Auszug aus Delametheries vorläufiger Nachricht von der durch die Herren v. Humboldt und Bonpland in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804 nach den Wendekreisen unternommenen Reise. Der allgemeine Antheil, den die gelehrte Welt mit so viel Recht an der Reise der Hrn. v. Humboldt und Bonpland nimmt, läßt es allerdings erwarten , daß eine vorläufige Nachricht von den Resultaten derselben, bis man solche aus der eigenen Beschreibung der Reisenden künftig umständlicher erfahren kann, dem Publikum höchst angenehm seyn wird. Nachdem Hr. v. Humboldt acht Jahre hindurch in Deutschland, Pohlen, England, Frankreich, in der Schweitz und Italien physikalische Beobachtungen angestellt hatte, kam er im Jahre 1798 nach Paris, wo ihm das National- Museum zu seinem Vorhaben, die Reise um die Welt, mit dem Kapitain Baudin zu machen, gefällig die Hand bot. Allein es tratten eben, als die Reise unternommen werden sollte, und er sich hiezu mit Hr. Alexander Aime goujon Bonpland (Eleven der Arzneyschule, und des botanischen Gartens zu Paris) nach Havre begeben wollte, Hinderniße ein, welche nicht nur eine Verschiebung derselben veranlaßten, sondern auch Hr. v. Humboldt ferneres Vorhaben, eine Reise über Egypten durch Afrikazu unternehmen, vereitelten; bis endlich eine glückliche Vereinigung begünstigender Umstände Hr. v. Humboldt für den Verdruß so vielen Verzuges entschädigten: der Hof von Madrid gab ihm nemlich im März 1799, als er sich eben in Spanien aufhielt, um von hier nachAfrikazu gelangen, die ausgedehnteste Erlaubniß nach den spanischen Kolonien in Nord- und Süd-Amerika zu gehen, und dort alle Nachforschungen, alle Untersuchungen: die zu den Fortschritten der Wissenschaften dienen können, anstellen zu dürfen. Se. katholische Majestät würdigte den Erfolg dieser Expedition mit persönlich bezeugter Theilnahme zu beehren, und Hr. v. Humboldt gieng, nachdem er einige Monate zu Madrid und Aranjuez verweilt hatte, im Monat Junius 1799, von seinem Freunde Bonpland begleitet, aus Europa ab. Mit diesem Freunde hat Hr. v. Humboldt fünf Jahre hindurch auf eigene Kosten eine Reise in beyde Hemisphären gemacht; eine Reise zu Wasser und zu Lande von beynache 9000 franz. Meilen, und die größte, die jemals ein Privatmann unternommen hat. Beyde mit Empfehlungsschreiben vom spanischen Hofe versehene Reisende giengen mit der Fregatte Pizzaro de la Corunna nach den Canarischen Inseln ab. Sie landeten an der Insel Graziosa, und zu Teneriffa, wo sie bis an den Grater des Piks von Teyde stiegen, um die atmosphärische Luft zu analysiren, und über die Basalte und porphyrartigen Schiefer Afrika's geologische Beobachtungen anzustellen. Sie kamen im Monat Julius im Haven von Cumana, am Meerbusen von Cariaco, einem Theile des mittägigen Amerika's, an. Sie besuchten im Verlaufe der Jahre 1799 und 1800 die Küste von Paria, die Missionen der Indier, Chaymas und die Provinz Neu-Andalusien, eines der heissesten, aber gesündesten, obwohl durch häufige und schröckliche Erdbeben verwüsteter Länder der Erde; sie durchreisten die Provinz Neu-Barcelona, Venezuela und das spanische Guyana. Nachdem sie mittelst der Beobachtungen der Trabanten des Jupiters zu Cumana, Caracas; und auf mehreren andern Punkten die Längen bestimmt, und nachdem sie auf den Gipfeln des vom Bejaria bekränzten Caripe und Silla de Avila herborisirt hatten, giengen sie von der Hauptstadt Caracas im Februar 1800 nach den schönen Thälern von Aragua ab. Von Portocabelo begaben sie sich gegen Süden, drangen längs den Küsten des antillischen Meeres bis an die Gränzen von Brasilien, gegen den Aequator vor, giengen nachher mitten durch die weiten Flächen von Calabozo, Apura und des Nieder-Oronoko, die Lianos, Wüsten, die den Afrikanischen gleichen, und wo durch das Zurückprallen der drückendsten Hitze der Reaumursche Thermometer im Schatten auf 33 bis 37° stieg., und wo der zwey Tausend Quadratmeilen grosse brennende Erdstrich sich nur 5 Zoll über die Meeresfläche erhebt. Der der Oberfläche des Meeres gleiche Sand zeigt durchgehends das sonderbarste Phänomen der Strahlenbrechung und Wellenbewegung. Er birgt in den Monaten der Dürre und ohne Gras Krokodille und Riesenschlangen. Der Mangel an Wasser, die Sonnenhitze, und der von den brennenden Winden in die Höhe gehobene Sand ermüden wechselseitig den Reisenden, welcher sich mit seinem Maulthiere nach dem Laufe der Gestirne, oder nach einigen zerstreuten Sträuchen der Mauritia oder des Embothrium, welche man von drey zu drey franz. Meilen entdeckt, richtet. Zu St. Fernando d'Apura, in der Provinz von Varinas begannen die Herren v. Humboldt und Bonpland eine beschwerliche Schiffahrt von ungefähr 500 Seemeilen, welche Sie auf indianischen Kähnen zurücklegten, und mit Hülfe der mathematischen Längen- Uhren, der Trabanten, Stern- und Mondsentfernungen eine Karte vom Lande aufnahmen. Sie fuhren dem Rio Apura herab, welcher sich unter dem 7ten Grade der Breite in den Oronoko ergießt. Da sie der drohenden Gefahr eines Schiffbruches bey der Insel Pananuma glücklich entgangen waren, so fuhren sie den letztbenannten Fluß bis an die Mündung des Guaviare, hinauf, passirten die berühmten Wasserfälle von Atures und Maypure, wo die Höhle von Ataruipo die Mumien eines durch die Kriege der Karaiben und Maravitanos vernichteten Volkes in sich birgt. Bey der Mündung des Rio Guaviare, welcher von Neu-Grenada die Anden herabfließt, und welchen der Pater Gumilla irrig für die Quelleu des Oronoko gehalten hatte, verliessen sie diesen Fluß, und fuhren die kleinen Flüßchen Atabapo, Tuamini und Temi hinauf. Von der Mission javita drangen sie zu Lande bis an die Quellen des Guainia, welchen die Europäer Rio Negro nennen, und den la Condamine (welcher ihn bloß bey seinem Einfluße in den Amazonenfluß gesehen hat) ein Meer von süssem Wasser nennt. Einige dreysig Indianer trugen die Canots von hier bis an den Cano Pimichin. Vermittelst dieses kleinen Flüßchens gelangten die Reisenden an den schwarzen Fluß, welchen sie bis an die kleine Festung St. Carlos, und bis an die Gränzen von Groß-Para, einem Hauptbezirke von Brasilien hinabfuhren. Ein von Temi bis Pimichin vermöge des ebenen Terrains sehr leicht zu grabender Canal würde eine innere Kommunikation zwischen der Provinz Caracas und der Hauptstadt Para, eine unendlich kürzere Kommunikation, als die von Casiguiare darbieten. Auch könnte man vermittelst dieses nemlichen Kanals (denn von der Art ist die bewundernswürdige Lage der Flüsse in diesem neuen Welttheile) von Rio Guallaga, drey Tagereisen von Lima oder von der Südsee, auf Kähnen und vermittelst des Amazonenflußes und des Nio Negro bis an die Mündungen des Oronoko gerade der Insel Trinitad über, hinabsegeln, eine Fahrt, welche beynahe 2000 franz. Meilen beträgt. Die Mißhelligkeiten, welche gerade zu der Zeit zwischen dem Spanischen und Portugiesischen Hofe herrschten, verhinderten Hrn. v. Humboldt seine forschenden Unternehmungen bis jenseits St. Gabriel de las Cochuellas in der Generalhauptmannschaft von Groß Para auszudehnen. La Condamine und Maldonado hatten die Mündung des Rio Negro astronomisch bestimmt. Das Hinderniß war also weniger fühlbar, es war indessen ein viel unbekannterer Theil, nemlich der Arm des Oronoko, Namens Casiguiare, welcher die Kommunikation zwischen dem Oronoko, und Amanzonenflusse bildet, und über dessen Existenz man seit fünfzig Jahren so viel gestritten hat, zu bestimmen. Um dieses Geschäft auszuführen, fuhren die Herren v. Humboldt und Bonpland von der spanischen Festung St. Carlos durch den schwarzen Fluß und den Casiguiare in den Oronoko, und auf dem letztern bis an die Mißion Esmeraldo bey dem Vulkan Duida, oder bis an die Quellen des Flusses aufwärts. Die Guaikas-Indier, eine sehr weisse, sehr kleine, fast zwergartige, aber höchst kriegerische Nation, welche das Land östlich von Pasimoni bewohnt, und die sehr kupferfarbnen Guajariben, die noch weit wilder und bis jetzt Menschenfresser sind, machten jeden Versuch bis an die Quelle des Oronoko selbst vordringen zu können, unausführbar, welche die sonst sehr verdienstlichen Charten von Caulin viel zu weit gegen Morgen setzten. Von der Mißion Esmeralda, einigen in dem hintersten und einsamsten Winkel dieser indischen Welt versteckten Hütten, fuhren unsere Reisenden mit Hülfe des hohen Wassers 340 franz. Meilen, das heißt den ganzen Oronoko bis an seine Mündungen abwärts, nach St. Thomas von Nueva Cuayana oder Angostura, passirten zum zweitenmahle die Wasserfälle, bis zu welchen die beyden Historiographen dieses Landes Gumilla und Caulin niemals gekommen waren. Während dieser langen müheseligen Fahrt waren unsere Reisende ununterbrochenen Leiden und Gefahren ausgesetzt. Sie kehrten vom Oronoko durch die Ebenen von Cari und die Missionen der Karibischen Indianer, einer ausserordentlichen Menschengattung, und vielleicht nächst den Patagoniern die größten und robustesten Leute auf der Erde, nach Barcelona und Cumana zurück. Nach einem Aufenthalte von einigen Monaten auf der Küste verfügten sie sich längs der südlichen Seite St. Domingos und Jamaicas nach Havana. Diese in einer sehr späten Jahreszeit vollzogene Fahrt, war eben so langwierig, als gefährlich, da das Schiff in der Nacht beynahe auf den Klippen südlich der Sandbank von Vibora, deren Länge Hr. v. Humboldt vermittelst des Zeitmessers bestimmt hat, gescheitert wäre. Er verweilte drey Monate auf der Insel Cuba, wo er sich mit der Längebestimmung von Havana und mit der Angabe einer neuen Bauart von Oefen für die Zuckersiedereyen, welche sich seitdem erhalten und ziemlich allgemein verbreitet hat, beschäftigte. Er war eben im Begriffe, nach Vera Cruz abzugehen, in der Absicht durch Mexico und Acapulco nach den Philippinischen Inseln, und von da (wäre es möglich gewesen), über Bombai, Balsora und Haleb nach Konstantinopel zu reisen, als ihn falsche Nachrichten von der Reise des Capt. Baudin von seinem Plane abführten. Die amerikanischen Zeitungen verkündeten nämlich, daß dieser Seemann von Frankreich nach Buenos-Ayres abgehen, und wenn er das Vorgebirge Horn umschifft haben, längs den Küsten von Peru und Chili hinsegeln würde. Hr. v. Humboldt hatte bey seiner Abreise aus Paris im Jahr 1798 dem Museum und dem Capt. Baudin versprochen, daß, sobald die Französische damals unterbliebene Seereise statt haben würde, er sich mit derselben zu vereinigen suchen würde, er befinde sich auch auf einem Theile der Erdkugel, auf welchem er wolle; er schmeichelte sich, daß seine und des Hrn. Bonpland Nachforschungen für die Fortschritte in den Wissenschaften weit nützlicher ausfallen würden, wenn sie ihre Bemühungen mit denen der Gelehrten, welche Capt. Baudin begleiten sollten, vereinigten. Alle diese Rücksichten bestimmten Hrn. v. Humboldt, seine Manuskripte von den Jahren 1799 und 1800 gerade nach Europa zu senden, und sich eine kleine Goelette in dem Hasen zu Batabano zu miethen, um nach Carthagena in Südamerika, und von da, so geschwinde als immer möglich, über die Landenge von Panama in die Südsee abzugeben. Er hoffte, den Capt. Baudin zu Guayaquil oder zu Lima anzutreffen, und mit ihm Neu-Holland und die Inseln des stillen Oceans, die eben so interessant wegen des Reichthums ihrer Vegetation, als in Hinsicht moralischer Beobachtungen sind, zu besuchen. Es wäre unklug gewesen, die Manuskripte und bereits zusammengebrachten Sammlungen den Gefahren dieser langen Seereise auszusetzen. Die Manuskripte, über deren Schicksal Hr. v. Humboldt drey Jahre hindurch in einer grausamen Ungewißheit lebte, waren gerettet, allein ein Drittheil der Naturaliensammlungen hat die See bey einem Schiffbruche verschlungen. Glücklicherweise hat dieser Verlust, worunter sich Insekten vom Oronoko und Rio Negro befanden, nur die Doubletten betroffen. Hr. v. Humboldt gieng im März 1801 von Batabano ab, segelte südlich längs der Insel Cuba hin, und bestimmte auf der Gruppe der Inselchen, die man die Gärten des Königs nennt, und den Landungspunkten des Dreyeinigkeits-Hafens, mehrere astronomische Punkte. Die Meeresströme verlängerten seine Fahrt, welche nur 13 bis 15 Tage dauern sollte, über einen Monat. Sie warfen die Goelette viel zu weit westlich über die Mündungen des Atracto hinaus. Man landete an Rio Sinu, wo noch nie ein Botaniker herborisirt hatte; allein die Annäherung von Carthagena war sehr beschwerlich wegen der Gewalt der Brandung bey St. Martha. Die Goelette wäre nahe an der Riesenspitze beynahe umgeschlagen, man mußte sich an die Küste flüchten, um sich vor Anker zu legen, wo Hr. v. Humboldt aus diesem Umfalle den Vortheil zog, die Mondsfinsterniß am 2ten März 1801 zu beobachten. Unglücklicherweise erfuhr man auf dieser Küste, daß die Jahreszeit schon zu spät sey, um eine Schiffahrt auf der Südsee von Panama bis Guayaquil zu unternehmen; er mußte also auf die Ausführung des Projekts, den Isthmus zu durchreisen, Verzicht thun; und das Verlangen, den berühmten Mutis näher kennen zu lernen, und dessen unermeßliche Reichthümer in Naturalien zu untersuchen, bestimmten Hrn. v. Humboldt, einige Wochen in den mit Gustavia, Tolui-fera, Annacardium Karacoli (Elephantenlaus) und Cavauillesca der Peruvianischen Botanisten geschmückten Wäldern von Turbaco zu verweilen; und binnen 35 Tagen den schönen und majestätischen Fluß de la Magdalena wieder hinauf zu fahren, von welchem Fluße er, trotz der Plage von den Musquitos, die Charte skizzirte, während Bonpland die in Erzeugung von Heliconia, Psychotria, Melastoma, Myrodia und Dychotria emetica, deren Wurzel die Ypekakuanha von Carthagena ist, reichhaltige Vegetation erforschte. Nachdem unsere Reisenden zu Honda ans Land gestiegen waren, begaben sie sich auf Mauleseln, und auf abscheulichen Wegen, mitten durch Wälder von Eichen, Melastoma und Cinchona nach St. Fe de Bogota, der Hauptstadt des Königreichs Neu-Granada, in einer schönen 1360 Toisen über die Meeresfläche erhabnen, und unter Begünstigung einer beständigen Frühlingstemperatur, mit europäischen Getreide und asiatischen Seesam angebauten Ebene. Die prächtigen Sammlungen des Mutis, der große und imposante 98 Toisen noch herabstürzende Wasserfall von Tequendama, die Bergwerke von Mariquita, St. Anna, und Zipaguira, die von der Natur gebildete Brücke von Icononzo, wo zwey losgerissene Felsen durch ein Erdbeben eine solche Stellung bekommen haben, daß sie einen Dritten in der Luft schwebenden Felsen wie Pfeiler halten, alle diese besondern Gegenstände beschäftigten unsere Reisenden bis in den September 1801. Von dieser Zeit an unternahmen sie trotz des Regens, welcher die Wege fast unbrauchbar machte, die Reise nach Quito; sie stiegen über Fusagasuga wieder in das Thal Magdalena hinab, passirten die Andes von Quindiu, wo die schneeweise Pyramide von Tolina sich mitten aus Wäldern von Styrax, baumartigen Passifloren, Bambusrohr, und Wachspalmen emporhebt. Sie mußten sich dreyzehn Tage im Kothe herumschleppen, und wie am Oronoko unter freyem Himmel in den Gehölzen, ohne eine Spur von Menschen zu haben, die Nächte hinbringen. Nachdem sie baarfuß und vom immerwährenden Regen entkräftet in dem Thale des Flußes Cauca angekommen waren, verweilten sie zu Carthago und Buga, und durchzogen die Provinz Chaco, dem Vaterlande der Platina, welche sich unter abgebrochenen mit Olivin und Augit angefüllten Basaltgeröllen Grünstein und fossillem Holze findet. Sie stiegen sodann über Caloto und die Goldwäscherey von Quilichao nach Popayan, welches am Fuße der mit Schnee bedeckten Vulkane von Puraca und Sotara liegt, und von Bouguer zur Zeit seiner Rückkehr nach Frankreich besucht ward. Es hat eine der malerischsten und in Betreff des Klimas der vortreflichsten Lagen auf dem Erdrund, und der Thermometer hielt sich beständig von 17 bis 19° nach Reaumur. Nachdem unsere Reisenden mit vieler Mühe an den Crater des Vulkans von Purace, eine mit siedendem Wasser angefüllte Oefnung, die mitten im Schnee mit einem schrecklichen Gebrause hydrogene Schwefeldünste auswirft, gelangt waren, giengen sie von Popayan über die steilen Cordillieren von Almaguer nach Pasto, vermieden aber die verpestete und ansteckende Atmosphäre des Thales von Patia. Von Pasto, einer ebenfalls am Fuße eines brennenden Vulkans gelegenen Stadt, giengen sie über Guachucal mitten durch die hohe Ebene der Provinz de los Patos, die von dem stillen Meere durch die Anden des Vulkans von Chili und Cumbal getrennt, und durch seine grosse Fruchtbarkeit an Waitzen und Koka (Erythroxylon peruvianum) berühmt ist. Endlich nach einer vier monatlichen Reise gelangten sie in die südliche Hemisphäre nach der Stadt Ibarra, und nach Quito. Die Herren v. Humboldt und Bonpland kamen am 6ten Januar 1802 zu Quito an, und setzten ihre geologischen und botanischen Nachforschungen acht bis neun Monate hindurch in dem Königreiche Quito fort, einem Lande, dessen kolossalische Höhe seiner Schneebedeckten Berggipfel, die beständige Aktivität seiner wechselweise Feuer, Felsen, Unrath und Schwefelleberwasser auswerfenden Vulkane, die Menge der Erdbeben, (das vom 7ten Februar 1797, verschlang in wenig Sekunden nahe an 40,000 Einwohner) seine Vegetation, die Ueberreste der Peruvianischen Architektur, und mehr noch, als alles dieses, die Sitten seiner alten Bewohner, es vielleicht zu dem interessantesten Lande unserer Erde machen. Nach zwey fruchtlosen Versuchen gelang es ihnen zweymahl, bis an den Crater des Vulkans Pichincha zu gelangen, wo sie Versuche über die Analyse der Luft, deren elektrische, magnetische, hygroskopische Ladung, deren Elastizität und die Grade der Temperatur des kochenden Wassers anstellten. Zur Zeit als Condamine hier gewesen, war dieser in porphyrartigen Basalt ausgehöhlte unermeßliche Schlund ausgekühlt, und mit Schnee angefüllt; unsere Reisenden fanden ihn neuerdings entzündet, und dieser neue Vorfall war für die Stadt Quito, welche nur 4 bis 5000 Toisen davon entfernt liegt, sehr niederschlagend. Es fehlte nicht viel, so hätte es Hrn. v. Humboldt auch das Leben gekostet; denn bey seinem ersten Versuche, da er sich mit einem Indianer, der den Rand des Craters eben so wenig, als er selbst kannte, allein befand, wäre er bald versunken, indem er über eine nur mit einer Lage vom gefrornen Schnee überzogene Kluft weggieng. Unsere Reisenden machten während ihres Aufenthaltes in dem Königreich Quito besondere Excursionen auf die Schneegebirge von Antisana, Cotopaxi, Tunguragua, und Chimborazo, welches der höchste Berg unsers Erdballs, und von den französischen Akademikern nur approximatif gemessen worden ist. Sie untersuchten und studirten hauptsächlich den geognostischen Theil der Cordillieren der Anden, über welchen in Europa noch nichts erschienen ist; denn die Mineralogie ist so zu sagen weit jünger, als die Reise von Condamine, dessen allumfassendes Genie, dessen unglaubliche Thätigkeit sonst alles aufgrief, was in den physischen Wissenschaften interessant seyn konnte. Die trigonometrischen und barometrischen Vermessungen des Hrn. v. Humboldt haben dargethan, daß einige dieser Vulkane, hauptsächlich der von Tunguragua, sich seit 1753 ansehnlich gesenkt haben. Diese Resultate stimmen mit dem, was die Bewohner von Pelileo und den Ebenen von Topia mit ihren Augen bemerket haben, überein. Hr. v. Humboldt erkannte diese ganzen grossen Massen für ein Werk der Crystallisation. Alles, schrieb er an Delametherie, was ich in diesen Regionen, wo die höchsten Erhöhungen der Erde sich befinden, gesehen habe, hat mich immer mehr und mehr in der grossen Idee, die Sie von der Entstehung der Berge aufgeregt haben, befestiget. Alle Massen, aus welchen sie entstanden sind, haben sich nach dem Grade ihrer Aehnlichkeit oder Verwandtschaft vermöge der Gesetze der anziehenden Kraft vereinigt, und haben ebenfalls durch die Gefetze der Crystallisation auf den verschiedenen Plätzen der Erdoberfläche, die mehr oder minder wichtigen beträchtlichen Höhen gebildet. Es kann in dieser Hinsicht für den Reisenden, welcher ohne vorgefaßte Meinung diese grossen Massen betrachtet, kein Zweifel übrig bleiben. Sie werden aus unsern Berichten ersehen, daß auch nicht ein einziger von den Gegenständen ist, die sie abhandeln, den wir nicht durch unsere Arbeiten weiter zu erläutern gesucht haben. Bey allen diesen im Januar 1802 begonnenen Excursionen wurden unsere Reisenden durch Hrn. Karl Montufar, Sohn des Marquis Selvalegre von Quito, einen für die Fortschritte der Wissenschaften eifrig bemühten Privatmann, begleitet. Welcher damit umgeht, die Pyramiden von Sarouguier, Grundsäulen der berühmten Basis der französischen und spanischen Akademiker auf eigene Kosten wieder aufzubanen. -- Dieser junge höchst interessante Mann ist mit Hrn. v. Humboldt, nachdem er ihn auf seiner übrigen Forschungsreise in Peru und Mexiko begleitete, nach Europa übergangen. Die Umstände begünstigten die Anstrengungen dieser drey Reisenden so, daß sie bis auf die höchsten Gipfel der Gebirge, bis wohin sich noch nie ein Mensch verstiegen hatte, gelangten. Auf dem Vulkan Antisana brachten sie die Instrumente mehr als 2200, auf den Chimborazo am 23. Junius 1802 über 3300 Fuß, höher als Condamine und Bouguer auf den Corazon steigen konnten. Sie gelangten auf eine Höhe von 3036 Toisen über die Meeresfläche des stillen Oceans, und sahen aus ihren Augen, aus ihren Lippen und Zahnfleische das Blut vordringen, und von einer Kälte gefrieren, die der Thermometer nicht mehr anzeigte, die aber während der Inspiration einer so sehr verdünnten Luft von dem Mangel an Wärmestoss herrührte. Eine 80 Toisen tiefe und sehr breite Kluft hinderte sie auf den Gipfel des Chimborazo, wohin sie ungefähr noch 224 Toisen hatten, zu gelangen. Während seines Aufenthalts zu Quito erhielt Hr. v. Humboldt einen Brief des französischen Nationalinstituts, aus welchem er ersah, daß der Kapitain Baudin nach Neu-Holland abgesegelt sey, und die östliche Fahrt um das Vorgebirg der guten Hoffnung herum eingeschlagen habe; er mußte also darauf, sich zu ihm zu gesellen, Verzicht thun, und doch hatte die Hoffnung dazu unsere Reisenden 13 Monate über beschäftiget, und ihnen die Möglichkeit, von Havana nach Mexiko und den Philippinischen Inseln zu gehen, aus den Händen gespielt. An Unfälle aller Art gewöhnt, trösteten sie sich leicht über diesen Streich des Geschickes; und Baudins Reise, oder vielmehr die falsche Nachricht von der Direktion derselben hatte dazu Veranlassung gegeben, daß sie unermeßliche Länder, auf welchen ohne diesen Zufall vielleicht lange Zeit kein Naturforscher zur Untersuchung sein Augenmerk gerichtet haben würde, bereiseten. Da Hr. v. Humboldt sich von jetzt an entschloß, seine Expedition aus eigene Hand zu verfolgen, so nahm er seinen Weg von Quito nach dem Amazonen-Fluße und Lima, in der Erwartung, dort den wichtigen Durchgang des Merkurs durch die Sonnenscheibe zu beobachten. Unsere Reisenden besuchten anfänglich die Ruinen von Lactacunga, Hambato und Riobamba, einem in dem ungeheuern Erdbeben von 1797 über den Haufen geworfenen Erdstrich. Sie zogen durch die Schneegefilde von Assouay und Cuenca, und von da mit erstaunlichen Mühseligkeiten wegen des Transports der Instrumente und eingepackten Kräutersammlung durch den Paramo von Saragura nach Loxa. Hier in den Wäldern von Gonzanama und Malacates untersuchten sie den kostbaren Baum, welcher die Fiebervertreibende Rinde (Chinarinde) liefert. Die große Ausdehnung des Erdstriches, den ihre Expedition umfaßte, gewährte ihnen den Vortheil, den vor ihnen noch kein Botaniker genossen hat, durch eigene Ansicht die verschiedenen Gattungen von Cinchona zu Sta. Fe, Popayan, Cuenza, Loxa und Jaen mit der Cuspa und Cuspara von Cumana und am Rio Carony, wovon letzterer fälschlich Cortex Angusturae genannt wird, und einer neuen Gattung der Pentandria menogynia mit wechselsweise stehenden Blättern zuzugehören scheint, zu vergleichen. Von Loxa kamen sie über Ayavaca und Gouncabamba nach Peru, und giengen quer über den hohen Gipfel der Anden, um sich gegen den Amazonen-Fluß zu wenden. Sie hatten in zwey Tagen den Rio de Chamaya fünf und dreyßig Mal zu pasfiren; diese Uebergänge waren immer gefährlich, und geschahen bald mittelst der Flosse, bald durch Fuhrten. Sie sahen die prächtigen Ueberreste der Heerstrasse von Ynga, die die Vergleichung mit den schönsten in Frankreich und Spanien aushält, und auf dem porphyrischen Rücken der Anden 1200 bis 1800 Toisen in der Höhe von Cusko bis Assonay fortlief, und mit Tambos, (Wirthshäusern) und öffentlichen Brunnen versehen war. Endlich schifften sie auf eine Flösse von Ochroma, an dem kleinen indianischen Dorfe Chamaya, ein, und fuhren auf dem Flusse gleiches Namens in den Amazonen-Fluß hinab, und bestimmten die astronomische Lage dieses Zusammenflußes durch die Culmination verschiedener Sterne und den Zeitmesser. Condamine schiffte sich bey seiner Rückreise von Quito nach Para und Frankreich auf dem Amazonen-Fluße weit unter Quebrada und Cuchunga ein; mithin hatte er keine weitere Längenbeobachtung, als bis an die Mündung des Rio Napo. Hr. v. Humboldt suchte diese Lücken auf der schönen Charte des französischen Astronomen auszufüllen, indem er auf dem Amazonen-Fluße bis an die Wasserfälle von Rentema schiffte, und entwarf zu Tomependa, dem Hauptorte der Provinz Jean de Bracamorros, einen detaillirten Plan dieses unbekannten Theiles vom Ober-Maranou, sowohl aus seinen eigenen Beobachtungen, als aus den Nachrichten, welche er darüber von gereisten Indianern erlangte. Hr. Bonpland machte unterdessen eine interessante Excursion in die um die Stadt Jaen liegenden Wälder, wo er neue Gattungen von der Cinchona entdeckte; und nachdem er von dem brennenden Klima dieser einsiedlerischen Gegend viel ausgestanden: nachdem er Gelegenheit gehabt hatte, eine reichhaltige Vegetation in neuen Gattungen von Jacquinia, Godoya, Poleria, Bougainvillea, Colletia und Pisonia zu bewundern, giengen unsere drey Reisenden zum fünftenmale über die Cordillieren der Anden, über Montan zurück, um sich wieder nach Peru zu begeben. Sie fixirten den Standpunkt, auf welchem der Kompaß von Borda den Punkt Null der magnetischen Neigung zeigte, obwohl dieß auf 7 Grad der südlichen Breite war. Sie untersuchten die Bergwerke von Hualguayok, wo das gediegene Silber sich in grossen Massen, 2000 Fuß Höhe über der Meeresfläche befindet; Bergwerke, in welchen einige metallische Gänge versteinerte Muscheln enthalten, und die nebst denen von Pesco und von Huantajayo gegenwärtig die reichsten in Peru sind. Von Caxamarca, welches durch seine warmen mineralischen Bäder, und durch die Ruinen des Pallastes des Atahualpa berühmt ist, stiegen sie nach Truxillo hinab, deren Nachbarschaft die Spuren der unermeßlichen Peruvianischen Stadt Mansiche zeigt, die mit Pyramiden geziert war, in deren einer man im achtzehnten Jahrhunderte für mehr als vier Millionen franz. Livres in geschlagenem Golde fand. Bey diesem westlichen Hinabsteigen von den Anden genossen unsere Reisenden zum erstenmale den imposanten Anblick des stillen Oceans, und jenes langen und engen Thales, dessen Bewohner weder Regen noch Donner kennen. Von Truxillo verfolgten sie die dürren Küsten des Südmeeres, welche vor Zeiten durch die Kanäle von Ynga bewässert und fruchtbar gemacht waren, von denen aber nichts als traurige Ueberreste geblieben sind. Nachdem sie über Santa und Guarmey zu Lima angekommen waren; blieben sie einige Monate in dieser interessanten Hauptstadt von Peru, deren Einwohner sich durch die Lebhaftigkeit ihres Genies und die Liberalität ihrer Gesinnungen auszeichnen. Hr. v. Humboldt hatte das Glück, im Hafen zu Calao von Lima das Ende des Durchganges des Merkurs ganz vollkommen zu beobachten; ein um so glücklicherer Zufall, da der dicke Nebel, der in dieser Jahrszeit herrscht, oft zwanzig Tage über die Sonnenscheibe nicht zu Gesichte kommen läßt. Er war erstaunt, in Peru, in so einer unermeßlichen Entfernung von Europa, die neuesten literarischen Produkte, welche die Chymie, Mathematik, und Physik abhandeln, vorzufinden; und er bewunderte eine grosse intellektuelle Thätigkeit bey den Einwohnern, welche die Europäer der Ueppigkeit zu beschuldigen belieben. Im Januar 1803 schifften sich unsere Reisenden auf der königlichen Corvette, die Castora, nach Guayaquil ein; eine Fahrt, die unter Begünstigung der Meerströme und der Winde in drey bis 4 Tagen vollendet ist, wo hingegen der Rückweg von Guayaquil eben so viele Monate heischt. In diesem erstbenannten, an dem Ufer eines unermeßlichen Flußes gelegenen Hafen übersteigt die Majestät der Vegetation in Palmen, Plumeria, Tabaenermontana und Bananen alle Beschreibung; und hier hörten sie auch jeden Augenblick das Brausen des Vulkans Cotopaxi, welcher den 6ten Januar 1803 in einer beunruhigenden Explosion begriffen war. Als sie eben abgegangen waren, um in seiner Nähe seine Verheerungen zu beobachten, nöthigte sie die nahe Abfahrt der Fregatte Atlante zur Rückkehr, weil sie in Gefahr standen in mehreren Monaten keine andere Gelegenheit zu finden. Sie hatten eine glückliche Fahrt von dreyßig Tagen auf dem stillen Oceane bis Acapulco, einem westlich im Königreiche Neu-Spanien liegenden Hafen, der durch die Schönheit eines Baßins, den die Gewalt eines Erdbebens in den Felsen gehauen zu haben scheint; durch das Elend seiner Bewohner, welche Millionen von Piasters nach den Philippinischen Inseln und nach China einschiffen sehen, und endlich noch durch ein eben so brennendes als tödtliches Klima berühmt und berüchtigt ist. Hr. v. Humboldt hatte anfänglich blos den Vorsatz sich einige Monate in Mexiko aufzuhalten, und seine Rückkehr nach Europa zu beschleinigen; seine Reise dauerte ohnedieß schon mehr als zu lange; die Instrumente, besonders die Zeitmesser, fiengen nach und nach an, wandelbar zu werden. Alle Bemühungen, die er sich gegeben hatte, solche durch neue Ueberschickungen ersetzt zu sehen, waren fruchtlos geblieben. Ausserdem sind die Fortschritte in den Wissenschaften in Europa so schnell, daß man in einer Reise von vier Jahren und darüber in Gefahr kömmt, die Naturerscheinungen von Gesichtspunkten aus zu betrachten, die in dem Augenblicke, wo die Arbeiten dem Publikum mitgetheilt werden, nicht mehr interessant sind. Hr. v. Humboldt schmeichelte sich, im August oder September 1803 in Frankreich zu seyn; allein die Reize eines so schönen und abwechselnden Landes, wie Neu- Spanien, die Gastfreundschaftlichkeit der Bewohner, und die Furcht vor dem gelben Fieber von Vera Cruz, welches fast alle diejenigen hinrafft, welche vom Monat Junius an bis zum Oktober von den Bergen herabsteigen: das Zusammentreffen solcher Beweggründe forderte ihn auf, seine Abreise bis zu Ende des Winters zu verschieben. Nachdem unsere Reisenden sich mit den Pflanzen, mit der Luft, mit den stündlichen Veränderungen des Barometers, mit den magnetischen Phänomenen, und hauptsächlich mit Bestimmung der Länge von Acapulco, einem Hafen, in welchem schon früher zwey geschickte Astronomen, die Herren Espinosa und Galeano, Beobachtungen anstellten, beschäftiget hatten, unternahmen sie die Reise nach Mexiko. Sie erhoben sich allmählich durch die brennendheissen Thäler von Meßcala und Papagayo, wo der Thermometer sich im Schatten auf 32° nach Reaumur erhielt, und wo man über den Fluß auf Früchten von Crescentia pinnata, die durch Stricke von Agava zusammen gebunden sind, setzt, nach den hohen Plateaus von Chilpantzingo, Tehuilotepek und Tasco. Auf diesen Höhen 6 bis 700 Toisen über die Meeresfläche erhaben, begünstiget das milde und frische Klima das Wachsthum der Eichen, der Cypressen, der Tannen, des baumstämmigen Farnkrautes, und den Anbau der Europäischen Getreidearten. Nachdem sie einige Zeit in den Bergwerken von Tasco, den allerältesten und sonst den einträglichsten des Königreichs zugebracht hatten; nachdem sie die Eigenschaft dieser silbernen Erzgänge, welche von dem harten kalkartigen Felsen zum Glimmerartigen Schiefer von blätterigem Gypse eingefaßt übergehen, untersucht hatten, stiegen sie über Cuernaraca und durch die Nebeldünste von Guchilaque nach der Hauptstadt Mexiko. Diese Stadt von mehr als 150,000 Einwohnern auf dem Grund und Boden des alten Tenochtitlan, zwischen den Seen von Tezcuca und Xochomillo liegend, (Seen, die sich, seit die Spanier, um die Gefahr der Ueberschwemmungen zu vermeiden, die Bergschlüfte von Sinkoq eröfneten, sehr verringert haben,) diese von eben so breiten, als nach der Schnur gezogenen Strassen durchschnittene, im Angesicht zweyer mit Schnee bedeckter Colossen, wovon der eine (der Popocatepek) ein noch in Brand stehender Vulkan ist, liegende Stadt, die auf einer Höhe von 1160 Toisen eines temperirten und angenehmen Klimas genießt, mit Kanälen, mit angepflanzten Alleen, mit einer unendlichen Menge kleiner indischen Marktflecken umgeben ist, diese Hauptstadt Mexikos ist ohne Zweifel mit den schönsten Städten Europens zu vergleichen. Sie zeichnet sich noch besonders durch grosse wissenschaftliche Etablissements aus, welche mit mehreren in der alten Welt um den Rang streiten könnten, und die in der neuen Welt ihres Gleichen nicht haben. Der botanische Garten, welcher unter der Aussicht eines vortreflichen Botanisten, des Hrn. Cervantes, steht; die Expedition des Hrn. Sesse, blos zum Studium der Mexikanischen Vegetabilien bestimmt, und mit den vortreflichsten Zeichnern besetzt; die Bergwerksschule, deren Entstehen man der Freygebigkeit des Korps der Bergleute und dem schöpferischen Genie des Hrn. Elhuyar verdankt; die Maler-, Kupferstecher- und Bildhauerschule; alle diese Anstalten verbreiten den Geschmack und die Aufklärung in einem Lande, wo die Reichthümer sich der geistigen Ausbildung entgegenzustämmen scheinen. Mit den aus der schönen Sammlung der Bergwerksschule entlehnten Instrumenten begann Hr. v. Humboldt eine sehr weitläuftige Arbeit über die Längenbestimmung Mexikos, die, so wie die zu Havanna gemachten korrespondirenden Observationen der Trabanten es bestättigen, beynahe um zwey Grad falsch war. Nach einem Aufenthalte von einigen Monaten in der Hauptstadt besuchten unsere Reisenden die berühmten Bergwerke von Moran und von Real-del-Monte, in welchen der Erzgang von der Biscayna dem Grafen von Regla Millionen von Piastern eingebracht hat. Sie liessen die Obsidiane von Oyamel, welche Lagen in dem Perlensteine und Porphyr bilden, und dessen sich die alten Mexikaner zu Messern bedienten, ausgraben. Diese ganze Landschaft ist mit Basalten, Amygdaloiden und kalkartigen secondairen Formationen, von der grossen Höhle von Danto von einem Flusse durchschnitten, bis an die Porphyrorgeln von Aktopan, angefüllt, und stellt für die Geologie die interessantesten Erscheinungen dar, Erscheinungen, die auch bereits durch Hrn. M. del Rio, einen Schüler Werners, und einen der geschicktesten Mineralogen unserer Zeit analysirt worden sind. Nach ihrer Rückkehr von der Excursion nach Moran im Julius 1803 unternahmen sie eine andere in den nördlichen Theil des Königreichs. Sie richteten ihre Forschungsreise gleich auf Huehuetoca, wo man mit einem Kostenaufwande von 6 Millionen Piaster eine Oefnung in dem Berg Sincoq gegraben hat, um die Gewässer aus den Thälern von Mexiko in den Fluß Montezuma zu leiten. Sie giengen nachher über Queretaro, wo der Abt Chappe im Jahr 1700 gewesen war, über Salamanca und die fruchtbaren Ebenen von Yrapuato nach Guanaxuato, einer Stadt mit 50,000 Einwohnern, die in einem engen Kessel liegt, und durch die weit einträglicheren Bergwerke, als die von Potosi je waren, berühmt ist. Das Bergwerk des Grafen Valenciana, welches einer beträchtlichen Stadt auf einem Hügel, wo vor 30 Jahren noch Ziegen weideten, seine Entstehung gegeben hat, hat schon eine perpendikuläre Tiefe von 1840 Fuß. Es ist dies die reichhaltigste und tiefste Mine auf der Erde; der jährliche Vortheil der Proprietaires, der niemals dem des Jahres der Auffindung der Ader, beykömmt, neigt sich auf drey Millionen Livres, da er sonst bis auf fünf und sechs Millionen gestiegen war. Nach zwey Monaten von Vermessungen und geologischer Nachforschungen zu Guanaxuato, und nachdem sie zu Comagillas die mineralischen warmen Bäder untersuchten, deren Temperatur 11° nach Reaumur stärker ist, als der auf den Philippinischen Inseln, die Sonnerat für die allerheissesten auf der Erde hält, wandten sich unsere Reisenden über das Thal von St. Yago, wo man in verschiedenen an dem Gipfel der Basalt-Berge befindlichen Teichen eben so viele Craters ausgebrannter Vulkane zu finden geglaubt hat, nach Walladolid, der Hauptstadt des alten Königreichs Michoakan. Von da stiegen sie trotz des ununterbrochenen Herbstregens, über Patzquaro, welches am Ufer eines sehr grossen Teiches liegt, gegen die Küsten des stillen Oceans in die Ebenen von Jorullo hinab, da wo im Jahr 1759 in einer Nacht aus der Erde ein Vulkan von 1494 Fuß Höhe, rund herum mit mehr denn 2000 kleinen noch rauchenden Oefnungen umgeben, sich emporhob. Unsere Reisenden stiegen in den entzündeten Crater des grossen Vulkans auf 258 Fuß perpendikulairer Tiefe hinab, indem sie über Spalten sprangen, welche entzündeten schweflichten hydrogenen Stoff aushauchten. Sie gelangten mit vieler Gefahr, wegen der Zerbrechlichkeit der Basalte und sienitischen Lava, bis beynahe auf den Boden des Craters, wo sie die mit Kohlensäure ausserordentlich überladene Luft analysirten. Von dem Königreiche Mechoacan, einem der lachendsten und fruchtbarsten Länder von Amerika, kehrten sie über die hohe Gebirgsebene von Toluca, wo sie den mit Schnee bedeckten Berg des nämlichen Namens, indem sie auf dessen höchsten Gipfel den Pik von Fraide, welcher 2364 Toisen über die Meeresfläche erhaben ist, ausmassen, nach Mexiko zurück. Sie besuchten auch zu Tulucca den berühmten Händebaum, (den Cheiranthostämon des Hrn. Cervantes ) ein Geschlecht, welches ein fast einziges Phänomen darstellt, weil dieser, der nur als einziges Individuum existirt, von dem höchsten Alter ist. Bey ihrer Rückkehr nach der Hauptstadt von Mexiko blieben sie mehrere Monate über daselbst, um ihre Kräutersammlung, die hauptsächlich an Grasarten sehr reichhaltig war, und ihre geologischen Sammlungen zu reguliren; um die Berechnung der in dem Laufe dieses Jahres vollzogenen barometrischen und trigonometrischen Messungen und Vermessungen zu ziehen, und hauptsächlich, um die Risse des geologischen Atlasses, welchen Hr. v. Humboldt herauszugeben sich vorgenommen hat, ins Reine zu zeichnen. Im Januar 1804 verliessen unsere Reisenden Mexiko, um den östlichen Fall der Cordilleren von Neu-Spanien zu erforschen. Sie nahmen eine geometrische Vermessung der beyden Vulkane von Puebla, des Popocatepek und Jtzaccihuatl vor. Hr. v. Humboldt fand, daß der nämliche Vulkan Popocatepek, auf welchen Hr. Sonnenschmidt, ein eifriger Mineralog, sich bis auf 2557 Toisen zu steigen gewagt hat, viel höher ist, als der Pik von Orizava, welchen man bis jetzt für den höchsten Coloß des Landes Anahuac gehalten hat. Er maaß auch die grosse Pyramide von Cholula aus, ein mysteriöses Werk, welches von den Tultequen aus ungebrannten Ziegelsteinen aufgeführt worden ist, und von deren Spitze man eine prächtige Aussicht auf die beschneiten Berggipfel und die lachenden Ebenen von Tlascala genießt. Nach diesen gemachten Erforschungen stiegen sie über Perote nach Xalapa hinab, einer Stadt, die 674 Toisen über der Meeresfläche erhaben liegt, eine mittlere Höhe, welche die Früchte aller Klimate begünstigt, und wo man einer für die Gesundheit der Menschen gleich sanften und wohlthätigen Temperatur genießt. Hier fanden unsere Reisenden an dem Hrn. Thomas Murphy, einem achtungsvollen Manne, welcher, was so selten ist, ein grosses Vermögen mit dem Geschmacke für die Wissenschaften verbindet, einen Freund, der ihnen alle mögliche Erleichterungen, ihre Operationen in den Gebirgen zu vollenden, verschafte. Der abscheuliche Weg, welcher von Xalapa nach Perote durch fast undurchdringliche Eichen- und Tannenwälder führt, ein Weg, den man zu Chauße umzuschaffen anfängt, ward vermittelst des Barometers dreymal nivellirt. Hr. v. Humboldt gelangte, trotz der Menge des Tages vorher gefallenen Schnees, bis zum Gipfel des berühmten Cofre, der 162 Toisen höher, als der Pik von Tenerissa ist. Er nahm auch eine trigonometrische Vermessung des Pik von Orizava vor, den die Indianer Sitlaltepetl nennen, weil die aus seinem Crater aufsteigenden leuchtenden Dünste ihnen von weitem wie ein untergehender Stern vorkommen, und von dessen Länge Hr. Terrino sehr genaue Versuche bekannt gemacht hat. Nach einem sehr interessanten Aufenthalte in diesen Gegenden, wo im Schatten der Liquidambars und Amyriße, die Epidendrum vanilla, und der Convolvulus jalappa, zwey zur Ausfuhr gleich kostbare Erzeugniße gedeihen, stiegen unsere Reisenden gegen die Küste nach dem Hafen von Vera-Cruz hinab, welcher zwischen lockern Sandhügeln liegt, deren Reverberation der Sonnenstrahlen eine erstickende Hitze verursacht. Sie blieben glücklicherweise von dem schwarzen Erbrechen, welches schon daselbst grassirte, verschont. Sie giengen mit einer spanischen Fregatte nach Havanna, um dort die im Jahr 1800 in Verwahrung gegebenen Kräutersammlungen wieder zu sich zu nehmen. Nach einem Aufenthalte von zwey Monaten segelten sie nach den vereinigten amerikanischen Staaten; ein heftiger Sturm setzte sie beym Herausschiffen aus dem Kanale von Bahama in grosse Gefahr. Nach einer Fahrt von 32 Tagen kamen sie zu Philadelphia an. Sie hielten sich in dieser Stadt, und zu Washington zwey Monate lang auf, und kamen im August 1804 zu Bordeaux mit einer grossen Menge Zeichnungen, mit 35 Kisten Sammlungen, und 6000 Pflanzenarten versehen, wieder in Europa an. Eine umständliche Beschreibung dieser höchst merkwürdigen Reise, und der dabey angestellten Beobachtungen ist bereits von Levrault zu Straßburg angekündiget, und erscheint im Laufe dieses Jahrs daselbst.