Erklaͤrung gegen die Aufforderung im 25ten Stuͤck, S. 138 des Journals der Erfindungen ꝛc. Mein Aufſatz uͤber einige neuere Galvaniſche Erſcheinungen, welcher in dem 100ſten Stuͤck der med. chir. Ztg. S. 381 abgedruckt iſt, enthaͤlt folgende Stelle: „Aus einer Recenſion in der Salzburger Zeitung ſehe ich, daß das Journal der Erfindungen mich beſchuldigt, ich hielte den Stickſtoff fuͤr die Urſache der Reitzbarkeit“. — Dieſe Worte haben die Hn. Herausgeber jenes Journals zu einer Aufforderung veranlaßt, welche an den Prof. Herz und mich gerichtet iſt, und in der ſie beweiſen, „daß ich etwas Unſichtbares geſehen, und daß ſie mir nie jene Behauptung aufgebuͤrdet haͤtten.“ Da meine Worte ausdruͤcklich anzeigen, daß ich, als ein Reiſender, nur aus der Recenſion in der Salzburger med. chir. Zeitung ſchoͤpfte, und da in dieſer ſehr ſichtbar ſteht: „ Girtanner ſucht das Princip des Lebens im Sauerſtoff, Humboldt im Azote und Mezler im kohlenſauren Gas — ſo bedarf es wohl keiner Erlaͤuterung uͤber ein Mißverſtaͤndniß, welches in jener Aufforderung (St. 25. S. 138 — 143) ohnedieß auf ſechs Seiten auseinander geſetzt iſt. Ich wuͤrde mich mit der feyerlichen Erklaͤrung begnuͤgen, daß ich beym Niederſchreiben meines Aufſatzes nicht ahndete, irgend Jemand durch denſelben zu beleidigen oder einen Zwiſt zu erregen, von dem die Wiſſenſchaften keinen Gewinn ziehen werden; ich wuͤrde hier ſchließen, wenn nicht dankbare Anhaͤnglichkeit an Hn. Herz mich hinzuzuſetzen noͤthigte, daß nicht er, ſondern ich, jenen Brief uͤber den Galvaniſmus zur Einruͤckung ſandte, ja daß ich es fruͤher that, als er Notiz davon haben konnte. Es iſt eine ſo gewoͤhnliche und unverfaͤngliche Art, Verſuche und literariſche Nachrichten in Briefform einzukleiden, daß dieſer Schritt ſich ſelbſt rechtfertigt. Was kann aber die Hn. Herausgeber des Journals der Erfindungen zu der Behauptung veranlaſſen, daß eben der, an welchen der Brief gerichtet iſt, ihn habe oͤffentlich bekannt gemacht? Ein Mann, wie Hr. Prof. Herz, der allgemein anerkannte literariſche Verdienſte mit aͤcht-philoſophiſcher Beſcheidenheit verbindet, wuͤrde den Eingang meines Briefes nicht ſelbſt ungeaͤndert haben abdrucken laſſen. Es thut mir leid, die unſchuldige Veranlaſſung geworden zu ſeyn, daß ſein Nahme bey einer Sache genannt wird, die bloß die meinige iſt. Die Hn. Herausgeber des Journals der Erfindungen ruͤhmen ſich, daß ſie Jedermann gern unangetaſtet laſſen, und daß ſie von aller Streitſucht entfernt ſeyen. Davon werden ſich nun die Leſer obiger Aufforderung, in der ſie drey Perſonen zugleich, Hn. v. Humboldt, den Hn. Prof. Herz, und den Recenſenten in der med. chir. Ztg. angegriffen finden, ſchwer uͤberzeugen koͤnnen. Der erſte hat in wenigen Zeilen ſelbſt geantwortet; von Hn. Prof. Herz iſt kaum einzuſehen, warum auch er in den Zwiſt hineingezogen wird; und Statt des Recenſenten, der unrichtige Behauptungen, auffallende Unwahrheiten in die Welt gebracht haben ſoll, erlaube man mir einige Worte. In dem 17. St. Seite 139 des Journals der Erfindungen heißt es: — Wenigſtens kann man unſern Zeiten nicht den Vorwurf der Einſeitigkeit bey den Unterſuchungen uͤber das Princip des Lebens machen. Girtanner ſucht bekanntlich die Meinung geltend zu machen, der Sauerſtoff ſey dieß Princip. Humboldt verſpricht in dem Konſpektus ſeiner Verſuche uͤber die gereitzte Muskel- und Nervenfaſer ꝛc. einen „Beweis, daß das Azote eine unendlich (?) groͤßere Wirkung auf die erhoͤhte Erregbarkeit der Organe habe.“ Und Mezler ſucht gar zu beweiſen, kohlengeſaͤuertes Gas oder ſixe Luft ſey das occultum vitae pabulum. — Der Rec. dieſes Stuͤcks des Journals der Erfindungen in der med. chir. Ztg., der der Menge der anzuzeigenden Schriften wegen ſich kurz zu faſſen den Auftrag hat, glaubte den Sinn dieſer Stelle mit den wenigen Worten getroffen zu haben: „ Girtanner ſucht das Princip des Lebens im Sauerſtoff, Humboldt im Azote und Mezler im kohlenſauren Gas. — Jeder Unparteyiſche muß nun geſtehen, daß, wenn auch nicht ipsissima verba der Recenſion in dem Journal der Erfindungen vorkommen, der Zuſammenhang doch auf den Sinn jener Worte leitet. Der Aufſatz handelt vom Princip des Lebens. Des Hn. v. Humboldt’s Meinung wird der der Hn. Girtanner und Mezler entgegengeſetzt. Wie kann dieſe Entgegenſtellung Statt finden, als unter der Vorausſetzung, daß auch Hr. v. Humboldt, wie jene zwey andere Phyſiologen, ein Lebensprincip uͤberhaupt, und zwar ein, einem Stoffe inhaͤrirendes annehme? Rec. mußte alſo glauben, den Geiſt jenes Aufſatzes in dem Journal der Erfind. richtig in ſeiner in der med. chir. Ztg. abgedruckten Anzeige getroffen zu haben. Ob uͤbrigens Hn. v. Humboldt’s Nahme in der Zuſammenſtellung uͤberhaupt genannt werden koͤnne, iſt eine andere Frage, und der aͤhnlich, ob es eine Antitheſe ſey — Mezler haͤlt den Kohlenſtoff fuͤr das Princip des Lebens, und N... glaubt, Chinarinde wirke ſtaͤrker als Kohlenſaͤure auf die Organe? — Doch angenommen, was gar nicht erwieſen werden kann, daß der Rec. himmelweit gefehlt habe, ſo finde ich gar nichts Beleidigendes in den Ausdruͤcken des Hrn. v. Humboldt, der ohnehin ſeiner Humanitaͤt wegen ſo allgemein bekannt und beliebt iſt, und ich bin uͤberzeugt, daß der Recenſent ſich mit demſelben uͤber dieſe Kleinigkeit leicht verſtaͤndiget und ſeine Angabe erlaͤutert haben wuͤrde, ohne das Publikum mit unintereſſanten Streitigkeiten zu unterhalten. J. J. Hartenkeil. F. A. v. Humboldt.