Humboldt theilt eine geognostische Ansicht der Tropenländer mit, er sagt: die Natur der Gebirgsarten ist im Ganzen unabhängig von der Breite und Höhe über der Meeresfläche, aber in einzelnen Theilen des Erdbodens bemerkt man eine gewisse Ordnung in der Schichtung und Lagerung, welche als Folge eines partikulären Systems von Anziehungskräften zu betrachten ist. Eben diese Betrachtung erweiset, wie schwierig es ist etwas Allgemeines über die geognostischen Verhältnisse der Aequatorial-Gegenden zu sagen. Nahe am Aequator befinden sich neben einander die höchsten Gebirge der Welt, und die niedrigsten weit ausgedehntesten Ebenen. Von 0°—1°45′ südlicher Breite, und sonst nirgends auf dem Erdboden, erheben sich Berge von mehr als 5850 Meter oder 3000 Toisen Höhe, doch nehmen die Gebirgsketten gegen den Pol hin weder gleichmäßig noch sehr beträchtlich ab, dann unter dem 19ten, unter dem 45sten und 60sten Grade nördlicher Breite kennt man noch Berge von 4700 M. (2400 T.) und selbst von 5500 M. (2800 T.) Höhe. Die großen Aequatorial-Ebenen, welche sich von dem östlichen Abfalle der Andeskette längs dem Amazonen-Strohme bis zur brasilianischen Küste hin erstrecken, sind von 700 Seemeilen Länge, kaum 70 M. bis 200 T. über der Meeresfläche erhoben. Alle Gebirgsarten, welche die Natur auf der Erdoberfläche verstreut hat, finden sich unter dem Aequator zusammengedrängt. Ihr relatives Alter und ihre Lagerung scheinen im Ganzen dieselbe, welche man in den gemäßigten Zonen entdeckt hat. Der glimmerarme Granit mit großen Feldspath-Krystallen, älter als der feinkörnige; Gneiß, Syenit, Glimmer- und Thonschiefer sich gegenseitig unterteufend; unter den Flöz-Gebirgsarten zwei Sandstein-, zwei Gips- und drei Kalkstein-Formationen; Basalt, Mandelstein, Grünstein, Obsidian-, Pechstein- und Perlstein-Porphyre (die ganze problematische Trapp-Formation) auf dem höchsten Rücken der Kordillere in grotesken Gruppen vereinzelt — alle diese Verhältnisse beweisen die geognostische Aehnlichkeit der entferntesten Weltgegenden. Merkwürdige Eigenheiten der amerikanischen Tropen-Region sind die ungeheure Mächtigkeit der Gebirgsschichten und die Höhe, zu der sie sich über die Meeresfläche erheben. In Europa steht der Granit zwischen 3300 und 4700 M. (1700 und 2400 T.) überall unbedeckt zu Tage aus. In der Andeskette ist der Granit nicht sichtbar, höher als 3500 M. (1800 T.). Die höchsten Gebirgsstöcke der Welt bestehen bis zu ihren beeisten Gipfeln aus hornblendereichen Porphyren, welche einige Geognosten vom vulkanischen Feuer erzeugt, andere von demselben nur umgebildet halten. Der Sandstein bei Huancavelica steigt bis zu einer Höhe von 4400 M. (2300 T.). Das Steinkohlenflöz bei Santa Fe findet sich 2633 M. (1352 T.) hoch über dem Meere. Die große Ebene von Bogota auf 2700 M. (1400 T.) Höhe ist mit Flözschichten von Gips und Steinsalz bedeckt. Versteinerte Seemuscheln finden sich in der Andeskette 4200 M. hoch (in Europa nicht höher als 3500 M.). Auf den Gebirgskuppen von Quito gräbt man in 2500 M. Höhe fossile Elephanten-Knochen aus. Der Sandstein von Cuenca ist 1560 M., die Quarz-Formation, westlich von Coxamarca, 2900 M. mächtig. Die Andeskette hat noch mehr als 50 brennende Vulkane, von denen einige 37 — 40 Seemeilen vom Meere entfernt liegen. Die höchsten speien nie fliessende Lava aus, sondern verschlackte Grünstein- und Porphyr- Massen, Obsidian, Bimsstein und vorzüglich eine Menge Wasser und kohlenstoffhaltigen Letten, in welchem kleine Fische (Pimelodus Cyclopum) eingehüllt sind. Ideen zu einer Geographie der Pflanzen, nebst einem Naturgemälde der Tropenländer etc. Tübingen, 1807. S. 134 ff.