Chemische Untersuchung des Guano, aus den Inseln der Peruanischen Küste Guano ist eine gelblichbraune, erdige Substanz eigener Art, ohne sonderlichen Geschmack, und mit einem dem Bibergeil ähnlichen Geruche begleitet; deren sich die Peruaner seit Jahrhunderten als eines Düngungsmittels bedienen. Die Vorrathskammern desselben sind benachbarte felsige Inseln der Südsee, von welchen solcher jährlich in großer Menge nach dem festen Lande geholet wird; da in dessen Ermangelung der größte Theil des, obschon an unterirdischen Naturschätzen so reichen, Peru's nur eine unfruchtbare Sandwüste sein würde. Obgleich frühere Schriftsteller über Südamerika schon des Guano's erwähnt haben, mit der Nachricht, daß man solchen für animalischen Ursprungs, und zwar für Vogelmist halte; so hat doch noch Niemand die Neugierde gehabt, ihn nach Europa kommen zu lassen; und seit Ulloa, also seit 1745, ist dieser merkwürdigen Substanz nie mehr gedacht worden. Um so dankenswerther ist es, daß Hr. Alex. v. Humboldt, während seines Aufenthalts in jenen Ländern, auch auf diesen Gegenstand seine Aufmerksamkeit gerichtet, und einen, für die chemische Untersuchung bestimmten, Vorrath desselben mitgebracht hat. Die Inseln, auf denen der Guano gegraben wird, hat Hr. v. Humboldt nicht selbst besucht; er hat aber von denen, die damit handeln, genaue Erkundigung darüber eingezogen. Das Wesentlichste davon enthält ein, in Memoires de l'Institut des sciences, lettres et arts. Tom. VI. Paris. 1806. S. 369. befindlicher Aufsatz von Fourcroy und Vauquelin, über das Guano, mit der Nachricht, daß man bei der chemischen Prüfung concrete Harnsäure als dessen Hauptbestandtheil gefunden habe. So seltsam das Vorkommen dieses Stoffs im Guano auch scheinen mag, so hat sich doch dessen Dasein in den von mir angestellten Untersuchungen völlig bestätigt; an deren Darlegung ich ein mehreres Interesse zu knüpfen beabsichtige, indem ich folgenden, vom Hrn. von Humboldt gefälligst mir mitgetheilten Beitrag zur Geschichte des Guano voranschicke. "Der Name: Huanu, (die Europäer verwechseln immer Hua mit Gua, und u mit o) bedeutet in der Inka-Sprache Mist, mit dem man düngt. Das Verbum Düngen heißt huanunchani. Die ursprünglichen Einwohner von Peru glauben alle, daß der Guano Vogelmist sei; nur von den Spaniern bezweifeln es viele. Sonderbar genug, daß sich die Guano-Inseln und Klippen alle zwischen dem 13ten und 21ten Grade südlicher geograph. Breite befinden; da doch südlicher und nördlicher die Schaar von Cormoranen, Flamingo's und Kranichen gleich zahlreich zu sein scheint. Bei der Stadt Arica verbreitet die kleine Isla di Guano einen solchen fürchterlichen Gestank, daß die Schiffe deshalb sich der Stadt nicht ganz zu nähern wagen, wie schon Feuille (Journal Vol. II. p. 598.) bemerkt. In Arica sind längst dem Ufer große Magazine gebauet, in denen der Guano aufbewahrt wird. Wenn man bedenkt, daß, seit dem 12ten oder 13ten Jahrhunderte wenigstens, schon die Gewohnheit herrscht, mit Guano zu düngen, daß viele Millionen Kubikfuß davon auf dem sandigen Theile von Peru verstreuet worden sind, (da die Möglichkeit des Ackerbaues längst der Seeküste ja bloß auf diesem köstlichen Mittel beruhet,) wenn man bedenkt, daß der Guano noch immer in gleicher Menge geliefert wird, ja daß, nach jetzigen Erfahrungen, die Vögel auf einer Insel in vielen Jahren nicht ein Paar Schiffsladungen hervorzubringen scheinen, so erstaunt man über die lange Reihe von Jahrhunderten, oder über die Menge von Vögeln, welche dazu gehörten, jene Guano-Schichten aufzuhäufen. "Der frische Vogelmist, den man auf den Felsen um Huaura, und an andern Orten der Südseeküste siehet, bildet eine dünne weißliche Kruste, welche sogar dem braungelben Guano ganz unähnlich siehet. "Ich zweifle zwar keinesweges, daß der Guano ebenfalls Vogelmist sei; aber es fragt sich: ist er auf denselben Inseln entstanden, in denen man ihn jetzt gräbt, oder haben ihn Naturrevolutionen dahin zusammengehäuft? Deutet er auf eine Epoche, in der es auf dem überschwemmten Erdkörper eine noch größere Menge Wasservögel gab, als jetzt; gleichsam wie die Steinkohlen-Formation auf eine ungeheure Ueppigkeit alter Vegetation hinweiset? Oder ist der Guano in einem Zustande der Dinge entstanden, welcher ganz dem jetzigen ähnlich ist, und haben nur viele Jahrtausende dazu gehört, um ihn stratum super stratum zu solchen Schichten anschwellen zu lassen? Wenn man auf den Peruanischen Aeckern Massen von 300 bis 400 Kubikfuß Guano aufgehäuft siehet, fühlt man sich von allen diesen Fragen gleichzeitig bestürmt. Ich wage keine bestimmte Meinung darüber zu äußern. Langer Aufenthalt auf den Klippen und Inseln der Peruanischen Küste, aufmerksame Beobachtung der Menge Unrath, welche viele tausend Cormorane und Flamingo's gegenwärtig in Einem Jahre liefern, wird künftig einmal zur Entscheidung dieser Fragen leiten. Was aber wird aus dem Peruanischen Ackerbau, was aus der Bevölkerung der Küste werden, wenn die Guano-Inseln erschöpft sind? Ein dortiger Landmann tröstete sich mit der Idee, daß Lehmgruben und Gypsbrüche in Europa ja auch nicht erschöpft würden; eben als dürfe man den Guano, wie Gyps und Lehm, als etwas unorganisches betrachten. Ohnerachtet man auf dem Meere nieset, und von dem fürchterlichsten Gestanke beängstigt wird, wenn man einem Guanero (Guano-Fahrzeuge) begegnet, so leidet die Gesundheit der Matrosen auf dem Guanero, doch gar nicht dabei. Ich habe die meisten von sehr schöner blühender Gesichtsfarbe gesehen, und noch dazu reitzbarere weiße Menschen, die aber schon 10 bis 12 Jahre in einem so unreinlichen, als einträglichen Handel, an diesen Geruch gewöhnt waren. Sonderbar genug, daß man, trotz dieser Erfahrungen, in Arica die häufigen Wechselfieber dem Guano-Geruche zuschreibt. "Warum findet man nicht Guano auf der Insel S. Lorenzo, dem Callao gegenüber, an der Küste von Lima, oder auf andern Inseln, nördlich von Lima, welche doch alle auch von zahllosen Vögeln bewohnt sind? Ulloa (Relacion del Viage a la America Merid. T. 3 p. 127 §. 219.) sagt, daß wenn man die Tiefe betrachte, in der der Guano gegraben werde, (er spricht als Augenzeuge, da er die Guano-Inseln selbst besucht hat,) so müsse man glauben, es sei eine Erde; aber der Geruch spreche dagegen. Doch glaube er, daß viele Erde mit dem Vogelmiste im Guano gemengt sei; (und darin spricht die Analyse für ihn.) " Frezier, der die Peruanische Küste im Jahr 1712 bis 1714 bereisete, war im Hafen von Arica und auf der Insel Iquique, südlich von Arica. Auf dieser Insel wurde der Guano durch Neger gegraben. Er erstaunte ebenfalls, wie die Vögel solche Massen hätten hervorbringen können, doch versichert er, daß man in großer Tiefe Vogelfedern gefunden habe. ( Frezier Voyage dans la Mer du Sud p. 133.) "Um Arica, wo man für 3 bis 400000 Thlr. Pfeffer (Capsicum baccatum) baut, düngt man jede Pflanze dreimal mit Guano; beim Anwurzeln, beim Blühen, und Fruchtansetzen. "Unter der Regierung der Inkas wurde der Guano als ein wichtiges Object der Staatswirthschaft betrachtet. Es war bei Todesstrafe verboten, die jungen Vögel auf den Guano-Inseln zu tödten. Jede Insel hatte ihren Aufseher, jede war unter gewisse Provinzen vertheilt; denn, von Arica bis Chaucay, auf 200 Seemeilen Länge, düngte man bloß mit Guano. ( Garcilasso Historie de los Yncas. Vol. I. p. 134.) Aus dieser Vorsorge wird begreiflich, wie der Guano so beträchtlich habe zunehmen können. Alle diese schöne Ordnung ist umgestürzt. Man gräbt jetzt zu jeder Jahreszeit. Aber der Guano ist nicht das einzige Beispiel eines sonderbaren Peruanischen Düngers. Bei Villacori düngten die alten Peruaner gar mit vom Meere ausgeworfenen Sardellen. l. c. p. 135."