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Alexander von Humboldt: „Auszug aus Delametheriés vorläufiger Nachricht von der durch die Herren v. Humboldt und Bonpland in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804 nach den Wendekreisen unternommenen Reise“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1804-Baron_Humboldt-16-neu> [abgerufen am 25.04.2024].

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Titel Auszug aus Delametheriés vorläufiger Nachricht von der durch die Herren v. Humboldt und Bonpland in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804 nach den Wendekreisen unternommenen Reise
Jahr 1804
Ort Wien
Nachweis
in: Archiv für Geographie und Statistik, ihre Hülfswissenschaften und Litteratur mit vorzüglicher Rücksicht auf die österreichischen Staaten 2:12 (1804), S. 382–404.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Antiqua (mit lang-s); Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: II.23
Dateiname: 1804-Baron_Humboldt-16-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 23
Zeichenanzahl: 42128

Weitere Fassungen
Baron Humboldt (Philadelphia, Pennsylvania, 1804, Englisch)
Notice d’un voyage aux tropiques, exécuté par MM. Humboldt et Bonpland, en 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 et 1804. Par J.-C. Delamétherie (Paris, 1804, Französisch)
Baron Humboldt (New York City, New York, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Philadelphia, Pennsylvania, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (New York City, New York, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Philadelphia, Pennsylvania, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Charleston, South Carolina, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Harrisburg, Pennsylvania, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Washington, District of Columbia, 1804, Englisch)
Travels of Baron Humboldt (Kingston, New York, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Washington, District of Columbia, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Amherst, New Hampshire, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Richmond, Virginia, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (New Bedford, Massachusetts, 1804, Englisch)
Baron Humboldt (Dover, New Hampshire, 1804, Englisch)
Auszug aus Delametheriés vorläufiger Nachricht von der durch die Herren v. Humboldt und Bonpland in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804 nach den Wendekreisen unternommenen Reise (Wien, 1804, Deutsch)
Reise der Herren von Humboldt und Bonpland nach den Wendekreisen In den Jahren 1799 bis 1804. Eine gedrängte Uebersicht des Auszugs ihrer Memoiren v. J. C. Delametherie. Nach dem Französischen übertragen von Schirges Dr. (Hannover, 1805, Deutsch)
J. C. Delametherie’s vorläufige Nachricht von der durch die Herren v. Humboldt und Bonpland in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804 nach den Wendekreisen unternommenen Reise (Weimar, 1805, Deutsch)
Short Account of the Travels between the Tropics, by Messrs. Humboldt and Bonpland, in 1799, 1800, 1801, 1802, 1803, and 1804. By J. C. Delametherie (London, 1805, Englisch)
J. C. Delametherie’s vorläufige Nachricht von der durch die Herren von Humboldt und Bonpland in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804 nach den Wendekreisen unternommenen Reise (Salzburg, 1805, Deutsch)
Account of the Travels between the Tropics of Messrs. Humboldt and Bonpland, in 1799, 1800, 1801, 1802, 1803, and 1804. By J. C. Delamétherie (London, 1805, Englisch)
Travels in South America (Edinburgh, 1805, Englisch)
Voyage de Humboldt et Bonpland en Amérique, tiré du magasin littéraire de Philadelphie, publié en juillet 1804 (Paris, 1807, Französisch)
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Auszug aus Delametheriés vorläufiger Nachricht von der durch dieHerren v. Humboldt und Bonpland in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802,1803 und 1804 nach den Wendekreiſen un-ternommenen Reiſe.

Der allgemeine Antheil, den die gelehrte Welt mitſo viel Recht an der Reiſe der Hrn. v. Humboldt und Bonpland nimmt, läßt es allerdings erwarten, daßeine vorläufige Nachricht von den Reſultaten derſelben,bis man ſolche aus der eigenen Beſchreibung der Rei-ſenden künftig umſtändlicher erfahren kann, dem Publi-kum höchſt angenehm ſeyn wird. Nachdem Hr. v. Humboldt acht Jahre hindurch inDeutſchland, Pohlen, England, Frankreich, in der Schweitzund Italien phyſikaliſche Beobachtungen angeſtellt hatte,kam er im Jahre 1798 nach Paris, wo ihm das National-Muſeum zu ſeinem Vorhaben, die Reiſe um die Welt,mit dem Kapitain Baudin zu machen, gefällig die Handbot. Allein es tratten eben, als die Reiſe unternommenwerden ſollte, und er ſich hiezu mit Hr. Alexander Aimégoujon Bonpland (Eleven der Arzneyſchule, unddes botaniſchen Gartens zu Paris) nach Havre begebenwollte, Hinderniße ein, welche nicht nur eine Verſchie-bung derſelben veranlaßten, ſondern auch Hr. v. Hum-boldt ferneres Vorhaben, eine Reiſe über Egypten durch |383| Afrikazu unternehmen, vereitelten; bis endlich eineglückliche Vereinigung begünſtigender Umſtände Hr. v. Humboldt für den Verdruß ſo vielen Verzuges ent-ſchädigten: der Hof von Madrid gab ihm nemlich im März1799, als er ſich eben in Spanien aufhielt, um von hiernachAfrikazu gelangen, die ausgedehnteſte Erlaubnißnach den ſpaniſchen Kolonien in Nord- und Süd-Ameri-ka zu gehen, und dort alle Nachforſchungen, alle Unter-ſuchungen: die zu den Fortſchritten der Wiſſenſchaftendienen können, anſtellen zu dürfen. Se. katholiſche Ma-jeſtät würdigte den Erfolg dieſer Expedition mit perſön-lich bezeugter Theilnahme zu beehren, und Hr. v. Hum-boldt gieng, nachdem er einige Monate zu Madrid und Aranjuez verweilt hatte, im Monat Junius 1799,von ſeinem Freunde Bonpland begleitet, aus Europaab. Mit dieſem Freunde hat Hr. v. Humboldt fünfJahre hindurch auf eigene Koſten eine Reiſe in beyde He-misphären gemacht; eine Reiſe zu Waſſer und zu Lan-de von beynache 9000 franz. Meilen, und die größte,die jemals ein Privatmann unternommen hat. Beyde mitEmpfehlungsſchreiben vom ſpaniſchen Hofe verſeheneReiſende giengen mit der Fregatte Pizzaro de la Co-runna nach den Canariſchen Inſeln ab. Sie landeten ander Inſel Grazioſa, und zu Teneriffa, wo ſie bisan den Grater des Piks von Teyde ſtiegen, umdie atmosphäriſche Luft zu analyſiren, und über die Ba-salte und porphyrartigen Schiefer Afrika’s geologiſcheBeobachtungen anzuſtellen. Sie kamen im Monat Julius imHaven von Cumana, am Meerbuſen von Cariaco, einem Theile des mittägigen Amerika’s, an. Sie beſuch-ten im Verlaufe der Jahre 1799 und 1800 die Küſte von Paria, die Miſſionen der Indier, Chaymas und dieProvinz Neu-Andalusien, eines der heiſſeſten, abergeſündeſten, obwohl durch häufige und ſchröckliche Erd-beben verwüſteter Länder der Erde; ſie durchreiſten dieProvinz Neu-Barcelona, Venezuela und das ſpa-niſche Guyana. Nachdem ſie mittelſt der Beobachtun- |384| gen der Trabanten des Jupiters zu Cumana, Caracas; und auf mehreren andern Punkten die Längen beſtimmt,und nachdem ſie auf den Gipfeln des vom Bejaria be-kränzten Caripe und Silla de Avila herbori-sirt hatten, giengen ſie von der Hauptſtadt Caracas im Februar 1800 nach den ſchönen Thälern von Ara-gua ab. Von Portocabelo begaben ſie ſich gegen Süden,drangen längs den Küſten des antilliſchen Meeres bis andie Gränzen von Braſilien, gegen den Aequator vor,giengen nachher mitten durch die weiten Flächen von Calabozo, Apura und des Nieder-Oronoko, die Lianos, Wüſten, die den Afrikaniſchen gleichen, undwo durch das Zurückprallen der drückendſten Hitze der Reaumurſche Thermometer im Schatten auf 33 bis37° ſtieg., und wo der zwey Tauſend Quadratmeilen groſſebrennende Erdſtrich ſich nur 5 Zoll über die Meeresflä-che erhebt. Der der Oberfläche des Meeres gleiche Sandzeigt durchgehends das ſonderbarſte Phänomen der Strahlen-brechung und Wellenbewegung. Er birgt in den Mona-ten der Dürre und ohne Gras Krokodille und Rieſenſchlan-gen. Der Mangel an Waſſer, die Sonnenhitze, und dervon den brennenden Winden in die Höhe gehobene Sandermüden wechſelſeitig den Reiſenden, welcher ſich mitſeinem Maulthiere nach dem Laufe der Geſtirne, odernach einigen zerſtreuten Sträuchen der Mauritia oderdes Embothrium, welche man von drey zu dreyfranz. Meilen entdeckt, richtet. Zu St. Fernando d’Apura, in der Provinz von Varinas begannen die Herren v. Humboldt und Bonpland eine beſchwerliche Schiffahrt von ungefähr500 Seemeilen, welche Sie auf indianiſchen Kähnen zu-rücklegten, und mit Hülfe der mathematiſchen Längen-Uhren, der Trabanten, Stern- und Mondsentfernungeneine Karte vom Lande aufnahmen. Sie fuhren dem Rio Apura herab, welcher ſich unter dem 7ten Grade derBreite in den Oronoko ergießt. Da ſie der drohenden |385| Gefahr eines Schiffbruches bey der Inſel Pananuma glücklich entgangen waren, ſo fuhren ſie den letztbenanntenFluß bis an die Mündung des Guaviare, hinauf, paſſir-ten die berühmten Waſſerfälle von Atures und May-pure, wo die Höhle von Ataruipo die Mumien einesdurch die Kriege der Karaiben und Maravitanos vernichteten Volkes in ſich birgt. Bey der Mündung des Rio Guaviare, welcher von Neu-Grenada die Anden herabfließt, und welchen der Pater Gumilla irrig für die Quelleu des Oronoko gehalten hatte,verlieſſen ſie dieſen Fluß, und fuhren die kleinen Flüß-chen Atabapo, Tuamini und Temi hinauf. Von der Miſſion javita drangen ſie zu Landebis an die Quellen des Guainia, welchen die Europäer Rio Negro nennen, und den la Condamine (wel-cher ihn bloß bey ſeinem Einfluße in den Amazonen- fluß geſehen hat) ein Meer von ſüſſem Waſſer nennt.Einige dreyſig Indianer trugen die Canots von hierbis an den Cano Pimichin. Vermittelſt dieſes kleinenFlüßchens gelangten die Reiſenden an den ſchwarzen Fluß,welchen ſie bis an die kleine Feſtung St. Carlos, undbis an die Gränzen von Groß-Para, einem Hauptbe-zirke von Braſilien hinabfuhren. Ein von Temi bis Pimichin vermöge des ebenen Terrains ſehr leichtzu grabender Canal würde eine innere Kommunikationzwiſchen der Provinz Caracas und der Hauptſtadt Pa-ra, eine unendlich kürzere Kommunikation, als die von Casiguiare darbieten. Auch könnte man vermittelſtdieſes nemlichen Kanals (denn von der Art iſt die be-wundernswürdige Lage der Flüſſe in dieſem neuen Welt-theile) von Rio Guallaga, drey Tagereiſen von Limaoder von der Südſee, auf Kähnen und vermittelſt des Amazonenflußes und des Nio Negro bis an dieMündungen des Oronoko gerade der Inſel Trinitad über, hinabſegeln, eine Fahrt, welche beynahe 2000 franz.Meilen beträgt. Die Mißhelligkeiten, welche gerade zuder Zeit zwiſchen dem Spaniſchen und PortugieſiſchenHofe herrſchten, verhinderten Hrn. v. Humboldt ſeine |386| forſchenden Unternehmungen bis jenſeits St. Gabrielde las Cochuellas in der Generalhauptmannſchaftvon Groß Para auszudehnen. La Condamine und Maldonado hatten dieMündung des Rio Negro aſtronomiſch beſtimmt. DasHinderniß war alſo weniger fühlbar, es war indeſſen einviel unbekannterer Theil, nemlich der Arm des Orono- ko, Namens Casiguiare, welcher die Kommunikationzwiſchen dem Oronoko, und Amanzonenfluſſe bildet, und über deſſen Exiſtenz man ſeit fünfzig Jah-ren ſo viel geſtritten hat, zu beſtimmen. Um dieſesGeſchäft auszuführen, fuhren die Herren v. Humboldt und Bonpland von der ſpaniſchen Feſtung St. Carlos durch den ſchwarzen Fluß und den Casiguiare in den Oronoko, und auf dem letztern bis an die MißionEsmeraldo bey dem Vulkan Duida, oder bis andie Quellen des Fluſſes aufwärts. Die Guaikas-Indier, eine ſehr weiſſe, ſehrkleine, faſt zwergartige, aber höchſt kriegeriſche Nation,welche das Land öſtlich von Pasimoni bewohnt, unddie ſehr kupferfarbnen Guajariben, die noch weitwilder und bis jetzt Menſchenfreſſer ſind, machten jedenVerſuch bis an die Quelle des Oronoko ſelbſt vordrin-gen zu können, unausführbar, welche die ſonſt ſehr ver-dienſtlichen Charten von Caulin viel zu weit gegenMorgen ſetzten. Von der Mißion Esmeralda, einigen in demhinterſten und einſamſten Winkel dieſer indiſchen Weltverſteckten Hütten, fuhren unſere Reiſenden mit Hülfedes hohen Waſſers 340 franz. Meilen, das heißt den gan-zen Oronoko bis an ſeine Mündungen abwärts, nachSt. Thomas von Nueva Cuayana oder Angostu-ra, paſſirten zum zweitenmahle die Waſſerfälle, bis zuwelchen die beyden Hiſtoriographen dieſes Landes Gu-milla und Caulin niemals gekommen waren. Während dieſer langen müheſeligen Fahrt waren un-ſere Reiſende ununterbrochenen Leiden und Gefahren aus- |387| geſetzt. Sie kehrten vom Oronoko durch die Ebenenvon Cari und die Miſſionen der Karibiſchen In-dianer, einer auſſerordentlichen Menſchengattung, undvielleicht nächſt den Patagoniern die größten und robu-ſteſten Leute auf der Erde, nach Barcelona und Cu-mana zurück. Nach einem Aufenthalte von einigen Monaten aufder Küſte verfügten ſie ſich längs der ſüdlichen Seite St. Domingos und Jamaicas nach Havana. Dieſein einer ſehr ſpäten Jahreszeit vollzogene Fahrt, wareben ſo langwierig, als gefährlich, da das Schiff in derNacht beynahe auf den Klippen ſüdlich der Sandbank von Vibora, deren Länge Hr. v. Humboldt vermittelſt desZeitmeſſers beſtimmt hat, geſcheitert wäre. Er verweil-te drey Monate auf der Inſel Cuba, wo er ſich mitder Längebeſtimmung von Havana und mit der An-gabe einer neuen Bauart von Oefen für die Zuckerſie-dereyen, welche ſich ſeitdem erhalten und ziemlich all-gemein verbreitet hat, beſchäftigte. Er war eben imBegriffe, nach Vera Cruz abzugehen, in der Abſichtdurch Mexico und Acapulco nach den Philippini-ſchen Inſeln, und von da (wäre es möglich geweſen),über Bombai, Balſora und Haleb nach Konſtan-tinopel zu reiſen, als ihn falſche Nachrichten von derReiſe des Capt. Baudin von ſeinem Plane abführten.Die amerikaniſchen Zeitungen verkündeten nämlich, daßdieſer Seemann von Frankreich nach Buenos-Ayres abgehen, und wenn er das Vorgebirge Horn umſchiffthaben, längs den Küſten von Peru und Chili hinſegelnwürde. Hr. v. Humboldt hatte bey ſeiner Abreiſe aus Paris im Jahr 1798 dem Muſeum und dem Capt. Bau-din verſprochen, daß, ſobald die Franzöſiſche damalsunterbliebene Seereiſe ſtatt haben würde, er ſich mitderſelben zu vereinigen ſuchen würde, er befinde ſichauch auf einem Theile der Erdkugel, auf welchem erwolle; er ſchmeichelte ſich, daß ſeine und des Hrn. |388| Bonpland Nachforſchungen für die Fortſchritte in denWiſſenſchaften weit nützlicher ausfallen würden, wennſie ihre Bemühungen mit denen der Gelehrten, welcheCapt. Baudin begleiten ſollten, vereinigten. Alle dieſeRückſichten beſtimmten Hrn. v. Humboldt, ſeine Ma-nuſkripte von den Jahren 1799 und 1800 gerade nachEuropa zu ſenden, und ſich eine kleine Goëlette indem Haſen zu Batabano zu miethen, um nach Car-thagena in Südamerika, und von da, ſo geſchwindeals immer möglich, über die Landenge von Panama in die Südſee abzugeben. Er hoffte, den Capt. Baudin zu Guayaquil oder zu Lima anzutreffen, und mitihm Neu-Holland und die Inſeln des ſtillen Oceans, die eben ſo intereſſant wegen des Reichthums ihrer Ve-getation, als in Hinſicht moraliſcher Beobachtungen ſind,zu beſuchen. Es wäre unklug geweſen, die Manuſkripte und be-reits zuſammengebrachten Sammlungen den Gefahren die-ſer langen Seereiſe auszuſetzen. Die Manuſkripte, überderen Schickſal Hr. v. Humboldt drey Jahre hindurch ineiner grauſamen Ungewißheit lebte, waren gerettet, alleinein Drittheil der Naturalienſammlungen hat die See beyeinem Schiffbruche verſchlungen. Glücklicherweiſe hatdieſer Verluſt, worunter ſich Inſekten vom Oronoko und Rio Negro befanden, nur die Doubletten betroffen. Hr. v. Humboldt gieng im März 1801 von Bata-bano ab, ſegelte ſüdlich längs der Inſel Cuba hin,und beſtimmte auf der Gruppe der Inſelchen, die mandie Gärten des Königs nennt, und den Landungspunktendes Dreyeinigkeits-Hafens, mehrere aſtronomiſche Punk-te. Die Meeresſtröme verlängerten ſeine Fahrt, welchenur 13 bis 15 Tage dauern ſollte, über einen Monat.Sie warfen die Goëlette viel zu weit weſtlich überdie Mündungen des Atracto hinaus. Man landete an Rio Sinu, wo noch nie ein Botaniker herboriſirt hatte;allein die Annäherung von Carthagena war ſehr |389| beſchwerlich wegen der Gewalt der Brandung bey St. Martha. Die Goëlette wäre nahe an der Rieſen-ſpitze beynahe umgeſchlagen, man mußte ſich an dieKüſte flüchten, um ſich vor Anker zu legen, wo Hr. v. Humboldt aus dieſem Umfalle den Vortheil zog, dieMondsfinſterniß am 2ten März 1801 zu beobachten. Un-glücklicherweiſe erfuhr man auf dieſer Küſte, daß dieJahreszeit ſchon zu ſpät ſey, um eine Schiffahrt auf derSüdſee von Panama bis Guayaquil zu unternehmen;er mußte alſo auf die Ausführung des Projekts, den Isthmus zu durchreiſen, Verzicht thun; und das Ver-langen, den berühmten Mutis näher kennen zu lernen,und deſſen unermeßliche Reichthümer in Naturalien zuunterſuchen, beſtimmten Hrn. v. Humboldt, einige Wo-chen in den mit Guſtavia, Tolui-fera, Anna-cardium Karacoli (Elephantenlaus) und Cavauillesca der Peruvianiſchen Botaniſten ge-ſchmückten Wäldern von Turbaco zu verweilen; undbinnen 35 Tagen den ſchönen und majeſtätiſchen Flußde la Magdalena wieder hinauf zu fahren, von wel-chem Fluße er, trotz der Plage von den Musquitos, die Charte ſkizzirte, während Bonpland die in Er-zeugung von Heliconia, Pſychotria, Melaſto-ma, Myrodia und Dychotria emetica, derenWurzel die Ypekakuanha von Carthagena iſt,reichhaltige Vegetation erforſchte. Nachdem unſere Reiſenden zu Honda ans Land ge-ſtiegen waren, begaben ſie ſich auf Mauleſeln, und aufabſcheulichen Wegen, mitten durch Wälder von Eichen, Melaſtoma und Cinchona nach St. de Bogota, der Hauptſtadt des Königreichs Neu-Granada, ineiner ſchönen 1360 Toiſen über die Meeresfläche er-habnen, und unter Begünſtigung einer beſtändigen Früh-lingstemperatur, mit europäiſchen Getreide und aſiatiſchenSeeſam angebauten Ebene. Die prächtigen Sammlungendes Mutis, der große und impoſante 98 Toiſen noch herabſtürzende Waſſerfall von Tequendama, |390| die Bergwerke von Mariquita, St. Anna, und Zi-paguira, die von der Natur gebildete Brücke von Icononzo, wo zwey losgeriſſene Felſen durch einErdbeben eine ſolche Stellung bekommen haben, daß ſieeinen Dritten in der Luft ſchwebenden Felſen wie Pfei-ler halten, alle dieſe beſondern Gegenſtände beſchäftigtenunſere Reiſenden bis in den September 1801. Von dieſer Zeit an unternahmen ſie trotz des Regens,welcher die Wege faſt unbrauchbar machte, die Reiſenach Quito; ſie ſtiegen über Fuſagaſuga wieder indas Thal Magdalena hinab, paſſirten die Andes von Quindiu, wo die ſchneeweiſe Pyramide von Tolinaſich mitten aus Wäldern von Styrax, baumartigenPaſſifloren, Bambusrohr, und Wachspalmen emporhebt.Sie mußten ſich dreyzehn Tage im Kothe herumſchleppen,und wie am Oronoko unter freyem Himmel in denGehölzen, ohne eine Spur von Menſchen zu haben, dieNächte hinbringen. Nachdem ſie baarfuß und vom im-merwährenden Regen entkräftet in dem Thale des Flußes Cauca angekommen waren, verweilten ſie zu Cartha-go und Buga, und durchzogen die Provinz Chaco, demVaterlande der Platina, welche ſich unter abgebrochenenmit Olivin und Augit angefüllten Baſaltgeröllen Grün-ſtein und foſſillem Holze findet. Sie ſtiegen ſodann über Caloto und die Goldwä-ſcherey von Quilichao nach Popayan, welches amFuße der mit Schnee bedeckten Vulkane von Puraca und Sotara liegt, und von Bouguer zur Zeit ſeinerRückkehr nach Frankreich beſucht ward. Es hat eine dermaleriſchſten und in Betreff des Klimas der vortreflichſtenLagen auf dem Erdrund, und der Thermometer hielt ſichbeſtändig von 17 bis 19° nach Reaumur. Nachdemunſere Reiſenden mit vieler Mühe an den Crater desVulkans von Purace, eine mit ſiedendem Waſſer an-gefüllte Oefnung, die mitten im Schnee mit einem ſchreck-lichen Gebrauſe hydrogene Schwefeldünſte auswirft, ge-langt waren, giengen ſie von Popayan über die ſteilen |391| Cordillieren von Almaguer nach Paſto, vermie-den aber die verpeſtete und anſteckende Atmosphäre desThales von Patia. Von Paſto, einer ebenfalls amFuße eines brennenden Vulkans gelegenen Stadt, gien-gen ſie über Guachucal mitten durch die hohe Ebeneder Provinz de los Patos, die von dem ſtillen Meeredurch die Anden des Vulkans von Chili und Cum-bal getrennt, und durch ſeine groſſe Fruchtbarkeit anWaitzen und Koka (Erythroxylon peruvianum) berühmt iſt. Endlich nach einer vier monatlichen Reiſegelangten ſie in die ſüdliche Hemisphäre nach der Stadt Ibarra, und nach Quito. Die Herren v. Humboldt und Bonpland kamenam 6ten Januar 1802 zu Quito an, und ſetzten ihregeologiſchen und botaniſchen Nachforſchungen acht bisneun Monate hindurch in dem Königreiche Quito fort,einem Lande, deſſen koloſſaliſche Höhe ſeiner Schneebe-deckten Berggipfel, die beſtändige Aktivität ſeiner wech-ſelweiſe Feuer, Felſen, Unrath und Schwefelleberwaſſerauswerfenden Vulkane, die Menge der Erdbeben, (dasvom 7ten Februar 1797, verſchlang in wenig Sekundennahe an 40,000 Einwohner) ſeine Vegetation, die Ueber-reſte der Peruvianiſchen Architektur, und mehr noch, alsalles dieſes, die Sitten ſeiner alten Bewohner, es vielleichtzu dem intereſſanteſten Lande unſerer Erde machen. Nach zwey fruchtloſen Verſuchen gelang es ihnenzweymahl, bis an den Crater des Vulkans Pichincha zu gelangen, wo ſie Verſuche über die Analyſe der Luft,deren elektriſche, magnetiſche, hygroſkopiſche Ladung,deren Elaſtizität und die Grade der Temperatur des ko-chenden Waſſers anſtellten. Zur Zeit als Condamine hier geweſen, war dieſerin porphyrartigen Baſalt ausgehöhlte unermeßliche Schlundausgekühlt, und mit Schnee angefüllt; unſere Reiſendenfanden ihn neuerdings entzündet, und dieſer neue Vorfallwar für die Stadt Quito, welche nur 4 bis 5000 Toiſendavon entfernt liegt, ſehr niederſchlagend. Es fehlte |392| nicht viel, ſo hätte es Hrn. v. Humboldt auch das Lebengekoſtet; denn bey ſeinem erſten Verſuche, da er ſichmit einem Indianer, der den Rand des Craters eben ſowenig, als er ſelbſt kannte, allein befand, wäre er baldverſunken, indem er über eine nur mit einer Lage vomgefrornen Schnee überzogene Kluft weggieng. Unſere Reiſenden machten während ihres Aufenthal-tes in dem Königreich Quito beſondere Excurſionen aufdie Schneegebirge von Antiſana, Cotopaxi, Tun-guragua, und Chimborazo, welches der höchſteBerg unſers Erdballs, und von den franzöſiſchen Akade-mikern nur approximatif gemeſſen worden iſt. Sieunterſuchten und ſtudirten hauptſächlich den geognoſtiſchenTheil der Cordillieren der Anden, über welchenin Europa noch nichts erſchienen iſt; denn die Mineralo-gie iſt ſo zu ſagen weit jünger, als die Reiſe von Con-damine, deſſen allumfaſſendes Genie, deſſen unglaubli-che Thätigkeit ſonſt alles aufgrief, was in den phyſiſchenWiſſenſchaften intereſſant ſeyn konnte. Die trigonome-triſchen und barometriſchen Vermeſſungen des Hrn. v. Humboldt haben dargethan, daß einige dieſer Vulkane,hauptſächlich der von Tunguragua, ſich ſeit 1753anſehnlich geſenkt haben. Dieſe Reſultate ſtimmen mitdem, was die Bewohner von Pelileo und den Ebenenvon Topia mit ihren Augen bemerket haben, über-ein. Hr. v. Humboldt erkannte dieſe ganzen groſſen Maſſenfür ein Werk der Cryſtalliſation. Alles, ſchrieb er an Delamétherie, was ich in dieſen Regionen, wo diehöchſten Erhöhungen der Erde ſich befinden, geſehenhabe, hat mich immer mehr und mehr in der groſſenIdee, die Sie von der Entſtehung der Berge aufgeregthaben, befeſtiget. Alle Maſſen, aus welchen ſie entſtan-den ſind, haben ſich nach dem Grade ihrer Aehnlichkeitoder Verwandtſchaft vermöge der Geſetze der anziehen-den Kraft vereinigt, und haben ebenfalls durch die Ge-fetze der Cryſtalliſation auf den verſchiedenen Plätzen der |393| Erdoberfläche, die mehr oder minder wichtigen beträcht-lichen Höhen gebildet. Es kann in dieſer Hinſicht fürden Reiſenden, welcher ohne vorgefaßte Meinung dieſegroſſen Maſſen betrachtet, kein Zweifel übrig bleiben.Sie werden aus unſern Berichten erſehen, daß auch nichtein einziger von den Gegenſtänden iſt, die ſie abhandeln,den wir nicht durch unſere Arbeiten weiter zu erläuterngeſucht haben. Bey allen dieſen im Januar 1802 begonnenen Excur-ſionen wurden unſere Reiſenden durch Hrn. Karl Mon-tufár, Sohn des Marquis Selvalégre von Quito, einen für die Fortſchritte der Wiſſenſchaften eifrig be-mühten Privatmann, begleitet. Welcher damit umgeht,die Pyramiden von Sarouguier, Grundſäulen der be-rühmten Baſis der franzöſiſchen und ſpaniſchen Akademi-ker auf eigene Koſten wieder aufzubanen. — Dieſer jun-ge höchſt intereſſante Mann iſt mit Hrn. v. Humboldt,nachdem er ihn auf ſeiner übrigen Forſchungsreiſe in Peruund Mexiko begleitete, nach Europa übergangen. DieUmſtände begünſtigten die Anſtrengungen dieſer dreyReiſenden ſo, daß ſie bis auf die höchſten Gipfel derGebirge, bis wohin ſich noch nie ein Menſch verſtiegenhatte, gelangten. Auf dem Vulkan Antiſana brachtenſie die Inſtrumente mehr als 2200, auf den Chimbo-razo am 23. Junius 1802 über 3300 Fuß, höher als Con-damine und Bouguer auf den Corazon ſteigenkonnten. Sie gelangten auf eine Höhe von 3036 Toiſen überdie Meeresfläche des ſtillen Oceans, und ſahen aus ih-ren Augen, aus ihren Lippen und Zahnfleiſche das Blutvordringen, und von einer Kälte gefrieren, die der Ther-mometer nicht mehr anzeigte, die aber während derInſpiration einer ſo ſehr verdünnten Luft von dem Man-gel an Wärmeſtoſſ herrührte. Eine 80 Toiſen tiefe undſehr breite Kluft hinderte ſie auf den Gipfel des Chim-borazo, wohin ſie ungefähr noch 224 Toiſen hatten,zu gelangen. |394| Während ſeines Aufenthalts zu Quito erhielt Hr. v. Humboldt einen Brief des franzöſiſchen Nationalinſtituts,aus welchem er erſah, daß der Kapitain Baudin nachNeu-Holland abgeſegelt ſey, und die öſtliche Fahrt umdas Vorgebirg der guten Hoffnung herum eingeſchlagenhabe; er mußte alſo darauf, ſich zu ihm zu geſellen,Verzicht thun, und doch hatte die Hoffnung dazu unſereReiſenden 13 Monate über beſchäftiget, und ihnen dieMöglichkeit, von Havana nach Mexiko und denPhilippiniſchen Inſeln zu gehen, aus den Händen geſpielt.An Unfälle aller Art gewöhnt, tröſteten ſie ſich leichtüber dieſen Streich des Geſchickes; und Baudins Reiſe,oder vielmehr die falſche Nachricht von der Direktionderſelben hatte dazu Veranlaſſung gegeben, daß ſie uner-meßliche Länder, auf welchen ohne dieſen Zufall viel-leicht lange Zeit kein Naturforſcher zur Unterſuchung ſeinAugenmerk gerichtet haben würde, bereiſeten. Da Hr.v. Humboldt ſich von jetzt an entſchloß, ſeine Expedi-tion auſ eigene Hand zu verfolgen, ſo nahm er ſeinenWeg von Quito nach dem Amazonen-Fluße und Lima, in der Erwartung, dort den wichtigen Durch-gang des Merkurs durch die Sonnenſcheibe zu beobach-ten. Unſere Reiſenden beſuchten anfänglich die Ruinen von Lactacunga, Hambato und Riobamba, einemin dem ungeheuern Erdbeben von 1797 über den Haufengeworfenen Erdſtrich. Sie zogen durch die Schneegefildevon Aſſouay und Cuenca, und von da mit erſtaun-lichen Mühſeligkeiten wegen des Transports der Inſtru-mente und eingepackten Kräuterſammlung durch den Pa-ramo von Saragura nach Loxa. Hier in den Wäl-dern von Gonzanama und Malacates unterſuchtenſie den koſtbaren Baum, welcher die FiebervertreibendeRinde (Chinarinde) liefert. Die große Ausdehnungdes Erdſtriches, den ihre Expedition umfaßte, gewährteihnen den Vortheil, den vor ihnen noch kein Botanikergenoſſen hat, durch eigene Anſicht die verſchiedenen |395| Gattungen von Cinchona zu Sta. Fé, Popayan,Cuenza, Loxa und Jaen mit der Cuspa und Cuspara von Cumana und am Rio Carony, wovon letzterer fälſchlich Cortex Anguſturæ ge-nannt wird, und einer neuen Gattung der Pentandriamenogynia mit wechſelsweiſe ſtehenden Blättern zu-zugehören ſcheint, zu vergleichen. Von Loxa kamen ſie über Ayavaca und Goun-cabamba nach Peru, und giengen quer über denhohen Gipfel der Anden, um ſich gegen den Ama-zonen-Fluß zu wenden. Sie hatten in zwey Tagenden Rio de Chamaya fünf und dreyßig Mal zu paſ-firen; dieſe Uebergänge waren immer gefährlich, und ge-ſchahen bald mittelſt der Floſſe, bald durch Fuhrten. Sieſahen die prächtigen Ueberreſte der Heerſtraſſe von Ynga, die die Vergleichung mit den ſchönſten in Frankreich undSpanien aushält, und auf dem porphyriſchen Rücken der Anden 1200 bis 1800 Toiſen in der Höhe von Cusko bis Aſſonay fortlief, und mit Tambos, (Wirthshäuſern)und öffentlichen Brunnen verſehen war. Endlich ſchiff-ten ſie auf eine Flöſſe von Ochroma, an dem kleinenindianiſchen Dorfe Chamaya, ein, und fuhren aufdem Fluſſe gleiches Namens in den Amazonen-Fluß hinab, und beſtimmten die aſtronomiſche Lage dieſes Zu-ſammenflußes durch die Culmination verſchiedener Sterneund den Zeitmeſſer. Condamine ſchiffte ſich bey ſeiner Rückreiſe von Quito nach Para und Frankreich auf dem Amazo-nen-Fluße weit unter Quebrada und Cuchunga ein; mithin hatte er keine weitere Längenbeobachtung,als bis an die Mündung des Rio Napo. Hr. v. Hum-boldt ſuchte dieſe Lücken auf der ſchönen Charte desfranzöſiſchen Aſtronomen auszufüllen, indem er auf dem Amazonen-Fluße bis an die Waſſerfälle von Ren-tema ſchiffte, und entwarf zu Tomependa, demHauptorte der Provinz Jean de Bracamorros, ei-nen detaillirten Plan dieſes unbekannten Theiles vom |396| Ober-Maranou, ſowohl aus ſeinen eigenen Beobach-tungen, als aus den Nachrichten, welche er darüber vongereiſten Indianern erlangte. Hr. Bonpland machteunterdeſſen eine intereſſante Excurſion in die um die Stadt Jaen liegenden Wälder, wo er neue Gattungen von der Cinchona entdeckte; und nachdem er von dem bren-nenden Klima dieſer einſiedleriſchen Gegend viel ausgeſtan-den: nachdem er Gelegenheit gehabt hatte, eine reichhaltigeVegetation in neuen Gattungen von Jacquinia, Go-doya, Poleria, Bougainvillea, Colletia und Piſonia zu bewundern, giengen unſere drey Reiſendenzum fünftenmale über die Cordillieren der Anden, über Montan zurück, um ſich wieder nach Peru zubegeben. Sie fixirten den Standpunkt, auf welchem der Kom-paß von Borda den Punkt Null der magnetiſchen Nei-gung zeigte, obwohl dieß auf 7 Grad der ſüdlichen Breitewar. Sie unterſuchten die Bergwerke von Hualguayok, wo das gediegene Silber ſich in groſſen Maſſen, 2000Fuß Höhe über der Meeresfläche befindet; Bergwerke,in welchen einige metalliſche Gänge verſteinerte Muſchelnenthalten, und die nebſt denen von Pesco und von Huantajayo gegenwärtig die reichſten in Peru ſind.Von Caxamarca, welches durch ſeine warmen mi-neraliſchen Bäder, und durch die Ruinen des Pallaſtesdes Atahualpa berühmt iſt, ſtiegen ſie nach Tru-xillo hinab, deren Nachbarſchaft die Spuren der uner-meßlichen Peruvianiſchen Stadt Manſiche zeigt, diemit Pyramiden geziert war, in deren einer man im acht-zehnten Jahrhunderte für mehr als vier Millionen franz.Livres in geſchlagenem Golde fand. Bey dieſem weſtlichen Hinabſteigen von den Anden genoſſen unſere Reiſenden zum erſtenmale den impoſantenAnblick des ſtillen Oceans, und jenes langen und engenThales, deſſen Bewohner weder Regen noch Donnerkennen. Von Truxillo verfolgten ſie die dürren Küſten des |397| Südmeeres, welche vor Zeiten durch die Kanäle von Ynga bewäſſert und fruchtbar gemacht waren, von de-nen aber nichts als traurige Ueberreſte geblieben ſind.Nachdem ſie über Santa und Guarmey zu Lima angekommen waren; blieben ſie einige Monate in dieſerintereſſanten Hauptſtadt von Peru, deren Einwohner ſichdurch die Lebhaftigkeit ihres Genies und die Liberalitätihrer Geſinnungen auszeichnen. Hr. v. Humboldt hattedas Glück, im Hafen zu Calao von Lima das Endedes Durchganges des Merkurs ganz vollkommen zu beob-achten; ein um ſo glücklicherer Zufall, da der dicke Ne-bel, der in dieſer Jahrszeit herrſcht, oft zwanzig Tageüber die Sonnenſcheibe nicht zu Geſichte kommen läßt.Er war erſtaunt, in Peru, in ſo einer unermeßlichenEntfernung von Europa, die neueſten literariſchen Pro-dukte, welche die Chymie, Mathematik, und Phyſik ab-handeln, vorzufinden; und er bewunderte eine groſſeintellektuelle Thätigkeit bey den Einwohnern, welchedie Europäer der Ueppigkeit zu beſchuldigen belieben. Im Januar 1803 ſchifften ſich unſere Reiſenden aufder königlichen Corvette, die Caſtora, nach Guayaquil ein; eine Fahrt, die unter Begünſtigungder Meerſtröme und der Winde in drey bis 4 Tagenvollendet iſt, wo hingegen der Rückweg von Guaya-quil eben ſo viele Monate heiſcht. In dieſem erſtbe-nannten, an dem Ufer eines unermeßlichen Flußes gele-genen Hafen überſteigt die Majeſtät der Vegetation inPalmen, Plumeria, Tabaenermontana und Bana-nen alle Beſchreibung; und hier hörten ſie auch jedenAugenblick das Brauſen des Vulkans Cotopaxi, wel-cher den 6ten Januar 1803 in einer beunruhigenden Ex-ploſion begriffen war. Als ſie eben abgegangen waren, um in ſeiner Näheſeine Verheerungen zu beobachten, nöthigte ſie die naheAbfahrt der Fregatte Atlante zur Rückkehr, weil ſiein Gefahr ſtanden in mehreren Monaten keine andere Ge-legenheit zu finden. |398| Sie hatten eine glückliche Fahrt von dreyßig Tagenauf dem ſtillen Oceane bis Acapulco, einem weſtlichim Königreiche Neu-Spanien liegenden Hafen, der durchdie Schönheit eines Baßins, den die Gewalt eines Erd-bebens in den Felſen gehauen zu haben ſcheint; durchdas Elend ſeiner Bewohner, welche Millionen von Pia-ſters nach den Philippiniſchen Inſeln und nach China ein-ſchiffen ſehen, und endlich noch durch ein eben ſo bren-nendes als tödtliches Klima berühmt und berüchtigt iſt. Hr. v. Humboldt hatte anfänglich blos den Vorſatzſich einige Monate in Mexiko aufzuhalten, und ſeineRückkehr nach Europa zu beſchleinigen; ſeine Reiſe dauerteohnedieß ſchon mehr als zu lange; die Inſtrumente, be-ſonders die Zeitmeſſer, fiengen nach und nach an, wan-delbar zu werden. Alle Bemühungen, die er ſich gege-ben hatte, ſolche durch neue Ueberſchickungen erſetztzu ſehen, waren fruchtlos geblieben. Auſſerdem ſind dieFortſchritte in den Wiſſenſchaften in Europa ſo ſchnell,daß man in einer Reiſe von vier Jahren und darüber inGefahr kömmt, die Naturerſcheinungen von Geſichtspunk-ten aus zu betrachten, die in dem Augenblicke, wo dieArbeiten dem Publikum mitgetheilt werden, nicht mehrintereſſant ſind. Hr. v. Humboldt ſchmeichelte ſich, im Auguſt oderSeptember 1803 in Frankreich zu ſeyn; allein die Reizeeines ſo ſchönen und abwechſelnden Landes, wie Neu-Spanien, die Gaſtfreundſchaftlichkeit der Bewohner, unddie Furcht vor dem gelben Fieber von Vera Cruz, welches faſt alle diejenigen hinrafft, welche vom MonatJunius an bis zum Oktober von den Bergen herabſteigen:das Zuſammentreffen ſolcher Beweggründe forderte ihnauf, ſeine Abreiſe bis zu Ende des Winters zu verſchie-ben. Nachdem unſere Reiſenden ſich mit den Pflanzen,mit der Luft, mit den ſtündlichen Veränderungen desBarometers, mit den magnetiſchen Phänomenen, undhauptſächlich mit Beſtimmung der Länge von Acapulco, einem Hafen, in welchem ſchon früher zwey geſchickte |399| Aſtronomen, die Herren Espinoſa und Galeano, Be-obachtungen anſtellten, beſchäftiget hatten, unternahmenſie die Reiſe nach Mexiko. Sie erhoben ſich allmählichdurch die brennendheiſſen Thäler von Meßcala und Papagayo, wo der Thermometer ſich im Schatten auf32° nach Reaumur erhielt, und wo man über den Flußauf Früchten von Crescentia pinnata, die durchStricke von Agava zuſammen gebunden ſind, ſetzt, nachden hohen Plateaus von Chilpantzingo, Te-huilotepek und Tasco. Auf dieſen Höhen 6 bis 700 Toiſen über die Meeres-fläche erhaben, begünſtiget das milde und friſche Klimadas Wachsthum der Eichen, der Cypreſſen, der Tannen,des baumſtämmigen Farnkrautes, und den Anbau der Eu-ropäiſchen Getreidearten. Nachdem ſie einige Zeit in den Bergwerken von Tasco, den allerälteſten und ſonſt den einträglichſtendes Königreichs zugebracht hatten; nachdem ſie die Ei-genſchaft dieſer ſilbernen Erzgänge, welche von demharten kalkartigen Felſen zum Glimmerartigen Schiefervon blätterigem Gypſe eingefaßt übergehen, unterſuchthatten, ſtiegen ſie über Cuernaraca und durch die Ne-beldünſte von Guchilaque nach der Hauptſtadt Mexi-ko. Dieſe Stadt von mehr als 150,000 Einwohnern aufdem Grund und Boden des alten Tenochtitlan, zwi-ſchen den Seen von Tezcuca und Xochomillo liegend, (Seen, die ſich, ſeit die Spanier, um die Ge-fahr der Ueberſchwemmungen zu vermeiden, die Berg-ſchlüfte von Sinkoq eröfneten, ſehr verringert haben,)dieſe von eben ſo breiten, als nach der Schnur gezoge-nen Straſſen durchſchnittene, im Angeſicht zweyer mitSchnee bedeckter Coloſſen, wovon der eine (der Popo-catepek) ein noch in Brand ſtehender Vulkan iſt, lie-gende Stadt, die auf einer Höhe von 1160 Toiſen einestemperirten und angenehmen Klimas genießt, mit Ka-nälen, mit angepflanzten Alleen, mit einer unendlichenMenge kleiner indiſchen Marktflecken umgeben iſt, dieſe |400| Hauptſtadt Mexikos iſt ohne Zweifel mit den ſchönſtenStädten Europens zu vergleichen. Sie zeichnet ſich nochbeſonders durch groſſe wiſſenſchaftliche Etabliſſementsaus, welche mit mehreren in der alten Welt um denRang ſtreiten könnten, und die in der neuen Welt ihresGleichen nicht haben. Der botaniſche Garten, welcher unter der Auſſichteines vortreflichen Botaniſten, des Hrn. Cervantes, ſteht; die Expedition des Hrn. Seſſé, blos zum Studiumder Mexikaniſchen Vegetabilien beſtimmt, und mit denvortreflichſten Zeichnern beſetzt; die Bergwerksſchule,deren Entſtehen man der Freygebigkeit des Korps derBergleute und dem ſchöpferiſchen Genie des Hrn. El-huyar verdankt; die Maler-, Kupferſtecher- und Bild-hauerſchule; alle dieſe Anſtalten verbreiten den Geſchmackund die Aufklärung in einem Lande, wo die Reichthü-mer ſich der geiſtigen Ausbildung entgegenzuſtämmenſcheinen. Mit den aus der ſchönen Sammlung der Bergwerks-ſchule entlehnten Inſtrumenten begann Hr. v. Humboldt eine ſehr weitläuftige Arbeit über die LängenbeſtimmungMexikos, die, ſo wie die zu Havanna gemachten kor-respondirenden Obſervationen der Trabanten es beſtätti-gen, beynahe um zwey Grad falſch war. Nach einem Aufenthalte von einigen Monaten in derHauptſtadt beſuchten unſere Reiſenden die berühmtenBergwerke von Moran und von Real-del-Monte, in welchen der Erzgang von der Biscayna dem Gra-fen von Regla Millionen von Piaſtern eingebracht hat.Sie lieſſen die Obſidiane von Oyamel, welcheLagen in dem Perlenſteine und Porphyr bilden, und deſſenſich die alten Mexikaner zu Meſſern bedienten, ausgra-ben. Dieſe ganze Landſchaft iſt mit Baſalten, Amygda-loiden und kalkartigen ſecondairen Formationen, von dergroſſen Höhle von Danto von einem Fluſſe durchſchnit-ten, bis an die Porphyrorgeln von Aktopan, ange-füllt, und ſtellt für die Geologie die intereſſanteſten Er- |401| ſcheinungen dar, Erſcheinungen, die auch bereits durchHrn. M. del Rio, einen Schüler Werners, und ei-nen der geſchickteſten Mineralogen unſerer Zeit analy-ſirt worden ſind. Nach ihrer Rückkehr von der Excurſion nach Moran im Julius 1803 unternahmen ſie eine anderein den nördlichen Theil des Königreichs. Sie richtetenihre Forſchungsreiſe gleich auf Huehuetoca, wo manmit einem Koſtenaufwande von 6 Millionen Piaſter eineOefnung in dem Berg Sincoq gegraben hat, um dieGewäſſer aus den Thälern von Mexiko in den Fluß Mon-tezuma zu leiten. Sie giengen nachher über Quere-taro, wo der Abt Chappe im Jahr 1700 geweſenwar, über Salamanca und die fruchtbaren Ebenen von Yrapuato nach Guanaxuato, einer Stadt mit 50,000Einwohnern, die in einem engen Keſſel liegt, und durchdie weit einträglicheren Bergwerke, als die von Potoſi je waren, berühmt iſt. Das Bergwerk des Grafen Valenciana, welcheseiner beträchtlichen Stadt auf einem Hügel, wo vor 30Jahren noch Ziegen weideten, ſeine Entſtehung gegebenhat, hat ſchon eine perpendikuläre Tiefe von 1840 Fuß.Es iſt dies die reichhaltigſte und tiefſte Mine auf derErde; der jährliche Vortheil der Proprietaires, der niemals dem des Jahres der Auffindung der Ader,beykömmt, neigt ſich auf drey Millionen Livres, da erſonſt bis auf fünf und ſechs Millionen geſtiegen war. Nach zwey Monaten von Vermeſſungen und geolo-giſcher Nachforſchungen zu Guanaxuato, und nach-dem ſie zu Comagillas die mineraliſchen warmen Bä-der unterſuchten, deren Temperatur 11° nach Reaumur ſtärker iſt, als der auf den Philippiniſchen Inſeln, die Sonnerat für die allerheiſſeſten auf der Erde hält,wandten ſich unſere Reiſenden über das Thal von St. Yago, wo man in verſchiedenen an dem Gipfel derBaſalt-Berge befindlichen Teichen eben ſo viele Cra-ters ausgebrannter Vulkane zu finden geglaubt hat, nach |402| Walladolid, der Hauptſtadt des alten Königreichs Michoakan. Von da ſtiegen ſie trotz des ununter-brochenen Herbſtregens, über Patzquaro, welchesam Ufer eines ſehr groſſen Teiches liegt, gegen die Kü-ſten des ſtillen Oceans in die Ebenen von Jorullo hinab, da wo im Jahr 1759 in einer Nacht aus der Erdeein Vulkan von 1494 Fuß Höhe, rund herum mit mehrdenn 2000 kleinen noch rauchenden Oefnungen umgeben,ſich emporhob. Unſere Reiſenden ſtiegen in den entzün-deten Crater des groſſen Vulkans auf 258 Fuß perpendi-kulairer Tiefe hinab, indem ſie über Spalten ſprangen,welche entzündeten ſchweflichten hydrogenen Stoff aus-hauchten. Sie gelangten mit vieler Gefahr, wegen derZerbrechlichkeit der Baſalte und ſienitiſchen Lava, bisbeynahe auf den Boden des Craters, wo ſie die mit Koh-lenſäure auſſerordentlich überladene Luft analyſirten. Von dem Königreiche Mechoacan, einem der la-chendſten und fruchtbarſten Länder von Amerika, kehr-ten ſie über die hohe Gebirgsebene von Toluca, wo ſieden mit Schnee bedeckten Berg des nämlichen Namens,indem ſie auf deſſen höchſten Gipfel den Pik von Fraide, welcher 2364 Toiſen über die Meeresfläche erhaben iſt,ausmaſſen, nach Mexiko zurück. Sie beſuchten auch zu Tulucca den berühmten Händebaum, (den Cheiran-thoſtämon des Hrn. Cervantes ) ein Geſchlecht,welches ein faſt einziges Phänomen darſtellt, weildieſer, der nur als einziges Individuum exiſtirt, von demhöchſten Alter iſt. Bey ihrer Rückkehr nach der Hauptſtadt von Mexikoblieben ſie mehrere Monate über daſelbſt, um ihre Kräu-terſammlung, die hauptſächlich an Grasarten ſehr reichhaltigwar, und ihre geologiſchen Sammlungen zu reguliren;um die Berechnung der in dem Laufe dieſes Jahres voll-zogenen barometriſchen und trigonometriſchen Meſſungenund Vermeſſungen zu ziehen, und hauptſächlich, um dieRiſſe des geologiſchen Atlaſſes, welchen Hr. v. Humboldt herauszugeben ſich vorgenommen hat, ins Reine zu zeichnen. |403| Im Januar 1804 verlieſſen unſere Reiſenden Mexiko,um den öſtlichen Fall der Cordilleren von Neu-Spa-nien zu erforſchen. Sie nahmen eine geometriſche Ver-meſſung der beyden Vulkane von Puebla, des Popo-catepek und Jtzaccihuatl vor. Hr. v. Humboldt fand, daß der nämliche Vulkan Popocatepek, auf welchen Hr. Sonnenſchmidt, ein eifriger Mineralog, ſich bis auf 2557 Toiſen zu ſtei-gen gewagt hat, viel höher iſt, als der Pik von Ori-zava, welchen man bis jetzt für den höchſten Coloß des Landes Anahuac gehalten hat. Er maaß auch diegroſſe Pyramide von Cholula aus, ein myſteriöſesWerk, welches von den Tultequen aus ungebrann-ten Ziegelſteinen aufgeführt worden iſt, und von derenSpitze man eine prächtige Ausſicht auf die beſchneitenBerggipfel und die lachenden Ebenen von Tlascala genießt. Nach dieſen gemachten Erforſchungen ſtiegen ſie über Perote nach Xalapa hinab, einer Stadt, die 674Toiſen über der Meeresfläche erhaben liegt, eine mittle-re Höhe, welche die Früchte aller Klimate begünſtigt,und wo man einer für die Geſundheit der Menſchen gleichſanften und wohlthätigen Temperatur genießt. Hier fan-den unſere Reiſenden an dem Hrn. Thomas Murphy, einem achtungsvollen Manne, welcher, was ſo ſelten iſt,ein groſſes Vermögen mit dem Geſchmacke für die Wiſ-ſenſchaften verbindet, einen Freund, der ihnen alle mög-liche Erleichterungen, ihre Operationen in den Gebirgenzu vollenden, verſchafte. Der abſcheuliche Weg, welcher von Xalapa nach Perote durch faſt undurchdringliche Eichen- und Tan-nenwälder führt, ein Weg, den man zu Chauße um-zuſchaffen anfängt, ward vermittelſt des Barometers drey-mal nivellirt. Hr. v. Humboldt gelangte, trotz der Men-ge des Tages vorher gefallenen Schnees, bis zum Gipfeldes berühmten Cofre, der 162 Toiſen höher, als der Pik von Teneriſſa iſt. Er nahm auch eine trigono- |404| metriſche Vermeſſung des Pik von Orizava vor, dendie Indianer Sitlaltepetl nennen, weil die aus ſei-nem Crater aufſteigenden leuchtenden Dünſte ihnen vonweitem wie ein untergehender Stern vorkommen, undvon deſſen Länge Hr. Terrino ſehr genaue Verſuchebekannt gemacht hat. Nach einem ſehr intereſſanten Aufenthalte in dieſenGegenden, wo im Schatten der Liquidambars und Amyriße, die Epidendrum vanilla, und der Convolvulus jalappa, zwey zur Ausfuhr gleichkoſtbare Erzeugniße gedeihen, ſtiegen unſere Reiſendengegen die Küſte nach dem Hafen von Vera-Cruz hin-ab, welcher zwiſchen lockern Sandhügeln liegt, deren Reverberation der Sonnenſtrahlen eine erſtickendeHitze verurſacht. Sie blieben glücklicherweiſe von demſchwarzen Erbrechen, welches ſchon daſelbſt graſſirte,verſchont. Sie giengen mit einer ſpaniſchen Fregatte nach Ha-vanna, um dort die im Jahr 1800 in Verwahrung ge-gebenen Kräuterſammlungen wieder zu ſich zu nehmen.Nach einem Aufenthalte von zwey Monaten ſegelten ſienach den vereinigten amerikaniſchen Staaten; ein heftigerSturm ſetzte ſie beym Herausſchiffen aus dem Kanale von Bahama in groſſe Gefahr. Nach einer Fahrt von 32 Tagen kamen ſie zu Phila-delphia an. Sie hielten ſich in dieſer Stadt, und zu Washington zwey Monate lang auf, und kamen imAuguſt 1804 zu Bordeaux mit einer groſſen MengeZeichnungen, mit 35 Kiſten Sammlungen, und 6000 Pflan-zenarten verſehen, wieder in Europa an. *)

*) Eine umſtändliche Beſchreibung dieſer höchſt merk-würdigen Reiſe, und der dabey angeſtellten Beobach-tungen iſt bereits von Levrault zu Straßburgangekündiget, und erſcheint im Laufe dieſes Jahrsdaſelbſt.