Briefe des Herrn Alexander von Humboldt. Unſer Landsmann Alexand. v. Humboldt zieht durch ſeine Kenntniſſe, ſeine Schriften, und ſeine Reiſen, itzt die Aufmerkſamkeit von mehr als Einem Welttheil auf ſich. In ihm verbindet ſich auf die ſeltenſte Weiſe der Scharfſinn der Theorie, der Fleiß der Gelehrſamkeit, und der echte Geiſt fuͤr praktiſche Beſchaͤftigungen. Er umfaßt das geſammte Gebiet der Naturwiſſenſchaft: am Himmel, auf der Oberflaͤche der Erde, in den Tiefen derſelben, und auf dem Meere. Er unterſucht die ewigen Geſtirne und die kurzdaurenden Pflanzen, die Knochen des Erdballs und die Nervenfaſer der Thiere, den Brand der Vulkane und den Prozeß des Lebens, die Farbe unterirdiſcher Vegetazion und die Stroͤmungen verborgner Gewaͤſſer, die unſichtbaren Luftarten und die noch geheimeren Naturkraͤfte (Elektrizitaͤt, Magnetismus, u. ſ. w.), das Wiſſen der Alten (uͤber den Baſalt z. B.) und die Stufe der Bildung itztlebender Voͤlker. Chemie, Arzeneikunſt, Mineralogie, Erdkunde, verdanken ihm große Entdeckungen und Bereicherungen. Und dieſer unermuͤdliche, in ſo vielen Faͤchern bewundernswuͤrdige, Mann iſt gegenwaͤrtig noch nicht volle 32 Jahre alt ! Friedrich Heinrich Alexander von Humboldt, Kgl. Oberbergrath, und zum Mitglied der hieſigen Akademie der Wiſſenſchaften erwaͤhlt waͤhrend er ſich auf der andern Halbkugel der Erde befand, iſt den 14 Septemb. 1769 zu Berlin geboren. Er traͤgt den Deutſchen und den Preußiſchen Namen itzt an Orte, welche nie ein Europaͤiſcher Fuß betrat, und wo zum Theil ſelbſt die benachbarten Wilden noch nicht hingekommen waren. Welche Ausbeute verſprechen nicht ſeine Wanderungen in Amerika, wo er Gebirge beſtieg, Wuͤſten durchſtreifte, Fluͤſſe befuhr, unter Nazionen lebte, die wenigſtens ein ſolcher Beobachter nie geſehen hat! Und die Ruhe nach dieſen gefahrvollen muͤhſeligen Unternehmungen? Er ſucht ſie in der hoͤchſten neuangeſtrengten Thaͤtigkeit, in dem weiteſten Wirkungsraume fuͤr einen reiſenden Sterblichen. Er geſellt ſich zu der Expedizion welche die Franzoͤſiſche Regierung itzt unter dem Kapitaͤn Baudin veranſtaltet: die Welt zu umſegeln. In Akapulko werden die Schiffe ihn abholen, um mit ihm ihre große Fahrt zu vollenden. Es iſt der ſchoͤnſte Kranz der unſerm Reiſenden um die Stirn geflochten werden konnte; aber auch welch ein Genoſſe eines ſolchen Vorhabens, wie ausgeruͤſtet, wie vorbereitet, wie geuͤbt! Der unvergeßliche Reinhold Forſter war in Weſtpreußen geboren, und verlebte ſeine letzten Jahre wieder in unſerm Lande. Wir werden zum zweitenmal die ruhmvolle Freude, die intereſſante Belehrung genießen, einen Gelehrten der die Welt umreiſet hat, unter uns zu ſehn. Denn alle gute Wuͤnſche muͤſſen ſich vereinigen, daß Humboldt unbeſchaͤdigt ſein Vaterland wieder betrete, daß der Genius der Wiſſenſchaften ſein Leben beſchuͤtze, welches er vielleicht nur zu eifrig fuͤr die Wiſſenſchaften wagen wird. Ueber ſeine Reiſe in den Wildniſſen von Suͤdamerika, bis zu den Quellen des Oronoko, ſind in oͤffentlichen Blaͤttern mehrere hoͤchſt merkwuͤrdige Berichte aus ſeinen Briefen gedruckt worden. So auch neulich ſein letzter Brief aus Havana, wo er beſtimmt von ſeiner Reiſe um die Welt ſpricht. Ich werde den Leſern nichts vorlegen was ſie ſchon anderwaͤrts finden koͤnnen. Dagegen theile ich hier einige aͤltere, bisher nie bekannt gemachte, Briefe von ihm mit, die ſchon an ſich großes Intereſſe erregen, und noch ein groͤßeres dadurch daß ſie gleichſam die Geſchichte ſeiner Reiſe darlegen. Man hatte oft gehoͤrt daß er fremde Welttheile beſuchen wollte; man vermuthete ihn bald hier bald dort, und wunderte ſich bisweilen daß er nicht in den geglaubten Laͤndern ſei. Man hielt ihn wohl gar in Verdacht, ſeine Plane wankelmuͤthig zu aͤndern oder aufzugeben, waͤhrend der edle junge Mann mit der kraftvollſten Beharrlichkeit ſie verfolgte. Nach Afrika ſtand ſchon fruͤhe ſein Sinn; ſchon damal geſchah ihm der Antrag, die Franzoͤſiſche Reiſe um die Welt mitzumachen. Als dieſe aufgeſchoben werden mußte, wandte er Alles an ſeinen erſten Zweck zu erreichen. Das Schickſal ſetzte ihm Unmoͤglichkeiten entgegen; er ging nach Spanien, und waͤhlte und benutzte hier die Gelegenheit, in der neuen Welt den heißen Erdſtrich zu beſuchen, den in der alten Welt zu ſehn er verhindert ward. Der erſte Brief des Hrn von Humboldt iſt an ſeinen vertrauten vieljaͤhrigen Freund, den hieſigen Hrn Profeſſor Willdenow, gerichtet; die zwei andern, an ſeinen aͤltern Bruder, Hrn Legazionsrath Karl Wilhelm von Humboldt. Sie bilden eine genaue Folge ſeiner damaligen Nachrichten. I. Aranjuez, unfern Madrid, d. 20 April 1799. Wenn ich, mein bruͤderlichſt geliebter Freund, ſeit Marſeille auch keine Zeile an Dich geſchrieben habe, ſo bin ich deshalb, wie der Inhalt dieſes Briefes zeigen wird, doch nicht minder thaͤtig fuͤr Dich und Deine Freuden geweſen. Ich ſchlage ſo eben eine Kiſte von 400 Pflanzen fuͤr Dich zu, von denen ein Viertheil gewiß noch unbeſchrieben, und aus Gegenden iſt die (wie S. Blaſio in Kalifornien, Chiloe, und die Philippinen) kaum von einem Botaniſten betreten worden ſind. Wenn Du dieſe Pflanzen durchgehſt, ſo wirſt Du Dich uͤberzeugen daß kaum ein Tag vergangen iſt, an dem nicht in Waͤldern Wieſen und am Meeresufer Dein Andenken mir lebendig geweſen iſt. Ueberall habe ich fuͤr Dich geſammelt, und zwar nur fuͤr Dich: da ich ſelbſt erſt jenſeit des Ozeans mein eigenes Herbarium anfangen will. — Doch ehe ich Dir die Pflanzen nenne, welche fuͤr Dich mein Lieber beſtimmt ſind, muß ich Dich uͤber mich ſelbſt und mein Schickſal orientiren. Dieſes Schickſal iſt nun in dieſem Jahre wunderbar genug geweſen; doch wirſt Du bemerken, daß ich wenigſtens hartnaͤckig in Verfolgung meiner Plane geweſen bin, und daß dieſe Hartnaͤckigkeit mich nun doch noch von Kalifornien bis zum Patagonenlande, vielleicht ſelbſt um die Welt, fuͤhrt.... Seitdem ich in Salzburg meine zweite Reiſe nach Italien, und die Zahl wichtiger Verſuche welche ich in Neapel uͤber die gasartigen Ausduͤnſtungen der Vulkane zu machen gedachte, aufgab; hatte ich keinen andern Zweck als den, mich in die heiße Zone zu begeben. Du weißt daß Lord Briſtol ein Schif in Livorno gekauft hatte, welches uns mit Kuͤche und Keller, Malern und Bildhauern, den Nil herauf bis an die Katarakten fuͤhren ſollte. Dieſe Reiſe nach Aegypten war verabredet (November 1797), ehe Bonaparte ſich damit beſchaͤftigte. Ich wollte in Paris noch einige Inſtrumente zuſammenkaufen, als die Franzoſen mir meinen guten alten Lord bei Bologna wegfangen, und ihn in Mailand feſtſetzen... Lord Hervey, Graf von Briſtol, Biſchof von Londonderry, allgemein wegen ſeiner Reiſen in Europa bekannt. Er war auch in Berlin. Man rechnet ſeine jaͤhrlichen Einkuͤnfte zu 60000 Pf. Sterling. In Paris wurde ich aufgenommen wie ich nie erwarten durfte, und wie ich mir nur aus der Mittelmaͤßigkeit der Deutſchen erklaͤren kann die ſich dort gezeigt hatten. Der alte Bougainville projektirte eine neue Reiſe um die Welt, beſonders nach dem Suͤdpol. Er beredet mich mit ihm zu gehn; und mir, gerade damal mit magnetiſchen Unterſuchungen beſchaͤftigt, leuchtete eine Reiſe nach dem Suͤdpol mehr als nach Aegypten ein, wohin, als ich in Frankreich ankam, Bonaparte mit ſeiner Schaar Gelehrten bereits abgegangen war. Von dieſen weit ausſehenden Hofnungen war ich voll, als auf einmal das Direktorium den heroiſchen Entſchluß faßt, nicht den 75jaͤhrigen Bougainville, ſondern den Kapt. Baudin eine Reiſe um die Welt machen zu laſſen. Ich hoͤre von dieſem Beſchluß nicht eher als auch ſchon die Regierung mich einladen laͤßt, mich auf dem Vulkan, einer der drei Korvetten, einzuſchiffen. Alle Nazionalſammlungen wurden mir geoͤfnet, um von Inſtrumenten auszuleſen was ich wollte. Bei der Wahl der Naturforſcher, bei allem was die Ausruͤſtung betraf, ward ich um Rath befragt. Viele meiner Freunde waren damit unzufrieden mich den Gefahren einer fuͤnfjaͤhrigen Seereiſe ausgeſetzt zu ſehen; aber mein Entſchluß ſtand eiſern feſt, und ich wuͤrde mich ſelbſt verachtet haben wenn ich eine ſolche Gelegenheit nuͤtzlich zu ſein verſaͤumt haͤtte. Die Schiffe waren bemaſtet. Bougainville wollte mir ſeinen 14jaͤhrigen Sohn anvertrauen, damit er ſich fruͤh an die Gefahren des Seelebens gewoͤhnte. Die Wahl unſrer Gefaͤhrten war vortreflich: lauter junge, kenntnißvolle, kraͤftige Menſchen. Wie ſcharf Jeder den Andern ins Auge faßte, wenn er ihn zum erſtenmale ſah! Vorher einander fremd, und dann auf ſo lange Zeit ſich ſo nahe! Das erſte Jahr ſollten wir in Paraguai und im Patagonenlande, das zweite in Peru, Chili, Mexiko, und Kalifornien, das dritte im Suͤdmeer, das vierte in Madagaskar, und das fuͤnfte in Ginea zubringen. Mein Bruder und meine Schwaͤgerinn wollten mich bis in den Havre begleiten. Wir waren alle mit der Idee ſo vertraut daß dieſe Abreiſe uns ein Feſt ſchien. — Welch ein unnennbarer Schmerz, als in 14 Tagen alle alle dieſe Hofnungen ſcheiterten! Elende 300000 Livres, und der gefuͤrchtete nahe Ausbruch des Krieges, waren die Urſachen. Mein perſoͤnlicher Einfluß bei François de Neufchateau, der mir ſehr wohl will, alle Triebfedern die ſonſt in Bewegung geſetzt wurden, waren umſonſt. In Paris, das von dieſer Reiſe voll geweſen war, glaubte man uns abgeſegelt. Das Direktorium ſetzte durch einen zweiten Beſchluß die Abreiſe bis zum kuͤnftigen Jahre (alſo nur bis 1799?) aus. Eine ſolche Lage, ein ſolcher Schmerz, laͤßt ſich nur fuͤhlen. Aber Maͤnner muͤſſen handeln und ſich nicht dem Schmerz uͤberlaſſen. Ich faßte nun den Entſchluß, der Aegyptiſchen Armee auf dem Landwege, mit der Karavane die von Tripoli durch die Wuͤſte Selimar nach Kahira (Cairo) geht, zu folgen. Ich geſellte einen der jungen Leute, der mit zur Reiſe um die Welt beſtimmt war, Bonpland, einen ſehr guten Botaniſten, den beſten Schuͤler von Juſſieu und Desfontaines, mir zu. Er hat auf der Flotte gedient, iſt ſehr ſtaͤmmig, muthig, gutmuͤthig, und in der anatomia comparata [vergleichenden oder Thier-Anatomie] geſchickt. Wir eilten nach Marſeille, um von dort aus mit dem Schwediſchen Konſul Sjoͤldebrand, auf einer Fregatte welche Geſchenke fuͤhrte, abzugehn. Ich wollte den Winter in Alger und am Atlas zubringen, wo in der Provinz Konſtantine (laut Desfontaines) noch uͤber 400 neue Spezies zu finden ſind. Von da wollte ich uͤber Sufetula, Tunis, Tripoli, vermittelſt der Karavane welche nach Mekka geht, zu Bonaparte ſtoßen. Zwei Monate harrten wir vergeblich. Unſre Koffer mußten gepackt bleiben, und wir liefen taͤglich ans Ufer. Die Fregatte Jaramas, welche uns fuͤhren ſollte, ging unter. Alle Mannſchaft ertrank. Einige meiner Freunde, die mich ſchon eingeſchiſt glaubten, hat dieſe Nachricht ſehr erſchreckt. Ich miethete, durch das lange Harren nicht abgeſchreckt, einen Raguſaner, der uns geradenwegs nach Tunis fuͤhren ſollte. Allein die Munizipalitaͤt zu Marſeille, wahrſcheinlich ſchon unterrichtet von den Stuͤrmen welche bald in der Barbarei gegen alle Franzoſen ausbrechen ſollten, verweigerte die Paͤſſe. Bald darauf kam die Nachricht an, daß der Dey von Alger die Karavane nach Mekka nicht abgehen laſſen wolle, damit ſie nicht durch das von Chriſten verunreinigte Aegypten ziehe. Nun war alle Hofnung, in Kahira zur Armee zu ſtoßen, dahin. Zur See war jede Kommunikazion abgeſchnitten. Es blieb mir nichts uͤbrig, als fuͤr den Herbſt die Reiſe in den Orient aufzugeben, den Winter in Spanien zuzubringen, und von dort aus im Fruͤhjahr ein Schif nach Smyrna zu ſuchen. Traurige Zeiten, in denen man, trotz aller Aufopferungen, und wollte man Millionen daran wenden, nicht ſicher von Kuͤſte zu Kuͤſte kommen kann! Ich reiſ’te nun, meiſt zu Fuß, laͤngs der Kuͤſte des Mittellaͤndiſchen Meeres, uͤber Cette, Montpellier, Narbonne, Perpignan, die Pyrenaͤen, und Katalonien, nach Valencia und Murcia, und von da, durch die hohe Ebene von La Mancha, hieher. In Montpellier brachte ich koͤſtliche Tage in Chaptal’s Hauſe zu, und in Barcellona bei John Gille einem Englaͤnder, mit dem ich in Hamburg zuſammen wohnte, und der itzt in Spanien Inhaber einer großen Handlung iſt. In den Thaͤlern der Pyrenaͤen bluͤhten die Erbſen, waͤhrend der Canigou ſein ſchneebedecktes Haupt daneben erhob. In Katalonien und Valenzia iſt das Land ein ewiger Garten, mit Kaktus [Fackeldiſtel] und Agave eingefaßt. Dattelpalmen, 40 bis 50 Fuß hoch, und mit Traubenfruͤchten beladen, ſtreben uͤber alle Kloͤſter empor. Der Acker ſcheint ein Wald von Zeratonien [Johannisbrotbaͤumen], Oelbaͤumen, und Oranjen, deren viele Kronen wie unſre Birnbaͤume haben. In Valenzia koſten 68 Oranjen 1 Piaſeta, d. i. ſechs Groſchen. Bei Balaguer und am Ausfluß des Ebro, iſt eine zehn Meilen lange Ebene, mit Chamaͤrops [Zwergpalme], Piſtazien, zahlloſen Erika-arten [Heidekraut] (Erica vagans, E. scoparia, E. mediterranea), und Ziſtus [Ziſtroͤslein, Felſenroſen], bewachſen. Die Heiden bluͤhten, und mitten in der Wildniß pfluͤckten wir Narziſſen und Jonkiljen. Bei Cambrils iſt Phoͤnir daktylifera [gemeine Palme] ſo verwildert, daß man 20 bis 30 Staͤmme ſo dicht gruppirt ſieht daß kein Thier durchdringen kann. Da man weiße Palmblaͤtter ſehr in den Kirchen liebt, ſo ſieht man in Valenzia Dattelſtaͤmme, deren mittlerer Trieb mit einer Art koniſcher Muͤtze von Stipa tenaciſſima [zaͤhem Spartogras] uͤberzogen iſt, damit die jungen Blaͤtter im Finſtern etiolirt werden. Das Baſſin in welchem die Stadt Valenzia liegt, hat an Ueppigkeit der Vegetazion ſeines Gleichen in Europa nicht. Man glaubt nie Baͤume und Blaͤtter geſehen zu haben, wenn man dieſe Palmen, Granaten, Zeratonien, Malven u. ſ. w. ſieht. In der Mitte des Jaͤnners ſtand das Thermometer im Schatten auf 18 Grad Reaumur. Alle Bluͤthen waren faſt ſchon abgefallen. Etioler, s’étioler: verb.; étiolement: subst. Eigentlich eine Krankheit der Pflanzen, welche zu dick geſtanden, oder an geſchloſſnen Oertern gezogen worden: wodurch ſie hoͤher auſſchießen, und lange duͤnne Staͤngel, oder Blaͤtter, von glaͤnzend weißer Farbe bekommen. In Spanien wird alſo durch Kunſt dieſe fehlerhafte Beſchaffenheit hervorgebracht. Von den Ruinen bei Tarragona, dem Berge bei Murviedro oder dem Dianentempel des alten Sagunt , ſeinem ungeheuren Amphitheater, dem Herkulesthurm, von dem man die Thuͤrme von Valenzia aus einem Walde von Dattelpalmen hervorragen ſieht und das Meer und das Cabo de Culleras, — von dem allen ſage ich nichts. Ihr Armen, die Ihr euch kaum erwaͤrmen konntet, waͤhrend ich mit triefender Stirn unter bluͤhenden Oranjen, und auf Aeckern umherlief, die, durch tauſend Kanaͤle bewaͤſſert, in einem Jahre fuͤnf Aernten (Reiß, Weizen, Hanf, Erbſen, und Baumwolle) tragen. Wie gern vergißt man bei dieſer Ueppigkeit des Pflanzenwuchſes, bei dieſer unbeſchreiblichen Schoͤnheit der Menſchenformen, die Beſchwerde des Weges, und die Wirthshaͤuſer in denen auch nicht einmal Brot zu haben iſt. Und dann iſt die Kuͤſte faſt uͤberall ſchoͤn angebaut. In Katalonien herrſcht eine Induſtrie, die der Hollaͤndiſchen gleicht. In allen Doͤrfern wird gewebt, Schifbau getrieben u. ſ. w.; Alles arbeitet. Der Acker- und Gartenbau iſt vielleicht in Europa nicht weiter gediehen als zwiſchen Caſtellon de la Plana und Valenzia. Aber 15 Meilen in das Jnnere des Landes hinein iſt Alles oͤde. Dieſes Innere iſt die Kuppe eines Gebirges, das 2000 bis 3000 Fuß hoch uͤber dem Waſſer ſtehen geblieben iſt, als das Mittelmeer Alles verſchlang. Dieſer Hoͤhe verdankt Spanien ſein Daſein, aber auch (die Kuͤſten abgerechnet) ſeine Duͤrre, und zum Theil ſeine Kaͤlte. Bei Madrid leiden die Oelbaͤume ſchon oft im Freien, und Oranjen im Freien ſind eine Seltenheit. — Doch ich fange an zu beſchreiben, was ich eigentlich nie thun will, da ich Buͤcher ſtatt eines Briefes ſchicken muͤßte. Ich kehre zu meinen Planen zuruͤck. Der Flecken Murviedro im Koͤnigreich Valenzia ſteht auf der Stelle des alten beruͤhmten Saguntum; am Fuß eines Berges, und an einem Fluſſe, welche beide gleichfalls Murviedro heißen. Auf dem Berggipfel, und in der Gegend umher, ſind viele Ueberbleibſel ehmaliger großer Gebaͤude. Die Miniſterialveraͤnderungen allhier und das Emporſteigen des neuen Guͤnſtlings Caballero Urquijo habe ich ſo gluͤcklich zu benutzen geſucht, daß ich dem Koͤnig und beſonders der Koͤniginn aufs dringendſte empfohlen ward. Beide Monarchen haben mich, ſo oft ich am Hofe erſchien, aufs wunderbarſte ausgezeichnet; und ich habe — was Spanier ſelbſt fuͤr unmoͤglich hielten — nicht nur Koͤnigl. Erlaubniß bekommen, mit allen meinen Inſtrumenten in den Spaniſchen Kolonieen einzudringen, ſondern ich bin auch mit Kgl. Empfehlungen an alle Vizekoͤnige und Guvernoͤre ausgeruͤſtet. Ich gehe nun zuerſt nach Kuba, dann nach Mexiko, Kalifornien, Panama, u. ſ. w. Der Franzoͤſiſche Botaniſt Alex. Bonpland begleitet mich; und Dein Herbarium ſoll nicht vergeſſen werden, obgleich waͤhrend des Krieges es ſehr ſchwer iſt Pflanzen ſicher nach Europa zu ſenden. Coruña, d. 5 Junius 1799. Wenige Stunden vor meiner Abreiſe mit der Fregatte Pizarro, muß ich noch einmal, mein Guter, mein Andenken in Dir zuruͤckrufen. In wenig Tagen ſind wir in den Kanarien; dann an der Kuͤſte von Karakkas, wo der Kapitaͤn Briefe abgiebt; und dann in la Trinidad auf Kuba. — Ich hoffe, wir ſehn uns geſund wieder. Alle meine Inſtrumente ſind ſchon am Bord. Dein Andenken begleitet mich. Der Menſch muß das Große und Gute wollen. Das Uebrige haͤngt vom Schickſal ab. Schreibe mir ja alle Jahre. Mit bruͤderlicher Liebe ... u. ſ. w. II. Puerto Orotava, am Fuß des Pik de Teneriffa, d. 20 Juni 1799. Das Datum verſteht ſich immer nur vom Anfang der Tagebuch-aͤhnlichen Briefe: die Fortſetzungen ſind nicht jedesmal neu datirt. Unendlich gluͤcklich bin ich auf Afrikaniſchem Boden angelangt, und hier von Kokospalmen und Piſangbuͤſchen umgeben. Am 5 Juni reiſ’ten wir ab. Wir waren, bei ſehr friſchem Nordweſtwind, und mit dem Gluͤcke faſt gar keinem Schiffe zu begegnen, ſchon am zehnten Tage an der Kuͤſte von Marokos; d. 17 Jun. auf Grazioſa , wo wir landeten; und am 19ten im Hafen von Sta Cruz de Teneriffa. Unſre Geſellſchaft war ſehr gut: vorzuͤglich ein junger Kanarier, D. Francesco Salcedo, der mich ſehr lieb gewann, unendlich zutraulich, und lebendigen Geiſtes, wie alle Einwohner dieſer gluͤcklichen Inſel. — Ich habe ſehr viele Beobachtungen, beſonders aſtronomiſche, und chemiſche (uͤber Luftguͤte, Temperatur des Meerwaſſers u. ſ. w.), gemacht. Die Naͤchte waren praͤchtig: eine Mondhelle in dieſem reinen milden Himmel, daß man auf dem Sextanten leſen konnte; und die ſuͤdlichen Geſtirne, der Zentaur und Wolf! Welche Nacht! Wir fiſchten das ſehr wenig bekannte Thier Dagyſa, eben da wo Banks es entdeckte; und ein neues Pflanzengenus, eine weinblaͤttrige gruͤne Pflanze (kein Fukus), aus 50 Toiſen Tiefe. Das Meer leuchtete alle Abend. Bei Madeira kamen uns Voͤgel entgegen, die ſich vertraulich zu uns geſellten, und Tagelang mit uns ſchiften. Grazioſa iſt eine der Aſoriſchen, Portugal zuſtehenden, Inſeln; Teneriffa eine der Kanariſchen, welche an Spanien gehoͤren. Der letztern ſind ſieben; Madeira (welches Andere, minder richtig, dazu rechnen), und einige kleine unbewohnte Inſeln, nicht mitgezaͤhlt. Wir landeten in Grazioſa, um Nachricht zu haben ob Engliſche Fregatten vor Teneriffa kreuzten; man ſagte Nein, wir verfolgten unſern Weg, und kamen gluͤcklich an ohne ein Schif zu ſehen. Wie, iſt unbegreiflich; denn eine Stunde nach uns, erſchienen 6 Engl. Fregatten vor dem Hafen. Von nun an iſt bis Weſtindien nichts mehr von ihnen zu fuͤrchten. — Meine Geſundheit iſt vortreflich, und mit Bonpland bin ich aͤußerſt zufrieden. Schon in Teneriffa haben wir erfahren, welche Gaſtfreundſchaft in allen Kolonieen herrſcht. Alles bewirthet uns, mit und ohne Empfehlung, bloß um Nachrichten aus Europa zu haben; und der Koͤnigliche Paſſeport thut Wunder. In Santa Cruz wohnten wir bei dem General Armiaga; hier (in Puerto Orotava), in einem Engliſchen Hauſe, bei dem Kaufmann John Collegan, wo Cook, Banks, und Lord Macartney auch wohnten. Man kann ſich nicht vorſtellen, welche Aiſance und welche Bildung der Weiber in dieſen Haͤuſern iſt. Den 23 Juni, Abends. Geſtern Nacht kam ich vom Pik zuruͤck. Welch ein Anblick! welch ein Genuß! Wir waren bis tief im Krater; vielleicht weiter als irgend ein Naturforſcher. Ueberhaupt waren alle, außer Borda und Maſon, nur am letzten Kegel. Gefahr iſt wenig dabei; aber Fatige von Hitze und Kaͤlte: im Krater brannten die Schwefeldaͤmpfe Loͤcher in unſre Kleider, und die Haͤnde erſtarrten bei 2 Grad Reaumur. Gott, welche Empfindung, auf dieſer Hoͤhe (11500 Fuß)! Die dunkelblaue Himmelsdecke uͤber ſich; alte Lavaſtroͤme zu den Fuͤßen; um ſich, dieſer Schauplatz der Verheerung (3 Quadratmeilen Bimſtein), umkraͤnzt von Lorbeerwaͤldern; tiefer hinab, die Weingaͤrten, zwiſchen denen Piſangbuͤſche ſich bis ans Meer erſtrecken, die zierlichen Doͤrſer am Ufer, das Meer, und alle ſieben Inſeln, von denen Palma und Gran Canaria ſehr hohe Vulkane haben, wie eine Landkarte unter uns. Der Krater in dem wir waren, giebt nur Schwefeldaͤmpfe; die Erde iſt 70 Grad Reaumur heiß. An den Seiten brechen die Laven aus. Auch ſind dort die kleinen Krater, wie die welche vor 2 Jahren die ganze Inſel erleuchteten. Man hoͤrte damal zwei Monate lang ein unterirdiſches Kanonenfeuer, und haͤuſergroße Steine wurden 4000 Fuß hoch in die Luft geſchleudert. Ich habe hier ſehr wichtige mineralogiſche Beobachtungen gemacht. Der Pik iſt ein Baſaltberg, auf welchem Porphyrſchiefer und Obſidianporphyr aufgeſetzt iſt. In ihm wuͤtet Feuer und Waſſer. Ueberall ſah ich Waſſerdaͤmpfe ausbrechen. Faſt alle Laven ſind geſchmolzener Baſalt. Der Bimſtein iſt aus dem Obſidianporphyr entſtanden; ich habe Stuͤcke, die beides noch halb ſind. Vor dem Krater, unter Steinen die man la Eſtancia de los Ingleſes nennt, am Fuß eines Lavaſtroms, brachten wir eine Nacht im Freien zu. Um 2 Uhr Nachts, ſetzten wir uns ſchon in Marſch nach dem letzten Kegel. Der Himmel war vollkommen ſternhell, und der Mond ſchien ſanft; aber dieſe ſchoͤne Zeiten ſollten uns nicht bleiben. Der Sturm fing an heftig um den Gipfel zu brauſen; wir mußten uns feſt an den Kranz des Kraters anklammern. Donneraͤhnlich tobte die Luft in den Kluͤften, und eine Wolkenhuͤlle ſchied uns von der belebten Welt. Wir klommen den Kegel hinab, einſam uͤber den Duͤnſten, einſam wie ein Schif auf dem Meere. Dieſer ſchnelle Uebergang von der ſchoͤnen heitern Mondhelle zu der Finſterniß und der Oede des Nebels machte einen ruͤhrenden Eindruck. Der Ruheplatz (die Stazion) der Englaͤnder. Dieſe Nazion, wie ihre Entdeckungen beweiſen, reiſet ſo haͤufig, daß in vielen Gegenden der Welt Oerter nach ihr benannt werden. Nachſchrift. In der Villa Orotava iſt ein Drachenblutbaum (Dracaena Draco), 45 Fuß im Umfang. Vor 400 Jahren, zu den Zeiten der Guanchos , war er ſchon ſo dick als itzt. — Faſt mit Thraͤnen reiſe ich ab; ich moͤgte mich hier anſiedeln: und bin doch kaum vom Europaͤiſchen Boden weg. Koͤnnteſt du dieſe Fluren ſehn, dieſe tauſendjaͤhrigen Waͤlder von Lorbeerbaͤumen, dieſe Trauben, dieſe Roſen! Mit Aprikoſen maͤſtet man hier die Schweine. Alle Straßen wimmeln hier von Kamelen. Die Guanchos waren die urſpruͤnglichen Bewohner und Herren der Inſel, die man bei deren Beſitznehmung fand. Itzt ſind ſie beinahe ganz ausgerottet. Eben, d. 25ſten, ſegeln wir ab. III. Kumana in Suͤdamerika, d. 16 Jul. 1799. Man ſchreibt auch Komana. So findet ſich auch Orinoko, ſtatt Oronoko; Guajana ſtatt Guiana: und andre Abweichungen der Namen mehr. Mit eben dem Gluͤck, guter Bruder, mit dem wir im Angeſichte der Englaͤnder in Teneriffa angekommen ſind, haben wir unſre Seereiſe vollendet. Ich habe viel auf dem Wege gearbeitet, beſonders aſtronomiſche Beobachtungen gemacht. Wir bleiben einige Monate in Karakkas; wir ſind hier einmal in dem goͤttlichſten und vollſten Lande. Wunderbare Pflanzen; Zitteraale, Tiger, Armadille, Affen, Papageien; und viele viele echte halbwilde Indianer, eine ſehr ſchoͤne und intereſſante Menſchenraße. Karakkas iſt, wegen der nahen Schneegebirge, der kuͤhlſte und geſundeſte Aufenthalt in Amerika; ein Klima wie Mexiko; und, obgleich von Daguin beſucht, noch einer der unbekannteſten Theile der Welt, wenn man etwas nur in das Innere der Gebirge geht. Was uns, außer dem Zauber einer ſolchen Natur (wir haben ſeit geſtern auch noch nicht ein einziges Pflanzen- oder Thierprodukt aus Europa geſehen), vollends beſtimmt uns hier in Karakkas — zwei Tagereiſen von Kumana zu Waſſer — aufzuhalten, iſt die Nachricht daß eben in dieſen Tagen Engliſche Kriegsſchiffe in dieſer Gegend kreuzen. Von hier bis Havana haben wir nur eine Reiſe von 8 bis 10 Tagen; und da alle Europaͤiſche Konvoyen hier landen, Gelegenheit genug, außer den Privatgelegenheiten. Ueberdies iſt gerade auf Kuba bis September und Oktober die Hitze am boͤſeſten. Dieſe Zeit bringen wir hier in der Kuͤhle und in geſunderer Luft hin; man darf hier ſogar Nachts im Freien ſchlafen. Bekannt wegen des Kakaohandels. Ein alter Marinekommiſſaͤr mit einer Negerinn und zwei Negern, der lange in Paris, und Domingo, und den Philippinen war, haͤlt ſich ebenfalls hier auf. Wir haben fuͤr 20 Piaſter monatlich ein ganz neues freundliches Haus gemiethet, nebſt zwei Negerinnen, wovon eine kocht. An Eſſen fehlt es hier nicht; leider nur exiſtirt itzt nichts Mehl- Brot- oder Zwieback-aͤhnliches. Die Stadt iſt noch halb in Schutt vergraben; denn daſſelbe Erdbeben in Quito, das beruͤhmte von 1797, hat auch Kumana umgeſtuͤrzt. Dieſe Stadt liegt an einem Meerbuſen, ſchoͤn wie der von Toulon, hinter einem Amphitheater 5 bis 8 tauſend Fuß hoher, und dick mit Wald bewachſener, Berge. Alle Haͤuſer ſind von weißem Sinabaum und Atlasholz gebaut. Laͤngs dem Fluͤßchen (Rio de Cumana), das wie die Saale bei Jena iſt, liegen ſieben Kloͤſter und Plantagen, die wahren engliſchen Gaͤrten gleichen. Außer der Stadt wohnen die Kupferindianer, von denen die Maͤnner alle faſt nackt gehn; die Huͤtten ſind von Bambusrohr, mit Kokosblaͤttern gedeckt. Ich ging in eine. Die Mutter ſaß mit den Kindern, ſtatt auf Stuͤhlen, auf Korallenſtaͤmmen, die das Meer auswirft; jedes hatte Kokosſchalen ſtatt der Teller vor ſich, aus denen ſie Fiſche aßen. Die Plantagen ſind alle offen, man gehet frei ein und aus; in den meiſten Haͤuſern ſtehen ſelbſt Nachts die Thuͤren offen: ſo gutmuͤthig iſt hier das Volk. Auch ſind hier mehr echte Indianer als Neger. Dies Holz waͤchſt nicht in Sina, wie der Name vermuthen laͤßt, ſondern auf Guajana in Amerika. Welche Baͤume! Kokospalmen, 50 bis 60 Fuß hoch; Poinciana pulcherrima, mit Fuß hohem Strauße der prachtvollſten hochrothen Bluͤthen; Piſange, und eine Schaar von Baͤumen mit ungeheuren Blaͤttern und handgroßen wohlriechenden Bluͤthen, von denen wir nichts kennen. Denke nur, daß dies Land ſo unbekannt iſt, daß ein neues Genus welches Mutis (ſ. Cavanilles icones, tom. 4) erſt vor 2 Jahren publizirte, ein 60 Fuß hoher weitſchattiger Baum iſt. Wir waren ſo gluͤcklich, dieſe prachtvolle Pflanze (ſie hatte zolllange Staubfaͤden) geſtern ſchon zu finden. Wie groß alſo die Zahl kleinerer Pflanzen, die der Beobachtung noch entzogen ſind? Und welche Farben der Voͤgel, der Fiſche, ſelbſt der Krebſe (himmelblau und gelb)! Wie die Narren laufen wir bis itzt umher; in den erſten drei Tagen koͤnnen wir nichts beſtimmen, da man immer einen Gegenſtand wegwirft um einen andern zu ergreifen. Bonpland verſichert, daß er von Sinnen kommen werde, wenn die Wunder nicht bald aufhoͤren. Aber ſchoͤner noch als dieſe Wunder im Einzelnen, iſt der Eindruck den das Ganze dieſer kraftvollen, uͤppigen, und doch dabei ſo leichten, erheiternden, milden Pflanzennatur macht. Ich fuͤhle es daß ich hier ſehr gluͤcklich ſein werde, und daß dieſe Eindruͤcke mich auch kuͤnftig noch oft erheitern werden. Wie lange ich hier bleibe, weiß ich noch nicht: ich glaube, hier und in Karakkas an 3 Monate; vielleicht aber auch viel laͤnger. Man muß genießen was man nahe hat. Wahrſcheinlich mache ich, wenn der Winter kuͤnftigen Monat hier aufhoͤrt, und die waͤrmſte und muͤſſigſte Zeit eintritt, eine Reiſe an die Muͤndung des Oronoko, Bocca del Drago (Drachenmaul) genannt, wohin von hier ein ſichrer und gebahnter Weg geht. Wir ſind dieſe Bokka vorbeigeſegelt: ein fuͤrchterliches Waſſerſchauſpiel! Nachts d. 4 Jul. ſah ich zum erſtenmal das ganze ſuͤdliche Kreuz vollkommen deutlich. Ein Sternbild, unter dem Zentauren. N. S. Wegen der heißen Zone fuͤrchte nichts. Ich bin doch nun faſt ſchon 4 Wochen unter den Wendekreiſen, und ich leide gar nicht davon. Das Thermometer ſteht ewig auf 20 bis 22 Grad, nicht hoͤher. Aber Abends, an der Kuͤſte von Cayenne, habe ich bei 15 Grad gefroren. So iſt es denn nirgend in dieſer Welt recht warm. Verfolge meine Reiſe auf der Karte. Den 5 Juni, ab von Coruña; d. 17, nach Grazioſa; d. 19 bis 25, in Teneriffa; dann, heftigen Oſtwind und Regenſchauer; d. 5 und 6 Juli, laͤngs der Braſiliſchen Kuͤſte; den 14ten, zwiſchen Tabago und Granada durch; d. 15, im Kanal zwiſchen Margarita und Suͤdamerika; d. 16ten Morgens, im Hafen von Kumana.