Auszug eines Briefes des Hrn Alexander von Humboldt an ſeinen Bruder Hrn Wilhelm von Humboldt in Berlin. Neuere Berichte vom Hrn Oberbergrath von Humboldt. Der bisher neueſte Brief unſers unermuͤdet wandernden und entdeckenden Landsmannes war vom 1 April 1801; er ſteht in der Monatſchr. 1801 November Nr 6. Vor und nach demſelben, ſind mehrere von ihm, und faſt alle an ihn, verloren gegangen. In dieſen Tagen am Ende des Aprils und Anfang Mai’s, kamen von dem innig geſchaͤtzten itzt ſo fernen Manne, ſchnell hinter einander drei Briefe in Berlin an: aus Santa Fé de Bogota, vom 6 Septemb. 1801, aus Contreras vom 21 September, aus Popayan vom 26 Novemb. 1801. — So laͤßt ſich ungeachtet der Luͤcken, doch einigermaßen ſeine Reiſe verfolgen. Die letzten Briefe aus Europa, und die erſten vom außereuropaͤiſchen Boden, ſchrieb er im J. 1799 hieher: ſie ſind in der Monatſchrift 1801 Auguſt Nr 4 abgedruckt. Von ſeinen weiten Entdeckungsreiſen in Suͤdamerika waͤhrend des J. 1800, ſtehn Berichte in Franzoͤſiſchen und Deutſchen Blaͤttern; man ſ. vorzuͤglich die N. Allgem. D. Bibliothek: Bd 58 St. 1 im Intelligenzblatt, Bd 61 St. 2 S. 352, Bd 64 St. 1 S. 118. Gegen Ende des nehmlichen Jahres, ſandte er eine Spaniſch geſchriebene Abhandlung uͤber die von ihm genau unterſuchte große Bildung des Suͤdamerikaniſchen Gebirgbodens, nebſt einer von ihm dort an Ort und Stelle gemachten geologiſchen Sammlung, an das Naturhiſtoriſche Kabinet zu Madrid; und einen Auszug jener Abhandlung, in Franzoͤſiſcher Sprache an Hrn Delametherie zu Paris. Der Anfang einer Ueberſetzung dieſes wichtigen Auszugs ſteht in den Allg. Geographiſchen Ephemeriden 1802 April. — Was haben wir nicht von ihm zu erwarten, wenn er mit den Schaͤtzen ſeiner Sammlungen und ſeiner Beobachtungen zuruͤckkehrt; er, der in den ungeheuren Erdſtrichen jener neuen Welt, in den mannichfachſten Raͤumen jener wunderbaren Natur tiefer eindrang und mehr ſah, als irgend ein Europaͤer vor ihm! Unter den gegenwaͤrtig hier angekommenen Briefen vom September und November des vorigen Jahrs, iſt der mittlere der wichtigſte. Der Leſer erhaͤlt aus demſelben das was allgemein intereſſiren kann; nebſt eingeſchalteten Nachrichten aus den beiden anderen, und Zuſaͤtzen zur Erlaͤuterung. — Ibagua findet ſich auf den Karten von Suͤdamerika, weſtwaͤrts von Santa Fé de Bogota, zwiſchen dem Rio Cauka und dem Magdalenenfluſſe. Das Vizekoͤnigreich Neugranada umfaßt die Landenge von Panama, Tierra Firme, und den Spaniſchen Antheil von Guiana; alle uͤbrige Beſitzungen der Spanier in Suͤdamerika gehoͤren zu dem Vizekoͤnigreich Perù. Auszug eines Briefes des Hrn Alexander von Humboldt an ſeinen Bruder Hrn Wilhelm von Humboldt in Berlin Contreras bei Ibagua, im Koͤnigreich Neugranada, (4 Grad, 5 Minuten, Noͤrdlicher Breite); d. 21 September 1801. Ich werde nicht muͤde, Briefe nach Europa zu ſchreiben, ob ich gleich uͤberzeugt bin, daß nur wenige den Ort ihrer Beſtimmung erreichen. Zwar gehen von den groͤßern Staͤdten hier woͤchentlich Poſten nach den Haͤfen. Allein, nachdem die Briefe daſelbſt oft 4 bis 6 Monate auf eine Schifsgelegenheit gewartet haben, und endlich zur See ſind, uͤbergiebt ſie die uͤbertriebene Vorſichtigkeit der Schifskapitaͤne, bei dem geringſten Anſchein von Gefahr , den Wellen. (Mein letzter Brief war aus Sta Anna, der oͤſtlichen Cordillera de los Andes.) Man wird ſich erinnern, daß dies zur Zeit des Seekriegs geſchrieben iſt. Nicht beſſer geht es mit den Briefen die von Europa hieher geſchrieben werden. Außer einigen aus Spanien, einem einzigen von Dir, und zwei von H..s, habe ich, ſeitdem ich Corunna verlaſſen [am 5 Junius 1799], ſchlechterdings keinen einzigen aus Europa bekommen. Da ſich ſo Viele hier in demſelben Falle befinden, ſo faͤngt man, wie ſchwer es auch haͤlt, nach und nach an, dieſe Entbehrung gelaſſener zu ertragen. Ich bin aͤußerſt gluͤcklich; meine Geſundheit iſt ſo gut als ſie vorher nie war; mein Muth iſt unerſchuͤtterlich; meine Plane gelingen mir; und wo ich hinkomme, werde ich mit zuvorkommender Gefaͤlligkeit aufgenommen. Ich habe mich bereits dergeſtalt an die neue Welt die mich umgiebt, gewoͤhnt, an die Tropen-Vegetazion, die Farbe des Himmels, die Stellungen der Geſtirne, den Anblick der Indianer: daß Europa meiner Einbildungskraft manchmal nur wie ein Land vorſchwebt, das ich in meiner Kindheit ſah. Ich ſehne mich indeß darum nicht weniger dahin zuruͤck, und denke im Herbſt 1804 wieder bei Euch zu ſein. Die unangenehmſte Folge der Ungewißheit des Briefwechſels von hier aus, iſt die Nothwendigkeit in der man ſich ſieht, immer wieder von neuem zu wiederholen, was man ſchon oft geſchrieben hat. Doch ſehe ich aus Deinem Briefe , daß Du bis zum November 1799, alſo bis nach meiner Reiſe zu den Chaymas- Indianern, ziemlich haͤufig Briefe von mir erhalten haſt. Dieſer einzige Brief den Hr Al. von Humboldt von ſeinem Bruder erhalten hat, war vom Jaͤnner 1800; man ſ. 1801 November S. 400. Vom November bis Jaͤnner 1800, waren wir in Karakkas. Von da unternahmen wir die Reiſe auf dem Orinoko. Wir kamen durch den Apure in dieſen Fluß, ſchiften ihn uͤber die Katarakten hinweg aufwaͤrts, gelangten unter 2 Grad Noͤrdl. Br. in die kleinen Fluͤſſe Atabapo, Tuamini und Temi; und trugen von da unſer Kanot drei Tage lang bis Canno Pimichia am Schwarzen Fluß (rio negro). Dieſen ſchiften wir erſt abwaͤrts, bis zu den Graͤnzen von Groß-Para (du Grand Para) und Braſilien; dann aufwaͤrts bis zum Caſiquiari zwoͤlf Tage lang: zwiſchen ſo dick verwachſenen Waͤldern daß wir darin die Tiger, und zwar große Tiger, auf den Baͤumen erblickten, weil der zu uͤppige Pflanzenwuchs ſie auf der Erde zu gehen verhinderte. Vom Caſiquiari kamen wir [wieder] in den Orinoko, den wir nun weiter aufwaͤrts gegen Oſten, nach ſeinem Urſprung zu ſchiffend, bis uͤber den feuerſpeienden Berg Duida hinaus verfolgten. Noch weiter vorzudringen, verhinderte uns die Wildheit der menſchenfreſſenden Guaikas. Auch iſt nie ein Weißer weiter oͤſtlich in das unbekannte Land dieſer unabhaͤngigen Indianer gekommen; wir ſind in den Waͤldern zwiſchen dem Rio Negro, Orinoko, und Amazonenfluß, 500 Meilen tiefer landeinwaͤrts geweſen, als Loͤffler gelangte. Von Duida, ſchiften wir nun den ganzen Orinoko bis an ſeine Muͤndung, 500 Franzoͤſiſche Meilen weit, hinab . Man ſ. die Anmerkung 1 hinten. Von dieſer uͤber 1200 Meilen weiten Reiſe kehrten wir im Julius (1800) nach St Thomé de la Angoſtura zuruͤck. Wir verweilten hier einen Monat, wo ich die Gegend, und die Pflanzen, namentlich den Cortex Angoſturae, unterſuchte; waͤhrend der gute Bonpland am Fieber litt: einer Folge der ſchrecklichen Miasmen in den naſſen Waͤldern des Aequators. — Von da gingen wir, durch das Land (oder die ſogenannte Miſſion) der Karaiben, und uͤber Neubarcelona, nach Cumana, wo wir im September ankamen. Die Karaiben ſind die groͤßeſte und muskelſtaͤrkſte Nazion, welche ich je geſehen habe; ſie allein widerlegt ſchon Raynals und Pauws Traͤumereien uͤber die Schwaͤche und Ausartung des Menſchengeſchlechts in der neuen Welt. Ein ausgewachſener Karaibe gleicht einem aus Erz gegoſſenen Herkules. Am Orinoko, da wo er die vielen Muͤndungen bildet, womit er ſich ins Meer ergießt. Bei dieſer Gelegenheit ſtehe die Nachricht hier, daß gerade itzt auch die zwei Kiſten mit Pflanzen, welche Hr v. H. auf der hier kurz geſchilderten großen Reiſe, im Fruͤhling 1800 nahe am Aequator, geſammelt hat, und deren ſchon mehrmal Erwaͤhnung geſchehen iſt, in Berlin bei Hrn Prof. Willdenow eingetroffen ſind. Im Dezember kamen wir, nach einer anderthalb Monat langen und ſehr ſtuͤrmiſchen Schiffahrt, wo wir bei den Klippen des baxo de la vibora (der Vipernbank), im Suͤden von Jamaika, beinahe Schifbruch litten, in der Havana an: wo wir drei Monate lang (bis Februar 1801), zum Theil im Hauſe des Grafen Orelly, zum Theil auf dem Lande bei dem Grafen Jaruco und dem Marques de Real Socorro, zubrachten. — Ich hatte ſchon den Entſchluß gefaßt, von hier nach Nordamerika zu ſegeln, bis zu den Fuͤnf Seen zu gehen, durch den Ohio und Miſſiſipi nach Luiſiana herunter zu ſchiffen, und von da den wenig bekannten Landweg nach Neubiscaja und Mexiko einzuſchlagen. Allein, mehrere Umſtaͤnde bewogen mich dieſen Plan aufzugeben, und wieder nach Suͤdamerika zuruͤckzukehren. Ich ſchifte mich daher in Batabano (auf Kuba) ein; wir kamen aber, weil wir, durch den Unglauben des Steuermanns an meine Inſtrumente, in den Meerbuſen von Darien geriethen, erſt nach 35 Tagen, da ſonſt dieſe Ueberfahrt hoͤchſtens 14 Tage waͤhrt, am 1 April 1801 nicht ohne große Gefahr in Cartagena an. Doch hatte ich unterwegs Gelegenheit, die geographiſche Lage der beiden Caymans und andrer Sandbaͤnke und Klippen, welche noch nicht genau genug bekannt war, durch meinen Chronometer zu beſtimmen. Die zwei Kaymans ſind noch von dem Großen Kayman verſchieden. Sie liegen ſaͤmmtlich unter Kuba, und weſtwaͤrts uͤber Jamaika. Wahrſcheinlich haben ſie, wie die vorher erwaͤhnte Sandbank von den Vipern, ihren Namen von den Antilliſchen Krokodilen, welche Kaiman heißen. [Bis hieher war die Reiſe ſchon aus fruͤhern Nachrichten bekannt. Nur glaubte man, dieſen Theil des Briefes nicht unterdruͤcken zu duͤrfen, da er kurz und deutlich die ganze Folge derſelben vor Augen legt]. Von Karthagena aus beſuchten wir haͤufig den wegen der ungeheuren Dicke ſeiner Baͤume beruͤhmten Wald Turbako; in welchem doch Staͤmme von 8 Fuß im Durchmeſſer, z. B. die Cavanilleſia Mokando, der Aufmerkſamkeit des treflichen Jacquin entgangen ſind. — Hier in Karthagena traf ich Hrn Fidalgo und die Kommiſſion, welche den Plan dieſer Kuͤſte aufzunehmen hieher geſandt iſt, mit ſehr ſchoͤnen Chronometern und andern Inſtrumenten an. Da ſich meine geographiſchen Beobachtungen in dem Lande der Indianer zwiſchen dem Orinoko, Kaſiquiari, Schwarzen Fluß, und Marannon (Amazonenfluß), auf die Lage mehrerer Kuͤſtenpunkte gruͤndete; ſo war ich begierig, meine Beſtimmung derſelben mit der welche Hr Fidalgo gemacht hatte, zu vergleichen. Wir fanden eine wunderbare und durchgaͤngige Uebereinſtimmung in den Laͤngenbeobachtungen. Auch fanden wir durch Vergleichung unſrer Tagebuͤcher, daß die Magnetnadel ſeit 1798 auf dieſer Kuͤſte eben ſo weſtlich als in Europa oͤſtlich abweicht, d. h. daß in Suͤdamerika die oͤſtliche Abweichung ſchon angefangen hat ſich zu vermindern . Dieſer große Botaniker in Wien ward von Kaiſer Franz I, zur Befoͤrderung der Wiſſenſchaft und Bereicherung der koſtbaren Pflanzenſammlung, nach Amerika geſandt. Man ſ. hinten die Anmerkung 2. Der lebhafte Wunſch, den großen Botaniker Don Joſe Celeſtino Mutis, der noch ein Freund Linné’s war, und ſich itzt in Santa Fé de Bogota aufhaͤlt, zu ſehen, und unſre Pflanzenſammlungen mit den ſeinigen zu vergleichen; und die Begierde, die ungeheure Cordillere der Anden zu uͤberſteigen, die ſich von Lima (noͤrdlich herauf) bis an die Muͤndung des Fluſſes Atrato (in den Golf von Darien) erſtreckt, um ſo allein eine auf meine eigenen Beobachtungen gegruͤndete Karte des ganzen Suͤdamerikas nordwaͤrts vom Amazonenfluß geben zu koͤnnen: bewogen mich, den Landweg nach Quito uͤber Sta Fe und Popayan dem Seewege uͤber Portobelo, Panama und Guayaquil vorzuziehen . Ich ſchickte daher nur meine groͤßten Inſtrumente, die Buͤcher die ich nicht noͤthig hatte, und andre Sachen, auf dem letztern (dem Seewege) ab; wir aber ſchiften uns, nach einem faſt dreiwoͤchentlichen Aufenthalt in Karthagena, auf dem Magdalenenfluß ein. Außer dieſen Anden, welche in der Richtung des Meridians fortſtreichen, hat Hr v. H. noch große Cordilleras (das Spaniſche Wort fuͤr Bergketten) parallel mit dem Aequator, gefunden und beſtiegen, da wo die gewoͤhnlichen Landkarten lauter Ebenen zeichnen, obgleich dieſe Berge zum Theil von erſtaunenswuͤrdiger Hoͤhe ſind. Portobelo liegt am Nordmeere, an der oͤbern Kuͤſte der ſchmalen Landenge von Tierra Firme, welche man natuͤrlich zu Lande uͤberſteigen muß, um ſich an der entgegengeſetzten ſuͤdlichen Kuͤſte in Panama wieder einzuſchiffen, und in dem Meerbuſen von Guayaquil, unterhalb des Aequators, zu landen. Die Gewalt des angeſchwollenen maͤchtig ſtroͤmenden Waſſers hielt uns 45 Tage lang auf dem Magdalenenfluſſe, waͤhrend welcher Zeit wir uns immer zwiſchen wenig bewohnten Waͤldern befanden. Auf einer Strecke von 40 Franzoͤſ. Meilen iſt nicht ein Haus oder andre menſchliche Wohnung anzutreffen. Ich ſage Dir nichts mehr von der Gefahr der Katarakten, von den Mosquitos, von den Stuͤrmen und Gewittern, die hier faſt ununterbrochen fortdauren und alle Naͤchte das ganze Himmelsgewoͤlbe in Flammen ſetzen; ich habe dies alles umſtaͤndlich in einer Menge andrer Briefe beſchrieben. — Wir ſchiften auf dieſe Weiſe bis Honda, im 5ten Grad N. Breite. Ich habe den topographiſchen Plan des Fluſſes in vier Blaͤttern gezeichnet, wovon der Vizekoͤnig eine Kopie behalten hat; ich habe ein barometriſches Nivellement von Karthagena bis Sta Fe gezeichnet; ich habe an vielen Orten den Zuſtand der Luft unterſucht: denn meine Eudiometer ſind noch alle im Stande, ſo wie uͤberhaupt kein einziges meiner koſtbarern Inſtrumente zerbrochen iſt. Bouguer hat auf ſeiner Ruͤckreiſe nach Frankreich gleichfalls den Magdalenenfluß, nur abwaͤrts, beſchift; er hatte aber damal keine Inſtrumente bei ſich. Von Honda aus beſuchte ich die Bergwerke von Mariquita und Sta Anna, wo der ungluͤckliche d’Elhuyar ſeinen Tod fand . Hier giebt es Pflanzungen von Zimmet (Laurus cinnamomoides Mutis ), welcher dem von Zeilan aͤhnlich, und derſelbe iſt den ich ſchon fruͤher am Fluß Guaviare und am Orinoko fand. Hier findet ſich auch der beruͤhmte Mandelbaum (Caryocar amygdaliferum); Waͤlder von Kinabaͤumen; und die Otoba, die eine wahre Myriſtica (Muskatnuß) iſt, und auf welche die Regierung itzt ihre Aufmerkſamkeit richtet. Hr Deſieux, ein Franzoſe, welcher mit 2000 Piaſtern (500 Frd’or unſers Geldes) zum Aufſeher dieſer Pflanzungen ernannt iſt, begleitete uns auf unſrer Schiffahrt. Man ſ. hinten Anmerkung 3. Es giebt ſehr viele Arten der Cinchona oder des Fieberrindenbaums. Von Honda ſteigt man 1370 Toiſen aufwaͤrts nach Sta Fé de Bogota. Der Weg zwiſchen den Felſen — kleine eingehauene Treppen, nur 18 bis 20 Zoll breit, ſo daß die Maulthiere nur mit Muͤhe ihren Leib durchbringen — iſt uͤber alle Beſchreibung ſchlecht. Man tritt aus der Muͤndung des Berges (la boca del monte) bei 4° 35′ N. Breite; und nun befanden wir uns auf einmal in einer großen Ebene von mehr als 32 Franzoͤſ. Quadratmeilen, auf der man zwar keine Baͤume ſieht, die aber mit Europaͤiſchen Getreidearten beſaͤet und mit Indianiſchen Doͤrfern angefuͤllt iſt. Dieſe Ebene (los Ilanos de Bogota) iſt der ausgetrocknete Grund des Sees Funzhe, welcher in der Mythologie der Muyſcas Indianer eine wichtige Rolle ſpielt. Das boͤſe Prinzip oder der Mond, ein Weib, brachte eine Suͤndfluth hervor, durch welche ſich der See bildete. Aber Bochika, das gute Prinzip oder die Sonne , zertruͤmmerte den Fels Tequendama, wo heutiges Tags der beruͤhmte Waſſerfall iſt; der See Funzhe lief ab; die Bewohner der Gegend, die ſich waͤhrend der Fluth auf die naͤchſten Berge gefluͤchtet hatten, kehrten in die Ebne zuruͤck; und Bochika, nachdem er den Indianern eine politiſche Verfaſſung und Geſetze, welche denen der Inkas aͤhnlich waren, gegeben hatte, ging den Tempel von Sagamuri zu bewohnen. Da lebte er 25000 Jahre, und zog ſich hernach in ſein Haus, die Sonne, zuruͤck. Dieſer Sonnengott ſcheint, des Gegenſatzes wegen, der Mann zu ſein; alſo ſtellt auch dieſe Nazion ſich die Sonne maͤnnlich, und den Mond weiblich vor. Unſre Ankunft in Sta Fé glich einem Triumphzug. Der Erzbiſchof hatte uns ſeinen Wagen entgegen geſchickt; mit demſelben kamen die Vornehmſten der Stadt. Man gab uns ein Mittagseſſen 2 Meilen von der Stadt, und wir zogen mit einem Gefolge von mehr als 60 Perſonen zu Pferde ein. Da man wußte, daß wir Mutis zu beſuchen kamen, und dieſer durch ſein hohes Alter, ſein Anſehn bei Hofe, und ſeinen perſoͤnlichen Charakter, in der ganzen Stadt in außerordentlicher Achtung ſteht; ſo ſuchte man ſeinetwegen unſrer Ankunft einen gewiſſen Glanz zu geben, und ihn in uns zu ehren. Der Vizekoͤnig darf in der Stadt, der Etikette nach, mit Niemand eſſen; er war aber gerade zufaͤllig auf ſeinem Landſitz Fucha, und lud uns dahin zu ſich ein. — Mutis hatte uns ein Haus in ſeiner Naͤhe einrichten laſſen, und behandelte uns mit ausnehmender Freundſchaft. Er iſt ein ehrwuͤrdiger alter Geiſtlicher, von beinahe 72 Jahren; und dabei ein reicher Mann: der Koͤnig zahlt fuͤr die botaniſche Expedizion hieſelbſt jaͤhrlich 10000 Piaſter. Seit funfzehn Jahren arbeiten 30 Maler bei Mutis; er hat 2 bis 3 tauſend Zeichnungen in Großfolio, welche Miniaturgemaͤlde ſcheinen. Naͤchſt der Banksſiſchen in London, habe ich nie eine groͤßere botaniſche Bibliothek als die Mutiſiſche geſehen. — Ungeachtet der Naͤhe beim Aequator, iſt das Klima hier empfindlich kalt, wegen der vorher angezeigten hohen Lage: das Thermometer ſteht meiſt auf 6 bis 7 Grad Reaumur, oft auf 0, nie uͤber 18°. Ich bin, bei den Flußmiasmen und den Entzuͤndungerregenden Moskitoſtichen, voͤllig geſund geblieben; aber der arme Bonpland bekam, auf dem Wege von Honda nach Sta Fé, wieder das dreitaͤgige Fieber. Dies noͤthigte uns, zwei volle Monate, bis zum 8 Septemb. 1801, in der letzten Stadt zu bleiben. Ich maß indeß die umliegenden Berge, von denen mehrere 2000 bis 2500 Toiſen hoch ſind; beſuchte den See Guatavita, den Waſſerfall Tequendama, der wegen der Menge ſeines Waſſers außerordentlich ſchoͤn, aber nur 91 Toiſen hoch iſt, die Steinſalzgruben von Zipaguira, u. ſ. w. Die Spitze beim Kloſter auf dem St Bernhard iſt nur 1274 Toiſen uͤber der Meeresflaͤche hoch. Selbſt der Montblanc haͤlt, nach der hoͤchſten Angabe, noch keine 2400 Toiſen. Sobald Bonpland wieder hergeſtellt war, verließen wir Sta Fe, und ſind itzt auf dem Wege nach Quito. Wir wollen durch Ibagua und die Schneegegenden von Quiridiu uͤber die Anden gehn. Bouguer ging uͤber Guanacas. — Ich ſchreibe dieſe Zeilen am Fuß der Cordillere, die ich in drei Tagen beſteige. Wir ſind mehr zu Fuße als auf unſern Maulthieren. Aber dieſe Art zu reiſen bekoͤmmt uns wohl, und wir ſind ſehr gut mit allem Noͤthigen verſehn. Im Jaͤnner 1802 gehe ich nach Lima; von dort im Mai nach Akapulko; und von da, nachdem ich vorher Mexiko bereiſ’t haben werde, vollende ich meine eigene Reiſe um die Welt, indem ich uͤber die Philippinen, und hierauf um das Vorgebirge der guten Hofnung herum, nach Europa zuruͤckkehre. [In dem Briefe aus Sta Fe, vom 6 September, findet ſich noch die naturhiſtoriſche Merkwuͤrdigkeit]: Wir haben entdeckt, und ich halte es keinem Zweifel mehr unterworfen: daß der Krokodil, von dem alle große Fluͤſſe hier leider voll ſind, ein Krokodil von 25 Fuß Laͤnge, ein Cor biauritum, biloculare (ein Herz mit zwei Ohren und mit zwei Kammern), wie ein warmbluͤtiges Thier, hat. [Das Wichtigſte in dem Briefe aus Popayan, vom 26 November, iſt Folgendes]: Wir reiſten am 8 September von Sta Fe de Bogota ab, und ſtiegen uͤber die Cordillere der Anden bei Quiridiu, wo wir 14 Tage lang uͤber Schnee gehen mußten. Wir haben auf dieſer Reiſe intereſſante Wanderungen in die Gebirge gemacht; und unter andern den Vulkan von Purace beſucht, deſſen Muͤndung, die 2300 Toiſen hoch liegt, ſchon auf eine große Entfernung ein furchtbares Getoͤſe macht. Ende Dezembers rechnen wir in Quito einzutreffen. Anmerkungen. 1. Zu Seite 442. Durch dieſe Fahrt wird ein bisher in der Erdbeſchreibung beſtrittener Punkt, ob es nehmlich eine Vereinigung zwiſchen dem Orinoko und Amazonenfluß gebe? außer Zweifel geſetzt. Noch ganz neuerlich hat Hr Buache, Mitglied des Nazionalinſtituts in Paris, dieſe Vereinigung, die er une monſtruoſité en Géographie nennt, gelaͤugnet. Dieſer ſchaͤtzbare und gelehrte Geograph gab nehmlich 1798, vermuthlich mit Ruͤckſicht auf die im Jahr vorher geſchehene Deportazion nach Guiana, eine neue Karte dieſes Landes (Carte générale de la Guiane, dreſſée d’après les observations les plus récentes, par N. Buache. an 6 de la Rép. à Paris, chez Desenne) heraus, bei der er vorzuͤglich eine 1775 erſchienene Spaniſche von D. Juan de la Cruz benutzt hatte. Er aͤnderte aber die letztere dahin ab, daß er die Vereinigung zwiſchen dem Orinoko und Amazonenfluß aufhob, und den Parima, Maquiritari, Caſiquiari und andere — nicht, wie Cruz, zu Armen des Orinoko, ſondern — zu Armen des Schwarzen Fluſſes machte. Er beruft ſich, bei Rechtfertigung dieſer Abaͤnderung, auf eine große waſſerſcheidende Gebirgskette zwiſchen den beiden großen Stroͤmen; ohne aber hinzuzuſetzen, auf welche Weiſe er ſich von dem Daſein dieſer Gebirgskette uͤberzeugt hat. — Nach der obigen Beſchreibung meines Bruders, ſcheint dieſelbe gar nicht zu exiſtiren. Vielmehr windet ſich, wie es ſcheint, der Orinoko unter 2° N. Br. auf einmal oͤſtlich, und nimmt auf dieſem oͤſtlichen Laufe den Caſiquiari auf, der unmittelbar vom Schwarzen Fluſſe herkoͤmmt, ſo daß man von ihm in dieſen letztern, und durch dieſen weiter in den Amazonenfluß gelangen kann. W. von Humboldt. Condamine, welcher ſich 7 bis 8 Jahre lang in Suͤdamerika aufhielt, und 1743 den Amazonenfluß befuhr, auch ſelbſt, obgleich nicht weit, den Schwarzen Fluß aufwaͤrts ſchifte, erfuhr ſchon damal: daß vermittelſt des letztern, welcher bekanntlich in den erſtern faͤllt, eine Verbindung zwiſchen dieſem und dem Orinokofluſſe Statt finde. Noch umſtaͤndlicher ward ihm dies von dem P. Ferreyra 1744 gemeldet. Man ſ. Relation d’un voyage fait dans l’intérieur de l’Amérique méridionale par M. de la Condamine, à Maeſtricht 1778, p. 116. Er zeigt zugleich an, daß dieſe Verbindung auf allen alten Karten angegeben, und nur erſt von den neuern Geographen bezweifelt oder gelaͤugnet iſt. Nur weiß er freilich nicht recht, wie der Schwarze Fluß mit dem Orinoko zuſammen haͤngt. Dies ſcheint gleichfalls Danville’n unbekannt geweſen zu ſein, der den Rio Negro als einen ſchraͤgen Kanal zwiſchen dem Orinoko und dem Amazonenfluß zeichnet. Erſt durch unſern Reiſenden werden wir das Umſtaͤndliche und Zuverlaͤſſige hievon erfahren. 2. Zu Seite 446. Die Magnetnadel des Kompaſſes zeigt mit der einen Spitze nur beinahe nach Norden, und mit der andern beinahe nach Suͤden. Dieſe Abweichung iſt weder zu Einer Zeit auf der ganzen Erd- und Meeresoberflaͤche gleich: ſondern an einigen Orten, mehr oder weniger oͤſtlich, an andern weſtlich vom Meridian, und wieder an andern Orten gleich Null; noch bleibt ſie an dem nehmlichen Orte immer dieſelbe. Man hat Karten entworfen, worauf die Abweichungen zur nehmlichen Zeit in allen Welttheilen abgebildet ſind, und woraus ſich ergiebt, daß die Entfernung vom Meridian in Suͤdamerika nach der entgegengeſetzten Richtung zu ſein pflegt, als in Europa und Afrika. Auch hat man einige Verzeichniſſe von den Aenderungen dieſer Abweichung am nehmlichen Orte zu verſchiedenen Zeiten. So zeigte ſie ſich in Paris am Ende des 16 Jahrhunderts oͤſtlich; am Anfang des folgenden nahm ſie ab, und nach der Mitte deſſelben war gar keine Abweichung; worauf ſie im 18ten Jahrh. nach Weſten, und zwar immer weiter ging: vom J. 1700 bis 1790, von 8 bis an 22 Grade. (Man ſ. unſers Bode Erlaͤut. der Sternkunde, Th. 2, Berlin 1793, S. 737 folgg.). Seit einigen Jahren wird ſie in Europa wiederum oͤſtlicher. Die Theorie dieſer Abweichung, und ihrer Aenderungen, iſt noch ſehr im Dunkeln. — Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der Neigung der Magnetnadel, vermittelſt deren ſie eine ihrer Spitzen aus der geraden horizontalen Richtung zur Erde niederſenkt: welche Richtung gleichfalls weder uͤberall, noch an dem nehmlichen Orte zu verſchiedenen Zeiten, dieſelbe iſt. 3. Zu Seite 448. (Da der hier genannte Mann auch in Deutſchland mit Ruhm bekannt, und alſo manchen Leſern intereſſant iſt, ſo erſuchte ich meinen und des Briefſtellers gemeinſchaftlichen Freund, Hrn Oberbergrath Karſten, um eine Nachricht uͤber den braven Spanier.) Unſer gelehrter Landsmann Alex. von Humboldt ſetzt zuweilen mehr Kenntniſſe bei den Leſern ſeiner Briefe voraus, als ſie beſitzen. Er ſcheint itzt im Spaniſchen Amerika gewiſſermaßen nazionaliſirt, und nimmt, was dort die unterrichteten Leute wiſſen, uͤberall fuͤr bekannt an. In Deutſchland wenigſtens wußte man, vor Eingang dieſes Schreibens, nichts von d’Elhuyar’s Tode; vermuthlich alſo in dem groͤßten Theile von Europa nicht: denn wir Deutſche pflegen Alles zu erfahren, weil wir uns um Alles bekuͤmmern. Noch weniger iſt hier bekannt, welcher der beiden Bruͤder d’Elhuyar in den Bergwerken ſeinen Tod, und auf was fuͤr eine Weiſe er ihn gefunden hat. Die Spanier Don Joſeph und Don Fauſto d’Elhuyar wurden beide durch eine im J. 1783 gemeinſchaftlich unternommene wichtige chemiſche Arbeit, und damit verknuͤpfte Entdeckung, beruͤhmt. Die beiden verewigten Chemiſten Bergman und Scheele in Schweden hatten nehmlich in dem Schwerſtein (Tungſteen), einem Foſſil welches faͤlſchlich fuͤr ein weißes Zinnerz gehalten wurde, und damal nur aus den Boͤhmiſchen und Schwediſchen Bergwerken in die Sammlungen der Liebhaber kam, eine Miſchung von Kalkerde mit einer kleinen Saͤure entdeckt, deren metalliſche Natur ſie, nach Analogie der Arſenikſaͤure, ahneten. In einem andern verrufenen Foſſil, welches den Namen Wolfram fuͤhrt, fanden die Gebruͤder d’Elhuyar nicht allein denſelben geſaͤuerten Stof, ſondern es gelang ihnen auch wirklich die Darſtellung eines zeither unbekannt geweſenen Metalles aus dem letztern, wodurch daher die auf guten Gruͤnden ohnehin beruhende Vermuthung der Schwediſchen Chemiker volle Beſtaͤtigung erhielt. Sie gaben dieſer neuen Subſtanz den Namen: Wolfram-Metall, von dem Foſſil durch deſſen Zergliederung ſie es erhalten hatten; und beſchrieben das hiebei beobachtete Verfahren genau in den Abhandl. der Koͤnigl. Biscajiſchen Sozietaͤt vaterlaͤndiſcher Freunde, welche im J. 1766 geſtiftet ſein ſoll, und damal abwechſelnd in Bilbao, in Vergara und Vitoria ihre Verſammlungen hielt. Man findet den Namen auch, aber unrichtig, de Luyart, geſchrieben. Unter dem Titel: Analyſis quimica del Volfram ... Dieſe Abhandlung ward von Cullen ins Engliſche, und daraus von Gren ins Deutſche uͤberſetzt (Halle 1786). Im Auslande iſt uͤbrigens Don Fauſto d’Elhuyar perſoͤnlich bekannter geworden, als ſein Bruder. So viel ich weiß, haben zwar Beide in Freiberg um das J. 1780 ſtudirt; aber nur Jener hat in Upſala den Unterricht des beruͤhmten Bergman in der Chemie genoſſen. Letzterer erwaͤhnt ſeiner in einem Briefe an Hrn von Crell unterm 23 Maͤrz 1784 (man ſ. die Chem. Annalen 1784, Bd 2, S. 207); und bei dieſer Gelegenheit bekamen die Deutſchen Chemiſten die erſte Nachricht von jener Entdeckung des Wolfram-Metalls. Im J. 1786 reiſ’te D. Fauſto d’Elh. zu dem bekannten Metallurgiſchen Kongreß nach Schemnitz in Ungarn, welcher durch v. Born’s Verpflanzung der in Suͤdamerika eingefuͤhrten Amalgamazion auf Europaͤiſchen Boden veranlaßt wurde. Im September deſſelben Jahrs ward daſelbſt die „Sozietaͤt der Bergbaukunde“ errichtet, und der genannte Spanier gehoͤrte, nebſt den beruͤhmten Mineralogen verſchiedener Laͤnder, zu ihren Stiftern . Von dort aus verbreitete er die Kenntniß der Wernerſchen Methode in der mineralogiſchen Charakteriſtik nach Frankreich. Dies ging ſo zu. Die lange Zeit verborgen gebliebene Ueberſetzerinn von Scheele’s Chemiſchen Abhandlungen (Demoiselle Piccardet zu Dijon, welche ſich aus Beſcheidenheit nicht genannt hatte) faßte zu der Zeit, als Werner’s klaſſiſches Werk: „Von den aͤußerlichen Kennzeichen der Foſſilien, Leipzig 1774“ einigen wenigen Gelehrten und ihr ſelbſt in Frankreich bekannt geworden war, den Entſchluß auch davon eine Franzoͤſ. Ueberſetzung zu liefern. Jedoch unter mehrern Bedenklichkeiten welche bei ihr aufſtiegen, trat auch die ein: Werner werde wahrſcheinlich bald das Werk neu herausgeben und ihre Arbeit dann mangelhaft bleiben. Indeß erfolgte gerade das Gegentheil. Hr D’Elhuyar verſicherte ſie ſchon bei ſeiner Durchreiſe 1786, daß man vergebens auf eine neue Ausgabe dieſes Buchs rechne; und ſchickte ihr von Glashuͤtte (oder Szkleno, bei Schemnitz) ein durchſchoſſenes Exemplar der Wernerſchen Abhandlung, mit allen denen Zuſaͤtzen und Verbeſſerungen verſehen, welche der Verfaſſer dieſer mineralogiſchen Charakteriſtik damal ſchon bei ſeinen Vorleſungen hinzufuͤgte. Dies erzaͤhlt ſie ſelbſt pag. V und VI der Vorrede zu dem Traité des caractères extérieurs des Foſſiles; traduit de l’allemand de M. Werner: par le traducteur des Mémoires de Chymie de Scheele, à Dijon 1790. Da dieſe Ueberſetzung eines Theils vermoͤge der neuen Zuſaͤtze Vorzuͤge vor dem Original erhalten, andern Theils aber die kenntnißvolle Ueberſetzerinn alle bei dieſer Arbeit, beſonders in Hinſicht der Terminologie, eingetretene Schwierigkeiten vortreflich zu beſiegen gewußt, und eine treue Kopie des Originals geliefert hat; ſo bin ich dadurch veranlaßt worden, dies Franzoͤſiſche Werk, vor Herausgabe meiner neueren Tabellen, eine ganze Zeit hindurch bei den mineralogiſchen Vorleſungen zum Grunde zu legen. Die naͤchſte Folge dieſer Verbindung war die Herausgabe einer Sammlung unter dem einfachen Titel: „Bergbaukunde;“ wovon aber nur zwei Baͤnde, Leipzig 1789, und 1790, erſchienen ſind. In beiden Theilen ſtehn Aufſaͤtze und Briefe von D. Fauſto. Bei Gelegenheit der Zuruͤckreiſe aus Ungarn, warb Don Fauſto d’Elhuyar auf Befehl der Spaniſchen Regierung Saͤchſiſche Bergleute mit Genehmigung ihres Landesherrn, fuͤr Amerika an. Er engagirte auch einige ſubalterne Beamte und Unterdirektoren, von denen die Herrn von Nordenflycht (vormal in Polen) und Sonnenſchmidt dem gelehrten Publikum durch die Nachrichten bekannt geworden ſind, welche in das Intelligenzblatt der Allg. Literaturzeitung eingeruͤckt waren, als dieſes Korps von Bergleuten im Jaͤnner 1789 den Boden Spaniens betreten hatte, und Hr Huͤttendirektor Helms durch das Tagebuch ſeiner Reiſe nach Peru (Dresden 1789). Auch an mich erging damal eine Aufforderung, Theil an dieſer Expedizion zu nehmen. Ich lehnte ſie ab, weil mein Vater kuͤrzlich geſtorben war, und mir eine einzige zu der Zeit unverheiratete Schweſter hinterlaſſen hatte, welche meines Beiſtandes bedurfte. — Gegen Ende des Sommers 1787 kam Don Fauſto d’Elhuyar, Generaldirektor der Spaniſchen Bergwerke in Mexiko, nach Berlin. Er ward am 4 September in unſre Geſellſchaft Naturforſchender Freunde eingefuͤhrt, und erhielt das Diplom eines auswaͤrtigen Mitgliedes. Er beſuchte die vorzuͤglichſten der hieſigen Gelehrten, und die Herren Gerhard und Klaproth erinnern ſich ſeiner wiſſenſchaftlichen Unterhaltungen mit vielem Vergnuͤgen. Der Letztere uͤberzeugte ihn durch mehrmalige Verſuche von der irrigen Meinung der Aufloͤslichkeit des Goldes in reiner Salpeterſaͤure, worauf Hr D’ Elhuyar bereits eine falſche Theorie gegruͤndet hatte. Er iſt der juͤngere der beiden Bruͤder. Dies ergiebt ſich theils daraus, daß auf dem Titel der gedachten Analyſis Don Joſeph’s Namen vorangedruckt ſteht; theils beſtimmter aus dem Erſten Bande der angefuͤhrten „Bergbaukunde, wo es S. 7 heißt: „In Santa Fé der aͤltere Herr d’Elhuyar; in Mexiko der juͤngere Herr d’Elhuyar.“ Hier ſind die Vornamen zwar nicht angegeben, aber der Name Mexiko verweiſt auf unſern Don Fauſto. Deutlicher noch iſt daſelbſt, hinten, die letzte Seite des (nicht paginirten) Verzeichniſſes: „In Santa Fe di Bogoda (de Bogota), Hr d’Elhuyar der aͤltere, Direktor der Bergwerke zu S. Fe d. B. In Mexiko: Don Fauſto d’Elhuyar, Generaldirektor des Koͤnigl. Spaniſchen Tribunals des Bergwerkskorps in Neuſpanien.“ — Hoͤchſt wahrſcheinlich iſt alſo auch der aͤltere dieſer wackeren Maͤnner der Verungluͤckte: da das Bergwerk Sta Fe, wo der traurige Unfall geſchehen iſt, in der Nachbarſchaft und in dem Bezirke des in Santa Fe wohnenden Bergwerksdirektors liegt. Berlin. Karſten.