Anzeige. Herr von Beroldingen erwaͤhnt in ſeiner uͤberaus intereſſanten und lehrreichen Schrift uͤber die Vulkane Th. 1. S. 285. des Vorkommens des Waſſers in den Unkler Baſalten — ein Vorkommen, das ich zuerſt in einer eigenen Abhandlung in Hrn. Crells chem. Annalen 1790 St. 5. S. 414. und nachmals in meinen Miner. Beob. uͤber einige Baſalte am Rhein (doch beide male anonymiſch) bekannt gemacht habe. Er wuͤnſcht im Namen des ſich belehren wollenden mineralogiſchen Publikums zu wiſſen, „an wen man ſich wegen dieſer ſonderbaren, von ſo vielen gelehrten Naturforſchern nicht bemerkten Erſcheinung zu halten habe.“ Da ich durch den litterariſchen Streit uͤber die Aegyptiſchen Alterthuͤmer, welchen Herr Witte gegen die Herren Niebuhr und Ebeling und gegen mich ſo lebhaft gefuͤhrt, ohnedies laͤngſt veranlaßt wurde, mich ſelbſt als den Verfaſſer der Miner. Beobachtungen oͤffentlich zu nennen, und da jener Aufforderung des Herrn von Beroldingen alſo ſchon dadurch einigermaßen Genuͤge geleiſtet worden iſt, ſo fuͤge ich hier nur die Nachricht hinzu, daß Herr Werner bereits vor einigen Jahren ebenfalls Waſſer in den Baſalten der Pflaſterkante bei Markſuhl entdeckte, woruͤber wir eine intereſſante Abhandlung von dieſem beruͤhmten und vortreflichen Mineralogen zu erwarten haben. Auch fuͤr die Erſcheinung des Schwefelkieſes im Baſalte hole ich hier noch eine Autoritaͤt nach, die ich bisher uͤberſehen habe. S. Herrn v. Charpentiers Beobachtungen uͤber den Huthberg bei Herrnhuth in der Miner. Geographie S. 30. In dem zweiten, an wichtigen Beobachtungen nicht minder reichen Theile S. 306 giebt mir H. v. B. Schuld: daß ich ihm den vulkaniſchen Staar uͤber ſeine Sublimationshypotheſe habe ſtechen wollen. Die Worte, welche ſich in meiner Schrift auf dieſe Hypotheſe beziehen, lauten alſo: „Die Naͤhe in welcher ſich die Zweibruͤckiſchen Queckſilberminen mit den Baſalten befanden, zog die Aufmerkſamkeit eines gelehrten und ſcharfſinnigen Mineralogen auf ſich. Herr v. Beroldingen erklaͤrte die mercurialiſchen Erze dieſer Gegend fuͤr Sublimate des vulkan. Feuers. Ich muß geſtehen, daß ob ich gleich ſelbſt einen großen Theil dieſes merkwuͤrdigen Gebirges ſahe, der Augenſchein mich doch nicht von jenen vulkaniſchen Wirkungen uͤberzeugen konnte, weil ich den Grundſatz dieſer Hypotheſe, die ehemalige Fluͤſſigkeit der Baſalte fuͤr noch immer nicht hinlaͤnglich erwieſen hielt, doch bin ich nicht unbeſcheiden genug, um dieſe Aeußerung fuͤr mehr, als einen ſchwachen Zweifel auszugeben.“ H. v. B. verſichert, daß ich in dieſer Stelle ſelbſt geſtuͤnde, unbeſcheiden zu ſein, ja allenfalls noch unbeſcheidner ſein zu koͤnnen, daß ich ihm die Meinung von der Fluͤſſigkeit der Baſalte aufbuͤrde, an die er nie gedacht, ja in Hr. Crells chem. Beitraͤgen II. S. 131 ſelbſt beſtritten habe u. ſ. f. Dieſe Vorwuͤrfe ſcheinen mir in einem bloßen Misverſtaͤndniſſe gegruͤndet zu ſeyn, da Hr. v. B. und ich verſchiedene Ideen mit dem Worte Baſalt verknuͤpfen (wie ich auch aus Th. 1. S. 291 erſehe, wo ich Baſalt und Schlacke verwechſelt haben ſoll.) Ich war ſelbſt damals, als ich jene kleine, jugendliche Arbeit herausgab, weit davon entfernt, die verſchiedenen Theorien uͤber die Entſtehung des Baſalts mit einander zu vermengen, und ich bezog mich (S. 18 meiner Miner. Beobacht.) nicht auf H. v. Beroldingens Meinung von der Entſtehung desjenigen Foſſils, das er ausſchließlich Baſalt nennt, ſondern auf die poroͤſen Geſteinarten, die er (wie ich aus ſeinem Buche und aus den, mit Feuerflammen bezeichneten, Bergen auf ſeiner Petrographiſchen Karte ſchloß) fuͤr wirkliche Laven erklaͤrte, welche ich aber der Baſaltformazion beizaͤhle. Ob ich durch jenen Ausdruck „ich bin nicht unbeſcheiden genug u. ſ. f.“ das Geſtaͤndniß einer ſchon begangenen Unbeſcheidenheit abgelegt habe, iſt eine grammatiſche Frage, die ich gern unbeantwortet laſſe. Sonderbar indeß genug, daß ich wegen einer Wendung getadelt werde, durch die ich dem Vorwurfe, ich wolle den H. v. B. zurechtweiſen, oder durch die bloſe Aeußerung meines Zweifels eine ganze Theorie widerlegen, voͤllig entgehen zu koͤnnen glaubte! Ich wuͤrde dieſer kleinen Umſtaͤnde nicht einmal erwaͤhnen, wenn ich nicht fuͤr den großen Theil des mineralogiſchen Publikums (welcher meine Schrift nicht geleſen hat) unangenehme Misverſtaͤndniſſe zu vermeiden wuͤnſchte. Denn der Ausdruck des „Staarſtechens“ laͤßt meiner Seits ein Benehmen ahnden, deſſen ich mir unbewußt bin, und welches ich mir, nach meinen Ideen von Sittlichkeit, nie erlauben werde. F. A. v. Humboldt.