Geognostische Skizze von Südamerika, von Alexander von Humboldt, mit erläuternden Bemerkungen des Herausgebers. [Ich schicke diesem interessanten Aufsatze, der, um ganz verständlich zu seyn und gehörig gewürdigt zu werden, mehrerer Erläuterungen bedarf, einige Data über die Reisen unsers vortrefflichen Landsmannes voraus, die ich insgesammt aus seinen eignen Briefen an den berühmten Botaniker Wildenow in Berlin, an seinen ältern Bruder, den Legationsrath Karl Wilhelm von Humboldt, jetzt in Rom, und an verschiedne Astronomen und Naturforscher in Paris entlehne, und bei denen ich voraus setze, daß der Leser eine Karte vom nördlichen Theile Südamerika's vor Augen nehme. -- Ausgerüstet mit königlichen Empfehlungsschreiben an alle Vicekönige und Gouverneurs im spanischen Amerika, schiffte sich Herr von Humboldt am 5ten Juni 1799 in Corunna ein. Viel Merkwürdiges von seinen frühern Planen und Reisen und von seinem Aufenthalte in Spanien findet man in einem Briefe von ihm an Wildenow, der in der neuen berlinischen Monatsschrift von Biester, Jahr 1801, August, S. 119, abgedruckt ist. Den 19ten Juni landete er in Santa Cruz auf Teneriffa. Während seines Aufenthalts auf dieser Insel bis zum 25sten bestieg er den Pik, und wagte sich bis tief in den Krater. "Hier," (schreibt er seinem Bruder,) "brannten die Schwefeldämpfe Löcher in unsre Kleider, und doch erstarrten die Hände bei 2° R. Welche Empfindung auf dieser Höhe! (11500 Fuß) die dunkelblaue Himmelsdecke über uns, alte Lavaströme zu unsern Füßen, umher ein Schauplatz der Verheerung (3 Quadratmeilen Bimsstein,) umkränzt von Lorbeerwäldern, und tiefer hinab Weingärten, zwischen denen Pisangbüsche sich bis ans Meer und zu den zierlichen Dörfern am Ufer erstrecken. -- Der Krater, in dem wir waren, giebt nur Schwefeldämpfe; die Erde ist 70° R. heiß. Die Laven brechen an den Seiten aus; auch sind dort die kleinen Krater, wie die, welche vor 2 Jahren die ganze Insel erleuchteten. Man hörte damahls 2 Monate lang ein unterirdisches Kanonenfeuer, und häusergroße Steine wurden 4000 Fuß hoch in die Luft geschleudert. Der Pik ist ein Basaltberg, auf welchem Prophyrschiefer und Obsidianporphyr aufgesetzt ist. In ihm wüthet Feuer und Wasser; überall sah ich Wasserdämpfe ausbrechen. Fast alle Laven sind geschmolzner Basalt. Der Bimsstein ist aus dem Obsidianporphyr entstanden; ich habe Stücke, die beides noch halb sind." (Vergl. Annalen, IV, 445.) -- Ein heftiger Ostwind beschleunigte von hier aus die Fahrt unsers Landsmannes; am 5ten und 6ten Juli ging es langs der brasilianischen Küste hin, am 14ten zwischen Tabago und Granada durch, und am 16ten Morgens warf das Schiff im Hafen von Kumana die Anker. Kumana, an der Mündung des großen Meerbusens von Cariaco, die Hauptstadt der Provinz Kumana, liegt unter einem Amphitheater 5 bis 8 tausend Fuß hoher, dick mit Wald bewachsener Berge, welche zu der Hauptkette der Küsten-Kordillere gehören. Das Erdbeben von Quito im Jahre 1797 hatte auch Kumana betroffen, und noch war die halbe Stadt in Schutt; auch Herr von Humboldt erlebte hier am 4ten Nov. 1799 ein ziemlich heftiges Erdbeben. Theils in Kumana, theils in den benachbarten Gebirgen, (besonders in dem westlicher liegenden Theile der Küsten Kordillere, welche sich in Paria, nördlich vor den Mündungen des Orinoko, der Insel St. Trinidad gegen über, mit der Punta de Paria endigt,) verweilte sich Herr von Humboldt über 4 Monate, und ging dann am 18ten Nov. 1799 nach Guayra, dem Hafen von Karakas, (Annalen, VI, 193;) zu Wasser, eine Reise von 2 Tagen. Vom November bis in den Januar blieb er in Karakas, und besuchte die nahen Schneegebirge, welche die höchsten Spitzen der Küsten-Kordillere bilden. Auch die Annalen, (VII, 329,) haben Auszüge des Physikalisch-Merkwürdigen aus den Briefen enthalten, die der unermüdliche Beobachter von hier aus an Lalande und an Fourcroy nach Paris schrieb, an letztern am 25sten Januar 1800, als er eben im Begriff war, seine Abreise über Varinas und die Schneegebirge von Merida, (südlich vom großen Meerbusen von Marecaybo,) nach dem Rio Negro und weiter landeinwärts anzutreten. Hier das, was Herr von Humboldt in einem Briefe vom 21sten Sept. 1801, (neue berlinische Monatsschrift, 1802, Juni, S. 439,) seinem Bruder von dieser großen und kühnen Reife durch unbetretne Wildnisse schreibt, auf deren einen großen Theil der Materialien zu dem geognostischen Aufsatze, den ich den Lesern hier mittheile, gesammelt hat . Das Eingeklammerte sind erläuternde Bemerkungen von mir. -- -- "Von Karakas unternahmen wir im Januar die Reise nach dem Orinoko. Wir kamen durch den Apure, [der aus den Gebirgen südlich von Merida dem Orinoko zuströmt,] in diesen Strom, schifften ihn aufwärts, über die Katarakten hinweg, und dann in die kleinen Flüsse Atabapo, Tuamini und Temi. [Der Atabapo und der Guaiviari fallen beide zugleich unter 4° nördlicher Breite bei St. Fernando de Atabapo in den Orinoko, und nach Surville's Karte, (von der weiterhin umständlicher die Rede seyn wird,) der Temi, vielleicht auch Tuamini genannt, in den Atabapo.] Von da trugen wir unser Canot 3 Tage lang bis Canno Pimichia am Rio Negro. [Pimichia liegt nach Surville's Karte, in gerader Linie etwa 6 Meilen vom Temi, am Einflusse des Itinivini in den Rio Negro, unter 2° nördlicher Breite.] Den Rio Negro schifften wir erst herab bis an die Gränzen von Groß-Para, [der nördlichsten Provinz von Brasilien;] dann aufwärts bis zum Casiquiari 12 Tage lang zwischen so dick verwachsenen Wäldern, daß wir große Tieger auf den Bäumen erblickten, weil der zu üppige Pflanzenwuchs sie auf der Erde zu gehn verhinderte. [Der Casiquiari ist nach Surville's Karte der merkwürdige Arm des Orinoko, der diesen Strom mit dem Rio Negro, mit dem er unweit St. Carlos de Rio Negro zusammen fließt, in ziemlich gerader Linie verbindet; ein Umstand, der also schon 1779 nicht mehr zweifelhaft seyn konnte.] Aus dem Casiquiari kamen wir wieder in den Orinoko, den wir nun weiter aufwärts, gegen Osten schiffend, bis über den feuerspeienden Berg Duida hinaus verfolgten, [welches indeß nach Surville's Karte nicht viel über 6 Meilen ist, als so weit die Kolonie Esmeralda über die Mündung des Casiquiari am Orinoko hinauf liegt.] Noch weiter vorzudringen, verhinderte uns die Wildheit der menschenfressenden Guaikas; auch ist nie ein Weißer weiter östlich in das unbekannte Land dieser unabhängigen Indianer gekommen. -- -- Wir sind in den Wäldern zwischen dem Rio Negro, Orinoko und Amazonenflusse, 500 französische Meilen tiefer landeinwärts, als Löffler gewesen. -- Von Duida schifften wir 500 französische Meilen weit den Orinoko, [in 26 Tagen, die Rasttage ungerechnet,] wieder herab, bis unweit seiner Mündungen, nach St. Thomas de la Angostura, wo wir im Juli 1800 ankamen. Wir verweilten in dieser Hauptstadt von Guayana einen Monat, während dessen Bonpland am Fieber litt, einer Folge der schrecklichen Miasmen in den nassen Wäldern des Aequators. Dann gingen wir durch das Land, (oder die so genannte Mission,) der Karaiben und über Neu-Barcelona, nach Kumana zurück, wo wir im September ankamen. Die Karaiben sind die größte und muskelstärkste Nation, welche ich je gesehn habe; sie allein widerlegen schon Raynal's und Paw's Träumereien über die Schwäche und Ausartung des Menschengeschlechts in der neuen Welt. Ein ausgewachsener Karaibe gleicht einem aus Erz gegossenen Herkules." "Eigentlich habe ich," (schreibt Herr von Humboldt von Kumana aus am 16ten October 1800 an Fourcroy,) "während der 16 Monate meines Aufenthalts im südlichen Amerika 2 Reisen unternommen: die eine nach den Missionen der Chaymas-Indianer zu Paria, [während seines ersten Aufenthalts in Kumana,] die andere in das unermeßliche Land nordwärts des Amazonenflusses. Wir sind zweimahl vor den großen Wasserfällen des Orinoko, denen von Atures unter 5° 39' nördl. Breite und 4St. 41' 40" westl. Länge, und von [S. Joseph de] Maypures unter 5° 12' Br. und 4St. 43' westl. Länge vorbei gekommen. -- -- Vom Tuamini gingen wir zu Fuß durch Wälder von Hevea, Cinchona und Winterana-Canella nach dem Rio Negro, auf dem ich bis San Carlos herab fuhr, um die Länge dieses Orts nach Berthoud's Chronometer, mit dem ich noch immer sehr zufrieden bin, zu bestimmen. -- -- Wir überschicken Ihnen die Milch eines Baumes, den die Indianer die Kuh nennen, weil sie diese sehr nährende und unschädliche Milch trinken. -- -- Ich habe auch versucht, Ihnen das Cruare, das berüchtigte Gift der Indianer vom Rio Negro, in seiner ganzen Reinheit zu verschaffen. Um die Pflanze zu sehn, welche dieses Gift giebt, machte ich ausdrücklich eine Reise nach Esmeralda; sie stand aber leider nicht in der Blüthe. Ich übersende Ihnen einige Zweige dieser Liana, (hier Maracury genannt,) welche in den Granitgebirgen sparsam wächst. -- -- Ich füge diesen noch das Dapiche und eine Art von Kautschuk, das daraus bereitet wird, -- -- das Pendarenharz und die Erde der Otomaguen bei, welche 3 Monate lang fast die einzige Nahrung dieser Nation ist." -- -- Manches Abenteuer von dieser inländischen Reise erzählt ein Brief unsers Landsmannes, der im Publiciste bekannt gemacht wurde, und den man im Intelligenzbl. der allgem. deutschen Bibl., B. 58, St. 1, S. 60, übersetzt findet, den ich aber hier übergehe. Man vergleiche auch eben daselbst B. 61, St. 2, S. 352; B. 64, St. 1, S. 118; und die Spenersche berliner Zeitung, 1801, Juni, No. 86 und 87. Noch von Kumana aus übersendete Herr v. Humboldt den Directoren des naturhistorischen Museums in Madrit eine geologische Sammlung, als die Frucht seiner Reisen landeinwärts, und zur Erläuterung derselben ein spanisch geschriebnes geologisches Gemählde dieses Theils von Südamerika. Einen Auszug aus dieser Abhandlung in französischer Sprache schickte er an den Dr. Delametherie in Paris, und so kam dieses Tableau geologique de l'Amerique meridionale, nach welchem gegenwärtige Skizze bearbeitet ist, in das Journal de Physique, An 9, t. 53, p. 30 -- 60. Folgender Brief, datirt Kumana den 15ten Nov. 1800, begleitete dieses Tableau, (Journ. de Phys., t. 53, p. 61.) "Ich übersende Ihnen hier ein geologisches Tableau, das Sie interessiren wird. Aller Mühseligkeiten und Entbehrungen ungeachtet, denen wir in den Gegenden, aus welchen wir eben zurück kommen, uns unterziehn mußten, lebten wir doch in Wonne, denn alles war dort neu, groß und majestätisch. In drei Tagen werden wir von hier nach der Havannah abreisen, um von da nach Mexico, den Philippinen und nach China zu gehn. Ich habe zu St. Carlos del Rio Negro unter 1° 35' nördl. Breite die magnetische Inclination, von der man bisher wähnte, sie sey unter dem Aequator 0, mit meiner Bordaischen Boussole 23° 20' nach der neuen Centesimaleintheilung, [das ist, 20° 53' nach der gewöhnlichen Eintheilung,] gefunden. In 1 Minute machte die Inclinationsnadel 21,6 Schwingungen. Die gefundne Temperatur des innern Erdbodens betrug unter 10° 30' nördl. Breite, in einer Höhe von 505 Toisen über der Meeresfläche, 14,8° bis 15,2° R., und blieb dieselbe, die Temperatur der Luft mochte auf 13° sinken oder auf 19° steigen. Die mittlere Temperatur des Meerwassers ist hier an der Oberfläche 21° R." Die meisten Orte und Flüsse, welche unser vortrefflicher Landsmann in der folgenden geognostischen Skizze nennt, finde ich auf der großen Mapa coro-grafica de la Nueva-Andalucia, Provincias de Cumana y Guayana, Vertinentes del Orinoco, su cierto origen, communicacion con il de las Amazonas, situacion de la Laguna Parime, y nuevas Poblaciones. Construido sobre las mejores Observaciones y posteriores Noticias, por D. Luis de Surville, [zweitem Archivar des Depart. von Indien, auf Befehl des Chefs dieses Dep. D. Josef de Galvez, ] 1778. Sie, und des Fraters Antonio Caulin Historia coro-graphica natural, y evangelica de la Nueva Andalucia etc., 1779, fol., haben mir größten Theils den Stoff zu den geographischen Erläuterungen gegeben, die man bei dem vorigen Briefe und bei dem folgenden Aufsatze findet. d. H.] -- -- Ich komme von einer Reise landeinwärts von 1200 Lieues zurück, auf welcher ich ein Viereck zwischen Caripe, Portocabello, Pimichin und Esmeralde beschrieben habe dessen Inhalt mehr als 59000 Quadratlieues beträgt, so daß ich nun das Land kenne, vom Berge von Parca an bis Portocabello und von der nördlichen Küfte bis an das Thal des Rio Negro, der in den Amazonenfluß strömt. Je größer dieser Erdstrich ist, desto mehr werde ich mich in dieser Skizze mit großen Zügen begnügen müssen. Caripe, der Hauptort der Kapuziner-Mission unter den Chaimas und Karaiben, liegt gegen 10 Meilen südlich von Kumana, Pimichin am Rio Negro, Esmeralde am Orinoko. Vergleiche S. 397. d. H. -- -- Sollte ich so glücklich seyn, nach Europa zurück zu kehren, und meine geognostischen Manuscripte, die ich in Frankreich und Deutschland gelassen habe, nochmahls zu retouchiren, so darf ich hoffen, etwas Allgemeines über den Bau der Erde fest zu stellen. Man wird dann durch überzeugende Erfahrungen meine frühere Behauptung bestätigt finden, daß das Streichen und das Fallen der Urgebirgslager, oder der Winkel, den sie mit dem Meridiane des Orts und mit der Erdachse machen, von der Richtung und den Abhängen der Gebirgszüge unabhängig ist, und vielmehr Gesetze und einen allgemeinen Parallelismus befolgen, die nur in der Anziehung und der Achsenumdrehung der Erde gegründet seyn können. Man wird dann ferner sehn, daß die Folgen der Flötzlager, die man sonst einzelnen sehr durchwühlten Provinzen, wie z. B. Thüringen und Derbyshire, eigenthümlich glaubte, ein allgemeines Phänomen ist, (wie Freisleben, von Buch und Gruner das schon sehr gut durchgeführt haben,) und daß in diesen Formationen eine Identität der Lager herrscht, welche darauf deutet, daß dieselben Niederschläge über dem ganzen Erdboden sich zu derselben Zeit abgesetzt haben; Ideen, die nicht bloß für den Physiker, sondern auch für den Bergmann, der nach Analogien urtheilen muß, von hohem Interesse seyn müssen, und uns zu einer zuverlässigen neuen Wissenschaft führen werden, die lediglich beschreibend feyn wird, und ein Gemählde der Erde wie sie ist, nicht ihrer Entstehungsart aufstellen soll. -- -- Ueber der hohen Kordillere der Anden, die ganz Südamerika von Zitara bis Cap Pilar von Nord nach Süd durchzieht, hat man fast allgemein vergessen, daß Südamerika noch andere Kordilleren hat, die von West nach Ost, parallel mit dem Aequator streichen, und die wenigstens eben so hoch als die Karpathen, der Kaukasus, die Alpen und die Pyrenäen sind. Gemeiniglich stellt man sich alles Land, das östlich von den Anden liegt, und nach den Küsten von Guyana und Brasilien zu sich verflächt, als niedrige Ebenen vor, die von den Strömen überschwemmt werden; und selbst die Bewohner der Küste von Karakas meinen, die weiten Ebenen, (Llanos) in die sie jenseits der Thäler von Aragua kommen, gingen ununterbrochen bis zu den Pampas von Buenos-Ayres und bis zu den Patagonen fort. Das ist aber keineswegs der Fall. Die südamerikanischen Llanos hängen eben so wenig ununterbrochen zusammen, und liegen eben so wenig alle in gleichem Niveau, als die Wüsten Afrika's und die Steppen der Tartarey, welche weiter vom Meere ab höher liegende Terrassen bilden. Der spanische Name für Gebirgskette. d. H. Oder vielmehr von der Landenge von Darien ab. d. H. Eins der südwestlichsten Vorgebirge Südamerika's in der Straße von Magellan. d. H. Die Hauptkordillere scheint vom Cap Pilar bis zu den von Stewart 1792 auf seiner Reise zu den Quellen des Missuri entdeckten Aleganhy-Gebirgen über Nutka- und Prinz-Williams-Sund hinaus zusammen hängend fortzustreichen; und diese Gebirge, deren indianische Bewohner fast eben so kultivirt sind, als es die Peruaner im 15ten Jahrhundert waren, scheinen nichts anders als der nördlichste Theil der Anden zu seyn. Von den Urgebirgsketten , die sich von der Kette der Anden nach Osten abziehn, sind mir die im nördl. Amerika nicht genau bekannt; doch scheinen dergleichen nach Canada unter 50°, ferner in 42° nördl. Breite, und in dem jetzt überflutheten Landstriche, der den Golf von Mexico bildet, unter 19 und 22° Breite abzugehn, (wie die Gebirge von Kuba und Domingo anzeigen.) Im südlichen Amerika giebt es drei mit dem Aequator parallel streichende Ketten primitiver Gebirge: die Küstenkette unter 9° und 10°; die Kette, in welcher die großen Wasserfälle von Atures (5° 39') und Maypure (5° 12' 58") liegen, welche zwischen 3° bis 7° nördlicher Breite östlich streicht, und die ich die Kette der Katarakten oder die Kette der Parime nennen will; und endlich die Kette von Chiquitos unter 15° und 20° südlicher Breite. Diese Ketten lassen sich selbst bis in die alte Welt verfolgen. Die Urgebirgskette Brasiliens findet sich unter gleicher Breite in Congo wieder; die ungeheure Ebene des Amazonenflusses liegt den Ebenen Nieder-Guinea's, die Kordillere der Katarakten den Gebirgen Ober-Guinea's, und die Llanos des Missifippi, (die, als der Golf von Mexico entstand, vom Meere verschlungen wurden,) der Wüste Sarah gegen über. Dies darf uns nicht verwundern, da das atlantische Meer vermuthlich nichts anderes als ein in die Erdfläche durch einen Wasserstrom eingeschnittnes Thal ist. Dieses Wasser strömte, wie Reinhold Forster sehr wahrscheinlich gemacht hat, von Süden nach Norden, wurde durch die Gebirge Brasiliens nach Guinea nordöstlich hinüber gedrängt, wo es den Meerbusen von Guinea aushöhlte; dann durch die Gebirge des obern Guinea's nach Nordwest gewendet, wo es den Golf von Mexico eingrub, und strömte dann längs der jetzigen nordamerikanischen Küste nach Nordost. -- -- Von ihr ist in dieser Skizze, die Herr von Humboldt entwarf, ehe er die Kordillere der Anden selbst gesehn hatte, nicht die Rede; dagegen beschäftigt sich der auf diesen folgende Aufsatz ausschließlich mit ihren Merkwürdigkeiten, und ergänzt in so fern gegenwärtige Skizze. d. H. Wahrscheinlich nach der berüchtigten Laguna Parime oder dem See Dorado, der nach Surville's Karte südlich von den Quellen des Rio Esquibo unter 1° nördl. Breite liegt, und aus dem ein Flüßchen hervor kömmt, das sich in den Rio Parime oder de Aguas Blancas ergießt. d. H. Die nördlichste der drei südamerikanischen östlich streichenden Kordilleren, die Kordillere der Küste von Venezuela, ist die höchste, aber auch die schmälste. Die wahre Kette der Anden streicht vom hohen Plateau von Quito ab durch die Provinzen von Popayan und Choco, an der Westseite des Rio Atrato, (oder Rio San Juan,) hin, nach dem Isthmus von Darien, wo sie am Ufer des Chagre nur noch als ein 1200 bis 1800 Fuß hohes Bergland vorkömmt. An der Ostseite des Rio Atrato sind höhere, doch in ihrer Gruppirung minder regelmäßige Bergzüge, die sich unter dem Namen der Sierra de Abile und der Berge von Cauca durch die hohen Savanen von Tola nach dem Rio Grande de la Magdalena und nach der Provinz St. Martha hinziehn. Hier geht von ihnen die Küsten-Kordillere ab, die immer schmäler wird, je mehr sie sich dem Meerbusen von Mexico nach dem Cap de la Vela zu nähert, und ihre anfangs nordnordöstliche Richtung bald ganz in eine östliche ändert. In dieser Richtung geht sie bis zum Berge von Paria oder vielmehr bis zur Punta de la Galera auf der Insel Trinidad. Die größte Höhe hat sie in den Theilen, die unter den Namen Sierra Nevada de St. Martha, (11° 2' nördl. Br.,) und Sierra Nevada de Merida, (8° 30' nördl. Br.,) bekannt sind. Ersterer ist ungefähr 5000, letzterer 5400 Varres, (nahe 2350 Toisen oder 14100 par. Fuß,) hoch. Die Paramo de la Rosa und de Mucuchi und die Berge von Merida, die mit ewigem Schnee bedeckt sind, und aus ihren Seiten siedendes, mit Schwefel-Wasserstoff geschwängertes Wasser ausspeien, sind höher als der Pik von Teneriffa, und geben vielleicht dem Montblanc an Höhe nichts nach. Die Colosse von St. Martha stehn fast isolirt, oder sind vielmehr nur von niedrigen Bergen umgeben, indem sich westlich von ihnen bis nach Sta Fe oder bis an die Sierra de Zuindin kein mit Schnee bedeckter Gipfel zeigt, und die Sierra Nevada de Merida befindet sich selbst am Rande der Llano von Karakas, welche keine 240 Fuß über die Meeresfläche erhaben ist. Etwas ähnliches findet sich beim Montblanc, mit dem sich die hohe Kette der Alpen schließt. Die höchsten Berge sind im Vergleiche mit der ganzen Erdmasse so unendlich klein, daß sehr geringe örtliche Ursachen hinreichen konnten, an einer Stelle größere Anhäufungen als an andern zu bewirken. Herr von Humboldt rechnet diese Kette zwar schon zur Küsten-Kordillere; nachdem er sie aber selbst bereist hat, (vergl. den folg. Aufs.,) sieht er sie als die Hauptkette der Anden an. Die Anden theilen sich über Popayan in drei Aeste, von denen die Sierra de Abile der mittelste, die Kordillere, auf welcher Sta Fe liegt, der östlichste, und die nach Darien streichende Kette der westlichste ist. Hiernach habe ich den Ausdruck im Texte geändert. Vielleicht, daß Hr. von Humboldt jetzt auch die nordnordöstlich streichenden Gebirge von St. Martha noch zu den Anden rechnen dürfte, da sie mit der östlichsten Kette, auf der Sta Fe liegt, unmittelbar zusammen zu hängen scheinen. Hier ein paar Stellen aus Bouguer, der als Augenzeuge spricht, da er über Popayan und Honda den Magdalenenfluß herunter von Quito nach Europa zurück kehrte: "Die Kordillere der Anden ist bei Quito doppelt. Die Gipfel der östlichen Kette sind hier im Mittel 40 bis 45 Lieues von der Südsee, und von ihnen die Gipfel der westlichen Kette 7 bis 8 Lieues, an einigen Stellen mehr, an andern weniger, entfernt. Beide Ketten laufen durchgehends mit einander parallel und nahe in der Richtung des Meridians. Das Thal zwischen ihnen, das meist 5 bis 6 Lieues breit ist, liegt 1500 bis 1600 Toisen über dem Meere, und nur, weil es von beiden Seiten mit noch weit höhern Bergzügen eingeschlossen ist, deren Gipfel zum Theil mit ewigem Schnee bedeckt sind, gilt es nicht selbst für ein Gebirge. So weit ich die Kordillere der Anden gesehen habe, das ist, von Cuenca, (unter 3° südl. Breite,) bis Popayan, (unter 2 [Formel] ° nördl. Breite,) ist sie auf diese Art doppelt, und ich weiß, daß das noch weit nördlich über Popayan hinaus der Fall ist, obschon sie allmählig niedriger, und das Thal deshalb minder reizend wird. Um Quito steht das Thermometer immer auf 14 oder 15° R. und es ist dort ein immerwährender Frühling, (Figure de la Terre, p. XXXII.) -- "Unter 2° nördl. Br. ist die Kordillere kaum noch den vierten Theil so hoch als bei Quito; weiterhin erhebt sie sich plötzlich bei Popayan, welches 800 bis 900 Toisen über dem Niveau des Meeres liegt, da das Barometer dort auf 22" 10 [Formel] ''' steht, und höchstens um 1 [Formel] ''' variirt. Sie nimmt aber bald wieder an Höhe ab; nicht der östliche Theil, sondern die andre Kette, welche zunächst der Südsee ist; und nachdem von ihr ein Arm östlich des Golfs von Darien abgegangen ist, sich westlich über den Isthmus von Panama, (indem sie das Choco vom übrigen Südamerika scheidet,) nach Mexico zieht. Diese westliche Kordillere enthält viel Gold, so wie auch der Fuß der östlichen und der Fuß einer andern sehr langen Gebirgskette, die sich etwas südlich von Popayan trennt, und sich über Sta Fe de Bogota und Merida nach Karakas zieht, wo sie sich nördlich am Meere endigt." (p. LIX.) d. H. Punta de Paria oder de Megillones ist das äußerste nordöstliche Vorgebirge des Isthmus von Paria, der sich nördlich von den Mündungen des Orinoko tief in das Meer zieht und den Golfo Triste bildet. Mit diesem Vorgebirge endigt sich die Küsten-Kordillere auf dem festen Lande, scheint aber in der Insel Trinidad noch fortzugehn, dessen südöstlichste Spitze die Punta de la Galera ist. d. H. Sierra heißt auf spanisch ein Berg oder Gebirge, Sierra Nevada ein mit Schnee bedecktes Gebirge. d. H. Paramo, (Wüsten,) nennt man in den Kordilleren die Ebenen auf den Gipfeln der Gebirge, welche über die Gränze der Vegetation hinauf liegen. d. H. In den westlich vom See Marecaybo gelegnen Theile der Küsten-Kordillere, der sich unmittelbar an die Anden anschließt, streichen die Thäler von Süd nach Nord, und sind sehr lang, enge, und mit Wald bedeckt; so die großen Thäler des Magdalenen- und des Caucaflusses, des Sinu und des Atrato. Vom Cap de la Vela bis zum Cap Coadera besteht die Küsten-Kordillere aus zwei parallel laufenden Bergketten, von denen die nördliche eine Fortsetzung der Kette von St. Martha, die südliche eine Fortsetzung der Sierra Nevada de Merida ist. Jene zieht sich über Burburuta, den Rincon del Diablo, die Sierras de Mariana, den Berg von Aguasnegras, den Berg von Avila und die Silla de Karacas nach dem Cap Coadera; diese streicht 3 bis 4 Lieues südlicher durch Guigui, la Palma, die hohen Gipfel von Guairaima, Tiara, Guiripa und die Savana de Ocumare bis zur Mündung des Tuy. Diese beiden Ketten werden durch zwei Bergreihen verbunden, die von Nord nach Süd gehn und umschließen daher drei Thäler, die von West nach Ost streichen, und gleich Böhmen oder dem Haßlithale in der Schweiz alle Spuren tragen, daß sie ehemahls Seen waren: nämlich die Llano von Monai, die Thäler von Aragua, und das Thal von Karakas. In Absicht ihres Niveaus liegen diese drei Thäler wie Terrassen neben einander, und zwar ist das östlichste das höchste. Ich fand durch Barometermessungen das Niveau des Thals von Karakas 416, des Thals von Aragua 212, und des westlichsten, der Llanos de Monai, kaum 80 bis 100 Toisen über dem Meere. -- Schon dieses ist ein offenbarer Beweis, daß sie zu einer ganz andern Zeit, als die Llanos entftanden seyn müssen, da diese, wie das ganze feste Land Südamerika's diesseits der Anden, von West nach Oft abfallen. Im Thale von Karakas scheint der ehemahlige See seine Ufer durchbrochen und sich Abflüsse gebildet zu haben; das Becken von Aragua scheint dagegen durch Verdunstung allmählig ausgetrocknet zu seyn, da es noch jetzt im See von Valencia einen Ueberrest des ehemahligen Wassers zeigt. Dieser See, der eben so hoch als der Genfer über dem Meere liegt, und dessen Wasser stark mit salzsaurem Kalke geschwängert ist, nimmt jährlich ab, und die Untiefen desselben kommen als Inseln, ( Aparecidas,) immermehr zum Vorscheine. -- Oestlich vom Cap Coadera ist ein großer Strich der Küsten-Kordillere von der Fluth, welche den Golf von Mexico aushöhlte, zerstört und unter Wasser gesetzt worden. Die hohen Piks der Insel Margarita und die Gebirge auf dem Isthmus von Araya sind noch Ueberreste derselben. Ich habe sie sorgfältig untersucht; sie bestehn aus derselben Gebirgsart als diese Kordillere, (Glimmerschiefer,) und die Lager haben in beiden gleiches Streichen und Fallen. Oder vielmehr noch zu den Ketten der Anden zu rechnen seyn dürfte. d. H. Ziemlich in der Mitte zwischen Karakas und Kumana. d. H. Zur westlichen gehören die Berge von Carora, S. Maria, S. Philippe und Aroa; zur östlichen die dürren Gipsel de los Teques, la Coquiza, Buena Vista und los Altos de S. Pedro. v. Humb. Er schließt den großen Meerbusen von Cariaco von Norden her ein. d. H. Die Höhe der Kordillere der Küste ist mehrentheils 3600 bis 4800 Fuß; die höchste Spitze der Sierra Nevada de Merida hat eine Höhe von 14100 Fuß, (2350 Toisen,) und der Gipfel der Silla de Karacas, den wir mit unsern Instrumenten unter großer Beschwerde bestiegen haben, ist 7896 pariser Fuß, (1316 Toisen,) hoch. Oestlich wird sie immer niedriger, das Cap Coadera ist nur 1056 Fuß und der Macanao auf der Insel Margarita, den ich trigonometrisch gemessen habe, 2052 Fuß hoch. Doch nehmen hier nur die uranfänglichen Gebirgsarten, der blättrige Granit, [Gneuß] und der Glimmerschiefer so bedeutend an Höhe ab. Das Flötz-Kalkgebirge, welches sich an die Südseite der Kordillere anlehnt und bei der Villa de Cure noch sehr niedrig ist, erhebt sich hier bedeutend, und wird höher als die uranfängliche Kette. Im Cucurucho de Tomiquiri, dem höchsten Berge der Provinz Kumana, erreicht dieses Kalkgebirge eine Höhe von 5850 par. Fuß, (976 Toisen,) in dem Kegel von Guacharo von 4920, und im Bergantin von 4212 par. Fuß. Vom Cap Unare an bildet es eine abgesonderte, mit der Kordillere parallel laufende Bergkette, in der keine Urgebirgsart zu sehn ist, und die mit der Kordillere aus Glimmerschiefer nur durch einen nördlich laufenden Arm zusammen hängt, dem Cerro de Meapire, der das Thal von Cariaco, (das ausgetrocknete Ende des Golfs von Cariaco,) vom Thale St. Bonifacio, (ehemahls einem Theile des Golfo Triste,) trennt, und dem es zuzuschreiben ist, daß die Isthmen von Araya und von Paria von der einbrechenden Fluth nicht zu einer Insel gemacht worden. Diese Kalksteinformation scheint, wie wir sehn werden, Ursach zu seyn, daß der östliche Theil dieser Küste den Erdbeben vorzüglich unterworfen ist. -- Die Küsten- Kordillere fällt nach Süden sanfter als nach Norden ab, welches indeß nur eine scheinbare Ausnahme von der bei den meisten uranfänglichen Gebirgszügen wahrgenommenen Regel ist, daß sie nach Süden und Westen zu am steilsten abfallen. Denn wahrscheinlich hat die Fluth, welche den Golf von Mexico einschnitt, den sanftern nördlichen Abhang mit fortgespült, und diesem ist es zuzuschreiben, daß die Kordillere überall nördlich sehr jäh abfällt. Schwerlich giebt es irgend wo, den Montblanc bei Courmayeur ausgenommen, einen schrecklichern Absturz, als die 7800 Fuß hohe senkrechte Mauer der Silla de Karacas über Caravelledo. Silla de Karakas ist, wie Herr von Humboldt weiterhin anführt, ein hoch gelegnes Thal zwischen zwei Piks der Sierra de Avila. d. H. Die zweite uranfängliche Kordillere, welche ich die Kordillere der Katarakte des Orinoko oder die Kordillere der Parime oder des Dorado nennen möchte, geht von den Anden in Quito und Popayan unter 3 bis 6° nördl. Breite ab, und streicht von West nach Ost, von den Quellen des Guaviare an, längs der großen Ströme Meta, Vichada, Zama, Guaviare und Ymirida, und bildet die furchtbaren Wasserfälle von Atures und Maypure, welche der einzige bis jetzt offne Paß sind, um landwärts in das Thal des Amazonenflusses zu dringen. Unter 50° westl. Länge fängt diese Kordillere an sehr an Höhe und Breite zuzunehmen, und nimmt alles Land zwischen den Strömen von Caura, Erevato, Carony, Paraguamusi, Ventuari, Jao, Padamo und Manariche ein, und geht selbst südlich bis zu den Quellen des Pasimona und Cababury und bis an die Waldungen herab, wo die Portugiesen auf spanischem Gebiete die kräftigste Smilax Sassaparilla einsammeln. In diesen Gegenden ist die Kordillere der Parima über 120 Lieues breit. Ihre Fortsetzung weiter westlich von 48° bis 40° Länge ist wenig bekannt. Auf unsrer Reise nach dem Rio Negro und bis an die Gränzen von Para haben wir an mehr als 200 Orten diese Kordillere durchschnitten, erst in südlicher, dann, von der Mündung des Ventuari an, in östlicher Richtung, bis zum Vulkan von Duida, der nach meinen astronomischen Bestimmungen unter 3° 13' 26" nördlicher Breite und 48° 31' 45" westlicher Länge liegt. Weiter östlich bin ich mit meinen astronomischen Instrumenten nicht gekommen, als bis an den Rio Guapo, (?) der sich unter 48° 33' Länge in den Orinoko ergießt. Einige Indianer aus der kleinen Mission l'Esmeralda sind zwar noch 15 Lieues weiter nach Osten vorgedrungen; keiner von ihnen und kein hiesiger Europäer kennt aber die Quelle des Orinoko, der hier den Namen Canno Paragua führt, und nur noch 900 bis 1200 Fuß breit ist, indeß ich ihn bei der Mündung des Apure unter 7° 32' 20" Breite ohne Inseln 27792 Fuß breit fand. Da alle europäische Niederlassungen am obern Orinoko und am Rio Negro jetzt nicht mehr als 400 Familien Indianer enthalten, und der Weg von l'Esmeralda nach dem Erevato und Caura sich ganz verloren hat, so hatten wir schon auf dem Wege bis hierher mit nicht weniger Schwierigkeiten als Condamine auf seiner Fahrt auf dem Amazonenflusse zu kämpfen. Die bewundernswürdige Reise, welche D. Antonio Santos nackend, und bald als Karaibe, bald als Macis bemahlt, von der Mündung des Rio Caroni in den Orinoko nach dem kleinen See Parime und von da nach dem Amazonenflusse gemacht hat, hat uns indeß mit der Kordillere der Parime weiterhin bekannt gemacht. Unter 4° Breite und 43° Länge wird sie viel schmaler und ist kaum noch 60 Lieues breit. Sie macht die Wasserscheide zwischen den Strömen, die nördlich zum Orinoko, Rio Esquibo und den Ocean, und südlich in den Amazonenfluß fließen, (dem Rio Curaricana, Parime, Madari und Mao,) und ist hier nur von geringer Höhe. Einige Grad weiter nach Osten erweitert sich die Kordillere wieder südwärts, nach dem Canno Pirara, längs dem Mao hinab, und hier befindet sich der aus einem stark glänzenden Glimmerschiefer bestehende Cerro d'Ucucamo, dem die Holländer den prächtigen Namen: Goldberg, (Monte Dorado,) gegeben haben, wie denn auch die kleine Insel Ypumucena in der Laguna Parime diesem glänzenden Glimmerschiefer ihren Ruf verdankt. Oestlich von Rio Esquibo scheint die Richtung der Kordillere südöstlich zu werden. Die Gränitgebirge im Süden des holländischen und französischen Guyana, in denen die Ströme Berbice, Surinam, Maroni, Aprouaque und Oyapock entspringen, gehören zu ihr, und dieses Granitgebirge scheint sich sehr weit zu erstrecken, da man denselben blättrigen Granit an der Mündung des Orinoko unter 8° 20', zwischen dem Upatu und Acquire, und in den Gebirgen von Maya nördlich vom Amazonenflusse, unter 2° 14' Breite findet. Lauter Ströme, die dem Orinoko von Ost her zufließen, und sich in ihm nach der Ordnung, wie sie hier genannt sind, der Meta unterhalb, die übrigen oberhalb der Wasserfälle ergießen; nur der Ymirida scheint sich mit dem Guaviari kurz vor dessen Einflusse in den Orinoko zu vereinigen. d. H. Das ist da, wo sie den Orinoko erreicht. d. H. Die vier ersten dieser Ströme fließen nördlich, die vier andern südlich, und fallen insgesammt, (einige, nachdem sie sich zuvor vereinigt haben,) in den Orinoko: erstere unterhalb der Wasserfälle, da wo dieser Strom unter 8° nördl. Breite fast ganz in östlicher Richtung dem Meere zufließt; letztere oberhalb der Wasserfälle, wo der Orinoko unter 3° nördl. Breite von Ost nach West fließt. Die Kordillere macht folglich hier die Wasserscheidung. d. H. Nach Surville's Karte fließt der Pasimona anfangs in ostsüdöstlicher, dann in ostnordöstlicher Richtung dem Rio Negro zu, vereinigt sich aber, ehe er ihn erreicht, bei der Mission Pasimona mit dem Casiquiari, der den Orinoko mit dem Rio Negro verbindet, und unweit St. Carlos in diesen sich ergießt. Der Cababuri strömt südlich dem Rio Negro zu, und fällt in ihn weit unterhalb St. Carlos, wie es scheint, schon innerhalb der Gränzen von Brasilien. d. H. Das Gränzgouvernement Brasiliens, welches den ganzen nördlichen vom Amazonenflusse durchströmten Theil Brasiliens umfaßt. d. H. Auf Surville's Karte ist er verzeichnet. Er ging von Esmeraldas über 5 andre neue Poblaciones in nördlicher Richtung bis nach der Padamo alto, unweit der Quellen des Padamo; dann westnordwestlich über 11 neue Poblaciones nach der Ventuari an den Quellen des gleichnamigen Stroms, und von da in nördlicher Richtung nach St. Vicente am Aredato, (wahrscheinlich derselbe Strom, den Herr von Humboldt Erevato nennt,) und nach St. Luis an der Mündung des Aredato in den Caura; ein Weg von mehr als 100 Lieues. d. H. Mitten zwischen Nueva und Vieja Guyana, wo Caroni am Einflusse dieses Stroms in den Orinoko liegt. d. H. Der Rio Parime oder de Aguas Blancas nimmt, nach Surville's Karte, die andern hier genannten auf, und fällt selbst in 4 Armen in den Rio Negro, der sich nicht weit unterhalb in den Amazonenfluß ergießt. d. H. Der Abfluß der Laguna Parime in den Mao. d. H. Das ist alles, was wir von dieser unermeßlichen Kordillere wissen, die von einer Menge wilder, noch unbezwungner und selbst unbekannter Nationen bewohnt wird. Ich bin hierbei lediglich meinen eignen Beobachtungen und den Nachrichten gefolgt, die ich von Indiern eingezogen, oder in Aufsätzen gefunden habe, welche D. Antonio Santos und einige seiner Gefährten, Freunden in die Feder dictirt hatten. Alle Karten von diesen Gegenden sind völlig unrichtig, und die bei der sonst verdienstvollen Geschichte des Orinoko vom Pater Caulin, ist in der Lage der Orte nach unsern Beobachtungen um mehrere Grade unrichtiger, als die 30 Jahr früher gezeichnete Karte von d'Anville; auch sind darin alle indische Namen entstellt, und Berge und Flüsse gezeichnet, wo es keine giebt; Fehler, die sehr verzeihlich sind, da der Verfasser nie jenseits der Wasserfälle des Orinoko und noch weniger bis zum Rio Negro gekommen ist. Dieses Urtheil über Surville's Karte, von der hier Herr von Humboldt redet, (S. 400,) scheint mir nicht ganz billig zu seyn. Alle Orte und fast alle Flüsse, welche Herr von Humboldt nennt, finden sich auf ihr, und mit dem was von ihnen gesagt wird, stimmt diese Karte, aus der meine Erläuterungen entlehnt sind, aufs beste überein. Abweichungen von 1° in der Lage der Orte in einem solchen Lande bedeuten nicht viel; auch finde ich die Lage der meisten der von unserm Landsmanne beobachteten Orte auf der Karte nicht so gar unrichtig. Nur St. Carlos des Rio Negro liegt um etwa 1° zu südlich; dagegen ist die Breite von Esmeraldas völlig richtig, und die Länge nicht um [Formel] Grad unrichtig. Auch beruht die Karte wohl nicht bloß auf des Paters Caulin Angaben. d. H. Der höchste Gipfel dieser ganzen Kordillere scheint el Cerro de la Esmeralda oder der Berg von Duida zu seyn, dessen Höhe über dem Meere ich trigonometrisch auf 7938 pariser Fuß, (1323 Toisen,) bestimmt habe. Seine Lage mitten in einer lachenden mit Palmbäumen und Ananas bedeckten Ebene; die ungeheure Masse, in der er sich von der Mission aus zeigt; und die Flammen, die er zu Ende der Regenzeit auswirft, machen ihn gleich mahlerisch und majestätisch. Bis jetzt hat ihn noch niemand erstiegen; es würden, bei dem jähen Ansteigen des Gipfels und der Stärke der Vegetation, dazu Wochen erfordert werden. Nächst ihm sind die höchsten Gipfel 6000 bis 6600 Fuß hoch. Die gewöhnliche Höhe der Kordillere beträgt nur 3600 Fuß, und stellenweise noch weniger, da der ganze Theil zwischen dem linken Ufer des Cansiquiari, (eines Arms des Orinoko, der diesen Strom mit dem Rio Negro und dem Amazonenflusse verbindet,) und den Quellen des Ymirida, den Wafserfällen und Piramena und zwischen Carichana und Morocote zerstört ist, und nur isolirte Felsen auf einem ebnen Grunde enthält; eine Zerstörung, die durch den Abzug der Gewässer aus dem Bassin des Amazonenflusses in das von Calabozo und vom untern Orinoko, dessen Niveau 160 Toisen niedriger ist, als jenes, bewirkt zu seyn scheint. Auf der geologischen Karte, die ich von diesen Gegenden entworfen habe, zeigt sich ein ungeheures Thal, welches die Llanos des Rio Negro, Casiquiari und Amazonenflusses mit den Llanos der Provinzen Karakas, Barcelona und Cumana verbindet. Dieses Thal hat seinen Abfall nach Norden, und ist mit einer Menge isolirter Felsen besetzt, die an den Ufern des Guaviare und Meta in der Provinz Cassemore noch jetzt die Richtung der alten Kordillere zeigen. Der östliche Rand dieses Thals ist der niedrigste Theil desselben, weshalb der heutige Orinoko sich dort sein Bett eingegraben hat. Oder sollte vielleicht das Meer selbst dieses Thal bedeckt haben und den Theil von Südamerika zwischen 2° und 8° Breite und von 55° bis 70° Länge ehemahls eine Insel gewesen seyn? -- Noch hat die Kordillere der Parime zwei Merkwürdigkeiten: Erstens ist ihr südlicher Abhang weit steiler als der nördliche; alle hohe Gipfel, (der Duida, der Maraguaca, der Jao u. s. w.,) stehn im Südtheile und sind nach Süden fast senkrecht abgeschnitten. Zweitens scheinen in ihr nirgends Flötzlagen, und mithin auch keine Spuren organischer Wesen vorzukommen. In dem weiten Raume, in welchem wir sie bereist haben, bemerkten wir in ihr nur Granit, Gneuß, Glimmerschiefer und Hornblendschiefer, die nirgends mit Flötzlagen von Sandstein oder Kalkstein bedeckt waren, dergleichen sich im östlichen Theile der Küsten-Kordillere bis zu Höhen von 5856 Fuß erheben. Sollte dieses mit der Nähe beim Aequator und mit der Achsenumdrehung in Zusammenhang stehn? Calabozo liegt südlich von Karakas in Venezuela am Rio Guarico, der sich in den Apure ergießt. d. H. Die dritte uranfängliche Gebirgskette, die Kordillere von Chiquitos, ist mir nur aus Nachrichten bekannt, welche ich von einigen unterrichteten Männern eingezogen habe, die in Buenos-Ayres gewohnt und die Pampas durchstrichen haben. Sie verbindet die Andes von Peru und Chili mit den Gebirgen Brasiliens und Paraguay's, indem sie sich von la Paz, Potosi und Tucuman, durch die Provinzen von Moxos, Chiquitos und Chaco nach dem Gouvernement der Minen und von St. Paul in Brasilien zieht. Die höchsten Spitzen scheinen zwischen 15° und 20° südlicher Breite zu liegen, wo die Gewässer sich theilen, und nördlich dem Amazonenflusse südlich dem Rio de la Plata zufließen. Zwischen diesen drei Kordilleren befinden sich drei sehr breite und tiefe Thäler: 1. das Thal des Orinoko und Abure südlich von der Küsten-Kordillere zwischen 8° und 10° nördlicher Breite; 2. das Thal des Rio Negro und des Amazonenflusses, zwischen den Kordilleren der Parime und von Chiquitos, zwischen 3° nördlicher und 10° südlicher Breite; und 3. das Thal der Pampas von Buenos-Ayres, das sich von St. Cruz de la Sierra bis zu den Patagonen und Cap Virgin von 19° bis 52° südlicher Breite herab zieht. Das zweite dieser Thäler hängt einiger Maßen mit dem erstern durch den zerstörten Theil der Kordillere der Parime zusammen. Ob auch eine solche Verbindung zwischen dem dritten und zweiten Statt findet, ist mir unbekannt; doch zweifle ich daran. -- Diese ungeheuren Thäler oder Ebenen sind alle nach Osten zu offen, wo sie sich an den niedrigen und sandigen Küsten endigen; nach Westen sind sie dagegen durch die Kette der hohen Andes geschlossen. Es sind gleichsam Buchten, die von Oft nach West, (in der Richtung von Strömungen durch die Achsenumdrehung bewirkt,) in das Innere des Landes, und zwar defto tiefer hinein gehn, je breiter es ist, da sich das Thal des Orinoko und Apure an der Gebirgskette, die von Pamplona nach Merida geht, in 73° L., das Thal der Pampas aber in 70° L. endigt. Sie haben insgesammt etwas Abdachung nach Osten zu, und scheinen mit denselben Flötzformationen bedeckt zu seyn. -- -- Fast noch merkwürdiger als selbst die Gebirge sind diese Llanos, diese Ebenen, die mehrere hundert Lieues von der Küste entfernt und nahe bei Gebirgen von 18000 Fuß Höhe doch zum Theil nicht mehr als 40 bis 50 Toisen über das jetzige Niveau des Meeres erhaben sind. Das am höchsten liegende Llano, dessen Höhe ich gemessen habe, das zwischen den Flüssen Ymirida, Temi, Pimichia; Casiquiari und dem Rio Negro, ist 180 Toisen über das Meer erhaben, fällt aber so wohl nördlich nach Atures als südlich nach dem Amazonenflusse ab. Das Thal des Apure und Orinoko liegt viel niedriger als das des Casiquiari; bei Calabozo im Mittelpunkte dieses Llano, (8° 56' 56" Br. und 4St. 40' 39" westl. Länge von Paris,) hat es nur eine Höhe von 30 Toifen, und bei l'Angostura, (8° 8' 24" Breite und 4St. 25' 2" Länge von Paris,) der Hauptstadt von Guyana, mehr als 80 Lieues westlich von der Küste, kaum eine Höhe von 8 Toisen über dem Niveau des Meeres. In Europa haben die Ebenen der Lombardei durch ihre geringe Höhe über dem Meere die meiste Aehnlichkeit mit den Llanos, de Pavia nach Pini nur 34, und Cremona nur 24 Toisen über dem Meere liegt. Die andern Ebenen in Europa liegen viel höher; die Niederdeutschlands 87 bis 120 Toisen, und die Baierns und Schwabens 230 bis 250 Toisen über dem Meere. Der Abhang der großen Llanos in Amerika ist so sanft, und die Ungleichheiten derselben sind so wenig merklich, daß ein Nichts den Lauf eines großen Flusses zu bestimmen scheint. Der Orinoko, der unter 50° westlicher Länge sich nach Portocabello hin in das Meer ergießen zu wollen scheint, wendet sich bei Cabruta nach Osten, ohne daß man hier oder bei St. Fernando de Atabapo, (3° 55' 8" Br.,) das geringste Hinderniß sieht, das seinem Laufe entgegen gestanden hätte. Im großen Thale des Rio Negro und des Amazonenflusses liegt zwischen den Strömen Atabapo, Casiquiari, Rio Negro und Orinoko ein Parallelogramm von 1600 Quadratlieues, (unter 2° oder 3° nördl. Breite,) in welchem die Gewässer der einander gegen über stehenden Seiten gerade nach entgegen gesetzter Richtung fließen. Ich fand, daß der Orinoko von der Mündung des Guaviare bis zu der des Apure auf 70 Lieues 151 Toisen, von Angostura bis zum Meere dagegen nur 8 Toisen Fall hat. Gerade dasselbe fand Condamine bei dem Amazonenflusse, der von der Stromenge der Pauxis bis Para auf 240 Lieues nur 14 Toisen Fall hat. -- Vielleicht existirte einst nördlich von der Küsten- Kordillere ein Llano, das eben so viel unter dem des Orinoko als dieses unter dem Llano des Rio Negro lag, und daher jetzt von den Fluthen des Meeres bedeckt ist. Im neuen Gouvernement von Cumana am Einflusse des Manapire in den Orinoko unter 7 [Formel] ° Breite. d. H. Wo der Orinoko, in welchen von Westen her der Guaiviari und von Süden her der Atabapo strömt, seine östliche Richtung plötzlich in eine nördliche, die ihm der Atabapo zu geben scheint, verwandelt. d. H. Der Atabapo nördlich, der Casiquiari südlich; der Orinoko westlich, der Rio Negro östlich. d. H. Das Thal der Mitte oder das Llano des Amazonenflusses unterscheidet sich sehr auffallend von dem nördlichen und von dem südlichen Llano. Es ist mit undurchdringlichen Wäldern bedeckt, durch das allein die Flüsse Wege zu bahnen vermochten, und scheint fast nur für Thiere, die auf den Bäumen leben, bewohnbar zu seyn; die beständigen Regen unter dem Aequator veranlassen diese so üppige Vegetation. Dagegen sind die Llanos des Orinoko und der Pampas mit Gras bedeckte Ebenen, Savannen, auf denen sich nur einzelne Palmbäume zeigen, und die dieselbe Hitze, denselben Mangel an Wasser, und dieselben Spiegelungen durch irdische Strahlenbrechung, als die Wüsten Afrika's und Arabiens darbieten. Sollte es aber wohl irgendwo anders so vollkommen ebne Flächen als hier geben, Flächen von 800 Quadratlieues, auf denen man keine auch nur 10 Zoll hohe Ungleichheit findet? Die Ebenen in Nieder-Ungarn, östlich von Presburg, nähern sich ihnen am meisten; La Mancha, die Champagne, Westphalen, Brandenburg und Polen sind dagegen, im Vergleiche mit den Llanos Südamerika's, bergige Länder. Nur Gewässer, die lange Zeit hier standen, konnten, wie es scheint, einen so völlig horizontalen Boden hervor bringen. Von St. Borjo bis an die Mündung des Rio Negro sah Condamine nicht einen Hügel, und eben so ist das Llano des Orinoko ohne Inseln, indem die Morros de St. Juan noch zum südlichen Abfalle der Küsten-Kordillere gehören. Dagegen finden sich in den Llanos ganz völlig ebene Striche von 200 bis 300 Quadratlieues, die um 2 bis 4 Fuß höher als der übrige Theil liegen; man nennt sie Mesas oder Bancos; ein Name, der schon daran zu erinnern scheint, daß dieses Untiefen in den alten Seen waren. Auch muß ich bemerken, daß im Llano des Orinoko die Mitte der schönste und ebenste Theil ist, (ich verstehe hier das ganze Llano, und nicht das kleine Bett, welches der Orinoko im Südtheile desselben eingegraben hat.) Nach den Rändern zu erhebt sich der Boden dieses weiten Bassins und wird ungleich, daher die Llanos, durch die man von Guyana nach Barcellona kömmt, viel weniger vollkommen und eben, als die von Calabozo und Uritucu sind. -- In dem nördlichen Llano, oder dem des Orinoko, sind die Urgebirgsarten überall mit dichtem Kalkstein, Gyps oder Sandstein bedeckt; im Llano des Rio Negro und des Amazonenflusses steht dagegen der Granit überall fast zu Tage. Je mehr man sich dem Aequator nähert, desto dünner wird das Sandlager, (zersetzter Sandstein,) der die uranfängliche Rinde des Erdballes bedeckt, und man findet hier mitten in den Waldungen Flecke von 40000 Quadrattoisen, wo der Granit, ungeachtet der ausnehmend mächtigen Vegetation, doch kaum mit einigen Lichenes bedeckt ist, und nicht um 2 Zoll über das Niveau des übrigen Llano hervor ragt. Ob auch etwas Aehnliches sich in Afrika finden wird, dem einzigen festen Lande außer Amerika, das unter dem Aequator liegt? Ich komme nun zu einem noch wichtigern und noch weniger untersuchten Gegenstande, nämlich zu dem Streichen und Fallen der Urgebirgslager in dem Theile der neuen Welt, den ich durchstreift bin. Schon im Jahre 1792 wurde ich auf die Bemerkung geführt, daß beides einem allgemeinen Gesetze unterworfen sey, und daß, (abgesehn von den Ungleichheiten, die von kleinen Localursachen herrühren, besonders von Erzgängen und Erzlagern, oder von sehr alten Thälern,) die Lagen des geschichteten grobkörnigen Granits, des blättrigen Granits, [Gneuß,] und ganz besonders des Glimmerschiefers und des Thonschiefers, insgesammt in Stunde 3 [Formel] des bergmännischen Kompasses streichen, d. h., einen Winkel von 52 [Formel] ° Südwest oder Nordost mit dem Meridiane des Orts machen, und daß sie dabei nach Nordwest einfallen. In dem Streichen ist hierbei mehr Beständigkeit als in dem Fallen, besonders bei den einfachen Gebirgsarten, (Thonschiefer, Hornblendschiefer,) und bei den zusammen gesetzten von minder krystallinischem Korne, wie dem Glimmerschiefer. In dem Granit, (den ich jedoch auch diesem Gesetze gemäß in der Schneekoppe, im Ochsenkopfe, im Siebengebirge und in den Pyrenäen sehr regelmäßig geschichtet gefunden habe,) und im Gneuß scheint die gegenseitige Anziehung der krystallisirten Theilchen oft eine regelmäßige Schichtung gehindert zu haben. In der Lagerung des Glimmerschiefers und Thonschiefers zeigt sich daher mehr Gleichförmigkeit; auch waren es diese Gebirgsarten, die mich zuerst während meines Aufenthalts im Fichtelgebirge und im Thüringer Walde auf die Idee dieses Streichungsgesetzes geführt haben. Ich habe seitdem das Streichen und Fallen der Urgebirgslager in andern Theilen von Deutschland, in der Schweiz, in Italien, im südlichen Frankreich, in den Pyrenäen, und zuletzt noch in Galicien mit Sorgfalt gemessen. Herr Freisleben, von dem wir schon viele wichtige geologische Arbeiten haben, hat mir bei einigen diesen Untersuchungen geholfen, und wir waren beide über die Gleichförmigkeit des Streichens und Fallens erstaunt, die sich uns in einer der höchsten Kordilleren der Welt, den Savoyer; Walliser und Mailänder Alpen, auf jedem Schritte zeigte. Es war einer der Hauptzwecke, den ich mir bei meiner Reise nach beiden Indien vorgesetzt hatte, diesem Phänomene und der Identität der Lager weiter nachzuforschen. Alle Messungen, die ich darüber bis jetzt in der Küsten-Kordillere und in der Kordillere der Parime angestellt habe, geben mir völlig dasselbe Resultat, als meine Untersuchungen in Europa. In der ganzen Glimmerschieferkette von Cavaralleda bis zum Rio Mamon, so wohl in der Silla de Karakas in 1000 Toisen Höhe, als im Rincon del Diablo, dem Berge von Guigue, den Inseln des reizenden Sees von Valencia, und dem ganzen Isthmus von Maniquare; in dem Hornblendschiefer, der in den Straßen von Guayana zu Tage aussteht; selbst bei den Wasserfällen und im geschichteten Granit am Fuße des Duida; -- streichen die Lager überall von Nordost nach Südwest unter einem Winkel von 50° mit dem Meridiane, (Stunde 3 bis 4 der sächsischen Boussole,) und fallen nach Nordwest unter einem Winkel von 60 bis 80°. Diese gänzliche Einförmigkeit der Lagerung der Urgebirgsarten in der alten und in der neuen Welt belehrt uns von einer höchst wichtigen geologischen Thatsache. Es läßt sich nun nicht ferner mehr wähnen, daß das Streichen der Lager von der Richtung der Gebirgskette abhänge, und daß das Fallen sich nach dem Abhange des Gebirges richte. Eine Menge Profile, und besonders ein Durchschnitt der Gebirge von Genua, durch die Bochetta und den St. Gotthard bis in Franken, die ich nach meiner Rückkunft bekannt zu machen denke, beweisen ganz das Gegentheil. Die Richtung und besonders der Abfall der Gebirgsketten, so wie die ganze Gestalt dieser kleinen Ungleichheiten des Erdkörpers, scheinen von neuern und kleinern Phänomenen abzuhängen; eine Strömung von Gewässern hat ein Thal in dieser oder jener Richtung eingeschnitten, und indem sie einen Theil des Gebirges mit fortschwemmte, das Gebirge so oder anders streichen gemacht. Die Urgebirgslager scheinen vor allen jenen Kataftrophen schon in ihrem jetzigen Streichen und Fallen vorhanden gewesen zu seyn, und kommen auf den Gipfeln der Alpen und in der Tiefe unsrer Bergwerke auf diese Art gleichmäßig vor. Wenn man 15 Lieues weit ununterbrochen durch Thonschiefergebirge gekommen ist, deren Schichten allesammt parallel sind und unter 70° nach Nordwest einfallen, so darf man nicht mehr glauben, daß dies gestürzte Lager sind, die vordem horizontal gelegen haben; das würde einen 15 Lieues hohen Berg voraus setzen. Und mit welcher Regelmäßigkeit müßte der nicht eingestürzt seyn, und in welch einen ungeheuren Schlund! Und was soll man vollends zu den Lagern auf der Höhe der Lanterne von Genua, oder auf der Höhe der Bochetta, oder zu St. Mauritius sagen, die genau parallel sind mit den Lagern im Fichtelgebirge, in Galicien, in der Sierra de Karakas auf dem Isthmus von Araya, am Casiquiari nahe beim Aequator? -- -- -- Man muß gestehn, daß diese Einförmigkeit eine sehr alte, sehr allgemeine, und in den ersten Anziehungen der Materie gegründete Ursache, als diese sich in planetarische Sphäroide zusammen häufte, voraus setzt. Diese große Ursache schließt den Einfluß localer Ursachen nicht aus, welche kleine Theile der Materie bestimmt haben, sich so oder anders, den Gesetzen der Krystallisation gemäß, zusammen zu ordnen. Delametherie hat diese Phänomene, diesen Einfluß eines großen Berges als Kerns auf die benachbarten kleinern mit Scharfsinn nachgewiesen. Ueberhaupt darf man nie vergessen, daß alle Materie nicht bloß nach dem Mittelpunkte getrieben wird, sondern auch sich gegenseitig anzieht. -- Auf die Fruchtbarkeit der Provinzen Karakas, Cumana und Barcellona hat diese Schichtung der Urgebirgslager in der Küsten-Kordillere einen sehr nachtheiligen Einfluß. Die Gewässer, welche die Berghöhen einsaugen, laufen in der Richtung dieser Lagerung ab, daher es in den weiten Landstrichen südlich von der Kordillere an Wasser fehlt, indeß der nördliche Abhang derselben äußerst quellen- und flußreich, aber auch wegen allzu großer Feuchtigkeit und zu dichter Waldungen eben so ungesund als fruchtbar ist. Die Flötzgebirge, welche ich bis jetzt in der neuen Welt gesehen habe, sind fast von derselben Beschaffenheit als die in Europa. Auf die ältesten Flötzformationen scheint noch dieselbe Ursache gewirkt zu haben, welche die uranfänglichen Gebirgslager bestimmt hat, in Stunde 3 bis 4, (oder in N. 50 O. nach dem Schiffskompasse,) zu streichen, und häufig fallen sie, wie auf den Berner, Walliser, Tyroler und Steyermärker Alpen, südöstlich ein. Die meisten jedoch, und besonders die jüngsten Flötzformationen, die in den von mir bereisten Districten am häufigsten entblößt sind, befolgen kein Gesetz, da sie fast horizontal gelagert sind, oder nach dem Rande der großen ausgetrockneten Bassins, die man hier Llanos, und in AfrikaWüsten nennt, etwas ansteigen. Condamine erzählte seinen Freunden, er habe in Peru und Quito keine Versteinerung gefunden; und doch ist die Kordillere der Anden kein bloßer Granit, sondern bei Cuenca und weiter südlich mit Gyps und Flötzkalk bedeckt. Ich habe der Versteinerungen unendlich viel in einer Formation von kalkartigem Sandsteine gefunden, der den nördlichen und südlichen Abhang der Küsten- Kordillere von den Gipfeln St. Bernardin und los Altos de Conoma an, bis an die Punta de Paria und das Endgebirge der Insel Trinidad bedeckt, und die sich auch auf Tabago, auf Domingo, zu Guadeloupe auf Grandeterre, (Basseterre besteht aus Granit,) und auf andern Inseln wieder findet. Eine unzählbare Menge von Meer- und von Landmuscheln, (zwei Klassen, die man in Europa so selten vermengt findet,) Cellularia, Korallen, Madreporen, Astroiten, sind in diesem Sandsteine mit eingekittet, und zwar alle zerbrochen. Ganze Felsen bestehn aus diesen, fast zu einem Pulver zerkleinerten Bruchstücken. Mein Reisegefährte Bonpland fand unter ihnen selbst Pinnas, Venusmuscheln und Austern, von denen die Originale noch jetzt an dieser Küste leben; eine für die Geologie sehr wichtige Beobachtung. Alles deutet darauf hin, daß diese Formation, die ich nirgends über 9 bis 10 Lieues von der gegenwärtigen Küste entfernt gefunden habe, sehr neu ist, und daß die Flüssigkeit, in der sie gebildet worden, in heftiger Bewegung war. Auch habe ich sie nicht in Höhen bis über 30 oder 40 Toisen gefunden; dagegen scheint sie an mehrern Stellen den Boden des Golfs von Mexico auszumachen, z. B. am Cabo Blanco und an der Punta Araya. Nimmt man diese neue Formation von Sandstein mit Kalkbasis aus, so sind allerdings die Versteinerungen in diesen Gegenden nicht häufig; besonders ist mir nicht ein einziger Belemnit oder Ammonit vorgekommen, die doch fast in allen europäischen Flötzgebirgen zu Hause sind. -- Das Llano des Orinoko und selbst das des Rio Negro ist mit einer Breccie aus groben Kieseln (Nagelfluch) bedeckt, die selbst keine Muscheln enthält, doch vielleicht andre muschelhaltige Flötzlagen bedeckt, und in der sich Stämme versteinerten Holzes finden, die bis auf 6 Fuß lang und 2 Fuß dick sind, und einer Art von Malpigia anzugehören scheinen. Viel seltner, und in einer ganz andern Lage als in jenem kalkartigen Sandsteine ganz neuer Formation finden sich die versteinerten Muscheln, die in einer dichten Kalksteinformation vorkommen, welche weit älter als der Sandstein und der Gyps ist. Anomia, Terebratuliten, -- -- -- liegen da familienweise bei einander, wie im Saleve bei Genf, auf dem Göttinger Heinberge und bei Jena; ein Zeichen, daß sie an den Stellen selbst lebten, wo man sie jetzt versteinert findet. Sie sind nicht durch die ganze Masse des Gesteins verbreitet, sondern einigen Lagern eigenthümlich; in vielen Bergen finden sie sich gar nicht, wo sie aber vorkommen, da ist es immer in großer Zahl, dicht bei einander, und besonders immer in bedeutenden Höhen; Eigenschaften, die sie mit den Muscheln im Kalksteine der hohen schweizer und salzburger Alpen, (der einerlei Formation mit dem thüringer Zechstein ist und auf Grauwacke oder sehr altem Sandsteine aufliegt,) gemein haben. Im dichten Kalksteine habe ich Muscheln nur bis auf eine Höhe von 800 Toisen angetroffen. Indeß beweisen andre, ziemlich neue Monumente den Aufenthalt der Gewässer noch in weit größern Höhen. Abgerundete Kieselsteine, die sich auf der Silla de Karakas in 1130 Toisen Höhe finden, beweisen, daß, (wie auf dem Bonhomme in Savoyen,) die Gewässer vor Zeiten dieses Thal zwischen den beiden Pics von Avila ausgehöhlt haben; ein Durchbruch, der unstreitig weit älter ist, als die jetzigen fünf Pässe der Küsten-Kordillere, nämlich die Thäler des Rio Neveri, des Unare, des Tuy, des Mamon und das Thal von Guyguaca. In einer sehr entfernten Periode scheint das einbrechende Meerwasser den Golf von Cariaco und den Golso Triste gebildet, die Inseln Trinidad und Magarita vom festen Lande getrennt und die Küste von Kumana zerrissen zu haben, wo die Inseln de la Boracha, Picua und Karakas nichts als einen Haufen von Trümmern darstellen. Jetzt zieht sich der Ocean hier überall zurück. Die Inseln Coche und Cuagua sind Untiefen, die aus dem Wasser hervorsehn, und die große Ebene, (le Salado,) worauf Kumana steht, und die keine 5 [Formel] Toisen über die Meeresfläche erhaben ist, gehörte ehemahls zum Meerbusen von Cariaco, wie die vielen fast frischen Muscheln auf ihr beweisen. Auch bemerkt man hier und zu Barcelona, daß sich das Meer jährlich weiter zurück zieht. Bei dem letztern Hafen ist es in 20 Jahren um 900 Toisen zurück gewichen. Rührt dieses von einer wirklichen Verminderung des Wassers im Meerbusen von Mexico her? oder findet auch hier vielleicht das Statt, was man im mittelländischen Meere bemerkt hat, daß nämlich das Wasser an andern Orten gewinnt, was es an einigen verliert? Einige sehr sonderbare kreisförmige Thäler, die in den Gebirgen von Kumana vorkommen, (z. B. das Thal von Cumanacoa und das von St. Augustin in 507 Toisen Höhe, berühmt durch seine erquickende Frische,) scheinen ausgetrocknete, vielleicht durch Erdfälle entstandne Seen zu seyn. v. Humb. Zwischen Margarita und dem Isthmus von Araya. d. H. Eine hiermit nicht zusammen hängende Erscheinung ist die Abnahme der süßen Gewässer, des Regens und der Ströme in diesem Welttheile. Der jetzige Orinoko ist nur noch ein Schatten von dem, was er ehemahls, und vielleicht noch vor tausend Jahren war, wie die Spuren beweisen, die das Wasser an beiden Ufern bis auf eine Höhe von 70 bis 80 Toisen zurück gelassen hat, nämlich Höhlen und schwarze Striche durch das Reißblei bewirkt, welche der Strom absetzt. Auch haben die Indianer die Sage von einer Sündfluth, bei der sich mehrere Menschen auf Flößen von Agaveholz gerettet, und darauf die Inschriften und Hieroglyphen sollen eingegraben haben, die man in beträchtlichen Höhen im Granit bei Urnana, Incaramada und am Ufer des Casiquiari findet, obschon keine der jetzigen Nationen ein Alphabet besitzt. Von den Gebirgsarten habe ich bis jetzt folgende in dem Theile von Südamerika, den ich durchreist bin, gefunden: 1. Urgebirge: Granit. Die ganze Kordillere der Parime, besonders in der Gegend des Vulkans von Duida, besteht aus einem Granit, der nicht in Gneiß übergeht. In der Küsten-Kordillere ist der Granit fast überall bedeckt und mit Gneiß und Glimmerschiefer gemengt. Ich habe ihn südlich von Cambury zwischen Valencia und Portocabello geschichtet gefunden, in 2 bis 3 Fuß dicken, sehr regelmäßig, (in Stunde 3 bis 4,) streichenden Lagera, die nordwestlich einfielen. Am Rincon del Diabolo, südöstlich von Portocabello, kommen in ihm große und schöne Feldspathkrystalle vor, die bis auf 1 [Formel] Zoll stark sind, wie im grobkörnigen Granit des Fichtelbergs, zu Chamouny, in Schottland und zu Guadarama. Auf der Silla de Karakas und an mehrern Stellen kömmt er durch regelmäßige Spalten in Prismen getheilt vor, wie ihn Karsten auf dem Schneeköpfe in Schlefien gefunden hat. Mehrere Granitberge bei Karakas, bei Valencia und in der Sierra Nevada de Merida enthalten, wie der St. Gotthard, förmliche Gangklüfte, die mit sehr großen und ziemlich schönen Quarzkrystallen tapezirt sind. In den beiden Llanos, die ich gesehen habe, findet man weder Granitgeschiebe, dergleichen im nördlichen Deutschland, (aber nicht in den Ebenen Frankens, Baierns und Schwabens,) in ungeheuren Blöcken vorkommen, noch andre Kiesel von Urgebirgsarten, In den Granitbergen bei Karakas, in denen zwischen Valencia und St. Carlos, und in der Sierra Nevada de Merida kommen, wie im St. Gotthard, offne Gänge vor, die mit sehr großen und ziemlich schönen Bergkrystallen besetzt sind. Gneiß, (blättriger Granit,) und Glimmerschiefer, welche den Granit besonders in der Kordillere der Küste von Venezuela bedecken. Der Gneiß herrscht vorzüglich vom Cap Chichibocoa bis zum Cap Coadera; (auch in den Inseln des Sees von Valencia) bei Cap Blanc fand ich in ihm einen schwärzlichen Quarz, der in Werner's Kieselschiefer übergeht. Der Macanao auf Margarita, und die ganze Kordillere des Isthmus von Cariaco besteht aus Glimmerschiefer mit rothen Granaten. An einer Stelle fand ich darin etwas weniges Cyanit. Im Gneiß des Bergs von Avila fand ich grüne Granaten, indeß der Glimmerschiefer da keine Granaten enthält; in Europa findet sich gewöhnlich das Gegentheil. An einem Orte am Casiquiari sah ich im Gneiß, (so wie unweit Valencia im Granit,) runde Massen von 3 bis 4 Zoll Durchmesser, von feinkörnigem Granit, der aus gelbem Feldspath, viel Quarz und fast gar keinem Glimmer bestand. Ist dies etwa ein älterer Granit, der in einem neuern vorkömmt? oder sind nicht vielmehr diese Massen, die wie Kiesel aussehn, Wirkungen der Anziehung, die, als die ganze Steinmasse sich bildete, einige Moleculen einander mehr wie andere näherte? Auch in Schlesien, zu Wunsiedel im Fichtelberge, zu Chamouni, am St. Bernard, beim Escurial und in Galicien findet man Granit, der andern in sich zu enthalten scheint. Unweit Karakas. d. H. An mehrern Orten der Küsten-Kordillere geht der Glimmerschiefer in Talkschiefer über. In der Kordillere der Parime kommen große Massen eines sehr glänzenden Talks vor, denen der Berg Dorado und die Insel Ypumucena, (S. 417,) ihren Ruf zu danken haben. Ich habe kleine Götzenbilder aus Nephrit oder feiner Jade gesehn, die vom Erovato herkamen. Vielleicht kommen da im Gneiß Felsen von Jade vor, dergleichen ich bei Ursern am St. Gotthard gefunden habe. Condamine fand die harte Art der Jade, die unter dem Namen des Amazonensteins bekannt ist, am Amazonenflusse. Im Granit, Gneiß und Glimmerschiefer kommen hier, wie in Europa, verschiedne untergeordnete Lager vor: im Meere bei Cap Blanc, westlich von Guayra Chloritschiefer; in den Straßen von St. Thomas in Guayana, und südlicher in der Kordillere der Parime sehr reiner und schöner Hornblendschiefer; in der Silla de Karakas zu Porzellänthon verwitterte Feldspathlager; im Ifthmus von Cariaco und bei Guayra Quarzlager mit Titanium; bei Karakas Quarzlager mit magnetischem Eisen; zwischen Karakas und Guayra körnigblättriger Kalkstein ohne Tremolith, aber mit viel Schweselkies und späthigem Eisensteine, indeß in der Kordillere der Parime Kalkstein gänzlich zu fehlen scheint, da man ihn dort schon seit vielen Jahren umsonst gesucht hat; bei Chacao und im Isthmus von Cariaco Zeichenschiefer oder ziemlich reines Reißblei, und an andern Orten Quarzgänge, worin sich Kiese und Spießglanz, die goldhaltig sind, finden, gediegenes Gold, Kupferfahlerz, Kupferlasur, Malachit u. s. w. Auf Kupfer steht jedoch nur das einzige Bergwerk von Aroa in Umtrieb, wo 60 bis 70 Sklaven jährlich 1500 Zentner Garkupfer produciren, wovon der Zentner für 12 Piaster verkauft wird. Das Thal, worin die Gruben liegen, die auf ein Stockwerk, (oder eine Vereinigung vieler Gänge,) zu bauen scheinen, ist minder ungesund, als es die dem Meere näher liegenden Thäler sind, wo die Indier zu Urama, Maron und Alpagoto Gold waschen, und wo, wie in dem fruchtbaren Thale von Kavarinas, die Luft Gift zu seyn scheint; an diesen ungesundern Orten finden sich aber viel reichere Erzgänge. Das Gold ist dort durch die ganze Provinz verbreitet, vorzüglich in den Quarzlagern, besonders im Cerro de Chacao und Real de Santa Barbara bei St. Juan, dem einzigen Orte in Südamerika, wo ich Schwerspath gefunden habe. Alle Flüsse in der Provinz Karakas führen Gold; doch ist das kein Beweis, daß sich in ihr reiche, noch unbekannte Goldadern finden. Das Gold könnte wohl durch die ganze Masse des Granits zerstreut seyn; wenigstens kenne ich weder in Europa noch hier irgend eine hohe aus Granit bestehende Kordillere, deren Flüsse nicht Gold führten. Aroa liegt westlich von Portocabello. d. H. Thonschiefer ist ziemlich selten; doch kömmt über dem Glimmerschiefer am südlichen Abhange der Küsten-Kordillere, nahe beim Llano, an einigen Stellen blauer Thonschiefer mit Quarzgängen vor, und an mehrern Stellen des Isthmus von Cariaco Thonschiefer mit 2 bis 3 Fuß mächtigen Lagern Alaunschiefer, woraus natürlicher Alaun, dem von Tolfa ähnlich, auswittert, womit die Indianer einen kleinen Handel treiben. Serpentinstein kömmt auf dem Glimmerschiefer in einer Höhe von 245 Toisen liegend, auf dem Plateau der Villa de Cura in der Küsten-Kordillere vor. Er ist hier und da olivengrün, enthält Glimmer, aber weder Granaten noch Schillerspath, noch Hornblende, dagegen Klüfte mit bläulichem Speckstein. Urtrapp oder Werner's Urgrünstein, der aus einer innigen Mengung von Hornblende und Feldspath besteht, worin manchmahl Schwefelkies und Quarz eingesprengt sind, (einerlei Formation mit dem Paterlestein (?) des Fichtelbergs,) der selbst in Europa wenig bekannt ist, und den man oft mit Basalt verwechselt hat. Er findet sich an mehrern Stellen am nördlichen und südlichen Abhange der Küsten-Kordillere, des Berges von Avila, im Meere am Cap Blanc, -- -- in Lagen von 2 Toisen oder in Kugeln von 4 Fuß bis 3 Zoll Durchmesser, die aus concentrischen Lagen bestehn, und durch Glimmerschiefer und Urthonschiefer zusammen gebacken sind, welches für das hohe Alter dieser Gebirgsart zeugt; auch bei Karakas in einem wahren, die Lagen des blättrigen Granits durchsetzenden, doch in einem neuern Granit eingesprengten Gange, und hier enthält der Grünstein rothe Granaten, dergleichen ich in ihm in Europa nie gefunden habe. 2. Werner's Uebergangsformation. Sie findet sich vorzüglich im nördlichen Theile der Kordillere der Parime und in großer Masse am südlichen Abhange der Küsten-Kordillere, zwischen den Llanos und den Morros de St. Juan, zwischen der Villa de Cura und Parapara, (9° 33' und 9° 55' Br.,) wo sie von 1800 Fuß Höhe über dem Meere bis 378 Fuß Höhe herab geht, und wo man sich in ein Land von Basalt versetzt zu sehn glaubt. Alles erinnert hier an die Berge um Bilin in Böhmen, oder um Vicenza in Italien. -- Der Urserpentin an den Ufern des Tucutunemo, (der, gleich dem schlesischen, Kupfergänge enthält,) wird allmählig feldspath- und hornblendhaltig und geht in den Trapp oder Grünstein über. Dieser Trapp sindet sich in Masse, streichend in St. 7 und fallend unter 70° nördlich, oder lagenweise concentrisch in Kugeln, die bald in einem mit Magnesia gemengten Thone, der kleine konische Berge bildet; bald in einem sehr schweren grünen Schiefer, der innig mit Hornblende und Thonschiefer gemengt ist, ( Werner's Uebergangs-Thonschiefer, der an einer Stelle in den Thonschiefer, über welchem er liegt, übergeht,) vorkommen. In diesem Trapp oder Grünstein findet sich blättriger Olivin in vierseitigen Prismen krystallisirt, wie ihn Freisleben auf einer Reise, die wir mit einander nach Böhmen machten, entdeckt hat; Augit mit muschlichem Bruch; Leucit-Dodecaeder; und Höhlungen, die tapezirt sind, mit Grünerde, der von Verona ähnlich, und mit einer Substanz von Perlenmutterglanz, die ich für Zealith halte. Nach Parapara zu werden dieser eingesprengten Theils immer mehr, und hier bildet der Trapp wahren Mandelstein, auf welchem, nahe beim großen Thale des Orinoko, die sonderbare Gebirgsart aufliegt, welche Werner Porphyrschiefer und Charpentier Hornschiefer nennen, und, gleich dem des biliner Steins im böhmischen Mittelgebirge aus einen grünen Masse sehr harten fossilen Klingsteins besteht, der an den Kanten halb durchscheinend ist, Glas ritzt und Feuer schlangt, und worin sich Krystalle von glasigem Feldspath finden. Ich erwartete nichts weniger als diese Gebirgsart in Südamerika wieder zu finden, wo sie indeß keine so grotesken Gruppen als in Böhmen und in den euganeischen Gebirgen bei Vicenza bildet, wo ich sie ebenfalls gefunden habe. 3. Flötzgebirge. Sie sind von neuerer Bildung als die organischen Wesen, und folgen hier, ihrem relativen Alter nach, in derselben Ordnung auf einander, wie man sie in den Ebenen Europa's findet, und die der treffliche Mineralog Herr von Buch in seiner mineralogischen Skizze der Grafschaft Glatz geschildert hat, (einem kleinen Werke voll großer Ansichten und interessanten Thatsachen.) Ich habe hier zwei Formationen von dichtem Kalksteine bemerkt: die eine macht den Uebergang in den feinkörnigen und unmerkbar blättrigen Kalkstein, und ist mit dem Kalksteine der hohen Alpen identisch; die andere ist dicht, sehr homogen, mit mehr Muscheln vermengt, und gleicht dem Kalksteine vom Jura, von Pappenheim, Gibraltar, Verona, Dalmatien und Suez. Ferner eine Formation von blättrigem Gyps, und eine von Salzthon, dem beständigen Begleiter des Steinsalzes in Tyrol, Steiermark, Salzburg und in der Schweiz. Mergelschiefer, der in Lagern im Alpenkalksteine vorkömmt. Endlich zwei Formationen von Sandstein, die eine älter und fast ohne Muscheln, bald klein-, bald gorbkörnig, (Sandstein der Llanos;) die andere, sehr neu und voller Trümmer von Meerthieren, geht in dichten Kalkstein über. Der blaue Alpenkalk mit Gängen von weißem Kalkspath liegt auf Glimmerschiefer in der Quebrada Secca, nahe am Tuy, östlich von Punta Delgada, (Stunde 3, mit 70° südöstl. Fallen,) zu Bordones, auf der Insel Trinidad, und auf dem Berge von Paria. Sollte er nirgends auf todt liegendem ruhen? Wie in der Schweiz, so auch hier enthält diese Kalkformation drei untergeordnete Formationen. a. Mehrfache Lager von Mergelschiefer, (dem thuringischen Kupferschiefer,) die hier mit Schwefelkies und Erdharz vermengt sind. Dieser Schiefer enthält Kohlenstoff und zersetzt die atmosphärische Luft, indem er das Sauerstoffgas aus ihr einfaugt. b. Lagen von Salzthon mit Steinsalz und Gypskrystallen. In ihm befinden sich die Salinen von Araga, die von Pozuelas de la Margarita. -- -- c. Ein Sandstein, der aus kleinen Quarzkörnern besteht, die in eine kalkartige Masse eingemengt sind, fast ohne versteinerte Muscheln ist, und immer Wasser, manchmahl auch kleine Lagen braunen Eisensteins enthält, von denen ich nicht gewiß bin, ob sie über oder unter dem Kalksteine liegen. Auf diesem Kalksteine liegt der andere viel neuere, der sehr weiß, sehr dicht, sehr fossil, voller Höhlen, die von Millionen von Vögeln bewohnt sind, zuweilen auch porös wie der in Franken ist, und Felsen von grotesken Figuren bildet, (Morros de St. Juan, de S. Sebastian.) Er enthält Lagen von einem merkwürdigen schwarzen Hornstein, der in Kieselschiefer oder lydischen Stein übergeht, ägyptischen Jaspis -- -- -- Auf diesem dichten Kalksteine, der dem des Jura ähnlich ist, liegt bei Soro am Golfo Triste ein sehr schöner Alabaster in einer großen Masse. Alle diese Gypse enthalten Schwefel, wie der zu Bex und zu Kretzetzow in den Karpathen. Dieselbe Kalkformation mit schwarzem Hornstein scheint Condamine auch im Thale des Amazonenflusses und des Rio Negro bemerkt zu haben. Er und der Gyps sind in den Thälern des Orinoko und des Amazonenflusses mit einem Conglomerat aus großen Kieseln, (Geschieben von Kalkstein, Quarz und lydischem Stein,) bedeckt, welches der Nagelfluch im Salzburgischen, bei Aranjuez, -- -- -- ähnlich ist. Dieses findet sich in den Llanos über einen Raum von mehr als 18000 Quadratlieues verbreitet. Es enthält kleinkörnigere Lager und Spuren von braunem und rothem Eisenstein. Versteinerungen habe ich nie darin gesehn. Neuer als dieses Conglomerat und immer nur unweit der Küste befindlich, ist der muschel- und korallenreiche Sandstein, der in Kalkstein übergeht, doch immer, wenn man ihn genau untersucht, Quarzkörner enthält, (s. S. 432.) 4. Vulkanische Produkte. Man wird erwarten, daß ich mit einer Aufzählung vulkanischer Steinarten diese geologische Skizze eines Landes beschließe, dessen unglückliche Bewohner den furchtbarsten Erdbeben ausgesetzt sind, wo hohe Berggipfel, (der Duida,) und seit kurzem selbst Höhlen, (die Cueva del Cuchivano im eben erwähnten Flötzkalke,) Flammen ausspeien, wo es vom Golfo Triste bis zur Sierra Nevada de Merida siedend heiße Quellen giebt, (die Hitze der von Triachevar fand ich auf 72,3° R.,) wo unweit Cumacator auf der Küste von Paria ein Luftvulkan steht, dessen Getöse man weithin hört, und wo man an mehrern Orten Schwefelgruben, der auf Guadeloupe ähnlich, findet; in einem Lande endlich, wo an Stellen, (Tierra Hueca de Cariaco,) der Boden in einer Ausdehnung von einigen Quadratlieues hohl und unterminirt ist, wo 1766 nach eilf Monaten Erdbeben der Boden sich aller Orten öffnete, um mit Erdharz vermengtes Schwefelwasser auszuspeien, und wo man aus der Erde, mitten in den trockensten Ebenen, (in der Mesa de Guanipa und von Cary,) Flammen hat hervor kommen sehn, welche das Volk für den Geist des Tyrannen Aguirre hielt. Allein die Natur selbst überhebt mich dieser Mühe. Die Wirkungen der Vulkane in dieser neuen Welt sind von denen in Europa verschieden. So groß und schrecklich sie in ihren Wirkungen sind, so verändern sie hier doch nicht die Natur der Steinarten, auf welche sie ihre Kraft ausüben. Der ungeheure Ausbruch des Tonguragua, der Pelileo zerstörte, bedeckte den Boden nicht mit Laven, sondern mit einem lehmigen Kothe, der sich aus den schwefelwasserstoffhaltigen Wassern niederschlug, welche die Erde ausspeite. Zu diesen vulkanischen Wirkungen scheinen die Hauptsache beizutragen: die schwefelhaltigen Gypsformationen; die allen Gebirgsarten und selbst dem Granit beigemengten Schwefelkiese; die oben beschriebne bituminöse Salzthon-Formation; das Steinöhl oder der Asphalt, (brea, chapapote,) welche man auf allen Wassern schwimmen sieht, oder auf dem Baden derselben findet; und endlich eine ungeheure Masse von Regen- oder Meerwasser, die dann wahrscheinlich in den von der Sonne stark erhitzten Boden eindringt, und darin theils in Dämpfe verwandelt, theils zersetzt wird, wobei sich überall Schwefelwasserstoffgas entbindet. Die Schwefelgruben auf der Basseterre von Guadeloupe, von denen wir vor kurzem eine so interessante Beschreibung erhalten haben, vom Montmisene, von St. Christophe de l'Oualiban, von St. Lucie und von Montserratte, stehn wahrscheinlich mit denen auf der Küste von Paria in Verbindung. Cavanilles Nachrichten von diesem verwüstenden Ausbruche eines der Vulkane der Anden, südlich von Quito, habe ich den Lesern der Annalen schon vor mehrern Jahren, (Annalen, VI, 67,) mit Erläuterungen und Bemerkungen mitgetheilt. Beides, die Nachricht und die Erläuterungen, verdienen hierbei, und noch mehr bei dem folgenden Aufsatze, nachgelesen zu werden. d. H. Doch diese Vulkane gehören mehr für die Phylik als für die Mineralogie, und ich muß noch in mehrern Gegenden Beobachtungen sammeln, ehe ich über einen so mißlichen Gegenstand gehörig urtheilen kann. Gebe der Himmel, daß der östliche Theil von Neu-Andalusien nicht einmahl eine ähnliche Katastrophe erfahre, als die, welche die Ebenen von Pelileo zerstört hat. Folgende Tabelle stellt das verhältnißmäßige Alter der Ur- und der Flötz-Formationen in den beiden Kordilleren von Venezuela und von der Parime, und in den beiden großen Thälern des Orinoko und des Amazonenflusses dar, oder die Folge, in welcher sie über einander liegen: Urgebirgsarten. Flötzlager. Prophyrschiefer. Sandstein mit Muscheln der jetzigen Welt. Mandelstein mit Leuciten. Sandstein ohne Muscheln, (Conglomerat.) Urtrapp mit Olivin, (Grünstein.) Gyps, körniger und blättriger. Uebergangs-Hornschiefer. Dichter Kalkstein m. Lagern lydisch. Steins u. Hornsteins. Ur-Thonschiefer mit Lagern natürlichen Alauns. Dichter Kalkstein, in den blättrigen übergehend, mit Kalkspathgängen und Lagern Mergelschiefer. Glimmerschiefer mit Granaten und Lagern von Reißbleischiefer. Blättriger Granit. Gneiß mit Lagern von Urkalk. Granit in Masse, oft gemengt mit Jade und Reißblei.