Geognoſtiſche Skizze von Südamerika, von Alexander von Humboldt, mit erläuternden Bemerkungen des Herausgebers. [Ich ſchicke dieſem intereſſanten Aufſatze, der, um ganz verſtändlich zu ſeyn und gehörig gewürdigt zu werden, mehrerer Erläuterungen bedarf, einige Data über die Reiſen unſers vortrefflichen Landsmannes voraus, die ich insgeſammt aus ſeinen eignen Briefen an den berühmten Botaniker Wildenow in Berlin, an ſeinen ältern Bruder, den Legationsrath Karl Wilhelm von Humboldt, jetzt in Rom, und an verſchiedne Aſtronomen und Naturforſcher in Paris entlehne, und bei denen ich voraus ſetze, daß der Leſer eine Karte vom nördlichen Theile Südamerika’s vor Augen nehme. — Ausgerüſtet mit königlichen Empfehlungsſchreiben an alle Vicekönige und Gouverneurs im ſpaniſchen Amerika, ſchiffte ſich Herr von Humboldt am 5ten Juni 1799 in Corunna ein. Viel Merkwürdiges von ſeinen frühern Planen und Reiſen und von ſeinem Aufenthalte in Spanien findet man in einem Briefe von ihm an Wildenow, der in der neuen berliniſchen Monatsſchrift von Bieſter, Jahr 1801, Auguſt, S. 119, abgedruckt iſt. Den 19ten Juni landete er in Santa Cruz auf Teneriffa. Während ſeines Aufenthalts auf dieſer Inſel bis zum 25ſten beſtieg er den Pik, und wagte ſich bis tief in den Krater. „Hier,“ (ſchreibt er ſeinem Bruder,) „brannten die Schwefeldämpfe Löcher in unſre Kleider, und doch erſtarrten die Hände bei 2° R. Welche Empfindung auf dieſer Höhe! (11500 Fuß) die dunkelblaue Himmelsdecke über uns, alte Lavaſtröme zu unſern Füßen, umher ein Schauplatz der Verheerung (3 Quadratmeilen Bimsſtein,) umkränzt von Lorbeerwäldern, und tiefer hinab Weingärten, zwiſchen denen Piſangbüſche ſich bis ans Meer und zu den zierlichen Dörfern am Ufer erſtrecken. — Der Krater, in dem wir waren, giebt nur Schwefeldämpfe; die Erde iſt 70° R. heiß. Die Laven brechen an den Seiten aus; auch ſind dort die kleinen Krater, wie die, welche vor 2 Jahren die ganze Inſel erleuchteten. Man hörte damahls 2 Monate lang ein unterirdiſches Kanonenfeuer, und häuſergroße Steine wurden 4000 Fuß hoch in die Luft geſchleudert. Der Pik iſt ein Baſaltberg, auf welchem Prophyrſchiefer und Obſidianporphyr aufgeſetzt iſt. In ihm wüthet Feuer und Waſſer; überall ſah ich Waſſerdämpfe ausbrechen. Faſt alle Laven ſind geſchmolzner Baſalt. Der Bimsſtein iſt aus dem Obſidianporphyr entſtanden; ich habe Stücke, die beides noch halb ſind.“ (Vergl. Annalen, IV, 445.) — Ein heftiger Oſtwind beſchleunigte von hier aus die Fahrt unſers Landsmannes; am 5ten und 6ten Juli ging es langs der braſilianiſchen Küſte hin, am 14ten zwiſchen Tabago und Granada durch, und am 16ten Morgens warf das Schiff im Hafen von Kumana die Anker. Kumana, an der Mündung des großen Meerbuſens von Cariaco, die Hauptſtadt der Provinz Kumana, liegt unter einem Amphitheater 5 bis 8 tauſend Fuß hoher, dick mit Wald bewachſener Berge, welche zu der Hauptkette der Küſten-Kordillere gehören. Das Erdbeben von Quito im Jahre 1797 hatte auch Kumana betroffen, und noch war die halbe Stadt in Schutt; auch Herr von Humboldt erlebte hier am 4ten Nov. 1799 ein ziemlich heftiges Erdbeben. Theils in Kumana, theils in den benachbarten Gebirgen, (beſonders in dem weſtlicher liegenden Theile der Küſten Kordillere, welche ſich in Paria, nördlich vor den Mündungen des Orinoko, der Inſel St. Trinidad gegen über, mit der Punta de Paria endigt,) verweilte ſich Herr von Humboldt über 4 Monate, und ging dann am 18ten Nov. 1799 nach Guayra, dem Hafen von Karakas, (Annalen, VI, 193;) zu Waſſer, eine Reiſe von 2 Tagen. Vom November bis in den Januar blieb er in Karakas, und beſuchte die nahen Schneegebirge, welche die höchſten Spitzen der Küſten-Kordillere bilden. Auch die Annalen, (VII, 329,) haben Auszüge des Phyſikaliſch-Merkwürdigen aus den Briefen enthalten, die der unermüdliche Beobachter von hier aus an Lalande und an Fourcroy nach Paris ſchrieb, an letztern am 25ſten Januar 1800, als er eben im Begriff war, ſeine Abreiſe über Varinas und die Schneegebirge von Merida, (ſüdlich vom großen Meerbuſen von Marecaybo,) nach dem Rio Negro und weiter landeinwärts anzutreten. Hier das, was Herr von Humboldt in einem Briefe vom 21ſten Sept. 1801, (neue berliniſche Monatsſchrift, 1802, Juni, S. 439,) ſeinem Bruder von dieſer großen und kühnen Reife durch unbetretne Wildniſſe ſchreibt, auf deren einen großen Theil der Materialien zu dem geognoſtiſchen Aufſatze, den ich den Leſern hier mittheile, geſammelt hat . Das Eingeklammerte ſind erläuternde Bemerkungen von mir. — — „Von Karakas unternahmen wir im Januar die Reiſe nach dem Orinoko. Wir kamen durch den Apuré, [der aus den Gebirgen ſüdlich von Merida dem Orinoko zuſtrömt,] in dieſen Strom, ſchifften ihn aufwärts, über die Katarakten hinweg, und dann in die kleinen Flüſſe Atabapo, Tuamini und Temi. [Der Atabapo und der Guaiviari fallen beide zugleich unter 4° nördlicher Breite bei St. Fernando de Atabapo in den Orinoko, und nach Surville’s Karte, (von der weiterhin umſtändlicher die Rede ſeyn wird,) der Temi, vielleicht auch Tuamini genannt, in den Atabapo.] Von da trugen wir unſer Canot 3 Tage lang bis Canno Pimichia am Rio Negro. [Pimichia liegt nach Surville’s Karte, in gerader Linie etwa 6 Meilen vom Temi, am Einfluſſe des Itinivini in den Rio Negro, unter 2° nördlicher Breite.] Den Rio Negro ſchifften wir erſt herab bis an die Gränzen von Groß-Para, [der nördlichſten Provinz von Braſilien;] dann aufwärts bis zum Caſiquiari 12 Tage lang zwiſchen ſo dick verwachſenen Wäldern, daß wir große Tieger auf den Bäumen erblickten, weil der zu üppige Pflanzenwuchs ſie auf der Erde zu gehn verhinderte. [Der Caſiquiari iſt nach Surville’s Karte der merkwürdige Arm des Orinoko, der dieſen Strom mit dem Rio Negro, mit dem er unweit St. Carlos de Rio Negro zuſammen fließt, in ziemlich gerader Linie verbindet; ein Umſtand, der alſo ſchon 1779 nicht mehr zweifelhaft ſeyn konnte.] Aus dem Caſiquiari kamen wir wieder in den Orinoko, den wir nun weiter aufwärts, gegen Oſten ſchiffend, bis über den feuerſpeienden Berg Duida hinaus verfolgten, [welches indeß nach Surville’s Karte nicht viel über 6 Meilen iſt, als ſo weit die Kolonie Esmeralda über die Mündung des Caſiquiari am Orinoko hinauf liegt.] Noch weiter vorzudringen, verhinderte uns die Wildheit der menſchenfreſſenden Guaikas; auch iſt nie ein Weißer weiter öſtlich in das unbekannte Land dieſer unabhängigen Indianer gekommen. — — Wir ſind in den Wäldern zwiſchen dem Rio Negro, Orinoko und Amazonenfluſſe, 500 franzöſiſche Meilen tiefer landeinwärts, als Löffler geweſen. — Von Duida ſchifften wir 500 franzöſiſche Meilen weit den Orinoko, [in 26 Tagen, die Raſttage ungerechnet,] wieder herab, bis unweit ſeiner Mündungen, nach St. Thomas de la Angoſtura, wo wir im Juli 1800 ankamen. Wir verweilten in dieſer Hauptſtadt von Guayana einen Monat, während deſſen Bonpland am Fieber litt, einer Folge der ſchrecklichen Miasmen in den naſſen Wäldern des Aequators. Dann gingen wir durch das Land, (oder die ſo genannte Miſſion,) der Karaiben und über Neu-Barcelona, nach Kumana zurück, wo wir im September ankamen. Die Karaiben ſind die größte und muskelſtärkſte Nation, welche ich je geſehn habe; ſie allein widerlegen ſchon Raynal’s und Paw’s Träumereien über die Schwäche und Ausartung des Menſchengeſchlechts in der neuen Welt. Ein ausgewachſener Karaibe gleicht einem aus Erz gegoſſenen Herkules.“ „Eigentlich habe ich,“ (ſchreibt Herr von Humboldt von Kumana aus am 16ten October 1800 an Fourcroy,) „während der 16 Monate meines Aufenthalts im ſüdlichen Amerika 2 Reiſen unternommen: die eine nach den Miſſionen der Chaymas-Indianer zu Paria, [während ſeines erſten Aufenthalts in Kumana,] die andere in das unermeßliche Land nordwärts des Amazonenfluſſes. Wir ſind zweimahl vor den großen Waſſerfällen des Orinoko, denen von Atures unter 5° 39′ nördl. Breite und 4St. 41′ 40″ weſtl. Länge, und von [S. Joſeph de] Maypures unter 5° 12′ Br. und 4St. 43′ weſtl. Länge vorbei gekommen. — — Vom Tuamini gingen wir zu Fuß durch Wälder von Hevea, Cinchona und Winterana-Canella nach dem Rio Negro, auf dem ich bis San Carlos herab fuhr, um die Länge dieſes Orts nach Berthoud’s Chronometer, mit dem ich noch immer ſehr zufrieden bin, zu beſtimmen. — — Wir überſchicken Ihnen die Milch eines Baumes, den die Indianer die Kuh nennen, weil ſie dieſe ſehr nährende und unſchädliche Milch trinken. — — Ich habe auch verſucht, Ihnen das Cruare, das berüchtigte Gift der Indianer vom Rio Negro, in ſeiner ganzen Reinheit zu verſchaffen. Um die Pflanze zu ſehn, welche dieſes Gift giebt, machte ich ausdrücklich eine Reiſe nach Esmeralda; ſie ſtand aber leider nicht in der Blüthe. Ich überſende Ihnen einige Zweige dieſer Liana, (hier Maracury genannt,) welche in den Granitgebirgen ſparſam wächſt. — — Ich füge dieſen noch das Dapiche und eine Art von Kautſchuk, das daraus bereitet wird, — — das Pendarenharz und die Erde der Otomaguen bei, welche 3 Monate lang faſt die einzige Nahrung dieſer Nation iſt.“ — — Manches Abenteuer von dieſer inländiſchen Reiſe erzählt ein Brief unſers Landsmannes, der im Publiciſte bekannt gemacht wurde, und den man im Intelligenzbl. der allgem. deutſchen Bibl., B. 58, St. 1, S. 60, überſetzt findet, den ich aber hier übergehe. Man vergleiche auch eben daſelbſt B. 61, St. 2, S. 352; B. 64, St. 1, S. 118; und die Spenerſche berliner Zeitung, 1801, Juni, No. 86 und 87. Noch von Kumana aus überſendete Herr v. Humboldt den Directoren des naturhiſtoriſchen Muſeums in Madrit eine geologiſche Sammlung, als die Frucht ſeiner Reiſen landeinwärts, und zur Erläuterung derſelben ein ſpaniſch geſchriebnes geologiſches Gemählde dieſes Theils von Südamerika. Einen Auszug aus dieſer Abhandlung in franzöſiſcher Sprache ſchickte er an den Dr. Delamétherie in Paris, und ſo kam dieſes Tableau géologique de l’Amérique meridionale, nach welchem gegenwärtige Skizze bearbeitet iſt, in das Journal de Phyſique, An 9, t. 53, p. 30 — 60. Folgender Brief, datirt Kumana den 15ten Nov. 1800, begleitete dieſes Tableau, (Journ. de Phyſ., t. 53, p. 61.) „Ich überſende Ihnen hier ein geologiſches Tableau, das Sie intereſſiren wird. Aller Mühſeligkeiten und Entbehrungen ungeachtet, denen wir in den Gegenden, aus welchen wir eben zurück kommen, uns unterziehn mußten, lebten wir doch in Wonne, denn alles war dort neu, groß und majeſtätiſch. In drei Tagen werden wir von hier nach der Havannah abreiſen, um von da nach Mexico, den Philippinen und nach China zu gehn. Ich habe zu St. Carlos del Rio Negro unter 1° 35′ nördl. Breite die magnetiſche Inclination, von der man bisher wähnte, ſie ſey unter dem Aequator 0, mit meiner Bordaiſchen Bouſſole 23° 20′ nach der neuen Centeſimaleintheilung, [das iſt, 20° 53′ nach der gewöhnlichen Eintheilung,] gefunden. In 1 Minute machte die Inclinationsnadel 21,6 Schwingungen. Die gefundne Temperatur des innern Erdbodens betrug unter 10° 30′ nördl. Breite, in einer Höhe von 505 Toiſen über der Meeresfläche, 14,8° bis 15,2° R., und blieb dieſelbe, die Temperatur der Luft mochte auf 13° ſinken oder auf 19° ſteigen. Die mittlere Temperatur des Meerwaſſers iſt hier an der Oberfläche 21° R.“ Die meiſten Orte und Flüſſe, welche unſer vortrefflicher Landsmann in der folgenden geognoſtiſchen Skizze nennt, finde ich auf der großen Mapa coro-grafica de la Nueva-Andalucia, Provincias de Cumana y Guayana, Vertinentes del Orinoco, ſu cierto origen, communicacion con il de las Amazonas, ſituacion de la Laguna Parime, y nuevas Poblaciones. Conſtruido ſobre las mejores Obſervaciones y poſteriores Noticias, por D. Luis de Surville, [zweitem Archivar des Depart. von Indien, auf Befehl des Chefs dieſes Dep. D. Joſef de Galvez, ] 1778. Sie, und des Fraters Antonio Caulin Hiſtoria coro-graphica natural, y evangelica de la Nueva Andalucia etc., 1779, fol., haben mir größten Theils den Stoff zu den geographiſchen Erläuterungen gegeben, die man bei dem vorigen Briefe und bei dem folgenden Aufſatze findet. d. H.] — — Ich komme von einer Reiſe landeinwärts von 1200 Lieues zurück, auf welcher ich ein Viereck zwiſchen Caripe, Portocabello, Pimichin und Esmeralde beſchrieben habe deſſen Inhalt mehr als 59000 Quadratlieues beträgt, ſo daß ich nun das Land kenne, vom Berge von Parca an bis Portocabello und von der nördlichen Küfte bis an das Thal des Rio Negro, der in den Amazonenfluß ſtrömt. Je größer dieſer Erdſtrich iſt, deſto mehr werde ich mich in dieſer Skizze mit großen Zügen begnügen müſſen. Caripe, der Hauptort der Kapuziner-Miſſion unter den Chaimas und Karaiben, liegt gegen 10 Meilen ſüdlich von Kumana, Pimichin am Rio Negro, Esmeralde am Orinoko. Vergleiche S. 397. d. H. — — Sollte ich ſo glücklich ſeyn, nach Europa zurück zu kehren, und meine geognoſtiſchen Manuſcripte, die ich in Frankreich und Deutſchland gelaſſen habe, nochmahls zu retouchiren, ſo darf ich hoffen, etwas Allgemeines über den Bau der Erde feſt zu ſtellen. Man wird dann durch überzeugende Erfahrungen meine frühere Behauptung beſtätigt finden, daß das Streichen und das Fallen der Urgebirgslager, oder der Winkel, den ſie mit dem Meridiane des Orts und mit der Erdachſe machen, von der Richtung und den Abhängen der Gebirgszüge unabhängig iſt, und vielmehr Geſetze und einen allgemeinen Parallelismus befolgen, die nur in der Anziehung und der Achſenumdrehung der Erde gegründet ſeyn können. Man wird dann ferner ſehn, daß die Folgen der Flötzlager, die man ſonſt einzelnen ſehr durchwühlten Provinzen, wie z. B. Thüringen und Derbyſhire, eigenthümlich glaubte, ein allgemeines Phänomen iſt, (wie Freisleben, von Buch und Gruner das ſchon ſehr gut durchgeführt haben,) und daß in dieſen Formationen eine Identität der Lager herrſcht, welche darauf deutet, daß dieſelben Niederſchläge über dem ganzen Erdboden ſich zu derſelben Zeit abgeſetzt haben; Ideen, die nicht bloß für den Phyſiker, ſondern auch für den Bergmann, der nach Analogien urtheilen muß, von hohem Intereſſe ſeyn müſſen, und uns zu einer zuverläſſigen neuen Wiſſenſchaft führen werden, die lediglich beſchreibend feyn wird, und ein Gemählde der Erde wie ſie iſt, nicht ihrer Entſtehungsart aufſtellen ſoll. — — Ueber der hohen Kordillere der Anden, die ganz Südamerika von Zitara bis Cap Pilar von Nord nach Süd durchzieht, hat man faſt allgemein vergeſſen, daß Südamerika noch andere Kordilleren hat, die von Weſt nach Oſt, parallel mit dem Aequator ſtreichen, und die wenigſtens eben ſo hoch als die Karpathen, der Kaukaſus, die Alpen und die Pyrenäen ſind. Gemeiniglich ſtellt man ſich alles Land, das öſtlich von den Anden liegt, und nach den Küſten von Guyana und Braſilien zu ſich verflächt, als niedrige Ebenen vor, die von den Strömen überſchwemmt werden; und ſelbſt die Bewohner der Küſte von Karakas meinen, die weiten Ebenen, (Llanos) in die ſie jenſeits der Thäler von Aragua kommen, gingen ununterbrochen bis zu den Pampas von Buenos-Ayres und bis zu den Patagonen fort. Das iſt aber keineswegs der Fall. Die ſüdamerikaniſchen Llanos hängen eben ſo wenig ununterbrochen zuſammen, und liegen eben ſo wenig alle in gleichem Niveau, als die Wüſten Afrika’s und die Steppen der Tartarey, welche weiter vom Meere ab höher liegende Terraſſen bilden. Der ſpaniſche Name für Gebirgskette. d. H. Oder vielmehr von der Landenge von Darien ab. d. H. Eins der ſüdweſtlichſten Vorgebirge Südamerika’s in der Straße von Magellan. d. H. Die Hauptkordillere ſcheint vom Cap Pilar bis zu den von Stewart 1792 auf ſeiner Reiſe zu den Quellen des Miſſuri entdeckten Aleganhy-Gebirgen über Nutka- und Prinz-Williams-Sund hinaus zuſammen hängend fortzuſtreichen; und dieſe Gebirge, deren indianiſche Bewohner faſt eben ſo kultivirt ſind, als es die Peruaner im 15ten Jahrhundert waren, ſcheinen nichts anders als der nördlichſte Theil der Anden zu ſeyn. Von den Urgebirgsketten , die ſich von der Kette der Anden nach Oſten abziehn, ſind mir die im nördl. Amerika nicht genau bekannt; doch ſcheinen dergleichen nach Canada unter 50°, ferner in 42° nördl. Breite, und in dem jetzt überflutheten Landſtriche, der den Golf von Mexico bildet, unter 19 und 22° Breite abzugehn, (wie die Gebirge von Kuba und Domingo anzeigen.) Im ſüdlichen Amerika giebt es drei mit dem Aequator parallel ſtreichende Ketten primitiver Gebirge: die Küſtenkette unter 9° und 10°; die Kette, in welcher die großen Waſſerfälle von Atures (5° 39′) und Maypure (5° 12′ 58″) liegen, welche zwiſchen 3° bis 7° nördlicher Breite öſtlich ſtreicht, und die ich die Kette der Katarakten oder die Kette der Parime nennen will; und endlich die Kette von Chiquitos unter 15° und 20° ſüdlicher Breite. Dieſe Ketten laſſen ſich ſelbſt bis in die alte Welt verfolgen. Die Urgebirgskette Braſiliens findet ſich unter gleicher Breite in Congo wieder; die ungeheure Ebene des Amazonenfluſſes liegt den Ebenen Nieder-Guinea’s, die Kordillere der Katarakten den Gebirgen Ober-Guinea’s, und die Llanos des Miſſifippi, (die, als der Golf von Mexico entſtand, vom Meere verſchlungen wurden,) der Wüſte Sarah gegen über. Dies darf uns nicht verwundern, da das atlantiſche Meer vermuthlich nichts anderes als ein in die Erdfläche durch einen Waſſerſtrom eingeſchnittnes Thal iſt. Dieſes Waſſer ſtrömte, wie Reinhold Forſter ſehr wahrſcheinlich gemacht hat, von Süden nach Norden, wurde durch die Gebirge Braſiliens nach Guinea nordöſtlich hinüber gedrängt, wo es den Meerbuſen von Guinea aushöhlte; dann durch die Gebirge des obern Guinea’s nach Nordweſt gewendet, wo es den Golf von Mexico eingrub, und ſtrömte dann längs der jetzigen nordamerikaniſchen Küſte nach Nordoſt. — — Von ihr iſt in dieſer Skizze, die Herr von Humboldt entwarf, ehe er die Kordillere der Anden ſelbſt geſehn hatte, nicht die Rede; dagegen beſchäftigt ſich der auf dieſen folgende Aufſatz ausſchließlich mit ihren Merkwürdigkeiten, und ergänzt in ſo fern gegenwärtige Skizze. d. H. Wahrſcheinlich nach der berüchtigten Laguna Parime oder dem See Dorado, der nach Surville’s Karte ſüdlich von den Quellen des Rio Esquibo unter 1° nördl. Breite liegt, und aus dem ein Flüßchen hervor kömmt, das ſich in den Rio Parime oder de Aguas Blancas ergießt. d. H. Die nördlichſte der drei ſüdamerikaniſchen öſtlich ſtreichenden Kordilleren, die Kordillere der Küſte von Venezuela, iſt die höchſte, aber auch die ſchmälſte. Die wahre Kette der Anden ſtreicht vom hohen Plateau von Quito ab durch die Provinzen von Popayan und Choco, an der Weſtſeite des Rio Atrato, (oder Rio San Juan,) hin, nach dem Iſthmus von Darien, wo ſie am Ufer des Chagré nur noch als ein 1200 bis 1800 Fuß hohes Bergland vorkömmt. An der Oſtſeite des Rio Atrato ſind höhere, doch in ihrer Gruppirung minder regelmäßige Bergzüge, die ſich unter dem Namen der Sierra de Abile und der Berge von Cauca durch die hohen Savanen von Tola nach dem Rio Grande de la Magdalena und nach der Provinz St. Martha hinziehn. Hier geht von ihnen die Küſten-Kordillere ab, die immer ſchmäler wird, je mehr ſie ſich dem Meerbuſen von Mexico nach dem Cap de la Vela zu nähert, und ihre anfangs nordnordöſtliche Richtung bald ganz in eine öſtliche ändert. In dieſer Richtung geht ſie bis zum Berge von Paria oder vielmehr bis zur Punta de la Galera auf der Inſel Trinidad. Die größte Höhe hat ſie in den Theilen, die unter den Namen Sierra Nevada de St. Martha, (11° 2′ nördl. Br.,) und Sierra Nevada de Merida, (8° 30′ nördl. Br.,) bekannt ſind. Erſterer iſt ungefähr 5000, letzterer 5400 Varres, (nahe 2350 Toiſen oder 14100 par. Fuß,) hoch. Die Paramo de la Roſa und de Mucuchi und die Berge von Merida, die mit ewigem Schnee bedeckt ſind, und aus ihren Seiten ſiedendes, mit Schwefel-Waſſerſtoff geſchwängertes Waſſer ausſpeien, ſind höher als der Pik von Teneriffa, und geben vielleicht dem Montblanc an Höhe nichts nach. Die Coloſſe von St. Martha ſtehn faſt iſolirt, oder ſind vielmehr nur von niedrigen Bergen umgeben, indem ſich weſtlich von ihnen bis nach Sta Fé oder bis an die Sierra de Zuindin kein mit Schnee bedeckter Gipfel zeigt, und die Sierra Nevada de Merida befindet ſich ſelbſt am Rande der Llano von Karakas, welche keine 240 Fuß über die Meeresfläche erhaben iſt. Etwas ähnliches findet ſich beim Montblanc, mit dem ſich die hohe Kette der Alpen ſchließt. Die höchſten Berge ſind im Vergleiche mit der ganzen Erdmaſſe ſo unendlich klein, daß ſehr geringe örtliche Urſachen hinreichen konnten, an einer Stelle größere Anhäufungen als an andern zu bewirken. Herr von Humboldt rechnet dieſe Kette zwar ſchon zur Küſten-Kordillere; nachdem er ſie aber ſelbſt bereiſt hat, (vergl. den folg. Aufſ.,) ſieht er ſie als die Hauptkette der Anden an. Die Anden theilen ſich über Popayan in drei Aeſte, von denen die Sierra de Abile der mittelſte, die Kordillere, auf welcher Sta Fé liegt, der öſtlichſte, und die nach Darien ſtreichende Kette der weſtlichſte iſt. Hiernach habe ich den Ausdruck im Texte geändert. Vielleicht, daß Hr. von Humboldt jetzt auch die nordnordöſtlich ſtreichenden Gebirge von St. Martha noch zu den Anden rechnen dürfte, da ſie mit der öſtlichſten Kette, auf der Sta Fé liegt, unmittelbar zuſammen zu hängen ſcheinen. Hier ein paar Stellen aus Bouguer, der als Augenzeuge ſpricht, da er über Popayan und Honda den Magdalenenfluß herunter von Quito nach Europa zurück kehrte: „Die Kordillere der Anden iſt bei Quito doppelt. Die Gipfel der öſtlichen Kette ſind hier im Mittel 40 bis 45 Lieues von der Südſee, und von ihnen die Gipfel der weſtlichen Kette 7 bis 8 Lieues, an einigen Stellen mehr, an andern weniger, entfernt. Beide Ketten laufen durchgehends mit einander parallel und nahe in der Richtung des Meridians. Das Thal zwiſchen ihnen, das meiſt 5 bis 6 Lieues breit iſt, liegt 1500 bis 1600 Toiſen über dem Meere, und nur, weil es von beiden Seiten mit noch weit höhern Bergzügen eingeſchloſſen iſt, deren Gipfel zum Theil mit ewigem Schnee bedeckt ſind, gilt es nicht ſelbſt für ein Gebirge. So weit ich die Kordillere der Anden geſehen habe, das iſt, von Cuença, (unter 3° ſüdl. Breite,) bis Popayan, (unter 2 [Formel] ° nördl. Breite,) iſt ſie auf dieſe Art doppelt, und ich weiß, daß das noch weit nördlich über Popayan hinaus der Fall iſt, obſchon ſie allmählig niedriger, und das Thal deshalb minder reizend wird. Um Quito ſteht das Thermometer immer auf 14 oder 15° R. und es iſt dort ein immerwährender Frühling, (Figure de la Terre, p. XXXII.) — „Unter 2° nördl. Br. iſt die Kordillere kaum noch den vierten Theil ſo hoch als bei Quito; weiterhin erhebt ſie ſich plötzlich bei Popayan, welches 800 bis 900 Toiſen über dem Niveau des Meeres liegt, da das Barometer dort auf 22″ 10 [Formel] ‴ ſteht, und höchſtens um 1 [Formel] ‴ variirt. Sie nimmt aber bald wieder an Höhe ab; nicht der öſtliche Theil, ſondern die andre Kette, welche zunächſt der Südſee iſt; und nachdem von ihr ein Arm öſtlich des Golfs von Darien abgegangen iſt, ſich weſtlich über den Iſthmus von Panama, (indem ſie das Choco vom übrigen Südamerika ſcheidet,) nach Mexico zieht. Dieſe weſtliche Kordillere enthält viel Gold, ſo wie auch der Fuß der öſtlichen und der Fuß einer andern ſehr langen Gebirgskette, die ſich etwas ſüdlich von Popayan trennt, und ſich über Sta Fé de Bogota und Merida nach Karakas zieht, wo ſie ſich nördlich am Meere endigt.“ (p. LIX.) d. H. Punta de Paria oder de Megillones iſt das äußerſte nordöſtliche Vorgebirge des Iſthmus von Paria, der ſich nördlich von den Mündungen des Orinoko tief in das Meer zieht und den Golfo Triſte bildet. Mit dieſem Vorgebirge endigt ſich die Küſten-Kordillere auf dem feſten Lande, ſcheint aber in der Inſel Trinidad noch fortzugehn, deſſen ſüdöſtlichſte Spitze die Punta de la Galera iſt. d. H. Sierra heißt auf ſpaniſch ein Berg oder Gebirge, Sierra Nevada ein mit Schnee bedecktes Gebirge. d. H. Paramo, (Wüſten,) nennt man in den Kordilleren die Ebenen auf den Gipfeln der Gebirge, welche über die Gränze der Vegetation hinauf liegen. d. H. In den weſtlich vom See Marecaybo gelegnen Theile der Küſten-Kordillere, der ſich unmittelbar an die Anden anſchließt, ſtreichen die Thäler von Süd nach Nord, und ſind ſehr lang, enge, und mit Wald bedeckt; ſo die großen Thäler des Magdalenen- und des Caucafluſſes, des Sinu und des Atrato. Vom Cap de la Vela bis zum Cap Coadera beſteht die Küſten-Kordillere aus zwei parallel laufenden Bergketten, von denen die nördliche eine Fortſetzung der Kette von St. Martha, die ſüdliche eine Fortſetzung der Sierra Nevada de Merida iſt. Jene zieht ſich über Burburuta, den Rincon del Diablo, die Sierras de Mariana, den Berg von Aguasnegras, den Berg von Avila und die Silla de Karacas nach dem Cap Coadera; dieſe ſtreicht 3 bis 4 Lieues ſüdlicher durch Guigui, la Palma, die hohen Gipfel von Guairaima, Tiara, Guiripa und die Savana de Ocumare bis zur Mündung des Tuy. Dieſe beiden Ketten werden durch zwei Bergreihen verbunden, die von Nord nach Süd gehn und umſchließen daher drei Thäler, die von Weſt nach Oſt ſtreichen, und gleich Böhmen oder dem Haßlithale in der Schweiz alle Spuren tragen, daß ſie ehemahls Seen waren: nämlich die Llano von Monai, die Thäler von Aragua, und das Thal von Karakas. In Abſicht ihres Niveaus liegen dieſe drei Thäler wie Terraſſen neben einander, und zwar iſt das öſtlichſte das höchſte. Ich fand durch Barometermeſſungen das Niveau des Thals von Karakas 416, des Thals von Aragua 212, und des weſtlichſten, der Llanos de Monai, kaum 80 bis 100 Toiſen über dem Meere. — Schon dieſes iſt ein offenbarer Beweis, daß ſie zu einer ganz andern Zeit, als die Llanos entftanden ſeyn müſſen, da dieſe, wie das ganze feſte Land Südamerika’s diesſeits der Anden, von Weſt nach Oft abfallen. Im Thale von Karakas ſcheint der ehemahlige See ſeine Ufer durchbrochen und ſich Abflüſſe gebildet zu haben; das Becken von Aragua ſcheint dagegen durch Verdunſtung allmählig ausgetrocknet zu ſeyn, da es noch jetzt im See von Valencia einen Ueberreſt des ehemahligen Waſſers zeigt. Dieſer See, der eben ſo hoch als der Genfer über dem Meere liegt, und deſſen Waſſer ſtark mit ſalzſaurem Kalke geſchwängert iſt, nimmt jährlich ab, und die Untiefen deſſelben kommen als Inſeln, ( Aparecidas,) immermehr zum Vorſcheine. — Oeſtlich vom Cap Coadera iſt ein großer Strich der Küſten-Kordillere von der Fluth, welche den Golf von Mexico aushöhlte, zerſtört und unter Waſſer geſetzt worden. Die hohen Piks der Inſel Margarita und die Gebirge auf dem Iſthmus von Araya ſind noch Ueberreſte derſelben. Ich habe ſie ſorgfältig unterſucht; ſie beſtehn aus derſelben Gebirgsart als dieſe Kordillere, (Glimmerſchiefer,) und die Lager haben in beiden gleiches Streichen und Fallen. Oder vielmehr noch zu den Ketten der Anden zu rechnen ſeyn dürfte. d. H. Ziemlich in der Mitte zwiſchen Karakas und Kumana. d. H. Zur weſtlichen gehören die Berge von Carora, S. Maria, S. Philippe und Aroa; zur öſtlichen die dürren Gipſel de los Teques, la Coquiza, Buena Viſta und los Altos de S. Pedro. v. Humb. Er ſchließt den großen Meerbuſen von Cariaco von Norden her ein. d. H. Die Höhe der Kordillere der Küſte iſt mehrentheils 3600 bis 4800 Fuß; die höchſte Spitze der Sierra Nevada de Merida hat eine Höhe von 14100 Fuß, (2350 Toiſen,) und der Gipfel der Silla de Karacas, den wir mit unſern Inſtrumenten unter großer Beſchwerde beſtiegen haben, iſt 7896 pariſer Fuß, (1316 Toiſen,) hoch. Oeſtlich wird ſie immer niedriger, das Cap Coadera iſt nur 1056 Fuß und der Macanao auf der Inſel Margarita, den ich trigonometriſch gemeſſen habe, 2052 Fuß hoch. Doch nehmen hier nur die uranfänglichen Gebirgsarten, der blättrige Granit, [Gneuß] und der Glimmerſchiefer ſo bedeutend an Höhe ab. Das Flötz-Kalkgebirge, welches ſich an die Südſeite der Kordillere anlehnt und bei der Villa de Cure noch ſehr niedrig iſt, erhebt ſich hier bedeutend, und wird höher als die uranfängliche Kette. Im Cucurucho de Tomiquiri, dem höchſten Berge der Provinz Kumana, erreicht dieſes Kalkgebirge eine Höhe von 5850 par. Fuß, (976 Toiſen,) in dem Kegel von Guacharo von 4920, und im Bergantin von 4212 par. Fuß. Vom Cap Unare an bildet es eine abgeſonderte, mit der Kordillere parallel laufende Bergkette, in der keine Urgebirgsart zu ſehn iſt, und die mit der Kordillere aus Glimmerſchiefer nur durch einen nördlich laufenden Arm zuſammen hängt, dem Cerro de Meapire, der das Thal von Cariaco, (das ausgetrocknete Ende des Golfs von Cariaco,) vom Thale St. Bonifacio, (ehemahls einem Theile des Golfo Triſte,) trennt, und dem es zuzuſchreiben iſt, daß die Iſthmen von Araya und von Paria von der einbrechenden Fluth nicht zu einer Inſel gemacht worden. Dieſe Kalkſteinformation ſcheint, wie wir ſehn werden, Urſach zu ſeyn, daß der öſtliche Theil dieſer Küſte den Erdbeben vorzüglich unterworfen iſt. — Die Küſten- Kordillere fällt nach Süden ſanfter als nach Norden ab, welches indeß nur eine ſcheinbare Ausnahme von der bei den meiſten uranfänglichen Gebirgszügen wahrgenommenen Regel iſt, daß ſie nach Süden und Weſten zu am ſteilſten abfallen. Denn wahrſcheinlich hat die Fluth, welche den Golf von Mexico einſchnitt, den ſanftern nördlichen Abhang mit fortgeſpült, und dieſem iſt es zuzuſchreiben, daß die Kordillere überall nördlich ſehr jäh abfällt. Schwerlich giebt es irgend wo, den Montblanc bei Courmayeur ausgenommen, einen ſchrecklichern Abſturz, als die 7800 Fuß hohe ſenkrechte Mauer der Silla de Karacas über Caravelledo. Silla de Karakas iſt, wie Herr von Humboldt weiterhin anführt, ein hoch gelegnes Thal zwiſchen zwei Piks der Sierra de Avila. d. H. Die zweite uranfängliche Kordillere, welche ich die Kordillere der Katarakte des Orinoko oder die Kordillere der Parime oder des Dorado nennen möchte, geht von den Anden in Quito und Popayan unter 3 bis 6° nördl. Breite ab, und ſtreicht von Weſt nach Oſt, von den Quellen des Guaviare an, längs der großen Ströme Meta, Vichada, Zama, Guaviare und Ymirida, und bildet die furchtbaren Waſſerfälle von Aturès und Maypuré, welche der einzige bis jetzt offne Paß ſind, um landwärts in das Thal des Amazonenfluſſes zu dringen. Unter 50° weſtl. Länge fängt dieſe Kordillere an ſehr an Höhe und Breite zuzunehmen, und nimmt alles Land zwiſchen den Strömen von Caura, Erevato, Carony, Paraguamuſi, Ventuari, Jao, Padamo und Manariche ein, und geht ſelbſt ſüdlich bis zu den Quellen des Paſimona und Cababury und bis an die Waldungen herab, wo die Portugieſen auf ſpaniſchem Gebiete die kräftigſte Smilax Saſſaparilla einſammeln. In dieſen Gegenden iſt die Kordillere der Parima über 120 Lieues breit. Ihre Fortſetzung weiter weſtlich von 48° bis 40° Länge iſt wenig bekannt. Auf unſrer Reiſe nach dem Rio Negro und bis an die Gränzen von Para haben wir an mehr als 200 Orten dieſe Kordillere durchſchnitten, erſt in ſüdlicher, dann, von der Mündung des Ventuari an, in öſtlicher Richtung, bis zum Vulkan von Duida, der nach meinen aſtronomiſchen Beſtimmungen unter 3° 13′ 26″ nördlicher Breite und 48° 31′ 45″ weſtlicher Länge liegt. Weiter öſtlich bin ich mit meinen aſtronomiſchen Inſtrumenten nicht gekommen, als bis an den Rio Guapo, (?) der ſich unter 48° 33′ Länge in den Orinoko ergießt. Einige Indianer aus der kleinen Miſſion l’Esmeralda ſind zwar noch 15 Lieues weiter nach Oſten vorgedrungen; keiner von ihnen und kein hieſiger Europäer kennt aber die Quelle des Orinoko, der hier den Namen Canno Paragua führt, und nur noch 900 bis 1200 Fuß breit iſt, indeß ich ihn bei der Mündung des Apuré unter 7° 32′ 20″ Breite ohne Inſeln 27792 Fuß breit fand. Da alle europäiſche Niederlaſſungen am obern Orinoko und am Rio Negro jetzt nicht mehr als 400 Familien Indianer enthalten, und der Weg von l’Esmeralda nach dem Erevato und Caura ſich ganz verloren hat, ſo hatten wir ſchon auf dem Wege bis hierher mit nicht weniger Schwierigkeiten als Condamine auf ſeiner Fahrt auf dem Amazonenfluſſe zu kämpfen. Die bewundernswürdige Reiſe, welche D. Antonio Santos nackend, und bald als Karaibe, bald als Macis bemahlt, von der Mündung des Rio Caroni in den Orinoko nach dem kleinen See Parime und von da nach dem Amazonenfluſſe gemacht hat, hat uns indeß mit der Kordillere der Parime weiterhin bekannt gemacht. Unter 4° Breite und 43° Länge wird ſie viel ſchmaler und iſt kaum noch 60 Lieues breit. Sie macht die Waſſerſcheide zwiſchen den Strömen, die nördlich zum Orinoko, Rio Esquibo und den Ocean, und ſüdlich in den Amazonenfluß fließen, (dem Rio Curaricana, Parime, Madari und Mao,) und iſt hier nur von geringer Höhe. Einige Grad weiter nach Oſten erweitert ſich die Kordillere wieder ſüdwärts, nach dem Canno Pirara, längs dem Mao hinab, und hier befindet ſich der aus einem ſtark glänzenden Glimmerſchiefer beſtehende Cerro d’Ucucamo, dem die Holländer den prächtigen Namen: Goldberg, (Monte Dorado,) gegeben haben, wie denn auch die kleine Inſel Ypumucena in der Laguna Parime dieſem glänzenden Glimmerſchiefer ihren Ruf verdankt. Oeſtlich von Rio Esquibo ſcheint die Richtung der Kordillere ſüdöſtlich zu werden. Die Gränitgebirge im Süden des holländiſchen und franzöſiſchen Guyana, in denen die Ströme Berbice, Surinam, Maroni, Aprouaque und Oyapock entſpringen, gehören zu ihr, und dieſes Granitgebirge ſcheint ſich ſehr weit zu erſtrecken, da man denſelben blättrigen Granit an der Mündung des Orinoko unter 8° 20′, zwiſchen dem Upatu und Acquire, und in den Gebirgen von Maya nördlich vom Amazonenfluſſe, unter 2° 14′ Breite findet. Lauter Ströme, die dem Orinoko von Oſt her zufließen, und ſich in ihm nach der Ordnung, wie ſie hier genannt ſind, der Meta unterhalb, die übrigen oberhalb der Waſſerfälle ergießen; nur der Ymirida ſcheint ſich mit dem Guaviari kurz vor deſſen Einfluſſe in den Orinoko zu vereinigen. d. H. Das iſt da, wo ſie den Orinoko erreicht. d. H. Die vier erſten dieſer Ströme fließen nördlich, die vier andern ſüdlich, und fallen insgeſammt, (einige, nachdem ſie ſich zuvor vereinigt haben,) in den Orinoko: erſtere unterhalb der Waſſerfälle, da wo dieſer Strom unter 8° nördl. Breite faſt ganz in öſtlicher Richtung dem Meere zufließt; letztere oberhalb der Waſſerfälle, wo der Orinoko unter 3° nördl. Breite von Oſt nach Weſt fließt. Die Kordillere macht folglich hier die Waſſerſcheidung. d. H. Nach Surville’s Karte fließt der Paſimona anfangs in oſtſüdöſtlicher, dann in oſtnordöſtlicher Richtung dem Rio Negro zu, vereinigt ſich aber, ehe er ihn erreicht, bei der Miſſion Paſimona mit dem Caſiquiari, der den Orinoko mit dem Rio Negro verbindet, und unweit St. Carlos in dieſen ſich ergießt. Der Cababuri ſtrömt ſüdlich dem Rio Negro zu, und fällt in ihn weit unterhalb St. Carlos, wie es ſcheint, ſchon innerhalb der Gränzen von Braſilien. d. H. Das Gränzgouvernement Braſiliens, welches den ganzen nördlichen vom Amazonenfluſſe durchſtrömten Theil Braſiliens umfaßt. d. H. Auf Surville’s Karte iſt er verzeichnet. Er ging von Esmeraldas über 5 andre neue Poblaciones in nördlicher Richtung bis nach der Padamo alto, unweit der Quellen des Padamo; dann weſtnordweſtlich über 11 neue Poblaciones nach der Ventuari an den Quellen des gleichnamigen Stroms, und von da in nördlicher Richtung nach St. Vicente am Aredato, (wahrſcheinlich derſelbe Strom, den Herr von Humboldt Erevato nennt,) und nach St. Luis an der Mündung des Aredato in den Caura; ein Weg von mehr als 100 Lieues. d. H. Mitten zwiſchen Nueva und Vieja Guyana, wo Caroni am Einfluſſe dieſes Stroms in den Orinoko liegt. d. H. Der Rio Parime oder de Aguas Blancas nimmt, nach Surville’s Karte, die andern hier genannten auf, und fällt ſelbſt in 4 Armen in den Rio Negro, der ſich nicht weit unterhalb in den Amazonenfluß ergießt. d. H. Der Abfluß der Laguna Parime in den Mao. d. H. Das iſt alles, was wir von dieſer unermeßlichen Kordillere wiſſen, die von einer Menge wilder, noch unbezwungner und ſelbſt unbekannter Nationen bewohnt wird. Ich bin hierbei lediglich meinen eignen Beobachtungen und den Nachrichten gefolgt, die ich von Indiern eingezogen, oder in Aufſätzen gefunden habe, welche D. Antonio Santos und einige ſeiner Gefährten, Freunden in die Feder dictirt hatten. Alle Karten von dieſen Gegenden ſind völlig unrichtig, und die bei der ſonſt verdienſtvollen Geſchichte des Orinoko vom Pater Caulin, iſt in der Lage der Orte nach unſern Beobachtungen um mehrere Grade unrichtiger, als die 30 Jahr früher gezeichnete Karte von d’Anville; auch ſind darin alle indiſche Namen entſtellt, und Berge und Flüſſe gezeichnet, wo es keine giebt; Fehler, die ſehr verzeihlich ſind, da der Verfaſſer nie jenſeits der Waſſerfälle des Orinoko und noch weniger bis zum Rio Negro gekommen iſt. Dieſes Urtheil über Surville’s Karte, von der hier Herr von Humboldt redet, (S. 400,) ſcheint mir nicht ganz billig zu ſeyn. Alle Orte und faſt alle Flüſſe, welche Herr von Humboldt nennt, finden ſich auf ihr, und mit dem was von ihnen geſagt wird, ſtimmt dieſe Karte, aus der meine Erläuterungen entlehnt ſind, aufs beſte überein. Abweichungen von 1° in der Lage der Orte in einem ſolchen Lande bedeuten nicht viel; auch finde ich die Lage der meiſten der von unſerm Landsmanne beobachteten Orte auf der Karte nicht ſo gar unrichtig. Nur St. Carlos des Rio Negro liegt um etwa 1° zu ſüdlich; dagegen iſt die Breite von Esmeraldas völlig richtig, und die Länge nicht um [Formel] Grad unrichtig. Auch beruht die Karte wohl nicht bloß auf des Paters Caulin Angaben. d. H. Der höchſte Gipfel dieſer ganzen Kordillere ſcheint el Cerro de la Esmeralda oder der Berg von Duida zu ſeyn, deſſen Höhe über dem Meere ich trigonometriſch auf 7938 pariſer Fuß, (1323 Toiſen,) beſtimmt habe. Seine Lage mitten in einer lachenden mit Palmbäumen und Ananas bedeckten Ebene; die ungeheure Maſſe, in der er ſich von der Miſſion aus zeigt; und die Flammen, die er zu Ende der Regenzeit auswirft, machen ihn gleich mahleriſch und majeſtätiſch. Bis jetzt hat ihn noch niemand erſtiegen; es würden, bei dem jähen Anſteigen des Gipfels und der Stärke der Vegetation, dazu Wochen erfordert werden. Nächſt ihm ſind die höchſten Gipfel 6000 bis 6600 Fuß hoch. Die gewöhnliche Höhe der Kordillere beträgt nur 3600 Fuß, und ſtellenweiſe noch weniger, da der ganze Theil zwiſchen dem linken Ufer des Canſiquiari, (eines Arms des Orinoko, der dieſen Strom mit dem Rio Negro und dem Amazonenfluſſe verbindet,) und den Quellen des Ymirida, den Wafſerfällen und Piramena und zwiſchen Carichana und Morocote zerſtört iſt, und nur iſolirte Felſen auf einem ebnen Grunde enthält; eine Zerſtörung, die durch den Abzug der Gewäſſer aus dem Baſſin des Amazonenfluſſes in das von Calabozo und vom untern Orinoko, deſſen Niveau 160 Toiſen niedriger iſt, als jenes, bewirkt zu ſeyn ſcheint. Auf der geologiſchen Karte, die ich von dieſen Gegenden entworfen habe, zeigt ſich ein ungeheures Thal, welches die Llanos des Rio Negro, Caſiquiari und Amazonenfluſſes mit den Llanos der Provinzen Karakas, Barcelona und Cumana verbindet. Dieſes Thal hat ſeinen Abfall nach Norden, und iſt mit einer Menge iſolirter Felſen beſetzt, die an den Ufern des Guaviare und Meta in der Provinz Caſſemore noch jetzt die Richtung der alten Kordillere zeigen. Der öſtliche Rand dieſes Thals iſt der niedrigſte Theil deſſelben, weshalb der heutige Orinoko ſich dort ſein Bett eingegraben hat. Oder ſollte vielleicht das Meer ſelbſt dieſes Thal bedeckt haben und den Theil von Südamerika zwiſchen 2° und 8° Breite und von 55° bis 70° Länge ehemahls eine Inſel geweſen ſeyn? — Noch hat die Kordillere der Parime zwei Merkwürdigkeiten: Erſtens iſt ihr ſüdlicher Abhang weit ſteiler als der nördliche; alle hohe Gipfel, (der Duida, der Maraguaca, der Jao u. ſ. w.,) ſtehn im Südtheile und ſind nach Süden faſt ſenkrecht abgeſchnitten. Zweitens ſcheinen in ihr nirgends Flötzlagen, und mithin auch keine Spuren organiſcher Weſen vorzukommen. In dem weiten Raume, in welchem wir ſie bereiſt haben, bemerkten wir in ihr nur Granit, Gneuß, Glimmerſchiefer und Hornblendſchiefer, die nirgends mit Flötzlagen von Sandſtein oder Kalkſtein bedeckt waren, dergleichen ſich im öſtlichen Theile der Küſten-Kordillere bis zu Höhen von 5856 Fuß erheben. Sollte dieſes mit der Nähe beim Aequator und mit der Achſenumdrehung in Zuſammenhang ſtehn? Calabozo liegt ſüdlich von Karakas in Venezuela am Rio Guarico, der ſich in den Apuré ergießt. d. H. Die dritte uranfängliche Gebirgskette, die Kordillere von Chiquitos, iſt mir nur aus Nachrichten bekannt, welche ich von einigen unterrichteten Männern eingezogen habe, die in Buenos-Ayres gewohnt und die Pampas durchſtrichen haben. Sie verbindet die Andes von Peru und Chili mit den Gebirgen Braſiliens und Paraguay’s, indem ſie ſich von la Paz, Potoſi und Tucuman, durch die Provinzen von Moxos, Chiquitos und Chaco nach dem Gouvernement der Minen und von St. Paul in Braſilien zieht. Die höchſten Spitzen ſcheinen zwiſchen 15° und 20° ſüdlicher Breite zu liegen, wo die Gewäſſer ſich theilen, und nördlich dem Amazonenfluſſe ſüdlich dem Rio de la Plata zufließen. Zwiſchen dieſen drei Kordilleren befinden ſich drei ſehr breite und tiefe Thäler: 1. das Thal des Orinoko und Aburé ſüdlich von der Küſten-Kordillere zwiſchen 8° und 10° nördlicher Breite; 2. das Thal des Rio Negro und des Amazonenfluſſes, zwiſchen den Kordilleren der Parime und von Chiquitos, zwiſchen 3° nördlicher und 10° ſüdlicher Breite; und 3. das Thal der Pampas von Buenos-Ayres, das ſich von St. Cruz de la Sierra bis zu den Patagonen und Cap Virgin von 19° bis 52° ſüdlicher Breite herab zieht. Das zweite dieſer Thäler hängt einiger Maßen mit dem erſtern durch den zerſtörten Theil der Kordillere der Parime zuſammen. Ob auch eine ſolche Verbindung zwiſchen dem dritten und zweiten Statt findet, iſt mir unbekannt; doch zweifle ich daran. — Dieſe ungeheuren Thäler oder Ebenen ſind alle nach Oſten zu offen, wo ſie ſich an den niedrigen und ſandigen Küſten endigen; nach Weſten ſind ſie dagegen durch die Kette der hohen Andes geſchloſſen. Es ſind gleichſam Buchten, die von Oft nach Weſt, (in der Richtung von Strömungen durch die Achſenumdrehung bewirkt,) in das Innere des Landes, und zwar defto tiefer hinein gehn, je breiter es iſt, da ſich das Thal des Orinoko und Apuré an der Gebirgskette, die von Pamplona nach Merida geht, in 73° L., das Thal der Pampas aber in 70° L. endigt. Sie haben insgeſammt etwas Abdachung nach Oſten zu, und ſcheinen mit denſelben Flötzformationen bedeckt zu ſeyn. — — Faſt noch merkwürdiger als ſelbſt die Gebirge ſind dieſe Llanos, dieſe Ebenen, die mehrere hundert Lieues von der Küſte entfernt und nahe bei Gebirgen von 18000 Fuß Höhe doch zum Theil nicht mehr als 40 bis 50 Toiſen über das jetzige Niveau des Meeres erhaben ſind. Das am höchſten liegende Llano, deſſen Höhe ich gemeſſen habe, das zwiſchen den Flüſſen Ymirida, Temi, Pimichia; Caſiquiari und dem Rio Negro, iſt 180 Toiſen über das Meer erhaben, fällt aber ſo wohl nördlich nach Aturès als ſüdlich nach dem Amazonenfluſſe ab. Das Thal des Apuré und Orinoko liegt viel niedriger als das des Caſiquiari; bei Calabozo im Mittelpunkte dieſes Llano, (8° 56′ 56″ Br. und 4St. 40′ 39″ weſtl. Länge von Paris,) hat es nur eine Höhe von 30 Toifen, und bei l’Angoſtura, (8° 8′ 24″ Breite und 4St. 25′ 2″ Länge von Paris,) der Hauptſtadt von Guyana, mehr als 80 Lieues weſtlich von der Küſte, kaum eine Höhe von 8 Toiſen über dem Niveau des Meeres. In Europa haben die Ebenen der Lombardei durch ihre geringe Höhe über dem Meere die meiſte Aehnlichkeit mit den Llanos, de Pavia nach Pini nur 34, und Cremona nur 24 Toiſen über dem Meere liegt. Die andern Ebenen in Europa liegen viel höher; die Niederdeutſchlands 87 bis 120 Toiſen, und die Baierns und Schwabens 230 bis 250 Toiſen über dem Meere. Der Abhang der großen Llanos in Amerika iſt ſo ſanft, und die Ungleichheiten derſelben ſind ſo wenig merklich, daß ein Nichts den Lauf eines großen Fluſſes zu beſtimmen ſcheint. Der Orinoko, der unter 50° weſtlicher Länge ſich nach Portocabello hin in das Meer ergießen zu wollen ſcheint, wendet ſich bei Cabruta nach Oſten, ohne daß man hier oder bei St. Fernando de Atabapo, (3° 55′ 8″ Br.,) das geringſte Hinderniß ſieht, das ſeinem Laufe entgegen geſtanden hätte. Im großen Thale des Rio Negro und des Amazonenfluſſes liegt zwiſchen den Strömen Atabapo, Caſiquiari, Rio Negro und Orinoko ein Parallelogramm von 1600 Quadratlieues, (unter 2° oder 3° nördl. Breite,) in welchem die Gewäſſer der einander gegen über ſtehenden Seiten gerade nach entgegen geſetzter Richtung fließen. Ich fand, daß der Orinoko von der Mündung des Guaviare bis zu der des Apuré auf 70 Lieues 151 Toiſen, von Angoſtura bis zum Meere dagegen nur 8 Toiſen Fall hat. Gerade daſſelbe fand Condamine bei dem Amazonenfluſſe, der von der Stromenge der Pauxis bis Para auf 240 Lieues nur 14 Toiſen Fall hat. — Vielleicht exiſtirte einſt nördlich von der Küſten- Kordillere ein Llano, das eben ſo viel unter dem des Orinoko als dieſes unter dem Llano des Rio Negro lag, und daher jetzt von den Fluthen des Meeres bedeckt iſt. Im neuen Gouvernement von Cumana am Einfluſſe des Manapire in den Orinoko unter 7 [Formel] ° Breite. d. H. Wo der Orinoko, in welchen von Weſten her der Guaiviari und von Süden her der Atabapo ſtrömt, ſeine öſtliche Richtung plötzlich in eine nördliche, die ihm der Atabapo zu geben ſcheint, verwandelt. d. H. Der Atabapo nördlich, der Caſiquiari ſüdlich; der Orinoko weſtlich, der Rio Negro öſtlich. d. H. Das Thal der Mitte oder das Llano des Amazonenfluſſes unterſcheidet ſich ſehr auffallend von dem nördlichen und von dem ſüdlichen Llano. Es iſt mit undurchdringlichen Wäldern bedeckt, durch das allein die Flüſſe Wege zu bahnen vermochten, und ſcheint faſt nur für Thiere, die auf den Bäumen leben, bewohnbar zu ſeyn; die beſtändigen Regen unter dem Aequator veranlaſſen dieſe ſo üppige Vegetation. Dagegen ſind die Llanos des Orinoko und der Pampas mit Gras bedeckte Ebenen, Savannen, auf denen ſich nur einzelne Palmbäume zeigen, und die dieſelbe Hitze, denſelben Mangel an Waſſer, und dieſelben Spiegelungen durch irdiſche Strahlenbrechung, als die Wüſten Afrika’s und Arabiens darbieten. Sollte es aber wohl irgendwo anders ſo vollkommen ebne Flächen als hier geben, Flächen von 800 Quadratlieues, auf denen man keine auch nur 10 Zoll hohe Ungleichheit findet? Die Ebenen in Nieder-Ungarn, öſtlich von Presburg, nähern ſich ihnen am meiſten; La Mancha, die Champagne, Weſtphalen, Brandenburg und Polen ſind dagegen, im Vergleiche mit den Llanos Südamerika’s, bergige Länder. Nur Gewäſſer, die lange Zeit hier ſtanden, konnten, wie es ſcheint, einen ſo völlig horizontalen Boden hervor bringen. Von St. Borjo bis an die Mündung des Rio Negro ſah Condamine nicht einen Hügel, und eben ſo iſt das Llano des Orinoko ohne Inſeln, indem die Morros de St. Juan noch zum ſüdlichen Abfalle der Küſten-Kordillere gehören. Dagegen finden ſich in den Llanos ganz völlig ebene Striche von 200 bis 300 Quadratlieues, die um 2 bis 4 Fuß höher als der übrige Theil liegen; man nennt ſie Meſas oder Bancos; ein Name, der ſchon daran zu erinnern ſcheint, daß dieſes Untiefen in den alten Seen waren. Auch muß ich bemerken, daß im Llano des Orinoko die Mitte der ſchönſte und ebenſte Theil iſt, (ich verſtehe hier das ganze Llano, und nicht das kleine Bett, welches der Orinoko im Südtheile deſſelben eingegraben hat.) Nach den Rändern zu erhebt ſich der Boden dieſes weiten Baſſins und wird ungleich, daher die Llanos, durch die man von Guyana nach Barcellona kömmt, viel weniger vollkommen und eben, als die von Calabozo und Uritucu ſind. — In dem nördlichen Llano, oder dem des Orinoko, ſind die Urgebirgsarten überall mit dichtem Kalkſtein, Gyps oder Sandſtein bedeckt; im Llano des Rio Negro und des Amazonenfluſſes ſteht dagegen der Granit überall faſt zu Tage. Je mehr man ſich dem Aequator nähert, deſto dünner wird das Sandlager, (zerſetzter Sandſtein,) der die uranfängliche Rinde des Erdballes bedeckt, und man findet hier mitten in den Waldungen Flecke von 40000 Quadrattoiſen, wo der Granit, ungeachtet der ausnehmend mächtigen Vegetation, doch kaum mit einigen Lichenes bedeckt iſt, und nicht um 2 Zoll über das Niveau des übrigen Llano hervor ragt. Ob auch etwas Aehnliches ſich in Afrika finden wird, dem einzigen feſten Lande außer Amerika, das unter dem Aequator liegt? Ich komme nun zu einem noch wichtigern und noch weniger unterſuchten Gegenſtande, nämlich zu dem Streichen und Fallen der Urgebirgslager in dem Theile der neuen Welt, den ich durchſtreift bin. Schon im Jahre 1792 wurde ich auf die Bemerkung geführt, daß beides einem allgemeinen Geſetze unterworfen ſey, und daß, (abgeſehn von den Ungleichheiten, die von kleinen Localurſachen herrühren, beſonders von Erzgängen und Erzlagern, oder von ſehr alten Thälern,) die Lagen des geſchichteten grobkörnigen Granits, des blättrigen Granits, [Gneuß,] und ganz beſonders des Glimmerſchiefers und des Thonſchiefers, insgeſammt in Stunde 3 [Formel] des bergmänniſchen Kompaſſes ſtreichen, d. h., einen Winkel von 52 [Formel] ° Südweſt oder Nordoſt mit dem Meridiane des Orts machen, und daß ſie dabei nach Nordweſt einfallen. In dem Streichen iſt hierbei mehr Beſtändigkeit als in dem Fallen, beſonders bei den einfachen Gebirgsarten, (Thonſchiefer, Hornblendſchiefer,) und bei den zuſammen geſetzten von minder kryſtalliniſchem Korne, wie dem Glimmerſchiefer. In dem Granit, (den ich jedoch auch dieſem Geſetze gemäß in der Schneekoppe, im Ochſenkopfe, im Siebengebirge und in den Pyrenäen ſehr regelmäßig geſchichtet gefunden habe,) und im Gneuß ſcheint die gegenſeitige Anziehung der kryſtalliſirten Theilchen oft eine regelmäßige Schichtung gehindert zu haben. In der Lagerung des Glimmerſchiefers und Thonſchiefers zeigt ſich daher mehr Gleichförmigkeit; auch waren es dieſe Gebirgsarten, die mich zuerſt während meines Aufenthalts im Fichtelgebirge und im Thüringer Walde auf die Idee dieſes Streichungsgeſetzes geführt haben. Ich habe ſeitdem das Streichen und Fallen der Urgebirgslager in andern Theilen von Deutſchland, in der Schweiz, in Italien, im ſüdlichen Frankreich, in den Pyrenäen, und zuletzt noch in Galicien mit Sorgfalt gemeſſen. Herr Freisleben, von dem wir ſchon viele wichtige geologiſche Arbeiten haben, hat mir bei einigen dieſen Unterſuchungen geholfen, und wir waren beide über die Gleichförmigkeit des Streichens und Fallens erſtaunt, die ſich uns in einer der höchſten Kordilleren der Welt, den Savoyer; Walliſer und Mailänder Alpen, auf jedem Schritte zeigte. Es war einer der Hauptzwecke, den ich mir bei meiner Reiſe nach beiden Indien vorgeſetzt hatte, dieſem Phänomene und der Identität der Lager weiter nachzuforſchen. Alle Meſſungen, die ich darüber bis jetzt in der Küſten-Kordillere und in der Kordillere der Parime angeſtellt habe, geben mir völlig daſſelbe Reſultat, als meine Unterſuchungen in Europa. In der ganzen Glimmerſchieferkette von Cavaralleda bis zum Rio Mamon, ſo wohl in der Silla de Karakas in 1000 Toiſen Höhe, als im Rincon del Diablo, dem Berge von Guigue, den Inſeln des reizenden Sees von Valencia, und dem ganzen Iſthmus von Maniquare; in dem Hornblendſchiefer, der in den Straßen von Guayana zu Tage ausſteht; ſelbſt bei den Waſſerfällen und im geſchichteten Granit am Fuße des Duida; — ſtreichen die Lager überall von Nordoſt nach Südweſt unter einem Winkel von 50° mit dem Meridiane, (Stunde 3 bis 4 der ſächſiſchen Bouſſole,) und fallen nach Nordweſt unter einem Winkel von 60 bis 80°. Dieſe gänzliche Einförmigkeit der Lagerung der Urgebirgsarten in der alten und in der neuen Welt belehrt uns von einer höchſt wichtigen geologiſchen Thatſache. Es läßt ſich nun nicht ferner mehr wähnen, daß das Streichen der Lager von der Richtung der Gebirgskette abhänge, und daß das Fallen ſich nach dem Abhange des Gebirges richte. Eine Menge Profile, und beſonders ein Durchſchnitt der Gebirge von Genua, durch die Bochetta und den St. Gotthard bis in Franken, die ich nach meiner Rückkunft bekannt zu machen denke, beweiſen ganz das Gegentheil. Die Richtung und beſonders der Abfall der Gebirgsketten, ſo wie die ganze Geſtalt dieſer kleinen Ungleichheiten des Erdkörpers, ſcheinen von neuern und kleinern Phänomenen abzuhängen; eine Strömung von Gewäſſern hat ein Thal in dieſer oder jener Richtung eingeſchnitten, und indem ſie einen Theil des Gebirges mit fortſchwemmte, das Gebirge ſo oder anders ſtreichen gemacht. Die Urgebirgslager ſcheinen vor allen jenen Kataftrophen ſchon in ihrem jetzigen Streichen und Fallen vorhanden geweſen zu ſeyn, und kommen auf den Gipfeln der Alpen und in der Tiefe unſrer Bergwerke auf dieſe Art gleichmäßig vor. Wenn man 15 Lieues weit ununterbrochen durch Thonſchiefergebirge gekommen iſt, deren Schichten alleſammt parallel ſind und unter 70° nach Nordweſt einfallen, ſo darf man nicht mehr glauben, daß dies geſtürzte Lager ſind, die vordem horizontal gelegen haben; das würde einen 15 Lieues hohen Berg voraus ſetzen. Und mit welcher Regelmäßigkeit müßte der nicht eingeſtürzt ſeyn, und in welch einen ungeheuren Schlund! Und was ſoll man vollends zu den Lagern auf der Höhe der Lanterne von Genua, oder auf der Höhe der Bochetta, oder zu St. Mauritius ſagen, die genau parallel ſind mit den Lagern im Fichtelgebirge, in Galicien, in der Sierra de Karakas auf dem Iſthmus von Araya, am Caſiquiari nahe beim Aequator? — — — Man muß geſtehn, daß dieſe Einförmigkeit eine ſehr alte, ſehr allgemeine, und in den erſten Anziehungen der Materie gegründete Urſache, als dieſe ſich in planetariſche Sphäroide zuſammen häufte, voraus ſetzt. Dieſe große Urſache ſchließt den Einfluß localer Urſachen nicht aus, welche kleine Theile der Materie beſtimmt haben, ſich ſo oder anders, den Geſetzen der Kryſtalliſation gemäß, zuſammen zu ordnen. Delamétherie hat dieſe Phänomene, dieſen Einfluß eines großen Berges als Kerns auf die benachbarten kleinern mit Scharfſinn nachgewieſen. Ueberhaupt darf man nie vergeſſen, daß alle Materie nicht bloß nach dem Mittelpunkte getrieben wird, ſondern auch ſich gegenſeitig anzieht. — Auf die Fruchtbarkeit der Provinzen Karakas, Cumana und Barcellona hat dieſe Schichtung der Urgebirgslager in der Küſten-Kordillere einen ſehr nachtheiligen Einfluß. Die Gewäſſer, welche die Berghöhen einſaugen, laufen in der Richtung dieſer Lagerung ab, daher es in den weiten Landſtrichen ſüdlich von der Kordillere an Waſſer fehlt, indeß der nördliche Abhang derſelben äußerſt quellen- und flußreich, aber auch wegen allzu großer Feuchtigkeit und zu dichter Waldungen eben ſo ungeſund als fruchtbar iſt. Die Flötzgebirge, welche ich bis jetzt in der neuen Welt geſehen habe, ſind faſt von derſelben Beſchaffenheit als die in Europa. Auf die älteſten Flötzformationen ſcheint noch dieſelbe Urſache gewirkt zu haben, welche die uranfänglichen Gebirgslager beſtimmt hat, in Stunde 3 bis 4, (oder in N. 50 O. nach dem Schiffskompaſſe,) zu ſtreichen, und häufig fallen ſie, wie auf den Berner, Walliſer, Tyroler und Steyermärker Alpen, ſüdöſtlich ein. Die meiſten jedoch, und beſonders die jüngſten Flötzformationen, die in den von mir bereiſten Diſtricten am häufigſten entblößt ſind, befolgen kein Geſetz, da ſie faſt horizontal gelagert ſind, oder nach dem Rande der großen ausgetrockneten Baſſins, die man hier Llanos, und in AfrikaWüſten nennt, etwas anſteigen. Condamine erzählte ſeinen Freunden, er habe in Peru und Quito keine Verſteinerung gefunden; und doch iſt die Kordillere der Anden kein bloßer Granit, ſondern bei Cuença und weiter ſüdlich mit Gyps und Flötzkalk bedeckt. Ich habe der Verſteinerungen unendlich viel in einer Formation von kalkartigem Sandſteine gefunden, der den nördlichen und ſüdlichen Abhang der Küſten- Kordillere von den Gipfeln St. Bernardin und los Altos de Conoma an, bis an die Punta de Paria und das Endgebirge der Inſel Trinidad bedeckt, und die ſich auch auf Tabago, auf Domingo, zu Guadeloupe auf Grandeterre, (Baſſeterre beſteht aus Granit,) und auf andern Inſeln wieder findet. Eine unzählbare Menge von Meer- und von Landmuſcheln, (zwei Klaſſen, die man in Europa ſo ſelten vermengt findet,) Cellularia, Korallen, Madreporen, Aſtroiten, ſind in dieſem Sandſteine mit eingekittet, und zwar alle zerbrochen. Ganze Felſen beſtehn aus dieſen, faſt zu einem Pulver zerkleinerten Bruchſtücken. Mein Reiſegefährte Bonpland fand unter ihnen ſelbſt Pinnas, Venusmuſcheln und Auſtern, von denen die Originale noch jetzt an dieſer Küſte leben; eine für die Geologie ſehr wichtige Beobachtung. Alles deutet darauf hin, daß dieſe Formation, die ich nirgends über 9 bis 10 Lieues von der gegenwärtigen Küſte entfernt gefunden habe, ſehr neu iſt, und daß die Flüſſigkeit, in der ſie gebildet worden, in heftiger Bewegung war. Auch habe ich ſie nicht in Höhen bis über 30 oder 40 Toiſen gefunden; dagegen ſcheint ſie an mehrern Stellen den Boden des Golfs von Mexico auszumachen, z. B. am Cabo Blanco und an der Punta Araya. Nimmt man dieſe neue Formation von Sandſtein mit Kalkbaſis aus, ſo ſind allerdings die Verſteinerungen in dieſen Gegenden nicht häufig; beſonders iſt mir nicht ein einziger Belemnit oder Ammonit vorgekommen, die doch faſt in allen europäiſchen Flötzgebirgen zu Hauſe ſind. — Das Llano des Orinoko und ſelbſt das des Rio Negro iſt mit einer Breccie aus groben Kieſeln (Nagelfluch) bedeckt, die ſelbſt keine Muſcheln enthält, doch vielleicht andre muſchelhaltige Flötzlagen bedeckt, und in der ſich Stämme verſteinerten Holzes finden, die bis auf 6 Fuß lang und 2 Fuß dick ſind, und einer Art von Malpigia anzugehören ſcheinen. Viel ſeltner, und in einer ganz andern Lage als in jenem kalkartigen Sandſteine ganz neuer Formation finden ſich die verſteinerten Muſcheln, die in einer dichten Kalkſteinformation vorkommen, welche weit älter als der Sandſtein und der Gyps iſt. Anomia, Terebratuliten, — — — liegen da familienweiſe bei einander, wie im Salève bei Genf, auf dem Göttinger Heinberge und bei Jena; ein Zeichen, daß ſie an den Stellen ſelbſt lebten, wo man ſie jetzt verſteinert findet. Sie ſind nicht durch die ganze Maſſe des Geſteins verbreitet, ſondern einigen Lagern eigenthümlich; in vielen Bergen finden ſie ſich gar nicht, wo ſie aber vorkommen, da iſt es immer in großer Zahl, dicht bei einander, und beſonders immer in bedeutenden Höhen; Eigenſchaften, die ſie mit den Muſcheln im Kalkſteine der hohen ſchweizer und ſalzburger Alpen, (der einerlei Formation mit dem thüringer Zechſtein iſt und auf Grauwacke oder ſehr altem Sandſteine aufliegt,) gemein haben. Im dichten Kalkſteine habe ich Muſcheln nur bis auf eine Höhe von 800 Toiſen angetroffen. Indeß beweiſen andre, ziemlich neue Monumente den Aufenthalt der Gewäſſer noch in weit größern Höhen. Abgerundete Kieſelſteine, die ſich auf der Silla de Karakas in 1130 Toiſen Höhe finden, beweiſen, daß, (wie auf dem Bonhomme in Savoyen,) die Gewäſſer vor Zeiten dieſes Thal zwiſchen den beiden Pics von Avila ausgehöhlt haben; ein Durchbruch, der unſtreitig weit älter iſt, als die jetzigen fünf Päſſe der Küſten-Kordillere, nämlich die Thäler des Rio Neveri, des Unare, des Tuy, des Mamon und das Thal von Guyguaca. In einer ſehr entfernten Periode ſcheint das einbrechende Meerwaſſer den Golf von Cariaco und den Golſo Triſte gebildet, die Inſeln Trinidad und Magarita vom feſten Lande getrennt und die Küſte von Kumana zerriſſen zu haben, wo die Inſeln de la Boracha, Picua und Karakas nichts als einen Haufen von Trümmern darſtellen. Jetzt zieht ſich der Ocean hier überall zurück. Die Inſeln Coche und Cuagua ſind Untiefen, die aus dem Waſſer hervorſehn, und die große Ebene, (le Salado,) worauf Kumana ſteht, und die keine 5 [Formel] Toiſen über die Meeresfläche erhaben iſt, gehörte ehemahls zum Meerbuſen von Cariaco, wie die vielen faſt friſchen Muſcheln auf ihr beweiſen. Auch bemerkt man hier und zu Barcelona, daß ſich das Meer jährlich weiter zurück zieht. Bei dem letztern Hafen iſt es in 20 Jahren um 900 Toiſen zurück gewichen. Rührt dieſes von einer wirklichen Verminderung des Waſſers im Meerbuſen von Mexico her? oder findet auch hier vielleicht das Statt, was man im mittelländiſchen Meere bemerkt hat, daß nämlich das Waſſer an andern Orten gewinnt, was es an einigen verliert? Einige ſehr ſonderbare kreisförmige Thäler, die in den Gebirgen von Kumana vorkommen, (z. B. das Thal von Cumanacoa und das von St. Auguſtin in 507 Toiſen Höhe, berühmt durch ſeine erquickende Friſche,) ſcheinen ausgetrocknete, vielleicht durch Erdfälle entſtandne Seen zu ſeyn. v. Humb. Zwiſchen Margarita und dem Iſthmus von Araya. d. H. Eine hiermit nicht zuſammen hängende Erſcheinung iſt die Abnahme der ſüßen Gewäſſer, des Regens und der Ströme in dieſem Welttheile. Der jetzige Orinoko iſt nur noch ein Schatten von dem, was er ehemahls, und vielleicht noch vor tauſend Jahren war, wie die Spuren beweiſen, die das Waſſer an beiden Ufern bis auf eine Höhe von 70 bis 80 Toiſen zurück gelaſſen hat, nämlich Höhlen und ſchwarze Striche durch das Reißblei bewirkt, welche der Strom abſetzt. Auch haben die Indianer die Sage von einer Sündfluth, bei der ſich mehrere Menſchen auf Flößen von Agaveholz gerettet, und darauf die Inſchriften und Hieroglyphen ſollen eingegraben haben, die man in beträchtlichen Höhen im Granit bei Urnana, Incaramada und am Ufer des Caſiquiari findet, obſchon keine der jetzigen Nationen ein Alphabet beſitzt. Von den Gebirgsarten habe ich bis jetzt folgende in dem Theile von Südamerika, den ich durchreiſt bin, gefunden: 1. Urgebirge: Granit. Die ganze Kordillere der Parime, beſonders in der Gegend des Vulkans von Duida, beſteht aus einem Granit, der nicht in Gneiß übergeht. In der Küſten-Kordillere iſt der Granit faſt überall bedeckt und mit Gneiß und Glimmerſchiefer gemengt. Ich habe ihn ſüdlich von Cambury zwiſchen Valencia und Portocabello geſchichtet gefunden, in 2 bis 3 Fuß dicken, ſehr regelmäßig, (in Stunde 3 bis 4,) ſtreichenden Lagera, die nordweſtlich einfielen. Am Rincon del Diabolo, ſüdöſtlich von Portocabello, kommen in ihm große und ſchöne Feldſpathkryſtalle vor, die bis auf 1 [Formel] Zoll ſtark ſind, wie im grobkörnigen Granit des Fichtelbergs, zu Chamouny, in Schottland und zu Guadarama. Auf der Silla de Karakas und an mehrern Stellen kömmt er durch regelmäßige Spalten in Prismen getheilt vor, wie ihn Karſten auf dem Schneeköpfe in Schlefien gefunden hat. Mehrere Granitberge bei Karakas, bei Valencia und in der Sierra Nevada de Merida enthalten, wie der St. Gotthard, förmliche Gangklüfte, die mit ſehr großen und ziemlich ſchönen Quarzkryſtallen tapezirt ſind. In den beiden Llanos, die ich geſehen habe, findet man weder Granitgeſchiebe, dergleichen im nördlichen Deutſchland, (aber nicht in den Ebenen Frankens, Baierns und Schwabens,) in ungeheuren Blöcken vorkommen, noch andre Kieſel von Urgebirgsarten, In den Granitbergen bei Karakas, in denen zwiſchen Valencia und St. Carlos, und in der Sierra Nevada de Merida kommen, wie im St. Gotthard, offne Gänge vor, die mit ſehr großen und ziemlich ſchönen Bergkryſtallen beſetzt ſind. Gneiß, (blättriger Granit,) und Glimmerſchiefer, welche den Granit beſonders in der Kordillere der Küſte von Venezuela bedecken. Der Gneiß herrſcht vorzüglich vom Cap Chichibocoa bis zum Cap Coadera; (auch in den Inſeln des Sees von Valencia) bei Cap Blanc fand ich in ihm einen ſchwärzlichen Quarz, der in Werner’s Kieſelſchiefer übergeht. Der Macanao auf Margarita, und die ganze Kordillere des Iſthmus von Cariaco beſteht aus Glimmerſchiefer mit rothen Granaten. An einer Stelle fand ich darin etwas weniges Cyanit. Im Gneiß des Bergs von Avila fand ich grüne Granaten, indeß der Glimmerſchiefer da keine Granaten enthält; in Europa findet ſich gewöhnlich das Gegentheil. An einem Orte am Caſiquiari ſah ich im Gneiß, (ſo wie unweit Valencia im Granit,) runde Maſſen von 3 bis 4 Zoll Durchmeſſer, von feinkörnigem Granit, der aus gelbem Feldſpath, viel Quarz und faſt gar keinem Glimmer beſtand. Iſt dies etwa ein älterer Granit, der in einem neuern vorkömmt? oder ſind nicht vielmehr dieſe Maſſen, die wie Kieſel ausſehn, Wirkungen der Anziehung, die, als die ganze Steinmaſſe ſich bildete, einige Moleculen einander mehr wie andere näherte? Auch in Schleſien, zu Wunſiedel im Fichtelberge, zu Chamouni, am St. Bernard, beim Escurial und in Galicien findet man Granit, der andern in ſich zu enthalten ſcheint. Unweit Karakas. d. H. An mehrern Orten der Küſten-Kordillere geht der Glimmerſchiefer in Talkſchiefer über. In der Kordillere der Parime kommen große Maſſen eines ſehr glänzenden Talks vor, denen der Berg Dorado und die Inſel Ypumucena, (S. 417,) ihren Ruf zu danken haben. Ich habe kleine Götzenbilder aus Nephrit oder feiner Jade geſehn, die vom Erovato herkamen. Vielleicht kommen da im Gneiß Felſen von Jade vor, dergleichen ich bei Urſern am St. Gotthard gefunden habe. Condamine fand die harte Art der Jade, die unter dem Namen des Amazonenſteins bekannt iſt, am Amazonenfluſſe. Im Granit, Gneiß und Glimmerſchiefer kommen hier, wie in Europa, verſchiedne untergeordnete Lager vor: im Meere bei Cap Blanc, weſtlich von Guayra Chloritſchiefer; in den Straßen von St. Thomas in Guayana, und ſüdlicher in der Kordillere der Parime ſehr reiner und ſchöner Hornblendſchiefer; in der Silla de Karakas zu Porzellänthon verwitterte Feldſpathlager; im Ifthmus von Cariaco und bei Guayra Quarzlager mit Titanium; bei Karakas Quarzlager mit magnetiſchem Eiſen; zwiſchen Karakas und Guayra körnigblättriger Kalkſtein ohne Tremolith, aber mit viel Schweſelkies und ſpäthigem Eiſenſteine, indeß in der Kordillere der Parime Kalkſtein gänzlich zu fehlen ſcheint, da man ihn dort ſchon ſeit vielen Jahren umſonſt geſucht hat; bei Chacao und im Iſthmus von Cariaco Zeichenſchiefer oder ziemlich reines Reißblei, und an andern Orten Quarzgänge, worin ſich Kieſe und Spießglanz, die goldhaltig ſind, finden, gediegenes Gold, Kupferfahlerz, Kupferlaſur, Malachit u. ſ. w. Auf Kupfer ſteht jedoch nur das einzige Bergwerk von Aroa in Umtrieb, wo 60 bis 70 Sklaven jährlich 1500 Zentner Garkupfer produciren, wovon der Zentner für 12 Piaſter verkauft wird. Das Thal, worin die Gruben liegen, die auf ein Stockwerk, (oder eine Vereinigung vieler Gänge,) zu bauen ſcheinen, iſt minder ungeſund, als es die dem Meere näher liegenden Thäler ſind, wo die Indier zu Urama, Maron und Alpagoto Gold waſchen, und wo, wie in dem fruchtbaren Thale von Kavarinas, die Luft Gift zu ſeyn ſcheint; an dieſen ungeſundern Orten finden ſich aber viel reichere Erzgänge. Das Gold iſt dort durch die ganze Provinz verbreitet, vorzüglich in den Quarzlagern, beſonders im Cerro de Chacao und Real de Santa Barbara bei St. Juan, dem einzigen Orte in Südamerika, wo ich Schwerſpath gefunden habe. Alle Flüſſe in der Provinz Karakas führen Gold; doch iſt das kein Beweis, daß ſich in ihr reiche, noch unbekannte Goldadern finden. Das Gold könnte wohl durch die ganze Maſſe des Granits zerſtreut ſeyn; wenigſtens kenne ich weder in Europa noch hier irgend eine hohe aus Granit beſtehende Kordillere, deren Flüſſe nicht Gold führten. Aroa liegt weſtlich von Portocabello. d. H. Thonſchiefer iſt ziemlich ſelten; doch kömmt über dem Glimmerſchiefer am ſüdlichen Abhange der Küſten-Kordillere, nahe beim Llano, an einigen Stellen blauer Thonſchiefer mit Quarzgängen vor, und an mehrern Stellen des Iſthmus von Cariaco Thonſchiefer mit 2 bis 3 Fuß mächtigen Lagern Alaunſchiefer, woraus natürlicher Alaun, dem von Tolfa ähnlich, auswittert, womit die Indianer einen kleinen Handel treiben. Serpentinſtein kömmt auf dem Glimmerſchiefer in einer Höhe von 245 Toiſen liegend, auf dem Plateau der Villa de Cura in der Küſten-Kordillere vor. Er iſt hier und da olivengrün, enthält Glimmer, aber weder Granaten noch Schillerſpath, noch Hornblende, dagegen Klüfte mit bläulichem Speckſtein. Urtrapp oder Werner’s Urgrünſtein, der aus einer innigen Mengung von Hornblende und Feldſpath beſteht, worin manchmahl Schwefelkies und Quarz eingeſprengt ſind, (einerlei Formation mit dem Paterleſtein (?) des Fichtelbergs,) der ſelbſt in Europa wenig bekannt iſt, und den man oft mit Baſalt verwechſelt hat. Er findet ſich an mehrern Stellen am nördlichen und ſüdlichen Abhange der Küſten-Kordillere, des Berges von Avila, im Meere am Cap Blanc, — — in Lagen von 2 Toiſen oder in Kugeln von 4 Fuß bis 3 Zoll Durchmeſſer, die aus concentriſchen Lagen beſtehn, und durch Glimmerſchiefer und Urthonſchiefer zuſammen gebacken ſind, welches für das hohe Alter dieſer Gebirgsart zeugt; auch bei Karakas in einem wahren, die Lagen des blättrigen Granits durchſetzenden, doch in einem neuern Granit eingeſprengten Gange, und hier enthält der Grünſtein rothe Granaten, dergleichen ich in ihm in Europa nie gefunden habe. 2. Werner’s Uebergangsformation. Sie findet ſich vorzüglich im nördlichen Theile der Kordillere der Parime und in großer Maſſe am ſüdlichen Abhange der Küſten-Kordillere, zwiſchen den Llanos und den Morros de St. Juan, zwiſchen der Villa de Cura und Parapara, (9° 33′ und 9° 55′ Br.,) wo ſie von 1800 Fuß Höhe über dem Meere bis 378 Fuß Höhe herab geht, und wo man ſich in ein Land von Baſalt verſetzt zu ſehn glaubt. Alles erinnert hier an die Berge um Bilin in Böhmen, oder um Vicenza in Italien. — Der Urſerpentin an den Ufern des Tucutunemo, (der, gleich dem ſchleſiſchen, Kupfergänge enthält,) wird allmählig feldſpath- und hornblendhaltig und geht in den Trapp oder Grünſtein über. Dieſer Trapp ſindet ſich in Maſſe, ſtreichend in St. 7 und fallend unter 70° nördlich, oder lagenweiſe concentriſch in Kugeln, die bald in einem mit Magneſia gemengten Thone, der kleine koniſche Berge bildet; bald in einem ſehr ſchweren grünen Schiefer, der innig mit Hornblende und Thonſchiefer gemengt iſt, ( Werner’s Uebergangs-Thonſchiefer, der an einer Stelle in den Thonſchiefer, über welchem er liegt, übergeht,) vorkommen. In dieſem Trapp oder Grünſtein findet ſich blättriger Olivin in vierſeitigen Prismen kryſtalliſirt, wie ihn Freisleben auf einer Reiſe, die wir mit einander nach Böhmen machten, entdeckt hat; Augit mit muſchlichem Bruch; Leucit-Dodecaeder; und Höhlungen, die tapezirt ſind, mit Grünerde, der von Verona ähnlich, und mit einer Subſtanz von Perlenmutterglanz, die ich für Zealith halte. Nach Parapara zu werden dieſer eingeſprengten Theils immer mehr, und hier bildet der Trapp wahren Mandelſtein, auf welchem, nahe beim großen Thale des Orinoko, die ſonderbare Gebirgsart aufliegt, welche Werner Porphyrſchiefer und Charpentier Hornſchiefer nennen, und, gleich dem des biliner Steins im böhmiſchen Mittelgebirge aus einen grünen Maſſe ſehr harten foſſilen Klingſteins beſteht, der an den Kanten halb durchſcheinend iſt, Glas ritzt und Feuer ſchlāgt, und worin ſich Kryſtalle von glaſigem Feldſpath finden. Ich erwartete nichts weniger als dieſe Gebirgsart in Südamerika wieder zu finden, wo ſie indeß keine ſo grotesken Gruppen als in Böhmen und in den euganeiſchen Gebirgen bei Vicenza bildet, wo ich ſie ebenfalls gefunden habe. 3. Flötzgebirge. Sie ſind von neuerer Bildung als die organiſchen Weſen, und folgen hier, ihrem relativen Alter nach, in derſelben Ordnung auf einander, wie man ſie in den Ebenen Europa’s findet, und die der treffliche Mineralog Herr von Buch in ſeiner mineralogiſchen Skizze der Grafſchaft Glatz geſchildert hat, (einem kleinen Werke voll großer Anſichten und intereſſanten Thatſachen.) Ich habe hier zwei Formationen von dichtem Kalkſteine bemerkt: die eine macht den Uebergang in den feinkörnigen und unmerkbar blättrigen Kalkſtein, und iſt mit dem Kalkſteine der hohen Alpen identiſch; die andere iſt dicht, ſehr homogen, mit mehr Muſcheln vermengt, und gleicht dem Kalkſteine vom Jura, von Pappenheim, Gibraltar, Verona, Dalmatien und Suez. Ferner eine Formation von blättrigem Gyps, und eine von Salzthon, dem beſtändigen Begleiter des Steinſalzes in Tyrol, Steiermark, Salzburg und in der Schweiz. Mergelſchiefer, der in Lagern im Alpenkalkſteine vorkömmt. Endlich zwei Formationen von Sandſtein, die eine älter und faſt ohne Muſcheln, bald klein-, bald gorbkörnig, (Sandſtein der Llanos;) die andere, ſehr neu und voller Trümmer von Meerthieren, geht in dichten Kalkſtein über. Der blaue Alpenkalk mit Gängen von weißem Kalkſpath liegt auf Glimmerſchiefer in der Quebrada Secca, nahe am Tuy, öſtlich von Punta Delgada, (Stunde 3, mit 70° ſüdöſtl. Fallen,) zu Bordones, auf der Inſel Trinidad, und auf dem Berge von Paria. Sollte er nirgends auf todt liegendem ruhen? Wie in der Schweiz, ſo auch hier enthält dieſe Kalkformation drei untergeordnete Formationen. a. Mehrfache Lager von Mergelſchiefer, (dem thuringiſchen Kupferſchiefer,) die hier mit Schwefelkies und Erdharz vermengt ſind. Dieſer Schiefer enthält Kohlenſtoff und zerſetzt die atmoſphäriſche Luft, indem er das Sauerſtoffgas aus ihr einfaugt. b. Lagen von Salzthon mit Steinſalz und Gypskryſtallen. In ihm befinden ſich die Salinen von Araga, die von Pozuelas de la Margarita. — — c. Ein Sandſtein, der aus kleinen Quarzkörnern beſteht, die in eine kalkartige Maſſe eingemengt ſind, faſt ohne verſteinerte Muſcheln iſt, und immer Waſſer, manchmahl auch kleine Lagen braunen Eiſenſteins enthält, von denen ich nicht gewiß bin, ob ſie über oder unter dem Kalkſteine liegen. Auf dieſem Kalkſteine liegt der andere viel neuere, der ſehr weiß, ſehr dicht, ſehr foſſil, voller Höhlen, die von Millionen von Vögeln bewohnt ſind, zuweilen auch porös wie der in Franken iſt, und Felſen von grotesken Figuren bildet, (Morros de St. Juan, de S. Sebaſtian.) Er enthält Lagen von einem merkwürdigen ſchwarzen Hornſtein, der in Kieſelſchiefer oder lydiſchen Stein übergeht, ägyptiſchen Jaspis — — — Auf dieſem dichten Kalkſteine, der dem des Jura ähnlich iſt, liegt bei Soro am Golfo Triſte ein ſehr ſchöner Alabaſter in einer großen Maſſe. Alle dieſe Gypſe enthalten Schwefel, wie der zu Bex und zu Kretzetzow in den Karpathen. Dieſelbe Kalkformation mit ſchwarzem Hornſtein ſcheint Condamine auch im Thale des Amazonenfluſſes und des Rio Negro bemerkt zu haben. Er und der Gyps ſind in den Thälern des Orinoko und des Amazonenfluſſes mit einem Conglomerat aus großen Kieſeln, (Geſchieben von Kalkſtein, Quarz und lydiſchem Stein,) bedeckt, welches der Nagelfluch im Salzburgiſchen, bei Aranjuez, — — — ähnlich iſt. Dieſes findet ſich in den Llanos über einen Raum von mehr als 18000 Quadratlieues verbreitet. Es enthält kleinkörnigere Lager und Spuren von braunem und rothem Eiſenſtein. Verſteinerungen habe ich nie darin geſehn. Neuer als dieſes Conglomerat und immer nur unweit der Küſte befindlich, iſt der muſchel- und korallenreiche Sandſtein, der in Kalkſtein übergeht, doch immer, wenn man ihn genau unterſucht, Quarzkörner enthält, (ſ. S. 432.) 4. Vulkaniſche Produkte. Man wird erwarten, daß ich mit einer Aufzählung vulkaniſcher Steinarten dieſe geologiſche Skizze eines Landes beſchließe, deſſen unglückliche Bewohner den furchtbarſten Erdbeben ausgeſetzt ſind, wo hohe Berggipfel, (der Duida,) und ſeit kurzem ſelbſt Höhlen, (die Cueva del Cuchivano im eben erwähnten Flötzkalke,) Flammen ausſpeien, wo es vom Golfo Triſte bis zur Sierra Nevada de Merida ſiedend heiße Quellen giebt, (die Hitze der von Triachevar fand ich auf 72,3° R.,) wo unweit Cumacator auf der Küſte von Paria ein Luftvulkan ſteht, deſſen Getöſe man weithin hört, und wo man an mehrern Orten Schwefelgruben, der auf Guadeloupe ähnlich, findet; in einem Lande endlich, wo an Stellen, (Tierra Hueca de Cariaco,) der Boden in einer Ausdehnung von einigen Quadratlieues hohl und unterminirt iſt, wo 1766 nach eilf Monaten Erdbeben der Boden ſich aller Orten öffnete, um mit Erdharz vermengtes Schwefelwaſſer auszuſpeien, und wo man aus der Erde, mitten in den trockenſten Ebenen, (in der Meſa de Guanipa und von Cary,) Flammen hat hervor kommen ſehn, welche das Volk für den Geiſt des Tyrannen Aguirre hielt. Allein die Natur ſelbſt überhebt mich dieſer Mühe. Die Wirkungen der Vulkane in dieſer neuen Welt ſind von denen in Europa verſchieden. So groß und ſchrecklich ſie in ihren Wirkungen ſind, ſo verändern ſie hier doch nicht die Natur der Steinarten, auf welche ſie ihre Kraft ausüben. Der ungeheure Ausbruch des Tonguragua, der Pelileo zerſtörte, bedeckte den Boden nicht mit Laven, ſondern mit einem lehmigen Kothe, der ſich aus den ſchwefelwaſſerſtoffhaltigen Waſſern niederſchlug, welche die Erde ausſpeite. Zu dieſen vulkaniſchen Wirkungen ſcheinen die Hauptſache beizutragen: die ſchwefelhaltigen Gypsformationen; die allen Gebirgsarten und ſelbſt dem Granit beigemengten Schwefelkieſe; die oben beſchriebne bituminöſe Salzthon-Formation; das Steinöhl oder der Asphalt, (brea, chapapote,) welche man auf allen Waſſern ſchwimmen ſieht, oder auf dem Baden derſelben findet; und endlich eine ungeheure Maſſe von Regen- oder Meerwaſſer, die dann wahrſcheinlich in den von der Sonne ſtark erhitzten Boden eindringt, und darin theils in Dämpfe verwandelt, theils zerſetzt wird, wobei ſich überall Schwefelwaſſerſtoffgas entbindet. Die Schwefelgruben auf der Baſſeterre von Guadeloupe, von denen wir vor kurzem eine ſo intereſſante Beſchreibung erhalten haben, vom Montmiſene, von St. Chriſtophe de l’Oualiban, von St. Lucie und von Montſerratte, ſtehn wahrſcheinlich mit denen auf der Küſte von Paria in Verbindung. Cavanilles Nachrichten von dieſem verwüſtenden Ausbruche eines der Vulkane der Anden, ſüdlich von Quito, habe ich den Leſern der Annalen ſchon vor mehrern Jahren, (Annalen, VI, 67,) mit Erläuterungen und Bemerkungen mitgetheilt. Beides, die Nachricht und die Erläuterungen, verdienen hierbei, und noch mehr bei dem folgenden Aufſatze, nachgeleſen zu werden. d. H. Doch dieſe Vulkane gehören mehr für die Phylik als für die Mineralogie, und ich muß noch in mehrern Gegenden Beobachtungen ſammeln, ehe ich über einen ſo mißlichen Gegenſtand gehörig urtheilen kann. Gebe der Himmel, daß der öſtliche Theil von Neu-Andaluſien nicht einmahl eine ähnliche Kataſtrophe erfahre, als die, welche die Ebenen von Pelileo zerſtört hat. Folgende Tabelle ſtellt das verhältnißmäßige Alter der Ur- und der Flötz-Formationen in den beiden Kordilleren von Venezuela und von der Parime, und in den beiden großen Thälern des Orinoko und des Amazonenfluſſes dar, oder die Folge, in welcher ſie über einander liegen: Urgebirgsarten. Flötzlager. Prophyrſchiefer. Sandſtein mit Muſcheln der jetzigen Welt. Mandelſtein mit Leuciten. Sandſtein ohne Muſcheln, (Conglomerat.) Urtrapp mit Olivin, (Grünſtein.) Gyps, körniger und blättriger. Uebergangs-Hornſchiefer. Dichter Kalkſtein m. Lagern lydiſch. Steins u. Hornſteins. Ur-Thonſchiefer mit Lagern natürlichen Alauns. Dichter Kalkſtein, in den blättrigen übergehend, mit Kalkſpathgängen und Lagern Mergelſchiefer. Glimmerſchiefer mit Granaten und Lagern von Reißbleiſchiefer. Blättriger Granit. Gneiß mit Lagern von Urkalk. Granit in Maſſe, oft gemengt mit Jade und Reißblei.