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Alexander von Humboldt: „Die Aracacha“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1807-Aracacha-7-neu> [abgerufen am 23.04.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1807-Aracacha-7-neu
Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.
Titel Die Aracacha
Jahr 1807
Ort Weimar
Nachweis
in: Allgemeines Teutsches Garten-Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens 4:11 (November 1807), S. 478–479.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Spaltensatz; Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: II.50
Dateiname: 1807-Aracacha-7-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 2
Spaltenanzahl: 4
Zeichenanzahl: 3044

Weitere Fassungen
Aracacha (Berlin, 1807, Deutsch)
Nähere Erklärung der Aracacha (Freiberg, 1807, Deutsch)
[Aracacha] (Erlangen, 1807, Deutsch)
Die Arracacha (München, 1807, Deutsch)
[Aracacha] (Augsburg, 1807, Deutsch)
[Aracacha] (Leipzig, 1807, Deutsch)
Die Aracacha (Weimar, 1807, Deutsch)
Upplysning om rotfrukten Arracacha (Turku, 1807, Schwedisch)
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Die Aracacha.

Wir Teutſchen haben den Fehler — oder ichwill es milder Schwaͤche nennen, — daß wiralles Neue, was uns Auslaͤnder, beſonders die |479| |Spaltenumbruch| Englaͤnder, verkuͤndigen und empfehlen, ſehr leichtglauben, und fuͤr ſehr wichtig und intereſſanthalten. Wenn einmal ein Raritaͤtenkraͤmer, be-ſonders im Fache der Landwirthſchaft und desGartenweſens, in einer Zeitung oder in Journa-len — (in welche ſich jetzt unſer ganzes Wiſſenaufloͤſt, und zum Papierkrame wird) mit einerneuen Raritaͤt auftritt, und nach einem Trompe-tenſtoße ausruft: „Schauen’s meine Herren! Eineneue ſtupende Raritaͤt; eine Entdeckung, die ichmachte! Eine Erfindung, die ich allein beſitze! — Allons wer kauft“! — Da wird gleich getrieben undgeſchrieben, und ein Project uͤber das andere insBlaue hinaus gemacht, bis die Raritaͤt — wennein verſtaͤndiger, wiſſenſchaftlicher Mann daruͤberkommt, und ſie naͤher beleuchtet — entweder wieein Geſpenſt ganz verſchwindet, oder zu einemganz alltaͤglichen Dinge herabſinkt, und der Markt-ſchreier beſchaͤmt — nein, das kann kein Markt-ſchreier werden! — oder fluchend, daß ihm derMarkt verdorben worden iſt, hinter den Vorhangentſchluͤpft. So gieng’s uns ohngefaͤhr vor ein Paar Mo-naten mit der famoͤſen Aracacha. Die Englaͤn-der verkuͤndigten ſie uns als eine neuentdeckteaͤußerſt wichtige, und fuͤr die Menſchheit wohlthaͤ-tige Wunderpflanze aus Suͤdamerika; und ſetztenſie neben, oder ſelbſt noch uͤber die Allernaͤhrerin,die Kartoffel — der man in jedem Parke ei-nen Altar, wie die alten Aegypter der Zwiebel —bauen ſollte. Nachdem die neue Maͤhr nun alleZeitungsbuden durchlaufen hatte, ſo traten einPaar kluge Maͤnner, ein A. v. Humbold in Ber-lin, und Lict. Nemnich in Hamburg auf, und |Spaltenumbruch| ſagten ihre Meinung uͤber die Raritaͤt; und nuniſt die Sache abgethan. Es iſt aber doch werth, dasſchaͤtzbare Gutachten Beider im teutſchen Garten-Magazine — das, wie es mir ſcheint, allen Markt-ſchreiereien im Gartenweſen ohnedies nicht hold iſt— aufzubewahren. Hier folgen ſie. Pilopatris.

Hrn. Al. v. Humboldt’s Erklaͤrung uͤber die Aracacha im Hamburger CorreſpondentenNr. 168. v. Jahr 1807.

Da mein Name zufaͤllig bei Gelegenheit dieſerPflanze genannt worden iſt, ſo glaube ich, um dasMißverſtaͤndniß zu verhuͤten, als zweiflelte ich an derNuͤtzlichkeit, oder gar an der Exiſtenz dieſer Pflanze,folgende Erlaͤuterung dem Publicum ſchuldig zuſeyn. Wir erinnern uns mehrmals eine paſtinak-aͤhnliche Wurzel geſehen zu haben, welche man Ara-cacha nennte. Da wir aber nie Gelegenheit hat-ten dieſe Gartenpflanze bluͤhen zu ſehen, oder bota-niſch zu unterſuchen, ſo wiſſen wir nicht, zu wel-chem Geſchlechte ſie gehoͤrt. Ihre Cultur in Europamag allerdings nuͤtzlich ſeyn. Daß dieſelbe aber jeſo wichtig ſeyn koͤnne, als die Cultur der Kartoffeln,der Batatten oder Dioſkoreen, iſt mir ſehr unwahr-ſcheinlich. Der Pater Gili erwaͤhnt der Aracacha als einer Gartenpflanze, und leitet den Namen ausder Inka- oder Quichua-Sprache her. (Saggiodi Storia americana. T. IV.)

A. v. Humbold.