Die Zweifel, welche man vor einigen Jahren im Süden gegen die Sexualität der Pflanzen erregte, werden jezt mit ſtarken Gründen in Schottland erneuert. Mr. Rutherfort, Profeſſor der Botanik zu Edinburgh glaubt durch ſorgfältige Verſuche erwieſen zu haben, daß Saponaria dioïca Willd., (beym Linné, Lychn. dioïca) auch ohne antheren reifen, keimenden Saamen trägt. Zu einer Zeit, wo der unſterbliche Hedwig männliche und weibliche Zeugungstheile in ſo vielen Cryptogamiſten entdeckt hat, muß dieſe Behauptung über die Phainoſtæmonen ſonderbar ſcheinen. Daß man ſie nur durch Gegenverſuche, nicht aber durch ſogenannte Schlüſſe a priori (die ſich der D. Edward Smith gegen den Abt Spallanzani erlaubt) widerlegen könne, davor warnt ſchon Linné in ſeiner meiſterhaften Abhandlung de Sexu plantarum. Unſere allgemeinen phyſiologiſchen Geſetze beruhen auf unvollſtändigen Inductionen, auf analogiſchen Schlüſſen. Erfahrungen wie Linné an der Clutia pulchella, Gleditſch an den Palmen und Köhlreuter an der Nicotiana und Malua machte, ſind ſeitdem Sir Thomas Millington in Oxford und Vaillant in Paris die animaliſche und vegetabiliſche Generation verglichen, kaum an zwey Duzend verſchiedenen Speciebus angeſtellt. London, Jun. 1790. H — t. Der D. James Edward Smith, Mitglied der kön. Acad. zu London, der ſich durch ſeine Beobachtungen über die Pflanzen des ſüdlichen Europa, noch mehr aber durch ſeine Benutzung des Linnæiſchen Herbarium um die Botanik verdient gemacht hat, kündigt ein neues Werk an unter dem Titel: Icones pictæ plantarum rariorum und Coloured Figures of rare Plants. Die Pflanzen ſollen nach der Natur gemahlt, von Mr. Sowerby geſtochen und unter deſſen Aufſicht illuminirt werden. Jeder Faſciculus zu ſechs Platten in Folio auf vellum paper koſtet 12 Schilling engl. Die Beſchreibungen werden lateiniſch und engliſch beſonders herausgegeben. Die ſcharfſinnigen Verſuche, welche Hr. D. Girtanner über die Reizbarkeit organiſcher Weſen zu Edinburgh anſtellte und der königl. Societät daſelbſt vorlegte, ſind für die Phythologie nicht weniger wichtig, als für die Zootomie. Die ſichere Hofnung, die wir haben eine neue Phyſiologie der Pflanzen aus der Feder dieſes philoſophiſchen Naturforſchers zu erhalten, iſt um ſo angenehmer, da dieſer merkwürdige und unterhaltende Theil der Botanik noch ſo wenig bearbeitet iſt. Die wunderſame Rettung des Lieutenant William Bligh, der in einem offenen, 23 Fuß langen Boote von Tofoa bis Timor, 1200 leagues weit, ſeegelte — iſt in mehreren Blättern bereits angezeigt. Die Narrative of the mutiny on board his Majeſty’s Ship Bounty, welche hier ſo eben erſcheint, giebt eine ausführliche Nachricht davon, aus der folgendes den deutſchen Botanikern nicht unintereſſant ſeyn kann. — Die Bounty wurde ausgeſchickt um Brodbäume in der Südſee zu ſammeln und ſie nach Weſtindien zu bringen. Nie ſchien eine wohlthätige Abſicht glücklicher erfüllt zu werden als dieſe. Mr. Bligh, als er am 4ten April 1789. von Otaheite abſeegelte, hatte 1015 Brodbäume, die er mit dem Botaniſten David Nelſon in 23 Wochen geſammlet, am Borde. Die meiſten davon waren blühend und verſprachen die ſicherſte Erhaltung — Nur die gleich darauf ausbrechende Empörung konnte dieſe ſüßen Hoffnungen zerſtöhren. Das Schif mit allen ſeinen Schätzen gieng für England verloren. Der Botaniſt David Nelſon erreichte im offenen Boote die Inſel Timor, aber ein inflammatoriſches Fieber koſtete ihm wenige Tage nach ſeiner Rettung das Leben. Er ſtarb den 20ten Jul. 1789, da er den Lohn für ſo viele erduldete Leiden zu erndten hofte. Er hatte vor dieſer mislungenen Expedition die Reiſe um die Welt auf die ihn Sir Joſeph Banks ausſchickte, mitgemacht. Eifer für die Erfüllung ſeiner Pflichten, Standhaftigkeit in Gefahren und jegliche Tugend des geſelligen Lebens ſchmückten ſeinen Character und laſſen ſeinen Verluſt tiefer empfinden — Sein Leichnam wurde am 21 Jul. hinter der Capelle zu Cupang beerdigt. Der Holländiſche Gouverneur und die ganze engliſche Mannſchaft folgten der Beſtattung. Ein Leichenſtein für Nelſons Grab war nicht zu finden. — Wenn auch der Ort vergeſſen iſt, wo die heilige Aſche des Märtyrer’s ruht, ſo haben ſie ein bleibendes Denkmal doch in dem Mitgefühle der Edlen! London, Jun. 1790. H — t.