Saggio di Litologia Vesuviana dedicato A. S. M. la Regina delle due Sicilie dal Cav. Giuseppe Gioeni de Duchi d' Angio Napoli 1790. (300 Seiten) 8. mit dem Motto: Immensa et improba Naturae portio, et in qua dubium sit plurane absumat an pariat. Plin. -- Zu einer Zeit, in der man die Geschichte der Vulkane in ihren ächten, und fabelhaften Denkmälern so eifrigst studirt, in welcher dieselbe den Verstand und die Einbildungskraft so vieler Gelehrten beschäftigt, zu einer solchen Zeit glauben wir keiner Entschuldigung zu bedürfen, wenn wir die Anzeige einer geognostischen Schrift nachholen, die zwar schon vor zwey Jahren erschien, aber in Deutschland noch selten und wenig gekannt ist. Der Cavaliere Gioeni, der sich durch die mühsamsten Untersuchungen um die Mineralogie seines Vaterlandes verdient gemacht hat, liefert in derselben das erste vollständige Verzeichniß der vesuvischen Fossilien. Er unterscheidet sich vor andern Gelehrten, welche eben diesen Gegenstand bearbeitet haben, durch größere Bestimmtheit des Ausdrucks und vorzüglich durch sorgfältige Absonderung der von dem Vulkane ausgeworfenen Steinarten, von den unvulkanischen, die das unterirdische Feuer durchbrochen und wenig oder gar nicht verändert hat. Wir werden ihn daher in den interessantesten Theilen seiner Schrift verfolgen. Für die, in den letzten beyden Jahrzehenden in Deutschland so bestrittenen Gebirgsarten der Trapformazion, Basalt, Grünstein, Wakke und porösen Mandelstein, ja selbst für die jetzt weniger räthselhaften pseudovulkanischen Erzeugnisse, ist das Studium italienischer Vulkane vielleicht nicht so aufklärend, als das der isländischen Hraunen und Erdbrände. Denn die Natur scheint in jenem entfernten Eilande gleichsam noch in den Revolutionen begriffen zu seyn, welche ein großer Theil unserer Nordländer erlitten. Dort treffen wir die Spuren gleichsam noch frisch und unverkennbar, die bey uns ein graues Alterthum verwischt hat. In den geognostischen Untersuchungen kann die analogische Schlußart am sichersten leiten. So interressant es daher auch ist, die Uibereinstimmung jener Verhältnisse aufzufinden, so ist es doch zugleich nicht minder lehrreich, an dem Vesuv und Aetna zu beobachten, wie groß der Abstand sey, zwischen den periodischen Ausbrüchen ihres verschlakkenden Feuers und den Phänomenen, welche unsere brennenden Steinkohlenflöze darbieten. Der Cavaliere Gioeni fängt seine orographische Beschreibung des Vesuvs mit allgemeinen Betrachtungen über den Nutzen der Mineralogie an. Er sucht darin zu beweisen, daß sie die Mutter aller Wissenschaften (?) und technischen Künste sey, ja selbst, (wie er sich kühn ausdrückt,) daß die Gegenstände, welche die Natur auf der Oberfläche der Erde hervorbringt, weniger wichtig, (men' importanti) als diejenigen wären, welche sie in ihrem Innern versteckt. Er bemerkt, (und das allerdings wichtiger,) daß wir den Vulkanen die früheste Aufklärung über die physikalische Beschaffenheit unsers Planeten verdanken, da ihre auffallenden Würkungen den menschlichen Forschungsgeist auf geognostische Untersuchungen leiteten, und schon in den ersten Zeiten der Rohheit und Unkultur die Ideen über Feuer, Wärmestoff etc. entwickeln halfen. -- Er klagt über die geringe Zahl von Gelehrten, welche sich bis jetzt noch in Italien mit irgend einem Theile der Mineralogie beschäftigen, und gesteht offenherzig genug, "daß das Studium der Vulkane in seinem Vaterlande noch in der Kindheit liege" (lo studio de' Volcani e tutt' ora bambino in queste nostre contrade ). In einem Zeitraume von anderthalb Jahrhunderten sind über den Vesuv allein an 200 Schriften erschienen, welche aber alle mehr eine Geschichte der Ausbrüche als würkliche geognostische Beobachtungen enthalten. Mit dem Professor Serao und dem Pater la Torre, den Verfassern des Comment. de Vesuvii conflagratione, quae mense Majo anno 1737 accidit, und der Histoire des Phenomenes du Vesuve Naples 1771, fängt gewissermaßen eine bessere Periode an. Ihr glücklicher Nachfolger war der Ritter William Hamilton, der in seinem Werke Campi Phlegraei ein großes Denkmal seines unermüdeten Eifers im Forschen und seiner edlen Kühnheit aufstellte. Schade nur, daß seine wichtigen Beobachtungen uns noch keine allgemeine Uibersicht der Gebirgsarten, aus welchen der Vesuv ursprünglich besteht, ihres Verhältnisses gegen einander, ihrer Verbreitung und Lagerung gewährt! Gleichzeitig mit dem Ritter Hamilton und mit nicht minderer Beharrlichkeit untersuchte der Professor Giuseppe Vairo den Krater des Vesuvs, die Solfatara di Pozzuoli und andere benachbarte Gegenden. Seine akademischen Beschäftigungen haben ihn bisher gehindert, die Früchte seiner vielfältigen Reisen dem Publikum mitzutheilen und wir haben eine ansehnliche Bereicherung der Geognosie noch von ihm zu erwarten. Der Cavaliere Gioeni zählt die nutzbaren Fossilien auf, welche sich in der Nähe von Vulkanen befinden. Er hält mit Bowles das Platin für ein Erzeugniß des unterirdischen Feuers, für ein inniges Gemenge von Eisen und Gold, wogegen aber alle neuen chemischen Zerlegungen streiten. Er erwähnt der sogenannten gemme de Volcani, der Hiazinthen, Krisolithe (Olivine?), der enhydrischen Kalzedone, welche Plinius lib. XXXVII. c. II. beschreiben soll, (in quibus fluctuat velut in ovis liquor,) bey denen es aber wohl noch nicht so ganz entschieden seyn möchte, ob das Wasser durch feine Ritzen eingesieckert oder nicht vielmehr (wie im Basalt) mit der Bildung des Fossils gleichzeitig sey, der Granaten, Saphire, Olivine, Hiazinthen, Eisensand, welche Hr. Faujas de St. Fond bey Puy in Vivarais und Expally in Velay fand. Das Vorkommen der letzteren zeigte völlig dieselben Verhältnisse, unter denen sie in Böhmen bey Meronitz, und zwischen Trzeblitz und Podsedlitz erscheinen. Ein aufmerksamer Beobachter der Natur kann sie unmöglich für Produkte des Feuers halten. Sie tragen alle Spuren aufgeschwemter Schichten an sich, und wenn es wahrscheinlich ist, daß sie ursprünglich in Gebirgsarten der Trapformazion eingewachsen waren, so hat ihr Zusammentreffen mit Steinkohlenflözen, Porzellanjaspissen, gebranten Thonen, verschlakten Basalten und Porphyrschiefer etc. weniger räthselhaftes. -- Der Aetna, die Aeolischen Inseln und die Campi flegraei von Campanien sind sehr arm an den sogenannten vulkanischen Edelsteinen, welches indeß nicht sowohl von der Beschaffenheit des dort tobenden Feuers, als vielmehr von der Natur der Gebirgslager hergerührt, welche das Feuer durchbrach. Die Existenz der Hyazinthen vom Vesuv, deren der verewigte Ferber erwähnt, bezweifelt Gioeni gänzlich. Er versichert, daß dieser Gelehrte entweder flüchtig beobachtet habe, oder von einem Fossilienhändler betrogen worden sey. Unter die Erzeugnisse der Vulkane werden hier auch Vitriol, Alaun und Schwefel gerechnet. Der Beweis für die Entstehung des ersteren möchte im Allgemeinen schwer zu führen seyn. Scheinen sie nicht vielmehr älter als das vulkanische Feuer, und der Flözformazion zuzugehören, in welcher wahrscheinlich der Brennstoff selbst enthalten war? -- Der Alaun des südlichen Italiens wurde seit den ältesten Zeiten benutzt. Des Liparischen erwähnt Diodor. Siculus lib. 5. c. 10. und Plin. lib. 35. c. 23. Die berühmten Alaunwerke bey Ischia und dem lago d' Agnano sind seit dem 16 Jahrhunderte ganz eingegangen. Dagegen hat sich das neue Werk in der Solfatara, welches der Abt Fortis beschreiben wird, beträchtlich erweitert. Ein Alaun neuerer Entstehung zeigt sich in einer im vulkanischen Tuff gehauenen Grotte bey Miseno, wo die Wände damit überzogen sind. Den Charakter eines ausgebranten Vulkans setzt der Cavaliere Gioeni in der isolirten Lage eines Berges, und seiner konischen Gestalt!! Der P. della Torre hielt den Vesuv für einen Berg, "wie viele andere, aus uranfänglichen Gebirgsarten und Flözschichten zusammengesetzt, die von einem neptunischen Ursprunge zeugten, und blos durch das Feuer umgewandelt, zerstört und durchbrochen wären." Herr Gioeni hingegen versichert, daß diese Behauptung sich auf falsche Beobachtungen gründe, daß das Innere des Berges zerrüttet, der Vesuv nach und nach durch Laven aufgehäuft, und unter dem Meere, wie der Monte nuovo im Lago di Lucrino, emporgestiegen sey! Freylich wurden, nach ihm, bey diesem Emporsteigen auch die tiefsten uranfänglichen Lager oder Flözschichten durchbrochen, deren Trümmer jetzt in der umherliegenden Gegend zerstreuet sind. Doch trägt alles, was jetzt am Vesuv zu Tage, aussteht, deutliche Spuren einer blos vulkanischen Erzeugung! Er theilt die vom Vesuv ausgeworfenen Substanzen in 1) Primordialfossilien, das sind solche, welche dem vulkanischen Feuer präexistirten und von demselben unverändert geblieben sind, 2) Laven, 3) Verglasungen und Bimssteine, 4) Breccien und Tuffe. A) Der Vesuv ist, nach unserm Verfasser, der einzige (?) brennende Vulkan, welcher diese erste Klasse von Produkten liefert. Am Aetna, auf den Aeolischen Inseln, am Hekla, sey kein Felsstück vorhanden, das nicht wenigstens den Anfang einer Verschlackung zeigte. Die Primordialfossilien liegen fast alle an dem Abhange der Berge Somma und Ottajano und dem angrenzenden Thale. Sie ruhen auf bloßer Dammerde, wie auf Lavaströhmen, scheinen auf einmal ausgeworfen zu seyn, und zwar in der frühesten Periode. Unter Sostanze primordiali werden hier gezählt: 1) Ferbers Schörlgranaten, oder Borns Basaltes cristallisati granatiformes mobiles in scoria solida, oder Bergmanns weiße vesuvische Granaten, oder Gioeni's granati bianchi di Napoli, oder Nosens Weißspathe (vielleicht auch dessen Glasfeldspathe) oder Werners Leucite. Unser Verfasser widerlegt hier die Meynung des Herrn Sage, der Rome de l'Isle, Faujas de St. Fond und viele andere beytraten, daß die Leucite durch Feuer und Säuren entfärbte Granaten wären. Er nimmt sie für eine ursprünglich weiße, eigene Steingattung an (che constituisce una nuova spezie in Mineralogia) die er als Bestandtheile des Granits (doch wohl des Porphyrartigen?) und anderer gemengten unvulkanischen Gebirgsarten im ganzen südlichen Neapel gefunden habe. Sie enthalten nach Bergmanns Analyse 55 Kieselerde, 39 Alaunerde, und 6 Kalkerde, also keine Spur von Eisen; (dagegen zeigen sie nach Hrn. von Beroldingen in den Vulkanen älterer und neuerer Zeiten Thl. 2. S. 264. Spuren von Bittersalzerde,) dem vulkanischen Feuer ausgesetzt entfärben sie sich nicht, sondern nehmen oft die Farbe der Hauptmasse an, in der sie eingewachsen sind. Sie finden sich theils derb, theils kristallisirt, häufig in Kalkstein und zwar in Drusen. -- Nach Rez. eigener Beobachtung erscheinen die Leuciten in folgenden Gebirgsarten eingemengt: im Basalte vornämlich mit gemeinem Olivine, basaltischer Hornblende, und bräunlichschwarzem Glimmer (Nosens Leucitbasalte;) im Grünsteine mit Feldspathe; im Porphyre (Nosens Leucitporphyre), dessen Grundmasse theils verhärteter Thon, theils Pechstein, theils Obsidian ist. Vergleiche hiermit die lehrreichen Beyträge zu den Vorstellungsarten über vulkanische Gegenstände S. 246. Rez. glaubt, daß es unbequemer sey, Porphyre nach den eingemengten Fossilien (deren sie oft mehrere zugleich enthalten) als nach den Grundmassen zu benennen. Der Ausdruck Leucitporphyr neben den älteren, Hornstein, Pechsteinporphyr, verführt leicht, auf eine Grundmasse von derbem Leucit zu schließen. 2) Kalkstein, körnig blättricher, und dichter, und Kalkspath. 3) Stinkstein, von verschiedenen Abänderungen der Farbe, alle in größern oder kleinern Massen, welche durch Wasserfluthen zufällig bis an den Fuß des Berges gewälzt sind. (Der Stinkstein findet sich häufig anstehend bey Ragusa in Sizilien, wo an dessen Sohle theils verhärtetes, theils flüßiges Erdpech gesammelt wird. Der Verfasser erwähnt bey dieser Gelegenheit auch des seltenen Cronstedschen Lebersteins, der häufig am Aetna, besonders unfern Paterno vorkommt). 4) Mergel. Die kalkerdigen Gebirgsarten machen überhaupt an [Formel] tel aller, vom Vesuv unversehrt ausgeworfenen Fossilien aus. Sie werden in Italien unter dem täuschenden Namen lave bianche verkauft, und enthalten bisweilen etwas braunen Eisennokker und Eisenglanz. 5) Amianth. Herr Gioeni merkt hierbey sehr richtig an, daß wenn auf die quantitativen Verhältnisse der Bestandtheile gesehen würde, der Amianth unter den Kieselarten stehen müsse. Doch folge er auch dem Grundsatze, bey der Klassifikation auf einen ausgezeichneten karakterisirenden Bestandtheil (aver riguarto ad un certo apparente carattere che le distingue assolutamente dalle altre) Rücksicht zu nehmen. 6) Gemeiner Glimmer in großer Menge, theils lose, theils im Granit, tombackbraun, silberweiß, lauchgrün und bräunlichschwarz, letzterer am häufigsten -- fast immer in 6 seitigen Tafeln kristallisirt. (Rez. merkt hierbey an, daß am Vesuv auch 2 -- 3 Zoll große Massen gemeiner Olivin von körnig abgesonderten Stücken mit bräunlichschwarzem Glimmer gemengt vorkommen.) 7) Krisolithe? lichte grasgrün, in sechsseitigem Säulen mit 6 Flächen zugespitzt. Der Verfasser äußert indeß selbst die Vermuthung, daß die Krisolithe des Vesuvs wohl von den wahren verschieden seyn möchten. 8) Olivine? (Crisoliti in grani) als Gemengtheil verschiedener Gebirgsarten, eingesprengt. 9) Pietre cornee. Herr Nose übersetzt diesen räthselhaften Ausdruck, auf dessen Bestimmung hier viel ankommt, durch horniges Gestein, andere Rezensenten durch Hornstein und Hornschiefer. Uns scheint Herr Gioeni darunter, wie wir aus einer Verbindung mehrerer Stellen (besonders S. 23. u. f.) schließen, im Allgemeinen die Grundmassen einiger der Trapformation zugehörigen Gebirgsarten zu verstehen, hauptsächlich des Grünsteins, des Porphyrschiefers, und derjenigen Basalte, die in verhärteten eisenschüssigen Thon verwittert sind. 10) Strahlstein, gemeiner und glasiger in Kalkstein. (Rez. erinnert sich in England auch schwärzlichgrüne, gemeine Hornblende in dichtem Kalksteine aus dem Hochlande eingesprengt gesehen zu haben.) 11) Schwarze Schörle von mancherley Abänderung der Kristallisation; eine dieser Abänderungen heißt bey den Italienern Sorlo piceo, und scheint sich wegen seiner Durchsichtigkeit dem Turmaline zu nähren. Die schwarzen Schörle kommen in zarten Trümmern im Kalksteine vor. 12) Sorlo? giallo, gelber Schörl? in 6 -- 9 seitigen Säulen, an den Kanten durchscheinend, in einer Gebirgsart, die aus Granaten, Glimmer und Kalkspathe gemengt ist. 13) Granati, Rez. wagt diese Gattung nicht zu bestimmen, wegen Mangelhaftigkeit der äußeren Beschreibungen. Es mögen wirkliche derbe und kristallisirte Granaten, Vesuviane, vielleicht auch Olivine darunter verstanden werden. 14) Zeolithe werden hier mit aufgezählt, obgleich der Verf. der Meynung ist, daß etwas vulkanische Erde (von verwitterten Laven?) in ihre Mischung komme. Die vesuvischen Zeolithe erscheinen theils in Mandelsteinen, theils in den Drusen des Kalksteins, oft mit gemeinem Strahlsteine überzogen. 15) Gemeiner Feldspath in Graniten, Porphyren und verschiedenen Drusenhölen, auch schörl- und zeolithartiger (?) Feldspath. 16) Petroselce, (Nosens Hornquarz?) aus Beschreibung schwer zu erkennen, etwa Quarz, der in splittrigen Hornstein übergeht. 17) Quarz in Granit, auch kristallisirt in Drusen von Kalkstein. 18) Pietre di roccia, ebenfalls schwer zu erkennen, meistens Glimmerschiefer, Syenite und verwitterte Granite, welche vielleicht mit Trümern von andern Fossilien durchzogen sind, die Hr Gioeni für wesentliche Gemengtheile angiebt. Denn er versichert: man sey jetzt von der Meynung zurückgekommen, daß der Granit nur aus Feldspath, Quarz und Glimmer bestehe, und wisse vielmehr daß ihm Strahlstein, Granaten, Topfstein, Eisen, Hornblende, kalkerdige Substanzen, Schörl, Amianth, und Spekstein wesentlich zugehörten -- Glimmerschiefer mit Krisolith (? etwa, grüner Granat). 19) Sandstein mit kalkigem Bindemittel und eingemengtem schwarzen Schörl. 20) Unvulkanische Breccien, weit älter als die vulkanischen. -- Alle diese Primordialfossilien scheinen beym ersten Ausbruche des Vulkans durch die bloße Elastizität der gepreßten Luft ausgeworfen zu sein. (Rez. muß am Schluße dieses Abschnitts erinnern, daß in den Mandelsteinen, Grünsteinen und Glimmerschiefern des unteren Italiens gewiß mehrere einfache Fossilien vorkommen, welche ein systematischer Oryktognost als eigene Gattungen erkennen würde. Herr Werner hat sehr glücklich den Olivin und Augit, vom Krisolithe, den Leucit und Vesuvian vom Granate getrennt. Aus Gioeni's, Valenziani's, und anderer Beschreibung vom Feldspath, Krisolith, Granat und Zeolith erhellet deutlich, daß unter denselben Substanzen versteckt sind, die zu keiner dieser Gattungen gezählt werden können, und wie das Müllersche Glas, Links Hyalith, Mitteldinge zwischen Kalzedon und Opal sind. Warum sollten auch die Namen, welche wir für die Fossilien des nördlichen Europas gebildet haben, auf alle des südlichen passen?) Die Grundmasse des Porphyrschiefers verdiente als einfaches Fossil chemisch analysirt zu werden. oder vielleicht (was so oft verwechselt wird) mit basaltischer Hornblende wie bey Trzeblitz in Böhmen. S. Geogn. Beobacht über das Mittelgebirge, im Bergm. Journ. 1792. B. 1. S. 256. von dem wir jetzt zwey Arten, den gemeinen (Bergm. Journ. 1790. S. 66.) und den blattrichen (a. a. O. 1792. S. 242) kennen. B) Laven. Unser Verfasser definirt sie, als Fossilien, welche von ihrer ursprünglichen Lagerstädte hinweggerissen, und von dem vulkanischen Feuer dergestalt verändert worden sind, daß ihr voriger Zustand bald mehr bald weniger erkennbar ist. Noch ist uns Deutschen wohl kein Geognost bekannt, welcher so vorsichtig in Bestimmung der Laven ist, als Herr Gioeni. Er warnt überall vor dem Fehler, die kompakten Laven mit den Primordialfossilien zu verwechseln. Er unterscheidet sehr genau zwischen dem eigentlichen Basalte (wie der vom Rhein, von Schottland etc.) und den italinischen säulenförmigen Laven. Er fühlt, wie bedenklich es sey, beyde mit einander zu verwechseln. Zwar hält er, ohne seine Gründe anzugeben, den Basalt auch für ein vulkanisches Erzeugniß, doch setzt er hinzu, daß es schiene als hätten die jetzigen Vulkane die Fähigkeit verloren, Basalt hervorzubringen. Sembra, heißen die merkwürdigen Worte, che i Vulcani a di nostri non abiano piu la facolta di produrne. Daß die wirklichen Laven eine Neigung hätten sich in regelmäsige Gestalten zusammenzuziehen, sey unleugbar. Ja die Erscheinung, welche feuchte Thonerde täglich darbiete, indem sie sich beym Trocknen zu divisioni angolose e regolari bilde, entlöse das ganze Räthsel. Die Meynung, daß die Laven nur dann säulenförmig wären, wenn sie im Meere erkalteten, gründe sich auf einseitige Beobachtungen. Man finde sie unter Verhältnissen (z. B. am Crater des Aetna,) mitten in unförmlichen Lavaströhmen, die dies sehr unwahrscheinlich machten. Basalt sey gar nicht am Vesuv zu finden. Die verrufenen Basalte von Parco reale di Portici wären nichts als eine unförmliche Masse kompakter Lava, die in unregelmäsige Klüfte gesprungen sey, aus denen trapezoidische, vierseitige, und andere abgesonderte Stücke entständen. Selbst die Basalte, welche der Ritter Hamilton gleich nach dem Ausbruche des Vesuvs von 1779 sammelte, sind blos säulenförmige Laven. Hingegen besteht, wie dem Verf. eine vieljähtige Beobachtung gelehrt hat, das ganze Innere des Aetna aus ächtem Basalte, über den die spätern Laven geströhmt sind -- ein Faktum, welches für Hrn. Werners Theorie von dem Ursprunge des vulkanischen Feuers nur zu laut spricht. Den Trap der Schweden erklärt Hr. Gioeni für nassen Ursprungs, ahndet aber aus Unkenntniß dieser Gebirgsart nicht, daß er damit seiner vorigen Behauptung von der Vulkanität des Basalts und Grünsteins widerspricht. Alle vesuvische Laven haben entweder petroselce, pietra cornea oder derben Granat zur Grundmasse. In dem ersteren sind hauptsächlich Feldspathkristalle, in dem zweyten Schörle eingemengt. Sollte der Verfasser hier nicht auf Hornsteinporphyre und Grünsteine hindeuten? Sollte sein rother derber Granat mit eingesprengten Leuciten nicht oft Pechstein seyn? C) Vulkanische Gläser und Bimssteine. Alle Bimssteine finden sich am Fuße des Vesuv, nahe am Meere. Die letztern Ausbrüche haben keine geliefert, daher ist ihr Ursprung so ungewiß. Sie gehören nach Hrn. Gioeni zu den fasrigen Verglasungen (vitrificationi filamentose), und zeigen oft, daß sie ursprünglich eine schiefrige Gebirgsart waren. Sie enthalten, wiewohl selten, Glimmer, Feldspath und schwarzen Schörl. D) Tuffe, welche nicht in der Gestalt ausgeworfen werden, in welcher sie jetzt erscheinen, sondern durch Infiltrazionen von Thon- und Bittersalzerde zusammen geküttet sind. H -- t.