Nachrichten aus Süd-Amerika. Aus zwey Schreiben des königl. Preuß. Ober-Berg- Raths Alexander von Humboldt. Cumana, den 1 Sept. u. 17 Nov. 1799. Hauptstadt von Neu-Andalusien in Tierra firme, sonst auch Castilla d'oro genannt, und der Sitz des Gouverneurs der Provinz Cumana, welche eine der neun Provinzen der Spanischen Besitzungen in Tierra firme ist. Dieser Theil von Süd-Amerika, von Cumana bis Cabo de la Vela, in einem Bezirk von 140 Seemeilen, ist von Deutschen Colonisten, welche die Augsburger Patricier Welser dahin geschickt haben, zuerst bewohnt und bebaut worden. Carl V ertheilte ihnen im J. 1525 die Rechte Spanischer Unterthanen, und die Freyheit, Handel zu treiben. Ihre Pflanzstädte sind aber nicht lange bestanden, und erhielten hernach den Namen Venezuela, welches jetzt eine der Provinzen am Maracaybo-See ausmacht. Der unsterbliche Linne schickte seine Schüler in alle Theile der Welt aus; er hatte Kalm nach Canada, Osbeck nach China, Hasselquist nach Aegypten, Toren nach Surate, Montin nach Lappland geschickt. Nach Süd-Amerika war noch kein Naturforscher gekommen. Durch den k. Spanischen Ambassadeur am Schwedischen Hofe, Marquis Grimaldi, und den damahligen Spanischen Staatsminister Carjaval bewirkte Linne, daß der König von Spanien im Jahr 1754 einen Schweden, einen seiner Schüler, Peter Loeffling, mit dem Titel eines k. Span. Botanisten und einem Jahrgehalt von 10000 Reales de Vellon und 20000 Realen Reisekosten, mit einer Gesellschaft anderer Gelehrten, worunter ein Oestreichischer Jesuit, Namens Haller, als Astronom, nach Süd-Amerika, und zwar nach Cumana schickte. Dies ist demnach der erste Europäische Naturforscher, der in diese merkwürdigen Süd-Amerikanischen Provinzen eingedrungen ist, und etwas von ihren Schätzen der gelehrten Welt bekannt gemacht hat. Er starb aber schon zu Anfange des Jahrs 1756 auf einer Reise ins Innere des Landes in der Mission Merercuri. Linne gab Loeffling's Reise, (welche meist aus seinen Briefen und aus Pflanzen-Verzeichnissen bestehet) im J. 1758 in Schwedischer Sprache heraus. Dr. Alex. Bernh. Kölpin, der medicin. Facultät in Greifswalde Adjunct und Aufseher des botanischen Gartens, gab sie im J. 1766 zu Berlin und Stralsund in einer Deutschen Uebersetzung heraus. Von diesem östlichen Theile des nördl. Span. Süd-Amerika ist uns noch wenig bekannt geworden; denn der berühmte Don Antonio de Ulloa, und die Französischen Academiker, Condamine, Bouguer und Godin, haben mehr den westlichen Theil, um Carthagena, Portobello, vorzüglich Peru und Louisiana bereist und geographisch-naturhistorisch beschrieben. Was aus einem Deutschen, Namens Nicolaus Hortsmann, ( Hornemann's Landsmann, aus derselben Stadt Hildesheim gebürtig) aus seiner Reisebeschreibung und seinen Landkarten, wovon er La Condamine in Para einen Auszug mitgetheilt hat (Relation abregee d'un voy. fait dans l'Inter. de l'Amer. merid. par de La C. Mastricht 1778 p. 127) geworden ist, können wir nicht sagen. Auch der Missionar Gilii, (von welchem wir sogleich mehr sagen werden,) erwähnt seiner in seiner Beschreibung von Süd- Amerika. Er war bis an den Rio bianco, wie ihn die Portugiesen nennen, (die Essequebo-Holländer geben ihm den Namen Parima) gekommen. Gilii glaubt, daß noch kein Spanier so weit hinauf gekommen wäre. Inzwischen haben wir doch in neuern Zeiten einige Beschreibungen dieser östlichen Provinzen durch einige Spanische Missionare erhalten, welche, wenn sie auch nicht mit den gehörigen, gelehrten und wissenschaftlichen Vorkenntnissen abgefaßt sind, doch hier und da einen topographischen Gewinn geben, und viel wissenswürdiges über die Eigenthümlichkeiten dieser Provinzen, und über die Sitten und Lebensart ihrer Einwohner und der Wilden, unter denen sie lebten, enthalten. Von dieser Art ist die von dem Spanischen Missionar P. Caulin, auf königl. Befehl und Kosten im J. 1779 in klein Folio herausgegebene Historia corographica natural y Evangelica de la nueva Andalusia, Provincias de Cumana, Guajana, y Vertientes del Rio Orinoco por el M. R. P. Caulin, dos vezes Provinzial de las observantes de Grenada. Die Vertreibung der Jesuiten aus dem Spanischen Amerika hat für die Erdbeschreibung den unerwarteten Nutzen gehabt, daß einige Glieder dieses aufgehobenen Ordens in Deutschland und Italien ihre Bemerkungen über verschiedene, entweder gar nicht, oder doch nur wenig bekannte Gegenden der neuen Welt mitgetheilt haben. So hat der Abbate Philip. Salvator Gilii zu Rom im J. 1782 in drey Bänden 8 herausgegeben: Saggio di Storia naturale, civile, e sacra de Regni, e delle Provincie Spagnuole di Terra ferma nell America meridionale. M. C. Sprengel hat 1785 in Hamburg bey Bohn einen Auszug daraus herausgegeben: Nachrichten vom Lande Guiana, dem Oronoco-Fluß und den dortigen Wilden... kl. 8. Eben meldet mir auch der, mit der Spanischen Litteratur so vertraute Chr. A. Fischer aus Dresden, daß nun das 78 und 79 Heft des Viagero universal (A. G. E. III B. S. 415) in Madrid herausgekommen sey, welches die Beschreibung von Mexico und eine Darstellung des Handels von Neu-Spanien enthält, so wie das 76 Heft eine Beschreibung von Californien, die nach den neuesten Nachrichten verfertiget seyn soll. Nachrichten von diesen Ländern erscheinen bisweilen auch in dem Correo mercantil de Espanna y de sus Indias. v. Z. Eine Spanische Brigantine aus Cadix, die seit diesem Morgen hier vor Anker gekommen ist, verschafft mir die angenehme Gelegenheit, Ihnen ein Lebenszeichen von mir zu geben, und einige Nachrichten von meinen Arbeiten mitzutheilen. Ich muß dieses um so eiliger thun, da ich eben im Begriff bin, morgen eine Reise in das Innere des Landes, in die Gebirge von Caripe und Carupano anzutreten, wo, erst vor vier Tagen, eilf sehr heftige Erderschütterungen waren. Von da werde ich mich in das Innere von Paria, in die Missions-Anstalten der Capuziner begeben, wo Pflanzen, Berge, Felsen, besonders aber die Menschen, friedliche Indianer und Cariben, interessante Gegenstände sind, die sich einem Naturforscher nur darbieten können. Hier bin ich nun seit zwey Monaten in einem andern Welttheile, in Tierra firme von Süd-Amerika, und genieße mit meinem Reisegefährten, Bonpland, einem unermüdeten Naturforscher, der vollkommensten Gesundheit. Ich habe hier, Dank sey es der Gnade Ihrer beyden Majestäten, dem Könige und der Königin von Spanien, welche mich in Madrid auf das huldreichste aufgenommen haben, die erwünschteste und günstigste Aufnahme gefunden. Durch die Güte des Ministers D. Mariano Urquijo habe ich mich der ausgezeichnetsten Unterstützung zur Beschützung und Beförderung meiner Arbeiten zu erfreuen. Die meisten meiner astronomischen Instrumente, Uhren, Barometer, Thermometer, Hygrometer, Electrometer, Eudiometer, Magnetometer, Cyanometer, Compasse, Abweichungs- und Neigungs-Nadeln u. s. w. sind glücklich angekommen, und in immerwährender Thätigkeit. Wir haben schon eine große Menge Pflanzen, Insecten, Muscheln gesammelt; ich habe viel gezeichnet, und mich auch vorzüglich mit Zerlegung der Luft beschäftiget. Ihre Reinigkeit zur See (im 12 bis 13 Grade nördl. Breite) geht bis auf 0,301 (Sauerstoff) Oxygene, besonders in den Nächten. Auf dem Gipfel des Pic von Teyde (ich war fast im Krater, und wir haben da eine Nacht auf einer Höhe von 1700 Toisen zugebracht) hielt der Luftkreis nicht mehr als 0,194 Oxygene. Wir haben auf dieser Höhe, beym Aufgange der Sonne, eine sehr sonderbare Erscheinung von Strahlenbrechung gesehen. Wir glaubten anfänglich, daß der Vulkan von Lancerotte Feuer speye. Wir sahen Licht-Funken, welche nicht nur senkrecht auf und ab, sondern auch horizontal 2 bis 3 Grad hin und her flogen. Es waren Sterne, deren Licht, wahrscheinlich durch von der Sonne erwärmte Dünste verschleyert, diese schnelle und wunderbare Bewegung des Lichts hervorbrachten. . Die Horizontal-Bewegung hörte bisweilen auf. So wird auch der Pic von Teneriffa von den Einwohnern dieser Insel genannt. Die alten Einwohner der Canarischen Inseln, Guanches, nannten die Hölle in ihrer Sprache Echeyde, und setzten ihren Sitz in den Abgrund dieses bisweilen feuerspeyenden Berges, daher der Name Teyde. Die Mauren nennen ihn Elbar, die Spanier und Portugiesen Pico de Terraira. Die Höhen dieses berühmten Berges werden so verschieden angegeben, als es verschiedene Reisende gegeben hat, welche ihn bestiegen und gemessen haben. Der Franz. Minorite P. Feuillee hatte im J. 1724 seine Höhe zuerst sowol mittelst einer trigonometrischen Messung, als auch mit dem Barometer bestimmt, Mem. de l'Acad. 1746 p. 147; letzte soll nach seiner Beobachtung 10 Zoll 7 Linien niedriger auf dem Gipfel des Berges, als an der Meeresfläche gestanden haben. Hieraus berechnete er die Höhe 2213 Toisen. Cassini findet nach seiner Berechnungs-Art 2624 T. und nach den Mariotte'schen Gesetzen nur 1686 T. (Mem. de l'Acad. 1733 p. 45). Nach Bouguer würde es 2062 T. betragen. Der Span. Ingenieur Don Manuel Hernandez, welcher einige Jahre auf dieser Insel zugebracht, hat seine Höhe im J. 1742 gemessen, und 2658 [Formel] T. befunden. Dr. Heberden gibt diese Höhe, welche er selbst gemessen hat, zu 2405,6 T. an. (Phil. Trans. Vol. XXVII p. 356). Borda hat ihn wol am sorgfältigsten trigonometrisch bestimmt, und 1904 T. gefunden (Voyage fait par ordre du Roi en 1771 et 1772 par Verdun de la Crenne, Borda, Pingre 1778 Tom. I. Supplem. p. 379). Wir wissen daher nicht, warum Hofr. Lichtenberg in seiner Erxleben'schen Naturlehre, sechste Ausgabe, Göttingen 1794 S. 662 die Höhe dieses Berges nach dem Ritter Borda zu 1931 T. angegeben hat. In dem neuesten Annuaire de la Rep. franc. par le Bureau des Long. (1799) wird diese Höhe noch immer nach Borda zu 1904 Tois. oder 3710 Meter gesetzt. Auf La Perouse's Reise um die Welt bestiegen mehrere Officiere und Gelehrte dieser Expedition den Pic den 30 Aug. 1785. De Lamanon machte barometrische Beobachtungen, und fand den Barometerstand auf dem Gipfel 18 Zoll 4,3 Linien, den Thermometer + 9° R. An der Meeresfläche bey St. Croix Barom. 28 Z. 3 L. Therm. 24,°5 R. (Voy. de la Perouse Tom. II p. 21). La Perouse berechnet die Höhe nicht, sondern überläßt es einem jeden, sie nach einer beliebigen Hypothese zu berechnen. Wir haben sie nach der Saussure'- schen harmonischen Progression der Wärme, und nach den Oriani'schen Formeln berechnet, welche wir im II Bande der A. G. E. S. 302 mitgetheilt haben. Hiernach ergibt sich die Höhe des Pic nach De Luc 1856,5 Toisen, nach Schuckburgh 1893,2 T., nach Roy 1889,4 T. Die Höhe nach Schuckburgh stimmt am nächsten mit Borda's Messung, und weicht davon nur 11 Toisen ab. Man kann demnach mit ziemlicher Zuverlässigkeit die Höhe des Pics von Teneriffa zu 1900 Tois. annehmen; eine größere Genauigkeit dürfte schwerlich zu erwarten seyn. Der Ingenieur-Capitain De Monneron, welcher La Perouse begleitete, wollte die noch nicht versuchte Methode des Nivellirens anwenden; er hatte sie beynahe zu Stande gebracht, als er sie wegen seiner Führer und Maulthiertreiber aufgeben mußte. (Man sehe La Perouse's Reise II Vol. p. 23). Sir Georg Staunton in seiner Beschreibung von Macartney's Gesandschafts-Reise nach China (London 1797 p. 113) führt an, daß ein Englischer Kaufmann in Madeira, Namens W. Johnstone, der Wissenschaften liebt und treibt, und die ganze Insel Madera geometrisch aufgenommen hat, auch den Pic von Teneriffa geometrisch gemessen, und 2023 Engl. Fathoms hoch gefunden habe; dies betrüge nur 2 Pariser Fuß weniger, als 1899 Franz. Toisen, folglich bis auf 4 Fuß dasselbe Resultat, welches wir oben als arithmet. Mittel gesetzt haben. v. Z. Landriani fand die Luft um den Vesuv immer schlechter, je näher er dem Krater kam. Ingenhouß fand die Seeluft durchgängig besser, als die Landluft. Ueberhaupt lehren uns die angestellten Versuche, daß die über heiße und dürre Landstriche kommenden Winde die Luft verschlimmern, dagegen jene Winde, welche über einen großen Theil der fast immer in Bewegung stehenden See streichen, sie merklich verbessern. v. Z. Schon Virgil beschreibt diese Erscheinung: Georgicon Lib. I v. 365. Saepe etiam stellas, vento impendente, videbis Praecipites coelo labi, noctisque per umbram Flammarum longos a tergo albescere tractus. v. Z. Ich beschäftige mich jetzt sehr mit dem Problem, warum die Strahlenbrechung in dem heißen Erd- Gürtel geringer, als bey uns ist. Die Hitze kann nicht allein die Ursache hiervon seyn; die Hygrometrie spielt dabey eine große Rolle, und ich glaube, daß die große Feuchtigkeit dieses Erdstriches die Strahlenbrechung vermindere . Die Dünste haben Einfluß auf die Licht-Bahn, und das Licht (Licht ohne Wärme) hat hinwieder auf die Bestandtheile und die Zersetzung des Wassers seinen Einfluß. Nur La Caille hat am Vorgebirge der guten Hoffnung die Strahlenbrechung ziemlich groß gefunden; sollte die Luft in Afrika etwa trockner seyn? Vielleicht kann ich dieses selbst untersuchen, da ich über die Philippinen, Canton, und das Cap nach Europa zurückzukehren gedenke. Indessen sammle ich eine Menge Refractions-Beobachtungen aller Art, himmlische, terrestrische, horizontale, u. s. w. Auch zur See habe ich viele solche Beobachtungen zwischen den Canarischen Inseln S. Clara, Allegranza, Rocca del' Este angestellt. Ich habe die Sonne und Sterne auf einer Höhe von drey Graden beobachtet und nur eine sehr geringe Strahlenbrechung gefunden. Ich habe überhaupt bemerkt, daß die Refraction auf der See nicht so groß ist, als man gemeiniglich annimmt; es kommt meistens darauf an, ob die Dünste gleichförmig im Dunstkreise vertheilt sind. Hier in Cumana messe ich alle Tage, mit einem vortrefflichen Englischen Quadranten von Bird, den ich in Madrid von Megnie gekauft habe, die Höhe eines Berges von den Cordilleren, Tataraqual genannt. Der Winkel ist nur 3° 4' und doch ist bis jetzt die Strahlenbrechung nicht über 32" gegangen . Die Entfernung des Tataraqual, welche ich mittelst einer großen Standlinie, auf dem Strande gemessen, gefunden habe, beträgt 27300 Meter. Allerdings ist die Feuchtigkeit des Dunstkreises bey der Strahlenbrechung mit im Spiele. Alles hängt, wie Dr. Kramp in seiner vortrefflichen Analyse des Refractions astronomiques et terrestres. Strasburg 1799. gezeigt hat, von der specifischen Elasticität der Luft ab, und diese ist selbst eine Function der Wärme und der Feuchtigkeit zugleich. Aber, wie sollen wir die letzte messen, da wir noch keine Hygrometer haben? Watt's Versuche haben uns gelehrt, daß hygroskopische Körper, Federkiele, Haare, Fischbein, selbst im Wasserdampfe Trockenheit zeigen, wenn er nur durch die nöthige Wärme im elastischen Zustande erhalten wird. Auf diesem Wege werden wir daher schwerlich zu der für die Refraction so nöthigen Kenntniß der specifischen Elasticität der Luft gelangen. Dr. Kramp hat daher einen andern Weg eingeschlagen; er hat einen neuen Dichtigkeitsmesser (Manometer) erfunden, welcher auf der Stelle und in jedem Augenblicke das Verhältniß der Dichtigkeit der Luft zu der des Quecksilbers angibt. Wenn man die Barometer- Höhe durch die Dichtigkeit dividirt, so hat man sogleich die specifische Elasticität der Luft für alle mögliche Fälle. Es ist zu wünschen, daß Dr. Kramp dieses allen Physikern, und vorzüglich Astronomen unentbehrliche Instrument, seinem Versprechen gemäß, so bald als möglich, bekannt machen möge. Ein merkwürdiges Resultat müssen wir noch aus D. Kramp's Werke anführen: daß er aus Bouguer's und Condamine's Refractions-Beobachtungen in Peru, so wie aus seiner Theorie gefunden hat, daß die specifische Elasticität der Luft in diesem heißen Erdstriche, vom Horizont an bis zu den größten Höhen der Atmosphäre, merklich und beständig dieselbe bleibt; und daß man fast als eine ausgemachte geometrische Wahrheit annehmen könne, daß in der Disposition der atmosphärischen Luftschichten keine mögliche Mischung von Gas-Arten, Dünsten, heterogenen Flüssigkeiten, diese zwey großen Gesetze der Natur verändern und modificiren könne: nämlich, 1) Die Dichtigkeit der Luft bleibt dem Gewichte, das sie zusammendrückt, immer proportionell; und 2) ihre Brechbarkeit steht immer im Verhältniß mit ihrer Dichtigkeit. Es ist zu bedauern, daß v. Humboldt von dem Kramp'schen Manometer vor seiner Abreise keine Kenntniß haben konnte. v. Z. Soll wol heißen: Die größte Veränderung der Strahlenbrechung sey nicht über 32" gegangen, denn die Wirkung der Strahlenbrechung selbst mag wol über 12 Min. betragen haben. Inzwischen haben doch Bouguer in Peru, und Le Gentil in Pondichery die Veränderung der Horizontal-Refraction 4 bis 5 Min. stark gefunden; letzter fand sie auch in Renneville, an der Küste der Normandie, fast eben so groß. Unter einem so schönen Himmel und reinen Meeres- Horizont, wie in Süd-Amerika, wäre zu wünschen, daß v. Humboldt die Veränderungen der Horizontal-Refraction nach der von Le Monnier in den Pariser Mem. 1766 S. 608 vorgeschlagenen Methode beobachten möchte. In den tropischen Ländern wären die hellglänzenden Planeten, wie z. B. Venus, Jupiter, besonders geschickt dazu. v. Z. Zur See hat mich auch die Temperatur des Oceans und dessen specifische Schwere viel beschäftiget, welche ich mit einer vortrefflichen Dollond'schen Wage bestimmt habe. Franklin 's und Jonathan Williams's Idee, mit dem Thermometer zu sondiren, ist ein eben so sinnreicher als glücklicher Gedanke und wird mit der Zeit für die Schiffahrt sehr wichtig werden. Das Wasser wird auf den Untiefen 4 bis 5 Grad des Fahrenheitschen Therm. kalt, in einer Breite von 17 bis 18 Grad. Es gibt einen Streifen im Weltmeer, wo das Wasser specifisch dichter ist, als etwas weiter nach Norden, oder nach Süden; da gibt es aber auch keine Strömungen (Courrans). Ich habe viele Versuche zu Schiffe mit Hadley'schen Spiegel-Sextanten angestellt. Ich habe einen 8zolligen von Ramsden mit silbernem Limbus, worauf die unmittelbare Theilung von 20 zu 20 Sec. geht. Dann habe ich einen Sextanten von Troughton von 2 Zoll, den ich nur den Sextant a Tabatiere nenne; es ist unglaublich, was man mit diesem kleinen Instrumentchen ausrichten kann. Einzelne Sonnen-Höhen damit genommen, wenn die Sonne durch den ersten Vertical geht, geben die Zeitbestimmung bis auf 2 oder 3 Sec. genau. Wenn diese Genauigkeit Zufall ist, so muß man doch bekennen, daß diese Zufälle sich sehr häufig ereignen. Ich habe ein ordentliches astronomisches Tagebuch gehalten, und so oft es die Witterung und die Meeresstille erlaubten , Breiten- und Längen-Bestimmungen des Schiffes, oder der Landungsplätze gemacht, die Neigung der Magnet-Nadel auf dem neuen Borda'schen Instrumente beobachtet, welches eine Sicherheit von 20 Minuten in der Beobachtung gewährt. Hier theile ich Ihnen meine damit zur See angestellten Beobachtungen mit. Breite Länge westlich von Paris magnetische Neigung magnetische Kraft durch die Oscillationsmenge in e. Zeitm. ausgedrückt G 38° 52' 16° 20' 75, 18 24, 2 32 15 17 7 71, 50 -- -- 25 15 20 36 67, 0 23, 9 21 36 25 39 64, 20 23, 7 14 20 48 3 58, 80 -- -- 12 34 53 14 50, 15 23, 4 10 59 61 23 46, 40 22, 9 Vom 14 Grade der nördl. Breite an nehmen die Neigungen sehr schnell ab . Längen und Breiten sind nach der alten, die magnet. Neigung nach der neuen Grad-Eintheilung angegeben. Hier in Cumana habe ich diese Neigung 44,G 20 gefunden, und die Anzahl der Oscillationen der Nadel in einer Minute Zeit = 22,9. Die Abweichung der Magnet-Nadel im October 1799 4° 13' 45" nach Osten. Ich weiß nicht, ob Ihnen mein Brief aus Spanien, den ich Ihnen vor meiner Abreise nach Süd-Amerika geschrieben habe, zugekommen ist, worin ich Ihnen mehrere magnetische Beobachtungen, in Spanien angestellt, mitgetheilt habe; auf alle Fälle setze ich die Resultate nochmahls her . Dieß bestätigen auch ältere Beobachtungen vom J. 1776. Man sehe Tib. Cavallo. Abhandl. der Lehre vom Magnet der Deutsch. Uebersetz. Leipzig 1788 S. 40. La Perouse war in ganz anderen Längen gesegelt, als die Span. Fregatte le Pizarro, auf welcher v. H. war; daher lassen sich seine magnetischen Beobachtungen mit jenen nicht vergleichen. La Manon bemerkt in einem Briefe an Condorcet, daß er den Aequator der magnetischen Neigung den 8 Octob. 1785 um 8 Uhr früh in 10° 46' südl. Breite und 25° 25' westl. Länge von Paris beobachtet habe; das heißt, die Neigung der Magnet-Nadel war auf diesem Erdpunct ganz 0,°0, die Abweichung 5° 50' westl. v. Z. Dieser Brief ist uns richtig zu Händen gekommen, und wir haben seinen interessanten Inhalt den Lesern unserer A. G. E. im IV B. S 146 bereits mitgetheilt, wo auch S. 150 die in Spanien angestellten magnetischen Beobachtungen, von denen hier die Rede ist, angeführt werden. Allein in gegenwärtigem Briefe finden wir zwey Spanische Beobachtungen mehr, welche in jenem nicht angezeigt waren, und die wir hier nachholen; nämlich, in Ferrol Neigung der Nadel 76,°15; in Medina del Campo 73,°50. Auch finden wir in diesem Briefe die Neigung in Marseille zu 72°, 40, in jenem zu 72,°14 angegeben; wir können nicht entscheiden, welches die rechte Lese-Art ist. v. Z. Mein Chronometer von Louis Berthoud, Nr. 27, der viel auf Reisen gewesen ist, und dessen Genauigkeit Borda wohl kannte, hat seinen sehr gleichförmigen Gang beybehalten. Thulis hat ihn in Marseille 18 Tage, mittelst des Passagen-Instruments auf der Sternwarte der Marine, sehr fleißig beobachtet, und seinen Gang in dieser Zeit bis auf [Formel] Sec. gleichförmig befunden. In einem ganzen Monat ging seine größte Anomalie nicht über 1 [Formel] Sec. . Ich halte nun durch correspondirende Sonnen-Höhen, welche ich mit meinem Bird'schen Quadranten nehme, ein Register seines Ganges, (mein Borda'ischer Kreis, und der Theodolit sind noch in Europa); ich erfahre dadurch nicht nur seinen fortgesetzten guten Gang, bis auf 0,"5 genau, sondern habe mich auch davon auf der Reise, durch die gute Übereinstimmung der Längen überzeugen können, die mein Chronometer von solchen Orten angegeben hat, die bereits sehr gut bestimmt waren, wie z. B. Teneriffa, die Land-Spitze von Tabago, La Trinidad u. a. m. Dieses Register seines Ganges sehe man im IV B. unserer A. G. E. S. 153. v. Z. Zu Ferrol in Spanien habe ich die Länge dieses See-Hafens mit diesem Chronometer 42' 22" in Zeit westl. von Paris gefunden; Teneriffa (Mole St. Croix) 1 St 14' 25" Tabago; (Pointe des Sables) 4 St 12' 32". Da mein Chronom. nach Madrider mittlerer Sonnen- Zeit läuft, so sind alle meine Längen mit Madrider Zeit gemacht und 24' 8" Meridian-Differenz auf Paris gebracht worden. Wenn diese sich nach neueren Untersuchungen, mit welchen sich Chaix auf Befehl des Staats-Ministers Urquijo beschäftiget, etwas verändern sollte; so müssen auch alle meine Längen hiernach geändert und verbessert werden . Ich habe auch schon gefunden, daß sich der tägliche Gang meines Chronometers in diesem heißen Erdstriche etwas geändert, und seine Verspätung um anderthalb Secunden täglich zugenommen hat. Es ist auch bey einer solchen Hitze kein Wunder, wo man sich die Finger bey Berührung der metallenen und der Sonne ausgesetzten Instrumente verbrennt. Es ist daher möglich, daß meine, auf der Reise bestimmten Längen, etwas zu klein ausgefallen sind; allein ich glaube es nicht, weil die Kühlung zur See doch immer groß genug war, meist 18° Reaumur unter dem 12 Grade der Breite. Übrigens führe ich meine Register über den Gang des Chronometers, sammt allen dazu gehörigen Beobachtungen, Tag vor Tag in größter Ordnung, so daß, wenn ich auch umkomme, und nur meine Papiere gerettet werden, man in Europa meine Resultate wird prüfen, nachrechnen, nach Gutdünken und bessern Einsichten verbessern können. Indessen habe ich mit vieler Geduld und Fleiß folgende Bestimmungen gemacht, welche ich für sehr genau halte. In der That, es gehört himmlische Geduld dazu, um bey einer solchen Hitze astronomische Beobachtungen mit Genauigkeit und con amore anzustellen! Sie sehen inzwischen, daß mir diese drückende Hitze dennoch nichts von meiner Thätigkeit benommen hat. Nach der zu Ferrol den 21 Oct. 1793 beobachteten Bedeckung Aldebarans wäre seine Länge nur 42' 10,"5 (A. G. E. I B. S. 285) nach Herrera 42' 27". Teneriffa nach Verdun, Borda und Pingre 1 St 14' 24", nach La Perouse und Dagelet 1 St 24' 26", Tabago nach Chabert 4 St 12' 36". Obige zum Grunde gelegte Madrider Länge ist nach den neuesten Untersuchungen (M. C. I B. S. 235) nur um eine Secunde größer. v. Z. westl. Läng. v. Paris in Zeit nördl. Br. Cumana Stadt, Schloß v. St. Anton . 4 St 26' 4" 10° 27' 37" Cabo N. Ost von Tabago .... 4 11 10 ... Cabo Macanao auf der Insel St. Marguerita 4 26 53 ... Punta Araya, Batterie des neuen Salzwerkes 4 26 22 ... Isla Coche, das östliche Vorgebirge . 4 24 48 ... Bocca de Dragos ..... 4 17 32 ... Cabo de 3 puntas ..... 4 19 38 ... Die Breite von Cumana habe ich durch viele Sonnen-Beobachtungen und durch die beyden Sterne b und g im Drachen mit dem Bird'schen Quadranten und Ramsden'schen Spiegel-Sextanten bestimmt. Von Punta Araya aus habe ich mittelst einiger Triangel Macanao trigonometrisch bestimmt, und die Länge 4 St. 26' 41" gefunden; ich traue aber der astronomischen Bestimmung mehr zu. Isla Coche habe ich auch nur von weiten durch Dreyecke bestimmt. Die alten Karten, z. B. die von Bonne, welche er zu Raynal's Hist. philos. et polit. du commerce de deux Indes entworfen hat, sind besser als die neuern, welche die Seefahrer in die größten Gefahren bringen können. Wir selbst sind mit unserer königlichen Fregatte le Pizarro in diese Gefahr gerathen, indem wir der neuen Seekarte des Atlantischen Weltmeers vom J. 1792 gefolgt sind, welche sonst in andern Theilen recht gut und allgemein im Gebrauch ist. Diese Karte setzt z. B. die Insel Tabago, westlich von Trinidad, (Punta de la Galera) da sie doch östlich davon liegt. Cumana liegt darauf in 9° 52' nördl. Breite, also über einen halben Grad falsch und zu weit nach Süden. Das westliche Vorgebirge von der Insel Marguerita liegt da, wo das östliche liegen sollte, u. s. w. Nichts ist indessen den Seefahrern wichtiger, als die richtige Lage von der Punta de la Galera auf Trinidad und von Tabago; denn das erste Land von Amerika, das die aus Europa kommenden und nach Caracas und den Inseln unter dem Winde bestimmten Schiffe zu Gesicht bekommen, sind diese Inseln. Das geringste Versehen kann sie den Canal zwischen Trinidad und Tabago verfehlen machen, und sie in die Bocca de Dragos führen. Inzwischen ist auch auf der Bonne'schen Karte die Punta de la Galera unrichtig verzeichnet: auf die nordöstliche Spitze, und nicht auf die südöstliche, wie auf der Karte steht, muß dieses Vorgebirge zu liegen kommen. Die Spanischen Schiffs-Capitaine D. Churruca und Fidalgo setzen die Länge von der Punta de la Galera auf 54° 39' von Cadix. Setzt man Cadix 34' 25" in Zeit westlich von Paris, so ist die Länge von dieser Punta von Paris 4 St. 13' 1". Nach meinen Beobachtungen ist die Länge des Cabo Esie von Tabago 4 St. 11' 10" und nach Chabert die Pointe des Sables 4 St. 12' 36". So viel ist auch gewiß, daß man von dieser Punta de la Galera Tabago in Nord- Osten liegen sieht, welches auch meine und Chabert's Beobachtung bestätiget. Auch auf Bryant Edwards Karte von Westindien, und nach ihm auf der Güssefeld'schen (1795), findet man die Insel Tabago westlich von der Punta de la Galera auf Trinidad gezeichnet. Richtiger ist sie auf der Mentell'schen Karte du Golfe du Mexique, et des Isles Antilles angegeben. Capit. Edw. Thomson 's Karte The Coast of Guiana ... with the Islands of Barbados, Tabago etc. von La Rochette zusammengetragen, und von W. Faden 1783 herausgegeben, hat auch keinen sonderlichen Werth. Die beste und vollständigste Karte von diesem Welttheile ist wol die im J. 1775 in Madrid von D. Juan de la Cruz Cano y Olmedilla in 8 Blättern herausgegebene Mapa geografica de America meridional, welche W. Faden ihrer Seltenheit wegen in sechs Blättern London 1799 nachgestochen hat. Bey oben angeführtem Werke des Span. Missionärs Caulin befindet sich auch eine, von Luis de Surville 1778 zu Madrid, nach den Karten der Gränz-Commission, gestochene Karte, welche viel innern Detail, besonders über den Lauf des Oronoco- Flusses enthält. Caulin konnte auch hierüber sehr unterrichtet seyn, da er die Berichte der Spanischen Gränz-Commission benutzen konnte, und selbst von diesen Gegenden viele Karten aufgenommen hat. So eben zeigt mir Chr. A. Fischer in Dresden an, daß auf einen Befehl zum Behuf der Marine in dem bekannten Deposito hydrografico bey dem Buchhändler Aguilera (ehedem Aguirre ) erschienen sey: Tres Cartas esfericas, que comprehenden las Islas Antillas, las de St. Domingo, Jamayca, Cuba, Canales viejo y nuevo de Bahama; y las costas de todo el Seno Mexicano. Wir hoffen, unsern Lesern bald ein vollständiges Karten- Verzeichniß dieses schätzbaren Depots Spanischer Karten mitzutheilen, welche man nicht mit den Machwerken eines Lopez verwechseln darf. v. Z. Der Spanische Schiffs-Capitain Churruca und der Fregatten-Capitain Fidalgo haben seit 1792 eine äußerst wichtige Arbeit in dem Meerbusen von Mexico unternommen. Nachdem sie gemeinschaftlich mit fünf Englischen Chronometern, vielen Theodoliten, großen Quadranten von Ramsden, den ersten Meridian vom Span. Amerika auf dem Schloß S. Andre de Puerto Espanna de la Trinidad gezogen hatten, so übernahm Fidalgo, die ganze Küste des festen Landes bis Carthagena zu bestimmen, wo er sich gegenwärtig noch befindet: Churruca hingegen befuhr alle Küsten der Inseln. Der Krieg hat diese Operationen unterbrochen, welche, wie man mich versichert hat, bey weiten die Genauigkeit der Arbeiten des Tofinno übertreffen soll. Ich habe zufälligerweise meine beobachteten Längen mit denen des Capit. Fidalgo vergleichen können. Auf einer, in den Händen des hiesigen Gouverneurs befindlichen Karte des Meerbusens von Cariaco fand ich die Meridian-Differenz zwischen Cumana und Puerto Espanna 2° 41' 25". Meine Längenbestimmung von Cumana zum Grunde gelegt, finde ich westliche Länge des Süd-Amerikanischen ersten Meridians von Paris 4 St. 15' 18". Man hat nachher ein Blatt Papier gefunden, auf welchem Fidalgo bemerkt hatte, daß die Punta de la Galera 55° 16' 32" westl. von Cadix sey, und daß von dieser Punta bis Puerto Espanna noch 37' 32" wären. Nehmen wir nun Cadix 34' 25" in Zeit von Paris an, so hätte Fidalgo die Länge dieses Spanisch- Amerikanischen ersten Meridians 4 St. 15' 31" westlich von Paris gefunden, welches nur 13" von meiner Bestimmung abweicht. Etwas von dieser merkwürdigen und verdienstlichen Arbeit haben wir im II B. unserer A. G. E. S. 393 f. wo auch Bestimmungen auf der Küste v. Caracas vorkommen, mitgetheilt. v. Z. Wie soll ich Ihnen die Reinheit, die Schönheit und die Pracht unseres hiesigen Himmels beschreiben, wo ich oft beym Schein der Venus den Vernier meines kleinen Sextanten mit der Loupe ablese? Die Venus spielt hier die Rolle eines Mondes. Sie hat große und leuchtende Höfe (Hallo) von zwey Grad im Durchmesser, mit den schönsten Regenbogen-Farben, selbst wenn die Luft vollkommen rein und der Himmel ganz blau ist. Ich glaube, daß gerade hier der gestirnte Himmel das schönste und prächtigste Schauspiel gewährt. Denn weiter nach dem Aequator hin verliert man schon die schönen nördlichen Gestirne aus dem Gesichte. Indessen hat auch der südliche Sternhimmel seine eigene Schönheit. Der Schütz, die südliche Krone, das südliche Kreuz, der südliche Triangel, der Altar, haben doch auch sehr schöne Sterne; und der Centaur kann mit seiner prächtigen Sterngruppe es mit unserm Orion wohl aufnehmen, den ich hier auf einer Höhe beobachte, die mich gewaltig ächzen und schwitzen macht. Unter den Wendekreisen soll es nichts seltenes seyn, die Venus, und selbst Sterne, wie Sirius und Canopus, bey hell lichtem Tage zu sehen. (Histoire des Voyages Tom. XLVI p. 112). Dies erzählt auch Bruce in seiner Reise von Abyssinien, und Thierry de Menonville sahe die Venus im Meerbusen von Mexico bey hellem Sonnenschein am Himmel glänzen. (Traite de la culture du Nopal, et de l'Education de la Cochenille precede d'un voyage a Guaxaca. Paris 1787 p. 47.) v. Z. Es wäre sehr zu wünschen, daß von Humboldt seine Aufmerksamkeit auf die räthselhaften schwarz-dunkeln Flecken am südlichen Himmel, beym Kreuz und in der Karls- Eiche, welche die Engländer den großen und kleinen Kohlensack (Coalbag) nennen, richten möchte. La Caille glaubt (Mem. de l'Acad 1755 p. 199) diese Flecken erscheinen bloß deswegen so dunkel, weil sie von einem Theile der weißlichen und lebhaften Milchstraße umschlossen werden. Reinhold Forster 'n, der diese Flecken auf seiner Reise mit Cook gesehen hat, befriedigte diese Erklärung nicht. (Astr. J. B. 1790 S. 257). In Freylingshausen's neuerer Geschichte der Missions-Anstalten werden diese Flecken auch erwähnt; allein alles, was wir bisher davon wissen und erfahren haben, ist noch sehr unbestimmt und ungewiß. v. Z. Eine andere sehr merkwürdige und wunderbare Erscheinung, welche ich gleich den zweyten Tag nach meiner Ankunft beobachtet habe, sind die atmosphärischen Ebben und Fluthen. Sie kennen die Abhandlung Francis Balfour's und John Farguhar's im IV Bande der Asiatic Researches. Diese Luft-Fluthen sind hier noch regelmäßiger als in Bengalen, und nach ganz andern Gesetzen. Der Barometer ist in immerwährender Bewegung. Das Quecksilber sinkt von 9 Uhr des Morgens bis 4 Uhr Nachmittags. Auch De Lamanon hat auf seiner Reise mit La Perouse diese merkwürdigen Luft-Fluthen unter dem Aequator, von 1° nördl. bis 1° südl. Breite, mit einem Nairne'schen See-Barometer von Stunde zu Stunde beobachtet. Schon vom 11 Grade nördl. Breite an bemerkte er dieses regelmäßige Steigen und Fallen des Barometers, dessen höchster Stand immer gegen Mittag war. Schade, daß v. Humboldt die Größe dieser Barometer-Veränderungen nicht angibt. Da dieser Gegenstand noch wenig bekannt ist, und um ihn mit Humboldt 's Beobachtung zu vergleichen, setzen wir den Gang dieses Barometers unter dem Aequator aus Lamanon's Tagebuche im Auszuge hierher: (Voyage de la Perouse Tom. IV p. 289). Die Scale des Barometers waren Englische Zolle. De Lamanon beobachtete zugleich Thermometer und Hygrometer. Die Ebbe und Fluth der Luft unter dem Aequator verursacht demnach eine Höhen-Aenderung des Barometers von 1, 2 Englischen Linien, welches ein Steigen und Fallen der Atmosphäre von 100 Fuß voraussetzt. La Place berechnet in seiner Mecanique celeste Tom II p. 296 diese Wirkung im Aequator (die Sonne und der Mond in ihren mittlern Entfernungen, und in , oder in ) nur zu 0,0006305 eines Meter, das ist 0,279498 einer Pariser Linie. Zur Zeit der Lamanon'schen Beobachtungen war der Mond im letzten Viertel, und die Sonne beynahe im Aequator. Man hat längst bemerkt, daß unter den Wendekreisen der Barometerstand größer im Neu- und Vollmond, als in den Monds- Vierteln ist. Lamanon wollte auf einer Insel mit einem viel empfindlicheren Barometer diese Beobachtungen wiederholen; es ist sehr zu bedauern, daß sie wahrscheinlich mit dieser so vortrefflich ausgerüsteten Expedition umgekommen sind. Desto erwünschter werden uns v. Humboldt 's Beobachtungen seyn, und da er seine Reise bis jenseits des Isthmus an der östlichen Küste von Amerika fortzusetzen gedenket, so wird er auch diesen Punct erörtern können, ob, wie man bisher versichert hat, der Barometerstand auf der westlichen Küste von Amerika um einen Zoll höher, als auf der östlichen sey. v. Z. U U Lin. 28 Sept. 1785 von 4 bis 10 M gestiegen 1,9 -- 10 -- 4 A gefallen 1,2 -- 4 -- 10 A gestiegen 0,9 29 Sept. -- 10 -- 4 M gefallen 1,3 -- 4 -- 10 -- gestiegen 1,5 -- 10 -- 4 A gefallen 1,3 -- 4 -- 10 -- gestiegen 1,0 30 Sept. -- 10 -- 4 M gefallen 1,7 -- 4 -- 10 -- gestiegen 1,4 -- 10 -- 4 A gefallen 1,4 -- 4 -- 10 -- gestiegen 1,0 1 Octob. -- 10 -- 4 M gefallen 0,8 Von da an steigt es wieder bis um 11 Uhr; es fällt nochmahls bis 4 oder 4 [Formel] Uhr, und steigt alsdann wieder bis 9 Uhr. Die Witterung mag dabey seyn, welche es will; Regen, Wind, Sturm, Gewitter, der Mond, u. s. w. nichts stört diesen Gang. Es gibt also vier Fluthen in 24 Stunden in der Luft; die nächtlichen sind die kürzesten. Der Barometerstand ist drey Stunden vor und eilf Stunden nach dem Durchgange der Sonne durch den Meridian der höchste. Es scheint demnach, daß nur die Sonne auf diesen Gang Einfluß hat. Aber die Regelmäßigkeit desselben ist so pünctlich, daß eine Viertelstunde nach neun Uhr das Quecksilber schon um 0,15 einer Linie gesunken ist. Ich habe schon viele Hunderte solcher Beobachtungen gesammelt, und werde noch mehrere Tausende zusammen bringen; der größte Unterschied zwischen dem mittlern Maximum und Minimum dieses Barometerstandes geht nicht über 1,7 Linie. Auch habe ich noch nicht bemerkt, daß Erdbeben das Barometer afficiren. Aber der Mond hat hier eine augenscheinliche Kraft, die Wolken zu zerstreuen. Grüßen Sie herzlich unsern Freund Blumenbach. O! wie oft denke ich an ihn, wenn ich die merkwürdigen Schätze der Natur vor mir ausgebreitet sehe. Sagen Sie ihm, daß die Geologie dieses Landes äußerst interessant ist. Berge von Schiste micace, von Basalt, von Gyps, von Gemma-Salz. Viel Schwefel und Petroleum, welches mit großer Gewalt aus sehr kleinen Oeffnungen hervorquillt, und die auch unter dem Wasser Luft ausspeyen, und wahrscheinlich die Ursache der sehr häufigen Erdbeben sind. Die ganze hiesige Stadt liegt unter dem Schutt. Das große Erdbeben von Cumana war das Signal zu jenem von Quito im J. 1797, wo 16000 Seelen umkamen, und wo der Vulkan Tonguragua mehr warm Wasser und Koth (terre pateuse) als Lava auswarf. Also ein Vulkan, durch welchen die Natur die Neptunisten mit den Vulkanisten aussöhnen und vereinigen will! Wir sind hier mit Tigern und Krokodilen (Alligator) umgeben, die sich gar nicht geniren, auch nicht ekel sind, und einen weißen, so wie einen schwarzen Mann für einen gleich guten Bissen halten. Sie geben auch an Größe den Afrikanischen Raubthieren nichts nach. Und -- welches Pflanzenreich! wahre organisirte Colosse. Ein Ceiba, aus welchem man vier Canots macht! Melden Sie doch auch dem Hofrath Blumenbach, daß in dieser Provinz (Neu-Andalusien) ein Mann lebt, der so viel Milch hat, daß, da seine Frau ihr Kind nicht selbst stillen kann, er solches seit fünf Monaten ganz allein thut. Seine Milch unterscheidet sich auch im geringsten nicht von Frauenmilch. Die Böcke der Alten gaben auch Milch. Der 4 Febr. war dieser schreckliche Tag, wo ein Landstrich von 20 Spanischen Meilen in der Länge, und 40 in der Breite mit fünf ansehnlichen Ortschaften ganz zu Grunde gerichtet wurde. Riobamba, nach Quito und Cuenca, die ansehnlichste Stadt in Peru, und wegen ihrer Tuch-Manufacturen berühmt, wurde total zerstört. -- Condamine traf da 1738 einen hundertjährigen Greis an, der sich des fürchterlichen Ausbruches des Tonguragua im J. 1641 noch erinnerte, und ihm verschiedene Umstände von dieser schrecklichen Begebenheit erzählte. Beschreibungen dieser, alle Vorstellung übersteigenden Wirkungen dieser fürchterlichen Erschütterungen, bey welchen alle Elemente im wüthenden Kampfe gegen einander begriffen scheinen, kann man in Don George Juan und Don. Ant. de Ulloa 's Reise nach Süd- Amerika lesen. v. Z. Abbate Gilii erzählt im oben angeführten Werke, welch' ein unternehmendes, gefährliches, und so häufig und gemein, wie die Wölfe in Europa, anzutreffendes Thier, der Tiger in dasiger Gegend sey. Die Bewohner des Oronoco sind der Meinung, (welches Gilii indessen da hingestellt seyn läßt) daß, wenn ein Tiger (Felis onca; Jaguar) bey Nachtzeit in eine Hütte kommt, wo mehrere Personen beysammen schlafen, er immer zuerst den schwächsten wählt. Sind Spanier, Neger und Indier beysammen, so fängt er mit dem letzten an. Sind aber nur die beyden ersten da, so ist die Reihe an dem Neger. An den Spanier, als den muthigsten, wagt sich der Tiger zuletzt. Man erzählt davon viele sonderbare Beyspiele. Ein solches Thier schleppt mit großer Leichtigkeit ein Pferd bis in seine Höhle. Gilii hörte des Nachts in dem Dorfe, wo er wohnte, von allen Seiten ihr Geheul. Auf seinen Reisen sind sie oft auf einer Entfernung eines Steinwurfes vor ihm vorbeygegangen. v. Z. Ceiba (Bombax ceiba; Käsebaum?) ist eine Pflanze oder Staude, welche zu dem Malven-Geschlecht gehört und das Mittel zwischen dem Geranium und der Caperstaude hält; er ist nicht so dick, wie der Baobab, welcher wahrscheinlich die dickeste Pflanze auf der Welt ist, und öfters über 25 Fuß im Durchmesser hält. Seine Höhe geht nicht über 60, 70 Fuß; aber der Ceiba ist vielleicht die höchste Pflanze der alten und neuen Welt, und übertrifft an Höhe alle bekannte Bäume. Adanson erzählt (Famille des Plantes. Paris 1763 II Part. p. 390) daß er Ceibas gesehen habe, welche mehr als 120 Fuß Höhe hatten. v. Z. Das Wunderbare und Außerordentliche scheint in diesem Welttheile in allen Reichen der Natur Statt zu finden. So schreibt Fischer aus Dresden, daß in dem neuesten Heft der Miscelanea instructiva y curiosa (A. G. E. III B. S. 414) ein merkwürdiger Aufsatz steht, welcher von einem armlosen Menschen in Neu-Granada Nachricht gibt, der sich mit den Füßen frisirt, balbirt, anzieht, nähet, Violine spielt u. s. w. (Se peyna con los pies, se afeyta, se viste, se cose, toca el violin etc .) v. Z. Nehmen Sie das, was ich Ihnen schicke, gütig auf, und haben Sie besonders Nachsicht mit meinen astronomischen Arbeiten. Bedenken Sie, daß dies nur ein Nebenzweck meiner Reise ist, daß ich ein Anfänger in der Astronomie bin, und erst seit zwey Jahren mit Instrumenten umzugehen gelernt habe; daß ich diese Reise auf eigene Kosten unternommen habe, und daß eine solche von einem einzelnen, nichts weniger als reichen Particulier zum eigenen Vergnügen und Unterricht unternommene Expedition gar nicht mit solchen verglichen werden darf, welche auf Befehl und Kosten von Regierungen königlich ausgerüstet, und wozu ganze Gesellschaften von Gelehrten vereiniget werden, um Untersuchungen in allen Fächern der Wissenschaften anzustellen. Freylich hätte ich mir, um etwas großes in der Astronomie und Geographie auszurichten, unsern Freund Burckhardt zum Reisegefährten gewünscht, allein da hätte er auch mit bessern und größern Instrumenten, wie die meinigen, versehen werden müssen. Im December gedenke ich mit dem Capuciner- Missionar Juan Gonzalez nach den Missionen von Oronoco und Rio negro abzureisen. Wir werden von da bis jenseits des Aequators in das innere unbekannte Land von Süd-Amerika einzudringen versuchen. Im Frühjahr bin ich wieder zurück, dann gehe ich nach Havanna, von da nach Quito, Mexico. ... Wundern Sie sich nicht, wenn mehrere meiner Briefe Wiederholungen enthalten werden. Da man hier zu Lande rechnet, daß auf vier Briefe, die man nach Europa schickt, drey verloren gehen, so muß man das, was man seinen Freunden bekannt machen will, öfter wiederholen. Grüßen Sie alle unsere guten Freunde in Europa, und antworten Sie mir auf dem Ihnen angezeigten Wege; so lange ich in Süd-Amerika bleibe, erhalte ich Ihre Briefe gewiß. ... Der Strich, in welchem die Capuziner ihre Missionen haben, ist wegen der schönen Waldungen, Berge und Wiesen der fruchtbarste von ganz Caribana. Daher ist er auch weit mehr bevölkert und gesünder als die andern Gegenden. Die unfruchtbarsten und ungesundesten hingegen sind die, wo die Jesuiten ihre Niederlassungen hatten. Das große Land, welches beynahe ganz von dem Oronoco umgeben wird, war bis in das J. 1733 mehrentheils noch ganz unbekannt. v. Z. Cumana, den 17 Novbr. 1799. Ich eröffne diesen Brief wieder, weil ich es nicht gewagt habe, ihn der Brigantine von Cadix mitzugeben, und weil wir den Spanischen Courier erwarteten. Wir haben aber zwey Monate vergeblich auf ihn gewartet; endlich ist er angekommen, und ich eile, Ihnen noch einige Nachrichten mitzutheilen. Ich bin eben von einer sehr beschwerlichen, aber über alle Maße interessanten Reise ins Innere von Paria zurückgekommen. Wir waren in den hohen Cordilleren von Tumiriquiri , von Cocollar, und von Guanaguana, welche von Chaymas- und Guaraunos- Indiern bewohnt werden. Wir haben herrliche und vergnügte Tage im Capuziner-Kloster Caripe, im Mittelpuncte der Missionen, zugebracht. Wir haben die berühmte Höhle von Guacharo durchlaufen, welche von Millionen Nacht-Vögeln bewohnt wird (eine neue Gattung von Caprimulgus, Ziegenmelker). Nichts gleicht dem majestätischen Eingange dieser Höhle, die durch Palmen, Pothos, Ypomeen u. s. f. beschattet wird. Wir haben seit unserem hiesigen Aufenthalte in dieser Provinz über 1600 Pflanzen getrocknet, gegen 600 größtentheils neue, unbekannte und kryptogamische beschrieben, und die schönsten Muscheln und Insecten gesammelt. Ich habe mehr als 60 Zeichnungen von Pflanzen und über die Anatomia comparata der See-Muscheln gemacht. Wir haben den Berthoud'ischen Chronometer, den Ramsden'- und Troughton'schen Sextanten bis jenseits des Guarapiche mit uns geführt. Ich habe die Länge und Breite von mehr als 15 Ortschaften bestimmt, welche einst zu Fixpuncten einer Karte vom Innern des Landes werden dienen können. Ich habe mit dem Barometer die Cordilleren gemessen. Der höchste Theil ist Kalkstein, und hat nur eine Höhe von 2244 Varas Casiillanas = 976 Franz. Toisen; aber mehr gegen Westen, nach Avila zu, gibt es Berge gegen 1600 Toisen hoch, welche diese Cordilleren mit denen von St. Martha und Quito verbinden. Gilii erzählt auch von einer bloß aus Weibern bestehenden Nation. Als er einst die Quaquis-Indier nach den anderen Völkern befragte, die am Fluß Cuccivero sich aufhalten, so nannten sie unter verschiedenen auch dieses Weiber-Volk. Gilii erstaunte; ein Volk von bloßen Weibern, wie ist das möglich! Der Indier versicherte ihn hierauf, daß es wirklich so sey, und setzte hinzu, sie wären äußerst kriegerisch, und anstatt daß andere Weiber Baumwolle spännen, beschäftigten sie sich bloß mit Verfertigung der Waffen. Einmahl des Jahrs erlaubten sie den Männern, die neben ihnen wohnten, und von der Nation der Vochearis wären, sie zu besuchen; sobald sie sich nun schwanger befänden, beschenkten sie die Männer mit Waffen und schickten sie wieder fort. Bey der Entbindung tödteten sie die männlichen Kinder, und erzögen die Töchter. Eben diese Erzählung mit noch vielen anderen Umständen hörte Gilii öfters von mehrern Indianern wiederholen, und immer bezeichnete man ihm die nämliche Gegend, die man Condamine als den Wohnort der Amazonen angezeigt hatte. Sit fides penes Auctorem; wir wünschen, wenn es ein solches Weiber-Volk wirklich gibt, daß von Humboldt ihr Daseyn bestätigen, aber doch ja nicht unter dasselbe gerathen möge. v. Z. Ungeachtet der drückenden und fast unausstehlichen Hitze in diesem Monate habe ich dennoch den 28 Octobr. die Sonnen-Finsterniß beobachtet. Denselben Tag habe ich correspondirende Sonnen-Höhen mit dem Bird'schen Quadr. genommen, die ich Ihnen, wenn Sie meine Rechnungen durchsehen und berichtigen wollen , hierher setze. Ich habe mir aber bey diesen Beobachtungen das Gesicht so verbrannt, daß ich zwey Tage das Bette hüten und zu Arzneyen Zuflucht nehmen mußte. Die Augen leiden gewaltig, und werden durch das kalksteinige und schneeweiße Terrain ganz zu Grunde gerichtet. Das den Sonnen Strahlen ausgesetzte Metall der Instrumente erhitzt sich bis zum 41 Grade des Reaumur'- schen Thermometers. Es ist vortrefflich, sehr lobenswerth und allen Reisenden nicht genug zu empfehlen, daß sie von allen ihren Beobachtungen die Originalien und die ersten Elemente angeben mögen, damit man solche nachrechnen und berichtigen könne. So haben wir z. B. obige Beob. sehr genau reducirt, und etwas verschiedene Angaben gefunden. Aus den corresp. Sonnen-Höhen, mit Ausschluß der letzten, folgt nach unserer Rechnung der wahre Mittag am Chronometer 3 U 18' 10,"4. Daher eilte der Chr. vor; in mittlerer Zeit von Cumana 3 U 34' 15,"4; und nach allen Reductionen muß das beobachtete Ende der Finsterniß um 2 U 14' 23,"4 m. Z. angesetzt werden. Diese Sonnen-Finsterniß war in Europa nicht sichtbar, so daß sich hierzu keine correspondirende Beobachtung, (es sey denn irgend an einem in Amerika genau bestimmten Orte) finden wird. Sie ist inzwischen schon in Rechnung genommen, und muß einstweilen mit den bloßen Sonnen- und Monds- Tafeln verglichen werden; der Fehler der letzten war auf Europäischen Sternwarten nicht auszumitteln; daher man sich indessen mit diesem, der Sonnen-Tafeln, wird begnügen müssen. Das Resultat hoffen wir in unserem nächsten Hefte angeben zu können. v. Z. Correspondirende Sonnen-Höhen den 28 Octob. 1799 in Cumana genommen. Zeit d. Uhr Vormitt. Zenith Dist. der Sun Zeit d. Uhr Nachmitt. geschloßn. Mittag Der Collimations-Fehler des Quadr. ist 8' 40", die man zu allen beobachteten Zenith-Distanzen hinzusetzen muß. 23U 1' 16" 67° 33' 50" 7U 34' 55" 3U 18' 5,"5 2 45 67 12 55 33 26 5, 5 3 37 67 1 0 32 35 6, 0 4 32 66 48 10 31 40 6, 0 5 58 66 28 5 30 14 6, 0 8 24 65 54 30 27 48 6, 0 9 56 65 33 20 26 15 5, 5 13 35 64 43 0 22 36 5, 5 18 56 63 29 30 17 16 6, 0 20 2 63 13 45 16 12 7, 0 Aus diesen Beobachtungen folgerte ich den wahren Mittag um 3 U 18' 11,"8 oder mein Chronometer eilte vor der mittleren Cumaner Sonnen-Zeit 3 U 34' 16,"8. Das Ende der Sonnen-Finsterniß beobachtete ich an der Zeit meines Chron. um 5 U 48' 37". Wenn ich nun den Gang des Chronom. von Mittag bis zur Zeit der Beobachtung in Rechnung nehme, so ereignete sich das Ende der Sonnen-Finsterniß in Cumana um 2 U 14' 22" mittler Zeit. Ich habe auch während der Verfinsterung verschiedene Azimuth- und Höhen-Unterschiede durch Beobachtung der Hörner am Faden-Kreuz genommen, aber noch nicht reducirt. Den 7 Novbr. habe ich eine gute Beobachtung einer Verfinsterung des II Jupiters-Trabanten gehabt. Ich sah den Eintritt mit dem 95mahl vergrößerenden Dollond um 11 U 41' 18,"5 wahre Zeit. Vielleicht können Sie in Europa eine correspondirende dazu finden . Astronomen, welche diese Beobachtung zu machen so glücklich waren, werden hiermit gehorsamst darum gebeten. Indessen haben wir sie mit der aus De Lambre's Tafeln berechneten verglichen; dieß gäbe Länge von Cumana 4 St 25' 25,"5, welches sich beträchtlich, und zwar 38 [Formel] Zeit- Secunde, von der chronometrischen Länge entfernt. Doch es ist bekannt, daß Jupiter Satelliten-Verfinsterungen, besonders des zweyten, keine sonderliche Sicherheit gewähren, zumahl bey einer einzelnen Beobachtung derselben. v. Z. Wenn Sie einen Blick auf mein letztes Werk, die unterirdische Meteorologie, geworfen haben, so werden Sie bemerkt haben, daß die Temperatur des Inneren unseres Erdballs ein höchst interessantes Problem ist. Hier unter dem 10 Grade der Breite ist diese Temperatur, in einer Tiefe von 340 Toisen, 15,°2 nach Reaumur's Thermometer. Meine meteorolog. Instrumente sind mit denen der Pariser National-Sternwarte verglichen und darauf reducirt worden. Am Meeres-Spiegel steigt der Thermometer im Schatten, in der wärmsten Jahreszeit, nicht über 26° R. er ist fast immer 19° bis 22° . Auch haben wir alle Tage, zwey Stunden nach der Culmination der Sonne, wenn die Hitze ihr Größtes erreicht hat, ein Gewitter, und neun Stunden lang Blitzen und Wetterleuchten. Ein wahrhaft vulkanisches Clima! Das Jahr wird in dieser Weltgegend in zwey Theile getheilt. Man nennt die Zeit von Johannis bis Weihnachten Winter; der Sommer wird von Weihnachten bis Johannis gerechnet. In diesem sogenannten Winter steigt nach Loeffling das Thermometer zwischen 21° -- 24° Reaumur, im Sommer innerhalb der Häuser 24° -- 26° R. Wenn die Sonne im Scheitel von Cumana steht, so ist besonders zwischen 9 und 5 Uhr die Hitze so stark, daß sie für Menschen, Thiere und Gewächse unerträglich seyn würde, wenn die Luft nicht von beständigem Ostwinde und von dem um diese Jahreszeit anhaltenden Regen abgekühlt würde. v. Z. Wir haben hier den 4 Novbr. ein sehr heftiges Erdbeben gehabt. Zum Glücke hat es keinen großen Schaden angerichtet. Ich habe mit Verwunderung bemerkt, daß sich die magnetische Neigung während dieses Ereignisses um 1,°1 vermindert hat. Es sind noch einige Erdstöße nachgefolgt, und den 12 Nov. haben wir ein wahres Feuerwerk gehabt. Große Feuerbälle haben von 2 bis 5 Uhr des Morgens unaufhörlich den Luftkreis durchkreuzt; sie warfen Feuerbüschel (Gerbes de feu) von 2 Grad im Durchmesser. Der östliche Theil der Provinz von Neu-Andalusien ist mit kleinen feuerspeyenden Bergen ganz angefüllt; sie werfen warm Wasser, Schwefel, Hydrogene sulphureux und Petroleum aus. Unter den Guaigueries-Indianern geht die Sage, daß der große Meerbusen von Cariaco, wenig Jahre vor der Entdeckung dieser Küste von den Spaniern, durch die Wirkung eines fürchterlichen Erdbebens entstanden sey. In einem Theile dieses Meerbusens hat das See- Wasser eine Wärme von 40° Reaum. Meine bisher an den Borda'schen Boussolen angestellten magnetischen Beobachtungen geben mir folgende Resultate. 1) Die magnetische Kraft, oder die Zahl der Nadel-Schwingungen kann zunehmen, mittlerweile die Neigung derselben abnimmt. 2) Die Neigung nimmt sehr schnell ab, südlich vom 37 Grade nördl. Breite. 3) Die Neigung unter demselben Parallel ist viel größer gegen Westen, als gegen Osten. 4) Näher am Aequator wird die Neigung mehr durch die kleineren Erhöhungen über dem Meeres-Spiegel afficirt. 5) Auf dem festen Lande wird die Neigung in ihrer progressiven Abnahme mehr als die magnetische Abweichung der Nadel gestört. Da, wie ich Ihnen schon gemeldet habe, Briefe zur See so häufig verloren gehen, so kann es geschehen, daß gegenwärtiger Brief Ihnen glücklich zu Händen kommt, mittlerweile diejenigen, welche ich nach Paris an das Bureau des Longitudes gerichtet habe, verloren gingen. In einem solchen Falle bitte ich Sie daher, meine Beobachtungen dem Bureau gefälligst mitzutheilen; ich habe dagegen in meinem Schreiben an das Bureau gebeten, daß, wenn meine Briefe an dasselbe gelangen, Ihnen Abschriften davon gütigst zu communiciren. v. Humboldt 's Brief vom 17 Novbr. 1799 aus Cumana erhielt ich durch die königl. Preuß. Gesandtschaft über Madrid, den 18 Febr. 1800 in Gotha; das begleitende Schreiben des k. Legations-Raths Tribolet-Hardy war vom 16 Januar datirt. Humboldt 's Brief war wahrscheinlich schon gegen Ende Decbr. aus Süd-Amerika in Spanien angekommen, und daher nicht länger als etwa 6 Wochen zur See unter Weges. Auch Loeffling brauchte zu seiner Reise ungefähr 7 Wochen. Er schiffte sich den 15 Febr. 1754 in Cadix ein, und stieg den 11 April bey Cumana ans Land. Die Fahrt dauerte also 56 Tage. v. Z. Ich reise morgen zur See nach Guayra ab, und bleibe bis in den Januar zu Caracas . Von da gehe ich ins Innere des Landes, nach dem Rio Apure, Rio negro, Caciquiare. Ich werde alsdann den Oronoco hinabfahren und über Angostura wieder hierher kommen, um mich nach der Havanna einzuschiffen. Caracas, sonst auch St. Jago de Leon genannt, eine durch eine Spanische Handels-Compagnie seit 1728 berühmt gewordene, reiche Handelsstadt in der zum Gouvernement Neu-Grenada gelegenen Provinz Venezuela. Der Ort hat jetzt 24000 Einwohner, und durch den Fluß Guayra Verbindung mit der See. In ihrer Nachbarschaft sind sehr beträchtliche, und die einträglichsten Cacao-Plantagen; die Cacao- Nüsse sind zwar die kleinsten, aber die geschätztesten, aus denen man die beste Chocolate bereitet. Die Luft ist sehr gesund. Die Franzosen plünderten diesen Ort 1679. Die Polhöhe von Caracas im Hause des Consulats ist 10° 30' 26" N., die Länge von Paris 72° 0' 54". (A. G. E. II B. S. 399). v. Z. Ist ein enger Paß, den der Oronoco bey Guiana bildet, und wo der Gouverneur von Oronoco wohnt. Hier sind auch gute Schanzen und eine ansehnliche Garnison sowol zur Beschützung des Orts, als auch der benachbarten Capuziner-Missionen. v. Z.