Ueber Grubenwetter und die Verbreitung des Kohlenstoffs in geognostischer Hinsicht. (Aus einem Briefe an Hrn. Prof. Lampadius von Hrn. F. A. v. Humboldt.) So wenig ich auch gestimmt bin, meine erst seit fünf Jahren ununterbrochen fortgesetzten geognostischen Beobachtungen zu vereinzeln, und in ihrer jetzigen Unreife bekannt zu machen; so kann ich doch, nach so langem öffentlichen Stillschweigen, dem Wunsche nicht widerstehn, mich mit Ihnen über Ihre scharfsinnigen chemischen Bemerkungen, (im N. Bergm. Journal B. 1. S. 79.) zu unterhalten. Ich freue mich unendlich, daß ein Mann von Ihrem Talente sich an die Untersuchung unsrer Wetter macht. In einem Gebirge arbeitend, wo der Mangel derselben mir so oft das Fahren erschwert, wo die irrespirablen Gasarten und Mangel des Lichtstoffs rachitische Knochen bey Grubengängen hervorbringen, bin ich mit mannigfaltigen Versuchen darüber beschäftigt gewesen. Wenn es lehrreich ist, in der Geognosie zu lernen, wie die Natur einfache Foßilien gemengt hat; so gehörte es wohl auch zu einer Naturbeschreibung, die Mischungen und Umhüllungen zu charakterisiren, in denen reines und geschwefeltes Wasserstoffgas, Stickluft, kohlensaures Gas u. s. f. im Innern der Erde vorkommen. Von diesen Umhüllungen aber hängt die Ausführbarkeit wichtiger praktischer Vorrichtungen, Durchschläge, Fortbetrieb eines Orts, Unwirksamkeit einer Wettermaschine etc. ab. Wer nur die einfachen Gasarten unsrer Laboratorien kennt, scheitert in der Diagnose unsrer Grubenwetter, wie der Geognost an innig gemengtem Grünstein oder Syenitschiefer. An diesen Umhüllungen liegt es, warum sich das Wasserstoffgas an der Firste so schwer entzünden läßt, warum die Kohlensäure im hydrogene pesant sich auf ausgesetztem Kalkwasser oft nicht niederschlagen will, warum, (wie ich schon in Hrn. Scherers antiphl. Chemie des Mayow angemerkt,) Häuer athmen, wo kein Grubenlicht mehr brennt. Hr. Fourcroy hat uns in seiner meisterhaften Philosophie chymique die Auflösung eines Metalls, des Arseniks, in Wasserstoffgas kennen gelehrt. Ich äusserte diese Vermuthungen schon früher durch den gasförmigen Zustand des Schwefels im geschwefelten Wasserstoffgase, durch die tödtende Wirkung gewisser nicht schlagender Wetter, und hauptsächlich durch die Beobachtung gewisser Gangdrusen darauf geleitet, in denen die Erze von einer Seite, wie angehaucht, als Niederschläge aus gasartigen Solutionen, erscheinen. In der dephlogistisirten salzsauren Luft sehen wir ja vor unsern Augen feste Körper, (wie die reine Kohle des Diamants,) luftförmig werden, und aus dem Luftzustande zusammengerinnen. Hat Hr. Lichtenberg in seinen trefflichen geologischen Phantasien zum Scherz, wie im Ernst weiland Anaximenes, nicht schon Granit und Gneuß aus der Luft herabhageln lassen. Ja! Sie sollen nächstens in Hrn. Grens Journal etwas geognostisches über Hagelkörner lesen, die ich mit sechsseitigen, 3 Linien langen, Tafeln, (vollkommene Schwerspathkrystallisation,) besetzt fand. So müssen Chemie, Physik und Geognosie sich die Hände bieten. Doch, ich kehre zu den Wettern zurück! Wenn ich Versuchen trauen darf, die ich vor zwey Jahren über die Wetter eines alten halbzerbrochenen Stollens anstellte, so löst das Wasserstoffgas auch das Eisen auf. Ich konnte zur Wiederholung der Versuche nachmals mir nicht dieselben Wetter wieder verschaffen; denn es ist interessant, obgleich widrig für den untersuchenden Chemisten, zu sehen, wie in einer Firste, auf einer Strecke, im Vorgesümpfe eines Schachtes, von Tage zu Tage die Natur der Grubenwetter sich ändert. Ich habe oft sagen hören, unsre Wetter seyen Stickluft, brennbare Luft u. s. f. Das ist sehr bequem zu glauben, noch bequemer zu sagen. Man bezeichnete ja ehmals auch Granit, Glimmerschiefer, Sienit, Gneuß mit dem Nahmen einer Gebirgsart. Jetzt unterscheidet man diese Gemenge, und so wird man nach und nach auch die Gemische der unterirdischen Gasarten zu zerlegen wissen. Hydrogene pesant finde ich freylich am weitesten verbreitet, aber selbst dies in welchen Abänderungen, in welcher Verschiedenheit der specif. Schwere der Wärmeleitung des Nachtheils für Respiration und Grubenlicht! Man glaube ja nicht, das quantitative Verhältniß des Gemisches sey daran Schuld. Dies widerlegen meine synthetischen Gegenversuche in wohl calibrirten Gefässen. Aber ein Minimum von Stickstoffgas, von geschwefelten Wasserstoffgas mit Kohlensäure verbunden, und wer weiß welche andre feste Körper, (die man noch nicht abzuscheiden, ihres Wärmestoffs, und damit ihrer Elasticität, zu berauben versteht,) scheinen die sonderbarsten Umhüllungen sonst bekannter Stoffe zu veranlassen. Leider wird in den bisherigen chemischen Schriften von den Grubenwettern, wie von der Atmosphäre des Dörfel oder der Mondalpen geurtheilt; und doch behaupte ich, ist ihre feinste Analyse unendlich wichtig für das Menschengeschlecht, wichtig für den praktischen Theil unsers Metiers. Diese Analyse wird auf sehr einfache chemische Gegenmittel führen. Ohne dieselbe wird man beym Wetterwechsel stehen bleiben, und (wie ich selbst gesehn) verdorbene Luft durch verdorbene Luft wegblasen. Daß die unterirdischen Pflanzen die Grubenzimmerung zerstöhren ist bekannt genug; aber sie haben noch einen andern wesentlichen Nachtheil. Viele von ihnen, (wie mich schon bekannt gemachte Versuche gelehrt haben,) hauchen ununterbrochen, (sie kennen ja keine Abwechselung der Jahrs- und Tageszeit, genießen ewiger Frühlingsnacht!) hauchen, sag' ich, ununterbrochen Wasserstoffgas aus. Sie zersetzen das Wasser unendlich schnell, assimiliren vielleicht den einen Bestandtheil desselben, das Oxygene ihrer durch diese Anhäufung weißen Fiber, und geben den andern Bestandtheil von sich. So bereiten sich diese sonderbaren Pflanzengattungen eine eigene, sie umhüllende, Atmosphäre, und nur in dieser gedeihen sie: denn unter Glocken mit Lebensluft fand ich, daß ihnen der Reiz dieser Gasart eben so schädlich, als der des Sonnenlichts ist. Ich kann aus der Erfahrung meiner Refier zeigen, wie sehr wetternöthige Gruben sich die Wetter dadurch verbessern, daß ich die nicht so schnell wiederwachsenden Byssusarten von Thürstöcken, Kappen und Stempeln abziehen lasse. Diese Arbeit ist äußerst einfach, und geht sehr schnell von statten. Warum ist man nicht überall aufmerksam darauf? Jedem unsrer gemeinsten Bergleute ist bekannt, daß, wo Wasserklüfte angehauen werden, meist frischere Wetter erfolgen. Die gewöhnliche Erklärungsart dieser Erscheinung ist die, daß das kohlensaure Gas durch die Grubenwasser absorbirt werde. Solche Absorption findet zwar nach meinen Versuchen wohl beym Gießen des Wassers in wetternöthige Schächte Statt, selten aber bey ruhig fließenden Wassern! Diese wirken auf eine ganz andere, weniger untersuchte Art. Sie verbessern die Luft, auch wo die Wetter den größten Antheil vom Hydrogene haben. Sie hauchen Lebensluft aus, und eben diese wohlthätige Wasserzersetzung ist es, welche der vegetationsarmen Meeresfläche eine so reine, den vegetationsarmen Sandwüsten eine so irrespirable Luft giebt. Wasserstoffgas, welches in Glocken über oft erneuer - tes Wasser stand, ist nur zwar oft theilweise in Knallluft verwandelt worden, aber nur theilweise. Die Natur muß noch durch andere mir unbekannte Mittel die Wasserzersetzung im Innern der Gebirge befördern. Ich habe das Gießen des Wassers in Schächte trefflich wirken sehn, wo das Hydrogene pesant sehr leicht war, d. h. wo der brennbaren Luft wenig fixe beygemischt war. Was ist das? Hier scheint das Wasser blos mechanisch, durch Stoß, durch Verdrängen, durch Beförderung des Wetterwechsels zu wirken. Eben so das Buschen mit Tannenreisern, welches auf unsrer Wunsiedler-Refier sehr gebräuchlich ist. Ich erwähne noch einmal der Umhüllungen, der unerkannten Gesetze, nach denen gemengte Gasarten sich gegenseitig etwas von ihren Eigenschaften rauben! Ich fragte schon in meinen Aphorismis ex doctrina physiologiae chemicae plantarum, wie Stickstoff und Sauerstoffgas bey ungleichen specifischen Gewichten sich in einem niveau in der Atmosphäre erhalten könnten; warum das eine nicht gegen die wogende Oberfläche unsers Luftmeers emporsteige? In der Grube erneuert sich mir diese Frage täglich. Warum zieht das gas hydrogene, mit so wenig Kohlensäure umhüllt, nicht zu den Schächten hinaus, warum fand ich es in ziemlicher Reinheit bisweilen nahe am Füllorte? Warum, ich rede als Augenzeuge, warum stehen die Wetter, im eigentlichen Sinne des Worts, als Gewölk oft nur auf einem Theile der Stollsohle, warum setzen sie sich nicht in ein niveau mit den umgebenden? Gießen Sie in Ihr Zimmer 5 -- 6 Bouteillen brennbares Gas aus, so vertheilt es sich gleichmäßig an die Decke. Schütten Sie kohlensaures Gas aus, so lagert es sich in die Tiefe, mischt sich mit der Feuchtigkeit Ihrer Stubenluft; Sie können nicht sagen: hier ist Kohlensäure, dort Wasserstoffgas; alles ist im niveau, alles gleichmäßig vertheilt. Ganz anders ist es im Innern der Erde. Auf einer Sohle stehen verschiedenartige Wetter, (getrennt wie Wolken von + E und -- E), bald unsichtbar, wie alle Gasarten, bald Licht reflektirend, und von milchigem Ansehn mit deutlichen Conturen. -- Wir Menschen, die wir auf dem Boden eines Luftmeers wohnen, dessen Tiefe wir nicht kennen, über dessen Spiegel wir nicht den Kopf herausstrecken können; wir haschen nach den Wolken über uns, da wir den unterirdischen Himmel so nahe haben. Wenn es in diesem auch nicht hagelt und schneit, so können wir doch Nebel, Thau und Winde, (Wetterwechsel, der schlechterdings nicht vom Drucke der äußern Atmosphäre abhängen kann,) ja selbst ein tödtendes Wetterleuchten in ihm wahrnehmen! Es giebt schlagende Wetter, die schlechterdings nur elektrischen Erscheinungen zuzuschreiben sind, Gasarten, die sich in den Gruben von selbst entzünden, und wenn sie auch nicht donnern, doch, (wie ich selbst vernahm,) zischend brennen. Mögte ich durch diese geringfügigen Betrachtungen die Aufmerksamkeit arbeitender Physiker auf die Kultur eines so unterhaltenden, für Wohlstand und Leben des Menschengeschlechts so unendlich wichtigen, Feldes heften können! Mögte ich sie herabziehen, wie de Lüc und Lichtenberg sie aufwärts, in die Regionen der Wolken, ziehen. Die Natur kennt kein oben und unten. Alles im beweglichen Elemente ist gegenwirkend und mischend. Lassen Sie uns den Boden der großen Retorte mit dem vergleichen, was im Halse gegen die Vorlage aufsteigt! In England haben mir alte verständige Bergleute erzählt, daß es in Kohlengruben oft ihr Rettungsmittel sey, wenn böse Wetter sich während der Schicht vor den Streb oder die Strecke gelagert haben, und ihnen das Ausfahren erschweren, Urin auf's Schnupftuch zu lassen, und dieses vor den Mund zu halten. Auch auf deutschen Kohlengruben weiß man von diesem wirksamen Gegenmittel, und man muß einen hohen Begriff von dem vollendeten Zustande unsers chemischen und physiologischen Wissens haben, wenn man solche Erfahrungen läugnen will, weil man ihren Grund nicht einsieht. Aus einem Schachte, in welchem gebuscht wurde, um die bösen Wetter zu vertreiben, stiegen dieselben unsichtbar auf, und lagerten sich neben die Hangebank. Man konnte sich hier dem Rundbaume nicht mehr auf 5 -- 6 Fuß nahen, und ich, wie die Umstehenden alle, empfanden nicht Beängstigung, aber ein Schneiden im Unterleibe. Dies Schneiden und Zusammenziehen dauerte aber nur so lange, als wir mit den tödlichen Grubenwettern in Berührung zu stehen schienen. Ueber die Wirkung der irrespirablen Gasarten habe ich noch vor wenigen Tagen recht deutliche Erfahrungen an mir selbst anstellen können. Ich hatte auf der Fürstenzeche Folge zu Goldersnach ein abgelegenes Ort, ein 2 Lr zurück vom Ortstoß, verblenden lassen. Die Blende war mit Lehm genau lutirt, und hinter derselben mußte altes Grubenholz einige Monathe lang faulen. Sie können denken, welche Wetter sich da bildeten. Als ich mit Hrn. Killinger, einem kenntnißvollen jungen Manne, mit dem ich den Versuch anstellte, die Blende sammt der Lutirung abriß, erlöschten sogleich unsre Grubenlichter. Das Thermometer stand kurz vorher auf 11° Reaum. Ich kroch nun mit Hrn. Killinger auf das faule Holz. Wir ließen die Blende hinter uns schließen. Die Beängstigung, die wir fühlten, war sehr groß; bey jedem Athemzuge spürten wir einen sonderbaren Reiz in der Lunge, ein unnatürliches Stechen und Prickeln; wir fristeten uns die Respiration dadurch, daß wir Bouteillen mit Lebensluft öffneten, und in die Nähe des Mundes hielten. Sehr merkwürdig war hiebey, daß die Lebensluft nur mit großer Mühe aus den Bouteillen entweichen wollte. Die bösen, schweren, unmischbaren Wetter hielten sie so zurück, daß nur wenige Kubikzolle entwichen; und welche Wohlthat waren uns nicht schon diese! Stellte sich die Beängstigung wieder ein, so pochten wir an die Blende, ließen uns frische Gefäße mit Lebensluft hereinreichen, jedesmal aber genau hinter uns verschließen. Alle Bouteillen leerten sich aber so wenig, daß wir nach 35 Minuten zwar ohne große Mühe Licht vor Ort führen konnten, ein Spahn in den Bouteillen, (als sie schon am Füllort standen,) sich aber noch mit Glanz entzündete. Den eigentlichen Gegenstand dieses Versuchs, der mich, trotz der damit verbundenen Gefahr, noch lange beschäftigen soll, berühre ich hier nur im Vorübergehn. Ich mag nicht Resultate bekannt machen, die noch nicht genau nach Maaß und Zählverhältnissen eruirt sind. Ich glaube aber auf einem Wege zu seyn, auf dem man sich auf eine wohlfeile Weise 1) Wetter, wo sie für die Lunge nicht fehlen, fürs Licht 2) wo sie für Lunge und Licht fehlen, (man unterschied sonst diese praktisch-wichtigen Fälle gar nicht,) für beyde verschaffen kann. Kämpfer in den Amoenitat. erzählt: daß menschliche Excremente ein wirksames Nahrungsmittel gegen den Gift des Boa Upas sey. In den Kriegen mit den Javanern baten die verwundeten und vergifteten Holländer ihre Mitfechter während des Streitens, ihnen diese Speise zu schenken. S. die Zusätze zu meiner französischen Uebersetzung der Thunbergischen Abhandlung de arbore Macassariensi. Man glaube ja nicht, die Temperatur der Grubenluft richte sich nach der der äußern Atmosphäre, und werde die verschiedene Wärmeleiterkraft der unterirdischen Gasarten modificirt. Meine vier Jahr lang fortgesetzten Thermometer-Beobachtungen zeigen gerade das Gegentheil. Man sieht Wärme und Kälte in der Grube entstehen, ohne daß die obere Luft sich ändert, oder vor Monathen, (denn das Fortpflanzen der Temperatur geht sonst langsam,) sich geändert hat. Die Ursachen dieser Veränderungen liegen meist in den Grubenwettern selbst, in denen sich Thau und Nebel bilden, in denen die Elektricität eine große Rolle spielt, in denen ununterbrochen, (wie in der überirdischen Wolkenregion,) Stoffe aus dem luftförmigen Zustande in den tropfbaren, und umgekehrt, übergehn, in denen Wärmestoff gebunden und entbunden wird. Geht eine solche partielle Veränderung in der unterirdischen Temperatur vor, so entstehen eigne Winde, Luftbewegungen, welche durch die Natur des Grubenbaus sonderbar modificirt werden, und dem gewöhnlichen Wetterwechsel, (der von außen kommt,) oft entgegen ströhmen. Es ist sehr lehrreich, die Temperatur der sehr verdorbenen Wetter, (in der das Gefühl von Hitze oft blos subjektive Ursachen hat,) zu untersuchen. Da kein Grubenlicht frey darin brennt, so ist die Schwierigkeit, nach dem Thermometer zu sehen, dabey sehr groß. Versuche haben mich jetzt eine sehr einfache Methode gelehrt, nach der ich mich nicht ohne Erfolg in jede nicht schlagende Wetter mit dem Thermometer tief hineinwagen kann. Man halte das Grubenlicht in der Rechten, und eine Bouteille Lebensluft, umgekehrt, mit dem Halse, einen Zoll über dem Lichte in der Linken, so wirst das Licht einen weiten Schein, in dem genau am Thermometer zu beobachten ist. Eine solche Bouteille kann, (ohne Trichter mit Wasser, ohne alle Vorrichtung,) auf die Weise über eine halbe Stunde abwechselnd gebraucht werden. Die Lebensluft ergießt sich sehr langsam, und man kann die Bouteillen ohne große Vorsicht leicht umhertragen. Auffallend ist das Anhängen der Lebensluft an die Kohle des Lichts. Wenn ich mein erlöschendes Grubenlicht in der Bouteille angesteckt, brennt es nur 3-4 Minuten fern von derselben fort. Um recht genau zu beobachten, mißt man über Tage bey empfindlichen Thermometern, wie viel Zoll man sich der Scale nahen könne, ohne das Quecksilber [Formel] Lin. steigen zu lassen. Danach werden dann Correktionstafeln berechnet. -- Wenn Oerter schwunghaft ins Feld gebracht werden sollen, um vorliegende Mittel bald auszurichten, eine Gesenke zu lösen, mit einem vorgeschlagenen Lichtloch durchschlägig zu werden, so macht, wie jedem praktischen Bergmanne bekannt ist, Wettermangel ein Lachtergedinge, oft von 15 Thlr. auf 35 steigen. Ja, der Betrieb wird oft so gehindert, daß man in einem Jahre kaum 8 -- 10 Lr., statt 40 -- 50 Lr. auffährt. Ist der Ort ein Stollort, wollen wohlverspindetes Tragewerk, von Grubenpflanzen gereinigte Zimmerung, selbst kostbare Wettermaschinen nicht mehr wirken, so muß man sich zur Absenkung eines Lichtschachts entschließen, dessen Niederbringen, (bisweilen mit Kunstgezeuge oder Feuermaschinen,) 2, 3 bis 5000 Thaler kosten kann. Zu allen diesen Ausgaben nöthigt Wettermangel; so theuer bezahlt man ein paar Kubikzoll Lebensluft, welche ein Mensch vor Ort mit einem Lichte braucht, um es in kohlensaures Gas zu verwandeln! Unter solchen Verhältnissen kann ein kostbares chemisches Mittel schon praktisch nützlich seyn! Es ist unbegreiflich, daß man auch nicht einmal vergebliche Versuche darüber angestellt hat. Das Mittel, Grubenlichte brennen zu lassen, wo Menschen noch athmen, und jetzt im Finstern ihre Schichten (langsam, gezähverderbend) verfahren, ist sehr einfach. Es beruht in einem einfachen Aufsatze, der als Pfropf auf jede Bouteille paßt, und wo Wasser eintröpfelt, indem Lebensluft durch ein gekrümmtes Rohr ausströmt. Wichtiger ist der Fall von Durchschlägen, wo Respiration und Brennen zugleich gehemmt ist. Hier tritt eine Kunst ein, die über Tage sehr verrufen ist, das Wettermachen. Man verblendet die Strecke 1 Lr. zurück vom Ortstoß, um sich frische Wetter zu erhalten, nicht wie die alten Maschinen thun, sie vor den Häuer vorbeyzujagen. Wie aber diese Verblendung geschieht, wie sie beym Schießen vor Ort hinweggenommen, wie sie mit Lebensluft gefüllt, wie der einfältigste Steiger dazu abgerichtet werden kann, übergehe ich für jetzt noch. Ich brauche Ihnen hier nur die Möglichkeit zu zeigen: und daß meine Lage mich einigermaßen beurtheilen läßt, was Spekulation bleiben muß, was praktisch geleistet werden kann, das glauben Sie mir gern. Ein Objekt, welches die Ersparung von Tausenden, und, (was wichtiger für den Menschen ist,) die Gesundheit unsers arbeitsamen Bergvolks betrifft, verdient wohl ernsthafter Nachforschung. Ich werde mich freuen, durch diese Blätter auch bey Andern einige neue Ideen erregt zu haben, und mich nicht um eine Klasse von Menschen kümmern, die ihrem praktischen Ansehn zu schaden glauben, wenn sie in der Grube von Sauerstoff, Sprengpulver aus übersaurem Kochsalze, oder der (Zimmerung verderbenden) Respiration der unterirdischen Pflanzen reden. Ihre Entdeckung des Kohlenstoffs in der Hornblende ist mir sehr wichtig gewesen; und ich zweifle nicht, daß es Kohlensäure hauptsächlich seyn mag, welche die Scharfenberger Wetter, die ich noch nie analysirte, so beängstigend macht. Das Verfahren der Schichten im Finstern, das Athmen von Menschen in Gegenden, wo kein Licht brennt, scheint hauptsächlich auf der Abwesenheit der Kohlensäure zu beruhen. Brennbares und kohlensaures Gas verhindern beyde in gleichem Maaße das Fortbrennen des Lichts. Aber eine sehr geringe Quantität Sauerstoffgas dem Wasserstoffgase beygemischt, macht letzteres athembar, während daß dieselbe Quantität dem kohlensauren Gas beygesellt, in Athmen kaum merkbar wird. Ich habe, um diese meine Vermuthung zu bestätigen, Gemische solcher Gasarten, (die ich bey meinen Versuchen über Pflanzen-Physiologie so oft bereiten muß,) durch Röhren eingeathmet, und mit Erstaunen gesehn, welche Menge Hydrogene man ohne Gefahr einziehn könne. Dagegen erregt kohlensaures Gas, unter Lebensluft gemischt, beängstigende, ermattende Empfindungen. Nichts tödtet die Reizbarkeit so unwiederbringlich an Pflanzen und Thieren; ich nehme den Scarabaeus fimetarius, S. vernalis und die Coccinella bipunctata, (mit der ich einzelne Versuche anstellte,) etwa aus, als diese Luftart. S. meine Flor. Fribergensis, 1793. S. 169. Welche treffliche Gelegenheit werden Sie, scharfsinniger Mann, nicht haben, in einem so grossen Refier, wie das Freyberger, die schädlichsten Wetter zu analysiren; welche neue einfache Gasarten, welche gemischte, welche feste Stoffe, gasförmig aufgelöst, lassen sich da nicht erwarten? Und verdient so eine Zerlegung nicht neben der eines Foßils zu stehn? Auch sind ja Luftgemisch und Gebirgsmasse Theile unsers Erd-Sphäroids, nur der eine mit mehr, der andere mit weniger gebundenem Wärmestoffe. Wo ist Grenze von Flüssigem zum Festen! Daß ich weit davon entfernt bin, das große Phänomen der Liquidität dem Wärmestoffe allein zuzuschreiben, darüber habe ich mich bereits an einem andern Orte, in dem chemischen Versuche über die Salzwerkskunde, (Bergm. Journ. 92. St. 1. S. 98.) geäußert. Auch freue ich mich, was ich dort über Verdünstung und Verdampfung, wie über den geheimen Proceß, der das Wasser dem Hygrometer entzieht, (S. 21.) entwickelte, durch Hrn. Zylius treffliche Preisschrift, Prüfung der neuen Theorie vom Regen, Berlin 1795, bestätigt zu sehn. Ich sagte vorher, ich fände hydrogene pesant am weitesten in den untern Luftregionen verbreitet. Eben diese Beobachtung leitete mich auf Aufsuchung des Kohlenstoffs in Foßilien, denen man ihn sonst nicht zuschrieb. Ich stellte diese Versuche, wie Freunde bezeugen können, schon seit einem Jahre an, wollte sie aber nicht einzeln bekannt machen. Hier nur so viel: In dem nordöstlichen Theile unsers Fichtelgebirges, das aus uranfänglichen Thonschiefer mit aufgesetztem uranfänglichem Grünstein besteht, ist das verrufene Foßil, (Lydischer Stein,) welches gewisse, sonst treffliche, Geognosten für gar nicht anstehend halten, in großen Massen anstehend. Es kommt daselbst auf Lagern her, 3, 5 mit 50° gegen N. W. einschießend, und, (vielleicht nicht einzig in Deutschland, aber bisher unbeobachtet,) auf mächtigen flachen Gängen in dem Nailaer Revier vor. Es bricht auf dem letztern meist am Hangenden einer Kupfererz- und Eisensteinformation, und ist theilweise so abfärbend, daß unsere Steebner Bergleute oft wie Kohlenbergleute aussehen. Dieses abfärbende Pulver, welches der Lydische Stein hier an den Klüften zeigt, womit er zum Theil innig gemengt ist, ist nichts anders, als Kohlenstoff. Ich behandelte das feuchte pulverisirte Foßil im pneumatischen Apparat, und erhielt ein Gemenge von kohlensaurer und brennbarer Luft. Die erstere ließ sich durch Kalkwasser abwaschen. Die vielen Versuche, welche ich über die Ursachen des Metallreizes an Thieren anstellte, brachten mich, im Experimentiren mit vielen Foßilien, auch wieder auf diesen Lydischen Stein. Wie stark er die Nerven reizt, finden Sie in dem kleinen Aufsatze über ein lebendiges Anthrakoscop. Ich trat nun zu einer genauern Analyse. Mäßig getrockneter Lydischer Stein gab kohlensaures Gas, so lange als im Glühen die atmosphärische Luft das gepülverte Foßil berührte. Der geringe Antheil brennbarer Luft war aus dem Wasser, welches jedem hygroscopischen Stoffe anhängt, leicht erklärbar. Mit ätzendem Pflanzenlaugensalze im offenen Scherben geglüht, wurde das letztere kohlengesäuert. Mit Salpeter gemengt entstand ein Verpuffen, und theilweise eine Zerlegung des Salpeters. Mehr Beweise für die Existenz des Kohlenstoffs in diesem Lydischen Steine brauche ich Ihnen wohl nicht zu geben. Ich bediene mich mit Fleiß des Ausdrucks, Kohlenstoffs, nicht des jetzt üblichern Graphits; denn die letztere Substanz ist mit Kohlenstoff so wenig gleichbedeutend, als Kohlenstoff und Kohle. Weit davon entfernt, zu behaupten, daß aller Lydische Stein solche Bestandtheile habe, weil ich sie im Steebner fand, merke ich indeß an, daß auch solche Theile des Foßils, die nicht abfärben, und wo der Kohlenstoff also sehr innig gemengt seyn muß, den Salpeter, obgleich in geringerem Maaße, verpuffen, und, (denn das ist Wirkung einer Ursache!) den Ischiadischen Froschnerven Zuckungen erregen ließen. S. chem. Ann. J. 1795. B. 2. S. 3. ff. Hr. Senebier, glaube ich, machte die ersten Versuche über Verderbung der atmosphärischen Luft durch Berührung des Kohlenstaubes bey niedriger Temperatur. Hr. Berthollet wiederholte dieselben, und reihete seine Idee einer legere Combustion, eines Schwarzwerdens der Pflanzenstoffe in der Lebensluft daran an. Bey meinen physiologischen Versuchen über die Gasarten werde ich oft darauf zurückgeführt. Ich sah weißes Tannenholz bey 5 -- 6 ° R. unter meinen Klocken mit Lebensluft erst schwitzen, und dann, wenn das entstandene Wasser herabträufelte , sich flammig schwärzen. Das Hydrogene verband sich zuerst mit dem Sauerstoffe der umgebenden Luft, und der vom Hydrogene nun enthüllte, mit Erde gemengte, Kohlenstoff, zeigte sich nun in seiner natürlichen Schwärze. Ja ich fand noch mehr; die freyliegende Kohle zersetzte sich nochmals, und in 4 -- 5 Tagen war das Sauerstoffgas unter der Klocke mit kohlensaurem Gas verunreinigt. Sie bemerken dies deutlich, wenn Sie ätzendes Alkali neben den Span setzen. Beruht das Schwarzwerden weißer Menschengesichte in der Sonne nicht auf ähnlicher Enthüllung, auf einer leichten Verkohlung, wenn dies Wort nämlich Freywerden der Kohle anzeigt? Ich muß hier dem scharfsinnigen Verf. des Aufsazzes über Säuerung (chem. Ann. 95. St. 3. S. 241.) direkte widersprechen. Derselbe hält die Verbindung der Lebensluft mit Kohlenstoff, ohne Hitze, für eine Hypothese der Antiphlogistiker. Sie ist aber eine Thatsache, die ich oft beobachtet, und die man nur darum so selten angeführt findet, weil die Analyse gemengter Gasarten gewöhnlich sehr ungenau angestellt wird. Unbegreiflich, wie man diese Verbindung, welche der Carbon mit dem Oxigene bey der niedrigsten Temperatur über 0° eingeht, so lange übersah, wie man bey Beantwortung der Einwürfe gegen das antiphlogistische System sich immer um diesen Punkt im Kreise drehte! Und doch ist diese Verbindung, diese Entstehung von kohlensaurem Gas ohne Athmen und Brennen, (ersteres ist gleichsam ein lebendiges Brennen,) eine wichtige aufklärende Thatsache für die unterirdische Meteorologie, deren Grundzüge ich hier entwerfe. Die Menge der fixen Luft, welche sich in den meisten Gruben, besonders in Kohlengruben, auf Strecken findet, wo seit Jahren nicht Menschen athmen, nicht Grubenholz fault, oder Lichter brennen, läßt sich schön daraus erklären. Hier braucht man nicht zu erhöhter Temperatur, zu brennenden Steinkohlenflötzen, (welche die Mineralogen ja ohnedies schon zu Entstehung der porösen Trappformation consumiren,) seine Zuflucht nehmen. Auch die bösen Wetter, welche zwey unserer Gruben, Obere Mordlau Folge, und Hülfe Gottes Folge, auf Nailaer Revier bisweilen in ihren so verkrüppelten Firstenbauen leiden, scheint mir dem Einflusse jenes kohlenstoffhaltigen Lydischen Steins zuzuschreiben zu seyn! Man wundre sich nicht, daß die Grubenwasser auf Steinkohlenflötzen meist nur wenig luftsauer sind. Sie fließen ruhig dahin, und das kohlensaure Gas ist vom Hydrogene umhüllt. Auffallend aber ist, wie ein geringer Antheil von Wasserstoff die Ziehkraft des Wassers zum kohlensauren Gas hindert. Wer je Hydrogene pesant durch Schütteln mit Kalkwasser zerlegt hat, wird diese Erfahrung bestätigt finden. Seitdem man weiß, daß der Kohlenstoff keine Präexistenz von Pflanzen oder eine athmende Thierwelt voraussetzt, wird das Vorkommen desselben in uranfänglichen Gebirgen, geognostisch betrachtet, weniger auffallend seyn. So lange das kohlensaure Gas, welches in dem Flötzkalksteine aller Welttheile enthalten ist, unser Erdsphäroid noch umschwebte, wäre Kohlenstoff genug vorhanden gewesen, um Berge von Graphit und Roheisen (gekohltes Eisen) zu präcipitiren! Lassen Sie uns aber den grundlosen Ocean jener plastischen Flüssigkeiten verlassen, und noch einmal ans sichere Ufer der Erfahrung zurückkehren. Ein merkwürdiges Phänomen schien mir immer das Verbleichen gewisser Foßilien an der atmosphärischen Luft. In einem Gebirge arbeitend, wo ich uranfänglichen Thonschiefer von graulichschwarzer Farbe bis zur graulich- und gelblichweißen gleichsam unter meinen Augen verwittern sah; in einem solchen Gebirge fielen meine Versuche zuerst auf den Thonschiefer. Mehrere Stücke gepülvert zeigten deutliche Spuren des Kohlenstoffs, gaben im pneumatischen Apparate kohlensaures Gas. Wird im Verwittern der Kohlenstoff solcher Thonschiefer-Abänderungen vom Oxygene der Atmosphäre in Kohlensäure verwandelt und hinweggeführt? Bleibt die enthüllte Erde, wie die Asche in der verbrannten Pflanzenfaser, weiß zurück? Aussetzen des Thonschiefers unter Klocken in brennbarer Luft gegen das Sonnenlicht, wird diese wahrscheinliche Vermuthung bestätigen oder widerlegen. Ich könnte noch eines vielleicht einzigen Gemisches von Wettern in der Gailenreuther Höhle, einer Gasart, welche im Abbrennen den Geruch des thierischen Dippelschen Oehls giebt, erwähnen; ich könnte den Beweis wagen, daß diese Gasart vielleicht eben so alt, als die in der Höhle liegende Knochenerde ist; -- aber alles dies würde mich hier zu weit führen. Mit Erstaunen sehe ich oft noch die Meynung angeführt, als müsse der Kohlenstoff für sich, als fester Bestandtheil der fixen Luft, eine schwarze Farbe haben. Der Tennantsche Versuch belehrt uns ja gar nicht hierüber; denn er liefert Kohlenstoff mit Kalkerde gemengt. Eben so ist es in der Holzkohle, im Graphit, im Lydischen Steine, dessen ich oben erwähne. Die wichtigen unwiderlegten Versuche mit Diamant sprechen sogar gegen die schwarze Farbe des Kohlenstoffs.