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Alexander von Humboldt: „Auszug eines Briefs des Hrn. Alexander von Humboldt an Hrn. Delambre“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1803-Lettre_de_Monsieur-3-neu> [abgerufen am 19.04.2024].

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Titel Auszug eines Briefs des Hrn. Alexander von Humboldt an Hrn. Delambre
Jahr 1804
Ort Weimar
Nachweis
in: Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rücksicht auf die dazu gehörigen Hülfswissenschaften 7:2 (1804), S. 180–184.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Antiqua (mit lang-s) für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: II.21
Dateiname: 1803-Lettre_de_Monsieur-3-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 5
Zeichenanzahl: 5796

Weitere Fassungen
Lettre de Monsieur A. de Humboldt. Au Citoyen Delambre, Membre de l’Institut National (Paris, 1804, Französisch)
Nachrichten vom Herrn von Humboldt (Berlin, 1803, Deutsch)
Auszug eines Briefs des Hrn. Alexander von Humboldt an Hrn. Delambre (Weimar, 1804, Deutsch)
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Auszug eines Briefs des Hrn. Alexander von Humboldt an Hrn. Delambre. (A. d. Ann. du Muſ. nat. d’hiſt. nat. Hft. 15.)

Seit 3 Jahren bin ich nicht ſo gluͤcklich gewe-ſen, auf meine Briefe an Sie, an Chaptal, Desfontaines und Pommard, Antwort zuerhalten. — — Ich habe Hrn. Chaptal dienaͤhere Beſchreibung von meinen letztern Wanderun-gen durch die Provinz Quito und das Amazonen-land, von unſerm Aufenthalte zu Lima, unſererFahrt nach Acapulco, Nachricht gegeben, bei welcherletztern ich endlich in dem Gedanken voͤllig beſtaͤrktworden bin, daß das Inclinatorium von Borda nicht bloß zur Breitenbeſtimmung der Oerter, ſon-dern in gewiſſen Gegenden, wo naͤmlich die Nadelkeine Abweichung hat, und der magnetiſche Meri-dian mit dem aſtronomiſchen zuſammenfaͤllt, ſelbſtzur Beſtimmung der Laͤnge auf der See, dienenkoͤnne. Ich gedenke eine große Anzahl von Beob-achtungen uͤber dieſen Gegenſtand dem Publikumvorzulegen, und hoffe, daß die Theorie Mittel fin-den wird, dasjenige zu ergaͤnzen, was etwa noch |181| daran fehlen moͤchte. Fuͤr jetzt will ich Ihnen nurmelden, daß ich eine Entdeckung uͤber die Laͤngen-beſtimmung der Hauptſtadt von Mexico gemacht zuhaben glaube, woſelbſt ich unter einem neblichtenund unzuverlaͤſſigen Himmel, in einer Hoͤhe von1160 Toiſen uͤber der See, ſeit dem 11 Mai, be-obachtet habe. Sie erinnern ſich wohl, daß Chappe hier nicht beobachtet hat, und daß man vor 1769Mexico 106° 1′ weſtlich von Paris ſetzte? — Ausmeinen Beobachtungen (welche dem Briefe beige-ſchloſſen waren) ergiebt ſich die Laͤnge von Mexico101° 22′ 30″. oder 6 St. 45 M. 30 Sec. unddie von Acapulco 102° 10′ oder 6 St. 48 Min.40 Sec. Ich habe auch die Jupiterstrabanten in die-ſem abſcheulichen Klima von Acapulco beobachtet;es war aber der Planet ſeiner Zuſammenkunft mitder Sonne zu nahe. Außer der großen Zahl vonBeobachtungen, die ich im Innern des Landes zwi-ſchen der Suͤdſee und Mexico machte, habe ich auchverſchiedene nordoͤſtliche Puncte gegen Actopan undTotonilco beſtimmt. In 3 Tagen reiſe ich nord-waͤrts in die Gegenden von Goanapoata, deren Berg-werke jaͤhrlich mehrere Millionen Piaſter hervorbrin-gen. Ich habe auch die Gewaͤſſer der Seen vonMexico zu analyſiren angefangen, die ſehr vielkohlenſaure Soda, ſalzſauren Kalk, hydrogen- undſchwefelichtes Gas u. ſ. w. enthalten. |182| Ich habe einen ſehr artigen Plan gezeichnet,der den Profilſchnitt des Landes von der Nordſee biszur Suͤdſee enthaͤlt, und die Hoͤhe des Bodens, ſowie die wahren Laͤngenabſtaͤnde angiebt, die vorherauf 30 bis 40 Lieues ungewiß waren. Auch ſinddie Hoͤhen bemerkt, auf welchen dieſe und jenePflanze noch waͤchſt, z. B. Eichen, Tannen, die Yucca filamentosa etc. Auch die mineralogi-ſchen Arbeiten, die Analyſen uͤber den Luftkreis, diehygrometriſchen Unterſuchungen .... habe ich fort-geſetzt. Sie kennen die unermeßliche Thaͤtigkeitmeines Geſellſchafters Bompland; ich hoffe, wirwollen treffliche Schaͤtze mit nach Hauſe bringen.Ich darf mir ſchmeicheln, daß unſer Herbarium einsder groͤßten ſeyn wird, das je nach Europa gekommeniſt. Unſere Manuſcripte enthalten mehr als 6000Beſchreibungen von Pflanzengattungen. Ich habeeine große Menge Zeichnungen von Palmen, Graͤ-ſern und andern ſeltnen Geſchlechtern gemacht.Wir werden vieles fuͤr die vergleichende Anatomie,viele Kaͤſten mit Inſecten, Schalthieren .... mit-bringen und dem Publicum zeigen, was zwei mitThaͤtigkeit und Energie ausgeruͤſtete Menſchen zuthun im Stande ſind; und das Publikum wird ge-genſeitig nicht aus der Acht laſſen, daß zwei Perſo-nen zu wenig ſind, um ſo viel zu leiſten, als ganzeExpeditionen von gelehrten Geſellſchaften, die ſichauf Koſten der Regierung vereiniget haben. |183| Ich habe dem Nationalinſtitute, als einenſchwachen Beweis meiner Erkenntlichkeit aus Car-thagena verſchiedenes geſandt: als zwei Kiſten mit100 illuminirten Pflanzenzeichnungen vom Hrn. Mutis; einen Aufſatz uͤber das Cinchonageſchlecht;Knochen vom Suachiſchen, fleiſchfreſſenden Elephan-ten aus einer Hoͤhe von 1300 Toiſen; .... eineSammlung vulkaniſcher Produkte aus der ProvinzQuito, beſonders vom Chimborazo, auf welchenwir am 23 Juni 1802, unſere Inſtrumente 3015Toiſen hoch (4 bis 500 Toiſen hoͤher als ſie Con-damine auf den Corazon brachte) getragen, wowir das Queckſilber in der Torricelliſchen Roͤhre auf13 Zoll 11, 2 Lin. und Reaum. Thermometer 1°, 3uͤber 0 ſahen. Die Luft enthielt daſelbſt nicht mehrals 0,20 Oxygen, immittelſt ſie 2000 Toiſen tiefer0,285 zeigte. Dieſe Sammlung von Quito iſt wiewir erfahren haben, mit der Fregatte Guadeloupe,zu Cadix angekommen, und ich zweifle nicht, daßſie der Director des mineralogiſchen Cabinets zuMadrid, Hr. Hergen, dem Ambaſſadeur der Re-publik werde zugeſandt haben. So eben hab icheine vierte Kiſte mit mexicaniſchen Mineralien andas Nationalinſtitut durch den Weg des Hrn. Coiſ-ſin, der von hier nach einem Franzoͤſiſchen Hafenabgieng, uͤberſandt. Ich habe Ihnen ſchon mehrmals zu erkennen |184| gegeben, daß die langwierigen Wanderungen in den Andes, der Zuſtand unſerer Werkzeuge, der Man-gel aller Verbindung mit Europa und die Furcht,eine große Menge von unſeren Manuſcriptenund Zeichnungen einzubuͤßen, meinen Plan auf diePhilippinen, fuͤr jetzt wieder ruͤckgaͤngig gemachthaben; denn ſonſt habe ich noch gar große Entwuͤrfefuͤr Oſtindien, wo ich aber nur erſt die Fruͤchte dergegenwaͤrtigen Unternehmung der Welt vor Augenlegen will. Ich hoffe zu Anfang des naͤchſten Jah-res bei Ihnen zu ſeyn, und ich werde wenigſtens2 bis 3 Jahre noͤthig haben, das zu verarbeiten,was ich mitbringe .... Das ſchwarze Blutbrechen hat ſeit dem Maientſetzliche Verheerungen in der Havannah ſo wiezu Vera Crux, angerichtet, und ich kann nicht eherals im November von hier abgehen....