Gelehrte Reiſen. Bayreuth, den 31. October 1799. Verſchiedene Freunde haben den Wunſch gegen mich geäußert, meine Nachrichten von dem Aufenthalte und den Beſchäftigungen des jüngern Hrn. v. Humboldt, öffentlich bekannt zu machen. Ich erfülle dieſen Wunſch mit dem größten Vergnügen, weil ich hoffe, dem ganzen gelehrten Publico dadurch einen nicht ganz unangenehmen Dienſt zu leiſten, und theile demſelben folgende Auszüge aus zwey Briefen des Hrn. Alex. v. Humboldt mit, welche uns zugleich mit dem vorhabenden Plane dieſes unermüdeten Naturforſchers bekannt machen. Goedeking. Corunna, den 3. Junius 1799. Ich ſchrieb Ihnen von Marſeille aus, wie meine Reiſe um die Welt mit dem Cap. Baudin, zu der mich das franz. Gouvernement eingeladen, ſich in dem Augenblick zerſchlug, da ich nach dem Hafen zum Einſchiffen abgehen ſollte. Dann ſollte ich mit der zweyten Expedition von Toulon aus zu Bonaparte ſtoßen. Meine Freunde erwarteten mich mit Sehnſucht: die Bataille von Abukir vereitelte aber die Expedition. Meinem Vorſatze getreu, wollte ich nun mit einer ſchwediſchen Fregatte, die man in Marſeille erwartete, nach Algir gehen, um von dort aus mit der Caravane von Mecha den gefahrvollen Landweg durch die Wüſte Selima nach Cairo einzuſchlagen. Die Fregatte blieb aus, und nach zweimonatl. vergeblichen Harren in der Provence und nach Ausbruch des Krieges zwiſchen Frankreich und Algir begab ich mich nach Spanien. Hier wurde ich dem Könige empfohlen, und erhielt von dieſem, was noch nie ein Fremder erhalten, Empfehlungen an alle Vicekönige und die Erlaubniß, mit allen meinen Inſtrumenten in die ſpaniſchen Beſitzungen einzudringen. Denken Sie ſich mein Glück! ich bin mit allem ausgerüſtet und ſegle in wenigen Stunden mit der ſpaniſchen Fregatte Pizarro nach der Havana ab. Von da nach Peru, Mexiko, Chili. Mehrere Jahre werde ich wohl ausbleiben: denn ich hoffe etwas Großes zu vollenden. Ein junger franz. Gelehrter Bonpland (Botaniſt) begleitet mich. Von der Havana aus ſchreibe ich Ihnen. A. v. H. a Orotava ſur Teneriffe a 24. Jun. 1799. Parti le 5me de la Corogne nous ſommes arrivés heureuſement le 16me à Lancerotte, le 17me à St. Croix de Teneriffe, 4 Fregattes anglaiſes etant à notre vue, et nous ne ſavons pas, comment nous leur ſommes echapés. J’ai examiné avec beaucoup de ſoin le Pic; j’ai été presque dans le Cratere a 11500 Pieds d’Elevation. Il y a plus de fatigue que de danger. C’eſt une immenſe montagne baſaltique, ſur laquelle repoſe du Porphyr - Schiefer et du Obſidian-Porphyr. Il eſt naturel par conſequent, que les Laves ſoient ces mêmes roches fondues. Nous trouvames la Chaleur du Cratere ſur le ſol 70° Reaum. et l’air à 2°. La pierre ponce, fur laquelle on dispute tant, eſt de l’obſidienne fondue decompoſée. C’eſt clair comme le jour ici. Je dois ceſſer par laſſitude, nous partons pour Carracas et la Havana. v. H.