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Alexander von Humboldt: „Vom Hrn. v. Humboldt in Freyberg“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1792-Vom_Hrn_v_Humboldt_in_Freyberg-1> [abgerufen am 24.04.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1792-Vom_Hrn_v_Humboldt_in_Freyberg-1
Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.
Titel Vom Hrn. v. Humboldt in Freyberg
Jahr 1792
Ort Helmstedt
Nachweis
in: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufacturen 9:1:3 (1792), S. 254–255.
Postumer Nachdruck
Die Jugendbriefe Alexander von Humboldts 1787–1799, herausgegeben von Ilse Jahn und Fritz G. Lange, Berlin: Akademie 1973, S. 168–169.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (mit rund-r, Umlaute mit superscript-e); Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung; Schmuck: Initialen.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: I.30
Dateiname: 1792-Vom_Hrn_v_Humboldt_in_Freyberg-1
Statistiken
Seitenanzahl: 2
Zeichenanzahl: 2243
Bilddigitalisate

Weitere Fassungen
Vom Hrn. v. Humboldt in Freyberg (Helmstedt, 1792, Deutsch)
Lettre de M. de Humbolds, à M. Crell, sur ses nouvelles observations sur la végétation souterraine (Paris, 1793, Französisch)
|254|

Vom Hrn. v. Humboldt in Freyberg.

Ich bin ſo gluͤcklich geweſen, neue Beobachtungenuͤber die Farbe unterirdiſcher Vegetabilien anzuſtel-len. Ich habe zwey Pflanzengattungen, denen dieNatur das Innere des Erdkoͤrpers zum ausſchlieſ-ſenden Wohnſitze angewieſen, meinen Lichen ver-ticillatus (von 5 ‒ 8 Fuß Laͤnge) und eine andereFlechte (auf dem Weißtaubener Stollen zu Marien-berg) mit lichtgruͤnen Sproͤßlingen an den Zweigengeſehen. Ich habe mich durch eigene Verſuche am Cheiranthus incanus, C. cheiri &c. von derMoͤglichkeit, daß Pflanzen, ohne dem Lichtſtrahleausgeſetzt zu ſeyn, (unter gewiſſen Umſtaͤnden)in der Grube gruͤne Blaͤtter treiben koͤnnen, uͤber-zeugt. Dieſe Verſuche aber ſcheinen mir jetzt denen |255| der Herren Prieſtley, Senebier und In-genhouß nicht zu widerſtreiten. Ich vermuthe,daß die weiße Farbe, ſo wie in vielen Stoffen,(den Salzen, Erden, der ſogenannten dephlogiſti-ſchen Salzſaͤure ꝛc.) auch in den Vegetabilien auseiner Anhaͤufung des Oxygene entſteht, daß derLichtſtoff ſich nicht mit dem Pflanzenkoͤrper verbinde,ſondern bloß dazu diene, das Oxygene hervorzulockenu. ſ. f. Daher hauchen (bleichſuͤchtige) Pflanzen,wenn ſie dem Lichte entzogen ſind, keine dephlogi-ſtiſirte Luft (Sauerſtoffgas) aus. Daher dieWirkung des Lichtſtoffs auf das Hornſilber, an dieoxygenirte Salzſaͤure und Salpeterſaͤure (acide ni-trique) u. a. Aber der Sonnenſtrahl iſt wohl nichtdie einzige Subſtanz, welche durch ihre Verwandt-ſchaft zum Oxygene, die Anhaͤufung deſſelben inden Pflanzen hindert. Die Baſen des brennbarenGas und der Stickluft dienen ebenfalls dazu, ihnzu entbinden, und ſie wirken vielleicht im Innernder Erde (wo die Natur ſie leider ſo reichlich an-gehaͤuft hat) wie der wohlthaͤtige Lichtſtoff auf derOberflaͤche derſelben. — Dieſe Vorſtellungsartweicht von der des Hrn. Senebier und andererPhyſiker voͤllig ab. Mir iſt ſie nichts mehr als eineHypotheſe, durch die ich die ſonderbaren Phaͤnomeneder unterirdiſchen Vegetation aufzuklaͤren glaube;eine Vegetation, die ſchon darum die Aufmerk-ſamkeit eines Pflanzenkundigen verdient, weilMangel an Licht und eine ſo verſchieden gemiſchteAtmoſphaͤre auch eine andere Organiſation, als dieuͤberirdiſche, ahnden laͤßt.