Die Entbindung des Wärmestoffs, als geognostisches Phänomen betrachtet. Von F. A. von Humboldt. Ohnerachtet in neueren Zeiten, seit der wissenschaftlichen Ausbildung der mineralogischen Disciplinen, die Geognosie von der Erkennungslehre einfacher Foßilien (Oryktognosie) getrennt, und dadurch in bestimmtere Gränzen eingeengt worden ist: so scheint sie doch noch immer zwey Objekte zu behandeln, die, ihrer Natur nach, eben so heterogen als eines verschiedenen Grades von Zuverläßigkeit fähig sind. Die Fragen, wie ist der feste Erdkörper gegenwärtig beschaffen? wie sind die Gebirgsmassen verbreitet? zu welcher Höhe erheben sie sich in den verschiedenen Zonen? welchen Gesetzen der Schichtung und Lagerung sind sie unterworfen? welche von ihnen enthalten Spuren organischer Körper? deuten diese Körper auf eine untergegangene Thier- und Pflanzenschöpfung hin, oder finden wir die Originale derselben noch jetzt in den entferntern Himmelsstrichen? -- Alle diese wichtigen Fragen betreffen den gegenwärtigen gleichzeitigen Zustand der Dinge. Ihre Untersuchung gehört in die allgemeine Naturbeschreibung, welche die unbelebte Schöpfung sowohl, als die Verhältnisse der Thier- und Pflanzengeschlechter umfaßt. Eine andere Klasse von Objekten berühren die Fragen: wie hat der Erdkörper seine gegenwärtige Gestalt gewonnen? wann sind die Gebirgsmassen erhärtet? waren ihre Grundstoffe in tropfbare Flüssigkeiten aufgelöst, oder waren sie diesen nur (mechanisch) eingemengt? welchen Einfluß hat das Feuer auf jene Scheidungen und Niederschläge, welchen auf die schon erhärteten Massen ausgeübt? sind die Seen aus Einsenkungen entstanden, oder haben die tobenden Fluthen im Herabstürzen weite Kessel ausgehölt? Diese letzteren Fragen sind historischen Inhalts. Sie beziehen sich auf einen ehemaligen Zustand der Dinge, und ihre Beantwortung gehört der Naturgeschichte zu. Sie sind von den erstern eben so verschieden, als es sehr heterogene Untersuchungen sind, welche Wanderungen eine Pflanze vom Kaukasus her nach dem westlichen Europa gemacht hat, und zu welcher Tiefe sie gegenwärtig, in die Ebene herabsteigend, gefunden wird. Note. Die Hauptzüge dieser Theorie sind seit 1792. in den Manuscripten des Verfassers aufgezeichnet gelegen. Seine Reisen und Beschäftigung mit physiologischen Gegenständen haben die öffentliche Bekanntmachung dieser und anderer geognostischen Arbeiten verzögert. Heften wir unsern Blick auf den bisherigen Vorrath geognostischer Schriften, so finden wir nicht nur meist beyderley Objekte, die der Naturgeschichte und der Naturbeschreibung untereinander gemengt sondern wir bemerken auch, daß die eine Untersuchung auf Kosten der andern betrieben worden ist. Man hat sich von jeher mehr damit beschäftigt, über die Entstehung der Dinge nachzusinnen, als ihre gegenwärtige Verhältnisse genau zu erforschen. Daher unsere Dürftigkeit an sicheren Beobachtungen über Schichtung und Lagerung der Gebirgsmassen, an der Identität derselben in entfernten Ländern, und an ihren geognostischen Verwandtschaften! Daher der Ueberfluß an kosmogenischen Hypothesen, selbst an Erklärungen von Phänomenen, die (wie die berufene Muschel im Granite) nur in der Einbildungskraft der Beobachter existirten! Derjenige Theil der Gebirgskunde, welcher sich auf die dermaligen Verhältnisse unsers festen Erdkörpers bezieht, ist eine empirische Wissenschaft, welche eines hohen Grades der Zuverlässigkeit fähig ist. Was Basalt- und Mandelstein sind, ob sie sich in hohen Gebirgen unmittelbar auf Gneis, Granit, oder Porphyr aufgesetzt finden, ob ihre Schichtung Aehnlichkeit mit der der Flötzgebirgsarten hat, in welchen Beziehungen sie zum Porphirschiefer, zu gewissen Formationen der Steinkohlen, und zu den Thonlagen stehen, ob die säulenförmigen Absönderungen des Basalts mehr Aehnlichkeit mit denen des uranfänglichen Porphirs als mit denen der Lava haben? -- dieß sind Fragen, die nie Gegenstand eines geognostischen Streites hätten werden sollen. Durch ruhige anhaltende Beobachtungen sind sie eben so bestimmt, als die, zu beantworten, ob Hund und Schakall eine gleiche Bildung haben? Diese Bestimmtheit fällt aber weg, sobald man jenen Fragen historische Probleme einmengt. Nun heißt es nicht mehr, worinn sind die Rheinischen Basalte der vesuvischen Lava ähnlich, sondern: sind Basalte und Lava gleicher Entstehung, verdanken jene ihr erdiges Ansehn einer Verwitterung, sind sie in dem Meere erkaltet, oder ruhten sie vormals in dem Inneren eines Vulkans? Nun ist der Phantasie ein weites Feld der Vermuthungen, dem Streitliebenden ein Kampfplatz eröffnet, auf dem er sich neue Gegner fingirt, wenn er alle wirklich erschienenen besiegt zu haben glaubt. Diese Vermengung ungleichartiger Probleme hat ihre Folgen bey manchem geognostischen Streite geäussert. Die Wissenschaft wurde mit vielen Meinungen, aber mit wenigen Thatsachen bereichert! Geschieht es zum Nachtheile der Geognosie, daß man zur Erklärung jener grossen Denkmäler der Vorwelt schreitet, ehe man ihre dunkeln Schriftzüge gefaßt hat, daß man über Entstehung der Gebirge Hypothesen wagt, ehe man ihre dermaligen Verhältnisse gehörig ergründet, so ist die Willkühr , mit der diese Hypothesen gebildet werden, nicht minder schädlich. Will man annehmen, daß in chaotischen Zeiten Kräfte wirkten, deren Existenz uns gegenwärtig unbekannt ist, so müssen wir zugleich allen cosmogenischen Betrachtungen entsagen. Allerdings bleibt die Möglichkeit unbestritten, daß es vormals freye Stoffe gab, die gegenwärtig gebunden, und dadurch in ihren Kraftäusserungen gehemmt sind. Allerdings können diese Stoffe das Spiel der zusammengesetzten Verwandtschaften so modificirt haben, daß Mischungen vorgiengen, welche die Kunst nicht nachzuahmen vermag. Aber diese Möglichkeiten, deren Zahl bis ins Unendliche vermehrt werden kann, begründen kein physikalisches Raisonement. So lange es noch unentschieden ist, ob nicht eben die plastischen Kräfte der Anziehung und Abstossung, welche wir gegenwärtig in dem Universum thätig finden, schon in der Vorwelt gewirkt haben, so lange dürfen wir uns nicht neue Materien schaffen, zu denen die Zuflucht freylich eben so bequem, als die zu hyperphysischen Ursachen ist. Ein Feuer, welches strengflüssige Gemische von Erdarten in Fluß bringt, und dabey (wie im Porphirschiefer) den zartesten Abdruck saamentragender Farrenkräuter unversehrt erhält -- der Begriff eines solchen Feuers versetzt uns in eine unbekannte Sphäre. Es ist besser, Erscheinungen unerklärt zu lassen, besser zu gestehen, daß sie zu groß sind, um ihre Erklärung zu wagen, als von Wirkungen auszugehen, die jenseits unserer empirischen Erkenntniß liegen. Ist man dagegen einmal bei kosmogenischen Betrachtungen (also in dem historischen Theile der Geognosie) von einer Hypothese ausgegangen, welche durch die Analogie noch jetzt zu beobachtender Naturwirkungen unterstützt wird, so hat man unmittelbar durch die Annahme einer Ursache eine ganze Reihe anderer Ursachen begründet, welche mit jener unzertrennlich verknüpft sind. Je unsicherer der Weg ist, den wir betreten, desto vorsichtiger müssen die Schlüsse aneinander gereiht seyn. Kosmogenische Phantasien, wie die des unsterblichen Franklin , sind nicht nur vorzüglich einer ästhetischen Behandlung fähig; -- nein! sie können auch belehren, weil sie einzelne neue Ansichten gewähren. Aber ihrem Wesen nach gehören sie nicht in das Gebieth der Geognosie. Man darf nicht nach Willkuhr das Innere des Erdkörpers aushölen, und mit elastischen Flüssigkeiten füllen, wenn Maskelyne's Pendelversuche -- apodiktisch -- das Gegentheil beweisen. Phantasien sind gefahrvoll täuschend, sobald man sie, wie nur zu oft geschieht, als Thatsachen vorträgt, und in das ernste Gewand wissenschäftlicher Untersuchungen einkleidet. Diese vorangeschickten Betrachtungen schienen mir nöthig, um den Gesichtspunkt anzugeben, aus welchem ich die nachfolgenden Blätter beurtheilt zu sehen wünsche. Sie enthalten einen schwachen Versuch, die Grundsätze der neuern Physik auf die Geognosie anzuwenden. Sie begründen keine neue Hypothese, sondern sie zeigen nur, daß man (um consequent zu verfahren) keine Wirkung isolirt betrachten dürfe, sondern daß jede Materie, nur mit allen ihr inhärirenden Kräften, thätig gedacht werden könne. Ob diese Behandlungsart zu fruchtbaren Resultaten führe, darüber erlaube ich mir die Entscheidung nicht. Alle geognostischen Hypothesen stimmen darinn mit einander überein, daß auch der feste (starre) Theil unsers Erdsphäroids sich ehemals in einem flüssigen Zustande befand. Für diese grosse und wichtige Thatsache zeugen die unwidersprechlichsten Denkmäler der Vorwelt. Unbefriedigender ist die Frage zu beantworten, ob dieser flüssige Zustand ein elastisch- oder tropfbar-flüssiger war? Wir sehen, daß Gasarten feste Körper (Wasserstoffgas den Schwefel und Arsenik, Stikgas den Phosphor) auflösen. Vielleicht ist die Kalkerde, die im Gewitterregen von den oberen Regionen herabkömmt, nicht in latentem Wasser, sondern in eben den Luftarten enthalten, welche das elektrische Feuer zu einem tropfbaren Fluidum verbindet? Denkbar, den jetzigen Naturerscheinungen analog, ist es daher allerdings, daß die Bestandtheile aller Gebirgsarten einst gasförmig existirten. Denkbar ist es, daß diesem ersten Zustande ein zweyter folgte, in dem der grössere Theil jener Gasarten zu tropfbaren Fluiden zusammengerann; -- aber, was man darüber auch festsetze, so bleibt immer die Annahme gegründet, daß die feste Erdmasse sich durch Niederschläge aus Flüssigkeiten bildete, daß aufgelöste Stoffe aus ihren Auflösungsmitteln abgeschieden wurden. Was nun war die Ursache des ersten Niederschlags, oder der ersten Abscheidung, was die Ursache der nachfolgenden, deren Entstehungsepoche durch ihre Lagerung karakterisirt wird? Die Beantwortung dieser Frage liegt, in so fern sie sich auf die erste Entstehung oder Schöpfung eines Dinges bezieht, ausserhalb den Gränzen menschlicher Erkenntniß. Die Cosmogenie darf nicht mit dem Nichts anheben. Sie setzt die Existenz aller, jetzt in dem Weltall zerstreuten Materie voraus, und beschäftigt sich nur mit den manchfältigen Zuständen, welche diese Materie durchlaufen ist, bis sie ihre dermalige Form und Mischung erhalten hat. Was ausserhalb diesem Kreise liegt, gehört zu den Anmassungen der philosophirenden Vernunft. Setzen wir demnach (wie in allen bisherigen geognostischen Schriften geschehen) das Daseyn eines ersten Niederschlags, einer einmaligen Abscheidung aus der chaotischen Flüssigkeit voraus, so liegt in dieser ersten Wirkung selbst die Ursache aller folgenden. Beym Uebergange des Wassers zu Eis, beym Erhärten des Gypses, beym Anschießen des Kochsalzes aus der Soole wird Wärme erregt. So oft ein Stoff aus dem flüssigen Zustande (sey er tropfbar, oder gasförmig elastisch flüßig) in einen festen (starren) Zustand übergeht, wird Wärmestoff entbunden. Dieses Factum, mit welchem die wichtigsten Erscheinungen im Dunstkreise, wie im Innern der belebten Körper zusammenhängen, -- dieses Factum steht unerschütterlich fest, man mag sich, wie die atomistischen Antiphlogistiker, die Ursache der Wärme als eine expandirende, in die Zwischenräume der andern Grundstoffe eindringende Materie (gleichsam als Expansivstoff), oder dynamisch, als Modifikation der originellen, (ursprünglichen) Anziehungs- und Abstossungskräfte denken. Steigt nun das Thermoscop schon merkbar, wenn wenige Kubiklinien Eis entstehen, werden die benachbarten Wasserschichten merkbar erwärmt, indem die zarten Salzkristalle sich abscheiden, -- welche Erhöhung der Temperatur, welche Erhitzung mußte nicht erfolgen, indem ungeheure Massen erdiger Grundstoffe, mächtige Gebirgsschichten, sich niederschlugen. Nicht bloß die Form der einfachen Foßilien, aus welchen die grösseren Theile der uranfänglichen Gesteinsarten zusammengesetzt sind, bezeugt einen kristallinischen Anschuß. Auch der Anblick ganzer Gebirgsstöcke lehrt, daß sie ihre ursprüngliche , freylich sehr verwischte Gestalt den Anziehungskräften verdanken, welche nach einem Punkte hin, und von einem Punkte aus wirkten, daß sie gleichsam ungeheure Gruppen von Kristallen bilden, die sich um einen Kern versammelt haben. Die uralte kolossalische Pyramide des Dru's in Savoyen (man betrachte ihn vom Eismeere aus) und die südliche Wand des Weißenberges gegen Courmayeux hin stellt eben solche Beziehungen gegen einen Punkt dar, als das Innere eines spät entstandenen Hügels säulenförmigen Basaltes und Porphirschiefers. Diese kristallinische Bildungen beweisen, daß jene Niederschläge, denen der feste Erdkörper seine gegenwärtige Gestalt verdankt, plötzlich erfolgten, und daß der Uebergang aus dem Flüssigen zum Starren nicht allmälig in unendlich kleinen Massen, wie beym Fällen des Silbers aus der Salpetersäure, geschah. Niederschläge überhaupt, und besonders Niederschläge grosser Gebirgsmassen, können also nicht ohne Entbindung von Wärme gedacht werden. Diese Wärme gieng in die noch übrigen Theile der Auflösung über, und erregte in diesen -- Verdampfung, Verminderung des Menstruum's, und (als unmittelbare Folge der Verminderung) neue Niederschläge. Die Entstehung der ersten Gebirgsschicht ist also selbst die Ursache der Entstehung einer folgenden. Wir bedürfen nicht neuer Hypothesen, nicht der Annäherung eines Kometen, um die grosse Wasserverminderung zu erklären. Erhärtung einer Gebirgsmasse und Verdampfung sind unzertrennliche Begriffe! Je grösser die erhärtete, oder niedergeschlagene Masse war, desto schneller mußte derselben ein neuer Niederschlag folgen. Je mehr Niederschläge vorhergegangen waren, desto erwärmter mußte im Ganzen der Rest des Menstruums seyn. Im Ganzen; denn es ist nicht bloß denkbar, sondern auch sehr wahrscheinlich, daß in einzelnen Fällen, selbst bey erhöhter Temperatur, die chemischen Ziehkräfte der sich bildenden neuen Gesteinschichten so balancirt wurden, daß die Bildung oder Absönderung nur sehr langsam erfolgte, und daß während dieses Zeitraums die Auflösung sich von neuem erkältete. Für diese Zwischenepochen scheinen manchfältige geognostische Phänomene zu zeugen. In den uranfänglichen Gebirgsarten, welche als die früher niedergeschlagenen in einem kühleren Medium entstanden, erkennt man einen ruhigern kristallinischen Anschuß, in den späteren Flötzgebirgen aber, bey deren Formation das Medium bereits eine hohe Temperatur hatte, ein erdigeres Ansehen, gleichsam als Folge mechanischer Anschwemmnng. Zur Zeit der Erhärtung der letztern war das Menstruum zu sehr erhitzt. Allzu viele Ziehkräfte wirkten gleichzeitig, als daß die homogenen Grundstoffe sich ruhig hätten absondern können. Dennoch sehen wir, wenngleich selten, mitten in der Folge neuer Gebirgsarten, Schichten von kristallinischem Anschuß, körnig-blätterigen Kalkstein, Gyps, oder Stinkstein, im dichten Kalkstein des Jura. Der Bildung dieser scheint jene Ruhe, jene Abkühlung vorausgegangen zu seyn, deren wir oben erwähnten. Bemerken wir in der Entbindung des Wärmestoffs einen Grund von der verschiedenen Mischung der uranfänglichen und Flötzgebirgsarten, so muß dieselbe noch wirksamer bey der ursprünglichen Porosität der Mineralien gedacht werden. Diese ursprüngliche Porosität darf nicht mit der secondären verwechselt werden. Die letztere, sey sie Folge der Auswitterung eingewachsener Foßilien, oder der Einwirkungen des Feuers, ist unendlich später als die Formations-Epoche selbst. Die erstere ist dieser Epoche gleichzeitig; sie verdankt ihr Daseyn den chemischen und mechanischen Kräften selbst, welche bey der Erhärtung der Gebirgsmassen thätig waren. Nehmen wir warme, erzeugende Niederschläge aus einem allgemeinen chaotischen Menstruum an, so muß (besonders wenn die Temperatur schon mächtig erhöht ist) eine grosse Masse elastischer Dämpfe erzeugt werden. Das Menstruum selbst geräth in ein Aufwallen, dessen Spuren wir eben so sehr an der Form und Richtung der Gesteinschichten, als an ihrer Dichte erkennen. Wo sich Erdmassen niederschlagen, suchen Dämpfe zu entweichen; die noch weiche Masse bläht sich auf; es bilden sich theils Zellen und kleinere Oeffnungen, theils weite Durchbrüche, welche wir mit dem Namen Hölen bezeichnen. Viele Quadratmeilen in Deutschland sind mit Sandstein- und Kalksteinflötzen bedeckt, welche schlackenartig, wie Laven, durchlöchert sind. Bey den genannten Gebirgsarten (bey der erstern nämlich, nur da, wo ein kalkartiges Bindemittel vorhanden ist) mag die durch Wärme entweichende Kohlensäure mitwirksam gewesen seyn; doch ist diese Wirkung nur örtlich. Gerade die poröse Formation, welche am meisten für die entwickelte Hypothese zeugt, welche am allgemeinsten über den ganzen Erdkörper verbreitet ist, die neueste Trapp-Formation, ist fast völlig leer von kohlengesäuerten Foßilien. Die blasige, zellige, und dabey gar nicht verglasete, sondern erdige Grundmasse so vieler Basalte und Mandelsteine scheint aus einem erhitzten aufschäumenden Medium entstanden zu seyn. Ich glaube, die Wirkung elastischer Dämpfe da zu sehen, wo andere Geognosten die Spuren eines schmelzenden und verglasenden Feuers finden. Diese hypothetischen Betrachtungen über Entbindung des Wärmestoffs setzen nicht die Existenz eines tropfbaren Mediums voraus; die Entbindung mußte statt finden, wenn auch dieses Medium ursprünglich in einem gasförmig elastischen Zustande war. Welche Annahme auch die richtigere sey, so hat die Erhärtung der Gebirgsmassen einen wichtigen Einfluß auf die Formation des Dunstkreises gehabt. Die organischen Stoffe, die in den Flötzgebirgen vergraben sind, beweisen das Daseyn eines tropfbaren Fluidums, des Wassers, in dem die Niederschläge geschahen, und die Analogie zwischen den Flötz- und uranfänglichen Gesteinsschichten macht ein gleiches auch für die letzteren wahrscheinlich. Während nun, daß das Medium seine Temperatur allmählig erhöhte, während daß die aufgelösten, sich abscheidenden Grundstoffe ihre Ziehkräfte gegen einander, und gegen das Medium ausübten, wurde ein Theil des letzteren zersetzt. Mit den aufsteigenden Dämpfen giengen luftförmige Stoffe über, und der Dunstkreis gewann eine neue Mischung, und neue Schichten. Diese allmählige Zunahme, die gewiß nicht gleichmäßig über den ganzen Erdkörper vorgieng, modificirte nun wiederum die Leichtigkeit der Verdampfungen. Wenn das Medium von höheren und dichteren Schichten gedrückt war, nahm dasselbe nach physischen Gesetzen eine höhere Temperatur an. Die Veränderung des Auflösungsmittels geschah langsamer; die Niederschläge bildeten sich allmäliger, und so ist in diesen Verhältnissen der Atmosphäre ein neuer Grund aufzufinden, warum die Formation der Gesteinschichten nicht immer mit zunehmender Geschwindigkeit vor sich gieng, -- warum reinere und unreinere Anschüs - se, kristallinische, und erdige Massen miteinander abwechseln. Mit den aufsteigenden gasförmigen Stoffen gieng endlich auch eine grosse Masse von Wärmestoff in den neuen Dunstkreis über. Das tropfbare Medium, welches durch die erhärtenden (zusammengeronnenen) Steinschichten erwärmt war, theilte seine hohe Temperatur den angränzenden Luftschichten mit. Hier treffen wir auf Verhältnisse, in denen ich die ursprüngliche, oder Grundwärme unsers Erdkörpers suche, auf Verhältnisse, welche unabhängig von der Lage eines Planeten gegen die Sonne sind. Allgemein beobachtete Erscheinungen lehren unwidersprechlich, daß es Epochen der Vorwelt gab, in denen die Thier- und Pflanzenschöpfung der heißen Zone auch über die kältere und gemäßigte verbreitet war. Baumartige Farrenkräuter von Südamerika , ostindische Scitamineen, Löwen, Elephanten- und Rhinoceros- Gerippe finden sich in einer Lagerstätte, welche unwidersprechlich beweist, daß alle diese organischen Produkte nicht angeschwemmt, sondern in ihrer damaligen Heimath vergraben sind. Um diese grosse Erscheinung zu erklären, hat man bald südlichen Thieren (den dunkel-gefärbten Macedonischen Löwen) eine grössere Biegsamkeit der Organisation, eine Fähigkeit Kälte zu tragen angedichtet; bald sie schaarenweise sich in Länder verlaufen lassen, in denen der erste Eintritt ihnen schon den Tod bereitet hätte; bald brennende und erwärmende Irrsterne herbeygeführt; bald endlich die Erde aus ihren Angeln gehoben. Dieses letztere Wagstück hat man besonders durch die astronomische Beobachtungen über die seit Pytheas Zeiten veränderte Schiefe der Ekliptik zu rechtfertigen gesucht. Weil von Eratosthenes an bis Cassini der Winkel um 7 Minuten abgenommen hat, hielt man es für denkbar, daß vor vielen tausend Jahren die kältere Zone vom Sonnenstrahle eben so, als die Palmengegend getroffen wurde. Aber die tiefsinnigsten Analytiker unsers Zeitalters, la Grange und la Place , haben berechnet, daß die Veränderungen jener Schiefe der Ekliptik (als Folge der zusammengesetzten Gravitation der Planeten) einen Cyclus hält, welcher die Gränzen von 1° 21' nie übersteigt. Ja! Herr Bode hat scharfsinnig erwiesen, daß, wenn auch je der Aequator auf der Ekliptik senkrecht gestanden hätte, diese Stellung der Erdaxe, weit davon entfernt die Vegetation zu befördern, ihr vielmehr sehr nachtheilig gewesen seyn müßte. Erinnert man sich dagegen der Entbindung des Wärmestoffs, womit die Erhärtung der Gebirgsmassen unzertrennlich verknüpft ist, so werden jene hypothetischen Annahmen entbehrlich. Wo plötzlich eine grosse Menge fester Stoffe abgeschieden ward, nahm die Temperatur der umgebenden Luftschichten zu. Unter dem 70° Grade der Breite, wie unter dem 20ten konnte nun ein Palmenklima entstehen. Von dieser Zunahme der Wärme begünstigt, äußerten alsbald die plastischen Kräfte der Natur ihre wohlthätige Energie. Südliche Bildungen von Thier- und Pflanzenstoffen sprossen üppig hervor. Sie würden in ihrem Wachsthume fortgefahren haben, wenn nicht die Dauer dieser Temperatur-Erhöhung nur auf einen kurzen Zeitraum eingeschränkt gewesen wäre. Die Höhe der Luftschichten, und ihrer Wärme erreichten allmählig das Gleichgewicht, nach welchem sie lange vergeblich strebten. Nur auf einem kleinen Raume begünstigte der hohe Sonnenstand fortwährend die schnellere Entwicklung der organischen Kräfte. Gegen den Süd- und Nordpol hin nahm, mit Erkältung des Dunstkreises, die Fülle des Lebens ab.