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Alexander von Humboldt: „Saggio di Litologia Vesuviana dedicato A. S. M. la Regina delle due Sicilie dal Cav. Giuseppe Gioeni de Duchi d’Angio Napoli 1790. (300 Seiten) 8. [Besprechung]“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1792-Saggio_di_Litologia-1> [abgerufen am 24.04.2024].

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Titel Saggio di Litologia Vesuviana dedicato A. S. M. la Regina delle due Sicilie dal Cav. Giuseppe Gioeni de Duchi d’Angio Napoli 1790. (300 Seiten) 8. [Besprechung]
Jahr 1792
Ort Freiberg; Annaberg
Nachweis
in: Bergmännisches Journal 5:1:5 (Mai 1792), S. 449–464.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (mit rund-r, Umlaute mit superscript-e); Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Schriftgradvergrößerung; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: I.25
Dateiname: 1792-Saggio_di_Litologia-1
Statistiken
Seitenanzahl: 16
Zeichenanzahl: 21193

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Saggio di Litologia Vesuviana dedi-cato A. S. M. la Regina delle due Sicilie dal Cav. Giuseppe Gioeni de Duchi d’Angio Napoli 1790. (300 Seiten) 8.

mit dem Motto: Immensa et improba Na-turæ portio, et in qua dubium ſit pluraneabſumat an pariat. Plin. — Zu einer Zeit,in der man die Geſchichte der Vulkane in ihren aͤchten, und fabelhaften Denkmaͤlern ſo eif-rigſt ſtudirt, in welcher dieſelbe den Verſtand und die Einbildungskraft ſo vieler Gelehrtenbeſchaͤftigt, zu einer ſolchen Zeit glauben wir kei-ner Entſchuldigung zu beduͤrfen, wenn wir dieAnzeige einer geognoſtiſchen Schrift nachholen,die zwar ſchon vor zwey Jahren erſchien, aber in Deutſchland noch ſelten und wenig gekannt iſt.Der Cavaliere Gioeni, der ſich durch die muͤh-ſamſten Unterſuchungen um die Mineralogie ſei-nes Vaterlandes verdient gemacht hat, liefert inderſelben das erſte vollſtaͤndige Verzeichniß der veſuviſchen Foſſilien. Er unterſcheidet ſich vorandern Gelehrten, welche eben dieſen Gegenſtand |450| bearbeitet haben, durch groͤßere Beſtimmtheit desAusdrucks und vorzuͤglich durch ſorgfaͤltige Ab-ſonderung der von dem Vulkane ausgeworfenenSteinarten, von den unvulkaniſchen, die das un-terirdiſche Feuer durchbrochen und wenig oder garnicht veraͤndert hat. Wir werden ihn daher in denintereſſanteſten Theilen ſeiner Schrift verfolgen. Fuͤr die, in den letzten beyden Jahrzehendenin Deutſchland ſo beſtrittenen Gebirgsarten der Trapformazion, Baſalt, Gruͤnſtein, Wakkeund poroͤſen Mandelſtein, ja ſelbſt fuͤr die jetzt we-niger raͤthſelhaften pſeudovulkaniſchen Erzeug-niſſe, iſt das Studium italieniſcher Vulkane viel-leicht nicht ſo aufklaͤrend, als das der islaͤndiſchenHraunen und Erdbraͤnde. Denn die Naturſcheint in jenem entfernten Eilande gleichſam nochin den Revolutionen begriffen zu ſeyn, welche eingroßer Theil unſerer Nordlaͤnder erlitten. Dorttreffen wir die Spuren gleichſam noch friſch undunverkennbar, die bey uns ein graues Alterthumverwiſcht hat. In den geognoſtiſchen Unterſuchun-gen kann die analogiſche Schlußart am ſicherſtenleiten. So interreſſant es daher auch iſt, die Ui-bereinſtimmung jener Verhaͤltniſſe aufzufinden, ſoiſt es doch zugleich nicht minder lehrreich, an dem Veſuv und Aetna zu beobachten, wie groß derAbſtand ſey, zwiſchen den periodiſchen Aus-bruͤchen ihres verſchlakkenden Feuers und denPhaͤnomenen, welche unſere brennenden Stein-kohlenfloͤze darbieten. |451| Der Cavaliere Gioeni faͤngt ſeine orographi-ſche Beſchreibung des Veſuvs mit allgemeinenBetrachtungen uͤber den Nutzen der Mineralogiean. Er ſucht darin zu beweiſen, daß ſie die Mut-ter aller Wiſſenſchaften (?) und techniſchen Kuͤnſteſey, ja ſelbſt, (wie er ſich kuͤhn ausdruͤckt,) daß dieGegenſtaͤnde, welche die Natur auf der Oberflaͤcheder Erde hervorbringt, weniger wichtig, (men’importanti) als diejenigen waͤren, welche ſie inihrem Innern verſteckt. Er bemerkt, (und dasallerdings wichtiger,) daß wir den Vulkanen diefruͤheſte Aufklaͤrung uͤber die phyſikaliſche Be-ſchaffenheit unſers Planeten verdanken, da ihreauffallenden Wuͤrkungen den menſchlichen For-ſchungsgeiſt auf geognoſtiſche Unterſuchungen lei-teten, und ſchon in den erſten Zeiten der Rohheitund Unkultur die Ideen uͤber Feuer, Waͤrme-ſtoff ꝛc. entwickeln halfen. — Er klagt uͤber diegeringe Zahl von Gelehrten, welche ſich bis jetztnoch in Italien mit irgend einem Theile der Mi-neralogie beſchaͤftigen, und geſteht offenherzig ge-nug, „daß das Studium der Vulkane in ſeinem„Vaterlande noch in der Kindheit liege“ (lo ſtu-dio de’ Volcani e tutt’ ora bambino in queſtenoſtre contrade). In einem Zeitraume von an-derthalb Jahrhunderten ſind uͤber den Veſuvallein an 200 Schriften erſchienen, welche aberalle mehr eine Geſchichte der Ausbruͤche als wuͤrk-liche geognoſtiſche Beobachtungen enthalten. Mitdem Profeſſor Serao und dem Pater la Torre, |452| den Verfaſſern des Comment. de Veſuvii confla-gratione, quæ menſe Majo anno 1737 accidit, und der Hiſtoire des Phenomenes du Vesuve Naples 1771, faͤngt gewiſſermaßen eine beſſerePeriode an. Ihr gluͤcklicher Nachfolger war derRitter William Hamilton, der in ſeinem Werke Campi Phlegraei ein großes Denkmal ſeines un-ermuͤdeten Eifers im Forſchen und ſeiner edlenKuͤhnheit aufſtellte. Schade nur, daß ſeine wich-tigen Beobachtungen uns noch keine allgemeineUiberſicht der Gebirgsarten, aus welchen der Veſuv urſpruͤnglich beſteht, ihres Verhaͤltniſſesgegen einander, ihrer Verbreitung und Lagerunggewaͤhrt! Gleichzeitig mit dem Ritter Hamilton und mit nicht minderer Beharrlichkeit unterſuchteder Profeſſor Giuseppe Vairo den Krater des Veſuvs, die Solfatara di Pozzuoli und anderebenachbarte Gegenden. Seine akademiſchen Be-ſchaͤftigungen haben ihn bisher gehindert, dieFruͤchte ſeiner vielfaͤltigen Reiſen dem Publikummitzutheilen und wir haben eine anſehnliche Be-reicherung der Geognoſie noch von ihm zu erwarten.Der Cavaliere Gioeni zaͤhlt die nutzbaren Foſſilienauf, welche ſich in der Naͤhe von Vulkanen befin-den. Er haͤlt mit Bowles das Platin fuͤr einErzeugniß des unterirdiſchen Feuers, fuͤr ein in-niges Gemenge von Eiſen und Gold, wogegenaber alle neuen chemiſchen Zerlegungen ſtreiten.Er erwaͤhnt der ſogenannten gemme de Volca-ni, der Hiazinthen, Kriſolithe (Olivine?), der |453| enhydriſchen Kalzedone, welche Plinius lib.XXXVII. c. II. beſchreiben ſoll, (in quibus flu-ctuat velut in ovis liquor,) bey denen es aberwohl noch nicht ſo ganz entſchieden ſeyn moͤchte,ob das Waſſer durch feine Ritzen eingeſieckert odernicht vielmehr (wie im Baſalt) mit der Bildungdes Foſſils gleichzeitig ſey, der Granaten, Sa-phire, Olivine, Hiazinthen, Eiſenſand, welcheHr. Faujas de St. Fond bey Puy in Vivarais und Expally in Velay fand. Das Vorkommen derletzteren zeigte voͤllig dieſelben Verhaͤltniſſe, unterdenen ſie in Boͤhmen bey Meronitz, und zwiſchen Trzeblitz und Podſedlitz erſcheinen. Ein aufmerk-ſamer Beobachter der Natur kann ſie unmoͤglichfuͤr Produkte des Feuers halten. Sie tragen alleSpuren aufgeſchwemter Schichten an ſich, undwenn es wahrſcheinlich iſt, daß ſie urſpruͤnglich inGebirgsarten der Trapformazion eingewachſenwaren, ſo hat ihr Zuſammentreffen mit Stein-kohlenfloͤzen, Porzellanjaspiſſen, gebranten Tho-nen, verſchlakten Baſalten und Porphyrſchiefer ꝛc.weniger raͤthſelhaftes. — Der Aetna, die Aeo-liſchen Inſeln und die Campi flegraei von Cam-panien ſind ſehr arm an den ſogenannten vulkani-ſchen Edelſteinen, welches indeß nicht ſowohl vonder Beſchaffenheit des dort tobenden Feuers, alsvielmehr von der Natur der Gebirgslager herge-ruͤhrt, welche das Feuer durchbrach. Die Exiſtenzder Hyazinthen vom Veſuv, deren der verewigte Ferber erwaͤhnt, bezweifelt Gioeni gaͤnzlich. Er |454| verſichert, daß dieſer Gelehrte entweder fluͤchtigbeobachtet habe, oder von einem Foſſilienhaͤndlerbetrogen worden ſey. Unter die Erzeugniſſe derVulkane werden hier auch Vitriol, Alaun undSchwefel gerechnet. Der Beweis fuͤr die Ent-ſtehung des erſteren moͤchte im Allgemeinen ſchwerzu fuͤhren ſeyn. Scheinen ſie nicht vielmehr aͤlterals das vulkaniſche Feuer, und der Floͤzformazionzuzugehoͤren, in welcher wahrſcheinlich der Brenn-ſtoff ſelbſt enthalten war? — Der Alaun desſuͤdlichen Italiens wurde ſeit den aͤlteſten Zeitenbenutzt. Des Lipariſchen erwaͤhnt Diodor. Sicu-lus lib. 5. c. 10. und Plin. lib. 35. c. 23. Dieberuͤhmten Alaunwerke bey Ischia und dem lagod’ Agnano ſind ſeit dem 16 Jahrhunderte ganzeingegangen. Dagegen hat ſich das neue Werkin der Solfatara, welches der Abt Fortis beſchrei-ben wird, betraͤchtlich erweitert. Ein Alaunneuerer Entſtehung zeigt ſich in einer im vulkani-ſchen Tuff gehauenen Grotte bey Miſeno, wo dieWaͤnde damit uͤberzogen ſind. Den Charaktereines ausgebranten Vulkans ſetzt der Cavaliere Gioeni in der iſolirten Lage eines Berges, undſeiner koniſchen Geſtalt!! Der P. della Torre hielt den Veſuv fuͤr einen Berg, „wie viele an-„dere, aus uranfaͤnglichen Gebirgsarten und„Floͤzſchichten zuſammengeſetzt, die von einem„neptuniſchen Urſprunge zeugten, und blos durch„das Feuer umgewandelt, zerſtoͤrt und durchbro-„chen waͤren.“ Herr Gioeni hingegen verſichert, |455| daß dieſe Behauptung ſich auf falſche Beobachtun-gen gruͤnde, daß das Innere des Berges zerruͤt-tet, der Veſuv nach und nach durch Laven aufge-haͤuft, und unter dem Meere, wie der Monte nu-ovo im Lago di Lucrino, emporgeſtiegen ſey!Freylich wurden, nach ihm, bey dieſem Empor-ſteigen auch die tiefſten uranfaͤnglichen Lager oderFloͤzſchichten durchbrochen, deren Truͤmmer jetztin der umherliegenden Gegend zerſtreuet ſind.Doch traͤgt alles, was jetzt am Veſuv zu Tage,ausſteht, deutliche Spuren einer blos vulkaniſchenErzeugung! Er theilt die vom Veſuv ausgeworfenen Sub-ſtanzen in 1) Primordialfoſſilien, das ſind ſolche,welche dem vulkaniſchen Feuer praͤexiſtirten undvon demſelben unveraͤndert geblieben ſind, 2) La-ven, 3) Verglaſungen und Bimsſteine, 4) Brec-cien und Tuffe. A) Der Veſuv iſt, nach unſerm Verfaſſer,der einzige (?) brennende Vulkan, welcher dieſeerſte Klaſſe von Produkten liefert. Am Aetna,auf den Aeoliſchen Inſeln, am Hekla, ſey keinFelsſtuͤck vorhanden, das nicht wenigſtens denAnfang einer Verſchlackung zeigte. Die Primor-dialfoſſilien liegen faſt alle an dem Abhange derBerge Somma und Ottajano und dem angren-zenden Thale. Sie ruhen auf bloßer Damm-erde, wie auf Lavaſtroͤhmen, ſcheinen auf einmalausgeworfen zu ſeyn, und zwar in der fruͤheſten |456| Periode. Unter Soſtanze primordiali werdenhier gezaͤhlt: 1) Ferbers Schoͤrlgranaten, oder Borns Ba-ſaltes cristalliſati granatiformes mobiles inſcoria ſolida, oder Bergmanns weiße veſuviſcheGranaten, oder Gioeni’s granati bianchi di Na-poli, oder Noſens Weißſpathe (vielleicht auch deſ-ſen Glasfeldſpathe) oder Werners Leucite. UnſerVerfaſſer widerlegt hier die Meynung des Herrn Sage, der Romè de l’Isle, Faujas de St. Fond und viele andere beytraten, daß die Leucite durchFeuer und Saͤuren entfaͤrbte Granaten waͤren. Ernimmt ſie fuͤr eine urſpruͤnglich weiße, eigene Stein-gattung an (che conſtituisce una nuova ſpeziein Mineralogia) die er als Beſtandtheile desGranits (doch wohl des Porphyrartigen?) undanderer gemengten unvulkaniſchen Gebirgsartenim ganzen ſuͤdlichen Neapel gefunden habe. Sieenthalten nach Bergmanns Analyſe 55 Kieſel-erde, 39 Alaunerde, und 6 Kalkerde, alſo keineSpur von Eiſen; (dagegen zeigen ſie nach Hrn.von Beroldingen in den Vulkanen aͤlterer undneuerer Zeiten Thl. 2. S. 264. Spuren vonBitterſalzerde,) dem vulkaniſchen Feuer ausge-ſetzt entfaͤrben ſie ſich nicht, ſondern nehmen oftdie Farbe der Hauptmaſſe an, in der ſie einge-wachſen ſind. Sie finden ſich theils derb, theilskriſtalliſirt, haͤufig in Kalkſtein und zwar in Dru-ſen. — Nach Rez. eigener Beobachtung erſchei- |457| nen die Leuciten in folgenden Gebirgsarten einge-mengt: im Baſalte vornaͤmlich mit gemeinemOlivine, baſaltiſcher Hornblende, und braͤunlich-ſchwarzem Glimmer (Noſens Leucitbaſalte;) im Gruͤnſteine mit Feldſpathe; im Porphyre (No-ſens*) Leucitporphyre), deſſen Grundmaſſe theilsverhaͤrteter Thon, theils Pechſtein, theils Obſi-dian iſt. Vergleiche hiermit die lehrreichen Bey-traͤge zu den Vorſtellungsarten uͤber vulka-niſche Gegenſtaͤnde S. 246. 2) Kalkſtein, koͤrnig blaͤttricher, und dichter,und Kalkſpath. 3) Stinkſtein, von verſchiedenen Abaͤnde-rungen der Farbe, alle in groͤßern oder kleinernMaſſen, welche durch Waſſerfluthen zufaͤllig bisan den Fuß des Berges gewaͤlzt ſind. (DerStinkſtein findet ſich haͤufig anſtehend bey Raguſa in Sizilien, wo an deſſen Sohle theils verhaͤr-tetes, theils fluͤßiges Erdpech geſammelt wird.Der Verfaſſer erwaͤhnt bey dieſer Gelegenheitauch des ſeltenen Cronſtedſchen Leberſteins, derhaͤufig am Aetna, beſonders unfern Paterno vor-kommt). 4) Mergel. Die kalkerdigen Gebirgs-
*) Rez. glaubt, daß es unbequemer ſey, Porphyre nachden eingemengten Foſſilien (deren ſie oft mehrerezugleich enthalten) als nach den Grundmaſſen zu be-nennen. Der Ausdruck Leucitporphyr neben den aͤlte-ren, Hornſtein, Pechſteinporphyr, verfuͤhrt leicht, aufeine Grundmaſſe von derbem Leucit zu ſchließen.
|458| arten machen uͤberhaupt an \( \frac{2}{3} \)tel aller, vom Ve-ſuv unverſehrt ausgeworfenen Foſſilien aus. Siewerden in Italien unter dem taͤuſchenden Namen lave bianche verkauft, und enthalten bisweilenetwas braunen Eiſennokker und Eiſenglanz. 5) Amianth. Herr Gioeni merkt hierbey ſehrrichtig an, daß wenn auf die quantitativen Ver-haͤltniſſe der Beſtandtheile geſehen wuͤrde, derAmianth unter den Kieſelarten ſtehen muͤſſe.Doch folge er auch dem Grundſatze, bey der Klaſ-ſifikation auf einen ausgezeichneten karakteriſiren-den Beſtandtheil (aver riguarto ad un certoapparente carattere che le diſtingue aſſoluta-mente dalle altre) Ruͤckſicht zu nehmen. 6) Gemeiner Glimmer in großer Menge, theilsloſe, theils im Granit, tombackbraun, ſilberweiß,lauchgruͤn und braͤunlichſchwarz, letzterer am haͤu-figſten — faſt immer in 6 ſeitigen Tafeln kriſtal-liſirt. (Rez. merkt hierbey an, daß am Veſuvauch 2 — 3 Zoll große Maſſen gemeiner Oli-vin von koͤrnig abgeſonderten Stuͤcken mit braͤun-lichſchwarzem Glimmer gemengt vorkommen.)7) Kriſolithe? lichte grasgruͤn, in ſechsſeiti-gem Saͤulen mit 6 Flaͤchen zugeſpitzt. Der Ver-faſſer aͤußert indeß ſelbſt die Vermuthung, daß dieKriſolithe des Veſuvs wohl von den wahren ver-ſchieden ſeyn moͤchten. 8) Olivine? (Cri-ſoliti in grani) als Gemengtheil verſchiedenerGebirgsarten, eingeſprengt. 9) Pietre cornee. |459| Herr Noſe uͤberſetzt dieſen raͤthſelhaften Ausdruck,auf deſſen Beſtimmung hier viel ankommt, durchhorniges Geſtein, andere Rezenſenten durchHornſtein und Hornſchiefer. Uns ſcheint Herr Gioeni darunter, wie wir aus einer Verbindungmehrerer Stellen (beſonders S. 23. u. f.) ſchließen,im Allgemeinen die Grundmaſſen einiger der Trapformation zugehoͤrigen Gebirgsarten zuverſtehen, hauptſaͤchlich des Gruͤnſteins, des Porphyrſchiefers, *) und derjenigen Baſalte, die in verhaͤrteten eiſenſchuͤſſigen Thon verwittertſind. 10) Strahlſtein, gemeiner und glaſigerin Kalkſtein. (Rez. erinnert ſich in England auchſchwaͤrzlichgruͤne, gemeine Hornblende in dichtemKalkſteine aus dem Hochlande eingeſprengt geſehenzu haben.) 11) Schwarze Schoͤrle von man-cherley Abaͤnderung der Kriſtalliſation; eine die-ſer Abaͤnderungen heißt bey den Italienern Sorlopiceo, und ſcheint ſich wegen ſeiner Durchſichtig-keit dem Turmaline zu naͤhren. Die ſchwarzenSchoͤrle kommen in zarten Truͤmmern im Kalk-ſteine vor. 12) Sorlo? giallo, gelber Schoͤrl?in 6 — 9 ſeitigen Saͤulen, an den Kanten durch-ſcheinend, in einer Gebirgsart, die aus Granaten,Glimmer und Kalkſpathe gemengt iſt. 13) Gra-nati, Rez. wagt dieſe Gattung nicht zu beſtim-men, wegen Mangelhaftigkeit der aͤußeren Be-
*) Die Grundmaſſe des Porphyrſchiefers verdiente alseinfaches Foſſil chemiſch analyſirt zu werden.
|460| ſchreibungen. Es moͤgen wirkliche derbe und kri-ſtalliſirte Granaten, Veſuviane, vielleicht auch Oli-vine darunter verſtanden werden. 14) Zeolithe werden hier mit aufgezaͤhlt, obgleich der Verf.der Meynung iſt, daß etwas vulkaniſche Erde(von verwitterten Laven?) in ihre Miſchung kom-me. Die veſuviſchen Zeolithe erſcheinen theilsin Mandelſteinen, theils in den Druſen des Kalk-ſteins, oft mit gemeinem Strahlſteine uͤberzogen.15) Gemeiner Feldſpath in Graniten, Por-phyren und verſchiedenen Druſenhoͤlen, auchſchoͤrl- und zeolithartiger (?) Feldſpath. 16) Pe-troſelce, (Noſens Hornquarz?) aus Beſchrei-bung ſchwer zu erkennen, etwa Quarz, der in ſplitt-rigen Hornſtein uͤbergeht. 17) Quarz in Gra-nit, auch kriſtalliſirt in Druſen von Kalkſtein. 18) Pietre di roccia, ebenfalls ſchwer zu erkennen,meiſtens Glimmerſchiefer, Syenite und verwitterteGranite, welche vielleicht mit Truͤmern von andernFoſſilien durchzogen ſind, die Hr Gioeni fuͤr we-ſentliche Gemengtheile angiebt. Denn er verſichert:man ſey jetzt von der Meynung zuruͤckgekommen,daß der Granit nur aus Feldſpath, Quarz undGlimmer beſtehe, und wiſſe vielmehr daß ihmStrahlſtein, Granaten, Topfſtein, Eiſen, Horn-blende, kalkerdige Subſtanzen, Schoͤrl, Amianth,und Spekſtein weſentlich zugehoͤrten — Glimmer-ſchiefer mit Kriſolith (? etwa, gruͤner Granat). 19) Sandſtein mit kalkigem Bindemittel und ein- |461| gemengtem ſchwarzen Schoͤrl*). 20) Unvulka-niſche Breccien, weit aͤlter als die vulkani-ſchen. — Alle dieſe Primordialfoſſilien ſcheinenbeym erſten Ausbruche des Vulkans durch diebloße Elaſtizitaͤt der gepreßten Luft ausgeworfenzu ſein. (Rez. muß am Schluße dieſes Abſchnittserinnern, daß in den Mandelſteinen, Gruͤnſteinenund Glimmerſchiefern des unteren Italiens gewißmehrere einfache Foſſilien vorkommen, welche einſyſtematiſcher Oryktognoſt als eigene Gattungenerkennen wuͤrde. Herr Werner hat ſehr gluͤck-lich den Olivin **) und Augit, vom Kriſolithe,den Leucit und Veſuvian vom Granate getrennt.Aus Gioeni’s, Valenziani’s, und anderer Be-ſchreibung vom Feldſpath, Kriſolith, Granat undZeolith erhellet deutlich, daß unter denſelben Sub-ſtanzen verſteckt ſind, die zu keiner dieſer Gattun-gen gezaͤhlt werden koͤnnen, und wie das Muͤl-lerſche Glas, Links Hyalith, Mitteldinge zwi-ſchen Kalzedon und Opal ſind. Warum ſolltenauch die Namen, welche wir fuͤr die Foſſilien des noͤrdlichen Europas gebildet haben, auf alle desſuͤdlichen paſſen?)

*) oder vielleicht (was ſo oft verwechſelt wird) mit baſal-tiſcher Hornblende wie bey Trzeblitz in Boͤhmen. S.Geogn. Beobacht uͤber das Mittelgebirge, im Bergm.Journ. 1792. B. 1. S. 256.**) von dem wir jetzt zwey Arten, den gemeinen(Bergm. Journ. 1790. S. 66.) und den blattri-chen (a. a. O. 1792. S. 242) kennen.
|462| B) Laven. Unſer Verfaſſer definirt ſie, alsFoſſilien, welche von ihrer urſpruͤnglichen Lager-ſtaͤdte hinweggeriſſen, und von dem vulkaniſchenFeuer dergeſtalt veraͤndert worden ſind, daß ihrvoriger Zuſtand bald mehr bald weniger erkenn-bar iſt. Noch iſt uns Deutſchen wohl kein Geo-gnoſt bekannt, welcher ſo vorſichtig in Beſtim-mung der Laven iſt, als Herr Gioeni. Er warntuͤberall vor dem Fehler, die kompakten Laven mitden Primordialfoſſilien zu verwechſeln. Er un-terſcheidet ſehr genau zwiſchen dem eigentlichen Baſalte (wie der vom Rhein, von Schottland ꝛc.)und den italiniſchen ſaͤulenfoͤrmigen Laven.Er fuͤhlt, wie bedenklich es ſey, beyde mit einan-der zu verwechſeln. Zwar haͤlt er, ohne ſeineGruͤnde anzugeben, den Baſalt auch fuͤr ein vul-kaniſches Erzeugniß, doch ſetzt er hinzu, daß esſchiene als haͤtten die jetzigen Vulkane dieFaͤhigkeit verloren, Baſalt hervorzubrin-gen. Sembra, heißen die merkwuͤrdigen Worte, che i Vulcani a di noſtri non abiano più lafacoltà dì produrne. Daß die wirklichen Laveneine Neigung haͤtten ſich in regelmaͤſige Geſtal-ten zuſammenzuziehen, ſey unleugbar. Ja dieErſcheinung, welche feuchte Thonerde taͤglichdarbiete, indem ſie ſich beym Trocknen zu divi-ſioni angoloſe e regolari bilde, entloͤſe das ganzeRaͤthſel. Die Meynung, daß die Laven nur dannſaͤulenfoͤrmig waͤren, wenn ſie im Meere erkalteten, |463| gruͤnde ſich auf einſeitige Beobachtungen. Manfinde ſie unter Verhaͤltniſſen (z. B. am Crater des Aetna,) mitten in unfoͤrmlichen Lavaſtroͤhmen, diedies ſehr unwahrſcheinlich machten. Baſalt ſeygar nicht am Veſuv zu finden. Die verrufenenBaſalte von Parco reale di Portici waͤren nichtsals eine unfoͤrmliche Maſſe kompakter Lava, diein unregelmaͤſige Kluͤfte geſprungen ſey, aus de-nen trapezoidiſche, vierſeitige, und andere abge-ſonderte Stuͤcke entſtaͤnden. Selbſt die Baſalte,welche der Ritter Hamilton gleich nach dem Aus-bruche des Veſuvs von 1779 ſammelte, ſind blosſaͤulenfoͤrmige Laven. Hingegen beſteht, wie dem Verf. eine vieljaͤh-tige Beobachtung gelehrt hat, das ganze Inneredes Aetna aus aͤchtem Baſalte, uͤber den die ſpaͤ-tern Laven geſtroͤhmt ſind — ein Faktum, wel-ches fuͤr Hrn. Werners Theorie von dem Urſprun-ge des vulkaniſchen Feuers nur zu laut ſpricht.Den Trap der Schweden erklaͤrt Hr. Gioeni fuͤr naſſen Urſprungs, ahndet aber aus Unkennt-niß dieſer Gebirgsart nicht, daß er damit ſeinervorigen Behauptung von der Vulkanitaͤt des Ba-ſalts und Gruͤnſteins widerſpricht. Alle veſuvi-ſche Laven haben entweder petroſelce, pietracornea oder derben Granat zur Grundmaſſe. Indem erſteren ſind hauptſaͤchlich Feldſpathkriſtalle,in dem zweyten Schoͤrle eingemengt. Sollteder Verfaſſer hier nicht auf Hornſteinporphyre |464| und Gruͤnſteine hindeuten? Sollte ſein rotherderber Granat mit eingeſprengten Leuciten nichtoft Pechſtein ſeyn? C) Vulkaniſche Glaͤſer und Bimsſteine. Alle Bimsſteine finden ſich am Fuße des Veſuv,nahe am Meere. Die letztern Ausbruͤche habenkeine geliefert, daher iſt ihr Urſprung ſo ungewiß.Sie gehoͤren nach Hrn. Gioeni zu den faſrigenVerglaſungen (vitrificationi filamentoſe), undzeigen oft, daß ſie urſpruͤnglich eine ſchiefrige Ge-birgsart waren. Sie enthalten, wiewohl ſelten,Glimmer, Feldſpath und ſchwarzen Schoͤrl. D) Tuffe, welche nicht in der Geſtalt aus-geworfen werden, in welcher ſie jetzt erſcheinen,ſondern durch Infiltrazionen von Thon- undBitterſalzerde zuſammen gekuͤttet ſind.

H — t.