Gedachtes Journalstück wurde in der Salzburger medic. chir. Ztg. 1797. No. 21. angezeigt. In dieser Anzeige sagt der Recensent S. 382: " Girtanner sucht das Princip des Lebens im Sauerstoff; Humboldt im Azote, und Mezler im kohlengesäuerten Gas;" freilich, so weit diese Stelle Hrn. v. Humboldt betrifft, ganz unrichtig. Aber diese unrichtige Behauptung gehört dem Salzburger Recensenten, geht unser Journal gar nichts an, auch wird von dem Recensenten mit keiner Silbe gesagt, daß sie in unserem Journal stünde. Mit ihm, und nicht mit uns, hätte also Hr. v. Humboldt seine Sache ausmachen sollen! Anstatt dessen geht es, Gott weiß aus welcher Ursach, über unser unschuldiges Journal her! Ohne sich erst gehörig in diesem umzusehen, schreibt er an Hrn. Herz: "Aus einer Recension in der Salzb. med. chir. Ztg. sehe ich, daß das Journal der Erfindungen St. 17. mich beschuldigt, ich hielte den Stickstoff für die Ursache der Reizbarkeit. In andern Schriften lese ich, daß ich den Sauerstoff für jene Ursache annehme. Da ich mich nie erinnere, weder die eine noch die andere Behauptung ausgesprochen zu haben, da ich an gar kein materielles Substrat (Principe) der Reizbarkeit glaube, sondern zu beweisen strebe, daß die vitalen Erscheinungen, in so fern sie in der Materie gegründet sind, von der Mischung aller Elemente der Thier- und Pflanzenfaser herrühren, so bedarf es wohl keiner Rechtsertigung gegen solche Anklagen." Hier hat also Hr. v. Humboldt offenbar etwas Unsichtbares gesehen, denn in unserem Journal findet sich kein Schatten von einer solchen Beschuldigung oder Anklage; überhaupt braucht er lezteres Wort sehr unschicklich, denn eine Anklage findet nur eines Verbrechens wegen statt, wovon bei Meinungen über litterarische Gegenstände nicht die Rede seyn kann. Es ist also, mit dem gelindesten Ausdrucke, eine abgeschmackte Beschuldigung, daß wir ihn angeklagt haben sollten. Wäre das grobe Vergehen, eine so auffallende Unwahrheit gesagt zu haben, wie uns Hr. v. Humboldt aufbürdet, gegründet, so würde das von unserer Seite voraussetzen: 1) entweder den größten Unverstand, der den Sinn seiner klaren Worte nicht faßt; 2) oder kindischen Leichtsinn, der diesen Sinn flüchtig übersieht; 3) oder bösen Willen, seine Behauptung zu verdrehen. Ehe also Hr. v. Humboldt jene harte und höchst beleidigende Beschuldigung gegen uns niederschrieb, ehe Hr. Herz sie drucken ließ, mußten sie doch eine von diesen Quellen bei uns voraussetzen, -- wenn es Ihnen überflüßig schien, unser Journal erst aufzuschlagen und sich gebührend nach dem Corpus delicti umzusehen. Und da fragen wir denn, seit wenn und wodurch das Journal der Erfindungen etc. bei beiden Herrn in den Credit gekommen ist, daß sie auf Seiten der Herausgeber und Theilnehmer -- die auch Männer sind die in der Welt etwas zu gelten vermeinen, und Gefühl ihres Werths genug haben, um sich nicht von jedem mit vornehmer Miene schulmeistern zu laßen, -- so ohne alle Umstände, großen Unverstand, kindischen Leichtsinn, oder gar bösen Willen voraussetzen? -- Ihr eigenes Gefühl für Gerechtigkeit und Billigkeit, auch nur für conventionelles schickliches Benehmen, das Sie gegen unser Institut sowohl zu beobachten haben, wie wir es gewiß beständig gegen Sie beobachten werden, mag Ihnen die Antwort auf diese Frage eingeben und sie zu der Genugthuung bestimmen, die sie uns zu gewähren schuldig sind. Man sage nicht, daß wir hier über eine Kleinigkeit, über ein geringes Versehen verdienstvoller Männer, ein zu großes Aufheben machten. Das Versehen ist wirklich gar nicht geringe, sondern unserem Institut höchst empfindlich. In dem Publikum giebt es immer Schwachköpfe genug, die nur an dem Ansehen der Personen hängen, und die glauben, so verdienstvolle Männer wie ein v. Humboldt und Herz, müßten zu Ihrer Beschuldigung gegen uns doch ihre guten Gründe gehabt haben; auch könne man sich von solchen Männern schon etwas gefallen laßen. Das semper aliquid haeret trifft also unser unschuldiges Journal, und die darinn gefällten Urtheile, in welchen noch immer das unbefangene Publikum den unbestochensten Wahrheitssinn erkannte, werden verdächtig. Wir haben von je her mit der gehäßigen und grundlosen Nachrede zu kämpfen gehabt, als wären wir streitsüchtig, hielten mit niemand Friede, griffen die angesehensten Männer an, u. s. w. und Schwachköpfe werden diese Nachrede nun auch damit belegen, daß wir selbst eines v. Humboldts und Herz nicht geschont, sondern mit Ihnen einen Streit angefangen hätten. Das alles muß uns höchst empfindlich und nachtheilig seyn! Und dürfen wir uns darüber etwa nicht laut beklagen? Sollen wir die so auffallend unwahre Beschuldigung, die man uns macht, etwa gar mit Demuth und Unterwürfigkeit hinnehmen, weil es zwei angesehene und verdienstvolle Männer sind, die sie ins Publikum gebracht haben? Das hieße doch sich unter einen litterarischen Aristokratismus beugen, wie er bisher in der gelehrten Welt unerhört war, und wozu uns, wir gestehen es, die Geschmeidigkeit gänzlich fehlt. -- D. H.