche man ſo lange einen uͤbertriebenen Werth geſetzt hat. Die meiſten Unwahrheiten, die unter dem Nahmen von dieſen drei Schiffern im Umlauf waren, ſind durch die muͤhſeligen und gelehrten Unterſuchungen mehrerer ſpaniſchen Marine-Offiziere in ihrer Bloͤße gezeigt worden. Statt beinah fabelhafte Nahmen anzufuͤhren, und uns in ungewiße Hypotheſen zu verlieren, werden wir blos das angeben, was durch hiſtoriſche Dokumente unbezweifelbar erwieſen iſt. Folgende Nachrichten, welche zum Theil aus den handſchriftlichen Memoiren von Don Antonio Bonilla und Herrn Caſaſola, die in den Archiven der Vice-Koͤnige in Mexiko aufbewahrt werden, gezogen ſind, enthalten Thatſachen, deren Zuſamenſtellung die Aufmerkſamkeit der Leſer gewinnen kann. Wenn wir, ſo zu ſagen, das mannigfaltige Gemaͤhlde der National- Thaͤtigkeit entwickeln, wie ſie bald aufwachte, bald ſchlummerte, ſo werden dieſe Nachrichten ſelbſt diejenigen intereſſiren, welche nicht glauben, daß ein, von freien Menſchen bewohntes, Land derjenigen europaͤiſchen Nation, die es zuerſt geſehen, darum angehoͤre. Die Nahmen Cabrillo und Gali ſind nicht ſo beruͤhmt geworden, wie die von Fuca und Fonte. Die Wahrheit hat in der Erzaͤhlung eines beſcheidenen Schiffers den Reitz und das Hinreißende der Taͤuſchung nicht. Juan Rodriguez Cabrillo unterſuchte die Kuͤſten von Neu- Kalifornien bis zum 37° 10′, oder bis zur Punta del año nuevo, noͤrdlich von Monterey. Er ſtarb (den 3. Jan. 1543) auf der Inſel San Bernardo, beim Kanal von Santa Barbara; allein ſein Pilote, Bartolomé Ferrela, ſetzte ſeine Entdeckungen nordwaͤrts bis zum 43. Grad der Breite fort, wo er die Kuͤſten vom weißen Vorgebirge ſah, welches Vancouver das Cap Orford genannt hat. Francisca Gali entdeckte, auf ſeiner Reiſe von Macao nach Acapulco, im Jahr 1582, die Kuͤſte des nordweſtlichen Amerika’s unter dem 57° 30′. Auch er bewunderte, wie alle, die nach ihm Neu-Kornwallis beſucht haben, die Schoͤnheit der koloſſalen Gebirge, deren Spitze mit ewigem Schnee bedeckt, und deren Fuß mit ſchoͤner Vegetation geſchmuͤckt iſt. Wenn man die alten Beobachtungen an den Orten, deren Identitaͤt anerkannt iſt, durch die neuen verbeſſert, ſo findet man, daß Gali einen Theil des Archipels von Prinz Wallis, oder des von Koͤnig Georg durchſegelt hat. Sir Francis Drake (1578) war nicht weiter in Neu-Georgien gekommen, als bis zum 48° der Breite, nordwaͤrts vom Cap Grenville. Von den beiden Expeditionen, welche Sebaſtian Vizcayno, 1596 und 1602 unternommen hat, war nur die letztere nach den Kuͤſten von Neu-Kalifornien gerichtet. Die zwei und dreißig Karten, welche der Kosmograph, Heinrich Martinez, zu Mexico verfertigt, beweiſen, daß Vizcayno dieſe Kuͤſten mit weit mehr Sorgfalt und Einſicht aufgenommen, als kein andrer Pilote je vor ihm gethan hat. Indeß verhinderten ihn die Krankheiten ſeiner Mannſchaft, der Mangel an Lebensmitteln und die außerordentlich ſtrenge Jahrszeit jenſeits des Cap’s San Sebaſtian vorzudringen, das unter dem 42° Grad der Breite, etwas noͤrdlich von der Dreieinigkeits-Bai, liegt. Nur ein einziges Schiff von Vizcayno’s Expedition, die, von Antonio Florez kommandirte, Fregatte kam uͤber das Cap Mendocino hinaus, und gelangte unter den 43° der Breite, an die Muͤndung eines Fluſſes, den Cabrillo ſchon 1543 gekannt zu haben ſcheint, und welchen der Faͤhndrich Martin de Aguilar fuͤr das weſtliche Ende der Meerenge von Anian gehalten hat. Indeß muß man dieſen Eingang oder Fluß des Aguilar, den man zu unſrer Zeit nicht mehr finden konnte, nicht mit der Muͤndung des Rio Colombia (46° 15′ Br.) verwechſeln, der durch die Reiſen von Vancouver, Gray und des Kapitaͤn Lewis beruͤhmt geworden iſt. Mit Gali und Vizcayno endigt ſich die glaͤnzende Epoche der Entdeckungen, welche die Spanier in alten Zeiten auf der Nord-Weſt-Kuͤſte von America gemacht haben. Die Geſchichte der Schiffahrten des ſiebenzehenten und der erſten Haͤlfte des achtzehenden Jahrhunderts enthaͤlt keine Unternehmung, welche von den mexikaniſchen Kuͤſten nach dieſem ungeheuren Litoral gemacht worden waͤre, das ſich von dem Cap Mendocino bis an die Graͤnzen von Oſt-Aſien erſtreckt. Statt der ſpaniſchen Flagge ſah man in dieſen Gegenden (1741) nur die ruſſiſche von den Schiffen wehen, welche die beiden muthigen Seemaͤnner, Bering und Tſchiricow, befehligten. Nach einer Friſt von beinah hundert und ſiebenzig Jahren richtete der Hof von Madrid ſeine Blicke wiederum auf die Kuͤſten des großen Ozeans. Indeß war es nicht blos das Verlangen, fuͤr die Wiſſenſchaften nuͤtzliche Entdeckungen zu machen, das die Regierung aus ihrer Lethargie erweckte, ſondern mehr die Beſorgniß, auf ihren noͤrdlichſten Beſitzungen in Neu-Spanien angegriffen zu werden, da ſie europaͤiſche Niederlaſſungen in der Naͤhe von ihren kaliforniſchen entſtehen ſah. Von allen ſpaniſchen Expeditionen, welche von 1774 bis 1792 unternommen wurden, waren nur die beiden letztern eigentliche Entdeckungsausruͤſtungen. Sie wurden von Offizieren befehligt, deren Arbeiten ausgebreitete Kenntniſſe in der nautiſchen Aſtronomie verrathen. Die Nahmen Alexander Malaspina, Galiano, Espinoſa, Valdes und Vernaci, werden in dem Verzeichniß der unterrichteten und muthigen Seefahrer, denen die Welt genaue Nachrichten uͤber die Nord-Weſt-Kuͤſte des neuen Kontinents verdankt, immer einen ehrenvollen Platz behaupten. Konnten ihre Vorgaͤnger ihren Operationen nicht ſo viel Vollkommenheit geben, ſo war es, weil ſie von den Haͤfen von San Blas oder Monterey ausliefen, wo es ihnen an Inſtrumenten und andern Huͤlfsmitteln fehlte, die das civiliſirte Europa anbietet. Die erſte wichtige Ausruͤſtung, welche nach Vizcayno’s Reiſe gemacht wurde, iſt die von Juan Perez, der die Korvette Santiago, ſonſt Nueva-Galizia genannt, kommandirte. Da weder Cook, noch Barrington, noch Herr Fleurieu, von dieſer wichtigen Reiſe Kenntniß gehabt zu haben ſcheinen, ſo will ich hier verſchiedene Umſtaͤnde aus einem handſchriftlichen Tagebuch gezogen, mittheilen, welche ich der Guͤte des Herrn Don Guillermo, Aguirre, Mitglied der Audiencia von Mexico, verdanke. Perez und ſein Pilote, Eſtevan Joſé Martinez liefen den 24. Januar 1774 aus dem Hafen von San Blas aus. Sie hatten Befehl, die ganze Kuͤſte von dem Hafen von St. Karl von Monterey bis zum 60° der Breite zu unterſuchen. Da ſie in Monterey eingelaufen waren, ſo giengen ſie den 7. Juni aufs Neue unter Segel. Den 20. Juli entdeckten ſie die Inſel Margaretha; (die Nord-Weſtſpitze der Koͤniginn Charlotten- Inſel) und die Meerenge, welche dieſe Inſel von der des Prinz von Wallis ſcheidet. Den 9. Auguſt giengen ſie, als die erſten unter allen europaͤiſchen Seefahrern, auf der Rhede von Nutka vor Anker, die ſie den Hafen von San Lorenzo nannten, und welcher der beruͤhmte Cook, vier Jahre ſpaͤter, den Nahmen King George’s Soun gegeben hat. Sie trieben einigen Tauſchhandel mit den Indianern, bei welchen ſie Eiſen und Kupfer ſahen, und gaben ihnen Hacken und Meſſer fuͤr Leder und See-Otter-Pelze. Perez konnte wegen ſchlechten Wetters und hoher, ſtuͤrmiſcher See nicht ans Land gehen, und ſeine Schaluppe waͤre bei einem Landungs-Verſuch, den ſie machten, beinahe zu Grunde gegangen. Die Korvette ſah ſich ſogar genoͤthigt, ihre Taue abzuſchneiden, und die Anker im Stich zu laſſen, um die Weite zu gewinnen. Die Eingebohrnen ſtahlen verſchiedene Dinge, welche Perez und ſeiner Mannſchaft gehoͤrten, und dieſer Umſtand, den das Tagebuch des Peters Crespi ausdruͤcklich anfuͤhrt, mag das beruͤhmte Problem von den ſilbernen Loͤffeln und andern Fabrikartikeln erklaͤren, welche der Kapitaͤn Cook 1778 bei den Indianern von Nutka gefunden hat. Die Corvette Santiago kehrte den 27. Auguſt 1774 wieder nach Monterey zuruͤck, nachdem ſie acht Monate in See geweſen war. Im folgenden Jahr verließ eine zwote Expedition, unter dem Befehl von Don Bruno Heceta, Don Juan de Ayala, und Don Juan de la Bodega y Quadra den Hafen von San Blas. Dieſe Reiſe, welche die Entdeckung der Nordweſt-Kuͤſte ganz beſonders erweitert hat, iſt durch das Tagebuch des Piloten Maurelle bekannt, welches von Barrington bekannt gemacht, und den Inſtruktionen des ungluͤcklichen Lapérouſe beigefuͤgt worden iſt. Quadra entdeckte die Muͤndung des Rio Colombia, welche die Einfahrt von Heceta genannt wurde, den Pic von San Jacinto (Mount Edgecumbe), bei der Bai von Norfolk, und den ſchoͤnen Hafen von Bucareli, (55° 24′ der Br.) der, wie wir durch Vancouvers Unterſuchungen wiſſen, zur Weſt-Kuͤſte der großen Inſel in dem Prinz Wallis Archipel gehoͤrt. Dieſer Hafen iſt von ſieben Vulkanen umgeben, deren mit ewigem Schnee bedeckte Gipfel Feuer und Aſche auswerfen. Herr Quadra fand daſelbſt eine Menge Hunde, deren ſich die Indianer zu ihren Jagden bedienten. Ich beſitze gar kleine, aber ſehr merkwuͤrdige Karten, welche 1788 in der Stadt Mexico geſtochen worden ſind, und die Lage der Kuͤſten vom 17° bis 58° der Breite darſtellen, wie ſie waͤhrend Quadras Expedition aufgenommen wurden. Im Jahr 1776 befahl der Hof von Madrid dem Vice-Koͤnig von Mexico eine neue Expedition zur Unterſuchung der Kuͤſten von Amerika bis zum 70° der Nordbreite auszuruͤſten. Zu dieſem Zweck wurden zu Guayaquil zwei Korvetten, la Princeſa und la Favorita, erbaut; allein dieſer Bau gieng ſo langſam, daß die, von Quadra und Don Ignatio Artnaga befehligte Expedition erſt den 11. Februar 1779 vom Hafen von San Blas aus unter Segel gehen konnte. Inzwiſchen hatte Cook gerade dieſe Kuͤſten beſucht. Quadra und der Pilote, Don Francisco Maurelle, unterſuchten aufs genauſte den Hafen von Bucareli, den Sankt Elias-Berg, die Magdalenen-Inſel, welche Vancouver die Inſel Hinchinbrok (60° 25′ der Br.) genannt hat, und die am Eingang der Prinz Wilhelm’s-Bai liegt, und die Inſel Regla, eine der unfruchtbaren Inſeln im Cook’s- Strom. Die Expedition kam den 21. Nov. 1779 wieder nach San Blas zuruͤck. Ich finde in einer Handſchrift, welche ich in Mexico erhalten habe, daß die Schieferfelſen in der Naͤhe des Hafens von Bucareli, auf der Prinz Wallis-Inſel, Metall-Gaͤnge enthalten. Der denkwuͤrdige Krieg, durch welchen ein großer Theil des noͤrdlichen Amerika’s ſeine Freiheit erhalten hat, verhinderte die Vice-Koͤnige von Mexico, die Entdekungs-Unternehmungen nordwaͤrts vom Cap Mendocino zu verfolgen. Der Hof von Madrid befahl die Expeditionen ſolang, als die Feindſeligkeiten zwiſchen Spanien und England dauren wuͤrden, zu verſchieben. Dieſer Aufſchub verlaͤngerte ſich noch geraume Zeit nach dem Frieden von Verſailles, und erſt im Jahr 1788 liefen zwei ſpaniſche Schiffe, die Fregatte la Princeſa und das Paketboot San Carlos, unter dem Befehl von Don Eſtevan Martinez und Don Gonzalo Lopez de Haro mit dem Plan, die Lage und den Zuſtand der ruſſiſchen Niederlaſſungen auf der Nordweſt- Kuͤſte von Amerika zu unterſuchen, aus dem Hafen von San Blas aus. Die Exiſtenz dieſer Niederlaſſungen, von der man in Madrid erſt ſeit der Bekanntmachung von des beruͤhmten Cook’s dritter Reiſe Kunde erhalten zu haben ſcheint, beunruhigte die ſpaniſche Regierung ſehr. Sie ſah es ungern, daß der Pelzwerk-Handel engliſche, franzoͤſiſche und amerikaniſche Schiffe nach einer Kuͤſte lokte, welche, vor der Ruͤkkehr des Lieutenants King nach London, ſo wenig von den Europaͤern beſucht worden war, als von Nuyts-Land, oder Endracht’s- Land in Neu-Holland. Die Expedition von Martinez und Haro dauerte vom 8ten Maͤrz bis zum 5ten December 1788. Dieſe Seefahrer ſteuerten vom Hafen von San Blas geradezu nach der Prinz Wilhelms-Einfahrt, welche die Ruſſen den Golf Tſchugatskaja nennen. Sie beſuchten den Cook’s-Strom, die Inſeln Kichtak, (Kodiak) Schumagin, Unimak und Unulaſchka (Onalaska). In den verſchiedenen ruſſiſchen Faktorien, welche ſie im Cook’s-Strom und auf Unalaſchka fanden, wurden ſie ſehr freundſchaftlich behandelt, und man theilte ihnen ſogar mehrere Karten mit, welche die Ruſſen von dieſen Gegenden aufgenommen hatten. In den Archiven der Vice-Koͤnige in Mexico fand ich einen diken Folio-Band mit dem Titel: Reconocimiento de los quatro establecimientos Russos al Norte de la California, hecho en 1788. Indeß liefert die hiſtoriſche Beſchreibung von Martinez Reiſen, welche in dieſer Handſchrift enthalten iſt, nur ſehr wenige Angaben uͤber die ruſſiſchen Kolonien im neuen Kontinent. Niemand von der Mannſchaft verſtand ein Wort Ruſſiſch, und man konnte ſich nicht anders, als durch Zeichen, verſtaͤndlich machen; indem man bei dieſer, ſo fernhin unternommenen, Expedition vergeſſen hatte, einen Dolmetſcher aus Europa kommen zu laſſen. Der Nachtheil, der hieraus entſprang, war unverbeſſerlich. Uebrigens wuͤrde Hr. Martinez in dem ganzen Umfang des ſpaniſchen Amerika’s nicht leichter einen Ruſſen gefunden haben, als es Sir George Staunton geworden iſt, einen Chineſen in England oder in Frankreich aufzutreiben. Seit den Reiſen von Cook, Dixon, Portlock, Mears und Duncan fiengen die Europaͤer an, den Hafen von Nutka als den hauptſaͤchlichſten Pelzmarkt auf der Nordweſt-Kuͤſte von Amerika anzuſehn. In dieſer Ruͤkſicht that der Madrider Hof im Jahr 1789, was er fuͤnfzehn Jahre fruͤher, ſogleich nach Juan Perez Reiſe, viel leichter ausgefuͤhrt haͤtte. Herr Martinez, welcher die ruſſiſchen Faktorien beſucht hatte, erhielt Befehl, eine daurende Niederlaſſung auf Nutka zu gruͤnden, und den Theil der Kuͤſte, (zwiſchen dem 50° und 55° der Breite,) welchen der Kapitaͤn Cook auf ſeiner Fahrt nicht hatte aufnehmen koͤnnen, aufs genaueſte zu unterſuchen. Der Hafen von Nutka befindet ſich auf der oͤſtlichen Kuͤſte einer Inſel, welche, nach den, im Jahr 1791 durch die Herren Eſpinoſa und Cevallos angeſtellten Unterſuchungen, zwanzig Seemeilen Breite hat, und durch den Kanal von Taſis von der groſſen Inſel, die heutzutag Quadra’s und Vancouver’s-Inſel heißt, getrennt iſt. Es iſt daher eben ſo falſch, zu behaupten, daß der Hafen von Nutka, welchen die Eingebohrnen Yucuatl nennen, zur groſſen Quadra’s- Inſel gehoͤre, als es ungenau iſt, zu ſagen, das Cap Horn ſey die aͤuſſerſte Spize von Feuerland. Ich weiß nicht, durch welchen Mißverſtand der beruͤhmte Cook den Nahmen Yucuatl in den von Nutka verkehrt hat, welcher leztere den Eingebohrnen des Landes ſelbſt voͤllig unbekannt iſt, und mit den Worten ihrer Sprache keine andre Aehnlichkeit hat, als etwa mit dem Wort Nutchi, welches Gebirg bedeutet. Don Eſteban Martinez, welcher die Fregatte, la Princeſſa und das Paketboot, San Carlos, befehligte, gieng den 5ten Mai 1789 im Hafen von Nutka vor Anker. Der Anfuͤhrer, Macuina, nahm ihn mit vieler Freundſchaft auf, erinnerte ſich ſehr wohl, ihn 1774 mit Herrn Perez geſehen zu haben, und zeigte ſogar die ſchoͤnen Konchylien, welche man ihm damals zum Geſchenk gemacht hatte. Macuina, der Tays der Inſel Yucuatl, genießt eine voͤllig unumſchraͤnkte Gewalt. Er iſt der Montezuma dieſer Gegenden, und ſein Nahme bei allen Voͤlkern, welche den Handel mit Seeotter Fellen treiben, beruͤhmt. Ich weiß nicht, ob er noch bei Leben iſt; indeß erfuhren wir in Mexico, gegen das Ende von 1803, aus Briefen von Monterey, daß er eiferſuͤchtiger auf ſeine Unabhaͤngigkeit, als der Koͤnig der Sandwich-Inſeln, welcher ſich zum Vaſallen von England erklaͤrte, Schießgewehre und Pulver zu erhalten ſuchte, um ſich gegen die Beleidigungen zu vertheidigen, welchen er von den europaͤiſchen Schiffahrern haͤufig ausgeſezt war. Der Hafen von Sta-Cruz de Nutka, (Puerto de San Lorenzo von Perez, und Friendlycove von Cook genannt,) hat ſieben bis acht Faden Tiefe, und iſt gegen Suͤdoſt faſt ganz von kleinen Inſeln eingeſchloſſen, auf deren einer Martinez die Batterie von San Miguel angelegt hat. Die Gebirge im Innern des Landes ſcheinen aus Thonſchiefer und andern primitiven Felsarten zu beſtehn. Herr Moziño entdekte an denſelben Gaͤnge von geſchwefeltem Kupfer und Blei. Eine Viertelſtunde vom Hafen entfernt glaubte er in einem poroͤſen Mandelſtein, der am Ufer eines Sees lag, die Wirkungen vulkaniſchen Feuers zu erkennen. Das Klima iſt in Nutka ſo gelinde, daß unter einer, noch noͤrdlichern, Breite, als die von Quebek und Paris iſt, die kleinſten Fluͤſſe nicht vor dem Januar zufrieren. Dieſes merkwuͤrdige Phaͤnomen beſtaͤtigt Mackenzie’s Beobachtungen, welcher verſichert, daß die Nordweſt-Kuͤſte des neuen Continents eine weit hoͤhere Temperatur habe, als die Oſt-Kuͤſten von Amerika und Aſien, welche unter denſelben Parallelkreiſen liegen. Die Bewohner von Nutka kennen den Donner beinah eben ſo wenig, als die der Nord-Kuͤſte von Norwegen, und elektriſche Exploſionen ſind bei ihnen aͤußerſt ſelten. Die Huͤgel ſind mit Pinien, Eichen, Cypreſſen und Gebuͤſchen von Roſenſtraͤuchen, Vaccinien und Andromeden bedeckt. Der ſchoͤne Strauch, welcher Linné’s Nahmen traͤgt, wurde von den Gaͤrtnern von Vancouver’s Expedition, erſt in hoͤhern Breiten gefunden. John Mears, und beſonders ein ſpaniſcher Offizier, Don Pedro Alberni, haben in Nutka alle europaͤiſche Gemuͤſſe gezogen; nur der Mais und der Weizen brachten ihre Koͤrner nie zur Reife, was die Wirkung einer zu kraͤftigen Vegetation zu ſeyn ſchien. Unter den Voͤgeln der Quadra- und Vancouver-Inſel hat man aͤchte Kolibri’s bemerkt, und dieſer, fuͤr die Geographie der Thiere ſo wichtige, Umſtand muß alle diejenigen in Erſtaunen ſetzen, welchen es unbekannt iſt, daß Herr Mackenzie an den Quellen des Friedensfluſſes, unter einer Breite von 54° 24′, und Herr Galiano beinah unter dem nemlichen Suͤd- Parallelkreiſe, in der Magellaniſchen Meerenge, Kolibri’s geſehen hat! Martinez Unterſuchungen drangen nicht uͤber den 50° der Breite hinaus. Zween Monate, nachdem er in den Hafen von Nutka eingelaufen war, ſah er ein engliſches Kriegsſchiff, den Argonauten, unter dem Commando des James Colnet, welcher durch ſeine, auf den Galapagos-Inſeln gemachte, Beobachtungen bekannt iſt, ankommen. Colnet eroͤffnete dem ſpaniſchen Seefahrer, daß er von ſeiner Regierung Befehl habe, eine Faktorie auf Nutka anzulegen, daſelbſt eine Fregatte und eine Goëlette zu erbauen, und alle andern europaͤiſchen Nationen zu verhindern, an dem Pelzhandel auf Nutka Theil zu nehmen. Vergebens hielt ihm Martinez entgen, daß Juan Perez lange vor Cook in dieſen Gegenden geankert habe, und der Streit, welcher ſich zwiſchen den Befehlshabern des Argonauten und der Princeſſa erhob, haͤtte beinah einen Bruch zwiſchen den Hoͤfen von London und Madrid verurſacht. Um das Uebergewicht ſeiner Rechte geltend zu machen, wandte Martinez ein gewaltſames und nicht ſehr geſetzmaͤßiges Mittel an. Er arretierte Herrn Colnet, und ſchickte ihn uͤber San Blas nach Mexico. Der eigentliche Beſitzer des Landes von Nutka, der Tays Macuina, war klug genug, ſich fuͤr den Sieger zu erklaͤren; allein der Vice-Koͤnig, welcher Martinez Zuruͤckberufung beſchleunigen zu muͤſſen glaubte, ſandte Anfangs 1790 drei andre bewaffnete Fahrzeuge nach der Nordweſt-Kuͤſte von Amerika. Don Francisco Eliſa und Don Salvador Fidalgo, der Bruder des Aſtronomen, welcher die Kuͤſten von Suͤdamerika, von der Muͤndung des Drachen-Fluſſes bis Portobello, aufgenommen hat, befehligten dieſe neue Expedition. Herr Fidalgo beſuchte die Einfahrt von Cook und die Prinz Wilhelms-Bai, und vervollſtaͤndigte die Kenntniß dieſer Gegenden, welche der muthige Vancouver ſpaͤter unterſucht hat. Unter dem 60° 54′ der Breite, an der Nord-Spitze des Prince-Williams-Sound, war Herr Fidalgo Zeuge eines, wahrſcheinlch vulkaniſchen, aber hoͤchſt außerordentlichen Phoͤnomens. Die Eingebohrnen fuͤhrten ihn in eine, ganz mit Schnee bedeckte Ebene, wo er große Eis- und Schnee-Maſſen mit ſchrecklichem Gekrach in ungeheure Hoͤhen hinaufgeſchleudert ſah. Don Francisco Eliſa blieb in Nutka, um die Niederlaſſung, welche Martinez im vorigen Jahr angelegt hatte, zu vergroͤßern und zu befeſtigen, indem man in dieſem Welttheil noch keine Kunde davon hatte, daß Spanien in einem, den 28. Oktob. 1790 in Escorial unterzeichneten, Vertrag auf ſeine Anſpruͤche auf Nutka und die Cook’s-Straſſe, zu Gunſten des Londner Hofs, Verzicht geleiſtet hatte. Wirklich kam die Fregatte Daͤdalus, welche Vancouver’n den Befehl brachte, uͤber die Ausuͤbung des Vertrags zu wachen, erſt im Auguſt 1792 im Hafen von Nutka an, als Fidalgo eben damit beſchaͤftiget war, eine zwote ſpaniſche Niederlaſſung, ſuͤdoͤſtlich von der Inſel Quadra, auf dem feſten Lande ſelbſt, in dem Hafen vou Nuñez Gaona oder Quinicarnet, zu gruͤnden, welcher unter dem 48° 20′ der Breite bei der Einfahrt des Juan de Fuca liegt. Auf des Kapitaͤns Eliſa Expedition folgten zwo andre, welche wegen der wichtigen aſtronomiſchen Arbeiten, zu welchen ſie Anlaß gegeben haben, und der vortreflichen Inſtrumente, womit ſie verſehen waren, mit Cook’s, Lapérouſe’s und Vancouver’s Expeditionen verglichen werden koͤnnen. Ich ſpreche von der Reiſe des beruͤhmten Malaspina, im Jahr 1791, und von derjenigen, welche Galiano und Valdes 1792 gemacht haben. Die Operationen, welche Malaspina und die, unter ſeinen Befehlen arbeitenden, Offiziere ausgefuͤhrt haben, umfaſſen den ungeheuren Kuͤſten-Umfang, von der Muͤndung des Rio de la Plata, bis zur Prinz Wilhelms-Einfahrt. Indeß wurde dieſer geſchickte Seemann beruͤhmter noch durch ſein Ungluͤck, als durch ſeine Entdeckungen. Nachdem er die beiden Hemiſphaͤren durchſegelt hatte, und allen Gefahren eines ſtuͤrmiſchen Meeres entronnen war, fand er noch viel groͤßere an einem Hof, deſſen Gunſt ſein Verderben wurde. Opfer einer politiſchen Intrigue, ſeufzte er ganze ſechs Jahre lang in einem Kerkerloch. Endlich erhielt die franzoͤſiſche Regierung ſeine Freiheit; und Alexander Malaspina kehrte in ſein Vaterland zuruͤck. An den Ufern des Arno genießt er nun in der Einſamkeit die tiefen Eindruͤcke, welche die Beobachtung der Natur und das Studium des Menſchen unter verſchiedenen Klimaten, in einer gefuͤhlvollen, vom Ungluͤck gepruͤften, Bruſt zuruͤcklaſſen. Malaspina’s Arbeiten blieben in den Archiven begraben, nicht weil die Regierung die Bekanntmachung von Geheimnißen ſcheute, deren Verborgenbleiben ihr etwa nuͤtzlich ſcheinen konnte, ſondern weil der Nahme dieſes furchtloſen Seemanns in ewiges Schweigen gehuͤllt werden ſollte. Gluͤcklicher Weiſe hat aber die Direktion der hydrographiſchen Arbeiten (Deposito hidrografico de Madrid) dem Publikum die hauptſaͤchlichſten Reſultate der aſtronomiſchen Beobachtungen mitgetheilt, welche von Malaspina’s Expedition gemacht worden ſind. Der groͤßte Theil der See-Charten, die ſeit 1799 in Madrid erſchienen ſind, gruͤndet ſich auf dieſe wichtigen Reſultate; allein man findet auf ihnen, ſtatt des Nahmens des Anfuͤhrers, blos den der Corvetten, la Descubierta und la Atrevida, welche Malaspina befehligt hatte. Seine Expedition, die am 30ſten Juli 1789 von Cadix ausgelaufen war, kam erſt den 2ten Februar 1791 in Acapulco an. Um dieſe Zeit heftete der Hof von Madrid ſeine Aufmerkſamkeit aufs Neue auf einen Gegenſtand, um den man ſich ſchon zu Anfang des ſiebenzehenten Jahrhunderts geſtritten hatte, nemlich auf die ſogenannte Meerenge, durch welche Lorenzo Ferrer, im Jahr 1588, von den Kuͤſten von Labrador nach dem groſſen Ozean geſegelt ſeyn wollte. Ein Memoire, das Herr Buache in der Akademie der Wiſſenſchaften vorgeleſen, hatte die Hofnung, daß dieſe Paſſage wirklich exiſtire, wieder erwekt. Die Korvetten, die Descubierta und die Atrevida erhielten Befehl, nach den hohen Breiten auf der Nordweſt-Kuͤſte von Amerika zu ſteuern, und alle Fahrwaſſer und Einfahrten zu unterſuchen, welche die Meeresufer zwiſchen dem 58° und 60° der Br. unterbrechen. Malaspina gieng, in Begleitung der beiden Botaniker, Haͤnke und Nee, von Acapulco aus den 1. Mai 1791, unter Segel. Nach drei Wochen Fahrt landete er am Kap St. Bartholomaͤus, welches ſchon 1775 von Quadra, 1778 von Cook, und von Dixon 1786 beſucht worden war. Er nahm die Kuͤſte von dem San Jacinto-Gebirg, bei dem Kap Edgecumbe (Cabo Engaño, Br. 57° 1′ 30″) bis zur Montagu-Inſel, der Prinz-Wilhelms-Einfahrt gegenuͤber, auf. Waͤhrend dieſer Expedition wurde die Laͤnge des Perpendickels, und die Neigung und Abweichung der Magnetnadel auf mehreren Punkten der Kuͤſte beſtimmt. Mit vieler Sorgſalt maß man die Hoͤhe der St. Elias- und der Schoͤn-Wetter-Gebirge (Cerro de buen tiempo, oder Mount Fairweather,) welche die vorzuͤglichſten Spitzen der Cordillera von Neu-Norfolk ſind. Die Kenntniß ihrer Hoͤhe und ihrer Lage koͤnnen den Schiffern, beſonders, wenn ſie das ſchlechte Wetter oft ganze Wochen lang hindert, die Sonne zu beobachten, ſehr nuͤtzlich ſeyn; denn wenn ſie dieſe Piks auch nur auf 80—100 Meilen Entfernung ſehen, ſo koͤnnen ſie den Stand ihrer Schiffe durch bloße Horizontal-Meſſungen und Hoͤhenwinkel beſtimmen. Nachdem Malaspina vergebens die, in der apokryphiſchen Reiſe des Maldonado angezeigte, Meerenge geſucht, und ſich einige Zeit in dem Mulgrave’s-Hafen, in der Berings-Bai, (Br. 59° 34′, 20″) aufgehalten hatte, ſteuerte er ſuͤdlich. Den 13. Auguſt gieng er im Hafen von Nutka vor Anker, unterſuchte die Tiefe der Kanaͤle, welche die Inſel Yucuatl umgeben, und beſtimmte, durch blos aſtronomiſche Beobachtungen, die Lage von Nutka, Monterey, von der Inſel Guadeloupe, an welcher die Gallione der philippiniſchen Inſeln (la Nao de China) zu landen pflegt, und die vom Kap San Lukas. Die Corvette Atrevida lief in Acapulco, die Descubierta in San Blas, im Oktob. 1791, ein. Eine Schiffahrt von fuͤnf Monaten war freilich fuͤr die Unterſuchung und Aufnehmung einer ausgebreiteten Kuͤſte mit der kleinlichen Genauigkeit nicht hinlaͤnglich, welche wir in Vancouver’s Reiſe, die drei Jahre dauerte, bewundern. Indeß hat Malaspina’s Expedition doch ein beſondres Verdienſt, und dieß beſteht nicht blos in der Menge von aſtronomiſchen Beobachtungen, ſondern beſonders in der ſcharfſinnigen Methode, welche er, um zu gewißen Reſultaten zu gelangen, angewendet hat. Man hat z. B. die Laͤnge und Breite der vier Kuͤſten- Punkte, des Kap San Lucas, die von Monterey, von Nutka und vom Mulgrave’s-Hafen, mit voͤlliger Zuverlaͤßigkeit beſtimmt, und die Zwiſchenpunkte durch Huͤlfe von vier Arnold’ſchen See-Uhren mit dieſen fixen Haupt- Punkten in Verhaͤltniß geſetzt. Dieſe Methode, welche von den, auf Malaspina’s Korvetten befindlichen, Offizieren, den Herren Espinoſa, Cevallos und Vernaci angewandt wurde, iſt den Partialkorrektionen weit vorzuziehen, die man ſich mit den chronometriſchen Laͤngen nach dem Reſultate der lunariſchen Distanzen erlaubt. Der beruͤhmte Malaspina war kaum auf der mexikaniſchen Kuͤſte wieder angekommen, als er, unzufrieden, die Kuͤſte zwiſchen der Nutka-Inſel und dem Kap Mendocino nicht nahe genug unterſucht zu haben, den Vice-Koͤnig, Grafen von Revillagigedo bewog, eine neue Entdeckungs-Expedition nach der Nordweſt-Kuͤſte von Amerika auszuruͤſten. Des Vice-Koͤnigs thaͤtiger und unternehmender Geiſt entſprach dieſem Wunſche um ſo leichter, da neue Nachrichten von den, auf Nutka befindlichen, Offizieren die Exiſtenz eines Kanals wahrſcheinlich zu machen ſchienen, deſſen Entdeckung man dem griechiſchen Piloten, Juan de Fuca, am Ende des 16. Jahrhunderts beimaß. Wirklich hatte Martinez 1774, unter dem 48° 20′ der Breite, eine ſehr weite Einfahrt gefunden. Der Pilote von der Goëlette Gertrudis, der Faͤhndrich Don Manuel Quimper, welcher den Binnenlander, die Kronprinzeſſin, kommandirte, und nach ihm der Kapitaͤn Eliſa, im Jahr 1791, hatten dieſe Einfahrt unterſucht, und ſogar ſichere und geraͤumige Haͤfen darin entdeckt. Um dieſe Unterſuchungen zu vollenden, liefen den 8. Maͤrz 1792 die Goëletten, Sutil und Mexicana, unter dem Befehl von Don Dioniſio Galiano, und Don Cayetano Valdes, von Acapulco aus. Dieſe geſchickten und erfahrenen Aſtronomen umſegelten in Begleitung der Herren Salamanca und Vernaci die große Inſel, welche heutzutag Quadra’s und Vancouver’s Nahmen traͤgt, und verwandten auf dieſe beſchwerliche und gefahrvolle Reiſe vier Monate. Nachdem ſie die Meerengen von Fuca und von Haro paſſiert hatten, begegneten ſie in dem Kanal des Roſario, welchen die Englaͤnder den Golf von Georgien nennen, den engliſchen Seefahrern, Vancouver und Broughton, die ſich in gleicher Abſicht, wie ſie, in dieſen Gewaͤſſern befanden. Beide Expeditionen theilten ſich die Reſultate ihrer Arbeiten ohne Ruͤckhalt mit, unterſtuͤtzten ſich gegenſeitig in ihren Operationen, und das gute Einverſtaͤndniß und die vollkommene Harmonie, von der die Aſtronomen auf dem Ruͤcken der Cordilleren zu einer andern Zeit ein ſchlechtes Beiſpiel gegeben hatten, dauerten bis zum Augenblick ihrer Trennung. Galiano und Valdes unterſuchten auf ihrer Ruͤckkehr von Nutka nach Monterey die Einfahrt de la Ascenſion aufs Neue, welche Don Bruno Eceta den 17. Auguſt 1775 entdeckt, und der geſchickte amerikaniſche Seefahrer, Herr Gray, nach dem Nahmen des Sloop’s, den er befehligte, den Fluß Colombia genannt hatte. Dieſe Unterſuchung war um ſo wichtiger, da Vancouver, welcher dieſer Kuͤſte ſchon ſehr nahe gefolgt, vom 45° der Br. bis zum Kanal von Fuca, keine Einfahrt bemerkt, und dieſer erfahrene Seemann deßwegen ſogar an dem Daſeyn des Rio de Colombia, oder der Entrada de Eceta gezweifelt hatte. Im Jahr 1797 gab die ſpaniſche Regierung Befehl, daß die Karten, welche waͤhrend der Expedition der Herren Galiano und Valdes aufgenommen worden, bekannt gemacht werden ſollten, „damit ſie vor Vancouver’s ſeinen in den Haͤnden des Publikums ſeyn koͤnnten.” Indeß kamen ſie doch erſt 1802 heraus, und die Geographen haben nun den Vortheil, die Vancouver’ſchen Karten mit denen der ſpaniſchen Seefahrer, wie ſie von dem Deposito hidrografico in Madrid bekannt gemacht worden ſind, und mit der ruſſiſchen Karte zu vergleichen, welche 1802 im Karten-Depot des Kaiſers zu Petersburg herausgekommen iſt. Dieſe Vergleichung iſt aber um ſo nothwendiger, da dieſelben Vorgebirge, dieſelben Fahrwaſſer und Inſeln, oft drei bis vier verſchiedene Nahmen haben, und die geographiſche Synonimik dadurch eben ſo verwirrt geworden, als es die Synonimik der kryptogamiſchen Pflanzen aus dem nemlichen Grunde iſt. Waͤhrend die Goëletten, Sutil und Mexicana, damit beſchaͤftigt waren, die Kuͤſten zwiſchen den Parallelkreiſen vom 45° und 51° mit groͤßter Sorgfalt zu unterſuchen, beſtimmte der Vice-Koͤnig Revillagigedo eine andre Expedition fuͤr noch hoͤhere Breiten. Vergebens hatte man in der Gegend des Kap Orford und des Kap Gregory die Muͤndung des Fluſſes von Martin de Aguilar geſucht, und Alexander Malaspina hatte, ſtatt des beruͤhmten Kanals von Maldonado, nichts als Straßen gefunden, die keinen Ausgang hatten. Auch hatten ſich Galiano und Valdes uͤberzeugt, daß Fuca’s-Einfahrt blos ein Seearm ſey, welcher eine Inſel von mehr als 1700 Quadratmeilen, nemlich die von Quadra und Vancouver, von der unebenen Kuͤſte von Neu-Georgien trenne. So blieben denn immer noch Zweifel uͤber die Exiſtenz der Meeresenge, deren Entdeckung man dem Admiral Fuentes oder Fonte zugeſchrieben, und die ſich unter dem 53° der Br. befinden ſollte. Cook hatte es ſehr bedauert, daß er dieſen Theil des Continents von Neu-Hannover nicht unterſuchen konnte; aber die Behauptungen eines erfahrenen Seemanns, des Kapitaͤns Colnet, machten es wahrſcheinlich, daß der Zuſammenhang der Kuͤſte in dieſen Gegenden unterbrochen ſeyn muͤſſe. Um dieſes, ſo wichtige, Problem zu loͤſen, gab der Vice-Koͤnig von Neu-Spanien dem Schiffs-Lieutenant, Don Jacinto Caamaño, welcher die Fregatte Aranzazu kommandirte, Befehl, die Kuͤſte vom 51° bis zum 56° der Nord- Breite mit groͤßter Genauigkeit zu unterſuchen. Herr Caamaño, den ich oft in Mexico zu ſehen das Vergnuͤgen hatte, lief den 20. Maͤrz 1792 von San Blas aus, und hielt ſechs Monate lang die See. Er unterſuchte aufs ſorgfaͤltigſte den noͤrdlichen Theil der Koͤniginn Charlotten-Inſel, die ſuͤdliche Kuͤſte der Prinz- Wallis-Inſel, die er Isla de Ulloa nannte, die Revillagigedo-, Banks-, (oder de la Calamidad) und die Ariſtizabal-Inſel, und die große Einfahrt (Inlet) des Moñino, der ſeine Muͤndung gegenuͤber vom Pit’s- Archipelagus hat. Die vielen ſpaniſchen Nahmen, welche Vancouver in ſeinen Karten beibehalten hat, beweiſen, daß die Expeditionen, von denen wir eben eine Ueberſicht gegeben, nicht wenig zur Kenntniß einer Kuͤſte beigetragen haben, welche heutzutag vom 45° der Br. bis zum Kap Douglas oͤſtlich von der Cooks-Einfahrt, viel genauer aufgenommen iſt, als die meiſten Kuͤſten von Europa. Ich habe mich begnuͤgt, in das Ende dieſes Kapitels alle Nachrichten zuſammenzudraͤngen, welche ich mir uͤber die Reiſen der Spanier, (von 1543 an bis auf unſre Zeiten,) nach den Weſt-Kuͤſten von Neu-Spanien, nordwaͤrts von Neu-Kalifornien, zu verſchaffen vermochte. Die Zuſammenſtellung dieſer Materialien ſchien mir in einem Werke nothwendig, das Alles umfaßt, was auf die politiſchen und kommerziellen Verhaͤltniſſe Mexico’s Bezug hat. Die Geographen, welche ſich beeilen, die Welt zu vertheilen, um das Studium ihrer Wiſſenſchaft zu erleichtern, unterſcheiden auf der Nordweſt-Kuͤſte einen engliſchen, einen ſpaniſchen und neutralen und einen ruſſiſchen Antheil. Dieſe Eintheilungen wurden natuͤrlich ohne Zurathziehung von den Haͤuptern der verſchiedenen Staͤmme gemacht, welche dieſe Gegenden bewohnen! Koͤnnten die kindiſchen Ceremonien, welche die Europaͤer Beſitznehmungen heißen, und aſtronomiſche Beobachtungen, die man auf einer neuentdeckten Kuͤſte angeſtellt hat, Anſpruͤche auf das Eigenthum derſelben geben, ſo wuͤrde dieſer Theil des neuen Kontinents ganz beſonders zerſtuͤckelt, und unter die Spanier, Englaͤnder, Ruſſen, Franzoſen und Amerikaner der vereinigten Staaten verteilt werden. Ein Eiland wuͤrde oft zwei oder drei Nationen zugleich zufallen, weil jede beweiſen koͤnnte, daß ſie ein andres Kap davon entdeckt habe. Die vielen Kruͤmmungen, welche die Kuͤſte zwiſchen den Parallelkreiſen, das 55° und 60° bildet, umfaßt Entdeckungen, die Gali, Bering, Tſchirikow, Quadra, Cook, Lapérouſe, Malaspina und Vancouver nacheinander gemacht haben. Keine europaͤiſche Nation hat noch eine ſtehende Niederlage auf dem ungeheuren Kuͤſtenraum gegruͤndet, welcher ſich vom Cap Mendocino bis nach dem 59° der Br. erſtreckt. Jenſeits dieſer Graͤnze fangen die ruſſiſchen Faktorien an, welche groͤßtentheils zerſtreut und fern von einander umherliegen, gleich den Faktorien, die die europaͤiſchen Nationen ſchon ſeit drei Jahrhunderten auf den afrikaniſchen Kuͤſten haben. Die meiſten von dieſen ruſſiſchen Colonien ſind blos zu Waſſer mit einander in Verbindung, und die neuen Benennungen des ruſſiſchen Amerika’s, oder der ruſſiſchen Beſitzungen in dem neuen Kontinent, duͤrfen uns ja nicht glauben machen, als ob die Kuͤſte von Berings-Baſſin, die Halbinſel Alaska, oder das Land der Tſchugatſchi in dem Sinne ruſſiſche Provinzen geworden ſeyen, wie es Sonora oder Neu- Biskaya von Spanien ſind. Die Weſt-Kuͤſte von Amerika zeigt das einzige Beiſpiel eines Litorals von 1900 Meilen Laͤnge, das blos von einem einzigen europaͤiſchen Volke bewohnt iſt. Die Spanier haben von dem Fort Maullin in Chili an, bis Sankt Franciskus, in Neu-Kalifornien, Niederlaſſungen gegruͤndet. Nordwaͤrts vom Parallelkreis des 38° folgen die Staͤmme der unabhaͤngigen Indianer. Wahrſcheinlich werden dieſe Staͤmme nach und nach von den ruſſiſchen Koloniſten, welche ſeit dem Ende des vorigen Jahrhunderts von der Oſt-Spitze Aſiens nach Amerika heruͤbergekommen ſind, unterjocht werden. Natuͤrlich muͤſſen die Fortſchritte dieſer ſibiriſchen Ruſſen gegen Suͤden viel ſchneller ſeyn, als die der mexikaniſchen Europaͤer gegen Norden; in dem ein Jaͤgervolk, welches gewohnt iſt, unter einem neblichten Himmel und in einem aͤußerſt kalten Klima zu leben, die Temperatur auf der Kuͤſte von Neu-Kornwallis ſehr angenehm findet. Aber dieſe nemliche Kuͤſte erſcheint den Koloniſten, welche aus einem gemaͤßigten Klima, aus den fruchtbaren und lieblichen Gegenden von Sonora und Neu-Kalifornien kommen, als ein unbewohnbares Land, als eine wahre Polar-Gegend. Seit 1788 hat die ſpaniſche Regierung Unruhe uͤber die Erſcheinung der Ruſſen auf den Nordweſt-Kuͤſten des neuen Kontinents gezeigt, und da ſie jede europaͤiſche Nation fuͤr einen gefaͤhrlichen Nachbar anſieht, den Zuſtand der ruſſiſchen Faktorien auskundſchaften laſſen. Dieſe Beſorgniß hoͤrte uͤbrigens auf, ſo bald man in Madrid erfuhr, daß dieſe Faktorien ſich nicht oſtwaͤrts uͤber die Cooks-Einfahrt hinaus erſtreckten. Als der Kaiſer Paul 1799 Spanien den Krieg erklaͤrte, beſchaͤftigte man ſich einige Zeit in Mexico mit dem kuͤhnen Plan, in den Haͤfen von San Blas und Monterey eine See-Expedition gegen die ruſſiſchen Kolonien in Amerika auszuruͤſten. Waͤre dieſer Gedanke ausgefuͤhrt worden, ſo haͤtte man zwo Nationen im Streit geſehen, welche auf den, einander entgegengeſetzten, Enden von Europa ſtehend, in der andern Halbkugel mit den oͤſtlichen und weſtlichen Graͤnzen ihrer ungeheuren Reiche zuſammenſtoſſen. Der Zwiſchenraum, welcher dieſe Graͤnzen ſcheidet, wird nach und nach immer kleiner, und es iſt Neu- Spaniens politiſches Intereſſe, den Parallelkreis genau zu kennen, bis zu welchem die ruſſiſche Nation oſt- und ſuͤdwaͤrts vorgedrungen iſt. Eine Handſchrift in den vice-koͤniglichen Archiven von Mexico, die ich oben angefuͤhrt, hat mir blos unbeſtimmte und unvollkommene Nachrichten gegeben, und der Zuſtand der ruſſiſchen Kolonien iſt darin ſo beſchrieben, wie ſie vor zwanzig Jahren geweſen ſind. Herr Malte-Brun hat in ſeiner allgemeinen Geographie einen merkwuͤrdigen Artikel uͤber die Nordweſt-Kuͤſte von Amerika mitgetheilt; auch hat er zuerſt die Nachricht von Billings Reiſe, welche Herr Sarytſchew herausgegeben, und die der des Herrn Sauer vorzuziehn iſt, zur Kenntnis des Publikums gebracht. Ich ſchmeichle mir aber, im Stande zu ſeyn, die Lage der ruſſiſchen Faktorien, welche groͤſtentheils bloſſe Gruppen von Huͤtten und Schoppen ſind, aber zu Niederlagen fuͤr den Pelzhandel dienen, nach ſehr neuen, und aus einer officiellen Schrift gezogenen Nachrichten, anzugeben. Auf der, Aſien am naͤchſten liegenden, Kuͤſte, laͤngs dem Berings-Kanal, findet man vom 67° bis zum 64°10′ der Br. unter den Parallelen von Lappland und Island, eine Menge von Huͤtten, welche von ſibiriſchen Jaͤgern beſucht werden. Von Norden nach Suͤden gerechnet, ſind die erſten Poſten: Kigiltach, Leglelachtok, Tuguten, Netſchich, Tchinegriun, Chibalech, Topar, Pintepata, Agulichan, Chavani und Nugran, beim Rodni-Cap (Cap du Parent). Dieſe Wohnungen der Eingebohrnen vom ruſſiſchen Amerika ſind blos dreißig bis vierzig Meilen von den Huͤtten der Tchoutski’s im ruſſiſchen Aſien entfernt. Die Berings-Meerenge, welche ſie trennt, iſt voll unbewohnter Eilande, deren noͤrdlichſtes Imaglin heißt. Die Nordoſt-Spitze von Aſien bildet eine Halbinſel, die mit der groſſen Maſſe des Continents blos durch einen engen Iſthmus, zwiſchen den beiden Golfen Mitſchigmen und Kaltſchin, zuſammenhaͤngt. Die aſiatiſche Kuͤſte, welche die Berings-Meerenge begraͤnzt, iſt von einer Menge Wallfiſcharten bewohnt. Auch ſind hier die Tſchutki’s, welche in beſtaͤndigem Krieg mit den Amerikanern leben, in kleinen Doͤrfern vereinigt, die ſie Nukan, Tugulan und Tſchigin nennen. Folgt man der Kuͤſte des amerikaniſchen Continents vom Cap Rodni und der Nortons-Einfahrt bis zum Kap Malowodnoy (Wenig-Waſſer-Cap), ſo findet man keine ruſſiſche Niederlaſſung mehr, allein die Eingebohrnen haben groſſe Huͤttenvereinigungen auf dem Litoral, das ſich zwiſchen dem 63°20′ und dem 60°5′ der Br. erſtrekt. Ihre noͤrdlichſten Wohnungen ſind Agibaniach und Chalmiagmi; ihre ſuͤdlichſten Kuynegach und Kuymin. Die Briſtols-Bai, nordwaͤrts von der Halbinſel Alaska (oder Aliaska) heißt bei den Ruſſen der Golf Kamiſchezlaia. Ueberhaupt behalten ſie auf ihren Karten keinen von den engliſchen Nahmen bei, welche der Kapitain Cook und Vancouver den Gegenden noͤrdlich vom 55° der Br. ertheilt haben. Sie geben ſogar den zwo groſſen Inſeln, auf welchen ſich der Pik Trubizin (Mount Edgecumbe bei Vancouver; und der Cerro de San Jacintho, bei Quadra,) und das Kap Tſchiricof (Kap St. Bartholomaͤus) befinden, lieber gar keinen Nahmen, als daß ſie die Benennungen Koͤnigs Georg’s-Archipelagus und Prinz Wallis-Archipelagus annehmen. Die Kuͤſte, welche ſich vom Golf Kamiſchezkaja bis nach Neu-Kornwallis ausdehnt, wird von fuͤnf Voͤlkerſchaften bewohnt, die eben ſo viele groſſe Territorial- Eintheilungen in den Kolonien des ruſſiſchen Amerika’s bilden. Ihre Nahmen ſind Koniagi, Kenayzi, Tſchugatſchi, Ugalachmiuti und Koliugi. Zur Abtheilung Kaniagi gehoͤrt der noͤrdlichſte Theil von Alaska und die Inſel Kodiak, welche die Ruſſen gewoͤhnlich Kichtak nennen, unerachtet das Wort Kightak in der Sprache der Eingebohrnen nur eine Inſel uͤberhaupt bedeutet. Ein groſſer Landſee von mehr, als 26 Stunden Laͤnge und 12 Breite, haͤngt durch den Fluß Igtſchiagik mit der Briſtols-Bai zuſammen. Auf der Inſel Kodiak (Kadiak) und den kleinen benachbarten Inſeln ſind zwei Forts und mehrere Faktorien. Die von Schelikoff angelegten Forts heiſſen Karluk, und die drei Heiligmacher. Herr Malte-Brun behauptet, daß, nach den neuſten Nachrichten, der Archipelagus Kichtak beſtimmt ſey, den Hauptort aller ruſſiſchen Niederlaſſungen zu enthalten, und Sarytſchew verſichert, daß ſich auf der Inſel Umanak (Umnak) ein ruſſiſcher Biſchof und ein Kloſter befinden. Ich weiß aber nicht, ob ſie anderswohin verpflanzt worden ſind; denn die, im Jahr 1802 herausgekommene, Karte giebt weder auf Umnak, noch auf Unimak und auf Unalaſchka eine Faktorie an. Indeß habe ich in dem handſchriftlichen Tagebuch von Martinez Reiſe in Mexico geleſen, daß die Spanier 1788 auf der Inſel Unalaſchka mehrere ruſſiſche Haͤuſer, und gegen hundert kleine geladene Schiffe gefunden haben. Die Eingebohrnen der Halbinſel Alaska nennen ſich ſelbſt die Maͤnner vom Oſten (Kagataya-Koung’ns.) Die Kenayzi bewohnen die Weſt-Kuͤſte von Cooks- Einfahrt, oder vom Golf Kenayskaja. Die Faktorie Rada, welche Vancouver beſucht hat, liegt daſelbſt unter dem 61°8′. Der Gouverneur der Inſel Kodiak, der Grieche Ivanitſch Delareff verſicherte Herrn Sauer, daß, troz der Rauhheit des Clima’s, das Getraide an den Ufern des Cooks-Stroms fortkomme. Er hatte ſogar den Bau des Kohls und der Kartoffeln in den, auf Kodiak angelegten, Gaͤrten eingefuͤhrt. Die Tſchugatſchi bewohnen das Land, welches ſich von der Nordſpize der Cooks-Einfahrt bis oſtwaͤrts von der Prinz Wilhelms-Bai (Golf Tſchugatskaja) erſtrekt. In dieſem Diſtrikte befinden ſich mehrere Faktorien und drei kleine Fortereſſen; das Fort Alexander, in der Naͤhe des Chatams-Hafens, und die Forts auf den Inſeln Tuk, (I. Green bei Vancouver) und Tchalcha. (I. Hinchinbrook.) Die Ugalachmiuti dehnen ſich vom Prinz Wilhelms-Golf bis gegen die Bai Jakutat, welche Vancouver Berings-Bai genannt hat. Beim Kap Suckling (Kap Elias bei den Ruſſen) liegt die Faktorie von St. Simon. Die Central-Kette der Cordilleren von Neu- Norfolk ſcheint von dem Pik von St. Elias an betraͤchtlich von der Kuͤſte entfernt; denn die Eingebohrnen ſagten dem Herrn Barrow, welcher den Fluß Mednaja (den Kupferfluß) gegen fuͤnf Hundert Werſte (120 Meilen) hinaufgefahren iſt, daß er die hohe Gebirgskette erſt nach zwo Tagreiſen noͤrdlich finden wuͤrde. Die Koliugi bewohnen das Gebirgsland Neu-Norfolk und den noͤrdlichen Theil von Neu-Cornwallis. Die Ruſſen geben auf ihren Karten die Bourroug-Bai (55°50′ der Br.) Vancouvers Revillagigedo-Inſel (Isla de Gravina auf den ſpaniſchen Karten) gegenuͤber als die ſuͤdlichſte und oͤſtlichſte Graͤnze des Laͤnderumfangs an, deren Eigenthum ſie anſprachen. Auch ſcheint die groſſe Inſel in dem Koͤnig Georgs-Archipelagus von den ruſſiſchen Seefahrern viel ſorgfaͤltiger und genauer unterſucht worden zu ſeyn, als von Vancouver, wovon man ſich ſehr leicht uͤberzeugen kann, wenn man die Weſt- Kuͤſte dieſer Inſel, und beſonders die Umgegenden vom Kap Trubizin (Kap Edcumbe) und vom Hafen des Erzengels S. Michael, in der Bai Sitka (Norfolk-Sound bei den Englaͤndern, und Bai Tchinkitané bei Marchand) auf der, zu Petersburg im kaiſerlichen Kartendepot 1802 herausgekommenen, Karte mit Vancouvers ſeiner vergleicht. Die ſuͤdlichſte Niederlaſſung der Ruſſen in dieſem Diſtrikt der Koliugi’s iſt ein kleines Fort, (Crapoſt) in der Bai Sakutal, am Fuß der Cordillera, welche den Schoͤn-Wetter-Berg, bei dem Malgrave’s-Hafen, unter dem 59°27′ der Br. mit dem St. Elias-Berg verbindet. Die Naͤhe der, mit ewigem Schnee bedekten, Gebirge, und die groſſe Breite des Continents vom 58° der Br. machen auf dieſer Kuͤſte von Neu-Norfolk und im Lande der Ugalachmiuti das Klima auſſerordentlich kalt, und der Entwikelung vegetabiliſcher Produkte voͤllig hinderlich. Die Schaluppen von Malaspina’s Expedition, welche in das Innere der Bai Sakutal bis zum Hafen vom Deſengaño eindrangen, fanden unter dem 59°59′ der Br. im Monat Julius das noͤrdliche Ende des Hafens noch mit einer feſten Eismaſſe bedekt. Man koͤnnte glauben, daß dieſe Maſſe zu einem Gletſcher gehoͤre, welcher an die hohen See-Alpen ſtoͤßt; allein auch Mackenzie berichtet, daß er bei ſeiner Unterſuchung der Ufer des Sklaven-See’s 250 Meilen oͤſtlich, unter dem 61° der Br. den ganzen See im Monat Juli zugefroren gefunden. Ueberhaupt ſcheint die Verſchiedenheit der Temperatur, welche man auf den Oſt- und Weſt-Kuͤſten des neuen Continents bemerkt, und von der wir ſchon oben geſprochen haben, erſt ſuͤdwaͤrts vom Parallel-Kreis des drei und fuͤnfzigſten Grads, wo er Neu-Hannover und die groſſe Charlotten-Inſel durchſchneidet, fuͤhlbar zu ſeyn. Die abſolute Diſtanz von Petersburg nach der oͤſtlichſten ruſſiſchen Faktorie auf dem amerikaniſchen Continent iſt ungefaͤhr eben ſo groß, als die von Madrid nach dem Hafen San Franciſco in Neu-Kalifornien. Die Breite des ruſſiſchen Reichs umfaßt unter dem 60° der Br. eine Landſtreke von beinah 2,400 Meilen; aber das kleine Fort in der Sakutal-Bai iſt noch uͤber ſechshundert Meilen von den noͤrdlichſten Graͤnzen der mexikaniſchen Beſizungen entfernt. Die Eingebohrnen dieſer mitternaͤchtlichen Gegenden wurden lange Zeit von den ſibiriſchen Jaͤgern grauſam geplagt, und Weiber und Kinder als Geiſſel in den ruſſiſchen Faktorien zuruͤkbehalten. Indeß athmen die Inſtruktionen, welche die Kaiſerin Catharina dem Kapitaͤn Billing mitgegeben hat, Menſchenliebe und edles Gefuͤhl; auch hat ſich die gegenwaͤrtige Regierung ernſtlich damit beſchaͤftigt, die Misbraͤuche zu mindern, und den Bedruͤkungen zu ſteuren. Aber es iſt ſo ſchwer, auf den aͤuſſerſten Graͤnzen eines ungeheuren Reichs das Boͤſe zu verhindern, und die Amerikaner fuͤhlen ihre Entfernung von einer Hauptſtadt, aus welcher die Beſchluͤſſe, die eine halbe Welt regieren, ausgehn, nur zu tief. Indeß iſt es mehr als wahrſcheinlich, daß, bevor die Ruſſen den Zwiſchenraum, welcher ſie von den Spaniern trennt, uͤberſchreiten, irgend eine andre unternehmende Macht entweder auf den Kuͤſten von Neu-Georgien, oder auf deſſen fruchtbaren Nachbar-Inſeln, Colonien zu gruͤnden ſuchen wird.