Notizen Alex. von Humboldt's von seinen Reisen in der Kordillere der Anden und von seinen physikalischen Beobachtungen in Quito und Mexiko. [Nach dem letzten seiner oben mitgetheilten Briefe, (S. 399,) war Herr von Humboldt im Begriffe, sich in Kumana nach der Havana, der Hauptstadt der Insel Kuba, einzuschiffen; (es geschah den 18ten Nov. 1801.) Auf dieser Fahrt, die man gewöhnlich in 8 bis 10 Tagen vollendet, hielten ihn Stürme über einen Monat zurück. In Kuba veränderte er seinen Reiseplan, und statt nach Mexiko zu gehn, beschloß er, nach dem westlichsten Theile der Nordküste Südamerika's zurück zu kehren. Dazu bestimmte ihn eines Theils der Umstand, daß die Schifffahrt von Mexiko nach Peru durch die Südsee, (von Akapulko nach Guayaquil,) sehr langwierig und beschwerlich ist, und er, um nach den Philippinen zu kommen, doch wieder hätte nach Akapulko zurück kehren müssen; andern Theils die falsche Nachricht, Kapitän Baudin sey von Frankreich nach Buenos Ayres und der Südsee unter Segel gegangen, indem er sich durch sein gegebnes Wort verpflichtet hielt, seine eigne Reise aufzugeben, und sich mit den Naturforschern bei der französischen Entdeckungsreise zu vereinigen. Er übergab seine sämmtlichen Manuscripte, Karten u. s. w., und sein Herbarium den Händen eines seiner Freunde in Havana, des Dr. Francisko Remirez, eines geschickten Chemikers, der sie nach geendigtem Kriege selbst mit nach Europa nehmen wollte, übersendete Dubletten seines Herbariums durch Reisende nach Frankreich und Berlin, und bestieg, nachdem er so alles gesichert hatte, am 8ten März zu Batabano an der Südküste von Kuba ein kleines Fahrzeug, das ihn nach Karthagena bringen sollte. Meeresströme trieben das Schiffchen zu weit westlich, und der Steuermann verirrte sich, aus Unglauben an die Chronometer unsers Landsmannes, sogar bis in den Golf von Darien, von wo er 8 Tage lang gegen einen stürmischen Ostwind mit der größten Gefahr die Küste hinauf fahren mußte, um Karthagena zu erreichen. In dem Rio Sinu, wo sie einliefen, wurde 2 Tage botanisirt; unweit Karthagena, wo Herr von Humboldt sich an der Küste hatte aussetzen lassen, um die Mondfinsterniß am 29sten März zu beobachten, entlief er nur eben der Gefahr, von entsprungnen Negersklaven ermordet zu werden. Endlich am 30sten März landete er glücklich zu Karthagena, (neue berl. Monatsschrift, 1801, Nov., S. 394.) So weit diese vorläufigen Nachrichten. Ich theile nun die hierher gehörigen Stellen aus den Briefen unsers Landsmannes selbst mit. d. H.] 1. Aus einem Briefe an den Legationsrath von Humboldt, damahls in Berlin. Neue berlin. Monatsschr., 1802, Juni, S. 439--453. d. H. Contreras bei Ibagua im Königreich Neu- Granada, (4° 5' nördl. Br.,) d. 2ten Sept. 1801. -- -- In Karthagena traf ich Hrn. Fidalgo und die Kommission, welche, um diese Küste aufzunehmen, mit sehr schönen Chronometern und andern Instrumenten hierher gesandt ist. Da sich meine Ortsbestimmungen im Innern des Orinoko-Landes auf die Lage mehrerer Küstenpunkte gründet, so war ich begierig, meine Bestimmung derselben mit denen des Herrn Fidalgo zu vergleichen. Wir fanden eine wunderbare und durchgängige Uebereinstimmung in den Längenbeobachtungen. Auch fanden wir durch Vergleichung unsrer Tagebücher, daß die Magnetnadel seit 1798 auf dieser Küste eben so westlich, als in Europa östlich, zurück weicht, d. h., daß in Südamerika die östliche Abweichung schon angefangen hat, sich zu vermindern. Nach Bouvard's Beobachtungen auf der pariser Sternwarte zu schließen, möchte dieses Zurückweichen schwerlich bleibend, sondern nur eine Anomalie seyn, dergleichen im Gange der Magnetnadel häufig vorkommen. Mehr davon in einem der folgenden Hefte der Annalen. d. H. Der lebhafte Wunsch, den großen Botaniker Don Jose Celestino Mutis, der noch ein Freund Linne's ist, und sich jetzt in Santa Fe de Bogota aufhält, zu sehn, und unsre Pflanzensammlung mit der seinigen zu vergleichen, und die Begierde, die ungeheure Kordillere der Anden zu bereisen, die sich von Lima ununterbrochen bis an die Mündung des Flusses Atrato, (in den Golf von Darien,) erstreckt, um so eine auf eigne Beobachtungen gegründete Karte des ganzen Südamerika nordwärts vom Amazonenflusse geben zu können, bewogen mich, den Landweg nach Quito über Sta Fe und Popayan dem Seewege über Portobelo, Panama und Guayaquil vorzuziehn. Ich schickte daher nur meine größern Instrumente, die Bücher, welche ich nicht nöthig hatte, und andre Sachen auf dem Seewege ab; wir aber schifften uns nach einem fast 3wöchentlichen Aufenthalte in Karthagena, auf dem großen Magdalenenflusse ein. Die Gewalt des angeschwollnen, mächtig strömenden Wassers, die Katarakten, Stürme und Gewitter, die hier fast ununterbrochen fortdauern und alle Nächte das ganze Himmelsgewölbe in Flammen setzen, verzögerten unsre Fahrt zwischen wenig bewohnten Wäldern. Auf einer Strecke von 40 französischen Meilen fanden wir nicht eine menschliche Wohnung. Wir schifften 45 Tage lang bis Honda, unter 5° nördl. Breite. Ich habe den topographischen Plan des Flusses in 4 Blättern, von denen der Vicekönig eine Kopie behalten hat, und ein barometrisches Nivellement von Karthagena bis Sta Fe gezeichnet, und an vielen Orten den Zustand der Luft untersucht, da meine Eudiometer noch alle im Stande sind. Ueberhaupt ist kein einziges meiner kostbarern Instrumente zerbrochen. Bouguer hat zwar auch auf seiner Rückreise nach Frankreich den Magdalenenfluß [herabwärts] beschifft, er hatte aber keine Instrumente bei sich. Außer einer Boussole, einer Platte zu einem Gnomon und einem Proportionalzirkel, vermittelst deren Bouguer fleißig Breitenbestimmungen machte, die freilich nur ungefähr sind. Er brachte auf der Fahrt, seinen Aufenthalt in Munpox abgerechnet, 14 Tage zu, während welcher man alle Nächte am Lande schlief. Er fand die Abweichung der Magnetnadel im November 1742 zu Quito 8 [Formel] ° NO., und die Inclination ungefähr 10° nördlich, ohne doch Uebereinstimmung mit 3 Inclinationsnadeln von verschiedner Länge erhalten zu können. Zu La Plata war 1743 im Februar die Abweichung ebenfalls 8 [Formel] °, und zu St. Martha im Juni 6° 35' nordöstlich. -- Honda ist nach Bouguer eine kleine freundliche Stadt am Einflusse des Guali in den Magdalenenfluß unter 5° 16' nördl. Breite, wo die Schifffahrt auf dem Magdalenenflusse anfängt, obgleich dieser Strom noch höher hinauf schiffbar ist. d. H. Von Honda aus besuchte ich die Bergwerke von Mariquita und Sta Anna, wo der unglückliche d'Elhuyar seinen Tod fand. Hier giebt es Plantagen von Zimmet, denen von Zeilon ähnlich, Wälder von Chinabäumen, und eine wahre Mußkatnuß, auf welche die Regierung jetzt ihre Aufmerksamkeit richtet. Von Honda nach Sta Fe de Bogota steigt man 1370 Toisen aufwärts, auf einem Felsenwege, der über alle Beschreibung schlecht ist, auf kleinen eingehauenen Treppen, die nur 18 bis 20 Zoll breit sind, so daß die Maulthiere nur mit Mühe hindurch können. Aus dieser Schlucht tritt man, (unter 4° 35' nördl. Br.,) auf eine weite Ebene, die mehr als 32 Quadratlieues faßt, auf der man zwar keine Bäume fieht, die aber mit europäischen Getreidearten besäet, und voll indischer Dörfer ist. Diese Ebene, los Llanos de Bogota, ist nach der Mythologie der Eingebornen der Boden eines ehemahligen Sees Funzhe, der durch eine Ueberschwemmung entstanden, und als die Sonne den Felsen Tequendama zertrümmert habe, (wo jetzt der berühmte Wasserfall des Bogota ist,) abgelaufen sey. Unsre Ankunft in Sta Fe glich einem Triumphzuge. -- -- Bei der außerordentlichen Achtung, in welcher Mutis steht, suchte man so ihn und uns zu ehren. Der Vicekönig [von Neu-Granada] darf, der Etikette nach, in der Stadt mit niemanden essen; er war aber gerade auf seinem Landsitze Fucha und lud uns dahin zu sich ein. Mutis hatte uns ein Haus in seiner Nähe einrichten lassen und behandelte uns mit ausnehmender Freundschaft. Er ist ein ehrwürdiger alter Geistlicher, von beinahe 72 Jahren, und dabei ein reicher Mann: der König zahlt für die botanische Expedition, an deren Spitze er steht, jährlich 10000 Piafter. Seit 15 Jahren arbeiten 30 Mahler bei Mutis, und er hat 2 bis 3000 Zeichnungen in groß Folio, welche Miniaturgemählde scheinen. Nächst der Banksischen in London habe ich nie eine größere botanische Bibliothek als die von Mutis gesehn. -- Ungeachtet der Nähe beim Aequator ist doch das Klima wegen der hohen Lage empfindlich kalt; das Thermometer steht meist auf 6 bis 7° R., oft auf 0, nie über 18°. Ich bin bei den Flußmiasmen und den Entzündung erregenden Moskito-Stichen völlig gesund geblieben; aber der arme Bonpland bekam das dreitägige Fieber, und das nöthigte uns, 2 volle Monat bis zum 8ten September in Sta Fe zu bleiben. Ich maß indeß die umliegenden Berge, deren mehrere 2000 bis 2500 Toisen hoch sind, und besuchte den See Guatavita, die Steinsalzgruben von Zipaguira, und den Wasserfall Tequendama, der wegen der Menge seines Wassers außerordentlich schön, aber nur 91 Toisen hoch ist. So bald Bonpland wieder hergestellt war, verließen wir Sta Fe, und sind jetzt auf dem Wege nach Quito. Der ältere der beiden Brüder, welcher Director der Bergwerke zu Sta Fe de Bogota war. d. H. Selbst die fabelhaften Traditionen, (sagt Herr von Humboldt in einem spätern Briefe an seinen Bruder,) und die Mythologie des alten Königreichs Bogota sind interessant. Doch ist die Geschichte desselben in Europa ganz unbekannt. Die Priester wußten hier eine Mittagslinie zu ziehn, beobachteten den Zeitpunkt des Solstitiums, und reducirten das Mondjahr auf das Sonnenjahr durch Einschaltungen. Ich besitze selbst einen 7eckigen bei Sta Fe gefundnen Stein, der ihnen diente, die eingeschalteten Tage zu berechnen. Der ansehnliche Fluß Bogota, an welchem Sta Fe liegt, stürzt hier, bei dem Orte Tequendama, 15 bis 16 Lieues unterhalb Sta Fe in einem einzigen Falle senkrecht herab, und ergießt sich dann 8 Lieues weiterhin in den Magdalenenfluß; die Höhe des Falles war von ältern Schriftstellern ausnehmend übertrieben worden. d. H. Ich schreibe diese Zeilen am Fuße der Kordillere, die ich in 3 Tagen besteige. Wir wollen über Ibagua und die Schneegegenden von Quiridiu über die Anden gehn. Bouguer ging über Guanacas. Dieser Paß durch die östliche Gebirgsreihe der Anden von Quito liegt 45 Lieues südlicher, als der, den Herr von Humboldt wählte, und führt über die kleinen Städte La Plata, (2° 23' nördl. Br.,) und Neyva, früher zum Magdalenenflusse, längs dessen westlichem Ufer fast der ganze ziemlich ebne Weg von La Plata nach Honda hinläuft. Die kleine Stadt Ibagua liegt nach Bouguer 6 Lieues westlich vom Magdalenenflusse und 21 Lieues südwestlich von Honda. d. H. 2. Aus vier Briefen an denselben, datirt: Popayan, den 26sten Nov. 1801; Quito den 3ten Juni; Cuenca den 13ten Juli; Lima den 25sten Nov. 1802. Die drei letztern Briefe kamen zugleich an; sie finden sich im Auszuge in den Annales du Museum d'hist. nat., t. 2, p. 322--337. d. H. -- -- Die Kordillere der Anden besteht, [in Neu-Granada,] aus drei von einander getrennten Aesten, auf deren östlichstem Sta Fe di Bogota liegt. Wir mußten folglich von dort, um uns den Küsten der Südsee zu nähern, über die höchste Kette, und dies geschah bei Quiridiu und Tolima, wo wir 14 Tage über Schnee wanderten. Man kann sich auf diesem Wege nur der Ochsen bedienen, die das Gepäck tragen. Die Reisenden pflegen sich von Menschen tragen zu lassen, Largeros genannt. Der Reisende sitzt auf einem Stuhle, der auf den Rücken des Trägers gebunden ist, und legt so täglich 3 bis 4 Stunden Weges zurück. Bei dieser mühsamen Arbeit verdient der Träger in 5 bis 6 Wochen nur 14 Piaster. Wir gingen lieber zu Fuß, und da das Wetter sehr schön war, brachten wir nur 17 Tage in diesen Einöden zu, wo man keine Spur sieht, daß sie je wären bewohnt worden, und wo man in Hütten aus Heliconia-Blättern schläft, die man zu dem Ende ausdrücklich mitnimmt. Am westlichen Abhange der Andes trifft man auf Brüche, in welche wir bis an das Knie einsanken. Das Wetter hatte sich geändert, und es regnete heftig die letzten Tage über. Unsere Stiefeln verfaulten uns an den Füßen und wir kamen barfuß und voller Wunden, doch mit einer Menge neuer Pflanzen bereichert, in Karthago an. Von hier gingen wir über Buga und durch das schöne Thal des Flusses Cauca längs dem Berge von Choca und den Platingruben in ihm, nach der Stadt Popayan. In Popayan blieben wir den ganzen November 1801, und besuchten von hier aus die Basaltberge von Julusuito, die Mündungen des Vulkans von Purace, aus denen unter einem furchtbaren Getöse Dämpfe von schwefelwasserstoffhaltigem Wasser heraus dringen, und die Prophyr-Granite von Pische, welche 5seitige bis 7seitige Säulen, denen ähnlich bilden, die ich im euganeischen Gebirge in Italien gesehn habe, und die Strange beschrieben hat. Popayan liegt unter 2° 27' nördl. Breite, zwischen den beiden Bergreihen der Anden von Quito, welche das Thal von Quito bilden. Eben so, nach Bouguer, die Stadt Pasto am Fuße eines immer brennenden Vulkans unter 1° 13 [Formel] ' Breite, und der Flecken Combal unter 49' nördlicher Breite, am Fuße eines mit ewigem Schnee bedeckten Vulkans. "Die östliche dieser beiden Bergreihen," (sagt Bouguer, p. LXV,) "geht in gleicher Höhe, (da sich immer stellenweise Gipfel mit ewigem Schnee in ihr zeigen,) in ihrer ersten Richtung noch ungefähr 100 Lieues weiter nach Norden, zwischen dem Flusse Cauca und dem Magdalenenflusse, und hört auf, wo beide sich vereinigen. Nur mit Zittern wagt man es, sie zu übersteigen, besonders wenn man von außen her kömmt." Von dem Passe von Guanacas, der von Popayan nach La Plata unter 2° 34' nördl. Br. durch diese Gebirgskette führt, macht Bouguer eine furchtbare Beschreibung. Ueber 2 Lieues weit ist der ganze Weg mit Knochen von Maulthieren, die auf ihm umgekommen sind, wie gepflastert. Es geht zwischen zwei aus ewigem Schnee bedeckten Bergen hindurch, dem Berge von Huila, der nördlich, und dem erloschnen, mit ewigem Schnee bedeckten Vulkan, Kokunuko, der 4 bis 5 Lieues südlich bleibt. Auf der Höhe der Schlucht war ein kleiner nicht gefrorner Teich, und keine 100 Toisen davon westlich eine der Quellen des Kauka und östlich eine der Quellen des Magdalenenflusses. Bouguer schätzt die Entfernung zwischen La Plata und Popayan nur auf 19 bis 20 Lieues, und doch bringt man auf diesem Wege mehrentheils 20 bis 22 Tage zu, besonders, da man sich vom Dorfe Guanacas aus nicht anders in den Paß wagen darf, als bei ganz sicherm Wetter. -- Nach Bouguer steht das Barometer zu Popayan auf 22" 10 [Formel] ''', zu La Plata auf 25", und zu Honda auf 27" 5 [Formel] '''. d. H. Noch hatten wir den schwierigsten Theil des Weges vor uns, da wir über die Paramos von Pasto mußten, um nach Quito zu kommen, und das während der Regenzeit, die schon angefangen hatte. Paramo, [Wüste,] nennt man in den Anden die Stellen, wo in einer Höhe von 1700 bis 2000 Toisen fast alle Vegetation aufhört; es herrscht auf ihnen eine Kälte, die bis auf die Knochen dringt. Um der Hitze im Thale von Patia auszuweichen, wo man sich in einer einzigen Nacht Fieber zu hohlen pflegt, die Monate dauern, und unter dem Namen: Fieber von Patia, berüchtigt sind, gingen wir über den Gipfel der Kordillere, neben schrecklichen Abgründen, nach Almager, und von da nach der kleinen Stadt Pasto, welche am Fuße eines furchtbaren Vulkans liegt, und wo wir das Weihnachtsfest zubrachten. Der Eingang und Ausgang aus Pasto sind der beschwerlichste und elendeste Weg, der mir vorgekommen ist. Es geht durch dichte morastige Waldungen; die Maulesel finken bis an den halben Leib ein, und es geht durch so enge und tiefe Schluchten durch, daß man in ein Bergwerk einzufahren glaubt. Auch liegt der Weg voller Knochen von Maulthieren, die darauf vor Frost und Erschöpfung umgekommen sind. Die ganze Provinz von Pasto, einschließlich der Gegenden um Guachucal und Tuqueres, ist ein gefrornes Plateau, das beinahe über die Gränze aller Vegetation hinaus liegt, und von Vulkanen und Schwefelgruben umgeben ist, aus denen immerfort Wirbel von Rauch aufsteigen. Die bedauernswerthen Bewohner dieser Wüsten haben kein anderes Nahrungsmittel als die Patatas; fehlen diese, wie im vorigen Jahre, so gehn sie in die Gebirge, und essen die Rinde eines kleinen Baums, (Pourretia pitcarnia,) von der auch die Bären der Andes leben und die sie ihnen streitig machen. Nördlich am Vulkan von Pasto habe ich in dem kleinen indianischen Dorfe Voisaco, 1370 Toisen über dem Meere, einen rothen Thonporphyr mit glasigem Feldspath und Hornblende gefunden, der eben solche magnetische Eigenschaften hat, als der von mir im Fichtelgebirge entdeckte Serpentinstein. Er hat sehr markirte Pole, und äußert auf Eisen nicht die geringste anziehende Kraft. Bouguer hatte ähnliche magnetische Felsen außerhalb des Thals zwischen beiden Gipfelreihen, hinter La Plata wahrgenommen. Er habe, sagt er, (Fig. de la terre, p. LXXXIII,) um vermittelst der Boussole seinen Weg richtig aufzunehmen, mehrmahls die Abweichung der Magnetnadel beobachten müssen, da sich in ihr manche Irregularitäten zeigten: "Ich fand öfters Felsstücke, (des quartiers de roches,) über den Boden zerstreut, die von außen schwarz außahen, als wären sie im Feuer gewesen, und die vielleicht von einem Vulkane mögen ausgeworfen seyn. Ich weiß sie mit nichts besser, als mit Thonmassen zu vergleichen, die an der Sonne gerissen und geborsten, und dann zu Stein geworden sind. In diesen Gegenden hatte die Magnetnadel ganz verschiedne Abweichungen, und 5 bis 6 Schritt reichten hin, um die Abweichung bedeutend, manchmahl um volle 30°, sich verändern zu sehn. Man findet dergleichen Steine an verschiednen Orten, die beiden ausgezeichnetsten aber zwischen La Plata und Honda 3 Lieues vom Dorfe Bacche, (3° 16' nördl. Breite.) Der größte beider hat eine Länge von 20 und eine Höhe von 11 Fuß, ist sehr glatt, ohne Riß, und es waren darauf verschiedne Charaktere eingegraben. -- -- Die Eigenschaft aller dieser Felsstücke, stark auf die Magnetnadel zu wirken, beweist zwar, daß sie viele Eisentheile enthalten; diese sind aber in ihnen sehr versteckt, denn das Innere derselben ist weiß und von einem sehr feinen Korne. d. H. Nachdem wir zwei Monate Tag und Nacht durchnäßt worden, und beim Städtchen Ibarra durch ein plötzliches Wachsen des Wassers bei einem Erdbeben in Gefahr gewesen waren, zu ertrinken, kamen wir endlich am 6ten Januar 1802 in Quito an, wo der Markis von Selvalegre für uns ein schönes Haus hatte einrichten lassen, das nach so viel Beschwerden uns alle Bequemlichkeit darbot, wie wir sie nur immer in London und Paris hätten wünschen können. Quito ist eine schöne Stadt, aber der Himmel ist sehr traurig und neblig, die Berge umher zeigen uns wenig grün, und es ist bedeutend kalt. Das gewaltige Erdbeben vom 4ten Februar 1797, das die ganze Provinz erschütterte, und in einem Augenblicke 35000 bis 40000 Menschen tödtete, ist auch in dieser Hinsicht den Einwohnern nachtheilig gewesen; denn es hat die Temperatur der Luft so außerordentlich geändert, daß jetzt das Thermometer hier gewöhnlich zwischen 4° und 10° R. steht, und nur selten bis auf 16 oder 17° steigt, indeß Bouguer es hier immerfort auf 14 oder 15° R. stehn sah. Seit dieser Katastrophe haben die Erdbeben nicht aufgehört. Und welche Stöße! Es ist mir sehr wahrscheinlich, daß der ganze hoch liegende Theil der Provinz Quito nur ein einziger Vulkan ist. Was man die Berge Cotopaxi und Pichincha nennt, sind nur kleine Gipfel, und ihre Krater verschiedne Röhren, die allesammt zu derselben Höhlung herab gehn. Das Erdbeben von 1797 hat diese Hypothese nur allzu sehr bestätigt; überall öffnete sich damahls der Erdboden, und spie Schwefelwasser u. d. m. aus. Die Einwohner von Quito sind, ungeachtet dieser Schrecken und Gefahren, mit denen die Natur sie umgeben hat, fröhlich, lebhaft und liebenswürdig; ihre Stadt athmet nur Wollust und Luxus, und nirgends herrscht vielleicht ein mehr entschiedner und allgemeiner Trieb, sich zu ergötzen. Cavanilles Nachrichten von diesem Erdbeben, erläutert aus den frühern Erzählungen von Bouguer und Condamine, findet man in den Annalen, VI, 67--80. d. H. Das Barometer steht, nach Bouguer, in Quito auf 20" 1''', daher die Luft hier um [Formel] dünner als an der Meeresfläche ist. d. H. Wir haben uns beinahe 8 Monat in der Provinz Quito aufgehalten, von Anfang Januar bis im August, und uns während dieser Zeit damit beschäftigt, die Vulkane derselben, einen nach dem andern, zu untersuchen. So haben wir den Pichincha, Antisana und Illinica durchforscht, indem wir uns bei jedem 14 Tage bis 3 Wochen aufhielten, und in den Zwischenzeiten immer wieder nach Quito zurück kehrten; erst am 9ten Juni 1802 verließen wir diese Stadt für immer, um den südlichen Theil der Provinz zu untersuchen. Ich bin zwei Mahl, (den 26sten und 28sten Mai,) am Rande des Kraters des Pichincha gewesen, des Vulkans, an dessen Fuße die Stadt Quito steht. Bis jetzt hatte ihn, so viel man weiß, noch niemand, außer Condamine gesehn, der ihn erst nach 5 oder 6 Tage vergebner Bemühung, ohne Instrumente erreicht, und wegen der ausnehmenden Kälte nur 12 bis 15 Minuten dort auszudauern vermocht hatte. Es ist mir geglückt, meine Instrumente mit hinauf zu bringen, und manche Messungen mit ihnen anzustellen; auch habe ich eine Flasche hier gesammelter Luft analysirt. Das erste Mahl war ich mit einem Indianer allein, und schlug denselben Weg ein, den Condamine genommen hatte, über die Schneewand an der niedrigsten Stelle des Kraters. Wir liefen indeß hier Gefahr, umzukommen. Mein Begleiter versank plötzlich bis an die Brust, und wir fanden mit Schrecken, daß wir auf einer Brücke aus gefrornem Schnee gegangen waren, da wenige Schritte von uns sich Löcher zeigten, durch die das Tageslicht schien. Ohne es zu wissen, befanden wir uns also auf Gewölben, über dem Krater. Dieses benahm mir indeß den Muth nicht, bestimmte mich aber, den Plan zu ändern. Aus der Umgebung des Kraters ragen 3 felsige Pics hervor, die nicht mit Schnee bedeckt sind, weil die Dämpfe des Vulkans den Schnee auf ihnen unaufhörlich schmelzen. Einen dieser Felsen erstieg ich, und fand auf der Spitze desselben eine Art von Balcon, 12 Fuß lang und 6 Fuß breit, der von der Seite des Kraters her unterminirt ist, und in ihm vorsteht. Hier verweilte ich, ungeachtet dieser Felsen oft und heftig bebte; in weniger als 30 Minuten zählten wir 18 Stöße. Auf dem Bauche liegend, schauten wir von hier bis auf den Boden des Kraters herab. Schwerlich giebt es in der ganzen Natur etwas traurigeres, finstereres und schreckbareres, als was uns dieser Anblick zeigte. Die Mündung des Vulkans ist ein kreisrundes Loch von fast 1 Lieue Umfang, dessen senkrechte Wände oben mit Schnee bedeckt sind. Das Innere ist dunkelschwarz, und der Abgrund so unermeßlich, daß man darin deutlich die Gipfel mehrerer in ihm stehenden Berge wahrnimmt, deren Spitzen 300 Toisen unter uns zu seyn schienen. Hiernach zweifle ich nicht, daß der Boden des Kraters in einerlei Niveau mit der Stadt Quito liegt. Condamine fand diesen Krater erloschen und selbst mit Schnee bedeckt; es war eine traurige Nachricht, die wir den Einwohnern von Quito mit herab bringen mußten, daß der Vulkan, an welchem die Stadt liegt, jetzt in Brand ist, wovon unverkennbare Zeichen uns offenbar überzeugten. Wir wurden von Schwefeldämpfen fast erstickt, da wir uns dem Rande näherten; wir sahen selbst hier und da bläuliche Flammen aufwallen, und alle 2 bis 3 Minuten fühlten wir heftige Stöße von Erdbeben, welche den Rand des Kraters erschüttern, und die 100 Toisen davon nicht mehr merkbar sind. Wie ich vermuthe, hat die große Katastrophe am 4ten Febr. 1797 auch das Feuer im Pichincha wieder entzündet. -- Nach zwei Tagen wagte ich mich in Begleitung von Bonpland und Karl von Montufar, Sohn des Markis von Selvaalegre, noch ein Mahl hierher. Wir nahmen jetzt noch mehrere Instrumente mit, und maßen den Durchmesser des Kraters und die Höhe des Berges. Jenen fanden wir 754, diese 2477 Toisen. Der Krater des Vesuvs hat nur 312 Toisen im Durchmesser. Ein sehr starkes Erdbeben, welches wir in den 2 Tagen zwischen beiden Expeditionen in Quito hatten, schrieben die Indianer einem Pulver zu, das ich in den Vulkan geworfen haben sollte. Es gehört zur westlichen Kette. Auf dem felsigen Gipfel desselben, der die Gränze des ewigen Schnees eben erreicht, brachten Bouguer und Condamine, bei ihren Messungen, in einer Höhe von 2434 Toisen über dem Meere und mehr als 900 Toisen über Quito, 3 volle Wochen zu. Das Barometer stand hier auf 15" 11''', das Thermometer variirte zwischen 17° R. und mehrern Graden unter 0, und des Abends war die Kälte in ihrer sorgfältig verwahrten Hütte so groß, daß das Wasser in ihren Trinkgläsern fror, ungeachtet ein Kohlenbecken und mehrere Lichter auf dem Tische standen. Die körperlichen Beschwerden, die sie hier empfanden, rührten, nach Bouguer, nur von dieser Kälte, und nicht von der Dünnheit der Luft her. d. H. Der Pichincha hat 1577, 1639 und 1660 Ausbrüche gehabt, von denen aber keiner der Stadt Quito schädlich geworden ist. d. H. Auf unsrer Reise zum Vulkan Antisana wurden wir so vom Wetter begünstigt, daß wir bis zu einer Höhe von 2773 Toisen hinauf klommen. Das Barometer stand da auf 14" 7''', und wegen der sehr dünnen Luft drang uns Blut aus den Lippen, dem Zahnfleische, und selbst aus den Augen. Wir fühlten eine außerordentliche Ermattung, und einer unsrer Begleiter fiel in Ohnmacht. Auch hatte man es bisher für unmöglich gehalten, höher zu kommen, als der Gipfel des Corazon ist, den Condamine erstiegen hatte, und der 2470 Toisen, (14620 Fuß,) über das Meer erhaben ist. Die auf dem höchsten Punkte, den wir erreicht hatten, eingesammelte Luft enthielt, als ich sie zerlegte, 0,008 kohlensaures Gas und 0,218 Sauerstoffgas. Einer der höchsten kegelförmigen Vulkane der Ostkette, nur wenig südlich von Quito und nordöstlich vom Cotopaxi. Sein Gipfel ist, nach Condamine, 3016 Toisen über das Meer erhaben. Er warf 1590 Feuer aus. d. H. Der Corazon und der Illiniza stehn beide in der Westkette, dem Antisana und Cotopaxi gegen über. Auf dem Corazon, der höchsten Höhe, welche Bouguer und Condamine erstiegen haben, stand das Barometer auf 15" 9 [Formel] '''. d. H. Den Krater des Cotopaxi zu erreichen, fanden wir unmöglich. Daß dieser Berg beim Erdbeben am 4ten Febr. 1797 niedriger geworden sey, ist unrichtig. Den 9ten Juni 1802 verließen wir Quito, um im südlichen Theile der Provinz den Chimborazo und Tunguragua zu untersuchen, ihre Höhe zu messen, und den Plan des ganzen durch die Katastrophe von 1797 zerstörten Landstrichs aufzunehmen. Es ist uns geglückt, uns der Spitze des Chimborazo bis auf 250 Toisen zu nähern. Eine Reihe vulkanischer Felsen, die frei von Schnee waren, erleichterte uns das Hinanklimmen. Wir kamen bis zu einer Höhe von 3031 Toisen, indem wir dieselben Unbequemlichkeiten als auf dem Gipsel des Antisana empfanden; ja, es blieb uns selbst noch 2 bis 3 Tage nachher eine Unbehaglichkeit, die wir lediglich der Wirkung der verdünnten Luft zuschreiben konnten. Die hier aufgefangene Luft enthielt nur 0,20 Sauerstoffgas. Die Indianer, welche uns, (das heißt, Bonpland, Karl von Montufar, mich und einen meiner Bedienten, der einen Theil meiner Instrumente trug,) begleiteten, hielten es nicht aus, und verließen uns, ehe wir diese äußerste Höhe erreichten, indem sie uns fragten, ob wir sie tödten wollten. Wir würden dessen ungeachtet unsern Weg bis zur höchsten Spitze fortgesetzt haben, hätte uns nicht eine Spalte, die zu tief war, als daß wir hätten hindurch klettern können, den Weg abgeschnitten. Es war sehr gut, daß wir da umgekehrt waren; denn auf unserm Rückwege bekamen wir so viel Schnee, daß wir uns kaum zurecht fanden. Nur schlecht geschützt gegen die durchdringende Kälte dieser hohen Regionen litten wir alle außerordentlich, besonders ich, dem vor ein paar Tagen ein Fall einen geschwollenen Fuß zugezogen hatte, auf diesem Wege, wo man jeden Fußtritt berechnen mußte, und alle Augenblicke an einen spitzigen Stein stieß. Unser kurzer Aufenthalt in jener außerordentlichen Höhe war gar traurig; Nebel (brume) umhüllten uns, und ließen uns nur dann und wann die schrecklichen Abgründe erblicken, die uns umgaben; nicht ein einziges lebendes Wesen zeigte sich in diesen Höhen, obschon auf dem Antisana der Condor noch über unserm Haupte geschwebt hatte; kleine Moose waren die einzigen organischen Wesen, die uns daran erinnerten, daß wir uns noch auf der bewohnten Erde befanden. -- -- Dieser ganze ungeheure Koloß, (so wie alle hohe Gipfel der Anden,) besteht nicht aus Granit, sondern aus Porphyr, vom Fuße bis zur Spitze, und der Porphyr hat hier eine Mächtigkeit von 1900 Toisen, (11400 Fuß.) Höchst wahrscheinlich ist auch er ein Vulkan, so gut als der Pichincha und der Antisana. Der Felsenweg, auf dem wir ihn bestiegen, besteht aus einer gebrannten und verschlackten, mit Bimsftein gemengten Gebirgsart, und gleicht in allem den Lavaströmen dieses Welttheils; er ging noch über den Punkt, wo wir unsre Nachforschung endigen mußten, zum Gipfel des Bergs hinauf. Es ist möglich, daß dieser Gipfel der Krater eines erloschenen Vulkans ist, und das scheint mir selbst wahrscheinlich zu seyn. -- -- Beide liegen einander gegen über, unter 1° 30' südl. Breite, der Tunguragua in der Ost-, der Chimborazo in der Westkette. Nach Bouguer und Condamine ist jener 2623, dieser 3217 Toisen hoch. d. H. Während unsers Aufenthalts zu Riobamba, wo wir bei dem Bruder Montufar's, der Corregidor ist, einige Wochen zubrachten, führte uns der Zufall eine sehr interessante Entdeckung zu. [Bei dem Könige der Indianer zu Lican fanden sie eine von seinen Vorfahren im 16ten Jahrhundert geschriebne Geschichte von Quito, vor dem Einfalle der Peruaner 1470.] Wir schöpften aus ihr besonders sehr wichtige Nachrichten über den Ausbruch des Nevado del Attas, der ehemahls höher als der Chimborazo und folglich der höchste Berg der Erde gewesen seyn muß, und den die Eingebornen Capa-urcu, das heißt, Haupt der Berge, nannten. Damahls regierte zu Lican der letzte unabhängige König des Landes; und die Priester weissagten ihm aus jener Katastrophe seinen Untergang. Der Ausbruch des Vulkans dauerte 7 Jahr, und das Manuscript erzählt, es sey wegen des Aschenregens in Lican 7 Jahre lang unaufhörlich Nacht gewesen. Nach der ungeheuren Menge vulkanischer Materien zu urtheilen, die sich in der Ebene von Tapia um den gewaltigen Berg finden, der damahls eingestürzt seyn soll, möchte man dieses fast für möglich halten, da der Cotopaxi schon oft Quito 14 bis 18 Stunden lang in Finsterniß gehüllt hat. -- -- -- Ich besuchte noch von hier aus die großen Schwefelbergwerke von Tirrau. Diesen Berg von Schwefel wollten die Indianer, die sich nach dem Erdbeben von 1797 empört hatten, in Feuer setzen, um, wie sie hofften, dadurch einen Vulkan hervor zu bringen, der die ganze Provinz von Alaussy verschlingen sollte. Wahrscheinlich der el Altar mont neigee auf Bouguer's Karte, der in der Westkette, zwischen dem Tunguragua und dem Sangay, gerade westlich über Riobamba und Lican steht, und nach Condamine jetzt 2730 Toisen hoch ist. d. H. Von Riobamba gingen wir nach Cuenca, über das berüchtigte Paramo del Assuay, auf dem man in einer Höhe von 2300 Toisen noch jetzt die Ruinen des herrlichen Weges der Incas sieht, der fast bis nach Cuzco ging. Er war ganz aus gehauenen Steinen erbauet, sehr gut allignirt, und glich den schönsten Heerstraßen der Römer. Auch finden sich hier die Ruinen des Pallastes des Inca Tupayupangi, (des Eroberers von Quito,) welchen Condamine in den berliner Memoires beschrieben hat. -- -- In Cuenca blieben wir nur 10 Tage, gingen dann in die Provinz von Jaen, wo wir uns in der Nachbarschaft des Amazonenflusses einen Monat verweilten, und langten am 23sten October 1802 in Lima an. Von hier denke ich im December nach Akapulko in Mexiko abzugehn. -- -- Den Plan, über die Philippinen zurück zu kehren, habe ich aufgegeben. Ich würde auf dieser langwierigen Fahrt nichts als Manilla und das Cap zu sehn bekommen haben; und selbst, um nach Ostindien zu kommen, würde mir die Gelegenheit gefehlt haben. Der Assuay trennt die Provinzen Riobamba und Cuenca. Auf einem seiner Gipfel, dem Sinazahuan, stand, 2334 Toisen über dem Meere, das höchste Signal der französischen Akademiker, das zu ihrer Gradmessung wirklich diente, und sie brachten dort über 10 Tage unter einem Zelte mit Lebensgefahr zu. d. H. In der Stadt Munpox hatten wir uns 40 bis 50 junge, 7 bis 8 Zoll lange Krokodille verschafft, über deren Respiration ich sehr merkwürdige Versuche angestellt habe. Statt, daß andre Thiere das Gasvolumen, worin sie leben, vermindern, vermehren es die Krokodille. Ein Krokodill in 1000 Theilen atmosphärischer Luft eingeschlossen, die 274 Th. Sauerstoffgas, 15 Th. kohlensaures Gas und 711 Th. Stickgas enthielten, vermehrte diese Luftmasse innerhalb 1 Stunde und 43 Minuten, um 124 Theile, und die 1124 Theile, welche nun vorhanden waren, enthielten 106,8 Th. Sauerstoffgas, 79 Th. kohlensaures Gas und 938,2 Th. Stickgas, vielleicht mit andern unbekannten Gasarten, auf welche die salzbaren Grundstoffe keine Wirkung äußerten, vermischt. Das Krokodill erzeugt folglich in 1 [Formel] St. 64 Th. kohlensaures Gas, und absorbirt 167,2 Th. Sauerstoffgas, wovon 46 im kohlensauren Gas vorhanden sind, 121 aber das Thier sich aneignet, welches bei der Farbe seines Bluts sehr wenig ist. Zu der Analyse der Luft diente mir Kalkwasser und sehr sorgfältig bereitetes Salpetergas. Die Versuche sind sehr mühselig und erfordern große Vorsicht. -- Das Krokodill ist für kohlensaures Gas so empfindlich, daß es stirbt, wenn man es in Luft bringt, die schon durch ein Krokodill verdorben worden ist; doch kann es 2 bis 3 Stunden ohne alle Respiration leben. So klein die Thiere auch waren, so hätten sie doch einen Finger abbeißen können, und sie hatten den Muth, einen Hund anzugreifen. Wir bringen sehr genaue und umständliche Beschreibungen des südamerikanischen Krokodilles mit, wovon es 3 verschiedne Arten giebt, die das Volk durch die Namen: Bava, Caiman, Krokodill, unterscheidet. Diese Ungeheuer sind in den hiesigen tropischen Gegenden die wahren Fische der Flüsse, und an einigen Orten von einem so guten Naturell, daß man sich in ihrer Gegenwart badet, an andern so bösartig und grausam, daß sie wohl Indianer mitten in der Straße an den Kayen anfallen und verschlingen. -- -- Eine bedeutende Handelsstadt, unter 9° 19' nördl. Br., am westlichen User des Magdalenenflusses, der 7 Lieues oberhalb Munpox den Fluß von Cauca aufnimmt, und sich 44 Lieues nördlicher in das Meer ergießt. Im December schwillt hier der sehr breite Strom um 12 bis 13 Fuß jährlich an. d. H. Nahe bei Sta Fe findet sich im Campo de Gigante in einer Höhe von 1370 Toisen eine ungeheure Menge fossiler Elephantenknochen, theils von der afrikanischen, theils von der fleischfressenden Art, deren Skelette man am Ohio entdeckt hat. Wir haben da nachgraben lassen, und mehrere Exemplare dem Nationalinstitute übersendet. Ich zweifle, daß man diese Knochen schon anderswo in einer solchen Höhe gefunden hat. Seitdem habe ich einen solchen Knochen erhalten, den man in den Andes von Quito unter 2° Breite gefunden hatte, und einen zweiten aus Chili. Daraus läßt sich die Existenz dieser gigantesken Elephanten vom Ohio bis zu den Patagonen darthun. Ich bringe eine schöne Sammlung dieser fossilen Knochen für Cuvier mit. Im Thale des Magdalenenflusses hat man vor 15 Jahren ein vollständiges versteinertes Krokodillskelett in einem Kalksteinfelsen gefunden; leider ist es zerschlagen worden, und der Kopf, der noch vor kurzem existirte, war nicht mehr aufzutreiben. 3. Aus einem Briefe an Delambre, einen der Secretaires perpetuels des Nationalinstituts. Annales du Museum d'hist. nat., t. 2, p. 322. d. H. Lima den 25sten Nov. 1802. Mein verehrter Freund. Eben komme ich vom Innern des Landes zurück, wo ich in einer weiten Ebene Beobachtungen über die stündlichen Abweichungen der Magnetnadel angestellt habe, und erfahre mit Bedauern, daß die Fregatte Astigarraga, welche erst in vierzehn Tagen abgehn sollte, ihre Reise beschleunigt hat, und diese Nacht nach Cadix unter Segel gehn wird. Seit 5 Monaten ist das die erste Gelegenheit, um von diesen Ländern an der Südsee nach Europa zu schreiben. Dem Nationalinstitute, das mir seine Theilnahme auf eine so aufmunternde Weise bezeugt hat, wie ich sollte, zu schreiben, ist mir bei der Kürze der Zeit unmöglich. Der Brief, den Sie, als Organ desselben, mir am 9ten Pluviose Jahr 9 geschrieben haben, hat volle zwei Jahre gebraucht, um mich in der Kordillere der Anden zu erreichen. Ich erhielt ihn kurz vor meiner Abreise von Quito, den Tag nach einer zweiten Expedition zum Krater des Pichincha, die ich unternommen hatte, um dort ein Voltaisches Electrometer zu beobachten, und den Durchmesser des Kraters zu messen. Auf der Spitze des Guaga- Pichincha, wo ich oft gewesen bin, und die ich als klassischen Boden liebe, war es auch, wo Condamine und Bouguer den ersten Brief von der pariser Akademie erhielten; und so scheint der Pichincha den Physikern Glück zu bringen. -- -- Wie süß ist es, zu wissen, daß man im Andenken derer lebt, deren Arbeiten unausgesetzt das Gebiet des menschlichen Wissens erweitern. -- -- Lange zuvor, ehe ich diesen Brief erhielt, habe ich der physikalischen und mathematischen Klasse des Nationalinstituts drei Briefe übersandt: zwei von Sta Fe di Bogota und den dritten von Quito aus. Bei den erstern befand sich ein Aufsatz von mir über das Genus Cinchona, [des Baums der Fieberrinde,] mit einer Sammlung von 7 verschiednen Arten von Chinarinde, mit farbigen Zeichnungen der Bäume, von denen sie kommen, und der Anatomie ihrer Blüthen, welche sich durch die Länge der Staubfäden wesentlich von einander unterscheiden, und mit trocknen, sorgfältig gemachten Skeletten. Der Dr. Mutis, der mich mit der ausgezeichnetsten Freundschaft behandelt hat, und aus Liebe zu dem ich 40 Tage zugebracht habe, um den [Magdalenen-] Strom hinauf zu fahren, hatte mir gegen hundert prachtvolle Pflanzengemählde in groß Folio, von neuen Geschlechtern und Arten, aus seiner Flora von Bogota, die noch Manuscript ist, geschenkt. Ich habe geglaubt, diese könnten sich nicht in bessern Händen als denen der Jussieu, Lamark und Desfontaines befinden, und habe mich daher beeifert, sie dem Nationalinstitute als ein schwaches Zeichen meiner Anhänglichkeit zu überreichen. Sie und die Sammlung der Cinchonen sind in der Mitte Juni 1802 nach Karthagena abgegangen, und Mutis selbst hat es übernommen, für ihre Ankunft in Paris zu sorgen. Den dritten von Quito aus geschriebnen Brief begleitete eine geologische Sammlung der vulkanischen Produkte des Pichincha, Cotopaxi und Chimborazo. Wie unangenehm ist es, in Zweifel zu bleiben, ob diese Sendungen gehörig angekommen sind. -- -- -- Mit derselben Gelegenheit erhielt der Herr Legationsrath von Humboldt in Rom die oben mitgetheilten Briefe von seinem Bruder, s. S. 457. d. H. Beide Sendungen hat das Nationalinstitut vor kurzem erhalten. d. H. Meine Gesundheit hat fortdauernd den großen Temperaturveränderungen, denen man auf dem höchst beschwerlichen Wege von Sta Fe über den Berg von Quiridiu, und über Popayan und Pastos nach Quito ausgesetzt ist, auf eine bewundernswürdige Art widerstanden. Täglich stiegen wir von Schneefeldern, die 2460 Toisen über dem Meere liegen, in brennend heiße Thäler hinab, wo das Thermometer auf 24 bis 26° R. stand. Dagegen litt mein Gefährte Bonpland, dessen Kenntnisse, Muth und unendliche Thätigkeit mir bei den botanischen und anatomischen Untersuchungen vom größten Nutzen sind, 2 Monate lang am 3tägigen Fieber. Die Regenzeit überfiel uns auf der mißlichsten Stelle, auf dem hohen Plateau von Pastos. Endlich, nach einer Reise von 8 Monaten, kamen wir in Quito an, und erfuhren hier, daß Baudin seinen Weg östlich um das Vorgebirge der guten Hoffnung genommen habe. Des Mißgeschicks gewohnt, trösteten wir uns mit dem Gedanken, so große Opfer einem guten Zwecke gebracht zu haben, und ein Blick auf unser Herbarium, unsre barometrischen und geodätischen Messungen, unsre Zeichnungen, unsre Versuche mit der Luft auf den Kordilleren, reichte hin, uns es nicht bedauern zu lassen, daß wir Landstriche durchwandelt waren, die größten Theils noch nie ein Naturforscher betreten hatte. Wir sahen sehr deutlich, daß der Mensch auf nichts rechnen muß, als auf das, was er durch seine eigne Energie bewirkt. Das heißt, von Karthagena ab gerechnet. d. H. Vergl. S. 453. d. H. Die Provinz Quito, das höchste Plateau auf unsrer Erde, welches durch die große Katastrophe am 4ten Febr. 1797 zerrissen und verwüstet ist, hat uns ein weites Feld zu physikalischen Beobachtungen geöffnet. So ungeheure Vulkane, deren Flammen oft eine Höhe von 500 Toisen erreichen, haben noch kein Tröpfchen fließender Lava hervor zu bringen vermocht; sie speien nichts als Wasser, Schwefelwasserstoffgas, Koth und kohlenstoffhaltigen Thon aus, (argile carbonnee.) Seit 1797 ist dieser ganze Erdstrich in Aufruhr; alle Augenblicke verspüren wir heftige Erdstöße, und das unterirdische Getöse in den Ebenen von Riobamba gleicht dem eines Berges, der unter unsern Füßen einstürzt. Die atmosphärische Luft und der durchnäßte Boden, (alle diese Vulkane befinden sich in einem verwitterten und zersetzten Porphyr,) scheinen das große Agens bei diesen Bränden und bei diesen unterirdischen Gährungen zu seyn. Vergl. S. 443. d. H. Man hatte bisher in Quito geglaubt, eine Höhe von 2470 Toisen, (14820 par. Fuß,) über der Meeresfläche sey die äußerste, in welcher der Mensch die verdünnte Luft zu ertragen vermöge. Im März 1802 brachten wir einige Tage auf den großen Ebenen zu, welche den Vulkan von Antisana umgeben, und 2107 Toisen über dem Meere liegen. Die Ochsen, welche man auf dieser Ebene jagt, speien oft Blut aus. Am 16ten März entdeckten wir auf dem Schnee einen Weg, der uns einen sanften Abhang herauf führte, bis zu einer Höhe von 2773 Toisen, (16638 Fuß.) Die Luft enthielt hier 0,08 kohlensaures Gas, 0,218 Sauerstoffgas und 0,774 Stickgas. Das Reaumürische Thermometer stand auf 15°, und es war nicht im mindesten kalt; das Blut aber drang uns aus den Lippen und aus den Augen. Das Local erlaubte es nicht hier, sondern nur in einer tiefer liegenden Grotte, 2467 Toisen über dem Meere, Beobachtungen mit Borda's Inclinationsboussole anzustellen. Die Intensität der magnetischen Kraft war hier größer als zu Quito, im Verhältnisse von 230:218. Doch darf man dabei nicht aus der Acht lassen, daß oft die Zahl der Schwingungen der Nadel in einer gegebnen Zeit zunimmt, wenn gleich die Inclination abnimmt, und daß die Intensität der magnetischen Kraft durch die Masse des Berges vermehrt wurde, da der Porphyr, woraus er besteht, auf die Magnetnadel wirkt. Vergl. S. 467. d. H. Es sey mir erlaubt, bei dieser Gelegenheit ein paar Stellen in den frühern Bänden der Annalen, die Intensität der magnetischen Kraft betreffend, zu berichtigen. Annalen, IV, 451, soll es heißen: "Bei gleichen Pendellängen verhalten sich die Zahlen von Schwingungen in einerlei Zeit wie die Quadratwurzeln der beschleunigenden Kräfte; und in so fern kann die Zahl der Oscillationen der Inclinationsnadel die magnetische Kraft messen. Durch ein Versehen sind die beiden hier Cursiv gedruckten Worte dort ausgelassen, und dadurch ist das Resultat aus den Nouetschen und von Humboldtschen Versuchen in den Annalen, V, 184, unrichtig geworden. Schwingt die Inclinationsnadel in 1 Minute in Paris 24,5 und in Cumana 22,9 Mahl, wie Herr von Humboldt fand, dagegen in Alexandrien, nach Nouet's Beobachtung, nur 20,8 oder 21,83 Mahl; so steht die Intensität der magnetischen Kraft zu Paris, zu Cumana und in Alexandrien zu einander in dem Verhältnisse von 2452:2292:218,32 oder 2082, das ist, in dem Verhältnisse von 1:0,874:0,794 oder 0,721, und die magnetische Kraft der Erde ist in Cumana um [Formel] und in Alexandrien um [Formel] oder selbst [Formel] schwächer als in Paris und im südlichen Frankreich. Hiernach möchte auch die obige Angabe des Herrn von Humboldt zu berichtigen seyn, wenn 230:218, wie es scheint, das Verhältniß der Schwingungsmengen der Inclinationsnadel in einerlei Zeit an dem Antisana und zu Quito ist. d. H. Bei unsrer Expedition auf dem Chimborazo, die wir am 23sten Juni 1802 in Gesellschaft von Karl von Montufar, Sohn des Marquis von Selvalegre zu Quito, unternahmen, bewiesen wir, daß man, wenn man nur Geduld und Standhaftigkeit hat, eine noch weit beträchtlichere Verdünnung der Luft zu ertragen vermag. Wir kamen 500 Toisen höher als Condamine, (auf dem Carazon,) und nahmen bis auf diese Höhe von 3031 Toisen, (18186 par. Fuß,) Instrumente mit hinauf. Das Quecksilber im Barometer stand hier auf 13" 11,2''' und das Thermometer auf -- 1°,3 R. Wir bluteten wiederum aus den Lippen. Unsre Indianer verließen uns, wie gewöhnlich, und Bonpland, Montufar und ich, wir waren die einzigen, die aushielten. Wir empfanden insgesammt eine Unbehaglichkeit, eine Schwäche, eine Neigung zum Erbrechen, die sicher eben so sehr von dem Mangel an Sauerstoff in diesen Regionen, als von der Verdünnung der Luft bewirkt wurden. Ich fand den Sauerstoffgehalt der Luft in dieser ungeheuren Höhe nur zu 0,20. Eine furchtbare Spalte hinderte uns, ganz bis zum Gipfel des Chimborazo hinauf zu klimmen; es fehlten uns daran nur noch 236 Toisen senkrechter Höhe. Die wahre Höhe dieses Kolosses war bisher noch sehr zweifelhaft. Condamine, der ihn indeß nur aus einer großen Entfernung maß, giebt ihm 3217, dagegen Don George Juan 3380 Toisen senkrechter Höhe über dem Meere, obgleich beide Astronomen über die Höhe des Signals auf dem Carabura einig sind. Ich habe in der Ebene von Tapia eine Grundlinie von 1702 Metres gemessen, und zwei geodätische Operationen geben mir die senkrechte Höhe des Chimborazo über dem Meere auf 3267 Toisen; doch bedarf die Berechnung noch einiger kleiner Correctionen, z. B. wegen der Entfernung des Spiegelsextanten vom künstlichen Horizonte, u. s. f. Die Höhe des Vulkans von Tunguragua hat seit Bouguer's und Condamine's Zeit beträchtlich abgenommen. Damahls betrug sie 2620, jetzt finde ich sie nur zu 2531 Toisen, und schwerlich rührt dieser Unterschied von Irrthümern in den Messungen her, da bei den Höhen des Cayambe, des Antisana, des Cotopaxi und des Illiniza die Resultate meiner Messungen von den ihrigen oft kaum um 10 bis 15 Toisen abweichen. Auch versichern die Bewohner der benachbarten Gegend, daß sie bei dem Erdbeben von 1797 den Gipfel desselben haben einstürzen sehen. Dagegen finde ich den Cotopaxi, der so gewaltige Explosionen gehabt hat, noch gerade so hoch, und selbst noch etwas höher, als er 1744 war, welches an einer kleinen Unrichtigkeit meiner Messung liegen kann. Der Felsenmasse des Gipfels des Cotopaxi sieht man es indeß auch an, daß dies ein Rauchfang der unterirdischen Werkstätte ist, welcher widerstehn und seine Gestalt beibehalten kann. Von unsern Excursionen und Operationen in den Anden von Quito, die uns vom Januar bis in den Juli beschäftigt haben, mußten wir leider den Bewohnern die traurige Neuigkeit mitbringen, daß der Krater des Pichincha, den Condamine voll Schnee fand, von neuem in Brand ist, und daß der Chimborazo, den man für so friedlich und unschuldig hielt, ehemahls ein Vulkan gewesen ist, und es vielleicht künftig einmahl wieder seyn wird. Wir haben auf ihm gebrannte Steinmassen und Bimssteine in einer Höhe von 3031 Toisen gefunden. Wehe den Bewohnern Quito's, wenn das vulkanische Feuer, (denn man darf behaupten, daß das ganze hohe Plateau von Quito ein einziger Vulkan, nur mit mehrern Gipfeln, ist,) sich durch den Chimborazo Luft macht. Man hat oft gedruckt, dieser Berg bestehe aus Granit; allein es findet sich auf ihm nicht das kleinste Stückchen Granit. Er besteht aus Porphyr, der hier und da in Säulen vorkömmt, und in welchem glasiger Feldspath, Hornblende und Olivin eingesprengt ist; und dieses Porphyrlager ist 1900 Toisen mächtig. Ich könnte Ihnen bei dieser Gelegenheit etwas von einem polarisirenden Porphyr sagen, den wir bei Voisaco unweit Pasto gefunden haben, und der gerade so, wie der von mir im Fichtelberge entdeckte Serpentin, Pole hat, aber nicht attractorisch ist. Auch könnte ich Ihnen interessante Thatsachen mittheilen, das große Gesetz des Parallelismus der Gebirgslager, und deren ungeheure Mächtigkeit nahe bei dem Aequator betreffend. Doch das wird zu viel für einen Brief, der ohnedies vielleicht verloren geht. Ich bemerke nur, daß wir für Cuvier, dem wir schon Elephantenzähne überschickt haben, die auf dem Plateau von Santa-Fe 1350 Toisen über dem Meere gefunden sind, noch schönere Zähne aufheben, so wohl von dem fleischfressenden Elephanten, als auch von einer Art, die von der afrikanischen etwas verschieden ist, aus dem Val de Timana, von der Stadt Ibarra und aus Chili. So ist also die Existenz dieses fleischfressenden Ungeheuers vom Ohio oder von 50° nördlicher Breite an, bis zu einer südlichen Breite von 35°, erwiesen. Vergl. S. 461. d. H. Vergl. S. 427. d. H. Ich habe in Quito eine sehr angenehme Zeit verlebt. Vom Präsidenten der Audienza, dem Baron von Corondelet, wurden wir mit Güte überhäuft, und überhaupt habe ich seit den 3 Jahren, die ich nun im spanischen Amerika bin, nicht ein einziges Mahl Ursache gehabt, mit dem Gouvernement unzufrieden zu seyn, das mich überall mit einer Feinheit und Auszeichnung behandelt hat, die mich zu immerwährender Dankbarkeit verpflichtet. Wie die Zeiten und Sitten sich geändert haben! Die Pyramiden, welche Condamine, Godin und Bouguer bei ihrer Messung errichten ließen, haben mich ziemlich beschäftigt. Ich glaube gefunden zu haben, daß die Mahlsteine derselben noch völlig unverrückt sind. Ein liberal denkender Particulier, der ein Freund der Wissenschaften und der Männer ist, die in ihnen geglänzt haben, der Marquis von Selvalegre in Quito, hat sich vorgesetzt, die Pyramiden wieder aufzubauen. Doch, dieses würde mich zu weit führen. Zur immerwährenden Bezeichnung der beiden Endpunkte der 6272 Toisen langen Grundlinie, welche sie bei Yaruqui, östlich von Quito, gemessen hatten. Die Inschrift dieser beiden Pyramiden verwickelte Condamine in einen Prozeß, den er erst nach zwei Jahren vor dem Parlamente von Quito gewann. d. H. Wir gingen von Quito über den Assonay nach Cuenca, wo man uns ein Stiergefecht gab; und nach Loxa, um unsre Untersuchungen über die Cinchona, (Quinquina,) zu vervollständigen, und brachten dann einen Monat in der Provinz von Jaen de Bracamorros und an den Pongos des Amazonenflusses zu, dessen Ufer mit der Andiva und Bougainvillaea Jussieu's geziert sind. Es schien mir interessant zu seyn, hier die Länge von Tomependa und Chuchunga zu bestimmen, wo Condamine's Karte anfängt. Condamine hat bloß die Länge der Mündung des Napo durch Beobachtung bestimmt, und damahls gab es noch keine Zeithalter; die Längen aller dieser Gegenden sind beträchtlich zu ändern. Mein Chronometer von Louis Berthoud thut Wunder, wie sich zeigt, wenn ich mich von Zeit zu Zeit, vermittelst des ersten Jupiterstrabanten, orientire, und als ich meine Meridianunterschiede mit den von Fidalgo bestimmten verglich, der auf Befehl des Königs eine Reihe von Dreiecken zwischen Kumana und Karthagena gemessen hat. Ueber die Städte Cuenca und Loxa geht der gewöhnliche Weg nach Lima, und auf dem Berge Caxanuma, 2 Lieues südlich von Loxa, wächst, nach Condamine, die beste Quinquina. d. H. Jaen selbst ist ein schlechtes Dorf unter 5° 30' südl. Breite; die Pongos sind Stromengen, da, wo der Amazonenfluß durch die Kordilleren sich einen Weg gebahnt hat; zu Chuchunga, einem Dörfchen an dem gleichnamigen Flüßchen, östlich von Jaen, schiffte Condamine sich ein, nachdem er hier einige Beobachtungen gemacht hatte. Das Barometer stand hier auf 26" 8''', und beim Einflusse dieses Stroms in den Amazonenfluß, wohin Condamine in 8 Stunden gelangte, um 4''' höher, woraus Condamine die Höhe des Orts auf 235 Toisen über dem Meere und den Fall bis zu dem Amazonenflusse auf 50 Toisen bestimmt. d. H. Eines Austritts des ersten Jupiterstrabanten. d. H. Von dem Amazonenflusse gingen wir nach Truxillo. Ueber die Anden kamen wir bei den Bergwerken von Hualgayoc, welche man in einer Höhe von 2065 Toisen über dem Meere auf silberhaltiges Kupferfahlerz betreibt, und die jährlich eine Million Piaster geben, und stiegen über Cascamasca herab, wo ich im Pallaste des Atahualpa die Bogen der peruanischen Gewölbe gezeichnet habe. Von Truxillo nahmen wir unsern Weg durch die Wüsten der Meeresküste nach Lima, wo der Himmel die Hälfte des Jahres über voll dicker Dünste ist. Ich beschleunigte hier unsere Reise, um von Lima aus den Durchgang des Merkurs durch die Sonne am 9ten November 1802 zu beobachten. -- -- Unsre Sammlung von Pflanzen und unsre Zeichnungen über die Anatomie der Geschlechter nach Jussieu's Idee, sind durch die Schätze, die wir in der Provinz Quito, zu Loxa, am Amazonenflusse und in der Kordillere von Peru gefunden haben, sehr bereichert worden, besonders an Palmenarten und Grasarten. Wir besitzen jetzt 3784 sehr vollständige lateinische Pflanzenbeschreibungen, von denen mehr als zwei Drittel von Bonpland herrühren, und fast noch ein Drittel Pflanzen in unserm Herbarium, die zu beschreiben wir noch nicht Zeit gehabt haben. Von allen können wir den Wohnplatz und die Höhen desselben in Toisen genau angeben, so daß die Pflanzengeographie aus unsern Manuscripten manche Bereicherung zu erwarten hat. Wir haben unsre Herbaria mit denen des Dr. Mutis und mit vielen Werken in der zahlreichen Bibliothek dieses großen Botanikers verglichen, und sind überzeugt, viel neue Geschlechter und Arten zu besitzen. -- Auch bringen wir eine dem Tabascher in Ostindien ähnliche Kieselsubstanz aus den Knoten einer gigantesken Grasart mit, die man für Bambusrohr ausgiebt, deren Blüthe aber von der des Baumbusrohrs abweicht. Ich weiß nicht, ob Fourcroy die Milch der von den Indianern so genannten vegetabilischen Kuh erhalten hat. Wir fanden den Baum auf unsrer Reise nach dem Orinoko, in einer Pflanzung, wo die Neger diese Milch tranken. Statt daß die Milch der andern Pflanzen caustisch und schädlich ist, ist diese nahrhaft und schmeckt angenehm. Mit Salpetersäure behandelt, gab sie mir ein Kautschuck von Balsamgeruch. Auch habe ich an Fourcroy und an Banks unser Dapiche, oder den weißen oxygenirten Kautschuck, geschickt, welchen ein Baum in den Waldungen von Pimichin, unweit der Quellen des Rio Negro, aus seinen Wurzeln ausschwitzt. Ich gehe nun nicht nach den Philippinen, sondern über Akapulko nach Mexiko, wo ich im Februar 1803 zu seyn denke, und von da im Juni über die Havannah nach Europa, wo ich Sie im September oder October 1803 in Paris zu umarmen hoffe. Denn jetzt ist meine größte Sorge, meine Manuscripte in Sicherheit zu sehn und sie zur Herausgabe zu bearbeiten. -- -- 4. Aus einem andern Briefe an Delambre. Mexiko den 29sten Juli 1803. Annales du Mus. d'hist. naturelle, t. 3, p. 228. d. H. Ich fahre fort, Ihnen, mein würdiger Freund, Nachrichten von meiner Reise mitzutheilen. -- -- Seit drei Jahren bin ich ohne Antwort; ich weiß nicht, was ich davon denken soll, und betrübe mich darüber oft; doch verliere ich den Muth nicht, und arbeite unaufhörlich. -- -- In einem Briefe an den B. Chaptal habe ich im Detail unsre letzten Streifzüge in der Provinz von Quito, unsern Eintritt in das Land des Amazonenflusses durch Jaen de Bracamorros, unsern Aufenthalt in Lima, und unsre Reise nach Akapulko beschrieben. Auf dieser letzten Schifffahrt habe ich mich vollends davon überführt, daß sich durch Borda's Inclinationsboussole nicht bloß die Breiten, sondern in einigen Gegenden, (wo die Declinationskreise in die Richtung der Meridiane fallen,) selbst die Längen auf dem Meere bestimmen lassen. Ich denke hierüber eine große Zahl von Beobachtungen bekannt zu machen, und zweifle nicht, daß die Theorie Mittel finden werde, die, welche mir noch fehlen, zu ergänzen. Für heute theile ich Ihnen nur eine Entdeckung mit, die ich über die Länge der Hauptstadt von Mexiko gemacht zu haben glaube. Unter einem nebligen und trügerischen Himmel, in einer Höhe von 1160 Toisen, habe ich hier seit dem 11ten Mai beobachtet, -- -- und finde die Länge von Mexiko, (die man bis 1769 auf 86° 1') bestimmte,) 81° 22' 30", oder 6St. 45' 30" von Paris. Die Länge von Akapulko ist 6St. 48' 40" westl. von Paris, oder 82° 10'. -- Ich habe auch Verfinsterungen von Jupiterstrabanten unter dem schrecklichen Klima von Akapulko beobachtet, und aus einer Menge von Beobachtungen im Innern des Landes zwischen der Südsee und Mexiko, die Lage mehrerer nordöstlicherer Punkte, nach Actopan und Totonisco zu, bestimmt. In drei Tagen geht es in die nördlichen Provinzen, nach Goanaxoata, wo die Bergwerke jährlich mehrere Millionen Piaster produciren. -- Ich habe eine Analyse des Wassers aus den Seen von Mexiko angefangen; es enthält viel kohlensaures Natron, salzsauren Kalk, Schwefel-Wasserstoffgas. -- -- Ich habe ein sehr interessantes Profil von der Höhe des Bodens, vom Nordmeere bis zum Südmeere gezeichnet, worauf die Höhe über dem Meere, die wahren Längenunterschiede, die bisher um 30 bis 40 Lieues ungewiß waren, und die Höhen, in welchen die ausgezeichnetern Pflanzen wachsen, angegeben sind, und setze hier meine mineralogischen und physikalischen Beobachtungen fort. -- -- Wir haben nun schon Beschreibungen von mehr als 6000 Arten von Pflanzen. Ich habe viele Palmen- und Grasarten und andere seltne Gewächse gezeichnet, und bringe viel für die vergleichende Anatomie und Kisten voll Insekten und Muscheln mit. Wir hoffen, zu zeigen, daß zwei Beobachter mit Thätigkeit und Energie sehr viel leisten können, darf man gleich von uns so viel nicht, als von Expeditionen erwarten, an denen viele Gelehrte auf Kosten des Gouvernements Antheil nehmen. -- -- Ich habe von hier aus eine Kiste mit mexikanischen Mineralien an das Nationalinstitut gesendet. Ich habe Ihnen schon mehrmahls geschrieben, daß die Länge unsrer Reise in den Anden, der Zustand unsrer Instrumente, das Ausbleiben aller Nachrichten aus Europa, und die Furcht, unsre Manuscripte und Zeichnungen in Gefahr zu bringen, mich bestimmt haben, die Reise nach den Philippinen für jetzt aufzugeben. Doch nur für jetzt; denn ich habe noch große Plane auf Indien. Erst will ich indeß die Früchte meiner jetzigen Expedition bekannt machen. Ich denke im Anfange des künftigen Jahres bei Ihnen zu seyn. Zwei bis drei Jahre wenigstens werde ich haben müssen, um unsre Bemerkungen zu verarbeiten. Und dann -- Lachen Sie nicht über meine Unbeständigkeit, über die maladie centrifuge, deren Madame *** mich und meinen Bruder beschuldigte. Jeder Mann muß sich in die Lage setzen, in der er glaubt am nützlichsten seyn zu können, und ich für meinen Theil glaube, daß ich am Rande eines Kraters oder in den Fluthen des Meeres umkommen müsse. Dieses ist meine Meinung jetzt, nach 5 Jahren von Strapazen und Erduldungen; doch wäre es wohl möglich, daß bei fortschreitenden Jahren, und wieder im Genusse der Reize des Lebens in Europa meine Meinung sich änderte. Das schwarze Erbrechen, (gelbe Fieber,) macht in der Havannah und zu Vera Cruz seit dem Mai große Verwüstungen, und ich werde daher nicht vor dem November fort können. -- -- Herr Prof. Willdenow in Berlin, von dem ich mir seine neuesten Nachrichten von unserm vortrefflichen Landsmanne für die Annalen erbat, meldet mir, das letzte Schreiben, welches er von seinem Freunde erhalten habe, sey zwar aus der Stadt Mexiko, es finde sich darin aber nichts über diese Gegenden. Herr von Humboldt behalte sich diese Nachrichten bis zu seiner Ankunft nach Europa vor, da doch der größte Theil seiner Briefe verloren gehe, und der Brief enthalte meistens nur Nachrichten über seine Sammlungen, und Adressen für Herrn Prof. Willdenow, um für ihre glückliche Ankunft sorgen zu können. d. H. NACHTRAG zu Alex. von Humboldt's Notizen von seinen physikalischen Beobachtungen in Peru und Mexiko. (Annalen, XVI, 450 f.) 5. Aus einem Schreiben Alex, von Humboldt's an das National-Institut. Mexiko den 2ten Messid., J. XI, (21sten Juni 1803.) Zusammen gezogen aus den Ann. du Mus. d'hist. nat., t. 3, Cah. 17, p. 396 -- 404. Dieser Brief ist über einen Monat älter, als der an Delambre, Annalen, XVI, 489. Hier das, was aus den dort ausgezogenen Briefen noch nicht bekannt war. d. H. -- -- Seit zwei Jahren sind wir ohne alle Nachricht von Europa, und über das Schicksal der Sammlungen, die wir Ihnen überschickt haben, in der unangenehmsten Ungewißheit. -- -- Unter den Gebirgsarten der Kordillere der Anden, welche Sie über Madrit werden erhalten haben, finden sich sehr merkwürdige, mit problematischen Fossilien untermengte, schwarze, grüne, gelbe, weiße und rothe Obsidiane aus den Vulkanen von Quito, besonders von Quinche. Um die Naturgeschichte dieser für die Geologie so interessanten Gebirgsart zu vervollständigen, überschicken wir Ihnen dieses Mahl eine Sammlung von Obsidianen aus dem Königreiche Neu-Spanien. Die große Leichtigkeit, womit die schwarzen und grünen Obsidiane sich im Feuer zu einer weißen, schwammartigen Masse, vom sieben - bis achtfachen Volumen aufblähen, und die Hartnäckigkeit, womit dagegen die rothen und braunen der Veränderung durch Feuer widerstehn, zeigen wesentliche Verschiedenheiten in der Mischung beider an, über welche die chemische Zerlegung Belehrung geben wird. Während der Obsidian beim Glühen sich aufbläht, entweicht aus ihm Gas, welches untersucht zu werden verdiente. In keinem Theile der Welt kömmt Porphyr häufiger und in gewaltigern Massen, als zwischen den Wendekreisen vor. Um Riobamba und am Tunguragua haben wir ihn in einer Mächtigkeit von 2080 Toisen gefunden. Man reist Monate lang in der Kordillere der Anden, ohne Thonschiefer, Glimmerschiefer, Gneuß, und besonders ohne die geringste Spur von Granit zu sehen, der in Europa, und überhaupt in den gemäßigten Zonen, die höchsten Punkte der Erde bildet. In Peru, besonders in der Gegend der Vulkane, zeigt sich der Granit nur an den niedrigsten Stellen, in den tiefsten Thälern, zu Tage. In den Höhen von 1000 bis 3000 Toisen über die Südsee ist hier der Granit überall mit Porphyren, Mandelsteinen, Basalten und andern Gebirgsarten von der Trappformation bedeckt. Der Porphyr ist hier überall der Sitz des vulkanischen Feuers; und in diesen Porphyren, welche glasigen Feldspath, Hornblende und selbst Olivin enthalten, finden sich die Obsidiane, bald als Lager, bald als halb zerstörte Felsenmassen von grotesker Gestalt. In den Vulkanen von Popayan, Pasto, Quito und andern Theilen der Anden, scheint das vulkanische Feuer seine Kraft auf diese Obsidiane geäußert zu haben. Große Massen von Obsidian sind aus den Kratern heraus geworfen worden, und die Wände dieser Schlünde, welche wir in der Nähe untersucht haben, bestanden aus Porphyren, deren Grundmasse das Mittel zwischen Obsidian und Pechstein hielt. Dasselbe überraschte uns auf dem Pic von Teyde, [auf Teneriffa,] auf welchem die durch das Feuer veränderten Gebirgsarten noch sehr gut von den unveränderten Porphyrlagern, die vor den vulkanischen Ausbrüchen da waren, zu unterscheiden sind. Einige achtungswerthe Mineralogen betrachten noch immer Basalt, basaltischen Porphyr und Obsidian als vulkanische Produkte; wie sollte aber ein Fossil, das sich, gleich den Obsidianen der Anden und aus Mexiko, bei geringen Graden unsrer Ofenhitze schon entfärbt, aufschwillt, schwammartig und faserig wird, ein Produkt des vulkanischen Feuers seyn? Sollte man nicht vielmehr das ungeheure Aufschwellen des Obsidians beim Glühen, und die Menge von Gas, welche aus ihm entweicht, für Ursachen der vulkanischen Erdbeben in den Anden halten dürfen? Die Höhe, wo der Porphyr in größter Menge in der neuen Welt vorkömmt, ist 1800 bis 1900 Metres über dem Meere; und über diesem Niveau haben wir auch die meisten Obsidiane gefunden. Um Popayan, bei den Vulkanen von Purace und Sotara, fangen die Obsidiane in einer Höhe von 4560 Metres an; in der Provinz Quito kommen sie in Menge in einer Höhe von 2700 Metres vor; und in Neu-Spanien finden sie sich nordöstlich von der Hauptstadt Mexiko, (deren Marktplatz über das Südmeer 2256 Metres, oder 1163 Toisen nach Trembley's, 1133 Toisen nach de Lüc's Formel erhaben ist,) in einer Höhe von 2292 bis 2948 Metres, am Oyamel und am Cerros de las navajas, (zu Deutsch Berg der Messer,) von wo die beiliegenden Obsidiane herkommen. Diese Gegend hatte durch den ungeheuern Depot von Obsidianen, welcher hier am Fuße der Porphyrfelsen von Jacal zwischen Moran, Totoapa und dem indianischen Dorfe Tulancingo liegt, einen ganz besondern Werth für die alten Bewohner von Anahuac, da sie ihre schneidenden Werkzeuge aus Obsidian machten. Zwar ist das Eisen in Peru und Mexiko sehr häufig, wo bei Toluca und in den nördlichen Provinzen große Massen gediegenen Eisens, den sibirischen und südamerikanischen ähnlich, und von eben so problematischem Ursprunge als diese, auf den Feldern umher liegen; die alten Bewohner dieser Länder bedienten sich desselben aber nicht zu schneidenden Instrumenten, sondern nur des Kupfers und dreier Arten von Stein, die dazu noch jetzt unter den Insulanern der Südsee und den Wilden am Oronoko gebraucht werden, nämlich des Nephrits, des lidischen Steins, den man oft mit Basalt verwechselt hat, und des Obsidians, (Itztli.) Hernandes sah noch mexikanische Messermacher arbeiten, die in einer Stunde über 100 Messer aus Obsidian verfertigten; und Cortez erzählt in einem seiner Briefe an Kaiser Karl V., zu Tenochtitlan habe er Schermesser aus Obsidian gesehn, womit die Spanier sich hätten rasiren lassen. Noch sieht man am Cerro de las navajas eine Menge von Gruben, aus welchen die Mexikaner die Obsidiane förderten, Spuren ihrer Werkstätte, und halb vollendete Stücke. Es scheint, daß hier mehrere tausend Indianer auf einem Flächenraume von etwa 2 Quadratlieues arbeiteten. Ich habe durch Beobachtungen des Antares die Breite von Moran, welches etwas südlich von den Obsidiangruben liegt, 20° 9' 26" gefunden. Dieser Berg ist nach Herrn von Humboldt 694 Metres über den See Tescuco und 2948 Metres über das Meer erhaben. d. H. Außer 11 Abarten von Obsidian und einigen andern mineralogischen Merkwürdigkeiten, fanden sich in dieser Kiste, nach Herrn von Humboldt's Katalog, auch polarisirender Porphyr von Voisaco, (Ann., XVI, 484;) gediegener Schwefel in Quarz von dem großen 2312 Metres hohen Schwefelberge, zwischen Alausi und Ticsan in der Provinz Quito; (Ann., XVI, 472;) und eine Stufe des merkwürdigen braunen Bleies von Zimapan. "Statt daß in Europa", sagt Herr von Humboldt, "der Schwefel sich immer nur im Flötzgebirge, besonders im Gypse findet, bildet er in jenem Schwefelberge mit dem Quarze ein Lager in einem uranfänglichen Berge aus Glimmerschiefer; zwei andere Schwefelgruben der Provinz Quito sind beide in primitivem Porphyr, die eine bei Ibarra, westlich von Cuesaca, die andere am Vulkane Antisana 4850 Metres über dem Meere. In dem braunen Blei von Zimapan hat Herr Delrio, Professor der Mineralogie zu Mexiko, ein vom Chromium und dem Uranium sehr verschiedenes Metall entdeckt, welches er für ein neues hält, und, weil die Salze desselben im Feuer und in Säuren alle ein schönes Roth annehmen, Erithronium genannt hat. Die Miner enthält in 100 Theilen 80,72 Theile gelben Bleioxyds, 14,8 Erithronium, und etwas Arsenik und Eisenoxyd." d. H. Also wieder ein neues Beispiel meteorischer Eisenmassen, denen am Senegal ähnlich, wo sie sich als kleine schwarze Felsen sinden. d. H. Das schwarze Erbrechen und das gelbe Fieber, welche jetzt in Vera Cruz schreckliche Verheerungen anrichten, machen es uns unmöglich, früher als im November nach der Küste herab zu steigen, so daß wir nicht vor dem Mai 1804 in Europa anzukommen hoffen dürfen. Nach einem Aufenthalte von mehr als einem Jahre in der Provinz Quito in den Wäldern von Loxa und am Amazonenflusse, verließen wir Lima, (wo ich das Ende des Durchganges des Merkurs durch die Sonnenscheibe beobachtet habe,) im Januar 1803, (Nivose An XI.) Wir blieben fast 1 [Formel] Monat in Guayaquil, und wurden hier fast Augenzeugen des damahligen schrecklichen Ausbruchs des Cotopaxi. Unsre Schifffahrt durch die Südsee nach Acapulco war äußerst glücklich, ungeachtet eines heftigen Sturms, den wir in der Breite der Vulkane von Guatimala, doch 300 Lieues westlicher, auszuhalten hatten. Der beschädigte Zustand unsrer Instrumente; die Fruchtlosigkeit unsrer Bemühungen, uns neue zu verschaffen; das Ausbleiben des Kapitäns Baudin, auf den wir an den Ufern der Südsee umsonst gewartet hatten; die Scheu, welche wir hatten, einen ungeheuern Ocean auf einem Kauffahrteischiffe zu durchsegeln, ohne an einer der dem Naturforscher so interessanten Inseln anzulegen; und vor allem das schnelle Fortschreiten der Wissenschaften, welches es nothwendig machte, nach einer Abwesenheit von 5 bis 6 Jahren die neuen Entdeckungen nachzuhohlen: -- alles das bestimmte uns, die Rückreise über die Philippinen, das rothe Meer und Aegypten aufzugeben. Der ausgezeichneten Protection des Königs von Spanien ungeachtet, hatten wir, die wir auf eigne Kosten reisten, doch tausende von Schwierigkeiten zu überwinden, welche Expeditionen, die eine Regierung ausschickt, nicht kennen. Wir werden uns von jetzt an mit der Bearbeitung und Bekanntmachung unsrer Beobachtungen beschäftigen. Noch jung, und der Gefahren und Entbehrungen gewohnt, behalten wir indeß Asien und die benachbarten Inseln noch immer im Auge, und mit tiefern Kenntnissen und genauern Instrumenten ausgerüstet, werden wir vielleicht in der Zukunft eine zweite Reise unternehmen können; wir beschäftigen uns mit dem Plane dazu, wie mit einem verführerischen Traume. Nach Zeitungsnachrichten befand sich Herr von Humboldt im März gegenwärtigen Jahrs auf Cuba, von wo er über Boston nach Frankreich zurück zu kehren dachte. (Hamb. Corresp., 2ten Jun.) Am 19ten Juni langte er in Neu-York an, (das., No. 126.) "Nach einer sehr glücklichen Fahrt von 29 Tagen sind die Herren von Humboldt und Bonpland von Philadelphia zu Bordeaux angekommen, und haben, außer den Sammlungen, die sie schon nach Europa geschickt hatten, noch gegen 30 Kisten mit Naturalien mitgebracht." (das., No. 134, aus Briefen von Bordeaux den 6ten August.) -- Noch in Bordeaux machte Herr von Humboldt einen berichtigenden Brief in den Zeitungen bekannt, in welchem es unter andern heißt: "Es ist bekannt, daß ich im Jahre 1799 nur deßhalb nach Madrit kam, um mir die Erlaubniß des Hofes auszubitten, auf meine eignen Kosten Nachsuchungen in den weitläufigen spanischen Kolonieen anzustellen. Diese Erlaubniß ist mir mit den liberalen Ideen bewilligt worden, welche unser Jahrhundert auszeichnen, und denen man den schleunigen Fortgang der menschlichen Kenntnisse zu danken hat. Der König, welcher an dem guten Fortgange meiner Reise Antheil nahm, geruhte, mich mit dem großmüthigsten Schutze zu beehren; und indem ich von dieser von dem Könige fortgesetzten Gunst Gebrauch machte, habe ich in einem Zeitraume von 5 Jahren, die ich im spanischen Amerika herum gereist bin, Bemerkungen machen können, von welchen einige vielleicht die Aufmerksamkeit der Naturkündiger verdienen. (das., No. 137.) -- "Seit 3 Wochen befindet sich Alex. von Humboldt unter uns. Von allen hiesigen Gelehrten ist er auf eine seiner großen Talente würdige Art aufgenommen worden. Seine lange und mühevolle Reise, und seine der Naturwissenschaft gebrachten Opfer aller Art, verbürgen ihm auch hier die allgemeine Verehrung. (das., No. 155. Aus einem Schreiben aus Paris vom 18ten Sept.) d. H.