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Alexander von Humboldt: „Anzeige von ein paar für den Bergbau wichtigen Maschinen, um das Lichtbrennen und Athmen in irrespirablen Luftarten zu unterhalten“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1797-xxx_Anzeige_von_ein-2> [abgerufen am 28.03.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1797-xxx_Anzeige_von_ein-2
Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.
Titel Anzeige von ein paar für den Bergbau wichtigen Maschinen, um das Lichtbrennen und Athmen in irrespirablen Luftarten zu unterhalten
Jahr 1798
Ort Gotha
Nachweis
in: Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte 11:4 (1798), S. 51–55.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Auszeichnung: Schriftgradvergrößerung; Schmuck: Initialen.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: I.58
Dateiname: 1797-xxx_Anzeige_von_ein-2
Statistiken
Seitenanzahl: 5
Zeichenanzahl: 5910

Weitere Fassungen
[Anzeige von ein paar für den Bergbau wichtigen Maschinen, um das Lichtbrennen und Athmen in irrespirablen Luftarten zu unterhalten] (Jena; Leipzig, 1797, Deutsch)
Anzeige von ein paar für den Bergbau wichtigen Maschinen, um das Lichtbrennen und Athmen in irrespirablen Luftarten zu unterhalten (Gotha, 1798, Deutsch)
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Anzeige von ein paar fuͤr den Bergbau wich-tigen Maſchinen, um das Lichtbrennen undAthmen in irreſpirablen Luftarten zuunterhalten.


Unter den Kuͤnſten, deren Ausuͤbung ſich gleich-ſam auf einen anhaltenden Kampf mit den Elemen-ten gruͤndet, behaupten Schiffahrt und Bergbaumit Recht den erſten Rang. So wie beyde wichtigfuͤr die Fortſchritte Naturbeſchreibender Wiſſenſchaf-ten geworden ſind, ſo haben auch dieſe wechſelſeitigwohlthaͤtig auf jene gewirkt, ja ihr Einfluß wuͤrdenoch groͤßer geworden ſeyn, wenn die buͤrgerlichenVerhaͤltniſſe nicht durch eine ſo weite Kluft den Theo- |52| retiker vom Techniker trennten. Der Bergmannhat die Feſtigkeit des Geſteins durch einfache Werk-zeuge, Feuerſetzen und Sprengarbeit zu beſiegen,ungeheure Laſten durch mannigfaltige Maſchinen zuerheben, die eindringenden Waſſer durch Stollen ab-zuleiten, oder durch Waſſer, Feuer, Luft und Thier-kraͤfte zu gewaͤltigen gelernt. Wenn Hinderniſſeſich der Arbeit entgegen ſtellen, ſo bietet unſereKunſt ſo vielerley Mittel dar, eine Naturkraftzur Bekaͤmpfung der andern anzuwenden, daßoft die Wahl deſſen ſchwer faͤllt, welches den Vor-zug verdient. So erfreulich aber auch der Ruͤckblickauf das ſchon geleiſtete iſt, ſo ſehen wir uns dochnoch manche Kraͤfte entgegenwirken, welche wirentweder gar nicht, oder doch nur unvollkommen zubeſiegen im Stande ſind. Unter dieſen letzternſchien mir der nachtheilige Einfluß, welchen die irre-ſpirablen und Lichtverloͤſchenden Gasarten (boͤſe undmatte Wetter) auf den Bergbau, die Feldminirkunſtund andere Gewerbe des buͤrgerlichen Lebens haben,am wichtigſten zu ſeyn. Die großen Fortſchritte derpneumatiſchen Chemie ließen mich hoffen, daß durchihre Benutzung manches aus dem Gebiete der theo-retiſchen Speculation in die Sphaͤre des Praktikerswohlthaͤtig uͤberzutragen waͤre. Auf welchem Wegeund durch welche oft gefahrvolle Verſuche ich dieſeHofnung erfuͤllt geſehen, wie ich endlich einen Ap-parat zu Stande gebracht habe, mit welchem Men- |53| ſchen ſich Stundenlang, ohne Nachtheil der Geſund-heit und mit brennenden Lichtern in nicht athemba-ren und Lichtverloͤſchenden Luftarten aufhalten koͤn-nen, habe ich vorlaͤufig an einem andern Orte (inHrn. von Crells Chem. Annalen 1796. St. n.) ent-wickelt. Jene Anzeige iſt aber zu unvollſtaͤndig,um ohne Zeichnung und Modell meinen Licht-Er-halter (ſammt den tragbaren Luftmagazienen) und die Reſpirations-Maſchine ſo nachmachen zu laſſen,daß ſie dem Gang und Floͤtzbergmann zum Fahrenund Arbeiten vor Orte dem Mineur zum Recognoſ-ciren im Pulverdampf in die Haͤnde gegeben werdenkoͤnnte. Luft- und Waſſerbehaͤlter ſind mannigfal-tig abzuaͤndern, aber die Art, wie die Sauerſtoff-haltige Luft (ich bediene mich in der Grube nie der Lebensluft, ſondern der uͤberall zu ſchoͤpfenden, ge-meinen atmoſphaͤriſchen) durch und um dieFlamme ſtroͤmt, erfordert eine ganz eigene und kuͤnſt-liche Vorrichtung. (In ſehr matten Wettern ver-loͤſcht jede Lampe nach Argandſchem Princip, manmag noch ſo viel der reinſten oxygenirten Luft durchden Tocht durchpreſſen!) Ich habe in den letztenMonaten Gelegenheit gehabt, merkwuͤrdige Verſu-che hieruͤber anzuſtellen. Abſoluter Mangel desSauerſtoffs macht die unterirdiſchen Gasartenſchlechterdings nicht Lichtverloͤſchend. Dieſe Eigen-ſchaft beruht auf bisher weniger beachteten Verhaͤlt-niſſen chemiſcher Luftgemiſche und (wie es ſcheint) |54| hauptſaͤchlich auf der Neigung des Kohlenſtoffsund der Kohlenſtoffſaͤure, das Oxygen zu um-huͤllen, oder ſich zu uͤberſaͤuren. Sobald derDruck meines phyſiologiſchen Werks uͤber die ge-reitzte Muſkelfaſer und den Vitalitaͤtsproceß geen-digt ſeyn wird, werde ich nicht ſaͤumen, den ganzenApparat in einer eignen Schrift genau zu beſchrei-ben. Da ich faſt 3 Jahre lang an dieſer Sache,welche gewiß mit der Zeit ſehr wichtig werdenkann, gearbeitet, und meine Lage als praktiſcherBergmann mir die Leichtigkeit verſchaft hat, nichtbloß im Laboratorium, ſondern in der Grube ſelbſt zu beobachten und zu experimentiren, ſo habe ich eswohl nicht an Thaͤtigkeit und Fleiße dabey fehlenlaſſen. Dennoch bin ich uͤberzeugt, daß der mehr-jaͤhrige Gebrauch des Licht-Erhalters (Rettungs-lampe) im Großen noch auf mannichfaltige Maͤn-gel deſſelben aufmerkſam machen wird. Dennbisher kenne ich nur den Fehler, daß er durch me-chaniſche Stoͤße (welche Luftwellen erregen) imFahren, nicht aber beym Arbeiten vor Ort, leichterverloͤſcht und daher vorſichtiger, als ein anderesLicht, gefuͤhret ſeyn will. Nach ſo vielen uͤber-wundenen Schwierigkeiten wird man auch dieſe(welche ich fuͤr Pflicht halte, ausdruͤcklich ſelbſt her-auszuheben) wohl auch noch beſiegen. Um bis zurErſcheinung meiner Schrift nicht der Verbreitungdieſer kleinen Erfindung, welche das einzige Ver- |55| dienſt der Nuͤtzlichkeit hat, zu ſchaden, ſo eile ichanzuzeigen, daß ich im Begriff ſtehe, vollſtaͤndigeApparate nach Berlin, Freiberg, Clausthal, Wei-mar und Reichenhall abgehen zu laſſen, und daßPerſonen, welche dieſelben aus Baireuth ſelbſt zuerhalten wuͤnſchen, ſich deshalb mit poſtfreyen Brie-fen an meinen dortigen Freund, den Herrn Muͤnz-meiſter Goͤdeking, mit dem ich viele chemiſche Ar-beiten gemeinſchaftlich angeſtellt, wenden koͤnnen.Zur Reſpirationsmaſchine, davon einzelne Theileohnedies gar nicht von meiner Erfindung ſind, kannder Luftſack von Wachstaffent, der in Leipzig ſehrſauber verfertigt wird, nicht beygelegt werden. Da-gegen findet ſich bey dem Licht-Erhalter die Larveund das Reſpirationsrohr, welches man in Deutſch-land, bald das Beddoeſiſche, bald das Menzieſche nennt, welches aber ſchon in Hales Statik der Ge-waͤchſe (Halle 1748. Tab. 9. Fig. 39.) ſauberabgebildet iſt. Von der Gruͤndlichkeit deutſcherBergleute darf ich hoffen, daß ſie meinen Wunſch,jenen Apparat zu vervollkommen, nicht unerfuͤlltlaſſen werden.

F. A. von Humbold.