Die Pflanzenwelt der Tropenlaͤnder. Wenn man ſich von dem Innern des Erdkoͤrpers oder von der Tiefe der Hoͤhlen zu den beſchneiten Gipfeln der Andes erhebt: ſo trifft man zuerſt auf die Region der unterirdiſchen Pflanzen (Kryptogamen). Sie ſind von den Kryptogamen, die man auf der Oberflaͤche der Erde findet, verſchieden. In tiefe Nacht gehuͤllt, dem Reitze des Sonnenſtrahls fremd, Stickgas und brennbare Luft aushauchend, breitet ſich ihr flockiges Gewebe uͤber das feuchte Geſtein unterirdiſcher Hoͤhlen, und uͤber das Holz in den Bergwerken. In gleicher Tiefe mit dieſen unterirdiſchen Kryptogamen wachſen im finſtern Meeresgrunde Ulvenarten, die ſich oft an das Senkbley anhaͤngen, und deren friſches Gruͤn dem Naturforſcher eine raͤthſelhafte Erſcheinung darbiethet. Wenn wir die zahlloſe Menge unterirdiſcher Pflanzen verlaſſen, finden wir uns auf einmahl in eine Zone verſetzt, in welcher die Natur die prachtvollſten Geſtalten entwickelt, und ſie zu den ſchoͤnſten Gruppen vereiniget hat. Hier iſt die Region der Palmen und Piſang-Gewaͤchſe, welche von der Meeresflaͤche bis fuͤnfhundert und vierzehn Toiſen hoch auf das Gebirge hinanſteigt. Hier herrſchen wohlduftende Lilien, und das Gebuͤſch ſchlankſtaͤmmiger Palmen. Der Balſambaum von Tolu ꝛc. waͤchſt hier in voller Kraft. Von gluͤhendem Sonnenſtrahl getroffen, bedecken das duͤrre Sandufer Convolvulus braſiliensis, Cactus, Seſuwinn ꝛc. An den Flußufern rankt die Aristolochia cordiflora, deren Blume oft ſechzehn Zoll im Durchmeſſer hat. Bananengewaͤchſe und Helikonen wachſen unter den Tropen nicht hoͤher, als auf Gebirgsabhaͤngen von etwa vierzehnhundert Fuß. Um ſo mehr ſind wir erſtaunt, als wir nahe am Gipfel des ſogenannten Sattelfelſens von Caraccas 6600 Fuß hoch uͤber dem Meere, ein Piſang-Gewaͤchs fanden, das uͤber zwoͤlf Fuß hoch war, und ein ſo dickes Gebuͤſch bildete, daß unſere Indianer die groͤßte Muͤhe hatten, uns mit der Axt einen engen Fußweg zu bahnen. Unmittelbar uͤber der Region der Palmen und Bananengewaͤchſe liegt die Region der baumartigen Farrenkraͤuter. Dieſer Erdſtrich iſt zugleich auch die Region der Fieberrinde. Die China waͤchſt auf Gneis- und Glimmerſchiefer, auf feuchtem oder felſigem Boden. Jahrhunderte lang auf das unbedachtſamſte von den Chinaſchaͤlern verfolgt, iſt ſie ſelbſt in den berufenen Chinawaͤldern von Laxanuma und Urituſingu ſo ſelten geworden, daß man in einer Tagreiſe oft nur wenige Staͤmme davon ſieht. Gegenwaͤrtig werden auf Befehl der Regierung vielleicht nur neunhundert jaͤhrlich gefaͤllt, waͤhrend daß vor 1779 man oft in einem Jahre fuͤnfundzwanzig tauſend zerſtoͤrte. In der milden Region der Fieberrinde wachſen in Suͤdamerika einige Liliengewaͤchſe, zum Beyſpiel: Cypura, Melaſtonabaͤume mit prachtvoll großen violetten Blumen, baumartige, hochſtaͤmmige Paſſifloren, hoch und dick, wie unſere norddeutſchen Eichen. Hier erheben ſich das glaͤnzende Macrocneunum, der prachtblumige Wotſchi, die gelben Lyſanthus und der Weinbaum des indianiſchen Gebirgsvolks ꝛc. Unter dem Schatten balſamiſcher Styraxbaͤume bedecken hier immer gruͤne Laubmooſe ꝛc. den vom haͤufigen Nebel feuchten Boden. In einer Hoͤhe von achthundert und zwey und ſiebzig Toiſen findet ſich Portieria hygrometrica, der wetterverkuͤndigende Strauch; Citrosma mit aromatiſch duftenden Blaͤttern und Fruͤchten ꝛc. Hoͤher hinauf, als 1128 Toiſen, habe ich keine Mimoſe (Fuͤhlkraut) gefunden, deren Blatt ſich bey der Beruͤhrung zuſammenzieht. Die Bergkaͤlte ſcheint der Reitzbarkeit dieſes Pflanzengeſchlechts dieſe beſtimmte Grenze anzuweiſen. Von 1332 Toiſen an, und beſonders in einer Hoͤhe von 1539 Toiſen, bilden Acaena, Dichondra ꝛc. einen dichten Raſen. Dieß iſt zugleich die Region der Weinmamina, der Eichen ꝛc. Barnadisia und der andeſiſche Berberis bilden hier Hecken um die Kartoffel- und Quinoafelder. Die ſcharlachblumigen Muſtiſien umranken hier die Staͤmme der Vallea stipularis. Eichen beginnen in den aͤquatornahen Regionen der Andes nicht unterhalb achthundert und zwey und ſiebzig Toiſen; aber unter dem ſiebzehnten und zwey und zwanzigſten Grad noͤrdlicher Breite, im Koͤnigreiche Neu-Spanien, habe ich ſie am Gebirgsabhange bis vierhundert und zehn Toiſen herabſteigen ſehen. Sie allein biethen dem Bewohner der Tropen bisweilen ein ſchwaches Bild vom Erwachen der Natur im wiederkehrenden Fruͤhlinge dar: denn ſie verlieren durch Duͤrre alle Blaͤtter auf einmahl, und das junge friſche Gruͤn der neuen Schoͤßlinge contraſtirt dann angenehm in der eintretenden Regenzeit mit den vielfarbigen Bluͤthen des Exidendrums, deſſen Wurzeln die ſchwarzen rieſigen Eichenſtaͤmme dicht umſchlingen. Unter dem Aequator finden ſich hohe Baͤume, deren Stamm fuͤnf und vierzig bis ſechzig Toiſen erreicht, ſelten hoͤher, als 1383 Toiſen uͤber der Meeresflaͤche. Schon in der Hoͤhe der Stadt Quito fangen die Baͤume an zu erkranken, und ihr Wuchs iſt nicht mehr mit dem zu vergleichen, den ſie in den mildern Thaͤlern in der Mittelzone zwiſchen 615 — 923 Toiſen erreichen. Um ſo haͤufiger ſind hier ſtrauchartige Gewaͤchſe. Der Boden iſt hier mit einer großen Anzahl von Calceolarien geſchmuͤckt, deren hochgelbe Blaͤtter angenehm mit dem friſchen Gruͤn des mooſigen Raſens contraſtirt. Noch hoͤher auf dem Ruͤcken der Andeskette, zwiſchen 1437 und 1693 Toiſen, liegt die Region der Wintera grenadensis und der Escallonia. Dieſe unwirthbaren Gegenden ſind mit ſtrauchartigem Gebuͤſch bedeckt. Der niedrige Stamm dieſer Gebuͤſche breitet ſich in zahlloſe knorrige Aeſte aus, und traͤgt eine ſchirmartige Krone mit kleinen, aber immer gruͤnen, glaͤnzenden, lederartigen Blaͤttern. An die Region der Escallonia grenzt unmittelbar die der Alpenkraͤuter, welche ſich von 1693 bis 2103 Toiſen erſtreckt. Hier wachſen geſellig die Gantianen, Staͤhelinen und die berufene Espeletia frailexon, deren dickwollige Blaͤtter oft den Indianern, wenn ſie die Nacht auf den eiſigen Gebirgsgipfeln uͤberfaͤllt, zum Bette dienen. Unter den ſtrauchartigen Gewaͤchſen ſind die Melinen jene, welche wir am Vulcan von Puracu bey Popayan, und am Antiſana die groͤßte Hoͤhe erreichen geſehen. Die Alpenkraͤuter werden zwiſchen 2103 und 2358 Toiſen durch die Region der Graͤſer verdraͤngt. Sie bedecken geſellig den Boden, und dieſe Grasflur leuchtet von ferne als ein hochgelber Teppich. Der Schnee ruht oft Wochenlang auf dieſer Hoͤhe, und die Kameelſchafe (Llamas) ſteigen dann, vom Hunger getrieben, zur Region der Alpenkraͤuter herab. In einer Hoͤhe von 2358 Toiſen findet man unter dem Aequator, von dieſer Grenze an, bis zu der des ewigen Schnees, nur kryptogamiſche Pflanzen, die auf dem nackten Geſtein ruhen. Einige ſcheinen ſich ſelbſt unter dem ewigen Eiſe zu verſtecken, denn gegen den Gipfel des Chimboraſſo hin, 2850 Toiſen uͤber der Meeresflaͤche, habe ich auf einer Felsklippe, Umbilicaria pustulata gefunden. So iſt Leben in allen Raͤumen der Schoͤpfung verbreitet. Aber dieſe einſamen Pflanzen waren auch die letzten organiſchen Weſen, welche wir in dieſen beeisten Hoͤhen an dem Boden geheftet gefunden haben. Wir verſetzen uns nach dieſer Abſchweifung, die mir meine Leſer ſicher verzeihen, von den Andes wieder nach Paraguay. Wenn die auf den Ebenen wildwachſenden Pflanzen eine gewiſſe Haͤrte und Staͤrke erreicht haben, ſo zuͤndet man ſie an, damit ſie wieder von Neuem ausſchlagen, ein friſcheres, fuͤr das Vieh nahrhafteres, zarteres Gruͤn treiben. Man muß aber dabey mit der noͤthigen Vorſicht verfahren, wenn nicht bey ſtarkem Winde oft ganze Waͤlder in Aſche verwandelt werden ſollen. Man hat die Bemerkung gemacht, daß die großen und hohen Grasarten, die in den unbewohnten Gegenden herrſchen, da dem Raſen und einer kleinblaͤttrigen, kriechenden Diſtelart (Brechnuß) Platz machen, wo zahlloſe, von Hirten geweidete Herden ihre immerwaͤhrende Nahrung ſuchen. Sonderbar iſt’s, daß in der Naͤhe bewohnter Ortſchaften, Malven Diſteln, Neſſeln und mehrere andere Pflanzen wachſen, die man in entlegenen Wildniſſen vergebens ſucht. Von dem la Plata bis zur Magellaniſchen Meerenge ſtehen einſame Straͤucher uͤber die Flaͤche hervor. Zum Brennen bedient man ſich großer getrockneter Diſtelarten. Den Mangel der Feuermaterialien ſucht man ſogar durch Knochen, Talg und Thierfell zu erſetzen. Man pflanzt, wie bey uns, Weiden und Akazien, Pfirſichbaͤume an, welche ungemein ſchnell wachſen, um ſie als Brennholz zu benutzen. Das Holz, was auf den Ufern der Baͤche und den Inſeln in Parana und Uruguay waͤchſt, hilft dem Holzbeduͤrfniß nicht ab. In der Provinz Chaco, vorzuͤglich in der Flußnaͤhe, gibt es große und dichte Waldungen . Von den vielen Baumarten verdient insbeſondere die Algarobo, oder der Johannisbrodbaum (Ceratonia Siliqua Polygam. Trivec.) bemerkt zu werden. Er erreicht hier ſeine groͤßte Vollkommenheit, und ſeine Frucht iſt der Algaroba der waͤrmern Theile der alten Welt weit vorzuziehen, und dient den Indianern in Paraguay zu einem ſchmackhaften Nahrungsmittel. Von den vier Gattungen dieſes nuͤtzlichen Baums fuͤhren wir jedoch nur die weiße und ſchwarze Algaroba an. Oak nennen die Agiboner die erſte und Roak die zweyte. Chacu bedeutet Überfluß, nach andern eine große Menge Wild aller Art. Da die Einwohner den Spaniern ihr Land als viehreich anprieſen, benannten es dieſe Chaco. An Geſtalt, Blumen, Blaͤttern und Fruͤchten herrſcht unter den verſchiedenen Arten vollkommene Aehnlichkeit. Die Blaͤtter beſtehen gewoͤhnlich aus drey Paar großen, glatten, ovalen Lappen, welche mit einem kurzen Stiele an dem gemeinſchaftlichen Hauptſtiele feſtſitzen. In langen, einfachen, traubenfoͤrmigen Buͤſcheln wachſen die Blumen und haben eine roͤthliche oder Purpurfarbe; die der weißen Algaroba ſind gelblich. Der Baum iſt anſehnlich ſtark. Die weiße Algaroba erreicht in Paraguay, wie in Chaco am Rio Vermejo, bey St. Jacob, wo man ganze Waͤlder davon findet, eine Groͤße und Staͤrke, daß ſie zu Schiffsbauholz gebraucht wird. Das Holz iſt feſt, geſchmeidig, violettfarben, und man macht daraus die Seitenwaͤnde der Schiffe, die den Parana ꝛc. befahren. Die Frucht, oder die Schoten, welche in Waͤnden die braunen Kerne, den Samen, enthalten, ſind eine Spanne lang, einen Zoll breit, und haben ein weißliches, mit einer zarten Haut bedecktes, ſchmackhaftes Fleiſch. Man kann ſie roh eſſen. Sie werden auch in einem Moͤrſer geſtoßen, und wird Waſſer darauf gegoſſen, ſo entſteht dann eine Gaͤhrung und daraus ein Trank, der, wenn er in reichem Maße getrunken wird, berauſcht. Der Trank heißt Chica, ſchmeckt ſehr kraͤftig und iſt geſund. Er ſtellt die in einer Krankheit verlornen Kraͤfte bald wieder her, und heilt Bruſtbeſchwerden. Die Frucht wird wegen ihres ausgebreiteten Nutzens ungemein geſchaͤtzt. Selbſt das Rindvieh und die Pferde werden fett davon. Wenn ſich ein Agiboner in der Zeit, wo der Baum keine Fruͤchte traͤgt, nicht wohl befindet, dann pflegt er zu ſagen: reift die Algaroba erſt wieder, dann werde ich mich wieder erhohlen. Die Indianer berechnen auch ihr Alter nach den Bluͤthen des Baums und fragen, wenn ſie wiſſen wollen, wie alt einer iſt: wie oft hat dir die Algaroba gebluͤht? Die Schote der ſchwarzen Algaroba iſt kleiner, brauner und roͤthlich gefleckt. Sie iſt ſuͤßer, als die vorige Art, roh genoſſen iſt ſie aͤtzend, die Zunge laͤhmend. Vom Hunger getrieben, genoß ſie ein Reiſender, und konnte einige Stunden nicht ſprechen. Man macht daraus Brode, die man Patay nennt, die zur Speiſe und Arzney dienen. Die Schalen werden dann in einem Moͤrſer geſtoßen, den Brey laͤßt man durch ein Sieb laufen und formt dann Brod daraus, das ſehr hart wird. Die dritte Art der Algaroba wird zum Schwarzfaͤrben der Wolle gebraucht, hat kleine, ſafranfarbene, aromatiſch duftende Blumen. Es draͤngt ſich aus derſelben ein Gummi hervor, das dem arabiſchen an Guͤte nichts nachgibt. Die vierte Art der Algaroba endlich gewaͤhrt einen ſchweißtreibenden Trank, der oft ſchwere Krankheiten hebt. Nur an den Ufern der Fluͤſſe und Baͤche, ſonſt findet man vom la Plata bis zu den Miſſionscolonien keine Waldungen. Das Holz muß wegen der Bevoͤlkerung immer ſeltener werden, da man jaͤhrlich viel ausrottet, ohne wieder nachzupflanzen. Noͤrdlich und in den Colonien der Jeſuiten erſtrecken ſich die ſchoͤnſten Waldungen in weite Fernen. Da ſie ſo dicht und mit Farrenkraͤutern verwachſen ſind, ſo iſt es ſchwer, faſt unmoͤglich, hindurchzukommen. Neue Baͤume erzeugen ſich aus Sproͤßlingen, da der Same nicht auf die Erde fallen kann, und die alten Baͤume verwittern. Die verſchiedenartigſten Baͤume ſtehen nachbarlich beyeinander und es haͤlt ſchwer, zwanzig Stuͤck von derſelben Art in einem betraͤchtlichen Umkreiſe zu finden. Die Verſchiedenheit der Blaͤtter, des Gruͤns, der Staͤmme, des Wuchſes, gewaͤhrt eine Mannigfaltigkeit, die das Auge ergoͤtzt. In einer zahlloſen Familie, die kein fremdes Mitglied duldet, prangen in unabſehlichen Weiten die Orangenwaͤlder. Die dichten Schatten dieſer Baͤume und der Saft der herabfallenden, verfaulten Orangen, hindern jeden aufſprießenden Baum im Fortwachſen, und jeder andere Samenkeim wird in der Geburt erſtickt. Kein Schwamm, keine Schmarotzerpflanze gedeiht unter ihnen. Es ſcheint, da dieſe Waͤlder faſt nur in angebauten Gegenden zu finden ſind, daß ſie nicht einheimiſch, ſondern angepflanzt ſind und ſich von ſelbſt ſpaͤterhin ausgebreitet haben. Die Fruͤchte ſind ſauer und dickſchaligt. Das Holz in Paraguay hat die eigenthuͤmliche Beſchaffenheit, daß es weit dichter und feſter, als das europaͤiſche iſt, und der Faͤulniß ſehr widerſteht. Es brennt ſchwerer, weil ſich die feſten Theile mehr aneinander legen und die Flamme nicht ſo leicht in die Poros eindringen kann. Der Tartarébaum gibt gar keine Flamme, verzehrt ſich ſtinkendgluͤhend und laͤßt nicht einmahl eine Kohle nach. Uebrigens iſt das Holz eiſenfeſt, von ſchoͤngelber Farbe und nimmt eine ſpiegelblanke Politur an. Der Curiybaum waͤchſt beſonders in den Waldungen am Parana und Uruguay. Von ſeiner Aehnlichkeit mit der Tanne, die er indeß an Hoͤhe und Staͤrke uͤbertrifft, hat man ihn auch Tanne genannt. Seine Blaͤtter ſind breiter und kuͤrzer, als die Tannennadeln, und ſpitzen ſich lanzenfoͤrmig zu. Die Frucht hat die Geſtalt eines abgeſtumpften Kegels, iſt von der Staͤrke eines kleinen Kinderkopfs, mit Schuppen, die jedoch nicht ſo bemerkbar ſind, als an den Tannenzapfen. Die Samenkoͤrner, wenn ſie geroͤſtet werden, haben einen Geſchmack, der dem der Kaſtanien bey weitem vorzuziehen iſt. Es laͤßt ſich auch Mehl und Brod daraus bereiten. Wichtig fuͤr die Indianer iſt der Ybaro, mit großen, runden Fruͤchten beſetzt, die zwiſchen der aͤußern Schale und dem Kern, ein fettes, klebriges Mark enthalten, welches vollkommen die Stelle der Seife vertritt. Es gewaͤhrt einen eigenen Anblick, wenn auf den Zweigen der hoͤchſten Baͤume, oder auf einem Balken oder Pfahl, ein anderer Baum von gleicher Hoͤhe, emporwaͤchſt, und, ſo zu ſagen, in der Luft getragen zu werden ſcheint. In gerader Linie ſenken ſich Anfangs die jungen Wurzeln auf die Erde nieder und greifen in den Boden ein, zuletzt umranken ſie den Baum oder Pfahl ſo, daß das, was aus zwey Theilen beſteht, wie ein Ganzes ausſieht. Er gehoͤrt zu den Schmarotzergewaͤchſen. Der Plumerito (Federbuſch) waͤchſt an allen Baͤchen, beſonders haͤufig in den Ebenen von Montevideo. Seine Blumenblaͤtter, die die lebhafteſte rothe Farbe haben, ſind drey Zoll lange ſeidenartige Faͤden. Aus den Blumen windet das ſchoͤne Geſchlecht Blumenſtraͤuße. Es gibt in Paraguay ausſchließend in den feuchten Gegenden einen Baum mit einem Stamm von der Staͤrke eines Arms, mit krummen, dornigten Zweigen, laͤnglichen, ſchmalen, paarweiſe ſtehenden Blaͤttern und einer Frucht, die ſich in Schoten befindet, welche unſerer Bohne gleicht, der dieſelbe Eigenſchaft wie die Mimoſa hat. Wenn ſeine Blaͤtter von Menſchen beruͤhrt oder ſtark vom Winde bewegt werden, ſo legen ſie ſich zuſammen und nehmen ihre natuͤrliche Geſtalt wieder an, wenn der aͤußere Druck aufhoͤrt. Es gibt in dem Lande Rohrarten von der Staͤrke eines Mannsſchenkels. Ob ſie gleich hohl ſind, ſo fehlt es ihnen doch nicht an der noͤthigen Feſtigkeit zu Balken, Geruͤſten ꝛc. Die Jeſuiten bedienten ſich der Rohrſtaͤmme, die ſie mit Leder uͤberzogen, in ihrem Kriege gegen Spanien und Portugal (1752) ſtatt der Kanonen, mit gutem Erfolg. Bloß an den feuchten Ufern der Baͤche wachſen dieſe Rohrarten, erlangen nach ſieben Jahren ihre hoͤchſte Vollkommenheit und ragen oft uͤber alle andere Baͤume empor. Der Baum, der den Thee von Paraguay liefert, waͤchſt wild und unter andern Waldbaͤumen von den Fluͤſſen und Baͤchen, die ſich in den Parana und Uraguay ergießen, auf einem leimigten, naſſen Boden, wie das Rohr. Er erlangt eine groͤßere Staͤrke, als die mittelmaͤßigen Orangenbaͤume. Da, wo man ſeine Blaͤtter ſammlet, hat er das Anſehen eines Strauchs, weil man ſeine Zweige ausſchneidet, um die Anzahl der jungen Sproͤßlinge zu vermehren. Die Rinde des Baums iſt glatt und weißlich, die vielen Zweige ſind mit dichtem Laub bedeckt. Die vier bis fuͤnf Zoll langen und etwa zwey Zoll breiten Blaͤtter, ſind dick, glaͤnzend, gezahnt, haben einen kurzen, roͤthlichen Stiel, auf der obern Seite ein dunkleres Gruͤn, als auf der untern. Buͤſchelweiſe ſtehen die kleinen, fuͤnfblaͤtterigen Bluͤthen, dreyßig, vierzig bey einander. Die Samenkoͤrner ſind glaͤnzend, glatt, von roͤthlich violetter Farbe und aͤhneln den Pfefferkoͤrnern. Die Theeſammlung erfordert mehrere Monate und wird gewoͤhnlich von Spaniern betrieben. Die Zweige werden mit Meſſern von den Baͤumen abgeſchnitten und die Blaͤtter gewelkt, indem man die Zweige durch die Flamme zieht. Einige Zeit nachher werden ſie geroͤſtet und mit Hoͤlzern zerſtampft. Dies gibt den gemeinen Thee, Yerba de Palos genannt. Fuͤnf und zwanzig Pfund koſten in den Waldungen nur zwey Gulden, in Aſſumtion wegen der Fracht ſchon noch ein Mahl ſo viel. Das kleine Kraut, der Thee Camiri, koͤmmt von demſelben Baume, beſteht aber bloß aus Blaͤttern, die langſamer gedoͤrrt werden. Er iſt doppelt theurer, wie die erſte Theeſorte. Dieſer Thee verbreitet den koͤſtlichſten Geruch. Man erhoͤht ihn noch durch die zu Pulver geriebene Rinde des Guabyramiribaums. Der maͤßige Gebrauch dieſes Thees macht Appetit und treibt gelinden Schweiß. Steht das darauf gegoſſene Waſſer zu lange uͤber denſelben, ſo wird ſein Genuß ſchaͤdlich. Er wird aus Gefaͤßen von Horn und Kuͤrbisſchaalen getrunken. Man packt ihn zum Verſchicken in viereckige Saͤcke (Zurroyes oder Tercies) von Ochſenleder. Jeder Sack enthaͤlt fuͤnf und zwanzig Pfund. Jedes Maulthier traͤgt zwey dergleichen Saͤcke, legt man ihm mehr auf, ſo wirft es ſich auf die Erde und ſtraͤubt ſich gegen ſeine Treiber. Der Gebrauch dieſes Thees taugt deßhalb fuͤr Europa nicht, weil er in kurzer Zeit ſeinen Geruch, ſeine Annehmlichkeit und Wirkung verliert. Der Gebrauch dieſes Thees iſt in dem ganzen Lande, ſelbſt in Chili, Peru und Quito allgemein. Sicher wird jaͤhrlich an fuͤnfzigtauſend Centner conſumirt. Nach Peru allein transportirt man jaͤhrlich fuͤr eine Million Thaler. Der Guabyramiribaum liefert das Ameiſenwachs. Auf ſeinen Zweigen ſetzen die Ameiſen ein Wachs ab, das die Weiße des Schnees uͤbertrifft, in kleinen Koͤrnern beſteht und von den Weibern geſammelt wird. Sein Geruch iſt balſamiſch. Dieſes Wachs, zu dem Camirithee gemiſcht, gibt ihm eine groͤßere Conſiſtenz. Palo Santo (heiliges Holz) iſt ein hochwachſender Baum, deſſen Holz hart und wohlriechend iſt. Es wird in Spanien zerſchnitten, gekocht, und es zieht ſich aus demſelben ein Harz, das, wenn das Waſſer erkaltet iſt, oben im Keſſel eine Rinde bildet. Es wird zum Raͤuchern gebraucht. Der Mangayſis iſt ein Baum, den man an dem Ufer des Gatemy antrifft, deſſen Harz in Europa unter dem Nahmen des elaſtiſchen Gummi bekannt iſt. Man breitet unter dem Baume eine Thierhaut aus, macht mehrere Einſchnitte in denſelben und in kurzer Zeit fließt eine Menge von duͤnnem, fluͤßigem Harz aus demſelben. Die Maſſe verdickt ſich an der Luft bald, und rollt ſich wie ein Leder auseinander. Am Uruguay und in den Miſſionscolonien waͤchſt in zahlreicher Menge der Aguaraibay, der die Staͤrke eines ſtarken Mannskoͤrpers erreicht, und ſeine Blaͤtter im Winter behaͤlt. In kleinen Schoten traͤgt er Samen. Reibt man die Blaͤtter, ſo geben ſie eine klebrigte, wie Terpentin riechende, Feuchtigkeit von ſich. Steht der Baum in voller Bluͤthe, ſo ſammelt man die Blaͤtter, um Harz daraus zu kochen. Dies iſt die Maſſe, die man unter dem Nahmen des Balſams von Aguaraibay kennt. Jeder indianiſche Voͤlkerſtamm muß von dieſem Balſam an die Regierung abliefern. Er iſt heilend und wird auch gegen Magenſchwaͤche und Durchfall gebraucht. Eine Liane, die ſich, wie Epheu, an den Baͤumen hinaufſchlingt, zu den Schmarotzerpflanzen gehoͤrt, oft von einem Baume zum andern fortgeht, die Staͤmme feſt umſchlingt, fuͤhrt den Nahmen Guembé oder Quembe. Sie iſt von der Dicke eines Arms und traͤgt eine koͤrnerreiche Aehre, wie der Mais. Die Rinde, die ſich leicht aufloͤſt, wird von den Guaraniern zu Stricken und von den Spaniern zu Schiffstauen gebraucht. Dieſe Stricke ſind wohlfeil und verfaulen nicht leicht im Waſſer oder Schlamm. Die Luftblumen, auch zu den Schmarotzerpflanzen gehoͤrig, tragen ſchoͤne Blumen und uͤbertreffen an Guͤte des Geruchs vielleicht alle Blumen in der Welt. Die Altanen der Haͤuſer in Buenos-Ayres ſind damit geſchmuͤckt. Die hoͤchſten Baͤume ſind von dieſen Luftblumen bis zu den Wipfeln umrangt, wodurch ſie nicht nur ein lachendes Anſehen erhalten, ſondern die Luft wird auch von aromatiſchen Duͤften erfuͤllt. Die Pitas, ebenfalls Schmarotzerpflanzen, haben in ihrem Innern friſches, kryſtallhelles Waſſer, das die Reiſenden erquickt und ihren Durſt loͤſcht. Rhabarber findet man in dem Lande auch wildwachſend. Der Purgierkern, von der Groͤße einer Mandel, erregt, wenn man die Haͤlfte davon ißt, Erbrechen. Der Abatitimbabybaum enthaͤlt ſchoͤnes, goldgelbes Harz, das rein und durchſichtig, wie Kryſtall, iſt. Es erhaͤrtet an der Luft und hat das Anſehen wie Bernſtein. Man macht Ohrgehaͤnge, Kreuze ꝛc. daraus, die der Feuchtigkeit widerſtehen, aber ſehr zerbrechlich ſind. Der Mhocayay traͤgt eßbare Datteln, aus denen man auch ein vortreffliches Oehl preßt. Tamarrinde, Cacao, Saſſaparill, Jalappe, Saſſafras, Vanille, Cedern, Nadelhoͤlzer, verſchiedene Palmarten ꝛc. fehlen dem Lande nicht.