Unter den vielfachen Genüssen, welche Zurückkunft in das langentbehrte Vaterland gewähren kann, liegt unstreitig einer der wohlthätigsten und erhabendsten in dem Mitgefühle derer, welche, dem höchsten Zwecke geistiger Vollkommenheit entgegenstrebend, ihr Leben den Wissenschaften weihen. Dieses Mitgefühl, von welchem Sie, verehrungswerthe Männer, mir bei meinem Eintritt in diese Versammlung den ehrenvollesten Beweis gegeben, durchdringt mich mit den Empfindungen des innigsten Danks, aber auch zugleich mit dem beschämenden Gefühle meiner Schwäche. Als ich an der Küste des stillen Ozeans, in den einsamen Thälern der Andes, durch weite Meere von Ihnen getrennt war, da haben Sie durch eigene Wahl mir den Platz bestimmt, den ich heute, fünf Jahre später, einnehme. Erst in der Hauptstadt Mexico wurde ich durch öffentliche Nachrichten von meiner Aufnahme in diese Akademie belehrt. Kaum betrat ich den europäischen Boden, als ich eilte, dieser Versammlung den Ausdruck meines Danks und meiner Hochachtung schriftlich darzubringen. Möchte ich heute beredt genug sein, diese Empfindungen mündlich eben so lebendig zu schildern, als feierlich der Augenblick für mich ist, in dem ich in Ihre Mitte trete, um an den Arbeiten von Männern Theil zu nehmen, deren viele die Lehrer meiner früheren Jugend gewesen sind. Unter allen Verbindungen, welche Menschen an Menschen knüpfen, giebt es keine edlere und schönere, als die, welche auf die Erweiterung des Wissens und auf freie Ausbildung intellektueller Kräfte abzweckt. Wohl uns, daß wir in einem Staate leben, in welchem die Freiheit dieses Strebens keine Schranken kennt; in einem Staate, dessen erhabenem und wohltätigem Beherrscher die ewigen Rechte der Vernunft heilig sind, wie der Natur ihre unabänderlichen Gesetze! Wohl uns, daß wir ein Jahrhundert beginnen, in welchem alle Theile menschlicher Erkenntniß in Wechselwirkung treten, und zu einem großen organischen Ganzen zusammenstimmen! Was der Geognost über das Alter und die Lagerung der Gebirgsmassen, der Naturkundige über den Bau mikroskopischer Thiere und Pflanzen; was der Scheidekünstler in der mannichfaltigen Mischung der Stoffe, oder über die Gesetze entdeckt, nach denen die Elemente sich binden und trennen; was der Metaphysiker aus der Zergliederung des innern Sinnes, oder der Mathematiker aus den unergründlichen Tiefen der Algebra schöpft, - - alles dies (so locker auch immer das Band dem Unkundigen scheint) hanget innigst mit der intellektuellen Kultur des Menschengeschlechts zusammen. Wer das Ganze des wissenschaftlichen Feldes zu umfassen fähig ist, der sucht den ersten und erhabendsten Zweck der Erkenntniß in ihr selbst. Wer dem raschen Gange der Entdeckungen in der Flucht der Jahrhunderte folgt, der findet in Untersuchungen, (die man ehemals oft durch den Namen der blos spekulativen herabzuwürdigen glaubte) den wohlthätigsten Keim zu der Vervollkommnung technischer Gewerbe, zu der Verbesserung des physischen Wohls der Gesellschaft. Aber eben diese innige Verknüpfung aller Zweige des menschlichen Wissens setzt auch ein enges Band unter denen voraus, welche sich mit der Kultur derselben beschäftigen; und die Möglichkeit eines solchen Bandes ist unstreitig einer der ersten und wichtigsten Zwecke der Akademien. Wie das gespaltene vielfarbige Licht zu einem kräftigen Strahle zusammenschmilzt; wie der große Einklang der Natur aus dem ewigen Kampfe der sich beschränkenden, scheinbar streitenden Elemente hervorgeht: so hanget Zahl und Glanz der wissenschaftlichen Entdeckungen eines Volks größtentheils von dem gleichzeitigen, wetteifernden Zusammenwirken derer ab, welche zur Bearbeitung der Wissenschaften berufen sind. Wie glücklich fühle ich mich, verehrungswerthe Männer, daß auch ich von heute an Theil an Ihren vereinten Bemühungen, an Ihrem Streben nach so großen und edlen Zwecken nehmen soll! Stolz auf den Platz, den des Königs Huld und Ihre Gewogenheit mir angewiesen, bringe ich Ihnen aufs neue den Ausdruck meiner tiefen und dankbaren Verehrung dar.