Ueber die Anwendung des Galvanischen Reizmittels auf die praktische Heilkunde. Ein Schreiben des Hrn. Oberbergraths von Humboldt an den Herausgeber. Sie fordern mich auf, verehrungswerther Freund, Ihnen meine Ideen über die Anwendung des Galvanischen Reizes auf die praktische Heilkunde zu entwickeln. Da ich seit fünf Jahren fast ununterbrochen damit beschäftigt bin, die Gesetze des Metallreitzes und die Erregbarkeit der sensiblen und irritablen Fiber zu untersuchen; so darf ich es wol ohne Unbescheidenheit wagen, dieser Aufforderung zu folgen. Sie sind mit mir darüber einverstanden, daß die Nützlichkeit oder der Werth der Galvanischen Entdeckungen nicht von ihrer unmittelbaren Anwendung auf den pathologischen Zustand des Menschen abhängt; Sie sind mit mir davon überzeugt, daß alles, was uns der Kenntniß der Nerven und ihrer Kräfte näher bringt, mächtigen Einfluß auf die Vervollkommnung der praktischen Heilkunde haben muß. Aber wir leben in einem Jahrhunderte, wo man ein allmähliges Fortschreiten für Stillstand hält, wo man reife Früchte schon lange vor der Blüthe zu erwarten pflegt. In einem solchen Zeitpunkte mußten Versuche, welche so unmittelbare und schnelle praktische Anwendung zu verheissen schienen, die gespannteste Aufmerksamkeit des Publicums an sich ziehen. Man empfahl den Galvanismus bald als Prüfungsmittel des Todes, bald als wolthätiges Reizmittel auf die Nerven: man erregte dadurch Erwartungen, die, bey der ungenügsamen Stimmung des größeren Publikums, nicht leicht zu erfüllen waren. Wie man ehemals fast alle Leiden der Menschheit durch Elektricität zu mindern wähnte; so sollten jetzt ein Paar Metallplättchen untrüglich, und, wie durch einen Zauber, Erstickte erwecken, Blinde sehend machen, gelähmte Glieder wieder herstellen, und allein soviel leisten, als die Aerzte seit einigen tausend Jahren mit einer so großen Menge chemischer und mechanischer Hülfsmittel nicht zu leisten vermochten. Lassen Sie uns ruhig untersuchen, was wir von der Anwendung des Galvanismus zu erwarten haben. Lassen Sie uns die Vorschläge so vieler achtungswerther Männer einzeln prüfen, ohne zu vergessen, daß wir es mit einer Kunst zu thun haben, die noch in ihrer frühesten Kindheit liegt. Als man die ersten Seifenblasen, mit Wasserstoffgas gefüllt an die Decke des Zimmers steigen sah, ahndete man auch nicht, daß ein ähnliches Mittel einst Menschen sicher durch die Lüfte über das Meer tragen würde. I. Dient der Metallreiz zur Unterscheidung des Scheintodes vom wahren Tode? -- Zu einer Zeit, wo ein großer deutscher Arzt die Aufmerksamkeit der Nation auf die unvorsichtige Behandlung der für tod erklärten Menschen gerichtet, und das Besorgniß vor allzufrüher Beerdigung von neuem rege gemacht hat; zu einer solchen Zeit konnte der Galvanismus sich von keiner glänzenderen und empfehlenderen Seite zeigen, als, indem er ein Mittel verhieß, durch welches jenes Besorgniß entfernt werden könnte. Der späteren Beerdigung, der Abwartung der eintretenden Fäulniß, der Errichtung der Leichenhäuser für das Landvolk, stehen mannigfaltige Hindernisse im Wege. Ein paar Metallstäbe, in Berührung mit einem entblößten Nerven gebracht, sollten jene weitläuftigen Anstalten entbehrlich machen, sollten ein bis anderthalb Stunden nach dem letzten Athemzuge den Umstehenden das wichtige Problem lösen, ob die Wiedererweckung des Nichtathmenden möglich oder unmöglich sey. Hufeland, über die Ungewißheit des Todes. Weimar. 1792. Die Herren Behrends und Creve schlugen zuerst den Metallreitz als Prüfungsmittel des wahren Todes vor, und der letzte hat einen rühmlichen Eifer bewiesen, diesen Vorschlag, der durch viele Zeitschriften verbreitet und günstig aufgenommen worden ist, durch mühsame Versuche an Leichen zu unterstützen. Beyder Gründe wurden durch Himly und Pfaff lebhaft bestritten. In der That ist die Untersuchung dieser Streitfrage unendlich wichtig für das Menschengeschlecht. Je empfehlender das neue Mittel durch seine Einfachheit und Bequemlichkeit ist; desto ernsthafter muß man jede Täuschung zu entfernen suchen. Ich habe Herrn Creve's Schrift mit meinen eigenen Erfahrungen verglichen, und, wenn das Resultat jener Vergleichung auch nicht ganz zum Vortheil des neuen Prüfungsmittels ausfällt; so kann dieß die Achtung nicht mindern, welche der Verfasser schon dadurch verdient, daß er eine wichtige Sache mit so ausharrender Thätigkeit verfolgte. Ein Philosoph, welcher unabläßig an der Erweiterung menschlicher Kenntnisse arbeitet, der Erzbischoff Carl von Dalberg, Coadjutor zu Mainz, hat Herrn Creve und mich gleichzeitig zu jenen Untersuchungen aufgefordert. Auf Einem Wege sind wir beyde zu entgegengesetzten Resultaten gekommen. Ich darf den Metallreitz nicht als ein untrügliches Prüfungsmittel des wahren Todes betrachten, weil 1) das elektrische Fluidum noch Spuren der Reitz-Empfänglichkeit in einem Nerven offenbaret, welcher von dem Galvanischen nicht mehr bemerkbar afficirt wird; 2) weil das Experiment nur an einigen Theilen angestellt werden kann, und die Unerregbarkeit dieser noch nicht die Unerregbarkeit des ganzen Nervensystems beweiset; 3) weil man einzelne Beyspiele kennt, in denen der Metallreitz in Organen unwirksam war, welche kurz vorher, und doch selbst nach dessen Anwendung, willkührlich bewegt werden konnten, und 4) weil es sehr denkbar ist, daß Theile, welche eine Zeitlang alle Reizbarkeit verloren zu haben scheinen, dieselbe nachmahls wieder erlangen. Da zur Hervorbringung einer fibrösen Erschütterung, mit abnehmender Erregbarkeit die Stärke des anzuwendenden Reitzes zunehmen muß; so wird nur derjenige Reitz, welcher das Maximum intensiver Stärke enthält, mit Sicherheit andeuten können, ob bereits alle Lebenskraft verschwunden, oder ob noch ein Rest von Reitz-Empfänglichkeit übrig sey. Sie wissen aus meinen chemischen Versuchen über Stimmung der Erregbarkeit, daß die alkalischen Solutionen in sehr erregbaren Organen ohngefähr eben so, als das Galvanische Experiment in den minder erregbaren, wirkt. Dürfen wir darum ein Organ für absolut unreitzbar halten, in welchem die Alkalien keine sichtbare Bewegung hervorbringen? Auf eine ähnliche Weise verhält es sich mit dem elektrischen und Galvanischen Reitze. Hrn. Creve's Scharfblick ist diese wichtige Betrachtung auch nicht entgangen, und er hat in mehreren Stellen seiner neuen Schrift derauf Rücksicht genommen. Er glaubt aber, daß Valli's und Pfaff's Versuche nicht mit der gehörigen Genauigkeit angestellt sind, und daß jene Männer das Kräuseln, welches die Elektricität auch in unorganischen Hanffäden hervorbringt, mit fibrösen Contractionen (als Folge der Irritabilität) verwechselt haben. Sorgfältig wiederholte Versuche haben mich aber noch neuerlichst belehrt, daß Muskeln durch schwache elektrische Schläge gereitzt werden, in denen Zink und Gold gar keine Bewegung hervorbringt. Der Schenkel eines Kaninchens war bereits so unerregbar, daß der Metallreitz, auch wenn die wirksamsten Excitatoren sich erschütternd berührten und die Kette sich vom Muskel aus zu schließen anfieng, gar nicht bemerkbar wirkte. Die schwächste Ladung einer Kleistischen Flasche, eine Ladung, die im Finstern keinen sichtbaren Funken gab, ward von den Wadenmuskeln (m. gastrocnemii) auf den Cruralnerven geleitet, und überall entstanden lebhafte Zuckungen. Wer mit den Bewegungen der belebten Muskelfaser bekannt ist, wird unendlich schwächere Verkürzungen (Contractionen) von der vibrirenden Erschütterung, welche die elektrische Explosion in unbelebten Stoffen erregt, zu unterscheiden wissen. Mit Worten ist der Unterschied freylich schwer anzudeuten; doch liegt er hauptsächlich darin, daß die gereitzte erregbare Faser sich bogenförmig, die erschütterte unerregbare sich in Schlangenlinien zusammenzieht. Ueber den Metallreitz. S. 169. 215 und 217. Aufklärungen der Arzneywissenschaft durch die Physik. II. S. 189. Pfaff S. 392. Froschschenkel, deren Erregbarkeit durch Ueberreitzung durch Opium oder Arsenikkalch oder übersaure Kochsalzsäure vernichtet war, haben mir oft dieselbe Erscheinung gezeigt, welche ich oben von dem Cruralnerven der Kaninchen erzählte. Herzen von Eidechsen und Fischen, die so lange in kaltem Wasser lagen, daß der Metallreitz sie zu keiner Bewegung erweckte, haben wieder zu pulsiren angefangen, als ich schwache elektrische Schläge durch sie leitete. Ich wollte einst versuchen, ob einem Organe, welchem heftige elektrische Erschütterungen alle Reitzbarkeit genommen hätten, dieselbe durch chemische Mittel wieder gegeben werden könnte. Ich entlud eine stark geladene Kleistische Flasche dergestalt auf einige Froschschenkel, daß der Strom von der Schwimmhaut an bis durch das Ende der Cruralnerven ging. Der Metallreitz verkündigte völlige Erlöschung der Lebenskräfte. Einige Schenkel wurden in alkalische Auflösungen, andere in Moschustincturen, andere in oxygenirte Kochsalzsäure gelegt. Keine Zuckung erfolgte bey Anlegung der wirksamsten Metalle. Kaum aber wurden die Cruralnerven durch schwache elektrische Schläge gereitzt, so waren deutliche Muskelcontractionen hervorgerufen. Auch die Schenkel der Vespa crabro, der Blatta orientalis, des Cerambyx cerdo und anderer Insekten, zeigten denselben Unterschied in der Empfänglichkeit für den Galvanischen und elektrischen Stimulus. -- Unter diesen Verhältnissen kann der Metallreitz wol nicht als ein untrügliches Prüfungsmittel des wahren Todes betrachtet werden! Es verkündigt den Untergang der Erregbarkeit schon dann, wenn dieselbe noch wirklich vorhanden ist. Mein zweyter und dritter Einwurf ist von der Unabhängigkeit der Organe von einander hergenommen. Man entblößt einen oder einige Nerven des Cadavers. Ist man gewiß, daß, wenn der Metallreitz auf diese nicht wirkt, denn auch wirklich der allgemeine Tod der Irritabilität eingetreten sey? nicht blos hypothetische Sätze, und physiologische Möglichkeiten sprechen dagegen, sondern wirkliche Erfahrungen. Ich habe im Sommer 1793 einen Frosch secirt, welcher mit voller Muskelkraft im Zimmer umherhüpfte. In abgelößten Hinterschenkeln waren die Nerven von schönem gebänderten Ansehen. Aber selbst in den ersten Secunden brachten die wirksamsten Metalle auch nicht eine Spur von Contractionen hervor. Die vorderen Extremitäten waren erregbar für den Galvanischen Reitz. Selten hatte mich eine Erscheinung so in Erstaunen gesetzt! Ich galvanisirte die Hinterschenkel immer von neuem, aber keine Erschütterung erfolgte, ich mochte den Nerven allein, oder diesen und den Muskel berühren . Herr Himly fand eine ähnliche Unerregbarkeit der ischiatischen Nerven an zwey Fröschen, welche vor und nach der Anwendung des Metallreitzes im Schwimmen vollkommene willkührliche Muskelbewegung äußerten. Herr Anschel tödtete eine Hündin in Kohlensaurer Luft, und fand das Galvanische Experiment an den Extremitäten nur vierzehn Minuten lang wirksam, während daß das Herz drittehalb Stunden lang Zeichen von Reitzbarkeit von sich gab. Dieser Fall gehört gewiß zu den seltensten Erscheinungen; aber er ist nicht Hypothese, sondern eine einfache Thatsache. Denken wir uns nun auf einen Augenblick ähnliche Wirkungen der Asphyxie auf einen menschlichen Körper, Unerregbarkeit der äusseren, Erregbarkeit der inneren Theile -- und der Gedanke muß uns zurückschrecken, nach dem neuen Prüfungsmittel einen Körper für eine Leiche zu erklären, in dem ein elektrischer Schlag (nach Fothergills Methode) durchs Herz geleitet, diesen wichtigen Muskel vielleicht wieder zu Pulsationen erweckt, und mit dem arteriellen Blute dem übrigen Systeme Leben zugeführt hätte! Aber, wird man einwenden, entgeht man nicht jener Besorgniß, wenn man das neue Prüfungsmittel nur bey solchen Menschen anwendet, welche weder durch Asphyxie, noch durch Schlagfluß gestorben sind, wenn man zu dem Versuche sorgfältig Glieder auswählt, welche weder der Sitz eines Localübels sind, noch sich im Leben durch besondere Muskelschwäche auszeichneten? -- Diese Vorsicht , däucht mich, sichert bey weitem noch nicht vor einem gefährlichen Irrthume. Wie schwankend sind die Kennzeichen der Todesart eines Menschen, von den Veränderungen welche sein Nerven- und Muskelsystem im Sterben erleidet! die sensible und irritable Fiber kann ihren Mischungszustand ändern, ohne daß unsere Sinne etwas davon wahrzunehmen im Stande sind! Wir wollen die obigen Thatsachen berichten und nicht unwillig, wie Hr. Creve, auf diejenigen werden, welche etwas sahen, was unsern willkührlichen sestgesetzten Begriffen von Urkräften zu widersprechen scheint. Ich bemerke ausdrücklich, daß ich den Muskel unmittelbar armirte, weil Herr Creve dem Hrn. Anschel vorwirft, daß er den Nerven allein gereitzt habe. Creve S. 207 und 222. H. Creve S. 196. Den letzten und wichtigsten Einwurf gegen das neue Prüfungsmittel nehme ich endlich von der Rückkehr der Erregbarkeit selbst her. Creve sagt gegen Hufeland: "die Wiederherstellung einer wirklich ganz verlohrnen Lebenskraft im thierischen Körper ist ein physisches Unding." -- Lasset uns nicht a priori über Dinge absprechen, die wir nur auf dem sicheren Wege des Experiments und der Beobachtung aufklären können. Ich habe, bey meinen Versuchen über die Wirkung chemischer Stoffe auf die sensible und irritable Fiber, zahllose Mahle den schwachen Reitz des Zinks und Bleys in demselben Organe wirksam gefunden, wo wenige Minuten vorher der stärkere Reitz des Zinks und Goldes unwirksam war. Ich habe in einem Schenkel die Erregbarkeit nicht einmahl, sondern drey bis viermahl, verschwinden und wieder erscheinen sehen, je nachdem ich die thierische Materie abwechselnd mit Opium, Arsenikkalch, Alcohol, Moschus, Säuren oder Alcalien behandelte. Läßt die Analogie nicht vermuthen, daß ähnliche Verrichtungen in dem sich selbst überlassenen Körper vorgehen können? Bemerken wir nicht zuweilen im Leben (z. B. bey blinden Greisen) daß der gelähmte Sehenerv von selbst wieder für den Lichtreitz empfänglich wird? daß in einem Gliede, das vom Blitze gelähmt ist, Bewegungsfähigkeit zurückkehrt? Die Besorgniß, daß das Galvanische Experiment den wahren Tod verkündigen kann, wo nur temporäre Lähmung ist, scheint demnach nicht chimärisch zu seyn. Auch glaube man nicht, daß ich nur bey kaltblütigen Thieren die Wirkung chemischer Stoffe auf die Erhöhung der Reitzempfänglichkeit bemerkt habe. Die alkalischen Solutionen, die oxygenirte Kochsalzsäure, vermehrten in meinen eigenen Nerven den Effect des Metallreitzes eben so sehr, als sie es auf Fisch- oder Froschnerven thun. Eine vernichtete Kraft wird freylich nicht wieder erzeugt. Aber, was wissen wir von den Kräften selbst und ihrem Verschwinden? Dürfen wir je sagen, daß hier keine Erregbarkeit mehr sey? Nein! die Erfahrung lehrt blos, der Stimulus x hat in dem Organ y in dem Momente z keine uns bemerkbare Veränderung hervorgebracht. Was wir mehr aussagen, ist nicht mehr in der Beobachtung selbst gegründet. Das Leben ist kein Stoff, der zutritt oder abgeschieden wird; die vitalen Erscheinungen sind das Resultat einer so geformten, so gemischten organischen Materie. Eine temporäre Veränderung in der Mischung muß daher auch andere Erscheinungen veranlassen, und was wir Zerstörung der Erregbarkeit von eintretender Fäulniß nennen, ist vielleicht nur Daseyn eines minderen Grades der Erregbarkeit. A. a. O. S. 210. Man mache mir nicht den Vorwurf, daß ich das vorgeschlagene Prüfungsmittel zu streng beurtheile; daß ich Fälle anführe, die zu den seltensten Ausnahmen gehören. Es kommt hier darauf an, nicht die wahrscheinliche Richtigkeit, sondern die Untrüglichkeit eines Kennzeichens zu untersuchen. Bey einer Streitfrage, die ein so eigentliches allgemein menschliches Interesse mit sich führt, kann man nie zu gründlich verfahren. Würde der Glaube an die Untrüglichkeit dieses Mittels allgemein, so würde der jüdische Gebrauch der frühen Beerdigung, leider! auch bald unter den Christen einreissen, und, wer sieht dann nicht neuen Gefahren entgegen? So wenig ich mich aber auch überzeugen kann, daß das Galvanische Experiment ein untrügliches Mittel sey, den Scheintod von dem wahren Tode zu unterscheiden; so weit bin ich auch entfernt, Hrn. Creve's Vorschlag (wie Pfaff und Himly thun) ganz zu verwerfen. Was nicht apodiktische Gewißheit giebt, kann doch einen hohen Grad beruhigender Wahrscheinlichkeit gewähren. Das neue Prüfungsmittel scheint mir in allen Fällen, wo man die eintretende Fäulniß ohnehin nicht abwarten kann, sehr anwendbar und wohlthätig. Wer die Behandlung der Leichen im Landkriege, in ambulanten und stehenden Feld-Lazarethen, auf dem Schlachtfelde, und in belagerten Festungen oder im Seekriege auf den Flotten, oder in den englischen Sklavenschiffen kennt; der wird es Hrn. Creve Dank wissen, ein Mittel entdeckt zu haben, welches manchen Unglücklichen aus der Gefahr der allzufrühen Beerdigung (oder Versenkung) erretten kann. Wie schnell werden in den großen Hospitälern, wo es an Raum und Betten fehlt, die Verschiedenen in das Leichenzimmer geworfen, wo die Winterkälte die übrige Spur von Lebenskraft vernichtet! Wie kurz ist meist der Aufenthalt, der ihnen auch hier gestattet wird! Wie geht es vollends bey dem Aufräumen auf dem Schlachtfelde zu! Wer keine Zeichen willkührlicher Bewegung von sich gibt, wird für eine Leiche erklärt, bleibt von anderen Leichen bedeckt, den Einwirkungen der Atmosphäre ausgesetzt, oder wird gar vom Landvolk in eine Grube geworfen. Beyspiele von Verwundeten, welche, für tod gehalten, unter den Cadavern liegen blieben und mehrere Stunden nachher Lebenszeichen von sich gaben, sind, leider! nicht gar selten. Wie wohlthätig wäre es, wenn in solchen Fällen die Feldchirurgen mit dem einfachen Galvanischen Bogen (zufammengeschrobener Zink und Silber) versehen wären! Der biceps brachii, die m. gastrocnemii, der pectoralis major ist bald entblößt, und, da kein Nerve präparirt zu werden braucht , so ist das Experiment schnell gemacht. Freylich würde es unmöglich seyn, selbst wenn die Armee das Schlachtfeld bleibend behauptet, das Prüfungsmittel an allen Leichen anzustellen. Wer würde sich nur eine solche Forderung erlauben? Aber, zeichnen sich unter den entstellten Körpern nicht immer einige aus, über deren wahren Tod der geschickte Wundarzt in Zweifel ist? Werden nicht auf schnellen Rückzügen (an denen der gegenwärtige Feldzug so reich ist) Leichen vom Kranken-Wagen geworfen, die bey mangelnder willkührlicher Bewegung vielleicht noch ein dunkles Gefühl ihres hülflosen Schicksals haben? Ich fordere einen Baldinger auf, einen Görcke, einen Mursinna und andere edle Männer, welche mitten unter den Verheerungen des Krieges die Leiden der Menschheit so glücklich gemindert haben, und deren Stimme mit Recht so viel bey dem Publicum gilt, diese Ideen ihrer Aufmerksamkeit zu würdigen. Wenn das Crevische Prüfungsmittel und dessen geschickte Anwendung unter angehende Feldchirurgen verbreitet wird; so läßt sich hoffen, daß der thätige Theil derselben bey künftigen Kriegen davon Gebrauch machen wird. Creve, S. 189. II. Dient der Metallreitz in gewissen Fällen zur Wiedererweckung aus dem Scheintode? -- Manche Erfahrungen lehren, daß der Galvanismus, wie die Elektricität, auf thierische Organe wirkt. Starke elektrische Schläge vernichten die Reizbarkeit, schwache stellen sie wieder her . Eben so wird die Faser durch anhaltendes Galvanisiren geschwächt, durch ein kürzeres gestärkt. Ich habe oft bemerkt, daß wenn ein Muskel durch homogene Excitatoren von Gold kleine Contractionen erlitt, dieselben mit eben den Goldstäben erfolgten, wenn der präparirte Nerv einige Mahl mit Zink und Silber gereizt ward. Wenn ich Organe durch geringes Benetzen mit Alcohol schwäche, so wirken die ersten zwey oder drey Berührungen der Metalle oft gar nicht. Mit Vervielfältigung des Versuchs nimmt aber die Lebhaftigkeit der Zuckungen zu. Aehnliche Betrachtungen und die Analogie zwischen den Galvanischen und elektrischen Erscheinungen, brachten Hrn. Valli zuerst auf die Idee, den Metallreiz als Erweckungsmittel aus dem Scheintode vorzuschlagen. Er rettete wirklich zwey ersäufte Hühner durch bloßes Galvanisiren. Hrn. Anschel glückten dieselben Versuche an Fröschen, die er in Wasserstoffgas erstickt hatte. Hr. Sömmerring schlug bey scheintodten Menschen den N. phrenicus (der durch seine Anastomosen mit dem Cöliacischen Knoten, mit dem Stimm-, Antlitz- und Armnerven die grösten Mitwirkungen erregt) als den schicklichsten Ort zur Anwendung des Metallreitzes vor . Leider fehlt es aber wol gänzlich an Erfahrungen über diesen Gegenstand, und ich erstaune, wie Hr. Creve die ganze Untersuchung dadurch niederschlagen kann, daß er sagt: "Wenn man Valli's und Sömmerrings Vorschlag prüft, so zeigt sich, daß beyde wenig physiologische, noch pathologische und therapeutische Kenntnisse dadurch verrathen." Eben so in den Pflanzen. S. meine Aphorismen aus der chem. Pflanzenphysiologie. S. 58. u. 77. H. Ludwig Scriptor. neurol. B. III. p. 23. Aufklärung der Arzneywissenschaft S. 197. Anschel Thanatologia p. 19. Himly Commentat. mortis historiam causas et signa sistens. Gött. 1794. A. a. O. S. IX. Bey kleinen Thieren, besonders bey Vögeln, ist die Leitung des Galvanischen Fluidums vom After nach der Zunge ungemein wirksam. Auf keinem anderen Wege wird die Mitleidenschaft, das ganze Nervensystem, besonders der Abdominalnerven, in solch einem Maaße erregt! Ich habe im neunten Abschnitte meines Buchs bereits meine eigenen Erfahrungen über Vögel erzählt, auf welche ich hier verweise. Diese Erfahrungen scheinen mir auch von der Seite lehrreich, daß sie auf eine neue Methode führen, die künstliche Elektricität bey Ertrunkenen und Erstickten anzuwenden. Abilgaard's und Kite's Versuche, so wie die, welche die edle Humane Society in den Jahren 1787 und 1789 bekannt gemacht hat, zeigen, wie wohlthätig oft schwache elektrische Schläge, durchs Herz geleitet, zur Wiedererweckung wirken. In Fällen, wo dieses Mittel fehl schlägt, wäre das elektrische Fluidum auf dem Wege vom Mastdarm zur Zunge zu versuchen. Wenigstens ließe sich von diesem Mittel mehr, als von den Klystieren von Tabacksrauch erwarten, welche den Ruf nicht verdienen, den ihnen holländische Aerzte verschafft haben. Daß übrigens starke Schläge einer Kleistischen Flasche die schlummernden Lebenskräfte gänzlich vernichten, und wie das Rettungsmittel der Genuesischen Galeerensklaven wirken würden; dieser Einwurf bedarf, nach dem, was Herr Fothergill darüber geäussert hat, keiner Beleuchtung mehr. Ueber die gereizte Muskelfaser. Diese menschenfreundliche Gesellschaft, welche bereits in Lissabon, in der Normandie, Kopenhagen, Algier, Bengalen, Jamaica, Barbados, der Hudsonsbay, Boston, Philadelphia, Dublin, Lemerik, Waterford, Londondery, Belfast, Aberdeen, Montrose, Sunderland, Liverpool, Lancaster, Shropshire , Cheshire, Newcastle, Whithaven, Bristol, Kentsurry, Darlington, Norwich, Worcester, Horncastle, Shrewbury, Leith, Northampton, Ostende u. s. w. Institute angelegt hat, zählte bis zum Jahr 1794 bereits zweytausend Menschen, welche durch ihre Bemühung gerettet waren. Und Deutschland hat nur ein ähnliches Institut in einem kleinen Freystaate aufzuweisen, in welchem Reichthum und Bürgertugend gesellig neben einander wohnen! H. Neue Untersuchung über Hemmung der Lebenskräfte 1796 S. 114. -- Auf einer Galeere im Hafen von Genua erzählte man mir, daß man, einem alten Herkommen gemäß, die todten Sklaven, ehe man sie ins Meer senkt, mit einem ungeheuren Hammer vor die Stirn schlägt. Die Ursache dieser brutalen Ceremonie soll in der Besorgniß liegen, daß einige Sklaven sich tod stellen könnten, um durch Schwimmen nach dem Versenken zu entkommen. Ein kräftigeres Erweckungsmittel war freylich nicht zu erdencken! Es bewirkt auf einmal, was der gemeine Bader, in dessen Hände der Erstickte fällt, mit dem Schnäpper oder der Lanzette langsam herbeyführt. H. III. Verspricht der Metallreiz in Augenkrankheiten, Paralysen der Extremitäten und rheumatischen Uebeln Heilung? -- Diese Frage steht mit der vorigen in naher Verbindung. So wie beym Ersticken das ganze Nerven- und Muskelsystem paralytisch ist; so kann die Lähmung sich auf einzelne Organe, auf Magen, Augen, (in der Amaurosis) Extremitäten, Hautgefäße (in den Leberflecken) u. s. f. einschränken. Hr. Pfaff wendet gegen die Anwendung des Galvanischen Experiments bey paralytischen Krankheiten ein, daß künstliche Elektricität, die nach Willkühr erhöht oder vermindert werden könnte, auch hier den Vorzug verdienen würde. Aber, liegt in dieser Behauptung nicht mehr, als durch Erfahrung begründet wird? Sind die Galvanischen und elektrischen Erscheinungen nicht wesentlich von einander verschieden? und mit welchem Rechte kann man daher auf gleiche Wirkung schließen? Hrn. Reil's Erwartungen werden durch manche Analogie begünstigt: und, da es so gewöhnlich ist, Fontanellen in gelähmten Gliedern anzubringen; so werden thätige Aerzte Gelegenheit genug finden, das wenigstens unschädliche Galvanische Experiment auf diese schicklich anzuwenden. -- Noch mehr scheint dasselbe bey rheumatischen Uebeln und in andern Fällen zu versprechen, wo Feuchtigkeiten aus dem Körper abgeleitet werden sollen. In den Versuchen, welche ich wiederholt an mir selbst angestellt habe, dauerte die Secretion der lymphatischserösen Feuchtigkeit so lange fort, als man die Canthariden-Wunden galvanisirte: ja! die Thätigkeit der Hautgefäße wird so erhöht, daß auch, wenn die Metalle bereits weggenommen sind, die Absonderung eine Zeitlang fortgeht. Sollte in dem gichtischen, venerischen und Nerven-Hüftweh, welches nach Cotunni's Methode mit kleinen Blasenpflastern behandelt wird, nicht von jener Erfahrung glücklicher Gebrauch gemacht werden können? Das Galvanisiren einer Wunde scheint hier denselben Zweck zu erfüllen, den man durch mehrere erreichen will, und der Schmerz, den der Metallreitz erregt, wenn man ihn alle Stunden wiederholt, ist nicht so beträchtlich, als der der Canthariden. Von der plötzlichen Umänderung der Lymphe und ihrer wunderbar ätzenden Eigenschaft, scheint, nach den Erfahrungen an meinem eignen Körper, nichts zu besorgen zu seyn. Doch verdient dieser Umstand nähere und vorsichtige Prüfung, und es würde leicht seyn, das Auslaufen jener Feuchtigkeit auf die unverletzte Haut zu verhindern. Auch das Ausströhmen elektrischer Büschel auf Canthariden-Wunden müßte versucht werden. In einer Epoche, wo große Aerzte sich bemühen, zur Schonung eines so wichtigen Organs, als der Magen, weniger nach dem Centrum, als nach der Oberfläche, hinzuwirken und die Krisen dort zu veranlassen; in einer solchen Epoche muß jedes neue äussere Reizmittel unsere Aufmerksamkeit fesseln. Gren's Journal der Physik B. 6. S. 414. Herr D. Ash meldet mir, daß er meine Beobachtungen hierüber durch Versuche bestättigt gefunden habe. H. Comm. de Ischiade nervosa Vienn. 1770. (S. auch den zweyten Theil von Sandifort Thesaur. Dissertationum. -- Richter's medic. chir. Bemerkungen B. I. S. 157. Richter's medic. chirurg. Bemerkungen B. I. S. 184. Hr. Pfaff hat sehr scharfsinnig gezeigt, wie das Galvanische Experiment zur Erkenntniß des schwarzen Staars gebraucht werden könne. Untrüglich ist, wie der bescheidene Verfasser schon selbst bemerkt, das neue Kriterium nicht, weil die Lichterscheinung auch da ausbleiben kann, wo die Netzhaut noch empfindlich ist. Wir wissen noch zu wenig von der Rolle, welche die Ciliarnerven bey dieser Art von Reizung spielen: und, läge die Schuld an einem Fehler der Zuleitung in dem Infraorbitalis; so könnte die Operation allerdings glücken, wenn auch der Metallreiz das Gegentheil davon verkündigte. Ich kenne mehrere Personen, denen der Voltaische und Huntersche Versuch, bey vollkommen gesundem Auge, keine Licht-Erscheinung erregt. Es entsteht daraus die zwiefache Ungewißheit, einmahl, ob der Patient schon vor der Erblindung für den Metallreiz empfänglich war? und denn, ob nach der Erblindung die Unerregbarkeit von einem Fehler der Netzhaut und des Sehenerven, oder von einem coexistirenden zufälligen Umstande (etwa im zweyten Aste des fünften Paars) abhängt? -- Des Vorschlags, bey der Amaurosis die ganze Mundhöhle mit Metallplättchen zu füttern und so die Wiederbelebung des paralytischen Organs zu versuchen, habe ich bereits in meinem Werke über die Muskelfaser erwähnt. Der Metallreiz dient dazu, Nerven von anderen Organen zu unterscheiden. Dieser Nebenvortheil ist einer der wichtigsten, welchen der Galvanismus je gewähren kann. Was ist der anatomischen und physiologischen Untersuchung thierischer Körper willkommner, als ein sicheres Kriterium zwischen Nerven und Gefäßen? Welche Fortschritte hat die Naturkunde sich von dieser Entdeckung zu verheißen! Welche Vortheile müssen der Chirurgie, wenigstens ihrem theoretischen Theile, nicht dadurch zufallen! Die stärksten Vergrößerungen zeigen doch nur Umrisse und Farben. Wir erstaunen über das wunderbare Geflechte von Organen, welches die gallertartigen Seebewohner in ihrem Inneren dem Auge darlegen. Wir sehen und zeichnen, ohne zu wissen, was wir gesehen und gezeichnet haben. Ein einfaches Experiment belehrt uns hierüber. Wir können keck entscheiden, ob wir dem Lauf einer sensiblen Fiber, oder eines Gefäßes, gefolgt sind. Auf diesem Wege haben Presciani und Mangili die Nerven der Schaalthiere entdeckt; auf diesem ist es mir geglückt, die Nerven der Nais proboscidea, N. barbata, Lernaea cyprinacea, Taenia passeris, Vibrio proteus, des Hirudo und vieler Insekten zu beobachten. Das Galvanische Experiment macht es möglich, den Zustand (Grad) der Reizempfänglichkeit eines Nerven oder Muskels zu messen. Dieser Nutzen ist bisher ganz übersehen worden, und doch, glaube ich, kann die Lehre vom Galvanismus von keiner Seite fruchtbarer für die praktische Heilkunde, als von dieser werden . Die Physiker haben, in der Lehre von Bindung und Entbindung des Wärmestoffs, erst dann Fortschritte machen können, als sie die Menge desselben, durch Ausdehnung einer Quecksilbersäule, zu messen anfingen. Eben so kann die vitale Chemie, wenn man dieses Mittel benutzt, den Zustand der belebten Materie in Hinsicht auf Reizempfänglichkeit bestimmen. Der Mensch steht in Beziehung mit allen Theilen der Körperwelt. Alle Stoffe wirken auf ihn ein, wie er auf alle zurück wirkt. Wir fühlen, wie durch diese äußeren Einwirkungen -- seyen sie zufällig oder durch die Kunst des Arztes herbey geführt -- die Mischung der Säfte und das Maaß ihrer Absonderung verändert, wie die Thätigkeit der Organe gespannt oder herabgestimmt wird. Wie dürfen wir aber bey so zusammengesetzten Wirkungen die Bestimmungen einzelner Ursachen wagen? Entgeht unsrer Wahrnehmung nicht die Stufenfolge der Veränderung, welche die erregbaren Organe allmählig durchlaufen? Tritt die Folge der Ueberreitzung -- die Lähmung aller Lebenskräfte -- nicht oft so plötzlich ein, daß wir den Uebergang von erhöheter Reizempfänglichkeit zur Unerregbarkeit gar nicht bemerken, und ein excitirendes Reizmittel für ursprünglich schwächend halten? S. meinen dritten physiolog. Brief an Herrn Blumenbach in Grens Neuem Journal B. 3. S. 169. In diesem Labyrinthe von Erscheinungen wird uns der Metallreiz nicht zur einzigen, aber zu einer wichtigen, Stütze dienen. Sie kennen, verehrungswerther Freund, meine chemischen Versuche über Stimmung der Erregbarkeit durch oxygenirte Kochsalzsäure, oleum tartari per deliquium, Opium, Arsenikkalch, salzsaure Schwererde, salzsaures Zinn, tartarus emeticus, Schwefelleber, und andere Reagentien. Ich habe dieselben zum Theil unter Ihren Augen, und wenigstens lange in Ihrer Nähe, wiederholt. Sie wissen, daß es mir geglückt ist, die Irritabilität eines Organs fünf- und sechsmahl zu vernichten und sie demselben durch chemische Mittel wieder zugeben. Sie wissen, daß diese Versuche jetzt mehreren ausgezeichneten Physiologen geglückt sind. Benetze ich die belebte Materie mit einer Auflösung von Laugensalzen, so ist die Frage überaus wichtig: wie hat diese Benetzung auf die vitalen Functionen des Organs, auf seine Lebensäusserungen gewirkt? Der benetzte Nerve mit einem Bündel Muskelfasern liegt unbewegt vor mir; nichts verkündigt was in ihm vorgeht; kaum seine Farben und die Dichtigkeit seiner Fibern, (Spannung) sind verändert. Von dem jedesmahligen Zustande seiner Reitz-Empfänglichkeit kann ich nichts ahnden, ehe ich nicht den Galvanischen Apparat zur Hand nehme. Durch diesen wird auf einmahl die Masse meiner Erfahrungen bereichert. Ich sehe die Contractionen eines Muskels sich an Stärke gleich bleiben, wenn ich seinen Nerven in die wässerige Auflösung von Opium tauche; ich sehe sie abnehmen, wenn ich ihn mit alcoholisirtem Opium oder Schwefelleber benetze. Ich bemerke, wie die allzulange Benetzung damit die Organe unerregbar macht, wie der Arsenik anfangs diese Erregbarkeit wieder herstellt, wie aber bald (und meist entgeht das erste Stadium der Wahrnehmung ganz) alle Bewegung im Tetanus verschwindet. Ich erstaune endlich, wie die alkalische Auflösung diesen Tetanus glücklich hebt, und wie mit ihrer Anwendung lebhafte Muskelcontractionen wieder beginnen. Alle diese Thatsachen, welche zu den wichtigsten Betrachtungen über die Materia medica und die chemischen Lebensprocesse führen, wären, ohne Prüfung des Nervenzustandes mittelst der Metalle, unserer Wahrnehmung entgangen.