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Alexander von Humboldt: „[Ueber einige neuere Galvanische Erscheinungen]“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1797-Ueber_einige_neuere-2> [abgerufen am 25.04.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1797-Ueber_einige_neuere-2
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Titel [Ueber einige neuere Galvanische Erscheinungen]
Jahr 1798
Ort Gotha
Nachweis
in: Journal der Erfindungen, Theorien und Widersprüche in der Natur- und Arzneiwissenschaft 7:25, Intelligenzblatt 21 (1798), S. 140–143, hier S. 140–141.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Auszeichnung: Sperrung, Schwabacher.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: I.57
Dateiname: 1797-Ueber_einige_neuere-2
Statistiken
Seitenanzahl: 4
Zeichenanzahl: 5132

Weitere Fassungen
Ueber einige neuere Galvanische Erscheinungen (Salzburg, 1797, Deutsch)
[Ueber einige neuere Galvanische Erscheinungen] (Gotha, 1798, Deutsch)
|140| Gedachtes Journalſtuͤck wurde in der Salzburger medic. chir. Ztg. 1797. No. 21. angezeigt. Indieſer Anzeige ſagt der Recenſent S. 382: Girtanner ſucht das Princip des Lebens imSauerſtoff; Humboldt im Azote, und Mez-ler im kohlengeſaͤuerten Gas;” freilich, ſo weit dieſe Stelle Hrn. v. Humboldt be-trifft, ganz unrichtig. Aber dieſe unrichtige Behau-ptung gehoͤrt dem Salzburger Recenſenten, geht unſerJournal gar nichts an, auch wird von dem Recenſen-ten mit keiner Silbe geſagt, daß ſie in unſerem Jour-nal ſtuͤnde. Mit ihm, und nicht mit uns, haͤttealſo Hr. v. Humboldt ſeine Sache ausmachenſollen! Anſtatt deſſen geht es, Gott weiß aus welcherUrſach, uͤber unſer unſchuldiges Journal her! Ohneſich erſt gehoͤrig in dieſem umzuſehen, ſchreibt er anHrn. Herz: „Aus einer Recenſion in der Salzb. med. chir.Ztg. ſehe ich, daß das Journal der ErfindungenSt. 17. mich beſchuldigt, ich hielte denStickſtoff fuͤr die Urſache der Reizbarkeit. Inandern Schriften leſe ich, daß ich den Sauer-ſtoff fuͤr jene Urſache annehme. Da ich mich |141| nie erinnere, weder die eine noch die andereBehauptung ausgeſprochen zu haben, da ich angar kein materielles Subſtrat (Principe) derReizbarkeit glaube, ſondern zu beweiſen ſtrebe,daß die vitalen Erſcheinungen, in ſo fern ſie inder Materie gegruͤndet ſind, von der Miſchungaller Elemente der Thier- und Pflanzenfaſerherruͤhren, ſo bedarf es wohl keiner Rechtſerti-gung gegen ſolche Anklagen.” Hier hat alſo Hr. v. Humboldt offenbar et-was Unſichtbares geſehen, denn in unſerem Journalfindet ſich kein Schatten von einer ſolchen Beſchuldi-gung oder Anklage; uͤberhaupt braucht er lezteresWort ſehr unſchicklich, denn eine Anklage findetnur eines Verbrechens wegen ſtatt, wovon beiMeinungen uͤber litterariſche Gegenſtaͤnde nicht dieRede ſeyn kann. Es iſt alſo, mit dem gelindeſtenAusdrucke, eine abgeſchmackte Beſchuldigung, daßwir ihn angeklagt haben ſollten. Waͤre das grobeVergehen, eine ſo auffallende Unwahrheit geſagt zuhaben, wie uns Hr. v. Humboldt aufbuͤrdet, ge-gruͤndet, ſo wuͤrde das von unſerer Seite vorausſe-tzen: 1) entweder den groͤßten Unverſtand, der denSinn ſeiner klaren Worte nicht faßt; 2) oder kin-diſchen Leichtſinn, der dieſen Sinn fluͤchtig uͤber-ſieht; 3) oder boͤſen Willen, ſeine Behauptungzu verdrehen. Ehe alſo Hr. v. Humboldt jene harteund hoͤchſt beleidigende Beſchuldigung gegen uns nie- |142| derſchrieb, ehe Hr. Herz ſie drucken ließ, mußtenſie doch eine von dieſen Quellen bei uns vorausſetzen,— wenn es Ihnen uͤberfluͤßig ſchien, unſer Journalerſt aufzuſchlagen und ſich gebuͤhrend nach dem Corpusdelicti umzuſehen. Und da fragen wir denn, ſeitwenn und wodurch das Journal der Erfindungen ꝛc.bei beiden Herrn in den Credit gekommen iſt, daß ſieauf Seiten der Herausgeber und Theilnehmer — dieauch Maͤnner ſind die in der Welt etwas zu geltenvermeinen, und Gefuͤhl ihres Werths genug haben,um ſich nicht von jedem mit vornehmer Miene ſchul-meiſtern zu laßen, — ſo ohne alle Umſtaͤnde, großenUnverſtand, kindiſchen Leichtſinn, oder gar boͤſenWillen vorausſetzen? — Ihr eigenes Gefuͤhl fuͤrGerechtigkeit und Billigkeit, auch nur fuͤr conventi-onelles ſchickliches Benehmen, das Sie gegen unſerInſtitut ſowohl zu beobachten haben, wie wir es ge-wiß beſtaͤndig gegen Sie beobachten werden, magIhnen die Antwort auf dieſe Frage eingeben und ſiezu der Genugthuung beſtimmen, die ſie uns zu ge-waͤhren ſchuldig ſind. Man ſage nicht, daß wir hier uͤber eine Kleinig-keit, uͤber ein geringes Verſehen verdienſtvollerMaͤnner, ein zu großes Aufheben machten. DasVerſehen iſt wirklich gar nicht geringe, ſondern unſe-rem Inſtitut hoͤchſt empfindlich. In dem Publikumgiebt es immer Schwachkoͤpfe genug, die nur an demAnſehen der Perſonen haͤngen, und die glauben, ſo |143| verdienſtvolle Maͤnner wie ein v. Humboldt und Herz, muͤßten zu Ihrer Beſchuldigung gegen unsdoch ihre guten Gruͤnde gehabt haben; auch koͤnneman ſich von ſolchen Maͤnnern ſchon etwas gefallenlaßen. Das ſemper aliquid haeret trifft alſo un-ſer unſchuldiges Journal, und die darinn gefaͤlltenUrtheile, in welchen noch immer das unbefangenePublikum den unbeſtochenſten Wahrheitsſinn erkann-te, werden verdaͤchtig. Wir haben von je her mit der ge-haͤßigen und grundloſen Nachrede zu kaͤmpfen gehabt,als waͤren wir ſtreitſuͤchtig, hielten mit niemand Frie-de, griffen die angeſehenſten Maͤnner an, u. ſ. w.und Schwachkoͤpfe werden dieſe Nachrede nun auchdamit belegen, daß wir ſelbſt eines v. Humboldts und Herz nicht geſchont, ſondern mit Ihnen einenStreit angefangen haͤtten. Das alles muß uns hoͤchſtempfindlich und nachtheilig ſeyn! Und duͤrfen wiruns daruͤber etwa nicht laut beklagen? Sollen wirdie ſo auffallend unwahre Beſchuldigung, die manuns macht, etwa gar mit Demuth und Unterwuͤrfig-keit hinnehmen, weil es zwei angeſehene und ver-dienſtvolle Maͤnner ſind, die ſie ins Publikum ge-bracht haben? Das hieße doch ſich unter einen littera-riſchen Ariſtokratismus beugen, wie er bisher in dergelehrten Welt unerhoͤrt war, und wozu uns, wirgeſtehen es, die Geſchmeidigkeit gaͤnzlich fehlt. —

D. H.