April. S. 293 — 388. Hier fängt S. 310 bis 329 (ein vortreflicher Aufſaz Humbold’s an; er läuft im Mai-Stüke (S. 389 — 420) fort. Dennoch iſt es nur ein Auszug aus einer Abhandlung, die der V. nebſt einer geologiſchen Sammlung an die Directoren des naturhiſtoriſchen Cabinets zu Madrid aus Südamerica eingeſandt hat; Delametherie rükte ihn in das Journal de physique P. 53. (Meſsidor 9.) ein; daraus überſezten ihn die Herausgeber der geographiſchen Ephemeriden und aus dieſen entlehne ich ihn wieder, faſt unverändert, da man nicht wohl aus einem Auszuge wieder einen Auszug liefern kann, und jedermann bekennen wird, daß man überhaupt bei Humboldt’s Schriften bei ihrer Gedrängtheit und Fülle gar zu ſchwer darankomme, auch nur eine Zeile wegzulaſſen, oder ſie noch gedrängter und den- noch ohne Verluſt für die Wiſſenſchaft auszuſprechen. Alſo Skizze einer geologiſchen Schilderung des ſüdlichen America von F. A. v. Humboldt. Seitdem er die beiden erſten Skizzen ſeiner geologiſchen Schilderung des ſüdlichen America’s von Caracas und Nueva Valencia nach Madrid geſchikt, habe er einen Weg von 1200 Meilen zurükgelegt, und auf demſelben ein Vierek zwiſchen Caribe, Portocabello, Pimichin und Eſmeralde beſchrieben, deſſen Raum über 59000 Quadratmeilen betrage; denn das Land zwiſchen dem Berge Parca, und Portocabello, und zwiſchen der nördlichen Küſte und dem Thale des ſchwarzen Fluſſes, der ſich in den Amazonenfluß ergießt, kenne er nicht. Bei dem ungeheuren Umfange dieſes Erdſtrichs müſſe er ſich begnügen, mit groben Zügen zu malen, um das Gezimmer der Erde, die Abdachung des Ländes, die Richtung und Neigung der Gebirgslagen, ihr relatives Alter, ihre Aehnlichkeit mit den Bildungen in Europa kenntlich zu machen. Dieſe Umſtände zu erfahren, ſey das dringendſte Bedürfniß der Wiſſenſchaft; man müſſe ſich in der Mineralogie orientiren, wie man ſich in der Geographie orientirt; wir kennen Steine, aber keine Berge; wir haben die Materialien; aber wir kennen das Ganze nicht, von dem ſie Theile ſind. Er hoffe, daß unter der Menge von Gegenſtänden, die ihn auf dieſer Reiſe um die Welt beſchäftigen, der Bau der Erde durch ſeine Unterſuchungen einiges Licht erhalten werde! Die müheſamen Reiſen, die er ſeit 8 Jahren in Europa gemacht habe, hatten keinen andern, als eben dieſen Zwek; und wenn er das Glük haben werde, nach Europa zurükzukehren, und ſeine geologiſchen Manuſcripte, die er in Deutſchland und Frankreich zurükgelaſſen habe, wieder unter die Hände zu bekommen, ſo dürfe er hoffen, ſich an die Zeichnung eines Riſſes vom Gezimmer der Erde wagen zu können. Es werde ſich dann zeigen, was er ſchon lange geſagt habe, daß die Richtung und Neigung, das Streichen und Fallen der primitiven Erdlagen, der Winkel, den ſie mit dem Meridian des Orts, und mit der Erdachſe machen, von der Richtung und dem Abfall der Berge unabhängig ſey, und daß ſie ſich nach Geſezen richten; daß ſie einen allgemeinen Paralleliſmus beobachten, der nur in der Anziehung, und im Umſchwunge der Erde gegründet ſeyn könne. Man werde beſtätiget finden, was Freiesleben, v. Buch, und Gruner bewieſen haben, daß die Folge der Flözſchichten, die man für eine Eigenthümlichkeit gewiſſer mit Fleiß durchwühlter, und genauer unterſuchter Provinzen, z. B. Thüringen und Derbyshire, hielt, allgemein ſtatt finde, und daß eine Identität in den Schichten der Bildungen erſcheine, aus der man ſchließen müſſe, daß dieſelben Ablagerungen auf der ganzen Oberfläche der Erde zu gleicher Zeit erfolgt ſeyen. Alle dieſe Ideen ſeyen von der größten Wichtigkeit, nicht nur für den Philoſophen, der ſich zu allgemeinen Begriffen zu erheben ſuche, ſondern auch für den Bergmann, der das, was er nicht vor Augen habe, im Geiſte vorausſehen, und ſich auf die Analogie richtiger Erfahrungen ſtüzen müſſe. Sie begründen ein neues und zuverläßiges Wiſſen; denn ſie beſchränken ſich auf die Beobachtung; das Bild der Erde werde gezeichnet, ſo wie es ſey; wie alles ſo wurde, gehöre nicht hieher. Die Geologie ſey nicht eher ein ſchwankendes und unſicheres Wiſſen geworden, als da ſich die Phantaſie der Menſchen beſonders mit der Geſchichte der Erde befaßt habe, zu der es an Urkunden und an verſtändlichen Denkmalen faſt gänzlich fehle. S. meinen Vorbericht zum 5ten B. d. Jahrbücher S. XIV — XIX. d. H. Ehe er die Gebirgslagen beſchreibe, die er vom Aequator an bis an die Küſte der Provinz Venezuela beobachtet habe, wolle er eine allgemeine Anſicht von der Geſtalt dieſes Continents geben. Unglüklicher Weiſe fehle es gänzlich an frühern Beobachtungen, die dieſer Darſtellung zur Grundlage dienen könnten. Seit einem Jahrhunderte habe man zwar manche auffallende Bemerkungen über dieſes Land geſammelt; aber es ſey keine einzige Idee, die eigentlich die Geologie deſſelben betrefe. bekannt geworden. Das groſſe Genie von Condamine, der Eifer des D. Georg Jvan de Vlloa würden uns gewiß hier nicht im Dunkel gelaſſen haben; aber damals habe es faſt noch keine Mineralogie gegeben. Alles, was man zu jener Zeit machen konnte, habe im Ausmeſſen, und Nivelliren beſtanden. Indem ſie auf der hohen Cordillere der Anden, die von N. nach S. ſtreicht, und von Zitara bis zum Cap-Pilar ſich erſtreke, beſchäftigt waren, und die ungeheure Höhe des Gebirges bewunderten, vergaſſen ſie, daß das ſüdliche America andere Cordilleren aufweiſe, die dem Aequator parallel von O. nach W. ſtreichen, und die durch ihre Höhe wenigſtens eben ſo ſehr die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher verdienen, als die Carpathen, der Caucaſus, die Alpen des Valais und die Pirenäen. Man beſchreibe gewöhnlich den ganzen ungeheuren Landſtrich an der weſtlichen Seite der Anden, der ſich ſchräge bis an die Küſte von Guiana und Braſilien hin erſtrekt, als eine niedrige Ebene, die den Ueberſchwemmungen der Flüſſe ausgeſezt ſey. Da nur zuweilen einige Mönche, Mißionäre des h. Franciſcus, und ſelten Soldaten über die Cataracten hinaus bis zum Rio negro gelangen, ſo bilden ſich felbſt die Bewohner der Küſte von Caracas ein, daß die ungeheuren Ebenen (Llanos de Calabozo, del Guarico, de Apure), die ſie ſüdlich über den Thälern Aragua ſehen, ſich ohne Unterbrechung bis zu den Pampas von Buenos-Ayres, und bis zu den Gatagoniern erſtreken; allein es ſey weit gefehlt, daß die Ausdehnung dieſer Llanos bis dahin gehe; ſie ſeyen keine ununterbrochenen Ebenen, vielmehr daſſelbe Phänomen, was uns Canada und Yucatan, die Inſel St. Domingo, der Norden von Sierra de St. Martha, die Provinz Barcelona, und das Land zwiſchen Monte- Video, und Mendoza, Neuholland, der öſtliche Theil von Ungarn, und das Hannöver’ſche zeigen. Sie ſeyen durch die Cordilleren voneinander geſchieden, und liegen eben ſo wenig in einer Ebene, als die Wüſten (Llanos) von Africa, und die Steppen der Tartarei, die ſich ſtufenweiſe erheben, ſo wie man ſich vom Meer entferne. Wenn man von den Einbrüchen abſehe, welche die Nordſee, das mittelländiſche Meer u. ſ. w. in der alten Welt verurſacht haben, ſo zeige ſich die Richtung ihrer Cordilleren doch nicht ſo ſehr verſchieden von der in der neuen Welt, wie die meiſten Naturforſcher behauptet haben; man erkenne auch da die Spuren von mehrern hohen Gebirgsketten, die von N. nach S. ſtreichen, und von denen andere von O. nach W. auslaufen. Die Granite und Glimmerſchiefer von Norwegen, von Schottland, des Walliſerlands, der Bretagne, der Provinz Galicien, von Alemtéjo, des Cap Bogador (auf Ténériſſa habe er dergleichen mit Granaten gefunden), des obern Guinea, von Congo, und vom Tafelberg, ſo wie die uranfänglichen Gebirge von Orenburg, des Caucaſus, Libanon, von Abyſſynien und Madagascar ſcheinen urſprünglich nichts anders als zwei groſſe dem Meridian parallele Cordilleren dargeſtellt zu haben. In der neuen Welt ziehe ſich dieſe Cordillere parallel dem Meridian, vom Cap Pilar bis in den Norden von Californien über Nutka- und Prinz-Williams-Sund hinaus gegen die Berge Aleganhy hin, welche Stewart 1792 auf ſeiner Reiſe nach den Quellen des Miſſury, dem nördlichen Theile der Anden, der von beinahe eben ſo cultivirten Indianern bewohnt ſey, wie die Peruaner des 15ten Jahrhunderts waren, entdekt habe. Von dieſer Cordillere laufen Veräſtungen von Urgebirgen aus, welche von W. nach O. ſtreichen; die von Nordamerica kenne er nicht; es ſcheine aber, als ob in Canada unterm 50° und 42° N. B. dergleichen vorhanden wären, ſo wie die in dem zerſtörten Continent des Meerbuſens von Mexico unter 19° und 220 (wie die Gebirge von Cuba und St. Domingo bezeugen ). Im ſüdlichen America gebe es drei Ketten von Urgebirgen, die dem Aequator parallei laufen, unter 9° und 10° die Kette der Küſte; unter 3° bis 7° die Kette, in der ſich die groſſen Cataracten von Aturès (5° 39′ Br.) und Maypure (5° 12′ 50″) befinden, die er daher die Kette der Cataracten oder von la Parime nennen werde, und unter 15° und 20° ſüdl. Breite die Kette von Chiquitos. Man könne dieſe Ketten noch jenſeits des weſtlichen Oceans im alten Continent verfolgen, und man ſehe, wie unter derſelben Breite die Urgebirge von Fernambouc, Minas, La Bahia, und Janeiro denen von Congo entſprechen; wie die ungeheure Ebene bei dem Amazonenfluſſe den Ebenen vom untern Guinea gegenüber liege, die Cordillere der Cataracten dem obern Guinea, und die Llanos des Mißißippi, ſeit dem Einbruche des Meerbuſens von Mexico ein Eigenthum des Meeres, gegenüber der Wüſte von Serah. Dieſe Anſicht werde weniger gewagt ſcheinen, wenn man ſich den alten und neuen Continent durch die Gewalt des Waſſers voneinander geriſſen denke. Die Form der Küſten, die ein- und auswärts ſpringenden Winkel von America, Africa, und Europa bezeugen dieſe Cataſtrophe; was wir den Atlantiſchen Ocean nennen, ſey nichts, als ein Thal, vom Meere ausgewühlt. Die pyramidaliſche Form aller Continente mit gegen S. gerichteter Spize, die gröſſere Verflächung der Erde am Sudpol, und andere von Reinhold Forſter beobachtete Erſcheinungen ſcheinen zu beweiſen, daß der Andrang des Waſſers von S. kam. An der Küſte von Braſilien von Rio Janeiro bis Fernambouc fand es Widerſtand, und richtete ſich von dem 50° N. Br. an gegen Nordoſt, wo es den Golf von Guinea, bei Leango, Benin und Minc auswühlte; durch die Gebirge von Ober-Guinea wurde es gezwungen, ſich nach Nordweſt zu richten, und zerſtörte bis zum 23° N. Br. die Küſten von Guiana, von Mexico und Florida. An der hohen Cordillere der vereinigten Staaten brach ſich die Gewalt des Waſſers noch einmal; es lenkte zum zweitenmal ab gegen Nordoſt, und ſchonte weniger der weſtlichen Küſten von Europa, als der nördlichen von America. Dieſer Canal habe ſeine geringſte Breite bei Braſilien und Grönland; er ſcheine ſich aber, der geographiſchen Geſchichte der Thiere und Gewächſe zufolge, zu einer Zeit gebildet zu haben, wo die organiſche Schöpfung noch gar nicht, oder nur wenig auf der Erde zur Entwiklung gekommen war. Es würde für die Geologie ſehr wichtig ſeyn, wenn auf einer auf Koſten einer Regierung unternommenen Seereiſe das Streichen und Fallen, und das Verhältniß der Gebirgslagen an den ein- und auswärts gehenden Winkeln von America und Africa unterſucht würde; man würde hier eben die Analogie wieder finden, die man am Canal von Calais, und am Sund, an den Säulen des Hercules und am Helleſpont bemerkt habe, — kleinen Einriſſen, die eben ſo neu ſeyen, als die ſecondären Bildungen des Kalkfelſens vom Jura, von Pappenheim, la Mancha, Marſeille. Derbyshire, und Suez, die alleſammt zugleich durch einen Niederſchlag entſtanden ſeyen. Von den drei Cordilleren vom Urgebirge, welche das ſüdliche America von W. nach O. durchlaufen, ſey die nördlichſte, oder von Venezuela die höchſte, aber die ſchmälſte. Von der groſſen Ebene von Quito ziehe ſich die wahre Kette der Anden durch Popayan und Choco an der Weſtſeite des Fluſſes Atrato (oder Rio San Juan), zwiſchen dem Thal Tatabé der Provinzen Zitara und Biruguete, gegen den Iſthmus hin, wo ſie am Ufer des Chagre ein Bergland bilde, von nicht mehr als 2 — 300 Toiſen Höhe. Aus dieſen Anden entſtehe die Cordillere an den Küſten von Venezuela; höhere, und weniger regelmäßige Gruppen bildende Bergreihen ziehen ſich auf der Oſtſeite des Rio atrato, unter dem Namen der Sierra de Abibé, und der Montes de Cauca durch die hohen Savannen von Jolu gegen den Magdalenaſtrom, und die Provinz der heil. Martha. Die Cordillere der Küſte ziehe ſich ein, ſo wie ſie dem Meerbuſen von Mexico näher komme, am Cap von Vela, und laufe ſodann zuerſt von SSW. gegen NNO. ſtreichend, von W. nach S. bis zu dem Gebirge von Paria, oder vielmehr bis zu der Punta de la Galera auf der Inſel Trinidad. Ihre größte Höhe habe ſie da, wo ſie den Namen der Sierra Nevada de S. Martha (Br. 10° 2′), und der Sierra Nevada de Merida (Br. 8° 30″) führt; die erſtere ſey bei 5000, die andere 5400 ſpaniſche Ellen (varas) oder 2350 Toiſen hoh. Die Paramo de la Roſa, und de Macuchi, ſo wie die Berge von Merida ſeyen beſtändig mit Schnee bedekt; aus ihren Seiten ſprudle kochendes Waſſer, (mit Waſſerſtoffſchweſel), und in der Höhe übertreffen ſie den Pic von Teneriffa, und halten es vielleicht dem genauer gemeſſenen Montblanc gleich. Dieſe Coloſſen und die heilige Martha ſtehen faſt iſolirt da, von wenig hohen Gebirgen umgeben. Bis in W. von S. Fé, oder bis zur Sierra von Zuindiù ſehe man keine beſchneite Bergſpize, und die Sierra Nevada de Merida ſtehe am Rande des Llano de Caracas, der keine 40 Toiſen über der Meeresfläche erhaben ſey. Der Montblanc, der die hohe Kette der Alpen ſchlieſſe, zeige daſſelbe Phänomen. Die Höhe der größten Berge ſey doch ſo unermeßlich klein im Verhältniß zu der Maſſe der Erde, daß es ſcheinen möchte, es hätten ſehr geringe örtliche Urſachen noch mehr Materie auf jedem Puncte anhäufen müſſen. Der Theil der Küſten-Cordillere, der weſtlich des Maracaybo-Sees liege, und an die Anden ſelbſt anſchlieſſe, habe groſſe von S. nach N. ſtreichende Thäler, als das Thal der Magdalena, des Cauca, des heil. Georg, von Sinu, und Atrato. Es ſeyen dieß ſehr lange, aber enge und waldige Thäler. Der Theil der Cordillere hingegen, die ſich von Merida nach Trinidad ziehe, ſchlieſſe drei Thäler, von O. nach W. gerichtet, ein, die, wie Böhmen, oder das Haslithal in der Schweiz, Zeichen tragen, daß ſie ehemals Seen waren, deren Waſſer verdünſtete, oder ſich einen Durchgang eröffnete und abfloß. Dieſe 3 Thäler ſeyen geſchloſſen durch die zwei parallelen Bergreihen, in die ſich die Küſten-Cordillere theile, vom Cap Vela an bis zum Cap Codera; die nördlichere Reihe ſey die Fortſezung der heil. Martha, die ſüdlichere eine Verlängerung der Sierra Nevada de Merida. Die erſte ziehe ſich durch Burburuta, Rincon del diablo, durch die Sierras de Mariara, den Berg Aguasnegras, den Monte de Arila, und die Silla de Caracas zum Cap Codera; die zweite, 3 bis 4 Meilen ſüdlicher, durch Guigui, la Palma, durch die hohen Bergſpizen von Guairaima, Tiara, Guiripa, und die Savana de Ocumare zu den Mündungen des Tuy. Dieſe zwei Reihen vereinigen ſich durch zwei Arme, die von N. nach S. laufen, gleichſam als Dämme, durch die jene alten Seen in ihren Gränzen gehalten wurden. Dieſe Dämme ſeyen weſtlich die Berge von Carora, der Tonto, S. Maria, der Berg des heil. Philipps und Aroa; ſie ſcheiden die Llanos von Monai von den Thälern von Aragua. Oeſtlich ſeyen die dürren Bergſpizen de los Teques, die Coquiza, Buena Viſta und die Altos de S. Pedro, durch welche die Thäler von Aragua, oder der Quelle des Tuy (denn es ſey nur ein Thal vom Fuſſe der Coquiza, oder der Hacienda de Briſenno bis Valencia) von dem Thale de Caracas getrennt werden. Oeſtlich vom Cap Codera wurde ein groſſer Theil der Küſten- Cordillere von Venezuela zerſtört, und unter Waſſer geſezt bei der groſſen Cataſtrophe, die den Golf von Mexico bildete. Die Reſte davon erkenne man in den hohen Bergſpizen der Inſel Margaretha (dem Macanao und Valle S. Juan) und in der Cordillere des Iſthmus von Araya, die die Glimmerſchieferberge von Maniguares, Chupazipari, den Diſtilador, Cerro-Grande, den Berg des heil. Joſeph, und von Paria enthalte; Reſte, die er genau unterſucht habe, und in denen er durchgehends dieſelbe Gebirgsart, dieſelbe Richtung und Neigung der Gebirgslagen fand. Das Niveau der drei Teiche oder Thäler von Caracas, Aragua und Monai ſey über die Meeresfläche erhaben; ſie erniedrigen ſich ſtufenweiſe, und die höchſte Stufe (étage) ſey die öſtliche zum Beweiſe, daß ſie zu einer andern, frühern Zeit gebildet wurden, als die Llanos, deren Abdachung von O. nach W. gehe, wie der ganze Continent von Südamerica. Durch wiederholte barometriſche Meſſungen fand er die Höhe des Thales von Caracas zu 416 T., von Aragua zu 212 T. über der Meeresfläche; die Llanos von Monai, das weſtlichſte Baßin, ſcheinen kaum 80 bis 100 T. Erhöhung zu haben. Das Thal von Caracas ſey ein See, der ſich einen Abfluß gemacht habe durch die Quebrada von Tipe, Catia, und Rio Mamon; das Baßin von Aragua ſcheine dagegen nach und nach durch Verdünſtung ausgetroknet zu ſeyn; denn noch izt ſehe man den Rükſtand des alten Waſſers (überladen von ſalzſaurer Kalkerde) in dem See von Valencia, der ſich von Jahr zu Jahr mehr einziehe, und ſeine Untiefen als Inſeln entdeke, die man unter dem Namen der Aparecidas kenne. Die Höhe der Küſten-Cordillere betrage gemeiniglich 6 bis 800 T.; ihre erhabenſten Spizen, Sierra Nevada de Merida, und die Silla de Caracas (auf die er eine ſehr mühſame Reiſe mit ſeinen Inſtrumenten gemacht habe) haben 2350 T. und 1316 T. Höhe. Nach W. hin erniedrige ſie ſich immer mehr und das Cap Codera habe nur 176 Toiſen. Der Macanao auf der Margarethen-Inſel, den er trigonometriſch gemeſſen habe, habe nicht mehr als 342 T.; allein dieſe ſchnelle Erniedrigung finde nur am Urgebirge der Küſtencordillere ſtatt. An der öſtlichen Küſte erheben ſich ſecondäre Anhäufungen des Kalks vom Cap Unare an zu einer beträchtlichern Höhe, als der Gneiß, und der Glimmerſchiefer; dieſe Kalkfelſen, die mit Sandſtein von kalkerdiger Grundmaſſe bedekt ſeyen, und die Küſtencordillere an ihrem ſüdlichen Abhange begleiten, ſeyen ſehr niedrig an der Seite von Cura; erheben ſich aber in Maſſe gegen die öſtliche Spize des Continents hin. Im Bergartin werden ſie 702 T. hoh, im Coccollard 392, im Cucurucho du Tuminiquiri (der höchſten Bergſpize der Provinz Cumana) 976 T., und die Pyramide des Guacharo erhebe ſich bis zu 820 T.; vom Cap Unare an bilden ſie eine Reihe abgeſonderter Berge, in der das uranfängliche Gebirg gänzlich verſchwinde; mit der Glimmerſchiefer-Cordillere (von Maniquarés und Paria) ſtehen ſie auch nur durch den Cerro de Meapire in Verbindung, der (analog den Aeſten von Torito und los Teques, welche die Baßins von Monai, Aragua, und Caracas abſondern) von S. nach N. ſtreiche (von Guacharo und Catouaro zum Berge Paria) und die Thäler von Cariaco (das ausgetroknete Ufer des Golf von Cariaco) von dem Thal des heil. Bonifacius, das ehemals zum Golfo Triſte gehörte, abſondere. Die Anhäufungen der Kalkformation am öſtlichen Theile der Küſte ſcheinen dieſes Land den Erdbeben mehr ausgeſezt zu haben. Der Cerro de Meapire verhinderte zur Zeit des Einbruchs des Meerbuſens von Cariaco und des Golfo Triſte das Waſſer, die Landung von Araya und das Gebirge Paria in eine Inſel zu verwandeln. Der Abfall der Küſten-Cordillere von Venezuela ſey ſanfter gegen S. als gegen N., was beſonders auffalle, wenn man von den Höhen von Guigue durch S. Juan, Parapara, Ortiz, gegen die Meſa de Paja, die ſchon zu dem groſſen Llano de Calabozo gehöre, herabſteige. Der nördliche Abfall ſey überall ſehr gähe, und man werde kaum (den Montblanc allein ausgenommen, über Courmayeur) einen fürchterlichern Abgrund finden, als die ſenkrecht, 1300 Toiſen ſich erhebende Mauer der Silla de Caracas über Caravalledo; die genaue Meſſung dieſer Felſenmauer war für die Seefahrer von groſſer Wichtigkeit, indem ſie nun durch den Erhebungswinkel ihre Entfernung von der Küſte finden können. Die Erſcheinung eines ſanfteren Abfalls nach S. ſcheine den Beobachtungen, die man an andern Cordilleren der Erde gemacht habe, zu widerſprechen, da man behaupte, daß ſie insgeſammt gegen S. und W. hin gählinger abfallen. Dieſer Widerſpruch ſey aber nur ſcheinbar, indem der nördliche Theil der Cordillere bei der groſſen Cataſtrophe, durch die der Meerbuſen von Mexico ward, durch die Gewalt des Waſſers weggeriſſen wurde, und alſo der nördliche Abhang ſeiner Zeit auch hier ſanfter ſeyn konnte, als der ſüdliche. Betrachte man die Geſtalt der Küſte, ſo zeige ſie ſich zimlich regelmäßig gezähnt. Die Vorgebirge von tres Puntas, Codera, S. Roman und Chichibacoa (weſtlich von Cabo de la Vela) bilden eine Reihe von Landſpizen, unter denen die weſtlichen mehr nach N. zu auslaufen, als die öſtlichen. Im Strich (au vent) eines jeden dieſer Vorgebirge habe ſich eine Bucht (anſe) gebildet, und man könne ſich nicht enthalten, in dieſer ſonderbaren Bildung die Wirkung der tropiſchen Strömung (die man auch die Strömung der Erdrotation nennen könnte) zu ſehen; eine Wirkung, die ſich auch in der Richtung der Küſten von Cuba, S. Domingo, Portorico, Iucatan und Honduras, ſogar in der Reihe der Inſeln unter dem Winde (Grenada, Orchila, Rocca, Aves, Buenayre, Curaçao, und Aruba) den Ruinen der Cordillere vom Cap Chichibacoa, die alle dem Aequator parallel ſeyen, zeige. Eben dieſes Vorgebirge Chichibacon war es auch, ſeiner weniger beträchtlichen Höhe ungeachtet, das durch ſeinen Widerſtand gegen die Fluth das Königreich Neugrenada geſchüzt habe, daß es nicht ſo viel Land verlor, wie die Capitanie generale von Caracas. Die zweite urſprünglichere Cordillere des ſüdlichen America, oder die Cordillere der Cataracten des Orinoco ſey noch ſehr wenig bekannt. Auf der Reiſe, die er an den ſchwarzen Fluß gemacht habe, bis zu den Gränzen des groſſen Bara, habe er ſie auf mehr als 200 Meilen (lieues), zuerſt von N. nach S., von Cerro de Uruana bis zum Atabapo und Tuamini, ſodann von W. nach O. von den Mündungen des Ventuari bis zum Vulcan von Duida, den er unter 3° 13′ 26″ Br., 4 St. 34′ 7″ Länge weſtlich von Paris, gefunden habe, unterſucht. Ueber dieſe Cordillere, der man auch den Namen von Parima, oder Dorado geben könnte, ſey erſt ſeit 30 Jahren, ſeit der Reiſe der Herrn Ituriaga und Solano, der Uebergang möglich. Da aber alle europäiſche Niederlaſſungen am Orinoco und Rio negro dermal nur 400 indianiſche Familien enthalten, und der Weg von Esmeralde nach Erevato und Caura ſich ganz verloren habe, ſo ſtellten ſich dieſen Unterſuchungen mehr Schwierigkeiten entgegen, als Condamine auf ſeiner etwas längern Schiffahrt auf dem Amazonenfluße, deſſen Uſer ſeit vielen Jahrhunderten bevölkert ſeyen, erfahren habe. Die Cordillere der Cataracten, oder von Parima trenne ſich von den Anden von Quito, und Popayan unter dem 3° — 6° der Breite. Sie ſtreiche von W. nach O. von Paramo de Tuquillo, und S. Martin, oder den Quellen des Guaviare über Morocote, Piramena, und Matuco, und ziehe ſich durch das Land der Indianer Guajibos, Sagi, Daguères und Poigraves nach der Richtung der groſſen Flüſſe Meta, Vichada, Zama, Guaviare, und Imirida, unter 70° weſtlicher Länge von Paris, zwiſchen den hohen Spizen von Uniama, und Cunavami. Sie bilden die raudals von Aturès und Maypure, abſcheuliche Waſſerfälle, die den einzigen Durchgang übrig laſſen, durch den man im Innern des Landes zu dem Thale des Amazonenfluſſes kommen könne. Von 70° der Länge erhebe ſich dieſe Cataracten-Cordillere, und breite ſich ſo ſehr aus, daß ſie das ganze ungeheure Land zwiſchen den Flüſſen Caura, Erevato, Cavony, Paraguamusi, Ventuari Jao, Padamo, und Manariche einnehme, und ſogar nach S. gegen die Quellen von Pasimona, Cachevayneris und Cababury hinabſteige. In dieſen Gegenden habe die Cataracten-Cordillere über 120 Meilen Breite. Noch mehr gegen O. zwiſchen dem 68° und 60° weſtlicher Länge von Paris ſey ihre Fortſezung wenig bekannt. Er ſey mit den aſtronomiſchen Inſtrumenten nur bis zum Rio Guapo, der ſich dem Cerro de la Cauclilla (68°,331′ weſtlicher Länge von Paris) gegenüber in den Orinoco ergieſſe, gekommen. Die Indianer Catarapeni und Maquiritares, welche in der kleinen Mißion von Esmeralde leben, kamen noch 15 Meilen weiter gegen O. über die Berge Guanaja und Yamariquin bis zum Cauno Chiguise; aber weder Europäer, noch Indianer, mit denen Europäer geſprochen haben, kennen dieſe Quelle des Orinoco, der hier Canno Panagua heiſſe, und kaum noch 150 bis 200 T. breit ſey (da er im Gegentheile bei Boca de Apuré (7° 32° 20″ Br.) 4632 T. in der Breite habe, wie er ſelbſt gefunden habe). Die Wildheit der Indianer Guaicas, nur 4 Fuß hoher, aber ſehr weiſſer und kriegeriſcher Menſchen, und beſonders die Rohheit der Guajaribos, gröſſerer Menſchenfreſſer, als die andern von ihm beſuchten Nationen, würde nur einer militäriſchen Expedition erlauben, über die kleine Cataracte (Raudal de Guajaribos) öſtlich von Chiguire vorzudringen. Aber durch die bewunderungswürdige Reiſe, die der D. Antonio Santos nakend, mit Onotho gemalt, und bald als Caribe, bald als Macacy, deren Sprachen er redete, verkleidet, gemacht habe, durch dieſe Reiſe vom Orinoco an (der Mündung des Rio Caronis) bis zum kleinen See Parima, und bis zum Amazonenfluß, habe man von der Fortſezung der Cataracten-Cordillere Nachricht erhalten. Unter 4° — 5° Br. und 63° L. verenge ſie ſich ſehr, ſo, daß ſie kaum 60 Meilen breit ſey. Sie erhalte da den Namen Serrania de Quimiropaca, und Pacaraimo, und bilde eine Kette nicht ſehr hoher Gebirge, durch die die Waſſer zertheilt werden. Das Waſſer des nördlichen Abfalls, der Nocapray, Paraguamuci, Benamo, und Mazuruni, fließe gegen den Orinoco, und Rio Esquibo ab; die Wäſſer des ſüdlichen Abhangs, der Rio Cururicana, Parima, Madari und Mao ergießen ſich in den Amazonenfluß. Einige Grade weiter nach O. dehne ſich die Cordillere von neuem in die Breite aus, indem ſie ſüdlich gegen den Canno Pirara längs dem Mao hinabſteige. Hier ſey es, wo die Holländer dem Cerro d’Ucucuamo den prächtigen Namen des Goldberges, oder Dorado gegeben haben, weil er aus einem ſehr glänzenden Glimmerſchieſer beſtehe, einem Foßil, das auch die kleine Inſel Ypamucena im Parima-See in Ruf gebracht habe. Oeſtlich von Rio Esquibe, oder jenſeits des Landes der Indianer Aturajos wende ſich die Cordillere gegen Südoſt, indem ſie ſich mit den Granitgebirgen des holländiſchen und franzöſiſchen Guiana vereinige, welche von verbündeten Negern und Caraiben bewohnt ſeyen, und den Flüſſen Berbice, Surinam, Marony, Aprouague und Oyapock den Urſprung geben. Die zulezt genannte Berggruppe dehne ſich ſehr aus; derſelbe Gneiß zeige ſich zu Baxo Orinoco (8° 20′ Br.) zwiſchen den Mündungen des Upata und Acquire, und unter 2° 14′ d. Br. auf der Nordſeite des Amazonenflußes in den Bergen von Fripoupon und Maya. Dieß ſey die Geſtalt der groſſen Cataracten-Cordillere, welche von einer zahlloſen Menge unbezähmter, den Europäern wenig oder gar nicht bekannter Wilden bewohnt ſey. Er habe bei dieſer Beſchreibung bloß ſeinen eigenen Beobachtungen gefolgt, und die Notizen, die er von den Indianern erhielt, ſo wie die Bemerkungen des D. Antonio Santos, und einiger ſeiner Glüksgefährten, die ſie ihren Freunden dictirt haben, benüzt. Die Charten, die man von dieſem Theile des feſten Landes habe, ſeyen durchaus falſch, und die der Geſchichte das Evircoco von P. Caulin (einem ſonſt ſehr verdienſtvollen Werke) beigefügte Charte zeigte ſich nach ſeinen lezten Beobachtungen über Länge und Breite, um einige Grade noch unrichtiger, als die 30 Jahre vorher von d’Anville gegebene; auch ſeyen auf ihr alle indianiſche Namen entſtellt, und Berge und Flüſſe gezeichnet, wo keine beſtehen. Die Parima-Cordillere erreicht nirgends die Höhe der Sierra Nevada in der Provinz Caracas, oder die Höhe von 2350 Toiſen. Ihre höchſte Spize ſcheine zu ſeyn der Cerro de la Esméralda, oder der Berg Duida, den er durch trigonometriſche Meſſung 1323 T. über der Meeresfläche erhaben gefunden habe, faſt eben ſo hoh als der Canigou. Die Lage dieſes Bergs in einer lachenden, mit Palmen und Ananas bedekten Ebene, die ungeheure Maſſe, die er von der Seite der Mißion, und des Rio Canucanuma und Tamatama darſtelle, die Flammen, die er zu Ende der regnigten Jahreszeit ausſtoſſe, alle dieſe Verhältniſſe geben ihm ein eben ſo maleriſches als majeſtätiſches Anſehen. Noch kein Indianer erſtieg den Gipfel des Berges, und die Klippe ſeiner Spize, ohne wochenlange Arbeit, weil die Macht der Vegetation in dieſem Clima der Reiſe entgegenſtehe. Nach dem Duida ſeyen der Maraguaca (mehr gegen O. dem Fluß Simirimoni zu) und die hohe Cordillere vom Cunarami und Calitamini, die man zu Maypurè und S. Barbara unter dem falſchen Namen Sipapo kenne, die höchſten Spizen der Kette; ſie habe 1000-1100 T. Höhe. Die gewöhnliche Erhöhung der Cordillere überſteige indeſſen 600 T. nicht, und zuweilen ſey ſie noch geringer, indem der zwiſchen dem linken Uſer des Caßiguiarè (einem Arme des Orinoco, der dem R. Negro und Amazone untereinander verbinde,) und den Quellen des Ymirida, zwiſchen den Cataracten und Piramena, zwiſchen Carichana und Morocote gelegene Theil zerſtört ſey, und nur noch einzelne Felſen darſtelle; die Urſache dieſer Zerſtörung ſcheine ein Durchbruch des Waſſers aus dem Baßin des Amazone gegen das Baßin von Calaboze und Baxo Orinoco, welche in der Höhe um 160 T. unterſchieden ſeyen, geweſen zu feyn. Die geologiſche Charte dieſer Gegenden ſtelle ein unermeßliches Thal dar, welches die Llanos des R. Negro, Caßiguiazé, und Amazone, mit denen der Provinz Caracas, Barcelona, und Cumana vereinige; ein Thal, das gegen N. zu, abfalle, und von einer groſſen Zahl einzelner Felſen, welche an den Ufern des Guaviare und Nuta in der Provinz Caſſemora die Richtung der alten Cordillere anzeigen, durchſchnitten ſey. Der öſtliche Saum dieſes Thales ſey der niedrigſte Theil deſſelben; daher habe auch der Ueberreſt des Waſſers (der Orinoco) ſein Bette an dieſer Stelle eingeſchnitten. Dieſe Cordillere habe zwei ſehr merkwürdige Eigenſchaften; erſtlich daß, ſo wie es bei andern Gebirgen bemerkt worden, der ſüdliche Abhang um vieles gäher ſey, als der nördliche (die hohen Gipfel des Canavami, Jao, des Vulcans Duida, Maraguaca liegen alle gegen S., und ſeyen dorthin ſenkrecht abgeſchnitten); zweitens, dieſe Cordillere ſcheine nicht einen Felſen aus Flözgebirge zu enthalten, folglich nichts aus dem organiſchen Reiche entlehntes. Auf ſeinem Uebergange über dieß Gebirge habe er nichts bemerkt, als Granit, Gneiß, Glimmerſchiefer und Hornblendeſchieſer; nirgends eine Bedekung von Sandſtein, oder ein Kalkflöz, das ſich auf der Küſten-Cordillere von Venezuela bis zu 976 T. über das Meer erhebe. Der V. fragt hier, ob wohl die Nähe des Aequators und die Rotation bei dieſem Phänomen Einfluß gehabt habe? Die dritte Kette von Urgebirgen, die Cordillere von Chïquitos, ſey ihm nur aus den Erzählungen einiger unterrichteter Perſonen, die ſich in Buenos Ayres aufgehalten, und die Pampas durchreist haben, bekannt. Sie vereinige die Anden von Peru und Chili mit den Gebirgen von Braſilien und Paraguay, indem ſie ſich von la Paz, Potosi, und Tucuman, durch die Provinzen Maxos, Chiquitos und Chaco, gegen das Gouvernement der Minen und S. Paul in Braſilien hinziehe. Ihre höchſten Gipfel ſcheinen zwiſchen 15 — 20° ſüdl. Br. zu ſeyn, da ſich die Ströme zwiſchen dem Amazonen- und la Plata-Strome auf dieſer Höhe theilen. Zwiſchen den obigen in Hinſicht auf ihre Richtung genauer beſchriebenen drei Cordilleren liegen drei breite und tiefe Thäler, 1) das Thal zwiſchen der Südſeite der Küſtencordillere von Venezuela, und zwiſchen der Cataracten-Cordillere, oder das Thal von Orinoco und Apuré (zwiſchen 8 — 10° Br.); 2) das Thal des Negro- und Amazonenſtroms, begränzt durch die Parima-Gebirge, und die Cordillere von Chiquitos (zwiſchen 3° nördl. und 10° ſüdl. Br.); 3) das Thal der Pampas von Buenos Ayres, das ſich von S. Cruz der Sierra bis zum Cap des Vierges (von 19 — 52° ſüdl. Br.) erſtrekt. Das erſte und zweite Thal ſtehen gewiſſermaſſen miteinander in Verbindung durch die Zerſtörung eines Theils der Parima-Cordillere. Er wiſſe nicht, ob dies auch der Fall mit den Pampas, und mit dem Amazonenthale ſey; es ſcheine jedoch nicht, wenn ſchon die Llanos von Monſo eine Art von Canal bilden, der von Nordoſt gegen Südoſt herabſteige. Alle dieſe ungeheuren Thäler oder Ebenen ſeyen nach O. hin offen, indem ſie in eine niedrige, und ſandige Küſte auslaufen; gegen Abend aber durch die Kette der hohen Anden geſchloſſen. Es ſeyen Buchten (Anſes), welche von O. nach W. gehen (in der Richtung der tropiſchen Strömungen), und ſich deſto tiefer ins Innere des Landes erſtreken, je breiter der Continent ſey. Die Thäler des Apuré und Orinoco ſchließen ſich durch das Gebirg, das von Pampelona nach Merida ſich erſtreke, bei 73° Länge; das Thal der Pampas bei 70° Länge; ſie fallen insgeſammt gegen O. ein wenig ab, und ſcheinen von einerlei Formation des Flözgebirgs bedekt zu ſeyn. Nach Tralles müßte man ſich in der Schweiz eigentlich weit mehr über die Tiefe der Seen wundern, als über die Höhe der Berge; ungefähr daſſelbe könne man in Hinſicht auf die Llanos von Südamerica behaupten. Man müſſe erſtaunen, einen Continent zu ſehen, der in ſeinem Innern (und zwar mehrere hundert Meilen weit von der Küſte und in der Nähe von 3000 T. hohen Bergen) kaum 50 T. über die jezige Waſſerfläche erhaben ſey? Wenn die Fluth in dieſen Orten ſo hoh ſtiege, wie zu S. Malo und Briſtol, wenn Erdbebungen den Ocean mehr in Bewegung ſezten, ſo müßte ein groſſer Theil dieſer Thäler oft unter Waſſer geſezt werden. Der höchſte Llano, den er gemeſſen habe, ſey der zwiſchen den Flüſſen Ymirida, Temi, Pimichia. Caßiguiare und Guainia (Rio negro) gelegen; er habe 180 T. Höhe; ſenke ſich aber gegen Aturès hin nach N. eben ſo, wie gegen den Amazone nach S. Das Thal des Orinoco und Apuré ſey noch viel niedriger, als das von Caßiguiaré und Calabozo in der Mitte des Llano (er habe daſelbſt, unter 8° 56′ 56″ Br. und 4h 40′ 39″ L. weſtlich von Paris Beobachtungen angeſtellt). An der Stelle der Hauptſtadt von Guayana, l’Angoſtura (Br. 8° 8′ 24″. L. 4h 25′ 2″), ſey es nur 33 T. und 80 Meilen weſtlich von der Küſte kaum 8 T. über die Meeresfläche erhaben. In Europa gleichen die Ebenen der Lombardie durch ihre geringe Erhebung den Llanos am meiſten; Pavia habe nach Pini nur 34, Cremona 24 T. Höhe; die andern Ebenen von Europa ſeyen um vieles erhabener; Niederdeutſchland (Sackſen, Unterſchleſien) habe eine Höhe von 87 bis 120 T., die Ebenen von Baiern und Schwaben 230 bis 250. Der Abfall der Llanos von America ſey ſo ſanft, ihre Unebenheiten ſo unmerklich, daß ein Nichts einen groſſen Fluß beſtimme, auf dieſer, oder jener Seite zu fließen. Der Orinoco ſcheine über 70° Länge gegen Portocabello hin ſich ins Meer ergieſſen zu wollen; allein bei Cabrouta lenke er nach O. ab, ohne daß man hier, oder bei S. Fernando de Atabapo (Br. 7° 55′ 8″) den geringſten Widerſtand entdekte, der ſich ſeinem Laufe entgegen ſezte. In dem groſſen Thale des Rio negro und des Amazone ſey ein Landſtrich (unter 2 oder 3° N. Br.) von nicht viel weniger, als 1600 Quadratmeilen, der durch die groſſen Flüſſe Atabaßo, Caßiguiare, Guainia und Orinoco begränzt werde, und ein Parallelogramm darſtelle, in dem das Waſſer an den 4 entgegengeſezten Seiten in entgegengeſezter Richtung flieſſe. Beim Orinoco fand er von der Einmündung des Guaviare bis zu der des Apuré in einer Diſtanz von 70 Meilen 151 T. Abfall; aber nur 8 von der Hauptſtadt an bis zum Meere. La Condamine habe beim Amazonenfluße genau daſſelbe beobachtet; von der Enge von Pauxis bis Para, wo er 240 Meilen durchlaufe, ſenke er ſich um nicht mehr, als 14 Toiſen. Vielleicht lag an der Nordſeite der Küſten-Cordillere von Venezuela ein Llano, der um ſo viel niedriger war, als der Llano des Orinoco, als der Llano des Rio negro höher ſey, als der Orinoco-Llano; vielleicht blieb aus dieſem Grunde jener Llano vom Waſſer des Meerbuſens bedekt. Guainia, der Name, den die Mariſitaniſchen Indianer dem Rio negro beilegen. Die Sprache dieſer Indianer ſey gegen den Aequator hin faſt eben ſo allgemein, als die Caraibiſche Sprache unter 10° Breite. Die beiden Llanos, die an den entgegengeſezten Enden von Südamerica liegen, unterſcheiden ſich ſehr auffallend von dem zwiſchen ihnen in der Mitte liegenden Llano, oder dem Thale des Amazone. Dieſer ſey von ſo undurchdringlichen Wäldern bedekt, daß ſich bloß Flüſſe einen Weg hindurch bahnen können, und daß faſt keine andern Thiere da leben können, als die ſich auf Bäumen aufhalten; der beſtändige Regen unter dem Aequator begünſtige ſo ſehr die Vegetation. Ganz anders verhalte ſichs mit den Llanos des Orinoco und den Pampas, Ebenen von Kräutern bedekt, Savannen, die nur wenige zerſtreute Palmen enthalten. Dieſelbe Wärme, eben dieſer Mangel an Waſſer, ähnliche Refractionserſcheinungen (man ſehe die Gegenſtände verkehrt in der Luft ſchweben) zeigen ſich hier, wie in den Wüſten von Africa und Arabien. Kaum gebe es irgendwo ſo vollkommene Ebenen, Ebenen, die (meſa de Pavone, meſa de Guanipa) auf 800 Quadratmeilen keine Ungleichheit, die nur 3 bis 10 Zoll hoh wäre, ſehen lieſſen. Die Ebenen von Niederungarn, weſtlich von Preßburg, gleichen ihnen noch am meiſten; denn das platte Land von la Mancha, der Champagne, von Weſtphalen, Brandenburg und Polen ſey Gebirgland in Vergleichung mit den Llanos von Südamerica. Nur ein langer Stillſtand des Waſſers (man erinnere ſich des Haßlithals, des ausgefloſſenen Sees von Lungern) ſcheine im Stande geweſen zu ſeyn, einen ſo horizontalen Boden zu erzeugen. Spuren alter Städte zeigen ſich hier auch; aber ſelten ſehe man ſolche, die ſich wie Schlöſſer erheben (la piedra Guanan, L. 4h 38′ 14″, Br. 1° 59′ 48″) auf dem Llano des Caßiguiaré, und des Rio negro. Aber von S. Borja bis zu der Mündung des ſchwarzen Fluſſes ſah Condamine kein Hügelchen, und auch der Llano des Orinoco ſey ohne Inſeln. Da die Morros de S. Juan noch zu dem mittäglichen Abhange der Cordillere von Venezuela gehören, ſo würde ein ungeſtümmes Waſſer alles mit ſich fortgeriſſen haben, und das jezige Meer zeige auch ungeheure inſelnleere Räume; anſtatt der Inſeln gebe es auf den Llanos ganz ununterbrochene Stellen von 2 — 300 Quadratmeilen Flächenraum, die ſich um 2 bis 5 Fuß über die Ebene erheben, und die man meſas, oder bancos nenne, als wollte man damit ſagen, daß es Untiefen im alten See waren. Die Mitte des Orinoco-Llano ſey der ſchönſte und ebenſte Theil deſſelben. Der Boden dieſes ungeheuren Baßins erhebe ſich, und werde ungleich am Rande; daher ſeyen die Llanos, durch die man zwiſchen Guayana und Barcelona gehe, weniger vollkommen, und eben, als die von Calabozo und Uritucu. Derſelbe merkwürdige Unterſchied, der zwiſchen der Cordillere von Venezuela und der Cataracten-Cordillere bemerkt ward, daß nämlich die leztere von Flözgebirgen ganz entblößt ſey, zeige ſich auch zwiſchen dem nördlichen Llano des Orinoco, und dem des Rio negro, und Amazone. In jenem ſey das Urgebirge überall mit dichtem Kalkſtein, Gips, und Sandſtein bedekt; in dieſem ſtehe überall der Granit zu Tage; je mehr man ſich dem Aequator nähere, deſto dünner werde die Sandſchichte, die die Erdrinde ans Urgebirg bedeke; in einem Lande, wo die Vegetation ſo ungeheuer ſtark ſey, ſehe man in der Mitte von Wäldern Räume von 40,000 Quadrattoiſen bloſſen Granits, der kaum mit einigen Lichenen bedekt ſey, und ſich nicht um 2″ über den übrigen Theil der Fläche erhebe. Ob man wohl einſt daſſelbe in Africa entdeken werde? (Denn nur in America und Africa gebe es feſtes Land unterm Aequator). Was nun das Streichen und Fallen der Lagen des Urgebirgs betreffe, ſo halte er ſich ſeit 1792 überzeugt, daß dieſes Streichen einem allgemeinen Geſeze folge, und daß (abgeſehen von den Ungleichheiten, die durch unbedeutende örtliche Urſachen, beſonders Erzgänge und Flöze, oder durch ſehr alte Thäler hervorgebracht ſeyn könnten) der geſchichtete grobkörnige Granit, der blättrige Granit, und vorzüglich der Glimmerſchiefer und Thonſchiefer in der Stunde 3 4∫8 auf der Bouſſole der Bergleute ſtreichen, indem ſie mit dem Meridiane des Orts einen Winkel von 52 1∫2° machen. Das Fallen der Schichten ſey gegen Nordweſt gerichtet; d. h. ſie fallen parallel mit einem Cörper, der in dieſer Richtung geworfen werde, oder die Oeffnung des Neigungswinkels (geringer als 90°), den ſie mit der Erdachſe machen, ſtehe gegen Nordoſt. Das Streichen ſey beſtändiger als das Fallen, zumal bei einfachen Gebirgsarten (Thonſchiefer, Hornblendeſchiefer) oder bei zuſammengeſezten Gebirgsarten mit weniger cryſtalliſirtem Korne, wie Glimmerſchieſer. Im Granite (man finde ihn jedoch ſehr regelmäſſig geſchichtet, in der St. 3 — 4 ſtreichend, und gegen Nordweſt fallend, auf der Schneekoppe, am Ochſenkopf, auf dem Siebengebirge und den Pyrenäen) und im Gneiß ſcheine die Anziehung der cryſtalliſirten Gemengtheile gegen einander oft die regelmäßige Schichtung verhindert zu haben; daher entdeke man mehr Uebereinſtimmung unter den Glimmer- und Thonſchiefern, die ihn zuerſt bei ſeinem Aufenthalte am Fichtelberg und im Thüringerwalde auf die Idee des Streichungsgeſezes brachten. Seitdem habe er die Winkel anderer Urgebirgsſchichten mit groſſer Genauigkeit in andern Theilen von Deutſchland, in der Schweiz, Italien, im mittäglichen Frankreich, auf den Pyrenäen, und neuerlich in Galicien gemeſſen. Freiesleben habe ihn bei dieſen Unterſuchungen unterſtüzt, und ſie ſeyen über die Gleichförmigkeit im Streichen und Fallen des Gebirgs, die ſie bei jedem Schritte auf einem der höchſten Cordilleren der Erde, den Alpen von Savoyen, des Valais, und Milanais gefunden haben, erſtaunt geweſen. Die Unterſuchung dieſer Erſcheinung und der Identität der Schichten war einer ſeiner Hauptzweke bei der Unternehmung dieſer Reiſe nach Indien. Die Meſſungen der Winkel, die er auf der Cordillere von Venezuela und Parima gemacht habe, gäben das Reſultat ſeiner Beobachtungen in Europa wieder, in der Kette der Glimmerſchiefergebirge von Cavaralleda bis zum Rio Mamon, auf der Silla de Caracas bei 1000 T. Erhöhung, auf dem Rincon del Diablo, auf dem Berge Guigue, auf den Inſeln des reizenden Sees von Valencia (der faſt dieſelbe Höhe, wie der Genferſee, habe); auf der ganzen Landenge von Maniguaré, und Chupariparu, an den Hornblendeſchiefern, die in den Straſſen der Hauptſtadt von Guayana zu Tage ſtehen, ſogar in den Cataracten, und am geſchichteten Granite am Fuß des Duida. — Ueberall machen die Schichten einen Winkel von 50° mit dem Meridian (Stunde 3 — 4 ſächſiſcher Bouſſole), indem ſie von Nordoſt nach Südoſt ſtreichen, und fallen um 60 bis 80 gegen Nordweſt. Dieſe groſſe Uebereinſtimmung in der alten Welt müſſe ernſthafte Betrachtungen erweken. Sie ſtelle ein groſſes geologiſches Factum dar. Nach ſo vielen Beobachtungen, die er in ſo weit voneinander entlegenen Ländern gemacht habe, könne man nicht mehr glauben, daß das Streichen der Schichten der Richtung der Cordilleren folge, und daß ihr Fallen ſich nach der Abdachung der Berge richte. Das Profil vieler Berge, beſonders ein Durchſchnitt der Gebirge, von Genua durch die Bochetta und den St. Gotthard bis nach Franken in Deutſchland, die er zu ſeiner Zeit herauszugeben gedenke, beweiſen gerade das Gegentheil. Das Streichen und der Abfall der Cordilleren, die Form der kleinen Unebenheiten der Erdkugel ſcheinen neuere, kleinere Phänomene zu ſeyn. Ein Strom konnte nach dieſer oder jener Richtung ein Thal auswühlen, einen Theil der Cordillere fortreißen, und ihr ſcheinbar dieſe, oder jene Richtung geben. Die Schichten des Urgebirgs ſcheinen unter den heute noch zu beobachtenden Streichungs- und Fallwinkeln vor allen dieſen Umwandlungen an der Oberfläche der Erde exiſtirt zu haben; ſie ſeyen dieſelben auf dem Gipfel der Alpen und in den Schichten, in die wir hinabſteigen. Wenn man 15 Meilen lang über Schichten von Thonſchieſer reiſe, welche untereinander parallel unter 70° gegen Nordweſt geneigt ſeyen, ſo wage man es nicht mehr zu glauben, daß es geſtürzte Schichten ſeyen, die einſt horizontal ſtanden; man müßte Berge, die einſt 15 Meilen hoh waren, annehmen; und der gleichförmige Fall, den die ganze Maſſe gehabt haben müßte, und der Abgrund, der eine ſolche Maſſe aufnähme, und die Schichten auf der Leuchte von Genua, oder auf der Höhe von Bochetta, oder auf S. Maurice, welche genau parallel ſeyen mit den Schichten des Fichtelbergs, von Galicien (Galice), der Silla de Caracas, des Robolo, auf dem Iſthmus von Araya des Caßiguiaré in der Nähe des Aequators! Man müſſe es erkennen, daß dieſe Uebereinſtimmung von einer Urſache zeuge, die ſehr früh und ſehr allgemein gewirkt habe; die in den erſten Anziehungen ihren Grund haben müſſe, durch die die Materie zuſammengetrieben wurde, um die Planeten-Sphäroide zu bilden. Dieſe groſſe Urſache ſchlieſſe den Einfluß örtlicher Urſachen, durch die einzelne kleinere Theile der Materien beſtimmt wurden, ſich auf dieſe, oder jene Weife, nach den Geſezen der Cryſtalliſation, anzuordnen, nicht aus, Delamètherie habe mit Scharfſinn den Einfluß eines groſſen Berges (als eines Kerns) auf die benachbarten kleineren Gebirge gezeigt. Man müſſe nicht vergeſſen, daß alle Materien, auſſer der allgemeinen Anziehung gegen den Mittelpunct, gegen einander ſelbſt wiederum Anziehung äußern. Die Rinde der Erde (denn nur von dieſer dürften wir ſprechen) müſſe das Reſultat einer unermeßlichen Wirkung von Kräften, Anziehungen, Affinitäten ſeyn, die einander beſtimmten, ins Gleichgewicht ſezten, modificirten. Klügel glaubte (durch Berechnung) zu finden, daß an der Weſtſeite des Nordpols die größte Abplattung der Erde ſeyn müſſe. Ob wohl die Axe der Umdrehung ſich geändert habe? Wie etwa die Neigung (Fall) der Schichten auf der ſüdlichen Hemiſphäre ſeyn werde? — Dieſes Fallen der Schichten des Urgebirgs in der Cordillere Venezuela habe einen groſſen und traurigen Einfluß auf die Fruchtbarkeit der Provinzen Caracas, Cumana und Barcelona; das Waſſer, das an der Spize der Berge einſikere, flieſſe nach der Richtung der Schichten herab; daher mangle es an Waſſer in dem ganzen groſſen Landſtriche, der auf der Südſeite dieſer Cordillere liege; daher entſpringen ſo viele Quellen, und kleine Flüſſe am nördlichen Abhange, der durch dieſe zu groſſe Feuchtigkeit, und durch den Ueberfluß an Bäumen (die neben den langen Nächten faſt den ganzen Tag vor den Sonnenſtralen geſichert ſeyen) eben ſo fruchtbar, als ungeſund werde. Die Flözgebirge fänden ſich faſt unter denſelben Verhältniſſen, wie in Europa. Die älteſten ſchienen noch die Einwirkung derſelben Urſache erfahren zu haben, welche die Schichten des Urgebirgs beſtimmt habe, in der Stunde 3—4. zu ſtreichen. Sie fielen oft nach Südoſt, wie auf den Alpen von Bern, des Valais, Tirol, und Steiermark; aber der gröſſere Theil derſelben, und zumal die allerneueſten, die da, wo er geweſen iſt, am häufigſten geſehen würden, befolgten kein beſtimmtes Geſez: ihre Schichten lägen oft horizontal oder erhöhten ſich gegen den Rand der groſſen ausgetrokneten Baßins, die man in America Llanos, in Africa Wüſten nenne. La Condamine habe in Peru und Quito keine Verſteinerung geſehen; indeſſen ſey die Cordillere von Quito doch nicht, wie die von Parima, ein ganz bloſſer Granit; denn bei Cuencæ und auf der Mittagsſeite gebe es Gips, und Flözkalk. Buffon befaſſe ſich ſehr mit der Frage, (Epoques de la nature), ob Südamerica Verſteinerungen enthalte? Er habe deren eine ungeheure Menge in einem kalkigen Sandſteinflöze gefunden, welches den nördlichen und ſüdlichen Abhang der Küſte Venezuela vom Gipfel des S. Bernardin, und die Altos de Conoma bis zum Cerro de Meapiré, oder der Landſpize von Paria und der Trinitè bedeke. Daſſelbe Flöz finde ſich auch auf Tabago, Guadeloupe, und S. Domingo. — Eine ungeheure Menge von See- und Landconchilien (die man in Europa ſo ſelten untereinander gemengt finde), Cellularien, Madreporen, Corallinen, Aſtrolten finde man in dieſem Sandſteine eingeſprengt, die Conchillengehäuſe halb zerbrochen, ganze Felſen faſt bloß aus ſolchen beinahe in Staub verwandelten Reſten. Bonpland habe darin Muſcheln aus den Geſchlechten Pinna, Venus, und Oſtrea entdekt, von denen noch jezt lebendige Stüke an dieſer Küſte vorkämen; eine für die Geologie ſehr wichtige Beobachtung. Alles zeige davon, daß dieſes Flöz, das er nur auf 9 bis 10 Meilen Entfernung von der jezigen Küſte geſehen habe, ſehr neuen Urſprungs ſey, und daß die Flüßigkeit, in der es entſtand, in groſſer Bewegung war. — Seltener und ganz anders gelagert finde man die verſteinerten Conchillen in einem viel ältern Flöze von dichtem Kalkſtein; es ſeyen Anomien, Terebratuliten, familienweiſe bei einander gelagert, und ſo, daß man ſehe, ſie haben (wie die des Mont Salève, des Heinbergs bei Göttingen, von Jena und Genf.) an der Stelle gelebt, wo man ſie nun verſteinert finde; ſie ſeyen nicht durch die ganze Maſſe des Kalkſteins zerſtreut, vielmehr nur gewiſſen Schichten eigen. Man könne viele Felſen durchſuchen, ohne welche zu finden; wo man ſie aber antrefe, ſeyen ſie in groſſer Menge und ſehr nahe beiſammen, und ſie zeigen ſich beſonders in groſſen Höhen; Eigenſchaften, die ſie mit den Conchilien gemein haben, die man im Kalkſtein der hohen Alpen, der Schweiz und Salzburgs, (dem Zechſtein von Thüringen) finde; einem Kalkſteine, der über der Grauwake (oder ſehr altem Kalkſteine) liege. Uebrigens kämen auſſer jenem neuem Sandſteinflöze mit kalkartiger Grundmaſſe die Verſteinerungen nicht ſehr oft vor; beſonders kein einziger Belemnit, oder Ammonit, die in allen Gebirgen von Europa ſo gemein ſeyen, Der Llano des Orinoco und ſelbſt der des Rio negro ſey mit einer grobkörnigen Breccie (Nagelfluhe) bedekt, die keine Muſcheln- Verſteinerungen enthalte, und vielleicht die andern Flözſchichten mit Verſteinerungen bedeke. Dagegen enthalte dieſe Breccie verſteinerte Holzſtämme, die man zuweilen von der Länge 1 T. und vom Durchmeſſer von 2′ finde. Sie ſcheinen einer Gattung von Malpighia anzugehören. Der Sandſtein, der alle Arten verſteinerter Seethiere enthalte (aus ihm beſtehen die Steinbrüche der Punta del Barrigon bei Araya), überſteige nie die Höhe von 30 bis 40 T.; er bilde an mehrern Stellen den Boden des Meerbuſens von Mexico (Cabo blanco, Punta Araya). Im dichten Kalkſtein über der Höhe von 800 T. keine Muſchelverſteinerungen; aber andere ziemlich neue Urkunden eines Aufenthalts des Waſſers in weit gröſſern Höhen. Kieſelgeſchiebe auf der Silla de Caracas 1130 T. hoh gefunden, bezeugen, daß das Waſſer einſt (wie auf dem Bonhomme in Savoyen) dieſen Ausſchnitt zwiſchen den beiden Pic’s, oder Pyramiden des Avila gebildet habe; eine Oeffnung, die viel älter ſey, als die fünſte, die man in der Küſtencordillere zähle, nämlich des Rio Neveri, des Unare, des Tuy, Mamon und Guayguaca. In den Gebirgen der Provinz Cumana ſehr ſonderbare cirkelrunde Thäler, vielleicht ausgetroknete durch Senkungen gebildete Seen, z. B. das Thal von Cumaua coa und von St. Auguſtin (507 T. hoh.). Wenn man die neuerlichen Wirkungen des Waſſers betrachte, ſo ſehe man zwei einander ganz entgegengeſezte Wirkungen; man erinnere ſich an eine ſehr entfernte Epoche, wo der Einbruch des Meers den Golf von Cariaco und den Golfo Triſte gebildet, Trinidad und Margaretha vom feſten Lande abgeſondert, die Küſte von Mochima und S. Fé, wo die Inſeln de la Boracha, Picua, und Caracas einen Haufen von Ruinen darſtellen, zerriſſen habe. Das Meer überfiel nun das Land; der Streit hielt aber nicht an; der Ocean zog ſich von neuem zurük; die Inſeln Coche und Cuagua ſeyen Untiefen, die aus dem Waſſer hervorkamen; die groſſe Ebene (le Salado), auf der Cumana liege, gehörte zum Meerbuſen von Cariaco, eine Ebene, die nur um 5 1/2 T. über das Meer erhaben ſey. Der Hügel, auf dem das Schloß St. Antonio liege, war eine Inſel in dieſem Golf, indem ein Arm des Meeres in N. des Tatoraqual durch die Charas gegen Punta delegada hingieng, wie eine Menge beinahe unveränderter Muſcheln beweiſe. Hier und zu Barcellona bemerke man, daß das Meer ſich täglich zurükziehe; im Hafen von Barcellona habe es in 20 Jahren über 900 Toiſen verloren. (Ob wohl dieſe Abnahme des Meeres im Meerbuſen von Mexico allgemein fey, oder ob es, wie im mittelländiſchen Meere, auf einem Puncte gewinne, indem es auf einem andern verliere)? Dieſer Rükgang des Meeres därfe mit einem andern wahrhaftigen und leicht erklärbaren Phänomen nicht verwechſelt werden, nämlich mit der Verminderung des ſüſſen Waſſers, des Regens und der Flüſſe in dieſem Continente. Der heutige Orinoco ſey nicht mehr der Schatten des vormaligen, vielleicht noch vor 1000 Jahren, nach Ausſage der Spuren, die das Waſſer an beiden Ufern in der Höhe von 70 — 80 T. zurükgelaſſen habe, wohin jene höhern ſchwarzen Streifen (des Graphit abſezenden Fluſſes), die man da ſehe, gehören. Dieſe Spuren haben ſeit langer Zeit die Aufmerkſamkeit der Europäer erregt, welche den Barraguan, die Cueva de Ataruipe, den Cerro Cuma, Daminari, den Keri, Oco, und Ouivitari, deſſen Fuß heut zu Tage kaum vom Schaume der Cataracten vom Maypurè bedekt werde, u. a. geſehen haben. Eben dieſe Spuren erinnern die Indianer an eine groſſe Ueberſchwemmung, bei welcher ſich viele Menſchen auf Flöſſen von Agave retteten, und hernach Inſchriſten und Hieroglyphen machten, mit denen man die Granite von Urnana, des Incaramada und die Ufer des Caſſiquiarè bedekt ſehe, zu denen jedoch iezt keine lebende Nation den Schlüſſel habe. Dieſe unter den Indianern von Erovato und von Parima verbreitete Tradition zeige die groſſe Analogie der alten Mythen. Man glaube die Geſchichte des Deucalion zu leſen, und Pauw würde das Andenken an dieſe Fluth nicht unintereſſant finden. Nun von den Gebirgsarten, die er in Südamerica entdekt habe. I. Urgebirge. Granit. Die ganze Cordillere von Parima, beſonders die Nachbarſchaft der Vulcane Duida und Marcielago beſtehen aus Granite, der nicht in Gneiß übergehe. In der Küſten- Cordillere ſey er faſt überall bedekt, und gemengt mit Gneiß und Glimmerſchieſer; geſchichtet in 2 bis 3′ mächtigen Schichten, ſehr regelmäſſig (in der Stunde 3 — 4.) gegen Nordweſt abſallend, zwiſchen Valencia, und Portocabello; mit groſſen und ſchönen Feldſpatcryſtallen, (von 1 1∫2″ im Durchmeſſer,) ähnlich dem großkörnigen Granite der hohen Gipfel des Schneegebirgs, des Fichtlbergs, von Schottland, von Chamounix und der Guadarama, auf dem Rincon del Diablo, füdöſtlich von Portocabello; in ſehr regelmäſſige Priſmen geſpalten, auf der Calavera des Cerro de Mariana über Cura, und auf der Silla de Caracas, ſo wie ihn Karſten auf der Schneekoppe in Schleſien beobachtet habe. In Europa ſeyen das nördliche Teutſchland, die Länder an der Oſtſee (nicht die Ebenen im Mittag des Fichtelbergs, in Schwaben und Baiern) voll ungeheurer von Höhen herabgerollter Granitgeſchiebe. In den beiden Llanos von Südamerica (des Orinoco und des Amazone) keine ſolche Maſſen und auch keine andere Urgebirgs - Geſchiebe. Die Granitberge de los Mariches bei Caracas, des Torrito (zwiſchen Valencia und S. Carlos), und die Sierra Nevada de Merida enthalten, wie der S. Gotthard, offene, mit vielen ſchönen und ſehr groſſen Bergcryſtallen ausgekleidete Spalten. Gneiß und Glimmerſchiefer bedeken den Granit, beſonders auf der Cordillere der Küſte von Venezuela. Der Gneiß herſche beſonders vom Cap Chichibocoa an bis zum Cap Codera in den Teques, der Cocuiza und dem Berge Guigue, ſo wie auf den Inſeln des Sees bei Valencia, wo (auf dem Cap blanc gegenüber Guacara) im Gneiß ſchwärzlicher Quarz vorkomme, der in lydiſchen Stein, oder vielmehr in Werner’s Kieſelſchiefer übergehe. Der Macanao auf der Margaretheninſel und die ganze Cordillere auf der Landenge von Cariaco ſey nichts als Glimmerſchiefer, voll rother Granaten, und bei Maniquarez mit wenig Cyanit. Grüne Granaten, eingeſprengt im Gneiß des Bergs Avila; im Gneiß von dem Steine Calamicari am Caſſiquiarè und im Granit von las Trincheras bei Valencia runde Maſſen (3 — 4″ im Durchmeſſer) eingeſprengt, die aus einem mehr ſeinkörnigen Granite, aus gelbem Feldſpat, viel Quarz, und beinahe gar keinem Glimmer beſtehen. Ob das wohl ein älterer Granit, enthalten in einem jüngern, oder ob dieſe Maſſen, die Geſchieben ähnlich ſehen, blos eine Wirkung der Anziehung ſeyen, welche hie und da die Theilchen einander mehr näherte, aber zu derſelben Zeit, da das ganze Gebirg ſich bildete? Dieſe Erſcheinung (eines in den andern eingeſprengten Granits) bemerke man auch in Schleſien, zu Wünſiedl, am Fichtelberge, in Chamounix, auf dem St. Bernhard, auf dem Escurial und in Galicien. Die Natur ſey einförmig in ihren mineraliſchen Producten, ſogar bis auf die kleinern Abweichungen einzelner Verhältniſſe. Der Glimmerſchiefer gehe in Talkſchiefer über in der Cordiliere der Küſte, auf dem Berge Capaya und auf der Quebrada Jecca bei dem Valle del Tuy. In der Cordillere von Parima finde man den Talk in ſehr groſſen glänzenden Maſſen, und dies habe zu dem Rufe des Dorado, oder Cerro Ucucuamo (zwiſchen dem Fluſſe Esquivo und Mao auf der Inſel Pumacena) ſo viel beigetragen. Der groſſe Feuerglanz, in dem ſich zuweilen die abgeſtuzte Piramide des groſſen Cerro Calitamini (bei dem Cunavami) beim Untergange der Sonne von der Cataracte von Maypuré aus zeige, ſcheine gleichfalls von einer perpendiculär abgeſchnittenen, und gegen W. gerichteten Schicht Talkſchiefer herzurühren. Kleine Idole von Nephrit, aus Erovato, zeigen, daß es wahrſcheinlich im S. des Raudal de Mura Nephritfelſen im Gneiß gebe, ſo wie am Fuſſe des St. Gotthard’s bei Urſern. Dieſe Formation ſey bei Tapajos am Amazone oder im Lande der Tupinambaros ‒ Indianer von der Natur wiederholt worden. Le Condamine habe jene Abänderung des harten Nierenſteins, die man unter dem Namen des Amazonen-Steins kenne, entdekt. Der Granit, Gneiß und Glimmerſchiefer enthalten hier (wie in Europa) untergeordnete Lager von Chloritſchiefer, im Meer bei Cap Blanc, weſtlich von Guayra; ſehr reinen und ſchönen Hornblendeſchiefer in den Straſſen von Guayana, und noch ſüdlicher in der Parimacordillere Feldſpat in Porcelanerde verwittert in der Silla de Caracas; Quartzſchichten mit magnetiſchem Eiſenſtein an den Quellen des Cutuché bei Caracas; körnigblätterigen primitiven Kalkſtein, ohne Tremolit, aber mit viel Schwefelkies, und ſpatige Eiſenſtein, auf der Quebrada de Topo auf dem Wege von Caracas nach Guayra (Dieſer Kalkſtein ſcheine in der Cordillere von Parima gänzlich zu fehlen; man ſuche ihn da ſeit vielen Jahren); Zeichenſchiefer, ein kohlenartiges Eiſen, zimlich reiner Graphit, in der Quebrada de Tocume bei Chacao, in der Quebrada ſecca bei Tuy, und nördlich von der Laguna Chica; auf dem beſchwerlichen Wege, der über die Landenge von Cariaco zum Cap Chiparipara führe; Gänge von Quarz, weiche goldhaltige Schwefelkieſe und Spießglanz, gediegen Gold, Fahlerz, Kupferblau, Malachit, u. ſ. f. enthalten. Die Kupſererze von Aroa ſeyen die einzigen, die hier aus der Erde gefördert werden; 60 bis 70 Sclaven fördern jährlich höchſtens 1500 Quintal’s rafinirtes Kupfer (Der Quintal werde zu 12 Piaſter verkauft.). Das Thal, wo dieſe Erze ausgegraben werden, (welche in einem Neſte oder einer Vereinigung von Gängen zu liegen ſcheinen), ſey für die Geſundheit weniger gefährlich, als die dem Meere nahe gelegenen Thäler, wo die Indianer Gold waſchen, zu Urama, Maron und Alpagoton, wo die Luft eben ſo, wie in dem fruchtbaren Thale von Cararinas (zwiſchen Nirgua und dem Rio Jaracuy) ein Gift zu ſeyn ſcheine. Aber eben dieſe höchſt ungeſunden Orte enthalten viele reiche Erzgänge. Das Gold ſey durch die ganze Provinz zerſtreut, beſonders in den Quarzſchichten zu Baruta, Catia, Guigue, Quebrada del Oro beim Tuy, und beſonders auf dem Cerro de Chacao und Real de Santa Barbara bei S. Juan, wo ihm Schwerſpat, der einzige in dieſem Lande, vorgekommen ſey. Alle Flüſſe der Provinz Caracas ſühren Gold. Es folge aber daraus noch nicht, daß die Provinz reiche, noch unbekannte Goldadern habe; das Gold könne in der ganzen Granitmaſſe zerſtreut ſeyn, und er kenne keine hohe Granitcordillere weder in Europa, noch in Südamerica, deren Flüſſe nicht Gold führten. Der Cerro Duida von Esmeralda (im Dorado), die Quebrada du Tigre bei Encaramada und den Cerros de Amoco, der Rèal de S. Barbara bei S. Juan, die Quebrada de Catia, die Alaunerze von Chuparuparu, einige Spuren von Eiſenerzen im Llano von S. Sebaſtian, und beſonders das kupferreiche Aroa ſcheinen auf die Induſtrie der Bergleute Anſpruch zu machen. Der Thonſchiefer, zimlich ſelten, bedeke den Glimmerſchiefer am ſüdlichen Abhange der Cordillere von Venezuela; in der Nähe des Llano, in den Quebradas de Malparo, und Piedra Azul, blauer Thonſchiefer mit Quarzadern; desgleichen auf der Landenge von Cariaco bei Chuparuparu auf dem Diſtilador Arroyo des Robola, ſo wie auf dem Macanao. An den vier zulezt genannten Orten im Thonſchiefer, Alaun und Vitriolſchiefer, in 2 bis 3′ mächtigen Lagern, welche ſchwefelſaure Alaunerde, oder natürlichen Alaun auswittern, mit dem die Guayqueries - Indianer einen kleinen Handel treiben. Serpentinſtein auf der Cordillere von Venezuela, über Glimmerſchiefer, auf der Fläche Villa de Cura 245 T. hoh, zwiſchen dem Cerro de Piedras Negras, und dem Rio Tucutunemo, hier und da olivengrün, mit Glimmer gemengt, ohne Granaten, Schillerſpat, Hornblende, aber mit Adern von blaulichem Spekſtein. Grünſtein (roche verte), uranfänglicher Trapp (eine innige Verbindung von Hornblende und Feldſpat, zuweilen mit eingeſprengtem Schwefelkies und Quarz, einerlei Gebirgsart mit dem Paterleſtein des Fichtelbergs, oft mit Baſalt verwechſelt, und in Europa ſelbſt wenig bekannt) in Lagern 2 T. mächtig, oder in Kugeln von 4′ bis 3 ″ im Durchmeſſer aus concentriſchen, und durch Glimmerſchiefer, oder uranſänglichen Thonſchiefer verbundenen Schichten (zum Beweiſe des groſſen Alters des Steins) zuſammengeſezt, an mehrern Stellen des nördlichen und ſüdlichen Abhangs der Cordillere vom Berge Avila, im Meere bei Cap blanc — in einem wahren Gange, der die Schichten des Gneißes durchſeze, aber eingeſprengt in einen neuern Granit, welcher den Gang zwiſchen Atimano und Carapa bei Caracas erfülle. Der Grauſtein enthalte hier rothe Granaten, die er in Europa nie in ihm geſehen habe. II. Gebirgsarten, welche den Uebergang vom Urgebirge zum Flözgebirge bilden. Uebergangsformation von Werner. Dieſe Formation finde ſich beſonders im N. der Parima-Cordillere, gegen über von Caccara, und in groſſer Maſſe am ſüdlichen Abhange der Venezuela-Cordillere. Zwiſchen den Llanos und Morros de S. Juan, zwiſchen der Villa de Curra und Parapara (zwiſchen 9°, 33′ und 9° 55′ Br.) ſcheine man in ein Baſaltland zu kommen, wenn man von einer Höhe von 300 T. bis zu 63 über dem Meere herabſteige. Alles erinnere hier an die Berge von Bilin in Böhmen, oder von Vicenza in Italien. Der primitive Serpentin an den Ufern des Tucutunemo, (welcher, wie der Schleſiſche, Kupfergänge enthalte) vermenge ſich allmälig mit Feldſpat und Hornblende, und mache den Uebergang in den Trapp- oder Grünſtein. Man finde dieſen Trapp in geſchichteten Maſſen (St. 7. abfallend mit 70° nach N.) oder in Kugeln mit concentriſchen Schichten, welche zuweilen in einen Kalkerde haltenden Thon eingeſprengt, kegelförmige Hügel bilden; zuweilen in einen grünen und ſehr ſchweren Thonſchiefer, der aus innigſt untereinander gemengter Hornblende und Thonſchiefer beſtehe, dem Uebergangs-Thonſchiefer von Werner, eingeſprengt ſeyen. Eben dieſer Thonſchiefer mache, gegen die Quebrada de Piedras Azules hin, den Uebergang in den primitiven Thonſchiefer (St. 3 — 4 geneigt gegen Nordweſt) über dem er liege. Der Trapp, oder Grünſtein enthalte auch blättrigen Olivin, in vierſeltigen Priſmen cryſtalliſirt, Augit mit muſchligem Bruch, Leucit in Dodecaedern, und in ſeinen Gruben und Löchern die Wände mit Grünerde, der Veroneſiſchen ähnlich, und mit einer Subſtanz ausgekleidet, die einen Perlmutterglanz beſize, (Zeolit?). Alle dieſe eingeſprengten Foſſilien nehmen gegen Parapara hin zu, und der Trapp bilde daſelbſt einen wahren Mandelſtein. Auf dieſen Mandelſtein lege ſich ganz nahe bei dem Hügel Flores, am Eingange des groſſen Thals des Orinoco jener merkwürdige, und in Europa ſeltene Stein, den W. unter dem Namen Porphirſchiefer kennen lehrte. Der Hornſchiefer von Charpentier, eine den Baſalt begleitende Gebirgsart, bilde Gruppen von unregelmäſſigen Säulen, und beweiſe durch die Farrenkräutereindrüke, die er im Mittelgebirge enthalte, ſeinen nicht vulcaniſchen Urſprung. Der Porphirſchieſer von Parapara ſey eine grüne Maſſe von Klingſtein, ſehr hart, mit ſcharfekigen, an den Kanten durchſcheinenden Bruchſtüken, gebe Feuer, und enthalte glaſigen Feldſpat, bilde indeſſen hier keine ſolche Gruppen von grotesken Geſtalten, wie in Böhmen und auf dem Mont Eugoneide im Venetianiſchen. III. Flózgebirge. Dieſe ſecondäre Formationen, welche ſpätern Urſprungs als die organiſchen Geſchöpfe der Erde ſeyen, folgen in der Ordnung ihres relativen Alters aufeinander, eben ſo, wie in den Ebenen von Europa; und wie der vortrefliche Geologe, v. Buch, in ſeiner mineralogiſchen Beſchreibung der Grafſchaft Glaz in Schleſien, einem kleinen Werke voll groſſer Anſichten und intereſſanter Beobachtungen, aufgezählt habe. Zwei Formationen des dichten Kalkſteins; die eine mache den Uebergang in den kleinkörnigen, und unmerklich blättrigen Kalkſtein, (Kalkſtein der hohen Alpen ); die andere ſey dicht, ſehr homogen, mit mehr Muſchelverſteinerungen, und analog dem Kalkſteine vom Jura, von Pappenheim, Gibraltar, Verona, Dalmatien und Suez; — eine Formation von blättrigem Gyps, und eine andere mit kochſalzhaltigem Thon und Bergöl vermiſcht, — der Salzthon, den man in Tyrol, Steiermark, Salzburg, und in der Schweiz beſtändig in Begleitung des Bergſalzes finde; — Mergelſchiefer, ſchichtenweiſe im Kalkſtein der Alpen; — und zwei Sandſteinformationen, deren eine älter und faſt ohne Verſteinerungen, (bald klein - bald großkörnig, (Sandſtein der Llanos), die andere voll von Trümmern der Seethiere, ſehr neuen Urſprungs, der Uebergang in den dichten Kalkſtein. Der blaue Kalkſtein der Alpen mit weißen Kalkſpatadern finde ſich auf dem Glimmerſchiefer aufliegend auf der Quebrada Secca bei Tuy, öſtlich von der Punta Delgada auf dem Wege von Cumana, auf dem Impoſſible (St. 3, mit 70° nach Südoſt), zu Bordones, auf der Inſel Trinidad und dem Berge Paria. Ob er ſich nirgends auf dem Sandſteine mit Geſchieben des Urgebirgs, dem Todtenliegenden in Sachſen, fände? Dieſer Kalkſtein enthalte hier, eben ſo, wie in der Schweiz, drei untergeordnete Formationen: a) wiederholte Lagen von ſchwarzem Mergelſchiefer, (Mergelſchiefer oder Kupferſchiefer von Thüringen, mit Schwefelkies und Erdpech vermiſcht) auf dem Cuchivana bei Cumanacoa. (Dieſer Thon enthalte Kohle, und abſorbire den Sauerſtoff der atmosphäriſchen Luft); b) Salzthon, gemiſcht mit Bergſalz und cryſtalliſirtem Gips, in welchem die Salinen von Araya, Pozuelas und der Margaretheninſel ſtehen; c) ein kleinkörniger Sandſtein mit kalkartiger Grundmaſſe, faſt ohne Muſchelverſteinerungen, immer von Waſſer durchdrungen, zuweilen mit Lagen braunen Eiſenerzes, auf dem Cocollard, Tamiriquiri. Er ſey nicht gewiß, ob der zulezt genannte Stein auf dem Kalkſteine aufliege, oder ob er nicht zuweilen von ihm bedekt werde. Eben dieſer Kalkſtein diene auch einem andern noch neuern zur Unterlage. Dieſer ſey ſehr weiß, ſehr dicht, voll Höhlen, (Cueva del Guacharo, del S. Juan, Cueva del Cuchivano); zuweilen porös, wie der fränkiſche, und bilde groteske Felſen (Morros de S. Juan, de S. Sebaſtian.). Er enthalte Lagen von ſchwarzem Hornſtein, der in den Kieſelſchiefer, oder lidiſchen Stein übergehe (Morro de Barcelona, ) und ägyptiſchen Jaspis, ſüdlich von Curataquiche. Ueber dieſem dichten Kalkſtein liege, wie auf dem Jura, ſehr ſchöner Alabaſter, in groſſen Maſſen zu Soro im Golfo Triſte. Alle dieſe Gipſe enthalten Schweſel, eben ſo wie der Gips von Bex, und Kretzetzow, und auf den Carpathen. Dieſe Formation des Kalkſteins mit ſchwarzem Hornſtein und Gips ſcheine auch im Thale des Amazone und Rio negro vorzukommen; wo ſie von la Condamine bei Cucuça zwiſchen Racam und Guayauſi, auf der Oſtſeite der Anden bemerkt wurde. Dieſer Kalkſtein und Gips (lezterer im Llano von Barcelona bey Cachipé) ſeyen in den Thälern des Orinoco und Amazone oft überdekt von einem Conglomerat, oder Sandſtein mit groſſen Geſchieben, in welchem Trümmer von Kalkſtein, Quarz, lidiſchem Stein, alle von einem höhern Alter als der Sandſtein ſelbſt, vorkommen. Dieſes Conglomerat, Nagelfluhe, welches mit dem von Aranjuez, Salzburg u. ſ. f. Aehnlichkeit habe, ſey über mehr als 1800 Quadratmeilen in den Llanos verbreitet. Es enthalte Lagen mit kleinem Korn und Spuren von braunem und rothem Eiſenerz; Verſteinerungen habe er nie darin geſehen. Noch neuer und immer den Küſten nahe gelegener ſey der Sandſtein, der, voll Conchylien und Corallen (ohne Spuren von Crocodillen, in einem Lande, das deren unglüklicher Weiſe ſo viele habe), in den Kalkſtein übergehe, aber bei genauer Unterſuchung immer mit Quarzkörnern durchmengt ſey (P. Araya, Cabo Blanco, Caſtillo S. Antonio de Cumana.) Uebrigens werde dieſes Land durch die fürchterlichſten Erdbeben erſchüttert; ſeine hohen Gipfel (Duida) und ſeit kurzer Zeit ſogar ſeine Hölen (Cueva de Cuchivano,) ſpeyen Flammen; kochende Quellen ſprudeln hervor vom Golfo Triſte bis zu der Sierra Nevada de Merida (die Quellen von Triachevar 72°, 3 Reaum. heiß): auf der Küſte von Paria bei Cumacator ein Luftvulkan, deſſen Getöſe von weitem gehört werde; Schwefelhölen, wie auf Guadeloupe, an mehrern Orten; im Umfange mehrerer Quadratmeilen der Boden hohl und minirt (Tierra Hueca de Cariaco); im J. 1766 öffnete ſich die Erde, nachdem ſie 11 Monate lang durch Stöſſe erſchüttert ward, von allen Seiten, um geſchwefeltes Waſſer, mit Bitumen vermiſcht, auszuſtoſſen; in Mitte der trokenſten Ebenen in der Mera de Guanipa und du Cary, ſchlugen Flammen aus der Erde. Die Wirkungen der Vulcane in dieſer neuen Welt ſeyen ſehr verſchieden von denen in Europa. Die ungeheure Revolution von Peliléo und von Tonguragua de Zuito habe die Erde nicht nur mit Laven, ſondern mit thonigem Schlamm, der aus den ausgeſpienen Schwefelwäſſern niederfiel, bedekt. Der ſchwefelhaltige Gips, die Einmengung von Schwefelkies in alle Gebirgsarten, ſelbſt in Granit, der bituminöſe Salzthon, das Bergöl, oder Asphalt (brea, chapapote), welches überall auf dem Waſſer oder auf ſeinem Boden liege, die unermeßliche Menge von Regenwaſſer, das Meer, das in die durch die Sonne erhizte Erde dringe und ſich hier zerſeze, die Waſſerdämpfe, und die ungeheure Maſſe von Waſſerſtoffgas, das überall ſich entwikle, ſcheinen am meiſten zur Hervorbringung dieſer vulcaniſchen Wirkungen beizutragen. Die Schwefelhöle von Guadeloupe, des Montmiſene, S. Chriſtoph de l’ Oualiban, von S. Lucie, und Montſerat ſtehen wahrſcheinlich mit denen an der Küſte von Paria in Verbindung. Abbildungen