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Alexander von Humboldt: „Nachricht von des Hrn. Oberbergraths von Humboldt, Rettungsapparat, in den Gruben und Minengängen, bey bösen Wettern und Pulverdampf. Aus einer ausführlichen Handschrift des Hrn. Erfinders gezogen“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1796-Ueber_die_einfache-2> [abgerufen am 20.04.2024].

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https://humboldt.unibe.ch/text/1796-Ueber_die_einfache-2
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Titel Nachricht von des Hrn. Oberbergraths von Humboldt, Rettungsapparat, in den Gruben und Minengängen, bey bösen Wettern und Pulverdampf. Aus einer ausführlichen Handschrift des Hrn. Erfinders gezogen
Jahr 1797
Ort Jena
Nachweis
in: Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rücksicht auf die dazu gehörigen Hülfswissenschaften 1:1 (1797), S.144–161, 183, Tafel.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Auszeichnung: Schwabacher; Fußnoten mit Asterisken; Besonderes: Handschriftliches, Zeichnung.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: I.49
Dateiname: 1796-Ueber_die_einfache-2
Statistiken
Seitenanzahl: 19
Zeichenanzahl: 23206

Weitere Fassungen
Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsflasche und eines Lichterhalters (Helmstedt, 1796, Deutsch)
Nachricht von des Hrn. Oberbergraths von Humboldt, Rettungsapparat, in den Gruben und Minengängen, bey bösen Wettern und Pulverdampf. Aus einer ausführlichen Handschrift des Hrn. Erfinders gezogen (Jena, 1797, Deutsch)
|144|

Nachricht von des Hrn. Oberbergraths von Humboldt, Rettungsapparat, in den Gru-ben und Minengaͤngen, bey boͤſen Wetternund Pulverdampf. Aus einer ausfuͤhr-lichen Handſchrift des Hrn. Erfindersgezogen.

Die haͤufige Bereitung der Gasarten zu welcherden Hr. O. B. Rath ſeine chemiſchen Arbeiten ver-anlaßten, brachten ihn bereits vor 4 Jahren zu derIdee, auf Verbeſſerung der boͤſen Wetter beym Berg-bau zu denken. Als er zu Freyberg auf der Berg-akademie ſtudierte, ſah er koſtbare Wetterſchaͤchteabſinken, Wettermaſchinen bauen; manchen Orts-betrieb einſtellen, manchen Bergmann 6 Stundenlang im Finſtern arbeiten; den Markſcheider im Zie-hen gehindert; — alles, weil es an ein paar Ku-bikfuß Luft zum Athmen, oder Brennen fehlte.Auch koͤnnen viele Menſchen, welche im boͤſen Wet-ter erſticken, blos darum nicht wieder zum Leben zu-ruͤck gebracht werden, weil niemand an den Ort gelan-gen kann, wo ſie liegen, und die Wetter oft erſtnach Stunden ſich verziehen. |145|

1. Die Reſpirationsmaſchine.

Die einfachſte und bequemſte Vorrichtung, welcheder Hr. O. B. R. erſann, um in einem Raumevon irreſpirabler Luft reſpirable zu athmen, beſtehtin einer kleinen Roͤhre, welche mit zwey Klappenven-tilen verſehen iſt, von denen ſich das eine nach In-nen und das andere nach Auſſen oͤffnet. So natuͤr-lich es war, auf ſolche Ventile zu verfallen, ſo lan-ge hat es gedauert, bis Hr. v. H. die bequemſteConſtruction erfand. Die Muſkelbewegung beymAthmen iſt ſo leiſe, daß die Ventile unendlich leichtſich oͤffnen und ſchließen muͤſſen, um irgend brauch-bar zu ſeyn. Hr. v. H. iſt von den Blaſenventi-len zu den meſſingenen Klappenventilen, wie in der Beddoes’ſchen Maſchine *) zuruͤckgekehrt und der Me-chanikus Hr. Zachariaͤ in Berlin macht dieſelben ſofein, daß ein leiſer Hauch ſie oͤffnet. Der Umſtand,daß die Roͤhre in ſchiefer Richtung abgeſchnitten iſt,wird dabey ſehr wichtig. Die Roͤhre wird entweder ſelbſt in den Mund ge-nommen, wobey man die Naſe verſtopft, oder fallsder Minirer zum Kundſchaften in eine mit Pulver-dampf gefuͤllte Gallerie vorausgeſchickt werden muß,in eine Art Maſke geſteckt, welche Mund und Naſeumfaßt und uͤber dem Zopf zugebunden wird.
*) m. ſ. das Mag. fuͤr d. neueſte ꝛc. B. X. St. 3. Taf. 1.
|146| Um die Capacitaͤt des Gefaͤßes zu beſtimmen, indem die einzuathmende Luft enthalten ſeyn ſoll, iſtes noͤthig genau zu wiſſen, wie viel Kubikfuß Luftein Menſch in einer Stunde bedarf. Dies iſt dieBaſis der ganzen Vorrichtung. Hrn. v. H. dar-uͤber angeſtellte Verſuche ſtimmten mit denen des D. Menzie zu Edinburgh voͤllig uͤberein. Eine Inſpira-tion bedarf 40 Kub. Zolle Luft; und da dieſes Be-duͤrfniß zunaͤchſt von der Luftverduͤnnung herruͤhrt,welche die Ausdehnung der Bruſthoͤlen verurſacht,ſo geht von dieſen 40 K. Z. nichts ab, man magSauerſtoffgas, oder atmoſpaͤhriſches, einathmen.In 1 Min. athmet man 18mal, folglich bedarf manin 1 Min. 720. K. Z. Luft; in 1 Stunde 25 Kub.Fuß. Reine Lebensluft einzuathmen, muß Hr. v. H.nach mannichfaltigen Erfahrungen ſehr abrathen.Fuͤr 1 Stunde iſt es in der Ruhe ſchon, geſchweigedenn in der Bewegung und Arbeit, ſehr ſchaͤdlich.Auſſerdem wuͤrden auch die Koſten ungeheuer anſtei-gen. Ein Kubikfuß ſolcher Luft kommt etwa auf7 gr., und die Luft welche ein Menſch athmete, wuͤr-de fuͤr die Stunde auf 5 Laubthaler kommen. Selbſtwenn die athmoſphaͤriſche Luft kuͤnſtlich bereitet wer-den ſollte, welche ein Menſch in 24 St. einathmet,und die doch nur 0,27 Lebensluft enthaͤlt, wuͤrde ſieuͤber 48 Rthlr. koſten. |147| Viel wohlfeiler, einfacher und der Geſundheitzutraͤglicher iſt es, den Menſchen blos die reine at-moſphaͤriſche Luft einathmen zu laſſen. Die Bruſt-ſchmerzen und Entzuͤndlichkeit, welche der Hr. Ober-bergr. im Sommer 1795, nach einen, in toͤdtlichboͤſen Wetter zu Goldcronach, mit ſeiner Reſpira-tionsvorrichtung angeſtellten Verſuche empfand,ſchreibt er hauptſaͤchlich auf Rechnung der Lebensluft,die er athmete. Jetzt fuͤllt er ſeine Gefaͤße uͤber derErde, oder in den Gruben ſelbſt, an einem Ortewo noch reine Luft iſt, mittelſt eines Blasbalgs. Die Luft darf nicht in eine metallene oder hoͤlzerneFlaſche eingeſchloſſen ſeyn, weil ſonſt, da die aus-geathmete nicht wieder ins Gefaͤs zuruͤckkommt, dieim Gefaͤß befindliche ſo verduͤnnt wird, daß die inder Bruſthoͤle gemachte Verduͤnnung ſie nicht uͤberwie-gen und zum Entweichen zwingen kann. Es iſt un-moͤglich ein Gefaͤß mit feſten Waͤnden, auch nur bisauf \( \frac{1}{5} \) durch Athmen auszuleeren. Hr. v. H. fiel aufEintraͤufeln von Waſſer, welches die Luft verdraͤn-gen ſollte; da man aber ſo viel Waſſer zum Ver-draͤngen, als Luft zum Einathmen bedarf, ſo ent-ſteht aus der Menge Waſſer eine neue Unbequemlich-keit, da man fuͤr 1 Stunde 25 Kub. Fuß deſſelbenhaben muͤßte. Hr. v. H. bedient ſich jetzt der Kraftder atmoſphaͤriſchen Luft, welche die Blaſen ausdruͤckt,indem die Luft darinn verduͤnnt wird. Gegenwaͤrtig |148| nimmt er, ſtatt der Blaſen, Saͤcke von Wachstafftdie fein genaͤhet und mit Federharzfirniß auf den Naͤ-then beſtrichen ſind, und denen, nach Hrn. Watts Erfindung, der widrige Geruch und die Luft verder-bende Eigenſchaft durch friſch gegluͤhte und gepuͤlver-te Kohlen, benommen wird. Kuͤnftig wird er Luft-ſaͤcke aus Blaſen verfertigen laſſen, weil darinn dieLuft laͤnger rein bleibt und ſie im feuchten Zuſtandenicht brechen, auch wohlfeiler ſind. Große Blaſenwerden aufgeſchnitten, zuſammengenaͤhet und auf denNaͤthen mit Streifen von Wachstaffent beklebt.Man hat auch Luftballons auf dieſe Art verfertigt. Da es aͤuſſerſt gefaͤhrlich waͤre, wenn dem Mini-rer, oder dem Bergmann der Luftſack platzte, und erſeinen Luftvorrath verloͤre, ſo ſchließt Hr. v. H.den Sack in blecherne Buͤchſen ein, welche mittelſteiner kleinen Oeffnung am obern Theile mit der At-moſphaͤre in Verbindung ſtehen; durch dieſe Gemein-ſchaft wird der Sack eben ſo bey der innern Verduͤn-nung zuſammengedruͤckt, als wenn er ganz frey waͤre. Wenn ein Minirer mit der Reſpirationsmaſchinearbeiten ſoll, ſo ſteht die Buͤchſe in Geſtalt eines Faſ-ſes neben ihm. Das Faß wird auf der Sohle derGallerie fortgewaͤlzt, oder auf einer Rollſchleife gezo-gen. Der Hahn am Sacke, woran ſich der Reſpi-rationsſchlauch befindet, bleibt geſchloſſen, bis das |149| Athmen anfangen ſoll. Der Schlauch ſelbſt iſt bieg-ſam und von Leder, inwendig aber mit einem ſpiral-foͤrmigen Eiſendrat verſehen, damit ihn die Luft nichteben ſo, wie den Sack, zuſammendruͤcke. Manbedient ſich ſolcher Schlaͤuche, um Gasarten aus ei-ner Glocke in die andere zu laſſen und der Mechani-kus Zachariaͤ hat ſie oft fuͤr Hrn. v. H. verfertigt.Am andern Ende des Schlauchs iſt ein Anſatz, wor-auf das Reſpirationsrohr mit den Ventilen, geſtecktwird. Schlauch und Rohr werden uͤbrigens von ei-nem Faß ans andere geſteckt. Denn wenn z. B.der Sack 18 Kub. Fuß Luft haͤlt, ſo muß nach Ver-lauf von \( \frac{3}{4} \) Stunden der Minirer das ausgeathmeteFaß bis unter den Brunnen waͤlzen und es mit ei-nem andern vertauſchen, welches er daſelbſt in Vor-rath gefuͤllt hat. Der Blasbalg wird in eben derOeffnung eingeſteckt, wo der Schlauch hineinpaßt. Hat der Minirer einen Auftrag, welcher nur hoͤch-ſtens \( \frac{1}{2} \) St. dauert, z. B. etwas auszukundſchaf-ten, oder einen Erſtickten zu retten, ſo bedarf ernur 10 bis 12 Kub. Fuß Licht. Man kann ihmdann dieſelbe in einem blechernen Kaſten auf denRuͤcken binden, oder ſie ſammt der Blaſe in ein Ge-faͤß einſchließen, das unten kleine Rollen hat, umſie mittelſt einer Schnur nachziehen zu koͤnnen.
|150|

2. Das nicht verloͤſchende Geleuchte.

Eine vorlaͤufige Beſchreibung von dieſem Appa-rate hat Hr. v. H. bereits im vorigen Jahre in Hrn.v. Crells chemiſchen Annalen, gegeben. Er beruhtim Weſentlichen darauf, daß um den Luftbehaͤlter zuverkleinern, ſo wenig Lebensluft als moͤglich, ver-braucht wird. Hr. v. H. ließ anfangs die Lebens-luft, wie beym Loͤthrohr, in die Flamme blaſen,fand aber, daß auf dieſe Art noch viel Lebensluft un-zerſetzt, durch den Waͤrmeſtoff ausgedehnt, entwich.Er nahm darauf das Princip der Argandiſchen Lampean, und lies die Luft durch die Flamme durchſpielen, a b Taf. III. Fig. 3. iſt eine \( \frac{3}{4} \) Lin. weite Glasroͤh-re, in welche, mittelſt eines Hahns c, die Lebens-luft aus der Blaſe d gelaſſen werden kann. Um dieBlaſe mit Lebensluft zu fuͤllen, ſchraubt man ſieauf einen Glastrichter, preßt ſie zuſammen und laͤßtin dem unter Waſſer geſteckten weiten Theil des Trich-ters die Lebensluft nach und nach in die Blaſe ſtei-gen, indem man den Trichter etwas gegen das Waſ-ſer druͤckt. Die blecherne Lampe g h wird nun mitOel gefuͤllt, und uͤber die freye Muͤndung von a ein baumwollener Dacht in Geſtalt eines abgekuͤrztenKegels geſtuͤlpt. So wie man c oͤffnet, verduͤnntſich die Luft um a. Die dichtere aͤuſſere Luft druͤcktauf d, und die Lebensluft ſteigt von ſelbſt in dieFlamme. Die Blaſe d wird ebenfalls in ein blecher- |151| nes Gefaͤß eingeſchloſſen. Bey dieſer Einrichtung iſtalſo das Waſſer entbehrlich; und Hr. v. H. hat inGegenwart von Augenzeugen dieſe Lampe in einerGlocke mit fixer Luft ſtrahlend brennen geſehen. Will man aber ſtatt der zu theuren Lebensluft,blos atmoſphaͤriſche gebrauchen, ſo reicht die eben be-ſchriebene Vorrichtung dazu nicht hin, ſondern auſſerdem Durchſtroͤhmen innerhalb des Dachts, mußauch die Flamme auſſerhalb mit friſcher atmoſphaͤ-riſcher oder auch guter Grubenluft, beſtaͤndig umge-ben werden, und hierzu iſt der Druck des Waſſersin folgender Vorrichtung noͤthig. Die Lampe p q s t Fig. 1. beſteht aus einemblechernen, 2 pariſer Zoll weitem und 1 Zoll hohem,Oelgefaͤß, wo das Oel bis o o ſteht. In der Mit-te deſſelben iſt ein kleiner Apparat x y m befeſtigt,welcher den ſchlauchfoͤrmig geſtrickten Dacht enthaͤltund zugleich der friſchen Luft ein allmaͤhliches ho-rizontales Zuſtroͤmen auf den aͤuſſern Umfang derFlamme verſtattet. Zu dem Ende iſt er mit einemrund um die Flamme herumlaufenden, wurſtaͤhnli-chen Behaͤltniß verſehen, wovon man den Durch-ſchnitt bey b b erblickt. Dieſes Behaͤltniß iſt an derinnern nach der Flamme gekehrten Flaͤche mit mehrernkleinen Loͤchern durchſtochen, aus welchen eben dieLuft in die Flamme blaͤßt. Bey r n r ſteht dieſe |152| Wurſt durch 3 ſchiefe Roͤhren mit dem hohlen Stielder Lampe a n m in Communication. Oden bey a ſtroͤmmt ebenfalls, ſo wie bey der Argandiſchen Lam-pe, Luft in die Flamme; auswendig um a herumiſt ein ſchlauchfoͤrmig geſtrickter Dacht geſtuͤlpt undunten iſt der Stiel m n, bey m mit dem Luftmaga-zine in Verbindung. Dieſes Luftmagazin beſteht aus einem geraͤumigenZylinder von Blech und hat im Weſentlichen die Ein-richtung des Heronsbrunnens. Es iſt Fig. 2. a bc d die obere Haͤlfte, welche durch einen Boden d c von der untern Haͤlfte d c g e abgeſondert iſt. a b betraͤgt 7 Zolle, a d 10 Zolle, d g 6 Zolle, k m 9 Zolle. Im obern Raume befindet ſich Waſſer, imuntern friſche Luft. Im Boden d c iſt eine Roͤhre x y eingeloͤthet, welche an beyden Enden offen iſt.Die obere Oeffnung x befindet ſich gleich am Boden d c, und iſt mit einer Art von Sieb bedeckt, um dieUnreinigkeiten des Waſſers abzuhalten; die untere y, iſt ganz nahe uͤber dem untern Boden g e. Bey f iſt dieſe Roͤhre mit einem Hahne verſehen, der aus-wendig an ſeinem Schluͤſſel einen Zeiger mit dazu-gehoͤrigem Gradbogen hat, um nach Belieben, vieloder wenig Waſſer aus dem obern Gefaͤß ins unterezu laſſen, und alſo auch mehr oder weniger Luft ausdem untern Behaͤltniß in die Lampe zu treiben. Ineben dem Boden d c iſt noch eine andere Roͤhre h c, |153| ſo eingeloͤthet, daß ihre untere Oeffnung gleich unter d c befindlich iſt; oben geht ſie durch die Decke a b, wo ſie gleichfalls eingeloͤthet iſt und hier den Stielvon der Lampe, m, Fig. 1. aufnimmt, welcheLampe Fig. 2. bey D, in der gehoͤrigen Proportionzum Luftbehaͤlter, vorgeſtellt iſt. Man ſieht hieraus ſogleich, daß nach Maaßgabe derUmdrehung des Hahnenſchluͤſſels f, die Menge der Luft,die man fuͤr eine gewiſſe Zeit der Lampe geben will,eben ſo genau, als bequem abgemeſſen werden kann.Bey o Fig. 2. iſt im Deckel a b eine Oeffnung zumEinfuͤllen des Waſſers. Man kann hier einen Sackvon feiner Leinwand einhaͤngen, wenn man kein ganzreines Waſſer zum Einfuͤllen hat. Weil man mehrentheils darauf rechnen muß, daßin der Grube fuͤr die gewoͤhnliche Arbeitszeit mehrgute Luft erforderlich ſeyn wird, als das untere Be-haͤltniß d c e g auf einmal faſſen kann, ſo hat Hr.v. H. noch beſondere, leichtfortzubringende, flache,zylindriſche Behaͤltniſſe mit Luft vorgerichtet, welchener den Nahmen Luftſcheiben gegeben hat. Siekoͤnnen dem vorbeſchriebenen Behaͤltniß als eine Artvon Fuß untergeſetzt, und mit demſelben durch dieHaͤhne und Schlaͤuche d p l q verbunden werden.Iſt nemlich das Behaͤltniß d c e g von Luft geleertund dafuͤr mit Waſſer angefuͤllt, ſo oͤffnet man die |154| Haͤhne d, p, q, l, wo ſodann aus q Waſſer lau-fen, und durch d Luft ins Behaͤltniß d c e g ein-ſtroͤhmen wird. Verſchließt man hierauf die Haͤhne d und l, und nimmt die Schlaͤuche ab, ſo kann manWaſſer aus der Luftſcheibe p q m n wieder bey o in das oberſte Behaͤltniß a b c d einfuͤllen, und ſoaufs neue die aus der Luftſcheibe eingelaſſene Luftin die Flamme der Lampe treiben. Hat man etlicheſolche Luftſcheiben in Bereitſchaft, ſo wird es leichtangehen, daß man die verbrauchten wieder mit fri-ſcher Luft verſehen laſſen kann, ehe ihre Anwendungaufs neue noͤthig wird. Fuͤr ſolche Oerter, welche in Stellen, oder Mi-nengaͤngen ſehr niedrig ſind, hat Hr. v. H. das Luft-magazin ſo eingerichtet, daß die beyden Behaͤltniſſenicht uͤber- ſondern neben einander befindlich ſind,und wo man es wie einen Hund, hinter ſich herzie-hen kann; es hat deshalb an der untern Flaͤche einpaar Rollen, oder kleine Raͤder. Das ſchaͤtzbarſte bey dieſer nuͤtzlichen Maſchineiſt, daß ſie der Hr. Oberbergrath ſo wohlfeil, undſo leicht zu behandeln, eingerichtet hat, daß ſie vonjedem gemeinem Bergmann und Minirer gebrauchtwerden kann. Um ſich deſto gewiſſer von dieſer leich-ten Behandlung zu uͤberzeugen, hat er bereits meh-rere Verſuche, mit Gefahr ſeiner Geſundheit und |155| ſelbſt ſeines Lebens, damit angeſtellt und andere durchſeine Freunde damit anſtellen laſſen. Wir wollennur einiges davon hierherſetzen, beſonders in Ruͤck-ſicht eines noch weiter auszudehnenden Gebrauchsdieſer Vorrichtung. Es kann z. B. die Scheibe mitdem Zeiger am Waſſerhahn, gewiſſermaßen als ein Eudiometer, oder als ein Werkzeug, welches dielichtverloͤſchende Kraft der Grubenwetter, in Zah-len, mißt, gebraucht werden. Je weiter dieſerHahn geoͤffnet werden muß, deſto ſchneller iſt derLuftvorrath verzehrt. In den boͤſeſten Wettern dieHrn. v. H. vorkamen, mußte der Hahn ſo weitgeoͤffnet werden, daß in jeder Minute 5, 3 pariſerKubz. Waſſer durchfloſſen. Da alſo die Lampen bey-laͤufig 300 Kubz. Luft enthalten, ſo werden ſie 56Min. lang brennen koͤnnen, wenn die Oeffnung desHahns in der Proportion vergroͤßert wird, in wel-cher der Waſſerſpiegel ſinkt und ſonach der Druck desWaſſers gegen die Luft, abnimmt. Dieſe Senkungdes Waſſerſpiegels laͤßt ſich durch einen Schwimmer,deſſen Stiel bey o Fig. 2. herausragt, leicht meſſen,und es kann ſonach dieſe Vorrichtung dem Bergmanauch zu einer Art von Waſſeruhr dienen. Hr. v.H. raͤth indeſſen, bey der Fahrlampe den Hahnunveraͤndert zu laſſen; bey der hoͤhern Lampe vorOrt aber, den Zeigerſtand nicht eher zu veraͤndern,als bis der Schwimmer um 3 Zoll geſunken iſt. DieErfahrung hat gezeigt, daß bey den matteſten Wet- |156| tern die Fahrlampe, das Licht 48 Min., und folg-lich nach einer zweymaligen Fuͤllung, 1 St. 36 Min.;die Lampe vor Ort aber, 45 Min. lang, erhaltenhat. Eine Luftſcheibe zu 600 Kubz. enthaͤlt demnach wenigſtens auf 1 \( \frac{1}{2} \) St. Luft, und ein Blick aufden Apparat geworfen, zeigt, daß die Groͤße deſſel-ben eben nicht ſeinem Gebrauch entgegenſtehen kann. Um der Lampe immer eine horizontale Stellungzu geben, muß ſie, beſonders die Hundslampe, ineiner beweglichen Nuß ſtecken. Das Anzuͤnden derLampe geſchieht am beſten mit Holzſpaͤnen die man inOel getaucht hat. Zu einer ſchoͤnen Flamme mußin die Ringlampe nur ſo viel Oel gegoſſen werden,daß der Ring nicht auf der Oberflaͤche deſſelben auf-ſteht. Die Flamme wird dann oft ſchon hell undlang, ohne daß der Waſſerhahn geoͤffnet iſt, die Luft-verduͤnnung erregt naͤmlich den Luftſtrohm von ſelbſt,und die Kohlenſaͤure entweicht mit Leichtigkeit. Von den Anwendungen dieſer Lampe hat Hr.v. H. folgende ausgezeichnet: 1) Erſtickte aufzuſuchen. Man entſchließt ſicheher, mit Geleuchte, als im Finſtern, nachzufahren.Oft ſind die matten Wetter ſchon ſo weit verzogen,daß Menſchen darinn athmen koͤnnen, aber doch dieLichter noch nicht darinn brennen wollen. |157| 2) Die bloße Lampe ſchon, ohne den Reſpiratormit zu Huͤlfe zu nehmen, ſchont mittelbar die Ge-ſundheit des Bergvolks; man faͤhrt Oerter mit der-ſelben ſchneller auf, als im Finſtern; man macht dieDurchſchlaͤge fruͤher, und der Hauer iſt daher nureine kurze Zeit den matten Wettern ausgeſetzt. 3) Viele Wettermaſchinen, Wetterſchaͤchte, Luft-loͤcher, ſelbſt die aͤngſtliche Verſpundung des Berg-volks, werden dadurch uͤberfluͤßig. Dabey bleibtuͤbrigens immer die Sorge fuͤr reinen Luftwechſel inden Gruben nicht ausgeſchloſſen, denn ohne dieſemwuͤrde auch die Zimmerung ſehr leiden. Aber in ſol-chen Faͤllen, wo man zu jenen koſtſpieligen Vorrich-tungen ſchreiten muß, um ſich auf ein paar Monate,bis der Durchſchlag geſchehen iſt, brennendes Ge-leuchte zu verſchaffen, iſt die Rettungslampewichtig. 4) Schichten die im Finſtern verfahren werden,ſind Gezaͤh- und Zeitverderbend. Mit dem Lichter-halter ſpart man Zeit, Kraft, Gezaͤh- und Brenn-material. 5) Mit dem Lichterhalter kann der Kunſtknechtin matten Wettern liedern und nach Maſchinen ſe-ien, damit die Grube nicht erſaufe. |158| 6) Es kann der Markſcheider der damit uͤberallvor Ort, wovon oͤft die Niederbringung eines Schach-tes, oder die Entſcheidung eines Gangſtreites ab-haͤngt. 7) Der Zimmerling kann damit die Thuͤrſtuͤckein Stollfluͤgeln und Strecken auswechſeln, welche desWetterwechſels wegen offen erhalten werden muͤſſen. 8) Man kann mit dieſem Rettungsapparat inbrennenden Haͤuſern, wo Zimmer und Treppen ſchonmit Rauch gefuͤllt ſind durch die Dampfſaͤule durch-fahren, um Schoͤften, Geraͤthſchaften, und Menſchen,zu retten. 9) Mit dieſem Apparat kann der Phyſiker ther-mometriſche und elektrometriſche Beobachtungen mit-ten in irreſpirablen Gasarten anſtellen; er kann da-mit Hoͤhlen befahren, deren Ausgang man nicht kenntund die, wie z. B, die Siebenbuͤrger, kein Geleuch-te verſtatten. Der Antiquar kann ſich in Excara-tionen wagen, wo er Muͤnzen oder Alterthuͤmer ver-muthet. 10) Ein Oberbergbeamter, welcher vielleicht nureinmal jaͤhrlich in ein entlegenes Revier kommt, unddies zu einer Zeit, wo gerade matte Wetter vorſchwerlaͤſtigen Oertern ſtehen, kann mit dem Ret- |159| tungsapparat alle Oerter ſelbſt befahren, und ſich miteignen Augen von dem Zuſtande des Grubengebaͤu-des unterrichten. Die Blaſenlampe Fig. 3., welche oben beſchrie-ben iſt, kann in einzelnen Faͤllen, mit Sauerſtoffgasgefuͤllt, dazu dienen, daß mit ihren blendendenScheine, eine Radeſtube oder ein Firſtenbau erleuch-tet wird. Der Hr. Oberbergr. beobachtete mehrmals, daßdie Rettungslampe, auch, ohne daß der Waſſerhahngeoͤffnet war, in Wettern, welche ihm ſtarke Kopf-und Bruſtſchmerzen verurſachten, nicht verloſch;dahingegen alle Talglichter und Lampen ausgiengen.Er dachte bald daran, daß der hohle Dacht ſeinerLampe mit einer groͤßern Menge Luft in Beruͤhrungtraͤte, und daß er alſo in dieſem, verhaͤltnißmaͤßiggroͤßern, Volumen, mehr Sauerſtoff antreffe, alsder einfache, von weniger Luft umgebene. Esſchien Hrn. v. H. wichtig genug mit dem Hrn. Ober-bergmeiſter Killinger hieruͤber directe Verſuche anzu-ſtellen, und dieſe gaben das Reſultat: daß Lampen,mit einfachen baumwollenen Dachten, ’welche vonInſelt unterhalten werden, fortbrennen, wo Talg-lichter und Wachskerzen verloͤſchen; — daß Oellam-pen mit gewoͤhnlichen Dachten fortbrennen, wo Un-ſchlittlampen verloͤſchen; — und daß endlich gewoͤhn- |160| liche Oellampen verloͤſchen, wo Lampen mit hohlenDachten in Unſchlitt oder Oel getraͤnkt, fortbrennen. In ſehr vielen Wettern, die man fuͤr ganz licht-verloͤſchend haͤlt, iſt es alſo gar nicht noͤthig, zuHrn. v. H. Rettungslampe ſeine Zuflucht zu nehmen,ſondern man bedient ſich blos der hohlen Dachte,die jede Bergmannsfrau aus Baumwollengarn mit9 Maſchen auf 4 Nadeln ſtricken kann, und die ineiner gewoͤhnlichen Lampe, uͤber einen hohlen blecher-nen Zylinder gezogen werden. Merkwuͤrdig iſt es auch, daß Hr. v. H. durchgefahrvolle eudiometriſche Verſuche gefunden hat, daßMangel an Sauerſtoff es nicht iſt, was die Lichterverloͤſchen macht und das Athmen erſchwert. Er hatLichter verloͤſchen ſehen in einer Luftſchicht, welchein 100 Theilen, aus 20 Theilen Sauerſtoffgas, 15Th. Kohlenſauren und 64 Th. Stickgas mit etwasWaſſerſtoffgas, beſtand; waͤhrend er Lichter brennenſah, in Luftgemengen aus 29 Th. Sauerſtoffg., 2Th. Kohlenſ., 65 Th. Stuͤckgas. Ja, Lichter verloͤſchten, und Thiere athmetenſchwer, in Luftgemengen aus 70 Th. Sauerſtoffg.,18 Th. Kohlenſ., 12 Th. Stuͤckg. Und Lichter brennen, Thiere athmen frey in 30,4 Sauerſtoffg., 5, 6 Kohlenſ., und 64, o Stickg. |161| Alle dieſe Verbindungen ſind nemlich nicht Luft-gemenge, ſondern es ſind chemiſche Producte, zuſammengeſetzte Gasarten, wie man Mittelſalze mitzwey bis drey Grundlagen hat. Die Kohlenſaͤurelaͤßt durch ihre große Verwandtſchaft zum Sauerſtoffe,denſelben nicht fahren, ſie hindert ihm, ſich mit demDachte in der Lampe und dem Venenblut in der Lun-ge, zu verbinden; ſie geht in den Zuſtand einer uͤber-ſauren Kohlenſaͤure uͤber, und der Sauerſtoff kanndieſer Saͤure nur durch einen Stoff entzogen wir-ken, zu welchem er eine naͤhere Verwandſchaft, alszur Kohle hat; daher leuchtet auch Phosphor in je-nen Gemiſchen, wo jedes Geleuchte verloͤſcht. DasVenenblut ſcheint in einem hoͤhern Grade, als derDacht des Lichtes, das Vermoͤgen zu haben, denSauerſtoff, wenn er von der Kohlenſaͤure umhuͤlltiſt, abzuſcheiden; denn Menſchen athmen noch frey,wo Lichter nicht mehr brennen.
|162|

Verbeſſerungen.

Welche bey der Reviſion der letzten Druckboͤgen,vom Herausgeber, wegen Abweſenheit, nicht haben vor-genommen werden koͤnnen. Einige kleinere Druckfehlerwerden ſich beym Leſen ſelbſt, leicht verbeſſern laſſen.
  • S. 114. Z. 6. leſe man kohlenſaurem Floͤzkalk
  • ‒ 128. ‒ 14 ‒ ‒ ‒ ausgedreht.
  • ‒ 129 letzte Z. nach dem Worte: faßt, ſetze man: hinein.
  • ‒ 130 Z. 16. leſe man: 26″0
  • ‒ 133 ‒ 2 nach Behaͤltniß, ſetze man: das
  • ‒ 134 ‒ 20 leſe man am, ſtatt, ein
  • ‒ 149 ‒ 5 v. unten leſe man Luft, ſtatt Licht.
  • ‒ 158 ‒ 1 iſt d. Wort der, nach Markſcheider, aus-zuſtreichen.
  • ‒ ‒ ‒ 11 leſe man: Schriften.
  • ‒ ‒ ‒ 18 ‒ ‒ ‒ Excavationen
  • ‒ 161 Z. 10 ‒ ‒ ‒ werden.
  • 165 ‒ 6 ‒ ‒ ‒ Schelling.
  • ‒ 172 ‒ 5 ſetze man am Ende das Wort: handelt, hinzu
  • ‒ 176 ‒ 3 leſe man: expanſiblen.
  • ‒ 177 ‒ 2 ‒ ‒ ‒ beruhen.
  • ‒ 181 ‒ 19 ‒ ‒ ‒ gemaͤß, ſtatt gewiß

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