Einleitung über einige Gegenstände der Pflanzenphysiologie. Herr Ingenhouß gehört zu der kleinen Zahl arbeitender Physiker, welche das fruchtbare Talent besitzen, nicht nur einzelne Gegenstände mit bewundernswürdiger Anstrengung zu verfolgen, sondern auch jede neue Erscheinung (statt sie isolirt aufzustellen) harmonisch mit den ältern zu verbinden. Seine Schriften lehren, daß er den großen Zweck aller Naturforschung, dies Zusammenwirken der Kräfte, zu untersuchen, nie aus den Augen verliert, und wenn seine Lage in England, die er vor Endigung des Seekriegs nicht zu verlassen wünscht, wenn die Entfernung von seinem kostbaren Apparate ihn gegenwärtig hindert, seine pneumatischen oder elektrischen Entdekkungen weiter zu verfolgen, so ist er dennoch unablässig beschäftigt, die allgemeine Oekonomie der Natur zu studiren. Die Abhandlung on the food of plants and renovation of the soil, welche mein Freund, Herr D. Fischer, hier dem Publikum übergiebt, ist eine Frucht jenes Studiums. Ohnerachtet sie nicht leer von neuen Versuchen über den Wachsthum der Gewächse ist, so zeichnet sie sich doch minder durch diese, als durch die Zusammenstellung älterer Beobachtungen, durch die Anwendung physikalisch-chemischer Erfahrungen auf die Physiologie der organischen Körper aus. Die Manufakturen haben bereits mannigfaltigen Nutzen von den Entdeckungen der antiphlogistischen Chemie gezogen. Herr Ingenhouß zeigt uns, daß die edelste und wichtigste Beschäftigung der Menschen, der Pflanzenbau, nicht mindere Vervollkommnung davon zu erwarten habe. Je tiefer wir in das Dunkel der organischen Kräfte eindringen, je mehr wir von dem großen Lebensprocesse errathen, durch den alle vitalen Erscheinungen im Thier- und Pflanzenkörper bewirkt werden, desto eher dürfen wir hoffen, die Mittel aufzufinden, durch welche die schnellere Entwikkelung der Organe, und die Veredlung ihre Säfte befördert wird. Sollte das Resultat dieser Untersuchungen auch seyn, daß der Akkerbau nach eben der Methode fortbetrieben werden müsse, welche man durch das Ansehen mehrerer Jahrtausende unerschütterlich festgegründet glaubt; sollten die künftigen Physiker selbst rathen, daß man die Erdarten, wie bisher, zu mischen, das Feld, wie bisher, zu düngen fortfahre: so würde jene Verbindung der Chemie und Oekonomie dennoch keineswegs so fruchtlos gewesen seyn, als der rohe Praktiker uns zu überreden sucht. Es geht mit dem Pflanzenbau, wie mit der ausübenden Medicin, mit der Pflege des vegetabilischen Körpers, wie mit der des animalischen. Man spricht von bisheriger Methode, von bisheriger Verfahrungsart, eben als wenn alle Oekonomen und Aerzte sich längst über allgemein gültige Principien vereinigt hätten. Schon vor Brown hat man das Nervenfieber (Typhus) reizend zu behandeln, den Gebrauch des Opiums, als Stärkungsmittel, angerathen. Ohne die Erfahrungen der Physiker zu kennen, und von diesen in ihren Grundsätzen irre gemacht zu werden, haben praktische Oekonomen selbst über die Vorbereitung des Bodens, über die Ruhe, welche ihm neue Kräfte verschaffen soll, und über die Behandlung der aufkeimenden Gewächse gestritten. Führt daher auch unsere erweiterte Naturkenntniß weder auf die Erfindung neuer Heilmittel, noch auf die einer noch nie gebrauchten kräftigeren Dungart -- so wird sie doch wohlthätig genug für die Menschheit seyn, wenn sie unter entgegen gesetzten Methoden wählen, die alltäglichsten, aber noch immer unenträthselten Phänomene erklären, und einen causalen Zusammenhang zwischen Wirkungen einsehen lehrt, von deren Einfluß oft der Wohlstand der zahlreichsten und wichtigsten Menschenklasse abhängt. Unermeßlich ist in der That das Feld, welches der Pflanzenbau dem Untersuchungsgeiste des Physikers darbiethet. Erfordert die Pflege des thierischen Körpers, daß man, außer der Gestalt und den Verrichtungen seiner Organe, auch die reizende Einwirkung äußerer Stoffe auf denselben kenne, so wird bei der Kultur der Gewächse diese Kenntniß doppelt nothwendig. Die thierische Faser ist selbstständiger, unabhängiger von dem Medium, in welchem sie sich befindet. Sonnenlicht, magnetische und elektrische Ladung des Dunstkreises, Feuchtigkeit, Wärme und Sauerstoffgehalt desselben modificiren allerdings die Functionen der thierischen Maschine; aber die Veränderungen, welche sie in dieser hervorbringen, sind im Ganzen minder auffallend und mächtig, als ihr Einfluß auf die vegetabilischen Organe. Dieser Unterschied liegt nicht sowohl in einer größern Erregbarkeit (Irritabilität) der Pflanzenfaser, als vielmehr in dem Umstande, daß die Lebensverrichtungen der Gewächse mehr durch äußere, als durch innere Reize unterhalten werden, daß sie dieser Reizung ununterbrochen bedürfen, und daß die (Energie) Lebenskraft ihrer Organe zu schwach ist, um den Kampf gegen die Einwirkung schädlicher Potenzen zu bestehen. Sonnenlicht ist im Stande, das aufkeimende Saamenkorn zu zerstören. Eine kalte Frühlingsnacht tödtet die aufgebrochene Blüthenknospe. Brunnenwasser entblättert Sträucher, die an Befeuchtung mit Regenwasser gewöhnt sind. Berührung mit kohlensaurem Gas macht jedes Gewächs erwelken. Die geringste Veränderung des Mediums stöhrt, oder befördert die Entwikkelung der vegetabilischen Schöpfung. Wissenschaftliche Kenntniß der Pflanzenkultur kann daher nicht ohne Physiologie, diese nicht ohne allgemeine Meteorologie und Chemie bestehen. Die Pflanze ist an den Boden geheftet. Es ist nicht genug, die Grunderden zu kennen, aus welchen dieser oder jener Boden zusammengesetzt ist; nein, wir müssen auch das Verhältniß wissen, welches zwischen diesen Grunderden und den Bestandtheilen der Gewächse statt findet. Jedes Problem hängt mit hundert anderen zusammen. Warum (um nur ein Beyspiel zu wählen) ist ein Gewitterregen erquikkender für die Pflanzendekke, als das sorgfältigste Besprizzen (ein künstlicher Regen) mit Flußwasser? Die Beantwortung dieser einfachen Frage könnte einen experimentirenden Physiker Jahre lang beschäftigen. Unterscheidet sich jenes Regenwasser vom Flußwasser als Wasser, das heißt, mischt sich Sauerstoff und Wasserstoff nach verschiedenen Verhältnissen zusammen, oder liegt die ungleiche Wirkung in der Luft, welche beide Wasserarten mechanisch eingemengt enthalten? Ist die Luft im Regenwasser, welches während des Gewitters fällt, noch sauerstoffreicher, als die Luft im gemeinen Regenwasser, und finden sich hier ähnliche Unterschiede, als die, welche Herr Hassenfraz zwischen dem Brunnen- und Flußwasser aufgefunden hat? Alles Regenwasser enthält eine Spur von Kochsalz- und Stikstoff-Säure nebst Kalkerde aufgelößt. Zeichnen sich nun die Gewitterregen durch den mehrern oder mindern Gehalt an diesen Stoffen aus, oder beruht ihre belebende Kraft auf der größern Leichtigkeit, mit der sie in den Organen zersetzt werden? Geschieht diese Zersetzung leichter, weil das Oxygen mit dem Hydrogen in einem Wasser inniger, in einem andern lokkerer verbunden ist, oder deshalb, weil die Erregbarkeit der Organe, (ihre Energie) während des Gewitters erhöht ist, und sie also fähiger sind, ihre vitalen Funktionen zu verrichten. Hängt diese Erhöhung der Erregbarkeit von der elektrischen Ladung des Dunstkreises, oder von seiner eudiometrischen Beschaffenheit, (seinem Gehalt an Lebensluft oder Kohlensäure) ab? Diese Fragen können, ohne die gründlichste Kenntniß der Meteorologie, pneumatischen Chemie, und Physiologie der Gewächse nicht befriedigend beantwortet werden. Alle organische Wesen stehen im Verkehr mit der ganzen äußeren Sinnenwelt, indem diese reizend auf sie einwirkt, und wir dürfen uns keiner Einsicht in den Zusammenhang vitaler Erscheinungen rühmen, wenn wir nicht unablässig das Studium der todten Natur mit dem der belebten verbinden. Von dem Nutzen dieser Verbindung überzeugt, haben mehrere Staaten bereits Anstalten getroffen, den Pflanzenbau den naturhistorischen Wissenschaften näher zu bringen. Wenn daher die nachfolgende Abhandlung des Herrn Ingenhouß auch nicht einen innern litterarischen Werth hätte, so müßte sie dennoch schon von der Seite wichtig scheinen, daß sie das Nachdenken auf Gegenstände lenkt, welche der rohen Empirie allein überlassen sind. Die Anwendung chemischer Grundsätze auf den Akkerbau kann nicht so gelehrt werden, daß diese Lehre dem Landmann selbst eine unterrichtende Lektüre gewähren könnte. Auch war dieß Hrn. Ingenhouß Zweck nicht. Dieser ist vollkommen erreicht, wenn Männer, deren Pflicht es ist, die Erzeugung nutzbarer Naturprodukte zu befördern, und durch Vervollkommnung der Pflanzenkultur den Nazionalreichthum zu vermehren, wenn diese Männer, sage ich, in dem Glauben bestärkt werden, daß die Wissenschaften wohlthätig für die Menschheit sind, wenn ihr Einfluß auf die technischen Gewerbe nicht durch politische Verhältnisse gehindert wird. In demjenigen Lande, wo diese Hinderung am wenigsten statt findet, wo das freiste Verkehr der Ideen herrscht, wo um so mehr gewirkt wird, als man sich weniger seines Wirkens rühmt, in England, haben die Ingenhoußischen Vorschläge große Sensation gemacht. Die Akkerbaugesellschaft hat die Abhandlung ihren Schriften einverleibt. Mehrere Privatpersonen, besonders der größte Beförderer alles Nützlichen, der Präsident der königlichen Societät, Sir Joseph Banks, haben sogleich beschlossen, die neuen Versuche zur Befruchtung des Bodens zu wiederholen. Selbst der König ist im Sommer 1797 mit denselben in dem Garten zu Kew beschäftiget gewesen. Auch in der batavischen Republik erschien schon im November 1796 eine holländische Uebersetzung der Ingenhoußischen Abhandlung durch Hrn. van Breda . Derselbe Naturforscher, dem die Eudiometrie manche wichtige Versuche verdankt. Er bemerkte zuerst die ungleiche Luftabsorption in Fontana's Eudiometer, wenn man sich des Brunnen- oder Regenwassers bediente. Diese Bemerkung hätte allein schon auf die Existenz einer sauerstoffreichern Luft, die dem Regenwasser eingemengt ist, leiten können. Eine Schrift, deren Verbreitung so auffallend schnell gewesen ist, bedarf keiner Empfehlung für unser deutsches Vaterland. Ich glaubte nur den praktischen Gesichtspunkt angeben zu müssen, aus welchem ich dieselbe betrachtet zu sehen wünschte. Auch von der Uebersetzung und den Anmerkungen des Hrn. D. Fischer (welcher gegenwärtig die naturhistorischen Anstalten in Paris benuzt) sage ich nichts. Die freundschaftlichen Verhältnisse, in denen wir stehen, würden jedes Lob verdächtig machen. Ein Mann, dessen frühere Arbeiten (die anatomisch-physiologische Beschreibung der Schwimmblase, und die Bearbeitung meiner Aphorismen aus der Pflanzenphysiologie) so günstig aufgenommen worden sind, kann dessen ohnedieß entbehren. Ich begnüge mich daher, diese Einleitung mit einzelnen Bemerkungen zu beschließen, zu denen mich die nachfolgende Schrift veranlaßt, und welche vielleicht darum willkommner sind, weil die Physiologie der Gewächse unter uns mehr angerühmt, als bearbeitet wird. Herr Ingenhouß stellt gleich am Eingange seiner Schrift (§. 1.) den Satz auf, daß viele Pflanzen der Berührung mit Wasser und Erde entbehren können, ohne in ihrem Wachsthume gestöhrt zu werden. Diese Idee kann, gegen den Willen des Verfassers, zu physiologischen Irrthümern verleiten, welchen ich hier einige Erfahrungen entgegen setzen muß. "Die fetten Gewächse, Agave, Aloe und Cactus (heißt es) leben in dürren Felsenritzen, und daß der Nachtthau der Tropenländer ihnen nicht ihre Nahrung giebt, erkennt man daraus, daß andere umherstehende Vegetabilien, welche doch einer gleichen Wohlthat genießen würden, in der Trokkenheit verschmachten. Auch können sie in den Gewächshäusern gewiß nicht von diesem Thau getroffen werden." So wenig ich es für unwahrscheinlich halte, daß viele Säfte der Pflanzen in den belebten Organen selbst aus luftförmigen Stoffen gebildet werden, und daß in dem vegetabilischen und animalischen Körper eben so gut Wasser zersezt, als (unter gewissen Bedingungen) erzeugt werde: so braucht man zur Lösung des vorliegenden Problems sich doch nicht darauf, sondern nur auf die anatomische Betrachtung der fleischigen, oder fetten Gewächse zu stützen. Wie verschieden ist die Organisation einer Agave, oder eines Mesembryanthemum von der der afrikanischen Psoralien, der Cordia, Myxa, oder Cassien und Mimosen! Diesen ist die Wurzel die unentbehrlichste Nahrungsquelle, bei jenen sind die Gefäße der Oberfläche wichtiger, als die Mündungen der Saugewurzeln. Bei diesen ist mehr Beziehung auf ein Organ, bei jenen mehr partielles Leben, da jedes Blat weniger Nahrung aus dem Stamme, als aus seiner Oberhaut zieht. Wenn von zwei Gewächsen in den regenlosen Tropenländern das eine mehr einsaugende Gefäße, als das andere hat, so scheint es sehr natürlich, daß das erstere auch den trokkensten Luftschichten noch Feuchtigkeit ablockt, wo das Leztere vor Dürre verschmachtet. Eine Aloe wird, wenn das Hygrometer auf 60° (nach Saussure) steht, noch immer mehr Wasser empfangen, als eine Cassia bei einer Feuchtigkeit von 74 Grad. Kein Wunder daher, daß Cassien und Mimosen in Oberägypten ihr Laub verliehren, wenn Aloe und Mesembryanthemum im vollen Safte stehen. Auch bezeugen alle Reisebeschreiber die Existenz des starken Thaues in dem regenlosen Palmenklima. Hasselquist erwähnt dieses Gegenstandes ausführlich in einem Briefe an Linne: bei Cairo, sagt er , und gegen Assuan zu, stehen alte Sycomoren-Stämme (Ficus Sycomorus), welche in ihrem langen sechshundertjährigen Leben vielleicht nicht 6 Unzen Regenwasser zu ihrer Nahrung erhalten haben. In der heissesten Sommerzeit vom Mai an, wo das Erdreich vor Dürre aufreißt, würde alles verschmachten, wenn nicht (während daß dunkles Gewölk unaufhörlich vom Mittelmeere gegen das Abessinische Gebirge hinzieht) Morgens und Abends starker Thau fiele. Den Bäumen dient dann die Krone statt der Wurzel, da dieselbe durch ihre vasa absorbentia aus der Luft die Nahrung aufnimmt, welche zu einer andern Jahreszeit der gewässerten Erde entzogen wird. Hasselquist's Reise nach Palästina. Rostock 1762. S. 264. Welches sind aber die Gefäße, welche jene Einsaugung verrichten? Sind die der dünnblättrigen Bäume von denen der fleischigen Gewächse verschieden? Ich glaube mit Hrn. Schrank , daß die eiförmigen, warzenartigen Erhebungen (Spaltgefäße), welche das Mikroskop fast auf dem Oberhäutchen aller Vegetabilien, besonders auf dem untern der haarlosen Blätter, zeigt, und worüber wir dem großen Pflanzenzergliederer zu Leipzig so wichtige Entdekkungen verdanken, daß diese Spaltgefäße, sage ich, vorzüglich zur Einsaugung der atmosphärischen Feuchtigkeit bestimmt sind. Wenn ich es wage, meinem allgemein verehrten Freunde, Herrn Hedwig, in diesem Punkte zu widersprechen, so geschieht das gewiß mit der schüchternen Bescheidenheit, die mir gegen Ihn geziemt. Durch seine freundschaftliche Aufforderung veranlaßt, habe ich nun seit vier Jahren das Oberhäutchen aller der Pflanzen, über deren luftförmige Exspiration ich Versuche angestellt, unter dem Hoffmannischen Mikroskope untersucht, die Resultate dieser Untersuchung aber (wie vieles andere) sorgfältig zurück gehalten, um nicht voreilig ungründliche Erfahrungen in die Welt zu bringen. Erst in diesem Jahre habe ich meine Zweifel darüber im 2ten Bande meiner Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser öffentlich geäussert. Es geht mit dem vegetabilischen Körper, wie mit dem animalischen. Die genaue Kenntniß der Gestalt der Organe geht der ihres Nutzens (ihrer Lebensverrichtungen) voraus. Ob ein Organ vorhanden, so oder so gebildet ist, läßt sich daher apodiktisch entscheiden, nicht aber ob es zur Ausdünstung, oder Einsaugung, zur luft- oder dampfförmigen Respiration bestimmt ist. Die mathematischen Beweise, deren Herr Schrank (Nebengefäße S. 82) sich rühmt, können in der belebten Natur, wo Pulsation der Cirkelfaser wirkt, und die Flüßigkeiten nicht, wie "durch Rauchfänge ausziehen, schwerlich gelten. Ich habe gehofft, dem Nuzzen jener Spaltgesäße der Oberhaut auf die Spur zu kommen, wenn ich unter dem Mikrometer die Größe und Zahl dieser Organe im gesunden und kranken Zustande bestimmte, den Ort beobachtete, wo sie hauptsächlich liegen, und dann die Menge der Lebensluft mäße, welche die Spaltgefäßreiche, oder leere Seite des Oberhäutchens liefert. Folgende Thatsachen scheinen mir zu beweisen, das die gasförmige Exspiration der Pflanzen aus Oeffnungen kommt, die uns noch eben so verborgen und unbekannt sind, als die Gefäßmündungen, durch welche die menschliche Cuticula Kohlensäure und Stikluft aushaucht: Haare und Spaltgefäße existiren zwar bisweilen bei einer Pflanze (Calendula officinalis); aber im Ganzen sind die letztern bei haarigen und wolligen Gewächsen sehr selten, ohnerachtet diese sehr viele und reine Lebensluft geben. Baumarten und Kräutern (Pastinaca sativa, Brassica sabauda, B. selenisia, Fragaria vesca), welche auf der obern Blattfläche gar keine, oder doch überaus sparsame Spaltgefäße haben, werden, der Sonne ausgesezt, auf dieser obern Fläche mit häufigen und großen Luftblasen unter Wasser bedekt. Diese Luftblasen entstehen nicht vorzüglich da, wo das Mikroskop die Spaltgefäße zeigt, sondern meist an den Rippen der Blätter, worüber Herr Senebier schöne Beobachtungen gesammelt hat. Pflanzen, die ich im Finstern erzog, und deren Ausdünstungs- und Einsaugungsgeschäft gestöhrt war, zeigten zwar in der Bleichsucht zusammengeschrumpfte kleine unausgebildete Spaltgefäße, dagegen fand ich dieselben aber auch vollkommen ausgebildet in vegetabilischen Theilen, welche gar keine Luft aushauchen, als in den weißgelben Rändern der Agave americana, und den violetten Flekken der Orchis maculata. Nach diesen Beobachtungen, die ich vielleicht bald an einem andern Orte umständlicher entwikkeln werde, vermuthe ich, daß jene problematischen Organe mehr zur wässerigen Einsaugung bestimmt sind. Auch sehe ich, daß Herr Hedwig selbst diese Function, wenigstens als Nebenzweck, nicht unwahrscheinlich findet . Schon in einem lehrreichen Briefe an mich vom Jahr 1794 äussert er die Vermuthung, daß manche Bäume und Straucharten, deren obere Blattfläche keine Spaltgefäße zeigt, eigene uns unbekannte Oeffnungen zur Luftspiration haben mögen. Sollten nun nicht die fleischigen Gewächse, Sempervivum, Sedum, Aloe, Agave, Cactus und Mesembryanthemum (welche der phantasiereiche St. Pierre sehr treffend die belebten Quellen der tropischen Wüsten nennt) eben deshalb im Sonnenlichte oder in der Finsterniß (vom Wasserstoffgas umgeben) so viel Sauerstoffgas aushauchen, weil sie mehr Wasser als andere Pflanzen, einsaugen, und also auch mehr davon zu zerlegen im Stande sind? Die einsaugenden Spaltgefäße derselben sind 3 bis 4mal größer, als die der andern dünnblätterigen Pflanzen, und wenn bei den gemeinen Erdbeeren z. B. zwischen zweien dieser wichtigen Organe noch funfzehn andere mit ihrem Durchmesser Raum hatten, so sind sie bei der Agave so dicht aneinander gereiht, daß ich im Phyllometer über 55 auf 1 # Linie zählte. Diese Zahl ist aber, wegen der ausserordentlichen Größe der Spaltgefäße, doch noch gering. Denn Hyacinthus non scriptus hat auf demselben Raume, da, wo die Blätter am dunkelgrünsten sind, 140 bis 145, wo das Grün blässer ist (gegen den Stengel hin), 62 bis 75. Statt aber, daß diese und andere Kräuter jene Werkzeuge nur auf den Blättern zeigen, so haben jene fleischigen Bewohner der Palmenländer (z. B. die Cactus-Arten), so weit sie über der Erde emporstreben, überall einen blätterartigen, gefäßreichen Ueberzug. Sie sind daher in jedem Theile ihrer Oberfläche geschickt, die Feuchtigkeit des Luftkreises aufzunehmen. Von den Nebengefäßen der Pflanzen S. 92. Samml. naturhistor. Aufs. 1796. S. 147. Hedwigs Sammlungen seiner Abhandlungen über botanisch-ökonomische Gegenstände B. I. S. 116. 129. B. II. S. 143. Aus allen diesen Beobachtungen folgt, daß die fetten fleischartigen Vegetabilien regenloser Klimate keinesweges für die Entbehrlichkeit des Wassers, als Nahrungsmittels, zeugen, sondern daß sie durch die besondere Einrichtung des Oberhäutchens vor dem Verdorren geschützt sind. In solchen Gegenden endlich, wo zu gewissen Zeiten auch der Nachtthau fehlt, dient den fleischigen Blättern der Aloe, dem Mesembryanthemum, oder Sedum das Parenchyma selbst zur Nahrung. Diese Vegetabilien zehren sich dann gleichsam selbst auf, und erhalten sich von dem Nahrungssafte, der in die Hölen des Zellgewebes deponirt ist . Dieser Proceß, durch den vorzüglich die Existenz zurückführender Gefäße in den Pflanzen erwiesen wird, würde auch in den Gewächshäusern immerdar vorgehen, wenn nicht die Luft in denselben (wie einfache Hygrometer-Versuche, und das Feuchtwerden der Kleider mich oft belehrt haben) mit Wasserdämpfen geschwängert wäre. Herr Ingenhouß bemerkt sehr richtig, daß in diesen Standort kein Thau dringt; aber die wässerige, Kälte erregende Ausdünstung der umherstehenden Musen, Heliconien und Canna-Arten, und die dampfende Gartenerde ersezt hier reichlich das mangelnde Verkehr mit der Wolkenregion. A. a. O. S. 3. und 149. Noch muß ich einer Erfahrung erwähnen, welche wohl ebenfalls für die Nothwendigkeit des Wassers zur Ernährung der fetten Pflanzen zeugt. Bei meinem Aufenthalte auf dem fränkischen Fichtelgebirge in den Jahren 1793 und 1794 stellte ich Versuche über Abscheidung der Kohlensäure an, welche mehrere Gewächse mit Stikstoffluft gemengt im Schatten von sich geben. Ich hatte Mauerpfeffer und Hauslaub (Sedum acre, und Sempervivum tectorum) in gereinigte Kieselerde unter Glasglokken gepflanzt. Die Gewächse standen so hoch, daß äzende Kalkerde in das Gefäß gestreut werden konnte, ohne jene zu berühren. Dies Einstreuen geschah täglich von neuem, so daß nicht nur alle Kohlensäure, sondern auch jedes Atom von atmosphärischer Feuchtigkeit verschlukt ward. Ich bemerkte immer, daß meine Pflänzchen bald abstarben, und dagegen diejenigen, deren Wurzeln zugleich mit destillirtem Wasser benezt wurden, nicht verdorrten. Darf ich daher nicht vermuthen, daß die äusserste Trokkenheit der Luftschichten, und nicht Mangel an Kohlensäure jene nachtheiligen Folgen hervorbrachte. Jene Säure ist ja ohnedieß in ihrem gasförmigen Zustande, also außer ihrer Verbindung mit Wasser oder mit anderen Stoffen, der Vegetation so schädlich, daß sie nach meinen Versuchen nur von dem unreinen hydrogene pesant (dem Gemenge von Wasser- und Kohlenstoffgas, welches man aus dem Agaricus campestris zieht) an Schädlichkeit übertroffen wird. Auch von der Erde, glaube ich, daß man sie allerdings zu den wahren Nahrungsmitteln der Gewächse zählen muß. Was berechtiget uns, sie bloß mechanisch, als einen Stoff zu betrachten, der der Thier- und Pflanzenfaser Dichtigkeit und Starrheit giebt? Ich berühre hier nicht die Frage, welche ein kommendes Jahrhundert entscheiden wird, die Frage, ob Erdarten zusammen gesezt sind, und ob viele derselben erst während der Vegetation entstehen, d. h. gleich den Laugensalzen aus gasförmigen Basen zusammen gerinnen, sondern ich erinnere bloß an das Zusammenwirken aller Elemente, und ihrer Ziehkräfte bei dem großen Prozeß der Vitalität. In physiologischen Betrachtungen muß man sich hüten, nicht einzelnen Stoffen und Kräften zuzuschreiben, was nur durch das wechselseitige Verhältniß aller begründet wird. Einer Pflanze (Chara), in deren Mischung wir immer Kalcherde finden, ist die Gegenwart dieser Erde gewiß eben so wesentlich, als die des Kohlenstoffs, oder Hydrogens. Unter wesentlichen Bestandtheilen giebt es keine Rangordnung, und mit den Fortschritten der Scheidekunst werden wir die Wirkungsart mancher Elemente erkennen, welche izt gleichsam isolirt in der Kette der Dinge stehen. Wir wissen freilich noch nichts von den Ziehkräften der Erdarten gegen den Sauerstoff, Kohlenstoff, oder Wasserstoff; aber wir dürfen vermuthen, daß in zusammengesezten Verwandschaften (deren Spiel bei allen vitalen Funktionen thätig ist) Elemente auf einander einwirken, die in einfachen Verwandschaften sich unzersezt lassen. Kennen wir doch schon izt die Affinitäten der Kalch- Bittersalz- und Schwererde gegen Schwefel und Phosphor, oder die der Kieselerde gegen die Laugensalze! Beruht daher, wie ich mich in einem eigenen Werke zu entwikkeln bemüht habe, die Erregbarkeit der organischen Materie vorzüglich auf ihren Eigenschaften, chemische Ziehkräfte gegen die reizenden Stoffe zu äussern, und durch die Einwirkung dieser Stoffe Mischungsveränderungen zu erleiden; geht in der Thier- und Pflanzenfaser unaufhörlich ein Wechsel von Bindungen, Umhüllungen und Zersetzungen vor; ist dieselbe so eingerichtet, daß in dem Kampfe der Elemente die organische Materie dennoch stets ungesättiget, und also reizbar bleibt; so folgt, bei dieser physiologischen Ansicht der Dinge, von selbst, daß in dem großen Lebensprozesse kein Stoff (sei er Erde oder Metall) träge und unthätig ruhen, sondern nach den ihm inhärirenden Kräften wirksam werden muß. -- In dem 13. und 24. §. zeigt Herr Ingenhouß, daß es für die Kenntniß von dem Wachsthume der Vegetabilien sehr wichtig sei, zu untersuchen, wie viel Kohlensäure in der Atmosphäre enthalten sei. Nach Lavoisier existire sie gar nicht in derselben, nach andern Chemisten zu 0, 01. Bei diesen Bestimmungen sei es schwer zu errathen, woher die Pflanzen die Kohlensäure ziehen, welche sie in ihren Organen zersezen. Da meine Versuche seit einem Jahre besonders auf diesen Gegenstand gerichtet gewesen sind, so glaube ich hier einige Bemerkungen beifügen zu dürfen. Die Kohlensäure kann auf zweifache Weise im Dunstkreise vorhanden seyn; frei, gasförmig, mit Lebens- und Stikluft gemengt, und gebunden von den atmosphärischen Dünsten verschlukt. Wenn man die Zahl von Thieren überschlägt, welche durch ihre Lungen- und Hautausdünstung Kohlensäure erzeugen; wenn man berechnet, wie viele tausend Kubikzoll dieselbe von den Blüthen und Früchten der Pflanzen, ja in der Dunkelheit von ihren Blättern aufsteigen; wenn man bedenkt, daß aus allen gährenden organischen Stoffen, daß aus der vom Sonnenstrahl erwärmten Dammerde, wie aus vielen vegetationsleeren Gebirgsmassen (Thonschiefer, Hornblendschiefer) sich Kohlensäure entbindet; so dringen uns diese Betrachtungen ein Bild von der ungeheuren Masse dieser Gasart auf, welche täglich in die Atmosphäre übergeht. Dieser Uebergang würde diese bald völlig irrespirabel machen, wenn nicht die wässerigen Dünste aufnähmen, was im luftförmigen Zustande Pflanzen und Thieren gleich schädlich ist. Schwarze humus und Thonschiefer hauchen in Berührung mit dem Oxygen des Dunstkreises bei der niedrigen Temperatur von 6 -- 8° R. Kohlensäure aus. Daß bei diesen meinen Versuchen, deren ich schon an andern Orten erwähnt, nicht Täuschung statt fand und daß bei denselben, unter Mitwirkung des Sonnenlichts und der Feuchtigkeit, die Kohlensäure wirklich neu erzeugt wird, beweisen die wiederholten Erfahrungen des Herrn Lampadius. Warum sollten wir uns beide in unseren Arbeiten auf gleiche Weise getäuscht haben? Auf die specifische Schwere der Kohlensäure, und auf dies Niedersinken, welches diese verursachen soll, wäre minder zu rechnen, da die unterirdischen Grubenwetter uns zeigen, wie wenig verschiedene Gasarten geneigt sind, sich nach jenen Unterschieden der specifischen Schweren zu lagern. Eben die Armuth an gasförmiger freyer Kohlensäure, welche die Scheidekünstler in der Atmosphäre finden, beweißt, wie viel davon die Pflanzen zu ihrer Nahrung einziehen, da das atmosphärische Wasser, welches von den Wurzeln und Saugadern der Blätter eingesogen wird, den vorbeschriebenen täglich aufsteigenden Vorrath von Kohlensäure zur Erde herabführt. Hätten wir Mittel in Händen, die Menge dieser Säure, welche an Wasserdämpfe gebunden, im Luftkreise schwebt, zu messen, so würden wir über die Menge derselben erstaunen. Aber auch der freyen gasförmigen Kohlensäure giebt es mehr im Dunstkreise, als unsere Lehrbücher bisher angeben. Die Art, wie man dieselbe gewöhnlich untersucht, durch Schütteln mit flüssigem reinen Alkali, oder Kalkwasser (wobei sich atmosphärische Luft aus den Zwischenräumen der Flüssigkeit entwikkelt) oder gar in weiten Röhren, ohne auf Temperatur und Elasticität der Luft Rücksicht zu nehmen, kann nur unvollkommene Resultate gewähren. Ich habe mit meinem Freunde Herrn Münzmeister Gödeking zu Bayreuth ein eigenes sehr tragbares Instrument (Kohlensäure-Messer) zu Stande gebracht, von dem ich nächstens eine Zeichnung liefern werde, und dessen sich izt schon mehrere Chemisten, denen ich es mitgetheilt, vortheilhaft bedienen. Ich nehme eine sehr geringe Luftmenge ( [Formel] -- [Formel] Kubikzoll), deren Absorption dadurch beschleunigt wird, daß sie durch das reine Alkali einen hydrostatischen Druck leidet. Die Messung geschieht mittelst einer communicirenden Röhre, und die auf Glas geäzte Skale giebt sehr bequem und deutlich 0, 001 von [Formel] Kubikzoll der zu prüfender Luft an. Durch dieses einfache Werkzeug, dessen man sich zu allen andern Luftzersetzungen bedienen kann, habe ich gefunden, daß der Kohlensäure-Gehalt des Luftkreises an freien, von Menschenwohnungen entfernten Orten meist über 0, 01, gewöhnlich 0, 013 -- 014 beträgt. Bisher sah ich ihn noch nie weder unter 0, 005 herabsinken, noch über 0, 018 steigen. Man sollte vermuthen, daß in einer feuchten Luft weniger freies kohlensaures Gas, als in einer trokneren vorhanden wäre. Vergleichende Versuche mit dem de Lucschen Fischbein-Hygrometer haben aber bisher diese Vermuthung noch nicht sehr bestätigt. Ich hebe aus meinen meteorologischen Tagebüchern von 1797 nur folgende Beobachtungen aus, welche den Sauerstoff- und Kohlensäure-Gehalt des Dunstkreises, seine elektrische Ladung, Elasticität, Wärme und Feuchtigkeit unter einen Gesichtspunkt stellen. (Die Werkzeuge waren alle von vorzüglicher Güte; das Eudiometer ein Fontanasches, welches die rükständige Luftsäule von gleichen Luftmengen ausdrükt; das Elektrometer ein Saussuresches mit 4 Fuß hohem Ableiter und brennendem Schwamm nach Volta's Methode armirt, und das Hygrometer ein de Lucsches). Kohlensäuremesser Eudiometer Thermomet. Barometer Hygrometer Elektrometer am 22. November Sonnensch. bei fernem Schneegewölk. 0,009. 103 [Formel] -- [Formel] °R. 26Z.4,5 L. 80° + 1Lin. 23. ganz bezogen 0,006. 110 + 3. 26Z.6,8 L. 43° + 2Lin. 25. trübe. 0,009. 107 [Formel] + 8. 26Z.10,7L. 43° -- Dagegen (vorige Herbstbeobachtungen waren in einem Garten von Salzburg angestellt) zeigte sich die Atmosphäre in Wien im Sommer: Kohlensäure Thermometer Barometer Hygromet. Am 22. Aug. blau. Himmel 0,007. +18 [Formel] °R. 27.Z. 8,9L. 36°. 26. Lichte Wolken 0,014. + 17 [Formel] . 27.Z. 10 L. 41°. 29. blau 0,015. + 16 [Formel] . 27.Z. 9,2L. 40°. Ich werde an einem andern Orte eine große Reihe anderer ähnlicher Beobachtungen aufstellen. Hier ist es genug zu zeigen, daß, so wie Durchsichtigkeit der Luftschichten mir keineswegs allein von ihrer Trokkenheit abzuhängen scheint, eben so auch ihr Kohlensäuregehalt nicht im umgekehrten Verhältniß zu den Hygrometerständen wächst, oder abnimmt. Doch vermuthe ich, was für die Ernährung der Gewächse sehr wichtig ist, aber erst durch eine lange Erfahrung bestätigt werden muß, daß die Atmosphäre im Ganzen im Sommer mehr Kohlensäure, als im Winter enthält. In dem 19. §. erwähnt Herr Ingenhouß der vortreflichen Versuche des Herrn van Marum über die Zerstörung vegetabilischer Reizbarkeit durch übermäßige Elektricität. Diese Erscheinung habe ich noch einfacher und auffallender im Sommer 1796 bei folgenden Experimenten beobachtet. Ich nahm frische Blüthenstengel von Galeopsis tetrahit, Pollichia galeobdolon und Lamium purpureum, und leitete wiederholt schwache Schläge der Kleistischen Flasche dergestalt durch dieselben, daß die Elektricität von dem obersten Blüthenquirl bis zum untern Stengelende fuhr. Nach wenigen Sekunden verloren die Zweige alle Straffheit der Gefäßbündel, bei der sie vorher senkrecht aufwärts standen. Sie neigten sich izt wie welke Grashalme nieder, und die übermäßige Elektricität brachte auf einmal dieselbe Wirkung hervor, welche Entziehung von Feuchtigkeit, oder Wärme nur allmälig zu erzeugen im Stande ist. Hier war aber bloß Schwächung der Lebenskräfte, nicht mechanische Zerstöhrung der Organe eingetreten. Denn bei den Individuen, welche nicht zu heftige elektrische Schläge empfangen hatten, konnte ich die Lähmung durch oxygenirte Kochsalzsäure heben. Das Eintauchen des Stengels in diese reizende Flüssigkeit gab den Gefäßbündeln die vorige Straffheit wieder. Durch Anwendung chemischer Potenzen haben wir es in unserer Gewalt, die Erregbarkeit der vegetabilischen Faser, wie die der animalischen zu stimmen, und die Thätigkeit der Organe zu modificiren. Auch mit der lezten Klasse der Vegetabilien, den Schwämmen, habe ich ähnliche Versuche angestellt. Der kleine nach Knoblauch riechende Schwamm, der sich so schnell nach dem Regen entwikkelt, Agaricus cepaceus , wurde schnell in seinem Wachsthume gestöhrt, wenn ich die Kleistische Flasche durch ihn entlud. Häufig mit dem weit größeren, und von ihm verschiedenen A. alliaceus verwechselt. In der Flora Fribergensis habe ich ihren botanischen Unterschied angegeben. Im Merz 1798. F. A. v. Humboldt.