Nachricht von des Hrn. Oberbergraths von Humboldt, Rettungsapparat, in den Gruben und Minengängen, bey bösen Wettern und Pulverdampf. Aus einer ausführlichen Handschrift des Hrn. Erfinders gezogen. Die häufige Bereitung der Gasarten zu welcher den Hr. O. B. Rath seine chemischen Arbeiten veranlaßten, brachten ihn bereits vor 4 Jahren zu der Idee, auf Verbesserung der bösen Wetter beym Bergbau zu denken. Als er zu Freyberg auf der Bergakademie studierte, sah er kostbare Wetterschächte absinken, Wettermaschinen bauen; manchen Ortsbetrieb einstellen, manchen Bergmann 6 Stunden lang im Finstern arbeiten; den Markscheider im Ziehen gehindert; -- alles, weil es an ein paar Kubikfuß Luft zum Athmen, oder Brennen fehlte. Auch können viele Menschen, welche im bösen Wetter ersticken, blos darum nicht wieder zum Leben zurück gebracht werden, weil niemand an den Ort gelangen kann, wo sie liegen, und die Wetter oft erst nach Stunden sich verziehen. 1. Die Respirationsmaschine. Die einfachste und bequemste Vorrichtung, welche der Hr. O. B. R. ersann, um in einem Raume von irrespirabler Luft respirable zu athmen, besteht in einer kleinen Röhre, welche mit zwey Klappenventilen versehen ist, von denen sich das eine nach Innen und das andere nach Aussen öffnet. So natürlich es war, auf solche Ventile zu verfallen, so lange hat es gedauert, bis Hr. v. H. die bequemste Construction erfand. Die Muskelbewegung beym Athmen ist so leise, daß die Ventile unendlich leicht sich öffnen und schließen müssen, um irgend brauchbar zu seyn. Hr. v. H. ist von den Blasenventilen zu den messingenen Klappenventilen, wie in der Beddoes'schen Maschine zurückgekehrt und der Mechanikus Hr. Zachariä in Berlin macht dieselben so fein, daß ein leiser Hauch sie öffnet. Der Umstand, daß die Röhre in schiefer Richtung abgeschnitten ist, wird dabey sehr wichtig. m. s. das Mag. für d. neueste etc. B. X. St. 3. Taf. 1. Die Röhre wird entweder selbst in den Mund genommen, wobey man die Nase verstopft, oder falls der Minirer zum Kundschaften in eine mit Pulverdampf gefüllte Gallerie vorausgeschickt werden muß, in eine Art Maske gesteckt, welche Mund und Nase umfaßt und über dem Zopf zugebunden wird. Um die Capacität des Gefäßes zu bestimmen, in dem die einzuathmende Luft enthalten seyn soll, ist es nöthig genau zu wissen, wie viel Kubikfuß Luft ein Mensch in einer Stunde bedarf. Dies ist die Basis der ganzen Vorrichtung. Hrn. v. H. darüber angestellte Versuche stimmten mit denen des D. Menzie zu Edinburgh völlig überein. Eine Inspiration bedarf 40 Kub. Zolle Luft; und da dieses Bedürfniß zunächst von der Luftverdünnung herrührt, welche die Ausdehnung der Brusthölen verursacht, so geht von diesen 40 K. Z. nichts ab, man mag Sauerstoffgas, oder atmospährisches, einathmen. In 1 Min. athmet man 18mal, folglich bedarf man in 1 Min. 720. K. Z. Luft; in 1 Stunde 25 Kub. Fuß. Reine Lebensluft einzuathmen, muß Hr. v. H. nach mannichfaltigen Erfahrungen sehr abrathen. Für 1 Stunde ist es in der Ruhe schon, geschweige denn in der Bewegung und Arbeit, sehr schädlich. Ausserdem würden auch die Kosten ungeheuer ansteigen. Ein Kubikfuß solcher Luft kommt etwa auf 7 gr., und die Luft welche ein Mensch athmete, würde für die Stunde auf 5 Laubthaler kommen. Selbst wenn die athmosphärische Luft künstlich bereitet werden sollte, welche ein Mensch in 24 St. einathmet, und die doch nur 0,27 Lebensluft enthält, würde sie über 48 Rthlr. kosten. Viel wohlfeiler, einfacher und der Gesundheit zuträglicher ist es, den Menschen blos die reine atmosphärische Luft einathmen zu lassen. Die Brustschmerzen und Entzündlichkeit, welche der Hr. Oberbergr. im Sommer 1795, nach einen, in tödtlich bösen Wetter zu Goldcronach, mit seiner Respirationsvorrichtung angestellten Versuche empfand, schreibt er hauptsächlich auf Rechnung der Lebensluft, die er athmete. Jetzt füllt er seine Gefäße über der Erde, oder in den Gruben selbst, an einem Orte wo noch reine Luft ist, mittelst eines Blasbalgs. Die Luft darf nicht in eine metallene oder hölzerne Flasche eingeschlossen seyn, weil sonst, da die ausgeathmete nicht wieder ins Gefäs zurückkommt, die im Gefäß befindliche so verdünnt wird, daß die in der Brusthöle gemachte Verdünnung sie nicht überwiegen und zum Entweichen zwingen kann. Es ist unmöglich ein Gefäß mit festen Wänden, auch nur bis auf [Formel] durch Athmen auszuleeren. Hr. v. H. fiel auf Einträufeln von Wasser, welches die Luft verdrängen sollte; da man aber so viel Wasser zum Verdrängen, als Luft zum Einathmen bedarf, so entsteht aus der Menge Wasser eine neue Unbequemlichkeit, da man für 1 Stunde 25 Kub. Fuß desselben haben müßte. Hr. v. H. bedient sich jetzt der Kraft der atmosphärischen Luft, welche die Blasen ausdrückt, indem die Luft darinn verdünnt wird. Gegenwärtig nimmt er, statt der Blasen, Säcke von Wachstafft die fein genähet und mit Federharzfirniß auf den Näthen bestrichen sind, und denen, nach Hrn. Watts Erfindung, der widrige Geruch und die Luft verderbende Eigenschaft durch frisch geglühte und gepülverte Kohlen, benommen wird. Künftig wird er Luftsäcke aus Blasen verfertigen lassen, weil darinn die Luft länger rein bleibt und sie im feuchten Zustande nicht brechen, auch wohlfeiler sind. Große Blasen werden aufgeschnitten, zusammengenähet und auf den Näthen mit Streifen von Wachstaffent beklebt. Man hat auch Luftballons auf diese Art verfertigt. Da es äusserst gefährlich wäre, wenn dem Minirer, oder dem Bergmann der Luftsack platzte, und er seinen Luftvorrath verlöre, so schließt Hr. v. H. den Sack in blecherne Büchsen ein, welche mittelst einer kleinen Oeffnung am obern Theile mit der Atmosphäre in Verbindung stehen; durch diese Gemeinschaft wird der Sack eben so bey der innern Verdünnung zusammengedrückt, als wenn er ganz frey wäre. Wenn ein Minirer mit der Respirationsmaschine arbeiten soll, so steht die Büchse in Gestalt eines Fasses neben ihm. Das Faß wird auf der Sohle der Gallerie fortgewälzt, oder auf einer Rollschleife gezogen. Der Hahn am Sacke, woran sich der Respirationsschlauch befindet, bleibt geschlossen, bis das Athmen anfangen soll. Der Schlauch selbst ist biegsam und von Leder, inwendig aber mit einem spiralförmigen Eisendrat versehen, damit ihn die Luft nicht eben so, wie den Sack, zusammendrücke. Man bedient sich solcher Schläuche, um Gasarten aus einer Glocke in die andere zu lassen und der Mechanikus Zachariä hat sie oft für Hrn. v. H. verfertigt. Am andern Ende des Schlauchs ist ein Ansatz, worauf das Respirationsrohr mit den Ventilen, gesteckt wird. Schlauch und Rohr werden übrigens von einem Faß ans andere gesteckt. Denn wenn z. B. der Sack 18 Kub. Fuß Luft hält, so muß nach Verlauf von [Formel] Stunden der Minirer das ausgeathmete Faß bis unter den Brunnen wälzen und es mit einem andern vertauschen, welches er daselbst in Vorrath gefüllt hat. Der Blasbalg wird in eben der Oeffnung eingesteckt, wo der Schlauch hineinpaßt. Hat der Minirer einen Auftrag, welcher nur höchstens [Formel] St. dauert, z. B. etwas auszukundschaften, oder einen Erstickten zu retten, so bedarf er nur 10 bis 12 Kub. Fuß Licht. Man kann ihm dann dieselbe in einem blechernen Kasten auf den Rücken binden, oder sie sammt der Blase in ein Gefäß einschließen, das unten kleine Rollen hat, um sie mittelst einer Schnur nachziehen zu können. 2. Das nicht verlöschende Geleuchte. Eine vorläufige Beschreibung von diesem Apparate hat Hr. v. H. bereits im vorigen Jahre in Hrn. v. Crells chemischen Annalen, gegeben. Er beruht im Wesentlichen darauf, daß um den Luftbehälter zu verkleinern, so wenig Lebensluft als möglich, verbraucht wird. Hr. v. H. ließ anfangs die Lebensluft, wie beym Löthrohr, in die Flamme blasen, fand aber, daß auf diese Art noch viel Lebensluft unzersetzt, durch den Wärmestoff ausgedehnt, entwich. Er nahm darauf das Princip der Argandischen Lampe an, und lies die Luft durch die Flamme durchspielen, a b Taf. III. Fig. 3. ist eine [Formel] Lin. weite Glasröhre, in welche, mittelst eines Hahns c, die Lebensluft aus der Blase d gelassen werden kann. Um die Blase mit Lebensluft zu füllen, schraubt man sie auf einen Glastrichter, preßt sie zusammen und läßt in dem unter Wasser gesteckten weiten Theil des Trichters die Lebensluft nach und nach in die Blase steigen, indem man den Trichter etwas gegen das Wasser drückt. Die blecherne Lampe g h wird nun mit Oel gefüllt, und über die freye Mündung von a ein baumwollener Dacht in Gestalt eines abgekürzten Kegels gestülpt. So wie man c öffnet, verdünnt sich die Luft um a. Die dichtere äussere Luft drückt auf d, und die Lebensluft steigt von selbst in die Flamme. Die Blase d wird ebenfalls in ein blechernes Gefäß eingeschlossen. Bey dieser Einrichtung ist also das Wasser entbehrlich; und Hr. v. H. hat in Gegenwart von Augenzeugen diese Lampe in einer Glocke mit fixer Luft strahlend brennen gesehen. Will man aber statt der zu theuren Lebensluft, blos atmosphärische gebrauchen, so reicht die eben beschriebene Vorrichtung dazu nicht hin, sondern ausser dem Durchströhmen innerhalb des Dachts, muß auch die Flamme ausserhalb mit frischer atmosphärischer oder auch guter Grubenluft, beständig umgeben werden, und hierzu ist der Druck des Wassers in folgender Vorrichtung nöthig. Die Lampe p q s t Fig. 1. besteht aus einem blechernen, 2 pariser Zoll weitem und 1 Zoll hohem, Oelgefäß, wo das Oel bis o o steht. In der Mitte desselben ist ein kleiner Apparat x y m befestigt, welcher den schlauchförmig gestrickten Dacht enthält und zugleich der frischen Luft ein allmähliches horizontales Zuströmen auf den äussern Umfang der Flamme verstattet. Zu dem Ende ist er mit einem rund um die Flamme herumlaufenden, wurstähnlichen Behältniß versehen, wovon man den Durchschnitt bey b b erblickt. Dieses Behältniß ist an der innern nach der Flamme gekehrten Fläche mit mehrern kleinen Löchern durchstochen, aus welchen eben die Luft in die Flamme bläßt. Bey r n r steht diese Wurst durch 3 schiefe Röhren mit dem hohlen Stiel der Lampe a n m in Communication. Oden bey a strömmt ebenfalls, so wie bey der Argandischen Lampe, Luft in die Flamme; auswendig um a herum ist ein schlauchförmig gestrickter Dacht gestülpt und unten ist der Stiel m n, bey m mit dem Luftmagazine in Verbindung. Dieses Luftmagazin besteht aus einem geräumigen Zylinder von Blech und hat im Wesentlichen die Einrichtung des Heronsbrunnens. Es ist Fig. 2. a b c d die obere Hälfte, welche durch einen Boden d c von der untern Hälfte d c g e abgesondert ist. a b beträgt 7 Zolle, a d 10 Zolle, d g 6 Zolle, k m 9 Zolle. Im obern Raume befindet sich Wasser, im untern frische Luft. Im Boden d c ist eine Röhre x y eingelöthet, welche an beyden Enden offen ist. Die obere Oeffnung x befindet sich gleich am Boden d c, und ist mit einer Art von Sieb bedeckt, um die Unreinigkeiten des Wassers abzuhalten; die untere y, ist ganz nahe über dem untern Boden g e. Bey f ist diese Röhre mit einem Hahne versehen, der auswendig an seinem Schlüssel einen Zeiger mit dazugehörigem Gradbogen hat, um nach Belieben, viel oder wenig Wasser aus dem obern Gefäß ins untere zu lassen, und also auch mehr oder weniger Luft aus dem untern Behältniß in die Lampe zu treiben. In eben dem Boden d c ist noch eine andere Röhre h c, so eingelöthet, daß ihre untere Oeffnung gleich unter d c befindlich ist; oben geht sie durch die Decke a b, wo sie gleichfalls eingelöthet ist und hier den Stiel von der Lampe, m, Fig. 1. aufnimmt, welche Lampe Fig. 2. bey D, in der gehörigen Proportion zum Luftbehälter, vorgestellt ist. Man sieht hieraus sogleich, daß nach Maaßgabe der Umdrehung des Hahnenschlüssels f, die Menge der Luft, die man für eine gewisse Zeit der Lampe geben will, eben so genau, als bequem abgemessen werden kann. Bey o Fig. 2. ist im Deckel a b eine Oeffnung zum Einfüllen des Wassers. Man kann hier einen Sack von feiner Leinwand einhängen, wenn man kein ganz reines Wasser zum Einfüllen hat. Weil man mehrentheils darauf rechnen muß, daß in der Grube für die gewöhnliche Arbeitszeit mehr gute Luft erforderlich seyn wird, als das untere Behältniß d c e g auf einmal fassen kann, so hat Hr. v. H. noch besondere, leichtfortzubringende, flache, zylindrische Behältnisse mit Luft vorgerichtet, welchen er den Nahmen Luftscheiben gegeben hat. Sie können dem vorbeschriebenen Behältniß als eine Art von Fuß untergesetzt, und mit demselben durch die Hähne und Schläuche d p l q verbunden werden. Ist nemlich das Behältniß d c e g von Luft geleert und dafür mit Wasser angefüllt, so öffnet man die Hähne d, p, q, l, wo sodann aus q Wasser laufen, und durch d Luft ins Behältniß d c e g einströhmen wird. Verschließt man hierauf die Hähne d und l, und nimmt die Schläuche ab, so kann man Wasser aus der Luftscheibe p q m n wieder bey o in das oberste Behältniß a b c d einfüllen, und so aufs neue die aus der Luftscheibe eingelassene Luft in die Flamme der Lampe treiben. Hat man etliche solche Luftscheiben in Bereitschaft, so wird es leicht angehen, daß man die verbrauchten wieder mit frischer Luft versehen lassen kann, ehe ihre Anwendung aufs neue nöthig wird. Für solche Oerter, welche in Stellen, oder Minengängen sehr niedrig sind, hat Hr. v. H. das Luftmagazin so eingerichtet, daß die beyden Behältnisse nicht über- sondern neben einander befindlich sind, und wo man es wie einen Hund, hinter sich herziehen kann; es hat deshalb an der untern Fläche ein paar Rollen, oder kleine Räder. Das schätzbarste bey dieser nützlichen Maschine ist, daß sie der Hr. Oberbergrath so wohlfeil, und so leicht zu behandeln, eingerichtet hat, daß sie von jedem gemeinem Bergmann und Minirer gebraucht werden kann. Um sich desto gewisser von dieser leichten Behandlung zu überzeugen, hat er bereits mehrere Versuche, mit Gefahr seiner Gesundheit und selbst seines Lebens, damit angestellt und andere durch seine Freunde damit anstellen lassen. Wir wollen nur einiges davon hierhersetzen, besonders in Rücksicht eines noch weiter auszudehnenden Gebrauchs dieser Vorrichtung. Es kann z. B. die Scheibe mit dem Zeiger am Wasserhahn, gewissermaßen als ein Eudiometer, oder als ein Werkzeug, welches die lichtverlöschende Kraft der Grubenwetter, in Zahlen, mißt, gebraucht werden. Je weiter dieser Hahn geöffnet werden muß, desto schneller ist der Luftvorrath verzehrt. In den bösesten Wettern die Hrn. v. H. vorkamen, mußte der Hahn so weit geöffnet werden, daß in jeder Minute 5, 3 pariser Kubz. Wasser durchflossen. Da also die Lampen beyläufig 300 Kubz. Luft enthalten, so werden sie 56 Min. lang brennen können, wenn die Oeffnung des Hahns in der Proportion vergrößert wird, in welcher der Wasserspiegel sinkt und sonach der Druck des Wassers gegen die Luft, abnimmt. Diese Senkung des Wasserspiegels läßt sich durch einen Schwimmer, dessen Stiel bey o Fig. 2. herausragt, leicht messen, und es kann sonach diese Vorrichtung dem Bergman auch zu einer Art von Wasseruhr dienen. Hr. v. H. räth indessen, bey der Fahrlampe den Hahn unverändert zu lassen; bey der höhern Lampe vor Ort aber, den Zeigerstand nicht eher zu verändern, als bis der Schwimmer um 3 Zoll gesunken ist. Die Erfahrung hat gezeigt, daß bey den mattesten Wettern die Fahrlampe, das Licht 48 Min., und folglich nach einer zweymaligen Füllung, 1 St. 36 Min.; die Lampe vor Ort aber, 45 Min. lang, erhalten hat. Eine Luftscheibe zu 600 Kubz. enthält demnach wenigstens auf 1 [Formel] St. Luft, und ein Blick auf den Apparat geworfen, zeigt, daß die Größe desselben eben nicht seinem Gebrauch entgegenstehen kann. Um der Lampe immer eine horizontale Stellung zu geben, muß sie, besonders die Hundslampe, in einer beweglichen Nuß stecken. Das Anzünden der Lampe geschieht am besten mit Holzspänen die man in Oel getaucht hat. Zu einer schönen Flamme muß in die Ringlampe nur so viel Oel gegossen werden, daß der Ring nicht auf der Oberfläche desselben aufsteht. Die Flamme wird dann oft schon hell und lang, ohne daß der Wasserhahn geöffnet ist, die Luftverdünnung erregt nämlich den Luftstrohm von selbst, und die Kohlensäure entweicht mit Leichtigkeit. Von den Anwendungen dieser Lampe hat Hr. v. H. folgende ausgezeichnet: 1) Erstickte aufzusuchen. Man entschließt sich eher, mit Geleuchte, als im Finstern, nachzufahren. Oft sind die matten Wetter schon so weit verzogen, daß Menschen darinn athmen können, aber doch die Lichter noch nicht darinn brennen wollen. 2) Die bloße Lampe schon, ohne den Respirator mit zu Hülfe zu nehmen, schont mittelbar die Gesundheit des Bergvolks; man fährt Oerter mit derselben schneller auf, als im Finstern; man macht die Durchschläge früher, und der Hauer ist daher nur eine kurze Zeit den matten Wettern ausgesetzt. 3) Viele Wettermaschinen, Wetterschächte, Luftlöcher, selbst die ängstliche Verspundung des Bergvolks, werden dadurch überflüßig. Dabey bleibt übrigens immer die Sorge für reinen Luftwechsel in den Gruben nicht ausgeschlossen, denn ohne diesem würde auch die Zimmerung sehr leiden. Aber in solchen Fällen, wo man zu jenen kostspieligen Vorrichtungen schreiten muß, um sich auf ein paar Monate, bis der Durchschlag geschehen ist, brennendes Geleuchte zu verschaffen, ist die Rettungslampe wichtig. 4) Schichten die im Finstern verfahren werden, sind Gezäh- und Zeitverderbend. Mit dem Lichterhalter spart man Zeit, Kraft, Gezäh- und Brennmaterial. 5) Mit dem Lichterhalter kann der Kunstknecht in matten Wettern liedern und nach Maschinen seien, damit die Grube nicht ersaufe. 6) Es kann der Markscheider der damit überall vor Ort, wovon öft die Niederbringung eines Schachtes, oder die Entscheidung eines Gangstreites abhängt. 7) Der Zimmerling kann damit die Thürstücke in Stollflügeln und Strecken auswechseln, welche des Wetterwechsels wegen offen erhalten werden müssen. 8) Man kann mit diesem Rettungsapparat in brennenden Häusern, wo Zimmer und Treppen schon mit Rauch gefüllt sind durch die Dampfsäule durchfahren, um Schöften, Geräthschaften, und Menschen, zu retten. 9) Mit diesem Apparat kann der Physiker thermometrische und elektrometrische Beobachtungen mitten in irrespirablen Gasarten anstellen; er kann damit Höhlen befahren, deren Ausgang man nicht kennt und die, wie z. B, die Siebenbürger, kein Geleuchte verstatten. Der Antiquar kann sich in Excarationen wagen, wo er Münzen oder Alterthümer vermuthet. 10) Ein Oberbergbeamter, welcher vielleicht nur einmal jährlich in ein entlegenes Revier kommt, und dies zu einer Zeit, wo gerade matte Wetter vor schwerlästigen Oertern stehen, kann mit dem Rettungsapparat alle Oerter selbst befahren, und sich mit eignen Augen von dem Zustande des Grubengebäudes unterrichten. Die Blasenlampe Fig. 3., welche oben beschrieben ist, kann in einzelnen Fällen, mit Sauerstoffgas gefüllt, dazu dienen, daß mit ihren blendenden Scheine, eine Radestube oder ein Firstenbau erleuchtet wird. Der Hr. Oberbergr. beobachtete mehrmals, daß die Rettungslampe, auch, ohne daß der Wasserhahn geöffnet war, in Wettern, welche ihm starke Kopf- und Brustschmerzen verursachten, nicht verlosch; dahingegen alle Talglichter und Lampen ausgiengen. Er dachte bald daran, daß der hohle Dacht seiner Lampe mit einer größern Menge Luft in Berührung träte, und daß er also in diesem, verhältnißmäßig größern, Volumen, mehr Sauerstoff antreffe, als der einfache, von weniger Luft umgebene. Es schien Hrn. v. H. wichtig genug mit dem Hrn. Oberbergmeister Killinger hierüber directe Versuche anzustellen, und diese gaben das Resultat: daß Lampen, mit einfachen baumwollenen Dachten, 'welche von Inselt unterhalten werden, fortbrennen, wo Talglichter und Wachskerzen verlöschen; -- daß Oellampen mit gewöhnlichen Dachten fortbrennen, wo Unschlittlampen verlöschen; -- und daß endlich gewöhnliche Oellampen verlöschen, wo Lampen mit hohlen Dachten in Unschlitt oder Oel getränkt, fortbrennen. In sehr vielen Wettern, die man für ganz lichtverlöschend hält, ist es also gar nicht nöthig, zu Hrn. v. H. Rettungslampe seine Zuflucht zu nehmen, sondern man bedient sich blos der hohlen Dachte, die jede Bergmannsfrau aus Baumwollengarn mit 9 Maschen auf 4 Nadeln stricken kann, und die in einer gewöhnlichen Lampe, über einen hohlen blechernen Zylinder gezogen werden. Merkwürdig ist es auch, daß Hr. v. H. durch gefahrvolle eudiometrische Versuche gefunden hat, daß Mangel an Sauerstoff es nicht ist, was die Lichter verlöschen macht und das Athmen erschwert. Er hat Lichter verlöschen sehen in einer Luftschicht, welche in 100 Theilen, aus 20 Theilen Sauerstoffgas, 15 Th. Kohlensauren und 64 Th. Stickgas mit etwas Wasserstoffgas, bestand; während er Lichter brennen sah, in Luftgemengen aus 29 Th. Sauerstoffg., 2 Th. Kohlens., 65 Th. Stückgas. Ja, Lichter verlöschten, und Thiere athmeten schwer, in Luftgemengen aus 70 Th. Sauerstoffg., 18 Th. Kohlens., 12 Th. Stückg. Und Lichter brennen, Thiere athmen frey in 30, 4 Sauerstoffg., 5, 6 Kohlens., und 64, o Stickg. Alle diese Verbindungen sind nemlich nicht Luftgemenge, sondern es sind chemische Producte, zusammengesetzte Gasarten, wie man Mittelsalze mit zwey bis drey Grundlagen hat. Die Kohlensäure läßt durch ihre große Verwandtschaft zum Sauerstoffe, denselben nicht fahren, sie hindert ihm, sich mit dem Dachte in der Lampe und dem Venenblut in der Lunge, zu verbinden; sie geht in den Zustand einer übersauren Kohlensäure über, und der Sauerstoff kann dieser Säure nur durch einen Stoff entzogen wirken, zu welchem er eine nähere Verwandschaft, als zur Kohle hat; daher leuchtet auch Phosphor in jenen Gemischen, wo jedes Geleuchte verlöscht. Das Venenblut scheint in einem höhern Grade, als der Dacht des Lichtes, das Vermögen zu haben, den Sauerstoff, wenn er von der Kohlensäure umhüllt ist, abzuscheiden; denn Menschen athmen noch frey, wo Lichter nicht mehr brennen. Verbesserungen. Welche bey der Revision der letzten Druckbögen, vom Herausgeber, wegen Abwesenheit, nicht haben vorgenommen werden können. Einige kleinere Druckfehler werden sich beym Lesen selbst, leicht verbessern lassen. S. 114. Z. 6. lese man kohlensaurem Flözkalk - 128. - 14 - - - ausgedreht. - 129 letzte Z. nach dem Worte: faßt, setze man: hinein. - 130 Z. 16. lese man: 26"0 - 133 - 2 nach Behältniß, setze man: das - 134 - 20 lese man am, statt, ein - 149 - 5 v. unten lese man Luft, statt Licht. - 158 - 1 ist d. Wort der, nach Markscheider, auszustreichen. - - - 11 lese man: Schriften. - - - 18 - - - Excavationen - 161 Z. 10 - - - werden. 165 - 6 - - - Schelling. - 172 - 5 setze man am Ende das Wort: handelt, hinzu - 176 - 3 lese man: expansiblen. - 177 - 2 - - - beruhen. - 181 - 19 - - - gemäß, statt gewiß Abbildungen