Von unserm berühmten Landsmann, Alexander von Humboldt, der, auf seiner gelehrten Reise, jetzt in den Wildnissen des südlichen Amerika, fast alle Gegenstände der Naturkunde und der Naturgeschichte untersucht, haben die Leser dieser Zeitung durch dieselbe mehrere mahle Nachrichten erfahren. Heute können wir ihnen die neuesten mittheilen, die von ihm aus jenem fernen Welttheil nach Europa gekommen sind. Wir entlehnen sie aus seinem Schreiben an Herrn Profess. Willdenow, den Herr v. Humboldt als seinen Lehrer in der Botanik verehrt, und dem mittelbarerweise die Welt alle Entdeckungen zu verdanken haben wird, welche sich von der Reise des Hrn. v. Humboldt erwarten lassen, weil ursprünglich die Liebe zur Kräuterkunde ihn vermocht hat, jene Reise zu unternehmen. Der Brief ist aus der Havana und vom 21sten Februar dieses Jahres datirt. In nachstehendem Auszuge aus demselben ist alles genauere wissenschaftliche Detail weggelassen. "Da es nicht bloß ungewiß sondern sogar unwahrscheinlich ist, schreibt Hr. v. Humboldt, daß mein Reisegefährte (Bonpland) und ich, die Reise um die Welt, nach unserm Plan über die Philippinen und das Cap der guten Hofnung, wohlbehalten zurücklegen; so sorge ich wenigstens dafür, daß die Früchte unserer Arbeiten nicht verlohren gehen mögen. Wir schicken also Duplicate von unsern niedergeschriebenen Bemerkungen durch die französischen Handlungsagenten nach Frankreich, und eben so machen wir es mit unsern Sammlungen von natürlichen Merkwürdigkeiten. Dir, lieber Willdenow habe ich in 2 Kisten 1000 verschiedene Species von Pflanzen geschickt, die mehrentheils aus dem unbekannten Theile der Parime und Guayana zwischen dem Rio negro und Bresil, wo wir im vorigen Frühjahre waren, gesammlet sind. Du erhältst diese Kisten durch Hrn. Fraser, einen guten botanischen Gärtner und Saamenhändler, der bei London wohnt, und der in seinem Gewerbe der Lieferant des Kaisers von Rußland ist. Du erinnerst dich aus Walters flora Carolinensi, daß dieser Herr Fraser vier botanische Reisen in Labrador und Canada gemacht hat. Seit 1799 ist er auf einer fünften solchen Reise begriffen. Diese gieng zuerst in die am Ohio belegenen Staaten Kentucky und Tenessee, welches beiläufig gesagt itzt schon so gangbare Gegenden sind, daß man von Philadelphia, zu Wasser und zu Lande, Waaren über Fort-Pitt, den Ohio und den Mississippi bis nach Nueva Orleans schickt und zu dieser ganzen Reise nicht länger als 4 Wochen Zeit braucht. Vermittelst dieser leichten Kommunikation kam nun auch Herr Fraser bis in die spanischen Kolonien, namentlich hieher nach Havana. Er kannte die Schwierigkeiten nicht, ohne Erlaubniß des Königs von Spanien in die Kolonien einzudringen, er hätte also seine Absicht hier Pflanzen zu sammlen schwerlich erreicht, wenn er nicht zum Glück Schiffbruch erlitten hätte. Nachdem er auf einer Sandbank 10 Meilen von der Küste drei unglückliche Tage zugebracht hatte, ward er endlich durch Fischer von Matanzas gerettet und kam, von Allem entblößt, hier an. Sein Name und sein Gewerbe waren genug, mir ihn zu empfehlen, ich nahm ihn in mein Haus auf, unterstützte ihn mit Gelde und mit Allem was er bedurfte und verschafte ihm, durch meine Verbindungen, die Erlaubniß die Insel Cuba zu bereisen, die er, ohne den Unfall des Schiffbruchs schwerlich erlangt haben würde. Diesem Manne nun hab ich die Kisten mit Pflanzen für dich anvertraut und die Freundschaft, die ich ihm zu erzeigen Gelegenheit gehabt, ist mir Bürge, daß er mehr als gewöhnliche Sorge dafür tragen wird. Der gute Fraser hat seinen Sohn bei sich, einen sehr liebenswürdigen jungen Menschen, dem ich es antrug, mich auf meiner Reise nach Mexiko zu begleiten. Er schlug es aber ab, weil er die Spanier fürchtet, deren Sprache er nicht versteht und weil er zurück nach London eilt, um seine in Kentucky gesammelten Pflanzen zu beschreiben. Ich gehe also -- doch, ehe ich dir sage, wo ich von hier aus hinzugehen gedenke, will ich dir, auf den Fall daß meine früheren Briefe dir nicht zu Händen gekommen wären, die bisherigen Hauptepochen meiner Reise kürzlich wiederholen, damit du wenigstens den Faden davon habest. Am 5. Juni 1799 segelte ich mit meinem Reisegefahrten Alexander Bonpland, auf der Fregatte Pizarro, von Corunna nach den canarischen Inseln, wo wir den Pic de Teyde bis in den Crater bestiegen. Seit 12 Jahren war Niemand dort gewesen. Mr. Johnstone, ein Kaufmann aus Madeira, war der letzte vor uns. Am 16. Julius langten wir im Hafen von Cumana an; bis im November blieben wir dort und in den Gebirgen Tumiriquiri unter den Indias Chaymas, am Guarapiche und Costa de Paria. Am 18. November giengen wir zur See nach la Guayra und Caraccas. Dort und in der umliegenden Gegend die Silla besteigend blieben wir zwei Monathe, dann durch Valles de Aragua und durch die Cacaopflanzungen am romantischen See von Valencia, wo wir einen Baum entdeckten, dessen Milch die Indianer wie Kuhmilch genießen. Sie ist sehr nährend und giebt sauren Käse! weiter nach Portocabelle, dann südlich durch das große Llano (einer Wüste voll Gymnotus electric. in den Sümpfen und voll wilder Pferde das Stück zu einem Thaler!) in die Provinzen Varinas an den Gränzen von Santa Fe bis Rio Apure im 7. Grad südlicher Breite. Auf diesem Fluß östlich in den Orinoco bis Cabruta, dann diesen südlich aufwärts bis jenseits der fürchterlichen Cataracten de Maypure und Atures an die Mündung der von Quito kommenden Guaviare in 3° Breite. Von hier aus, den Orinoco verlassend auf den kleinen Flüssen Atabapo, Tuamini und Temi gegen Südwesten und 150 Meilen von Quito bis an den wegen Schlangen berüchtigten Monte de Pimichia. Durch diesen Wald trugen die Indianer drei Tage lang die Pirogua (unsern Kahn) bis an den Fluß Negro. Diesen schifften wir alsdann hinab südöstlich bis San Carlos, einer von 8 Mann bewachten Gränzfestung gegen den Bresil (gegenüber besitzen die Portugiesen San Jose de Maravitanos; sie hinderten mich mit den Instrumenten weiter vor bis an den nahen Amazonen-Fluß zu dringen) dann durch den Casiquiare nördlich an die Quellen des Orinoco, diesen aufwärts bis jenseits dem Vulcan Duida im Dorado in Wäldern von Cacao, Caryocar, einem neuen Genus Juvia (Mandelbaum mit 14 Zoll breiten Früchten); dann schifften wir den ganzen Orinoco abwärts bis an die Mündung, eine Reise von 1200 Meilen immer auf den Flüssen. Von der Mündung des Orinoco bis durch das Llano de Caracatiche nach Barcellona und endlich am 1. September 1800 nach Cumana zurück, in das Haus unsers Freundes, Don Vincente Emperan, Gouverneurs dieser Provinz. Hier ordneten wir unsre bisher gemachten Sammlungen und machten Excursionen ins Gebirge Chaparuparu; dann am 24. October mit vieler Gefahr und schrecklichen Sturm von Nuova Barcellona nach Havana, wo wir den 19. December 1800 ankamen und wo ich seit 18 Monaten die ersten Briefe aus Europa antraf. -- Mit meinem Reisegefährten (Alexander Bonpland) habe ich Ursach überaus zufrieden zu seyn. Er ist ein würdiger Schüler Jüssieus, Desfontaines, Richard's, ist überaus thätig, arbeitsam, sich leicht in Sitten und Menschen findend, spricht sehr gut spanisch, ist sehr muthvoll und unerschrocken; mit einem Worte, er hat vortrefliche Eigenschaften für einen reisenden Naturforscher. Die Pflanzen (die mit den Dubletten über 12000 betragen) hat Er allein getrocknet. Die Beschreibungen sind zur Hälfte Sein Werk. Oft haben wir jeder besonders dieselbe Pflanze beschrieben um der Wahrheit desto gewisser zu seyn. Wir glauben sehr genaue Diagnosen niedergeschrieben zu haben, wagen es aber doch nicht, zu bestimmen: wie viel neue Genera wir besitzen? In Palmen und Gräsern, in Melastomis, Piper, Malpighia, Cipura Aublet, Caesalpina, der Cortex Angusturae (die ein neues, von Cinchona verschiedenes, Genus ist) sind wir sehr, sehr reich; dennoch bin ich gewiß, daß zwei Drittel unsrer neuen Gen. et Spec., wenn wir nach Europa zurückkommen, als uralt erkannt werden; indeß gewinnt die Wissenschaft immer wenn in so entlegenen Ländern neue, nach der Natur gemachte Beschreibungen aufgezeichnet werden. Welch einen Schatz von Pflanzen enthält das wunderbare, mit undurchdringlichen Wäldern erfüllte, von so vielen neuen Affenarten bewohnte Land zwischen dem Orinoco und dem Amazon, in welchen ich 1400 geographische Meilen zurückgelegt habe! Ich bin nun völlig von dem überzeugt, was ich in England noch nicht glaubte, obwohl ich es schon aus Ruiz, Pavon, Nee's und Hänken's Herbarien ahnete; ich bin, sage ich, izt überzeugt, daß wir nicht drei Fünftel aller vorhandenen Pflanzenspecies kennen! Welche wundersame Früchte, von denen wir, als wir vom Aequator zurückkamen, große Kisten voll nach Madrit und Frankreich gesandt haben! Welch einen Anblick gewährt die Palmenwelt in den undurchdringlichen Wäldern am Rio negro! Nur hier, hier und selbst nicht mehr hier nur in der Guayana, in Südamerika, ist die Welt recht eigentlich grün. Der Brodtfruchtbaum (Artocarpus incisa) den man in der Guayana cultivirt, gedeihet unglaublich. Vierjährige Bäume sind 30 Fuß hoch, haben 3 Fuß lange, und 18 Zoll breite Blätter und geben unzählige Früchte! Ich kenne Plantagen welche 4 bis 500 Stämme besitzen. Epoche in der Geschichte des Ackerbaues macht das Zuckerrohr von Otaheiti, das man in ganz Westindien baut, das dreimal dicker als das alte, sonst hier gewöhnliche, ist, und wenigstens [Formel] mehr Zucker giebt! Diese Pflanze allein könnte Cooks Namen verewigen." Sie sind bereits glücklich in London angekommen. Dies ist wirklich der Fall, es ist keiner angelangt. (Der Beschluß folgt.) Beschluß des letzthin abgebrochenen Schreibens des Hrn. Alex. v. Humboldt an Hrn. Prof. Willdenow. Aber wenn es ein Genuß, ein großer Genuß ist, diese Naturschätze zu bewundern, so glaubst Du auch wohl liebster Willdenow daß der Beschwerden und der Schwierigkeiten dabei nicht Wenige sind! Durch die besondere Gnade des Königs von Spanien, durch die persönlichen Auszeichnungen mit welchen der König und die Königin mich beehrt haben, und durch die dringenden Empfehlungen des Ministers Urquijo reise ich zwar in diesem Lande mit größerer Freiheit und Sicherheit als je einem Naturforscher hier zu Theil geworden sind. Auch reise ich mit mehr Bequemlichkeit als viele andere, in so fern ich auf den Flüssen 24 Indianer viele Monate lang zu meinem Gebote, und im Innern des Landes oft einen Troß von 14 Maulthieren habe um meine Pflanzen, Instrumente und übrigen Bedürfnisse fortzuschaffen. Aber, weder die Gnade des Königs von Spanien noch meine Gefährten und Begleiter können mich vor den Beschwerden des Clima und der Lokalität schützen, und diese sind nicht geringe, zumahl wenn ich als Botaniker sprechen soll. In der Guayana, wo man wegen der Mosquiten (einer Art von Mücken) die die Luft verfinstern, Kopf und Hände stets verdeckt halten muß, ist es fast unmöglich am Tageslichte zu schreiben: Man kann die Feder nicht ruhig halten, so wüthig schmerzt das Gift dieser Insekten. Alle unsre Arbeit mußte daher beim Feuer, in einer indianischen Hütte, vorgenommen werden, wo kein Sonnenstrahl eindringt, und in welchen man auf den Bauch kriechen muß. Dort erstickt man fast vor Rauch, aber man leidet weniger von den Mosquiten. In Maypure retteten wir uns mit den Indianern mitten in den Wasserfall, wo der Strohm rasend tobt, wo aber der Schaum die Insekten vertreibt. In Higuerote gräbt man sich Nachts in den Sand, so daß blos der Kopf hervorragt und der ganze Leib mit 3 bis 4 Zoll Erde bedeckt bleibt. Man hält es für eine Fabel wenn man es nicht sieht. Sonderbar ist es, daß da, wo die schwarzen Gewässer, eigentlich die kaffebraunen Flüsse (Atabapo, Guainia etc.) anfangen, weder Mosquiten noch Crocodille gefunden werden. Wenn nun unter solchen Beschwerden die Pflanzen endlich beschrieben sind, so geht ein neuer Jammer an, wenn man nach einiger Zeit seine Kisten wieder öfnet! Unsre Herbarien trift nemlich hier dasselbe Schicksal über das bereits Sparrmann, Banks, Swarz und Jacquin geklagt haben. Die unermeßliche Nässe des amerikanischen Clima's, die Ueppigkeit der Vegetation, in der es so schwer ist, alte ausgewachsene Blätter zu finden, haben über ein Drittheil unsrer Sammlungen verdorben. Täglich finden wir neue Insecten, welche Papier und Pflanzen zerstöhren. Kampher, Terpentin, Theer, verpichte Bretter, Aufhängen der Kisten in freier Luft, alle in Europa ersonnenen Künste, scheitern hier und unsre Geduld wird auf eine harte Probe gesetzt. Ist man vollends drei bis vier Monat abwesend, so kennt man sein Herbarium kaum wieder. Von 8 Exemplaren muß man 5 wegwerfen, zumahl in der Guayana, dem Dorado und dem Amazonenlande, wo wir täglich in Regen schwammen. Dieser Beschwerden ungeachtet ist aber doch die Weltgegend zwischen den Wendekreisen recht mein Element, und ich bin nie so ununterbrochen gesund gewesen, als seit meiner Abreise aus Spanien. Trotz des ewigen Wechsels von Nässe, Hitze und Gebirgskälte (denn die Parime, der südliche Theil der Guayana, ist keinesweges ein flaches Land wie die Geographen es schildern, sondern es hat einen mächtigen von Popayan und Quito auslaufenden mit dem Oyapock bei Cayenne sich verbindenden Gebirgsstock, den ich in 1 Grad nördlicher Breite vom Aequator 9600 Fuß hoch fand) trotz jenes ewigen Wechsels von Nässe, Hitze und Gebirgskälte, hat meine Gesundheit sichtbar zugenommen. Ich arbeite sehr viel, (das Pflanzenbeschreiben ist nur ein Nebenzweck meiner Reise) ich schlafe wenig, bin oft bei astronomischen Beobachtungen, 4 bis 5 Stunden lang ohne Hut der Sonne ausgesetzt. Ich habe mich in Städten aufgehalten (la Guayra, Portocabello) wo das gräßliche gelbe Fieber wüthete, und nie, nie hatte ich nur Kopfweh! Nur in St Thome de la Angostura , der Hauptstadt in der Guayana und in Nueva Barcellona , hatte ich 3 Tage lang Fieber, einmal am Tage meiner Rückkunft vom Rio neger, da ich nach langem Hungern zum erstenmahl und unmäßig Brod genaß, das andre mahl als ich von einem hier stets Fieber erregenden Staubregen bei Sonnenschein benetzt ward. Am Atabapo, wo die Wilden stets am Faulfieber leiden, widerstand meine Gesundheit unbegreiflich gut. Vier Monate lang schliefen wir in den Wäldern, umgeben von Crocodillen, Boas, und Tigern, (die hier selbst Canots anfallen ) nichts genießend als Reis, Ameisen, Manioc, Pisang und Orinoco-Wasser und bisweilen Affen. Von Mondavaca bis zum Vulcan Duida, von den Gränzen des Quito bis Surinam hin, Strecken von achttausend Quadratmeilen in denen kein Indianer, sondern nichts als Affen und Schlangen anzutreffen sind, haben wir an Händen und Gesicht von Musquitenstichen geschwollen, durchstrichen. Aber dagegen auch welche Größe in jenen majestätischen Palmwäldern, wo man so viele und verschiedene unabhängige freie indianische Völkerschaften und bei diesen einen Rest peruanischer Cultur antrifft! Nazionen, die, ihren Acker wohl bestellend, Gastfreundschaft ausüben, sanft und menschlich scheinen wie die Otaheiter, aber auch, gleich diesen -- Menschenfresser sind . Ueberall, überall im freien Südamerica, (ich rede von dem Theil südwärts von den Cataracten des Orinoco, wo außer 5 bis 6 Franziscaner-Mönchen kein Christen- Mensch vor uns eindrang) fanden wir in den Hütten die entsetzlichen Spuren des Menschenfressens!! -- Ich habe das spanische Ministerium gebeten einen jungen Franziskaner-Mönch durch Cavanilles in der Botanik unterrichten und dann ihn den Rio Neger bereisen zu lässen. Nur als Mönch, oder in Begleitung eines Mönchs, kann man dort reisen, ohne von den Indianern etwas zu befürchten zu haben. Der jetzige Padre Guardian der Missionen Fray Juaquin Marquez ein wackerer Mönch, mit dem ich in genauer Freundschaft gelebt, hat das Project sehr unterstützt. Ich habe an manchen Orten Instrumente gelassen und wir dürfen hoffen bald über diesen finstern unbekannten Theil der Welt, über den alle Charten erlogen sind, einiges Licht zu erhalten. Die Ost- und Nord-Europäer haben übrigens seltsame, fast möchte ich sagen tolle Vorurtheile gegen die spanische Nation. Ich habe nun zwei Jahre lang, vom Capuziner an (denn ich war lange in ihren Missionen unter den Chaymas Indianern) bis zum Vizekönig, mit allen Menschenklassen genau verbunden gelebt. Ich bin der spanischen Sprache itzt fast so gut als meiner Muttersprache mächtig, -- wohlan, mittelst dieser genauen Kenntniß kann ich versichern, daß diese Nation trotz alles politischen und religiösen Drucks, den- noch mit Riesenschritten ihrer Bildung entgegen geht, daß ein großer Character sich in ihr entwickelt. Daraus, daß hier in Amerika nichts von ihr verlautbart, daraus urtheile nicht, daß sie nichts für die Wissenschaften thut. Es giebt hier ungeheure Pflanzenschätze; vortrefliche Zeichnungen, Beschreibungen, alles ist fertig, allein an Publication ist nicht zu denken in einem Lande wo die Buchhändler 20 tausend Thaler fordern um ein Buch drucken zu lassen! Mit Ruiz flora wird man wenigstens noch 10 Jahre lang beschäftigt seyn. Don Celestino Mutis in St. Fe, hat gewiß über 1500 bis 2000 neue Species; die Flora novae Grenadae ist fertig. Hänke ist noch in Chili, nachdem er mit Malaspina die Welt umreiset hat. Reicher an Pflanzen ist Niemand in der Welt! Sesse, ein sehr, sehr guter Botaniker, hat 7 Jahre lang ganz Mexico und Californien bereiset. Er hat 2000 Zeichnungen. Tafala arbeitet noch in Peru wie Cervantes in Mexico. Hier in der Insel Cuba ist eine eigene botanische Commission, deren Haupt Dr. Boldo am gelben Fieber gestorben ist. Der junge Estevez, Sesse's Schüler, ist ihm substituirt. Mit ihm arbeitet ein mexikanischer Mahler Echevaria, dessen Talent im Pflanzenzeichnen alles hinter sich läßt, was Europa nur aufzuzeigen hat! So sehr ich das alles rühme und lobe, so glaube Du es übrigens doch nicht, wenn etwa die deutschen Zeitungen es den englischen nachschreiben sollten, "-- daß ich mit großen Aufträgen vom spanischen Gouvernement reise, und zu einem hohen Posten im Rath von Indien bestimmt sei" -- sondern, wie ich, lache darüber. Falls ich glücklich nach Europa zurückkehre; so werden mich ganz andre Pläne beschäftigen, die mit dem Consejo de Indias wenig zusammenhängen. Ein Menschenleben, begonnen wie das meinige, ist zum Handeln bestimmt, und sollte ich unterliegen, so wissen die, welche meinem Herzen so nahe als Du sind, daß ich mich nicht gemeinen Zwecken aufopfre. Aber die Erfüllung meiner Zwecke erfordert Unabhängigkeit, und die meinige wird mir mit jedem Tage theurer. Um ihrentwillen habe ich nie, nie einen Schein von Unterstützung von irgend einer Regierung angenommen. Wenn ich in meiner Phantasie die Rehberge und die Panke mit den Cataracten von Atures und mit einem Hause von China (Cinchone alba) in dem ich lange gewohnt, zusammenstelle, so kommt mir dies alles oft wie ein Traum vor. Wie viele Schwierigkeiten habe ich überwunden! vergeblich auf Baudins Reise um die Welt gewartet, dann Egypten und Algier um einen Schritt nahe, dann in Südamerica! und nun wieder in der Hofnung, Baudin und Michaux in der Südsee zu finden -- -- wie wunderbar ist ein Menschenleben verkettet -- denn ich gehe von hier über Mexico und Californien nach Acapulco, um dort mit dem Capitian Baudin die Reise um die Welt zu vollenden. Unbedeutende Hügel in der sogenannten Jungfernheide bei Berlin. Neuere Briefe aus der Havanna melden, daß Herr von Humboldt und sein Reisegefährte Bonpland am 5ten März d. J. von dort nach Carthagena, und zwar sehr gesund und wohl, unter Seegel gegangen sind.